horus 4/2021
Schwerpunktthema: "Kochen und Ernährung"
Titelbild: Foto links: Eine blinde Frau bereitet sich eine Gemüsepfanne zu, sie lächelt. Foto: Hemmatian. Foto rechts: Ein LPF-Schüler prüft mit Unterstützung seines Lehrers, ob der Kirschkuchen im Backofen fertig ist. Foto: blista
Inhalt
- Vorangestellt
- Aus der Redaktion
- Schwerpunkt: "Kochen und Ernährung"
- M. Heim: RealBlind - Mein Restaurant und ich
- R. Narjes: Kochen schafft Glück und Selbstbewusstsein
- S. Kuhlmann: Erinnerungshäppchen
- V. Spasojevic: "Das Backen war mein persönliches Highlight" - Erfahrungen im Bereich Nahrungsmittel und Kochen im LPF-Unterricht
- S. Gaul-Rafflenbeul: Verborgene Leidenshcaften wecken - Wie es gelingen kann, Kochangst zu überwinden und Freude am Kochen und Backen zu vermitteln
- I. Brawata: Vielfalt im Eintopf
- Th. Büchner: "Wir bilden hier keine Sterneköche aus." - Interview mit Christian Gerhold
- Beruf, Bildung und Wissenschaft
- Recht
- Barrierefreiheit und Mobilität
- Berichte und Schilderungen
- Aus der Arbeit des DVBS
- Aus der blista
- Bücher
- Panorama
- Thomas Köck gewinnt mit "ATLAS" den Hörspielpreis der Kriegsblinden - Preis für Radiokunst 2021
- DeBeSS: Sehbehinderte, blinde und sehende Menschen gestalten gemeinsam Kirche
- BSBH: Taubblindengeld und Gehörlosengeld in Hessen
- REHADAT: Erklärvideo - Der Grad der Behinderung (GdB)
- BSVH: Bei Anruf Kultur
- DBSV: Blind durch die Republik reisen mit der Meta-App
- Leserbriefe
- Kleinanzeigen
- Impressum
- Anzeigen
Vorangestellt
Liebe Leserinnen und Leser,
es gibt nicht viel Schöneres, als im Kreise der Familie oder guter Freunde gemeinsam den Abend bei einem guten Essen zu verbringen. Und wenn man gemeinsam gekocht hat, dann ist der Spaß noch viel größer.
Essen ist ein Kulturgut. Die Spätzle gehören in den Süden und das Labskaus in den Norden. Und wenn wir schon nicht reisen dürfen, dann ist ein kulinarischer Ausflug nach Italien oder Thailand ganz einfach.
Spaß und Freude zu haben, selbständig in der Küche zu experimentieren, Rezepte auszuprobieren und Mahlzeiten zuzubereiten, sollte zum Alltag gehören. Natürlich auch für Menschen mit Blindheit oder Sehbehinderung. Daher legen wir seit vielen Jahrzehnten großen Wert darauf, dass die Schülerinnen und Schüler der blista lernen, souverän mit Herd, Pfanne und Backofen zu hantieren. Denn: selbstgekocht schmeckt es immer am besten.
Aber, es gilt nicht nur Rezepte auszutauschen, sondern auch die Folgen unserer Ernährungsgewohnheiten bewusst in den Blick zu nehmen. Die Rodung der Urwälder, die Überfischung der Weltmeere, Rückstände von Pestiziden oder Massentierhaltung, diese und andere Themen müssen wir verantwortungsvoll im Sinne der Erhaltung unserer natürlichen Ressourcen diskutieren.
Es ist also an der Zeit, dass der horus sich mit dem Thema Kochen und Ernährung beschäftigt.
Zum Inhalt
In zwei Beiträgen berichten Christian Gerhold und Sophie Gaul-Rafflenbeul davon, was im Unterricht von "Lebenspraktischen Fähigkeiten" (LPF) so passiert. Einen Erfahrungsbericht über seinen LPF-Unterricht schildert uns Vladimir Spasojewic, und Dr. Michael Richter geht in seinem Beitrag der Frage nach, wie die Chancen auf Kostenübernahme in Sachen LPF aussehen. Rasmus Narjes und Isabella Brawata erzählen von ihren Kocherfahrungen und machen Mut, es einfach selbst mal auszuprobieren.
Ich wünsche Ihnen eine erkenntnisreiche Lektüre und eine angenehme Zeit, auch kulinarisch!
Herzliche Grüße
Ihr
Claus Duncker
(Direktor der blista)
Bild: Claus Duncker lächelt. Er hat kurze, graue Haare und trägt eine randlose Brille. Foto: Bruno Axhausen
Aus der Redaktion
Guten Muts
Gegen Jahresende, in Momenten, in denen wir uns für eine Atempause Zeit nehmen, wird deutlich, wie viel in den vergangenen Monaten passiert ist, aber auch, was noch vor uns liegt. Auch in der horus-Redaktion war dieses Jahr recht viel los: Uwe Boysen verabschiedete sich am Jahresanfang mit einer außergewöhnlichen horus-Ausgabe 1/2021, in der Promis darüber erzählten, wie sie blinde und sehbehinderte Menschen sehen. Ausgabe 2 des horus bot mit dem Schwerpunkt "Kinder, Kinder" im Mai ein neues Layout, das vor allem sehbehinderten Leserinnen und Lesern zugutekommt. In Ausgabe 3/2021 ging es in der Herbstausgabe zum einen inhaltlich einmal mehr um die Mühen und Erfolgserlebnisse, die politisches Engagement mit sich bringt, zum anderen hat unsere langjährige horus-Redakteurin Mirien Carvalho Rodrigues die Redaktion verlassen. Nun liegt die vierte horus-Ausgabe vor, bei der zwar in der horus-Redaktion noch alles beim Alten blieb - aber vielleicht nicht in Ihrer Küche, wenn Sie in unserer Rubrik "Schwerpunkt" lesen, wie viel Freude Selberkochen und die Annäherung an Lieblingsrezepte mit sich bringen. In einem Jahr, in dem die Corona-Pandemie immer noch nicht zu Ende ist, darf ruhig auf Vergangenes zurückgeblickt werden, das bewältigt und gut gelungen ist - lassen Sie sich also guten Mutes das schmecken, was Ihnen die Küche bietet, und genießen Sie die Lektüre.
Was wird die Zukunft bringen? Wenn jedes gute Rezept ein kleines Geheimnis hat, das nicht so schnell verraten wird, dann nehmen wir uns daran ein Beispiel und verraten heute noch nicht, welche Schwerpunktthemen wir für 2022 für Sie vorbereiten. Und wenn Sie lesen möchten, wer 2022 unser Redaktionsteam bereichert, dann seien Sie gespannt auf das nächste Jahr und die neue horus-Ausgabe, die am 7. März erscheinen wird.
Wir freuen uns auf Ihr Feedback zu dieser und den kommenden Ausgaben und sind für Sie erreichbar unter Diese E-Mail-Adresse ist vor Spambots geschützt! Zur Anzeige muss JavaScript eingeschaltet sein!, Telefon 06421 94888-24. Die horus-Redaktion wünscht Ihnen eine friedvolle Weihnachtszeit, einen schönen Jahreswechsel und alles Gute im neuen Jahr.
Schwerpunkt: "Kochen und Ernährung"
RealBlind - Mein Restaurant und ich
Von Marcel Heim
Vor ca. 16 Jahren erblindete ich durch LHON (Lebersche Hereditäre Optikus-Neuropathie). Innerhalb von vier bis fünf Monaten verschlechterte sich mein Sehen bis zur Blindheit. Was ich noch wahrnehmen kann, ist nicht mehr messbar, ich erkenne nur noch etwas Hell-Dunkel am äußersten Augenrand.
Meine Ausbildung zum Koch absolvierte ich noch vorher als "Sehender". Wenige Monate nach der Prüfung gab es dann allerdings schon die ersten Probleme mit den Augen. Ich ließ mich selbst während dieser schwierigen Zeit nicht unterkriegen und arbeitete noch ein dreiviertel Jahr in einer Großküche als stellvertretender Küchenchef. Das hat mir auch sehr viel gegeben. Trotzdem war dies auch eine sehr schlimme und anstrengende Zeit für mich, da ich eigentlich mein Leben mit meinem Traumberuf in der Küche für mindestens zehn Jahre im Voraus geplant hatte. Ich hatte bereits festgelegt, wann ich wo auf der Welt arbeiten würde. Dass mein Leben nun aber nicht mehr weitergehen konnte, wie ich es mir vorgestellt hatte, hat mich doch ganz schön beschäftigt.
Nach einer Umschulung in Würzburg zum Fachinformatiker für Anwendungsentwicklung kam ich jedoch irgendwann über die Begegnung mit dem Dialogmuseum Frankfurt dazu, mich selbstständig zu machen. Heute leite ich das RealBlind, ein Event-Restaurant im Dunkeln, in welchem ich selbstverständlich auch die Küche leite.
Der einzige Unterschied zu einer herkömmlichen, professionellen Küche ist, dass ich mit meiner Assistentin gemeinsam einkaufen gehen muss. Da ich beim Einkaufen dabei bin und danach die Waren in der Küche selbst einräume, weiß ich immer genau, wo ich welchen Artikel suchen muss. Zumindest meistens!
Zum Schneiden und Kochen verwende ich keine besonderen Hilfsmittel, außer eine sprechende Küchenwaage. Ich benutze nach wie vor meine scharfen Profimesser.
Viele fragen sich, wie ich die Speisen blind würzen kann. Das ist aber überhaupt kein Problem. Denn auch die Gewürze stehen an einem festen Standort, und vor dem Würzen rieche ich einfach nochmal daran, um sicherzugehen, dass es sich auch um das richtige Gewürz handelt. Dies tue ich jedoch nicht aufgrund der Blindheit, sondern weil ich es so gelernt habe. Denn in jeder Profiküche stehen die Standardgewürze immer an derselben Stelle, so dass man sie mit einem Handgriff finden kann.
Kochen ist blind keine Kunst, erst recht nicht, wenn man es gelernt und das Gespür dafür entwickelt hat. Es besteht, wie bei "Sehenden", aus ganz normalen Abläufen logischer Natur.
Was ich allerdings nicht mehr so gut kann, ist das Parieren des Fleisches. Hierfür benötige ich mehr Zeit und habe oftmals mehr Abfälle durch das Abschneiden, die man ja aber auch noch anderweitig gut verwenden kann.
An einem Event-Tag - in der Regel gibt es drei bis fünf pro Woche - unterstützt mich eine zusätzliche Küchenhilfe bei ein paar Kleinigkeiten. Allerdings nicht, weil ich diese nicht mehr selbst erledigen kann, sondern weil ich als Inhaber des Restaurants noch andere Aufgaben habe. Hauptaufgabe der Küchenhilfe ist an solch einem Abend außerdem, die Speisen auf den Tellern anzurichten, da ich währenddessen im Restaurant die Gäste mit Getränken versorge und gerne Fragen zum Thema Blindheit oder Dunkelheit beantworte.
Mein Erfolgsrezept: Man darf sich niemals hängen lassen und muss an seine Träume glauben. Nur so konnte ich mir meinen Traum eines eigenen Restaurants erfüllen - trotz meines Handicaps.
Zum Autor
Der 36-Jährige Marcel Heim bietet in seinem Gernsheimer Event-Restaurant neben Dinner und Verkostungen im Dunkeln sowie einem Lieferservice für Brötchen und Burger auch Workshops rund um das Thema Blindheit an. Außerdem können sich Laiengruppen von ihm, der in seiner Freizeit leidenschaftlich gern Blindenfußball spielt, an die Sportart heranführen lassen, so dass einem Abschlussspiel nichts mehr im Wege steht und die Kommunikationsstärke und Vertrauensfähigkeit als Spielerin oder Spieler dieses Sports am eigenen Leib erfahrbar werden.
Weitere Informationen siehe https://realblind.jimdofree.com/,
Kontakt: Diese E-Mail-Adresse ist vor Spambots geschützt! Zur Anzeige muss JavaScript eingeschaltet sein!
Bild: Logo des Restaurants "RealBlind - Event Restaurant im Dunkeln und mehr". Auf einem dunkelblauen Hintergrund schweben leuchtende, helle Pünktchen. Mittig blickt in einem größeren, hellen Kreis ein Auge mit blauer Pupille aus dem Bild, darunter steht das Wort "RealBlind".
