Liebe Leser*innen,
in dieser Ausgabe erwartet Sie ein spannendes Thema: Menschen mit mehrfachen Beeinträchtigungen.
Als ich von dem Thema erfuhr, machte ich zugleich eine zugegebenermaßen etwas längere Zeitreise in mein Studium zurück, denn ich hatte "damals" Blinden- und "Geistigbehindertenpädagogik" (so hieß es 1988) in Dortmund studiert, und es wurde viel über die Beschulung von Menschen mit Mehrfachbehinderungen und deren Perspektiven diskutiert. Gar nicht so lange vorher war dies erst zu einer Selbstverständlichkeit geworden - etwas, was ich heute und auch künftig niemals mehr missen möchte.
Für den Personenkreis gibt es bis heute keinen allgemeingültigen Begriff; so gibt es unterschiedliche Definitionen, Annahmen und Theorien. Es sind die Bezeichnungen "Komplexe Behinderung" oder "Sehen Plus" im Umlauf, die Menschen mit geistigen und weiteren Beeinträchtigungen beschreiben, und im Unterschied dazu "Menschen mit mehreren Beeinträchtigungen", wie z.B. im Bereich Taubblindheit.
Damals wie heute werden Menschen mit mehrfachen Beeinträchtigungen oft nicht mitgedacht: in der Politik, in der Gesellschaft und auch in der Behindertenhilfe. Ihnen ist gemeinsam, dass sie aus vielen Bereichen des gesellschaftlichen Lebens ausgeschlossen sind.
Eigentlich sollte es eine Selbstverständlichkeit sein, alle mitzudenken, aber es muss auch heute noch immens eingefordert und benannt werden, was mit dieser Ausgabe, die Sie gerade lesen/hören, in aller Deutlichkeit unternommen werden soll.
An der blista ist das Thema mehrfach präsent:
Mit unserer Frühförderung, wie auch mit unserem Überregionalen Beratungs- und Förderzentrum, unterstützen wir auch (Kleinst-)Kinder mit mehrfachen sowie komplexen Beeinträchtigungen (siehe Beitrag von Sigrun Hartmann in dieser Ausgabe).
Seit neuestem gibt es auch an der blista die Hessische Beratungsstelle für Menschen mit Hörsehbehinderung und Taubblindheit (hierzu der Beitrag von Amélie Schneider).
Gerade letzteres ist ein sehr gutes Zeichen dafür, dass die Politik hier einmal sehr gut zugehört und reagiert hat - dank eines gemeinsamen Wirkens und Erzeugens von Aufmerksamkeit.
Daher auch Ihnen unser Dank, verbunden mit der Bitte: Lassen Sie uns daran weiterarbeiten.
Herzliche Grüße und eine anregende Lektüre wünscht
Ihr
Patrick Temmesfeld
(Vorstandsvorsitzender der blista)