Vom 03.-05.05.2024 fand in Stuttgart das 5. Louis Braille Festival statt - genau 100 Jahre nach dem ersten Deutschen Blindenwohlfahrtskongress am selben Ort (siehe meinen Beitrag in horus 1/2024 über 100 Jahre Braille-Ausgabe unserer Zeitschrift).

Am Samstag, dem 4. Mai, gab es im Stadtzentrum von Stuttgart auf dem "Markt der Begegnungen" viele Stände von Organisationen, allen voran die des Deutschen Blinden- und Sehbehindertenverbandes (DBSV) mit seinen Landesvereinen.

Wie die meisten Vereine hatte auch der DVBS seinen Stand in der Reithalle hinter dem Maritim Hotel, in dem viele Festivalgäste untergebracht waren. Zu unserer Standbesetzung gehörten Leonore Dreves und Werner Wörder vom DVBS-Vorstand, Norbert Bongartz, der DVBS-Geschäftsführer Elias Knell sowie der Berichterstatter.

Wir waren mit großem Gepäck angereist. Außer Blindenschriftsystemen aus verschiedenen Ländern, die nur wenig Anklang fanden, brachten wir z. B. unsere Flyer ("Selbsthilfe lohnt sich!") mit. Das Publikum interessierte sich sehr für die im Projekt "agnes@work" entwickelten QuickGuides zur barrierefreien Gestaltung von Word- und PowerPoint-Dokumenten sowie die DVBS-Handreichung zu barrierefreiem PDF. Ein echter Publikumsmagnet war aber ein im Berufsförderungswerk Würzburg (BFW) ausgedruckter, 20-seitiger Würfel, der mit Braille-Buchstaben von a bis t gekennzeichnet ist.

Diesen Würfel, den wir unserem im BFW Würzburg neu gewonnenen Mitglied Michael Merdes verdankten, nutzten wir für ein amüsantes Ratespiel. Leonore Dreves und Werner Wörder hatten sich zwanzig Fragen rund um Louis Braille und die von ihm erfundene Blindenschrift ausgedacht. Dabei wurde jede Frage einem Buchstaben zugeordnet. Alle Teilnehmenden durften zweimal würfeln und hatten die dem Wurf zugeordnete Frage zu beantworten. Zu gewinnen waren Süßigkeiten und USB-Sticks. Es waren unterschiedlich schwierige Fragen dabei, zum Beispiel:

  • "Welche Produkte müssen in Deutschland in Braille gekennzeichnet werden?"
  • "Wie heißen die beiden Varianten der Braille-Schreibmaschine?"

Na, kennen Sie die Antworten? Bestimmt. Aber wie sieht es hiermit aus:

  • "Wer erhielt 1901 ein Patent auf seine Punktschrift-Schreibmaschine?"
  • "Welcher Alltagsgegenstand wird in Japan mit Braille beschriftet?"

Das ist schon schwieriger zu beantworten, nicht wahr? Deshalb jetzt die Auflösung:

  • 1901 erhielt Oskar Picht aus Berlin das Patent.
  • Der japanische Alltagsgegenstand aus dem Jahr 2004 war eine Getränkedose.

Für das Team am Stand und noch mehr für das Publikum war dieses Ratespiel sehr lustig und unterhaltsam.

Über den Spiel- und Spaßfaktor hinaus haben wir aber auch unsere Schwerpunkte Beruf, Bildung, Alltag und das breit gefächerte Beratungsangebot auf beruflicher wie rechtlicher Ebene für die Mitglieder in den Vordergrund der Gespräche gestellt. Viele zeigten sich sehr interessiert, und so ist es uns gelungen, zwölf potenzielle neue Mitglieder zu gewinnen. Dabei fiel auf, dass das Antragsformular sehr schwierig auszufüllen ist. Nicht zuletzt, um Neumitgliedern einen barrierefreien Zugang zum DVBS zu ermöglichen, wird es überarbeitet werden, darum kümmert sich der Vorstand.

Der Mix aus Unterhaltung und Information, aber auch die Gewinnung neuer Mitglieder und der große Besucherandrang haben uns gezeigt, dass sich der Tag am Stand sehr gelohnt hat. Für mich war es das erste Mal, dass ich einen DVBS-Stand mitbetreut habe, und ich möchte zum Schluss auch Mitglieder anderer Leitungsteams zur Mitarbeit ermutigen, beispielsweise bei jährlich wiederkehrenden Ereignissen wie der SightCity oder dem Sehbehindertentag. Das Engagement für die gemeinsame Sache wird dadurch belohnt, dass wir neue Mitglieder für den DVBS gewinnen können.

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