Kochen schafft Glück und Selbstbewusstsein!
Von Rasmus Narjes
Als ich 2019 in der großen Stadt Hamburg zu studieren begann und in ein Studentenwohnheim zog, hatte ich zunächst gar nicht bedacht, wie ich wohl mein Essen zubereiten sollte. Bis zu meinem Auszug war ich natürlich immer von meinen Eltern bekocht worden und musste mir darüber gar keine Gedanken machen. Doch nun hatte ich große Freiheiten - für den Anfang wohl zu große! In der ersten Woche gab es fast ausschließlich Kantinenessen, Burger, Pommes oder Pizza beim nächsten Italiener. Am Ende der Woche platzte ich, hatte richtig Lust auf gesundes Essen, so wie ich es auch zu Hause gewohnt war. Außerdem merkte ich, wie gestresst ich das Essen in der Kantine zu mir nahm und dass mein Budget durch das ständige Essengehen sehr stark aufgebraucht wurde. So schwor ich mir: Du musst selbst kochen!
Aber wie kann man kochen lernen, wenn man vorher nie gekocht hat, dazu noch vollblind ist und seine Finger zum Schreiben und Lesen braucht? Und was ist, wenn Lebensmittel schlecht werden? Man probiert einfach aus und legt los - und macht Nase, Mund und Ohren auf!
Zunächst versuchte ich, mir kleine Gerichte zu kochen: Es begann mit Rührei, oder ich wärmte mir Gemüse und Saucen in der Mikrowelle auf. Nach und nach sammelte ich immer mehr Erfahrung: Zunächst entdeckte ich eine Kanne, die es mir ermöglichte, Nudeln und Reis in der Mikrowelle zu kochen. Natürlich kochte ich sie mal zu kurz oder zu lange, aber dann passte ich die Zeit beim nächsten Mal einfach an. Danach setzte ich auch die Bratpfanne ein: Geschnetzeltes, Leberkäse oder Frikadellen bereitete ich in der Pfanne zu. Zwar kamen die Frikadellen häufig zerbrochen aus der Pfanne - aber am Ende wird sowieso alles zerkaut. Mit einem Finger fühlte ich ganz vorsichtig den Garzustand - und zog ihn bei starker Hitze immer ganz schnell weg. Naja, ab und an habe ich den Herd schon mal eingesaut, aber das gehört auch dazu. Und irgendwann hatte ich auch Appetit auf Sachen aus dem Ofen, wie Kroketten oder Fischstäbchen, da legte ich mir übergroße Schutzhandschuhe zu, so ging auch das. Und ich probierte aus, kochte dann auch Kartoffeln im Topf und wurde immer mutiger. Auch das Schneiden macht mir unheimlichen Spaß: Da ist ein scharfes Messer sogar ungefährlicher als ein stumpfes, wo man leicht abrutschen kann. Ich genieße die Freiheit, mir das kochen zu können, was ich möchte!
Wie macht kochen Spaß?
Aus meiner Sicht sollte man entspannt beim Kochen sein und die Gedanken baumeln lassen. Kochen lenkt mich immer vom Stress des Alltags ab und ist die pure Vorfreude auf ein leckeres, dazu frisches und günstiges Essen. Toll ist die Freiheit, sich aussuchen zu können, was man isst. Dabei ist es am besten, man kocht nicht verkrampft nach irgendeinem Rezept irgendwelche ausgefallenen Menüs, sondern man kauft einfach die wichtigsten Grundnahrungsmittel und stellt diese dann mit ein paar Gewürzen gut zusammen.
Wichtig ist eine gewisse Strukturierung der Arbeitsfläche, damit man weiß, wo was steht, welcher Herd an ist und wo das Messer liegt. Außerdem sollte man keinen Zeitdruck haben. Natürlich ist es sehr schön, mit anderen zusammen zu kochen und anderen eine Freude mit leckerem Essen zu machen - oder auch mal einen verstörten Blick bei einer versalzenen Suppe oder beim verbrannten Kuchen zu bekommen! Insgesamt gesehen habe ich durch das Kochen im Wohnheim eine tolle Gemeinschaft gefunden: Wir backen zusammen Pizza oder machen zusammen Wraps und essen dann gemeinsam, das schafft Gemeinschaft, neue Erfahrungen und Gelegenheit für viele schöne Gespräche.
Selbstbewusstsein durch Kochen!
Wenn man beim Zubereiten des Essens neue Dinge ausprobiert und diese Zubereitung gut gelingt, steigt natürlich das Selbstbewusstsein. Ich hatte zum Beispiel zunächst fürchterliche Angst vor dem Kochen mit der Bratpfanne, hatte aber so eine große Lust auf Bratkartoffeln oder Bratwurst, dass ich es irgendwann ausprobiert habe. Nun habe ich großen Spaß daran und es ist auch recht ungefährlich. Auch mit scharfen Messern umzugehen, war zunächst nicht so meins. Aber nach und nach merkte ich dank einer guten Technik, dass da nicht so viel passieren kann - ich habe mich noch nie ernsthaft geschnitten oder verbrannt! Der heiße Backofen war für mich zunächst eine Zone der Angst, bis ich mir die großen Küchenhandschuhe zugelegt habe - jetzt klappt auch Backen und Schmoren im Ofen ganz gut.
Sich etwas zu trauen und neue Dinge auszuprobieren, ist besonders als Seheingeschränkter wichtig, um gut durchs Leben zu kommen. Dass da auch mal etwas schief geht, ist gar keine Frage. Letzten Freitag sind bei mir die Kartoffeln übergekocht und der Herd war total eingebrannt. Aber dann macht man eben sauber und ist fürs nächste Mal schlauer.
Insgesamt macht es einfach Spaß, nach eigenen Wünschen, frei, gesund, lecker und dazu noch günstig zu essen. Und die bekochten Freunde oder Mitbewohner durch eine leckere Mahlzeit manchmal ein wenig zu beeindrucken - oder zu schockieren -, ist ein tolles Gefühl - und macht Lust darauf, mehr auszuprobieren!
Zum Autor
Rasmus Narjes, Jahrgang 2000, studiert Rechtswissenschaften. Er ist Blindenfußball-Nationalspieler des FC St. Pauli Blindenfußball und gehört zum Team Deutschland Paralympics. In seiner Freizeit spielt er außerdem Orgel.
Bild oben: Rasmus Narjes schneidet in der Küche Zwiebeln. Der große, schlanke Mann mit kurzen dunklen Haaren trägt Jeans und ein dunkles T-Shirt und lächelt.
Bild unten: Ein scharfes Küchenmesser rutscht seltener ab: Detailansicht auf Finger und Hände, die ein kleines schwarzes Küchenmesser halten und auf einem gelben Schneidebrett eine Zwiebel in Scheiben schneiden. Beide Fotos: privat
Erinnerungshäppchen
von Simon Kuhlmann
Der Schock
Ich half meiner Mutter beim Kochen. Zumindest bezeichnete ich es so, aber wie soll ich ihr als sehr kleiner und noch dazu blinder Junge schon geholfen haben? Ich erinnere mich jedenfalls, in einem Topf gerührt zu haben. Dann war das Essen fertig und Mama fütterte mich. Es gab Reis mit Gulasch und zum Nachtisch Pudding. Doch was war das? Zwischen all den Löffeln mit süßem Pudding schob sie mir völlig überraschend noch mal eine Ladung Reis in den Mund!
Der Schokoladenbreimann
Als Kleinkind bekam ich abends oft Schokoladenbrei; so oft, dass ich bis heute an Brei denke, wenn ich das Wort Abendessen höre. Es wurde allerdings noch eine andere Verknüpfung sehr früh in meinem Gehirn angelegt. Die rührte daher, dass mein Vater mich häufig nicht am Esstisch fütterte, sondern auf dem Sofa, während er sich die ZDF-heute-Sendung im Fernsehen ansah. Daher verband ich Schokoladenbrei bald mit der Stimme des Nachrichtensprechers. Sein Name: Otto Diepholz. Es gab übrigens auch eine Schokoladenbreifrau. Ihren Namen wusste ich nicht mehr, aber nach dem Überfliegen eines Wikipedia-Artikels bin ich mir ziemlich sicher, dass es Ulrike von Möllendorff gewesen sein muss.
Blumenkohlcremesuppe
Sonntags gingen wir bisweilen in das damals noch existierende Restaurant unseres Dorfes. Einmal aß ich dort Blumenkohlcremesuppe. Ich mochte keinen Blumenkohl, doch erkältet wie ich war, schmeckte ich ihn nicht. Das fand ich faszinierend.
S Znüni
Ich habe diese Überschrift nur gewählt, weil ich das Wort so toll finde. Znüni bezeichnet im Schweizerdeutschen das zweite Frühstück / das Pausenbrot und sagt nichts anderes aus, als dass man es gegen neun Uhr einnimmt. Es gibt auch das Zvieri. Dabei handelt es sich um den Nachmittagskaffee. Mein Znüni, welches ich natürlich nicht so nannte, bestand im Kindergarten meist aus Leicht&Cross oder Knusperleicht entweder mit Schokolade (Nutella) oder Schokoplättchen (Eszet-Schnitten). Eines Tages fand ich in meinem Znüniböxli allerdings etwas anderes vor und wusste sofort: Das war das Käsebrot für meinen Vater. Obwohl ich Käse nicht mochte, aß ich Papas Frühstück ohne zu murren und es schmeckte sogar einigermaßen. Trotzdem konnte ich mich bis heute nie wirklich mit Käse anfreunden.
Die BiFi
Als ich in die Vorschule der Dürener Blindenschule ging, nahm ich gerne eine BiFi mit, diese Minisalami in der Plastikpelle, die man wie die Vorhaut zurückschieben muss. Das mag die eine oder der andere jetzt unappetitlich finden, aber genauso dachte der sechsjährige Simon. Einmal hatte Mama vergessen, mir die BiFi einzupacken. Ich fing an zu heulen und ließ mich gar nicht mehr beruhigen. Ich musste meine BiFi haben! In meiner Erinnerung ging die Geschichte so aus, dass man schließlich ein Taxi rief, mit dem die begehrte Wurst von zu Hause oder sonst woher beschafft wurde, doch je mehr ich darüber nachdenke, desto weniger glaube ich, dass es wirklich so war.
Joghurt (1)
"Mein Joghurt ist ausgelaufen!" Nachdem ich diesen verzweifelten Satz als Eingangsklässler öfter in der Tagesgruppe gehört hatte, ging ich dazu über, von Zeit zu Zeit "Meine Wurst ist ausgelaufen!" zu rufen.
Joghurt (2)
Ich aß sehr gerne Mangojoghurt. Eines Tages brachte meine Mutter eine Mango vom Einkaufen mit nach Hause. Ich biss hinein und war enttäuscht: Die schmeckte ja überhaupt nicht nach Mango!
Crying in the Kitchen
Die Lehrerin hatte uns erzählt, dass einem beim Zwiebelschneiden die Augen tränen. Daraufhin hatte ich Angst vorm Kochen. Warum? Nun: Tränen flossen doch, wenn man weinte. Man weinte, wenn etwas wehtat. Folglich brannten von den Zwiebeln ganz fürchterlich die Augen.
Der Fehlkauf
Es gibt Leute mit merkwürdigen Vorlieben. Ich kannte einen Taxifahrer, der aß Nutella mit Ei. Eine andere mir bekannte Frau liebte Rosinenbrot mit Leberwurst. Und Chilischokolade mögen mittlerweile so viele, dass man sie im regulären Handel findet. Na meinetwegen, aber können wir uns auf Folgendes einigen? Schokolade mit Zwiebel schmeckt nicht. Mir damals vielleicht Zehnjährigem schmeckte es jedenfalls nicht und das sagte ich meiner Mutter auch, doch die meinte, ich solle mich nicht so anstellen. "Das ist ein ganz normales Brötchen mit Nutella. Sonst isst du das auch."
"Ja, nur schmeckt es heute nach Zwiebel", beharrte ich. Ich nervte so lange, bis Mama sich durch Probieren davon überzeugte, dass ich keinen Quatsch erzählte. Sie hatte aus Versehen Zwiebelbrötchen gekauft.
Apropos Brötchen
Älterer Herr in der Bäckerei: "Ich hätte gern zwei sogenannte normale Brötchen, wobei ich mich frage, was dann eigentlich anormale Brötchen sind."
Der starke Kaffee
Der kleine Simon dachte immer, Kaffee wäre süß, da man ihn zu Kuchen trinkt. In Wirklichkeit schmeckt er bitter; nicht sehr, aber dennoch bevorzuge ich ihn mit Zucker. Als ich anfing, regelmäßig Kaffee zu trinken, ging ich schon viele Jahre aufs Gymnasium, und weil das 200 Kilometer von meinem Elternhaus entfernt war, lebte ich die Woche über bei Gisela und Jürgen mit ihren Kindern. Eines Tages stellte Gisela mir einen Kaffee hin. Ich nahm einen Schluck und sagte: "Boah, ist der stark."
"Versteh ich gar nicht", erwiderte Gisela. "Ich hab alles wie immer gemacht. Darf ich mal probieren?" Sie durfte und meinte dann: "Boah, der ist wirklich stark." Es brauchte noch etwas, bis sie realisierte, was los war: Sie hatte Zucker mit Salz verwechselt.
Das eklige Souvenir
Die Gastmutter im französischen Chaumont meinte es gut mit meinem Klassenkameraden Thorsten und mir; zu gut, um genau zu sein. Ich jedenfalls konnte nicht alles essen, was sie uns mitgab, wenn wir einen Ausflug machten. Irgendwann nahm ich all meinen Mut zusammen und sagte ihr das auch. Nach einer Mülltonne, in der ich das übrig Gebliebene der vergangenen Tage hätte entsorgen können, fragte ich jedoch nicht. Stattdessen schleppte ich es weiter in meinem Rucksack mit mir herum. Erst zurück in Deutschland ...
Das Trinkgeld
Meine Besuche bei McDonald's kann ich an zwei Händen abzählen. Einmal ging ich zu Beginn des Studiums in Dortmund hin. Was ich bestellte, weiß ich nicht mehr, aber ich gab ein Trinkgeld und sagte: "Stimmt so. Ich hab keinen Bock auf den ganzen Kleinscheiß." Das war nicht gerade höflich. Trotzdem bedankte sich die Servicekraft so überschwänglich bei mir, als hätte ich ihr gerade eine Million geschenkt.
Essen
Als Student fuhr ich regelmäßig die Strecke Dortmund-Düren mit dem RE 1, dem NRW-Express. Auf einer dieser Fahrten hörte ich zwei Männer, die sich in einer fremden Sprache unterhielten. Ich tippte auf Portugiesisch. Als wir im Essener Hauptbahnhof hielten, meinte der eine zum anderen: "Essen é comida". Ich, der ich einen Anfängerkurs in Spanisch belegt hatte und das Verb comer kannte, übersetzte: "Essen heißt Essen."
Das stumpfe Messer
Katharina (oder hieß sie Marina), die mir im Speisesaal des BFW Düren gegenübersaß, ärgerte sich darüber, dass das Messer stumpf war. Daraufhin ihr Nebenmann ganz trocken in breitestem Sächsisch: "Dann treh’s doch üm."
Currywurst à la Suisse
Mein Vorstellungsgespräch bei der SBS in Zürich werde ich nie mehr vergessen, denn ich verschüttete dort Zucker, warf ein Glas kaputt, und in der Kantine gab es doch tatsächlich Currywurst, allerdings nicht mit Pommes frites, sondern mit Kartoffeln und Bohnen.
Was für den hohlen Zahn
Auf der Hochzeit meiner jüngsten Cousine wurde ein Fünf-Gänge-Menü aufgefahren. Beim ersten Gang handelte es sich um ein Rindercarpaccio, der zweite bestand aus irgendeiner Mousse, wobei ich bis heute nicht weiß, was das eigentlich ist. An die weiteren Gänge kann ich mich nicht mehr erinnern, nur daran, dass ich hinterher meinem Bruder zuraunte: "Und was essen wir jetzt?" Ich bin mir unsicher, ob er mich gehört hat. Unsere Mägen knurrten so laut.
Muttermilch
Wo ich gerade meinen Bruder erwähnt habe: Als der geboren wurde, war ich schon acht. So hatte ich - und hiermit endet meine kleine Erinnerungsreise - die Möglichkeit, einmal abgepumpte Muttermilch zu kosten; bei vollem Bewusstsein. Was soll ich sagen? Ich bin sehr froh, dass ich keine Erinnerung an die Zeit habe, zu der ich das Zeug mehrmals täglich trinken musste.
Zum Autor
Der 1978 blind geborene Simon Kuhlmann machte sein Abitur als Integrationsschüler am Soester Conrad-von-Soest-Gymnasium. Anschließend studierte er in Dortmund Sonderpädagogik und Musik auf Lehramt. Nach Erlangung des Ersten Staatsexamens orientierte er sich jedoch um und verdient sein Geld seit 2009 als Verwaltungsfachangestellter bei der Stadt Königswinter. Daneben ist er als Schriftsteller und Liedermacher tätig. Texte und Lieder von ihm finden sich zum Beispiel auf www.blautor.de. Derzeit fiebert er der Veröffentlichung seines ersten Buches entgegen.
Bild: Simon Kuhlmann lächelt offen. Er hat kurzes, grau-braunes Haar und trägt einen dunkelblauen Pullover mit schmalen weißen und roten Streifen. Foto: privat.
"Das Backen war mein persönliches Highlight"
Erfahrungen im Bereich Nahrungsmittel und Kochen im LPF-Unterricht
Von Vladimir Spasojevic
Durch meine signifikante Sehverschlechterung war es notwendig, dass ich meinen Fokus von visuellen nun auf andere Aspekte lege, was die Arbeit rund um das Kochen, Backen oder die Erarbeitung einer neuen oder unbekannten Küche betrifft.
Da ich bis zum Frühjahr 2020 noch mit starker Vergrößerung gearbeitet habe, konnte ich bis dahin trotz geringer Sehkraft Nahrungsmittel ohne weitere Probleme zubereiten. Nachdem dies nun nicht mehr möglich ist, absolviere ich seit dem 1. Dezember 2020 die Blindentechnische Grundrehabilitation (BTG) an der blista in Marburg. Der Unterricht in LPF (Lebenspraktische Fähigkeiten) nimmt daher bei mir einen großen Platz innerhalb der Maßnahme ein. Die neue und für mich ungewohnte Situation, mich nun nahezu vollständig auf andere Möglichkeiten und Hilfsmittel umzustellen, war in jederlei Hinsicht eine Herausforderung, auf die ich im weiteren Verlauf dieses Artikels zu sprechen kommen möchte.
Zu meinen ersten Kocherfahrungen im LPF-Unterricht gehörten das Zubereiten von Nudeln mit und ohne Bolognese-Soße und eines Gemüseeintopfs. Beim Nudelkochen half das iPhone, über welches ich einen Timer einstellen kann, wobei ich mich auf die angegebene Kochzeit der Verpackung verlasse. Es wurde in diesem Zusammenhang auch wichtig, mich auf weitere Faktoren zu verlassen, z. B. auf das Hören. So weiß ich schnell, wenn das Wasser zu kochen anfängt. Neben der Akustik wurde auch das Abschmecken als Hilfstechnik wichtig, um die Nudeln, je nach Geschmack, früher vom Herd zu nehmen oder länger kochen zu lassen. Um das Gemüse für den Eintopf vorzubereiten, waren ebenfalls neue Anwendungen und Techniken gefragt.
Zunächst musste ich mir, gemeinsam mit meinem LPF-Lehrer, die Küche Schritt für Schritt erarbeiten, um die nötigen Hilfsmittel, wie ein Schneidebrett, ein Messer oder weitere Küchenutensilien, aufzufinden. Ich habe ebenfalls gelernt, meinen Küchenarbeitsplatz so zu strukturieren, dass mir die Arbeit möglichst angenehm von der Hand geht.
Bevor es an das Schneiden und Schälen der Kartoffeln oder des Gemüses ging, musste ich mich auch beim Einkaufen umstellen und mit einer Einkaufshilfe durch den Supermarkt begleitet werden, um die entsprechenden Produkte schneller und effektiver zu finden. Im Supermarkt konnte ich neben der Einkaufshilfe, die mich zu den Regalen und den Produkten geleitet hat, auch auf die App "Seeing AI" zurückgreifen, die es ermöglicht, dass mir der Text auf Verpackungen durch die Kamera/-Erkennungsfunktion vorgelesen wird, sodass ich im Zweifel die Produkte eigenständig finden kann. Da die Supermärkte oft unübersichtlich sind und die Waren häufig umgestellt werden, nutze ich aber in nahezu allen Fällen die Einkaufshilfe. Neben der genannten App verwende ich ab und zu den Barcode-Scanner, um Informationen zum jeweiligen Produkt zu erhalten.
Um langes Suchen oder Laufwege beim Schälen von Kartoffeln und Gemüse zu vermeiden, mussten wir unseren Arbeitsplatz vorbereiten. So habe ich neben einem Schneidebrett und einem Messer weitere Utensilien auf die Arbeitsplatte gelegt. Das Schälen war für mich - in meiner Situation - etwas völlig neues, weil ich beim Schälen der Kartoffel oder der Zwiebel nun neue Techniken anwenden muss: Ich verlasse mich jetzt auch auf das Tasten, um nachzufühlen, ob ich eine Stelle an der Kartoffel, Zwiebel oder der Karotte vergessen habe, die noch nicht geschält wurde.
Nachdem die Zutaten zurechtgeschnitten und sauber geschält waren, habe ich sie im Kochtopf zum Kochen gebracht. Hier konnte ich die ungefähre Zeit ebenfalls über den Timer des iPhones einstellen, um benachrichtigt zu werden, wenn die Zeit abgelaufen ist. Oft war die angegebene Kochzeit nicht ausreichend. Dann habe ich die Zutaten abgeschmeckt, und wenn der Eintopf gut war, habe ich diesen vom Herd genommen und serviert. Das Bestimmen der Zutatenmenge war für mich ebenfalls eine Umstellung, da ich berücksichtigen musste, für wie viele Personen der Eintopf gedacht war. Dann habe ich mich auf mein Gefühl (und die Erfahrungen meines LPF-Lehrers) verlassen und konnte dann die ungefähre Zutatenmenge bestimmen.
Nach den ersten Kochstunden, die überwiegend durch meinen LPF-Lehrer vorbereitet worden waren, wurde es in den darauffolgenden Stunden notwendig, alle Zutaten und Utensilien eigenständig vorzubereiten. Da wir in den vorhergehenden Unterrichtseinheiten besprochen haben, welches Gericht wir kochen möchten, konnte ich dementsprechend die Zutaten organisieren. Um möglichst wenig Zeit im Unterricht damit zu verbringen, den Arbeitsplatz vorzubereiten und die Küchenprodukte zu suchen, bereitete ich den Arbeitsplatz zuvor so weit vor, dass wir recht zügig beginnen konnten, das Gemüse zu schälen, zu kochen und aufzuräumen. Um auch beim Aufräumen Zeit zu sparen, haben wir abgesprochen, dass wir während des Kochens das restliche Geschirr abwaschen, damit wir im späteren Verlauf genug Zeit hatten, uns unser fertiges Gericht schmecken zu lassen.
Was mir im Unterricht ein wenig besser gefallen hat, war das Backen, das für mich zu diesem Zeitpunkt komplett neu war, da ich früher wenig mit dem Backen in Berührung gekommen bin. Um auch hier möglichst wenig Zeit zu verlieren, bereitete mein LPF-Lehrer die Zutaten und Küchengegenstände vor. Neben den o. g. Utensilien, die beim Kochen wichtig waren, benutzten wir verschiedene Orga-Boxen (kleine Behältnisse, um Besteck, einen Teigschaber oder einen Schneebesen darin aufzubewahren), Tassen oder auch eine Waage mit Sprachfunktion. Nachdem wir den Ablauf kurz zuvor abgesprochen hatten, habe ich angefangen, die Zutaten einzusetzen. Hierbei erwies sich vor allem die Tasse als ein hilfreiches Mittel, um darin etwa die Eier aufzuschlagen und zu überprüfen, dass kein schlechtes Ei in den Teig gegossen wird. Die Tasse erwies sich auch als Maßeinheit als gute Hilfe, wenn z. B. der Zucker oder das Öl abgemessen und in den Teig hinzugegeben werden musste. In unseren Stunden haben wir, auf meinen Wunsch, sowohl einen Kuchen gebacken, indem wir einer Fertigbackmischung die fehlenden Zutaten hinzugegeben haben, als auch einen klassischen Rührkuchen.
Die Rezepte auf der Backmischung konnte ich mir mit der App "Seeing AI" vorlesen lassen. Da die Rezepte und die Backanweisungen oft sehr visuell gestaltet sind und es verschiedene Blöcke auf der Verpackung gibt, in denen Hinweise, Tipps oder Rezepte enthalten sind, kommt die App manchmal an ihre Grenzen. Da mir verschiedene Dinge durcheinander vorgelesen werden und ich dadurch nur schwer nachvollziehen kann, welchen Schritt ich als nächstes durchführen muss, gibt es die Möglichkeit, sich das Rezept und die Zutaten aufzuschreiben und als QR-Code zu verarbeiten. Das hat den Vorteil, dass der ausgedruckte Code von dem iPhone ausgelesen werden kann und ich die Schritt-für-Schritt-Anweisung verständlich nachvollziehen kann. Im späteren Verlauf des Backens haben wir den fertigen Teig in die Backform gegossen und erneut das iPhone verwendet, um möglichst die vorgegebene Zeit einzuhalten. Nach einiger Zeit habe ich mit einem Stäbchen überprüft, ob der Kuchen fertig gebacken ist. Als der Kuchen fertig war, haben wir uns jeweils ein Stück abgeschnitten und verzehrt. Selbstverständlich habe ich den Kuchen in die Küche gestellt, damit auch die anderen Teilnehmer*innen probieren können. Die Resonanz war durchweg positiv.
Als abschließendes Fazit kann ich sagen, dass ich im LPF-Unterricht einige Möglichkeiten aufgezeigt bekommen habe, um mich in den Bereichen Kochen, Backen oder Einkaufen auszuprobieren und meine Gesamtsituation angenehmer zu gestalten. Die Freude, bestimmte Gerichte zuzubereiten oder einen Kuchen zu backen, wurde durch den neuen Erfahrungsschatz gesteigert. Mir ist dadurch ebenfalls bewusst geworden, dass ich durch die verschiedenen Techniken oder Hilfsmittel wieder die Möglichkeit habe, auch als (fast) blinder Mensch eigenständig die Zubereitung von diversen Köstlichkeiten durchzuführen. Abschließend kann ich sagen, dass mir alle Einheiten im Unterricht Spaß und Freude bereitet haben. Das Backen jedoch war mein persönliches Highlight.
Zum Autor
Vladimir Spasojevic ist 30 Jahre alt und von Geburt an stark sehbeeinträchtigt. Nach einer Ausbildung zum Kaufmann für Bürokommunikation und einem Studium der Germanistik (Deutsche Sprache und Literatur) arbeitete er in der Verwaltung eines Steuerbüros und einer karitativen Einrichtung.
Seit dem Frühjahr 2020 ist Vladimir Spasojevic nahezu vollständig erblindet und nimmt seit Dezember 2020 an der blindentechnischen Grundrehabilitation (BTG) an der Deutschen Blindenstudienanstalt e. V. (blista) in Marburg teil.
Bild: Im LPF-Unterricht: Vladimir Spasojevic prüft mit einem Holzstäbchen, ob der Kuchen im Ofen fertig ist. Frank Günther, Fachkraft für Blinden- und Sehbehindertenrehabilitation, unterstützt ihn beim Vorziehen des Backrosts. Beide schützen ihre linke Hand mit einem langen Backhandschuh und tragen einen Mund-Nasen-Schutz. Foto: blista
Bild: Wie schmeckt der Kuchen? Vladimir Spasojevic nutzt eine breite Greifzange, um ein Stück des mit Schokostreuseln verzierten Kirschkuchens, der auf dem Küchentisch steht, auf einen bereitstehenden Teller zu heben. Rehalehrer Frank Günther wendet sich derweil anderen Tätigkeiten in der Küche zu. Foto: blista
Verborgene Leidenschaften wecken
Wie es gelingen kann, Kochangst zu überwinden und Freude am Kochen und Backen zu vermitteln
Von Sophie Gaul-Rafflenbeul
Sophie Gaul-Rafflenbeul berichtet in diesem Beitrag davon, wie es gelingen kann, Ängste und Unsicherheiten bei der Zubereitung von Mahlzeiten abzubauen. Sie unterrichtet Rehabilitand*innen der Blindentechnischen Grundrehabilitation in Lebenspraktischen Fähigkeiten.
Verschriftlichung von Isabella Brawata
Startbedingungen
Bevor eine Rehabilitandin oder ein Rehabilitand der Blindentechnischen Grundrehabilitation bei mir ihre/seine erste Unterrichtseinheit in Lebenspraktischen Fähigkeiten erhält, hole ich im Vorfeld die wichtigsten Informationen über die Person ein, die ich schulen werde. Ich weiß daher so ungefähr, mit wem ich es zu tun habe: Geschlecht, Alter, die Ursache für die Sehverschlechterung, eventuelle Erkrankungen und in groben Zügen die Lebensgeschichte des Menschen. Manche Rehabilitand*innen befrage ich persönlich im Vorhinein zum Thema Lebenspraktische Fähigkeiten, bei anderen, die von einer Kollegin oder einem Kollegen befragt wurden, lese ich den Überprüfungsbericht. Bevor die eigentliche Schulung beginnt, bin ich daher bereits darüber informiert, welche Einstellung jemand zum Kochen hat, welche Vorerfahrungen mit der Nahrungszubereitung bestehen, ob bereits irgendwelche Hilfsmittel genutzt werden, wie groß der Schulungsbedarf ist, welche Ängste möglicherweise vorhanden sind und welche Ziele und Wünsche eine Person hat.
Die Menschen bringen aus ihrer Zeit vor dem Sehverlust sehr unterschiedliche Vorerfahrungen mit. Manche lebten, als sie noch normalsichtig waren, nur von Fertiggerichten, andere kochten täglich und probierten gerne neue Rezepte aus.
Ängste und Bedenken im Zusammenhang mit der Nahrungszubereitung
Die meisten Menschen möchten nach einem Sehverlust selbstständig im Haushalt zurechtkommen. Doch vielen Personen, die sehend waren und nun frisch erblindet sind, erscheint es zunächst unmöglich, Küchengeräte zu nutzen, sich ein Heißgetränk einzugießen, Lebensmittel kleinzuschneiden oder mit Hitze umzugehen, ohne sich zu verletzen. Einige sind zwar sehr am Kochen und Backen interessiert, haben aber große Bedenken und starke Ängste.
Vertrauen schaffen
Um Vorbehalte zu verringern, fängt man zunächst mit niedrigschwelligen Themen an. Das bedeutet, dass wir ungefährliche Tätigkeiten einüben, also erstmal nichts Heißes oder Scharfes. Wir beginnen damit, dass wir zunächst üben, Festes und Flüssiges zu wiegen, abzumessen, umzufüllen. Außerdem üben wir ein, bei diesen Tätigkeiten geordnet vorzugehen.
Sehr entscheidend ist es, eine Vertrauensbasis zu schaffen. Lehrer*innen und Rehabilitand*innen müssen gut zusammenarbeiten können. Das ist deshalb so wichtig, weil, um Verletzungen zu vermeiden, die Lernenden die Anweisungen der Lehrenden genau umsetzen und auch "Stoppsignale" befolgen sollten.
Ohne Angst Obst und Gemüse schneiden
Um sich dem Thema Schneiden zu nähern, fangen wir mit einem Obst oder Gemüse an, das sich leicht schneiden lässt, wie etwa eine Gurke oder Banane. Anschließend beschreibe ich ganz genau die verschiedenen Grifftechniken, die es gibt. Beim "Pfötchen"- oder "Krallengriff" hält man mit aufgestellten Fingernägeln die Gurke oder Banane, und das Messer wird senkrecht vor den Fingernägeln aufgesetzt. Die Schneide berührt beim Schneiden die Fingernägel und gleitet senkrecht nach unten. Die Nägel dienen als Barriere, sodass keine Verletzungsgefahr besteht. Der "Pfötchen"- oder "Krallengriff" wird zunächst ohne Messer eingeübt. Anschließend wird der erste Schnitt gesetzt. Ich vereinbare mit den Rehabilitand*innen, dass sie erst schneiden dürfen, wenn ich das Okay gebe und dass "Stopp" auch wirklich "Stopp" heißt.
Wenn der "Pfötchen"- oder "Krallengriff" sicher beherrscht wird, üben wir den etwas schwereren "Brückengriff" ein, der sich besonders gut dazu eignet, das Schneidgut der Länge nach zu teilen oder Stifte und Würfelchen zu schneiden.
Bei sehr ängstlichen Menschen kann man auch damit beginnen, das Gemüse oder Obst statt mit einem Messer mit Hilfsmitteln zu zerkleinern, mit denen man sich nicht schneiden kann, wie etwa mit einem Nicer-Dicer, einem Apfel- oder Mango-Teiler.
Ohne Angst Heißgetränke eingießen
Zum Einschenken von Flüssigkeiten gibt es zwar auch Hilfsmittel wie den Füllstandsanzeiger, aber ich erhalte häufig die Rückmeldung, dass sie von Vielen als zu laut und zu auffällig empfunden werden. Deshalb bringe ich den Rehabilitand*innen bei, den Finger in das Gefäß zu halten, um zu prüfen, ob genügend Flüssigkeit im Glas oder in der Tasse ist.
Zunächst üben wir die Einschenktechnik mit kaltem Wasser ein. Dazu benutzen wir Gefäße unterschiedlicher Beschaffenheit und Größe. Wir trainieren das Eingießen aus Glas- und Plastikflaschen, Kannen, Wasserkochern, ... Um das Danebenschütten zu verhindern, wird die Positionierung beider Behältnisse genau eingeübt, damit man ganz sicher sein kann, dass sich beispielsweise die Kannentülle genau über der Tasse befindet. Dann wird erst mit warmem und schließlich mit heißem Wasser und anschließend mit Kaffee oder Tee geübt.
Wenn Personen sehr große Bedenken haben, heiße Flüssigkeiten aus großen Kannen in kleine Tassen einzugießen, kann man das Überlaufen vermeiden, indem man in den leeren Wasserkocher oder in die Kanne der Kaffeemaschine die benötigte Menge für eine Tasse abmisst, wobei man berücksichtigen muss, dass ein Teil des Wassers verdampft und ein Teil des Wassers vom Kaffeepulver aufgesogen wird.
Ohne Angst kochen und braten
Um sich an den Herd zu wagen, wird dieser zunächst ebenfalls in kaltem Zustand erkundet. Es ist hilfreich, die Schalter mit Markierungspunkten zu versehen, damit man die Gradzahl richtig einstellen kann. Dann wird eingeübt, Töpfe und Pfannen richtig auf den Herdplatten zu zentrieren. Dabei ist es wichtig, mit einer Herdart (Ceran oder Kochplatte) zu arbeiten, die die Person zuhause hat. Bei Ceranplatten fährt man mit Topf oder Pfanne über das Kochfeld und kann so spüren und hören, wo sich die Platten befinden.
Organisationsstrukturen und Zeitmanagement
Um unnötige Unfälle nicht entstehen zu lassen, ist ein Tipp goldwert: Erst vorbereiten, dann loslegen! Bevor man Topf oder Pfanne aufheizt, muss man sich über Folgendes klar werden: Wie sind die Henkel und Griffe ausgerichtet? Wo legt man den Pfannenwender oder Kochlöffel ab, damit die Kochutensilien einerseits nicht im Weg rumliegen, andererseits aber sofort griffbereit sind, sobald sie benötigt werden? Darf man beim Kochen weggehen? Wird erst der Topf erhitzt oder das Gemüse bearbeitet oder kann man beides parallel erledigen? Was braucht wie lange, um gar zu werden?
Ordnungsprinzipien und Zeitmanagement zu vermitteln, ist das A und O in der LPF-Schulung, sowohl aus Sicherheitsgründen als auch, weil dadurch die Nahrungszubereitung wesentlich beschleunigt werden kann.
Wie verhalten sich erhitztes Wasser oder Fett?
Wenn die Rehabilitand*innen gelernt haben, den Herd einzustellen und das Kochgeschirr richtig zu platzieren, kochen wir einfach mal Wasser im Topf auf. So kann die Person erleben, wie das Wasser anfängt zu blubbern, wie der Dampf aufsteigt, und lernt, zu erkennen, wann das Wasser kocht. Anschließend werden Gerichte gekocht, die man in Wasser oder Milch garen kann. Ein Abgusssieb für den Topf kann sehr hilfreich sein.
Das Braten ist dann die nächste Schwierigkeitsstufe, weil es gefährlicher ist und auch die Bratgeräusche häufig als bedrohlicher wahrgenommen werden. Bevor wir losbraten, üben wir zunächst, das Bratgut ohne Hitze zu wenden. Dabei probieren wir unterschiedliche "Wendemanöver" mit verschiedenen Hilfsmitteln aus. Wir testen zum Beispiel, ob armlange Kochhandschuhe als eher hilfreich oder hinderlich empfunden werden. Beim Braten kann man durch Hitzeregulierung viel erreichen. Am besten nur so viel Hitze verwenden, wie zum Braten nötig ist. Auch lange Ärmel oder eine Schürze schützen vor Hitze.
Sicherheit im Umgang baut Vorbehalte und Ängste ab
Bei besonders ängstlichen Personen kann man die Vorbehalte am besten beseitigen, wenn man die Abläufe immer wieder übt und wiederholt, bis jeder einzelne Handgriff absolut sicher sitzt. Zunächst natürlich im Leerlauf, also ohne Hitze und ohne Lebensmittel. Dabei wird genau besprochen, wie sich heiße Flüssigkeiten verhalten, wie Wasser und Fett in Topf und Pfanne reagieren. Und dann wird immer und immer wieder wiederholt, beispielsweise Wasser in ein Sieb abzugießen. Man lernt, wie man kontrollieren kann, ob man mit dem Topf über dem Spülbecken ist und wo sich das Sieb befindet.
Den meisten Menschen wird schon allein dadurch die Angst genommen, dass sie wissen, dass sie die Technik supergut beherrschen. Andere fühlen sich erst dann sicher, wenn sie immer und immer wieder die beruhigende Erfahrung machen dürfen, dass ihnen beim Kochen und Braten nichts geschieht, wenn sie das Gelernte richtig anwenden.
Verborgene Leidenschaften wecken
Ob die Menschen nach Beendigung der Blindentechnischen Grundrehabilitation das Gelernte im Alltag anwenden, hängt vor allem von ihrer Motivation ab. Wie bei Sehenden auch, gibt es Menschen, die gerne kochen, und Leute, die mit dem Kochen nichts anfangen können. Wie hoch die Motivation der Rehabilitand*innen ist, merke ich im Verlauf des Unterrichts recht schnell. Wenn Leute motiviert und interessiert sind, bringen sie eigene Rezeptvorschläge oder Wünsche für weitere Unterrichtsthemen ein und probieren aus eigenem Antrieb das Gelernte zuhause aus. Wenn man über gute Techniken verfügt, die man regelmäßig anwendet, wird man sowohl sicherer als auch schneller. Wichtig ist eine Umgebung, in der man genau weiß, wo alles steht. Daher sollten Mitbewohner*innen darauf achten, alles an den dafür vorgesehenen Platz zurückzustellen.
In meiner Schulungslaufbahn kommt es immer wieder vor, dass ich Menschen schule, die vor ihrem Sehverlust gar nicht gekocht oder gebacken hatten, weil sie keine Gelegenheit hatten, tief in diese Materie einzusteigen. Nach der Erblindung bekommen sie im Rahmen der Blindentechnischen Grundrehabilitation die Möglichkeit, das Kochen und Backen von Grund auf zu lernen. Viele genießen es dann richtiggehend, dass sie ein neues Betätigungsfeld für sich entdeckt haben, und bei einigen entwickelt sich sogar eine wahre Leidenschaft fürs Kochen und Backen. Es ist mir auch bislang immer gelungen, bei besonders vorsichtigen Menschen Ängste und Bedenken zu beseitigen, indem ich ihnen die Möglichkeit gegeben habe, stets aufs Neue zu erleben, dass Kochen ungefährlich ist, die Tätigkeiten in einer angemessenen Geschwindigkeit verrichtet werden können und dass Kochen und Backen Freude macht, wenn man alle Techniken beherrscht und gut organisiert ist. Denn die meisten Ängste rühren daher, dass man nach einem Sehverlust sehr unsicher ist und sich einfach nicht vorstellen kann, wie das mit dem Schneiden, Eingießen, Kochen und Backen überhaupt gehen kann. Manche Menschen haben nach der Erblindung negative Erfahrungen gemacht, weil sie sich an Tätigkeiten versucht hatten, ohne die dafür notwendigen Techniken, die die Sicherheit gewährleisten, zu kennen, und sich deshalb öfters verbrannt oder geschnitten hatten. Ich mache immer wieder die Erfahrung, dass Nahrungsmittelzubereitung ein Lernfeld ist, das den Leuten Freude macht und einen Ausgleich zu eher kopflastigen Lernfächern in der Blindentechnischen Grundrehabilitation darstellt. Ich freue mich, die Menschen dabei zu beobachten, wie ihre Fähigkeiten wachsen und sie sich immer mehr entfalten.
Zur Autorin
Sophie Gaul-Rafflenbeul ist B.A. Rehabilitationspädagogin, M.A. Motologin und Rehabilitationsfachkraft für Menschen mit Blindheit und Sehbehinderung im Bereich Lebenspraktische Fähigkeiten (LPF). Sie ist in der Rehabilitationseinrichtung RES der Deutschen Blindenstudienanstalt e.V. (blista) u. a. in der Blindentechnischen Grundrehabilitation tätig.
Im Rahmen der Blindentechnischen Grundrehabilitation erwerben Menschen, deren Sehverlust so stark fortgeschritten ist, dass sie die Anforderungen im Alltag und Beruf nicht mehr bewältigen können, Fähigkeiten und Fertigkeiten, durch deren Einsatz sie die an sie gestellten Herausforderungen meistern können.
Kontakt
Dipl.-Psych. Annette Stelker
Ressortleitung
Tel.: 06421 606-195
E-Mail: Diese E-Mail-Adresse ist vor Spambots geschützt! Zur Anzeige muss JavaScript eingeschaltet sein!
Bild: Selberkochen macht Spaß! Eine blinde Frau steht am Herd in ihrer Küche und hebt den Glasdeckel einer Bratpfanne, in der violette Möhren schmoren. Sie lächelt. Foto: Hemmatian
Vielfalt im Eintopf
Von Isabella Brawata
Ich bin keine besonders gute Köchin. Ein raffiniertes Fünf-Gänge-Menü kriege ich nicht hin. Aber mir macht kochen Freude, und daher möchte ich mit diesem Beitrag alle ermutigen, die sich noch nicht ans Kochen gewagt haben.
Einkaufen
Ich liebe meinen Wochenmarkt auf dem Südmarkt in Marburg. Das hat mehrere Gründe. Der Wochenmarkt ist auf einer Seite entlang einer mittelgroßen Straße aufgebaut. Das heißt, man muss nur geradeaus laufen und rechts und links befinden sich die Marktstände. Der Markt wird von zwei kleinen Querstraßen durchschnitten, was die Orientierung noch mehr vereinfacht.
Ich mag den Wochenmarkt, weil es da so wuselig ist und man so viele Sinneseindrücke sammeln kann. Viele Stände locken mit ihren Gerüchen nach Gemüse, Kräutern, Obst, Fisch und Fleisch sowie süßem und herzhaftem Gebäck. Ein vielfältiges Stimmengewirr lässt mich neugierig lauschen. Ich erkenne die meisten der Leute, die hinter den Marktständen die Waren feilbieten, an ihren Stimmen, und obwohl ich nicht der Mensch bin, der mit allen ein Pläuschchen hält, freue ich mich doch immer, die Leute wiederzutreffen. Und manchmal ergibt sich doch ein kleines Gespräch oder ein fröhlicher Scherz.
Wenn ich in der Nähe des Marktstandes bin, den ich ansteuern möchte, erkundige ich mich, wo das Ende der Schlange ist. Ich spiele Mäuschen und höre zu, was die Leute so einkaufen, denn so bekomme ich manchmal tolle Anregungen für meinen eigenen Einkauf. Und, ich gebe es zu, manchmal ist es einfach spannend, zuzuhören, worüber sich die Leute so unterhalten.
Auf dem Markt bekomme ich manche Produkte, die man im gewöhnlichen Supermarkt nicht immer findet. So habe ich mir schon mal Pastinaken, Topinambur oder Randen (Blätter von Roter Bete) gekauft, um deren Zubereitung auszuprobieren.
Ich glaube, der wichtigste Grund, weshalb ich mich auf dem Wochenmarkt so wohl fühle, ist, dass ich hier beim Einkaufen keine Ausnahme bin. Im Supermarkt muss ich nach einer Einkaufshilfe fragen, aber auf dem Wochenmarkt ordere ich, wie alle anderen, meine Lebensmittel bei den Verkäuferinnen und Verkäufern am Stand.
Die "Gefährlichkeit" des Kochens
Vielleicht scheuen Sie davor zurück, sich eigenständig Mahlzeiten zuzubereiten, weil Sie Angst haben, sich zu verletzen, sich zu schneiden oder sich zu verbrennen. Aus eigener Erfahrung kann ich sagen, dass es schon mal vorkommt, dass man sich schneidet oder verbrennt, aber es waren bei mir nie tiefe Schnitte oder böse Verbrennungen, sondern immer nur kleine Blessuren, die ein wenig schmerzten, aber nicht schlimm waren. Und alle Verletzungen gemahnten mich an das altbekannte Motto "Kleine Sünden bestraft der liebe Gott sofort ...", denn sie entstanden durch eigene Doofheit oder Nachlässigkeit. Sie wären also gar nicht passiert, wenn ich aufgepasst oder auf meine Sicherheit geachtet hätte. Es ist zum Beispiel keine gute Idee, im T-Shirt ohne armlange Handschuhe in den Backofen zu greifen, weil man dann garantiert irgendwo innen mit dem nackten Arm gegen den Backofen kommt, und das ist nicht angenehm. Es ist auch unklug, die Brotschneidemaschine zu benutzen, wenn ein Kabel des noch angeschlossenen Wasserkochers in der Nähe baumelt ... Aber glücklicherweise ist die Sicherung rausgesprungen, sodass mir ein Wohnungsbrand oder ein lebensgefährlicher Stromschlag erspart geblieben ist.
Die Kochutensilien
Um mein Essen zuzubereiten, brauche ich meistens ein scharfes Messer, einen Sparschäler, ein Schneidebrett, Schüsseln, Töpfe und Pfannen und den Timer meines Handys. Mehr nicht. Ich habe zwar auch einen Zwiebelhacker und ein Gerät, mit dessen Hilfe man Gemüse oder andere Sachen schnell in gleichmäßige Stücke schneiden kann, aber ich bin meist zu faul, es aufzubauen. Die Temperatur an meinem Herd stelle ich nur sehr ungefähr ein, denn ich habe meine Schalter nicht markiert. Auf den Schaltern ist eine Kerbe, und wenn sie sich auf zwölf Uhr befindet, ist der Herd aus, wenn sie auf sechs Uhr steht, bin ich ungefähr bei 180 Grad.
Was bereite ich zu?
Wie ich schon sagte, bin ich keine raffinierte Köchin. Am liebsten mache ich Eintöpfe oder Ein-Pfannengerichte oder, als kalte Variante, Bowles oder Salate. Gut, ich gebe zu, manchmal benötige ich auch mal zwei oder drei Kochgeschirre, aber ich koche meist so, dass möglichst viele Lebensmittel gemeinsam gar werden.
Zwei Rezepte, um zu beweisen, dass kochen wirklich leicht sein kann:
Schnelle Kürbissuppe
Ein Glas Fleisch- oder Gemüsebrühe im Topf heiß werden lassen. Gaaanz viiiiiel Ingwer in kleine Stücke schneiden und dazugeben. Anschließend gaaanz viiiiiel Pfeffer hineinstreuen und etwas Sojasoße oder Salz hinzufügen, falls die Brühe nicht schon salzig genug ist.
Einen Kürbis aufschneiden, die Kerne entfernen, das Fruchtfleisch in Würfel schneiden und in die Brühe tun. Nach einigen Minuten noch asiatische Nudeln hinzufügen und fertig ist die schnelle Kürbissuppe.
Mein abgefahrenster Eintopf
Eine Packung entkernte Oliven, Feta (Kuh oder Schaf), Kürbis- oder Spinat-Tortellini, eine oder zwei sehr reife Bananen, zwei bis vier Knoblauchzehen, ein halber Liter Milch, Salz und Pfeffer.
Die Milch zusammen mit dem geschälten und ausgepressten Knoblauch sowie der Salzlake aus der Oliven- und Schafskäsepackung und Pfeffer zum Kochen bringen. Die Tortellini darin garen. Zum Schluss die kleingeschnittenen Zutaten (Banane, Oliven, Fetakäse) dazugeben.
Das schmeckt wirklich super, ich schwöre!
Rezepte aus dem Kopf
Für die Rezepte hole ich mir Anregung aus dem tollen Podcast "eat.READ.sleep" des NDR oder der Kochsendung mit Helmut Gote vom WDR. Ich habe auch einige Kochbücher als Hör- und Punktschriftbücher zuhause. Aber ich koche kaum nach Rezept. Das liegt daran, dass es mir zu aufwendig ist, die Rezepte aus den Radiosendungen zu archivieren, und weil ich lieber schaue, was ich im Haus habe, statt extra für ein Gericht einkaufen zu gehen.
Kein Kuchen
Obwohl ich eine sprechende Waage und einen Messbecher habe, habe ich noch nie einen Kuchen gebacken. Irgendwie habe ich mich da noch nicht rangetraut. Beim Kochen von Eintöpfen und Pfannengerichten kommt es nicht auf die genaue Zusammensetzung und Menge der Zutaten an. Und man kann jederzeit in den Kochvorgang eingreifen. Schnell mal probieren, nachwürzen, ... Aber beim Kuchen muss man alles ganz genau nach Rezept machen, und wenn er erstmal im Ofen ist, kann man nur bangen und hoffen, dass er gelingt.
Nachwort
Ich hoffe, dass es mir gelungen ist, Sie, liebe Leserinnen und Leser, davon zu überzeugen, dass kochen kein Hexenwerk ist. Trauen Sie sich ruhig, auch wenn es sicher aufwendiger ist als ein Fertiggericht zuzubereiten, aber es entspannt auch! Und vielleicht gibt es unter Ihnen, liebe Leserinnen und Leser, Bäckerinnen und Bäcker, die mir die Angst vor dem Backen nehmen könnten?
Bild: Auf dem Wochenmarkt: Isabella Brawata trägt einen bunten Einkaufskorb und hält ihren Langstock in der anderen Hand. Sie wird mit Thorsten Büchner an ihrer Seite von Anna Spiess, Reporterin des Hessischen Rundfunks, interviewt. Im Hintergrund rechts steht ein Marktstand. Foto: blista
"Wir bilden hier keine Sterneköche aus"
Ein Interview mit Christian Gerhold (blista)
Christian Gerhold leitet den Schulungsbereich Orientierung und Mobilität (O&M) und Lebenspraktische Fähigkeiten (LPF) an der blista und koordiniert den Unterricht in diesen Bereichen für Schülerinnen und Schüler sowie für Schulungsteilnehmerinnen und Teilnehmer der Blindentechnischen Grundausbildung (BTG). Im Interview mit Thorsten Büchner erläutert er Unterrichtsinhalte und den Stellenwert der Schulungen in Lebenspraktischen Fähigkeiten.
horus: Wie sieht ein typischer Lehrplan in LPF aus?
Gerhold: Den gibt es so eigentlich nicht. Es kommt maßgeblich auf die Vorerfahrungen der Teilnehmer*innen an. Bei Menschen, die spät erblindet sind und schon Erfahrungen mit Kochen und eigener Haushaltsführung haben, geht es dann hauptsächlich darum, wie sie die bekannten Handgriffe und Arbeitsabläufe mit blindenspezifischen Arbeitstechniken absolvieren können. Bei unseren jüngeren Schüler*innen, etwa in der Jahrgangsstufe 5, geht es häufig darum, überhaupt erste Erfahrungen im Umgang mit Kochen und Nahrungsmittelzubereitung zu ermöglichen.
horus: Wie sieht das dann konkret aus?
Gerhold: Natürlich wollen auch unsere Schüler*innen am liebsten direkt mit dem Kochen anfangen. Der erste Schritt ist aber zumeist das Vorbereiten der Lebensmittel. Wie schneide ich das Gemüse oder wie schäle ich die Kartoffel. Am Anfang geht es oft darum zu vermitteln, dass LPF kein Kochkurs ist. Ich sage immer etwas flapsig: Wir bilden hier keine Sterneköche aus. Es geht darum die Grundlagen zu legen, eigenständig in der Küche arbeiten zu können, und möglichst entspannt Mahlzeiten zuzubereiten. Das Verarbeiten von Produkten beim Kochen oder Backen ist ziemlich beliebt. Essenstechniken, wie das Bestreichen von Broten oder Brötchen, Orientierung auf dem Teller oder Schneidetechniken sind Unterrichtselemente, die nicht ganz so weit vorne auf der Beliebtheitsskala stehen.
horus: Was genau ist am Bestreichen so schwierig, wenn man nicht sehen kann?
Gerhold: Das gleichmäßige Verteilen auf dem Brot kann mitunter schwierig sein, weil je nach Konsistenz des Aufstrichs, ob Frischkäse oder Nutella, das nicht gut spürbar und wahrnehmbar ist. Das kann aber mit systematischer Herangehensweise gut gelöst werden. So etwas üben wir im Unterricht.
horus: Was sind weitere wichtige Elemente im Unterricht?
Gerhold: Das strukturierte und organisierte Vorbereiten des Kochens spielt eine wichtige Rolle. Welche Dinge, ob Kochutensilien oder Lebensmittel, benötige ich? Wo platziere ich das, damit ich die Dinge, die ich brauche, schnell auffinde? Damit während des Kochens keine Hektik nach dem Motto ausbricht: Wo ist denn jetzt nochmal der Cheyenne-Pfeffer abgeblieben? Das ist ziemlich wichtig. Wir arbeiten mit kleinen Orga-Boxen, wo etwa die wichtigsten Hilfsmittel, Holzlöffel oder was man eben braucht, bereit liegen.
horus: Spielt "Produktkunde" auch eine gewisse Rolle im Unterricht?
Gerhold: Schon. Es kommt aber darauf an, was der jeweilige Schwerpunkt in der circa 90-minütigen Unterrichtsstunde ist. Wenn wir Blumenkohl mit Kartoffelbrei und Bratwürstchen zubereiten möchten und der Schwerpunkt auf dem Anbraten und Wenden der Bratwurst liegt, dann verwenden wir auch schonmal tiefgefrorenen Blumenkohl und Kartoffelbrei aus der Tüte. Andererseits ist es gerade auch bei Schüler*innen mit geringen Vorerfahrungen und Berührungspunkten mit Lebensmittelzubereitung auch wichtig zu vermitteln, wie ein ausgewachsener Blumenkohl, inklusive der dazugehörigen Röschen, sich anfühlt und aussieht. Und natürlich, wie er dann kochfertig zubereitet wird.
horus: Gibt es auch die Möglichkeit, besondere Essenstechniken im LPF-Unterricht zu erlernen?
Gerhold: Klar! Wir greifen sehr gerne auch die Wünsche der Schüler*innen auf. Asiatische Nudelgerichte mit Stäbchen zu essen gehört dann auch zum Repertoire der Stunde. Dabei muss ich dann als Lehrender selbst ganz genau beschreiben und verbalisieren, wie die Stäbchen an den Fingern positioniert werden müssen, damit die Stäbchenspitzen aufeinandertreffen und die Zangenfunktion gelingt, damit ich die Nudeln auch greifen kann.
horus: Welche Rolle spielt überhaupt die Eigenerfahrung für die LPF-Lehrenden?
Gerhold: Das ist in der Weiterqualifizierung zur Fachkraft in LPF extrem wichtig. Wir verbringen viele Stunden unter der Augenbinde, um uns selbst ein Bild davon zu machen, was wir den Schüler*innen abverlangen, und ein Gefühl dafür zu bekommen, was es bedeutet. Auch jetzt, im Berufsalltag, ist das ein regelmäßiger Bestandteil unserer Tätigkeit. Die Eigenerfahrung ist zentral für unsere Vermittlungsarbeit.
horus: Erhalten alle Schüler*innen an der blista LPF-Unterricht?
Gerhold: In der blindentechnischen Grundrehabilitation ist LPF ein wichtiger Bestandteil der Maßnahme. Bei den Schüler*innen der Carl-Strehl-Schule kommt es darauf an, ob es Schüler*innen mit Blindheit oder Sehbehinderung sind. Die blinden Schülerinnen und Schüler haben eigentlich alle im Laufe ihrer Zeit hier an der blista Kontakt mit dem Thema. Die Wohngruppen spielen dabei auch eine wichtige Rolle. Von dort bekommen wir Hinweise, dass es bei der einen Schülerin, dem einen Schüler vielleicht noch ein wenig Schulungsbedarf geben würde.
horus: Welchen Stellenwert hat LPF heute?
Gerhold: Ich denke, dass "Orientierung und Mobilität", sich also mit dem Langstock von A nach B bewegen zu können, von vielen immer noch als wichtiger und schneller zu erreichendes Lernziel angesehen wird. Ich glaube aber, dass Sicherheit und Eigenständigkeit im Bereich LPF ein total wichtiger Baustein für mehr Teilhabe ist. Gäste zu empfangen und mit selbst zubereitetem leckerem Essen zu versorgen. Ein sicheres Gefühl zu haben, dass es gelingt, auch etwas komplizierte Speisen ansprechend und stressfrei in der Öffentlichkeit zu sich zu nehmen. Um nur zwei Beispiele zu nennen. Letztlich können wir im LPF-Unterricht nur dazu beitragen, dass dazu Grundlagen gelegt werden. In den individuellen Alltag transportiert sich die Freude am Kochen und Backen allerdings nicht mit zwei LPF-Einheiten pro Woche in einer Lehrküche. Das passiert, wie bei allen Dingen, die erlernt werden, durch wiederholtes Ausprobieren und selbst anwenden. Dazu möchten wir mit den LPF-Schulungen einen Beitrag leisten.
Kontakt
Christian Gerhold
E-Mail: Diese E-Mail-Adresse ist vor Spambots geschützt! Zur Anzeige muss JavaScript eingeschaltet sein!
Tel.: 06421 606-183
Bild: Der LPF-Unterricht vermittelt organisiertes Arbeiten: Vladimir Spasojevic stellt die Zutaten und Utensilien für's Kuchenbacken griffbereit, angeleitet von Rehafachkraft Frank Günther im Hintergrund. Beide tragen farbige Schürzen und Mund-Nasen-Schutz. Foto: blista
Bild: Christian Gerhold, Leiter des Schulungsbereichs O&M und LPF der blista. C. Gerhold hat blaue Augen, braunes Haar und einen Vollbart. Foto: privat
Beruf, Bildung und Wissenschaft
Weiter mit Bildung ohne Barrieren: Ein Kommentar zum Umsetzungsbericht der Nationalen Weiterbildungsstrategie
Von Herbert Rüb (Projekt agnes@work)
Im Juni 2021 legten die Bundesministerien für Arbeit und Soziales (BMAS) sowie für Bildung und Forschung (BMBF) als federführende Ministerien den Zwischenbericht zur Nationalen Weiterbildungsstrategie (NWS) vor. Die Nationale Weiterbildungsstrategie wurde 2019 ins Leben gerufen, um bis Mitte 2023 zukünftige Bildungs- und Weiterbildungserfordernisse und -ansätze vor dem Hintergrund zunehmender Digitalisierung und der weiteren wirtschaftlichen Entwicklung herauszuarbeiten. Ein wesentliches Ziel ist es, die beruflichen Weiterbildungsangebote und Fördermöglichkeiten transparenter und leichter zugänglich zu machen und zu erweitern. Partner der NWS sind die Länder, die Bundesagentur für Arbeit (BA), die Wirtschaft, die Gewerkschaften und die Kammerorganisationen.
Die NWS hat sich in einem Strategiepapier 10 Handlungsfelder gegeben (Umsetzungsbericht zur Nationalen Weiterbildungsstrategie, Juni 2019, S. 18):
- Die Transparenz von Weiterbildungsmöglichkeiten und -angeboten unterstützen.
- Förderlücken schließen, neue Anreize setzen, bestehende Fördersysteme anpassen.
- Lebensbegleitende Weiterbildungsberatung flächendeckend vernetzen und Qualifizierungsberatung insbesondere für kleine und mittlere Unternehmen stärken.
- Die Verantwortung der Sozialpartner stärken.
- Die Qualität und Qualitätsbewertung von Weiterbildungsangeboten prüfen und stärken.
- Erworbene Kompetenzen von Arbeitnehmerinnen und Arbeitnehmern in der beruflichen Bildung sichtbar machen und anerkennen.
- Fortbildungsabschlüsse und Weiterbildungsangebote entwickeln.
- Bildungseinrichtungen als Kompetenzzentren für berufliche Weiterbildung strategisch weiterentwickeln.
- Das Personal in der Weiterbildung stärken und für den digitalen Wandel qualifizieren.
- Die strategische Vorausschau stärken und die Weiterbildungsstatistik optimieren.
Die beteiligten Partner haben sich bereit erklärt, in den Handlungsfeldern Aufgaben wahrzunehmen oder Initiativen einzubringen.
Der Zwischenbericht greift diese Handlungsfelder auf und benennt die geleistete Arbeit und die sich hieraus ergebenden Empfehlungen. In einem Begleitbericht werden zudem die Ergebnisse von vier Themenlaboren zu vier Schwerpunkten referiert (Umsetzungsbericht zur Nationalen Weiterbildungsstrategie, Juni 2019, S. 18):
- Strategische Vorausschau und Analyseinstrumente,
- Alphabetisierung und Grundkompetenzen,
- Beratungsstrukturen in der Weiterbildung sowie
- Qualitätssicherung in der Weiterbildung.
Die angestoßenen Initiativen, Programme und erzielten Ergebnisse im Rahmen förderrechtlicher Anpassungen und praktischer Maßnahmen für unterschiedliche Zielgruppen sowie auf struktureller Ebene hier im Einzelnen vorzustellen, würde den Rahmen sprengen.
Themenbereich inklusive Weiterbildung findet kaum Erwähnung
Von Interesse ist aus Sicht der Selbsthilfe von Menschen mit Behinderungen vor allem, was für sie in Sachen inklusive Weiterbildung im Bericht zu finden ist. Man kann es kurzfassen: Es ist recht wenig, wenn man den Ausführungen in den Berichten folgt. Weder wurden behinderte Menschen als eine besonders zu betrachtende Gruppe in den Themenlaboren behandelt - im Unterschied zu anderen Gruppen mit niedriger Weiterbildungsbeteiligung, wie zum Beispiel Personen ohne Berufsabschluss oder mit nicht ausreichender Grundbildung - noch werden für sie relevante Themen - vor allem "Digitale Barrierefreiheit" oder "Inklusive Weiterbildungsberatung" - explizit in den Empfehlungen zu den Handlungsfeldern berücksichtigt.
So wird also zum einen die Frage der Teilhabe von Menschen mit Behinderungen an der beruflichen Weiterbildung kaum benannt, zum anderen die Barrierefreiheit nur im Kontext der neugestalteten Förderung der BA erwähnt.
Diese wichtige Ausnahme betrifft durch die Bundesagentur für Arbeit geförderte berufliche Weiterbildungsmaßnahmen. Auf Antrag können seit 2020 besondere Aufwendungen für die Barrierefreiheit in Höhe von bis zu 25 Prozent auf den Durchschnittskostensatz geltend gemacht werden. Dass dieses Kriterium bei der Maßnahmeförderung nach AZAV (Akkreditierungs- und Zulassungsverordnung Arbeitsförderung) nun anerkannt werden kann, ist sicherlich ein erster wichtiger Schritt hin zu mehr inklusiver Teilhabe an beruflicher Weiterbildung. Noch zu klären bleibt dabei, ob und wie diese Möglichkeit von Bildungsanbietern genutzt wird bzw. werden kann, um Weiterbildungsinteressierte mit einer Behinderung in ihre Kurse aufzunehmen.
Insgesamt gesehen ist jedoch festzuhalten, dass die Teilhabe behinderter Menschen an der beruflichen Weiterbildung unbedingt weiter zu verbessern ist. Das betrifft neben der Information zu und der Bereitstellung von inklusiven Weiterbildungsangeboten vor allem ihre angemessene Berücksichtigung bei der Weiterbildungsberatung.
Zwei Beispiele aus der Berichterstattung zur Arbeit der Nationalen Weiterbildungsstrategie mögen dies verdeutlichen:
Dass digitale Lehr- und Lernangebote eine barrierefreie und inklusive Nutzung ermöglichen sollen, ist eine unabdingbare Forderung für eine Verbesserung der beruflichen Teilhabe und für eine Erhöhung der Beteiligung an Weiterbildung. Nicht zuletzt die Erfahrungen mit dem digitalisierten Konferieren und Lernen im Kontext der Corona-Pandemie haben gezeigt, dass hier noch viel Entwicklungsarbeit zu leisten ist. Die Ausführungen zum Themenlabor 4 verstärken diesen Eindruck: So wird zwar vermerkt, dass digitale Lehr- und Lernangebote unter anderem auch unter den Kriterien Barrierefreiheit und Inklusion betrachtet werden sollten, als eine direkte Empfehlung wurde dies jedoch nicht in die Empfehlungen zum Handlungsfeld aufgenommen.
Unter dem Gesichtspunkt der Beratung und Stärkung der Selbstkompetenz von Weiterbildungssuchenden werden im Bericht zum bereits genannten Themenlabor 4 auch elf Checklisten (unter anderem vom Bundesinstitut für Berufsbildung, dem Deutschen Institut für Erwachsenenbildung und Stiftung Warentest) zur Auswahl eines Angebots oder eines Anbieters in Form einer Synopse vorgestellt. Solche Checklisten können bei der individuellen Entscheidungsfindung helfen und finden seit Jahren in der Weiterbildungsberatung Verwendung.
Das DVBS-Projekt agnes@work - Agiles Netzwerk für sehbeeinträchtigte Berufstätige - hat diese Präsentation zum Anlass genommen und die Checklisten auf eine barrierefreie Nutzung für Menschen mit einer Sehbehinderung geprüft. Die meisten der Produkte werden als PDF zur Verfügung gestellt - barrierefrei nach den Anforderungen von PDF/UA (Universal Accessibility) ist keine. Damit sind sie von Menschen mit einer Seheinschränkung nur begrenzt oder gar nicht nutzbar. So werden sehbeeinträchtigte Menschen von der selbständigen Suche nach Weiterbildungsangeboten und entsprechender Beratung ausgeschlossen.
Fazit
Was bleibt als Fazit? Unbestritten ist, dass die Weiterbildungsbeteiligung einer der Schlüsselfaktoren für die zukünftige Beschäftigung und die weitere Entwicklung wirtschaftlicher Potenziale unter den Herausforderungen von weltweit vernetzter Produktion und Dienstleistung ist. Noch sind jedoch die Teilhabechancen in unserer Gesellschaft ungleich verteilt, nicht alle profitieren im erforderlichen Maße von den Möglichkeiten, die Wirtschaft und Bildung bieten. Barrierefreie Zugänge und Angebote sind dabei wesentliche Voraussetzungen, um mehr Menschen mit Behinderungen und sie beschäftigende Unternehmen für Weiterbildung und das lebenslange Lernen zu sensibilisieren und zu gewinnen. Wünschenswert wäre vor diesem Hintergrund, wenn dies auch in der Weiterentwicklung der Nationalen Weiterbildungsstrategie stärker als bisher in den Blick genommen werden würde.
Weiterführende Informationen
Links zu den genannten Dokumenten finden Sie auf der agnes@work-Webseite unter dem Menüpunkt Angebote - Nationale Weiterbildungsstrategie: https://www.agnes-at-work.de/angebote/nws/
Beim BMAS unter: https://www.bmas.de/DE/Arbeit/Aus-und-Weiterbildung/Weiterbildungsrepublik/Nationale-Weiterbildungsstrategie/nationale-weiterbildungsstrategie.html
Kontakt
agnes@work
c/o DVBS e. V.
Frauenbergstraße 8
35039 Marburg
Tel.: 06421 94888-33
E-Mail: Diese E-Mail-Adresse ist vor Spambots geschützt! Zur Anzeige muss JavaScript eingeschaltet sein!
Bild: Logo agnes@work - Agiles Netzwerk für sehbeeinträchtigte Berufstätige. Das Schriftzeichen @ ist im Logo in Form eines stilisierten Auges gestaltet.
Recht
Lebenspraktische Fähigkeiten und die neuen Möglichkeiten durch das Bundesteilhabegesetz
Von Dr. Michael Richter
Einen Großteil meines nunmehr zwanzig Jahre währenden Berufslebens in der Blinden- und Sehbehindertenselbsthilfe hat mich die Frage beschäftigt, wie es uns gelingen kann, es endlich zu schaffen, dass Menschen nach Erblindung oder einer massiven Sehverschlechterung einen Anspruch auf diese wichtige Rehabilitationsleistung erhalten. Maßgeblich war an diesen Bemühungen Dr. Herbert Demmel beteiligt, dem ich anlässlich seines bevorstehenden 90. Geburtstages diesen Artikel, verbunden mit dem Dank für dessen unermüdlichen Einsatz um die rechtliche Etablierung von Rehabilitationsrechten blinder und sehbehinderter Menschen bis heute, widmen möchte.
Unstreitig - und inzwischen wohl auch durch Studien belegt - dürfte sein, dass die Schulung Lebenspraktischer Fähigkeiten (LPF) ein wichtiger Baustein ist, um die Folgen nach einer Erblindung oder massiven Sehverschlechterung abzumildern, häufig dazu beiträgt, Selbstständigkeit und dadurch Selbstbestimmtheit zu erhalten, und nicht selten sogar den Verbleib im eigenen Wohnumfeld nach dem Behinderungserwerb erst ermöglicht. Plötzlich ist genau ein solcher Anspruch auf diese Leistung für einen Großteil der betroffenen Menschen gegeben, und ich habe das Gefühl, dass diese Erkenntnis bei potenziellen Ansprechpartner*innen für die Betroffenen, wie z.B. Augenärztinnen und Augenärzten, Beratungsstellen, Rehalehrerinnen und Rehalehrern etc., überhaupt noch nicht angekommen ist. Grund genug, dieser sehr wichtigen Leistung wieder einmal Aufmerksamkeit zu schenken und sich der nun entstandenen Rechtslage intensiver zu widmen.
Vor dem Blick auf die nunmehr geänderte Rechtslage erscheint es jedoch sinnvoll, in aller gebotenen Kürze auf die Entwicklung dieser Leistung zurückzuschauen, um die geschilderten Bemühungen der Selbsthilfe und die aktuelle Rechtslage richtig einordnen zu können.
LPF-Schulung und die Suche nach dem Kostenträger: Anfänge und Entwicklungen
Vor nunmehr ca. 50 Jahren brachten Pioniere der Rehabilitation von blinden- und hochgradig sehbehinderten Menschen - wie das Ehepaar Pamela und Dennis Cory oder Jochen Fischer - das Langstocktraining aus den USA nach Deutschland und etablierten diese Leistung zunächst eher an "Blindenschulen", z.B. der blista. Die Frage nach dem Kostenträger war schnell beantwortet, da die neu gewonnene Mobilität unseres Personenkreises mit dem Einsatz eines damals "neuen Hilfsmittels", dem Blindenlangstock, untrennbar verbunden war und der Blick in das Recht der gesetzlichen Krankenkassen verriet, dass ein Anspruch auf ein benötigtes Hilfsmittel mit dem Anspruch auf die Unterweisung in dessen Gebrauch verbunden ist (§ 33 SGB V). Als dann ca. zehn Jahre später - wiederum aus den USA - die weitere Erkenntnis "importiert" wurde, dass es für ein möglichst selbstbestimmtes und eigenständiges Leben blinder und hochgradig sehbehinderter Menschen mehr bedarf als der Teilnahme an einem ausführlichen Orientierungs- und Mobilitätstraining und dass in diesem Sinne eine ergänzende Schulung weiterer lebenspraktischer Fähigkeiten hierfür geradezu notwendig erscheint, erfolgte bei der Suche nach einem geeigneten Kostenträger wieder der "reflexartige" Blick in das SGB V - diesmal allerdings mit der Erkenntnis, dass es kein typisches Hilfsmittel im Bereich des LPF-Unterrichtes gibt und dementsprechend diese Leistung auch nicht auf den "Hilfsmittelparagrafen" gestützt werden kann.
Unter dem Aspekt der offensichtlichen Notwendigkeit einer solchen Leistung, dem Grundgedanken, dass ja auch nach anderen einschneidenden Erkrankungen eine medizinische Reha im Recht der gesetzlichen Krankenkassen vorgesehen ist, und der Erkenntnis, dass als alternative Leistungsträger allenfalls die Sozialämter mit ihren damals extrem restriktiven Einkommens- und Vermögensgrenzen in Betracht kamen und hierdurch nur ein sehr kleiner Personenkreis überhaupt anspruchsberechtigt gewesen ist, starteten die Bemühungen der Blinden- und Sehbehindertenselbsthilfe für die Schaffung einer Rechtsgrundlage für den Anspruch auf LPF-Schulung oder eine "Grundreha nach Sehverlust" im Recht der gesetzlichen Krankenversicherungen.
2006 führten diese Bemühungen sogar zu einem Teilerfolg, denn der Verband der Ersatzkassen gab eine Empfehlung heraus, nach der Krankenkassen für den Fall der Erblindung von Erwachsenen 20 Stunden "Schulung von sensomotorisch perzeptiven Fähigkeiten" gewähren sollten. Allerdings war es eben nur ein Teilerfolg, denn zum einen handelte es sich um eine sogenannte "Kann-Leistung" - d.h. um keinen wirklich einklagbaren Rechtsanspruch -, und zum anderen schlossen sich dieser Empfehlung bei Weitem nicht alle gesetzlichen Krankenkassen an, beispielsweise die allgemeinen Ortskrankenkassen lehnten generell eine Kostenübernahme für LPF-Unterricht weiterhin strikt ab. Letztlich muss man, selbst als Vertreter der Blinden- und Sehbehindertenselbsthilfe, einräumen, dass die ablehnende Auffassung auch der gegebenen Rechtslage näherkommt als die einschlägige Empfehlung, denn zum einen wurde der in der Empfehlung offensichtlich merkwürdig verklausulierte LPF-Unterricht in § 43 SGB V verortet, wo unter der Überschrift "Ergänzende Leistungen" verschiedene, sogenannte "Annexleistungen" aufgeführt sind. Eine "ergänzende Leistung" setzt aber sprach- und denknotwendig eine Hauptleistung voraus, und es stellt sich bereits die nicht sinnvoll zu beantwortende Frage, welche Leistung dies denn sein könnte. Zum anderen stellt man bei genauerer Beschäftigung mit dem Krankenkassenrecht fest, dass LPF-Schulungen auch unter dem Aspekt des Leistungserbringers (Rehalehrer*innen) systematisch nicht wirklich in das Recht der gesetzlichen Krankenkassen passen, denn Leistungen der gesetzlichen Krankenkassen werden regelmäßig nur durch sogenannte anerkannte Heilberufe (Ärzte, Psycho-, Physio-, Ergotherapeutinnen und -therapeuten, Kranken- und Altenpfleger*innen etc.) erbracht, und hiervon gibt es nur genau eine Ausnahme im Bereich der Hilfsmittelversorgung, die für LPF aber gerade - wie gezeigt - nicht einschlägig ist. Übrigens ist die verklausulierte Benennung der Leistung als "Schulung der sensomotorisch perzeptiven Fähigkeiten" vermeintlich dem Umstand geschuldet, dass die die Empfehlung unterstützenden Krankenkassen wenigstens den Anschein einer medizinischen Leistung aufrechterhalten und diese entsprechend eher im Bereich der "Ergotherapie" verorten wollten. Aufgrund der Tatsache, dass bereits in der Empfehlung selbst die Leistung für Minderjährige ausgeschlossen ist, verstärkten sich die Bemühungen der Blinden- und Sehbehindertenselbsthilfe gerade für diesen Bereich, denn das Bewusstsein um die Wichtigkeit dieser Leistung gerade für inklusiv beschulte Kinder und Jugendliche, denen nicht selten ein Defizit im Bereich des Erwerbs von Selbstständigkeit droht, war vorhanden. Im Ergebnis konnte, u.a. durch die Unterstützung Betroffener durch die Rechtsberatungsgesellschaft "Rechte behinderter Menschen" (rbm), bei der Durchsetzung von LPF-Unterricht als wichtiger Teil des sog. 2. Kurrikulums für Schüler*innen mit dem Förderschwerpunkt "Sehen" in einigen klarstellenden Urteilen verschiedener Sozialgerichte Rechtssicherheit hergestellt werden, und der LPF-Unterricht wurde als Leistung der angemessenen Schulbildung im Sinne von § 54 Abs. 1 Nr. 1 SGB XII (alte Fassung) anerkannt, inklusive der dazugehörigen Privilegierung gem. § 92 Abs. 2 SGB XII, d.h. in der Regel unabhängig vom Einkommen und Vermögen der Eltern (Urteil des Sozialgerichts Düsseldorf vom 12.09.2008 - S 22 (29) SO 7/07 und Urteil des Sozialgerichts Detmold vom 21.07.2009 - S 2 SO 46/09).
Anspruch auf LPF und der Eigenbetrag: Reformen und Berechnungen seit 1. Januar 2020
Seit dem 01.01.2020 gilt aber nun ein neues Eingliederungshilferecht im Zuge der mit dem Bundesteilhabegesetz (BTHG) verabschiedeten Reformen. Neben dem Umzug des Eingliederungshilferechtes aus dem SGB XII in den 2. Teil des SGB IX wurden mit der Reform insbesondere die Bedingungen für den Einsatz von Einkommen und Vermögen völlig neu geregelt. Kurz gesagt gilt seit dem 01.01.2020 für den Einsatz von Einkommen und Vermögen das Folgende:
Es wird nicht mehr auf das bereinigte Nettoeinkommen der Bedarfsgemeinschaft abgestellt, das dem aus den Eckregelsatzbeträgen und Kosten der Unterkunft ermittelten Einkommensfreibetrag gegenübergestellt wird. Vielmehr ist für die Ermittlung des Eigenbeitrages allein das Bruttoeinkommen maßgeblich. Auf die individuelle Situation (z. B. hohe behinderungsbedingte Unterkunftskosten in Ballungsräumen) kommt es nicht mehr an. Konkret heißt es in § 135 Abs. 1 SGB IX: "Maßgeblich für die Ermittlung des Beitrages nach § 136 ist die Summe der Einkünfte des Vorvorjahres nach § 2 Absatz 2 des Einkommensteuergesetzes sowie bei Renteneinkünften die Bruttorente des Vorvorjahres." Berücksichtigt wird nur das Einkommen der antragstellenden Person selbst und bei Minderjährigen dasjenige der Eltern. Das Einkommen und Vermögen des Partners wird seit 2020 nicht mehr herangezogen.
Zunächst wird nunmehr der individuelle Einkommensfreibetrag ermittelt. Dieser ist allein abhängig von der Art des Einkommens und vom Familienstand (§ 136 Abs. 2 ff. SGB IX). Als Bezugsrahmen für die Ermittlung des Einkommensfreibetrages dient die sogenannte Sozialversicherungsbezugsgröße nach § 18 SGB IV. Diese wird jährlich festgesetzt und beträgt 2021 ca. 40.000 €. Eine Heranziehung findet erst statt, wenn Einkommen oberhalb des jeweils geltenden prozentualen Anteils der jährlichen Bezugsgröße nach § 18 Abs. 1 SGB IV erzielt wird (§ 136 SGB IX). Beispielsweise beträgt für sozialversicherungspflichtig Beschäftigte der Einkommensfreibetrag 85 % der Bezugsgröße, d.h. bei einem alleinstehenden, versicherungspflichtig Beschäftigten würde aktuell erst ab einem Einkommen von ca. 34.000 € ein Eigenbeitrag für Leistungen der Eingliederungshilfe fällig. Bei nicht sozialversicherungspflichtigem Einkommen (z.B. durch Mieteinnahmen) beträgt der Freibetrag 75 % und bei Renteneinkommen 60 % der Bezugsgröße. Für unterhaltsberechtigte Kinder, für Partner mit niedrigerem Einkommen oder bei minderjährigen Leistungsberechtigten erhöht sich der Freibetrag entsprechend den Vorgaben des § 136 Abs. 3 ff. SGB IX.
Darüber hinaus sind von dem die Einkommensgrenzen übersteigenden Jahreseinkommen jedoch auch nur 2 % als monatlicher Beitrag aufzubringen (§ 137 SGB IX), im Ergebnis also keinesfalls mehr als 24% des die Grenzen übersteigenden Jahreseinkommens. Weiterhin wurde der Vermögensfreibetrag 2020 auf 150 % der jährlichen Bezugsgröße (§ 139 SGB IX) festgesetzt, d.h. 2021 beträgt der Vermögensfreibetrag in der Eingliederungshilfe mithin ca. 60.000 €.
Beispielsrechnung: Ein alleinstehender Rentner mit einer Jahresrente von 30.000 € hätte monatlich einen Eigenbeitrag von 120,00 € zu benötigten Eingliederungshilfeleistungen zu leisten (30.000 € - 24.000 € = 6.000 € (überschießendes Einkommen), davon 2 % = 120,00 €).
Über diese erfreulichen Veränderungen hinaus, die einem vielfach größeren Personenkreis den Zugang zu Leistungen der Eingliederungshilfe eröffnen dürften, findet nun aber auch die LPF-Schulung im Wortlaut neuer Vorschriften ausdrücklich Berücksichtigung.
In § 113 Abs. 2 Nr. 5 SGB IX heißt es unter der Überschrift "Leistungen zur Sozialen Teilhabe" nunmehr:
"(1) Leistungen zur Sozialen Teilhabe werden erbracht, um eine gleichberechtigte Teilhabe am Leben in der Gemeinschaft zu ermöglichen oder zu erleichtern, soweit sie nicht nach den Kapiteln 3 bis 5 erbracht werden. Hierzu gehört, Leistungsberechtigte zu einer möglichst selbstbestimmten und eigenverantwortlichen Lebensführung im eigenen Wohnraum sowie in ihrem Sozialraum zu befähigen oder sie hierbei zu unterstützen. Maßgeblich sind die Ermittlungen und Feststellungen nach Kapitel 7.
(2) Leistungen zur Sozialen Teilhabe sind insbesondere ... 5. Leistungen zum Erwerb und Erhalt praktischer Kenntnisse und Fähigkeiten, ..."
Weiterhin wird dann in § 81 SGB IX ergänzend und klarstellend unter der Überschrift "Leistungen zum Erwerb und Erhalt praktischer Kenntnisse und Fähigkeiten" ausgeführt:
"Leistungen zum Erwerb und Erhalt praktischer Kenntnisse und Fähigkeiten werden erbracht, um Leistungsberechtigten die für sie erreichbare Teilhabe am Leben in der Gemeinschaft zu ermöglichen. Die Leistungen sind insbesondere darauf gerichtet, die Leistungsberechtigten in Fördergruppen und Schulungen oder ähnlichen Maßnahmen zur Vornahme lebenspraktischer Handlungen einschließlich hauswirtschaftlicher Tätigkeiten zu befähigen, sie auf die Teilhabe am Arbeitsleben vorzubereiten, ihre Sprache und Kommunikation zu verbessern und sie zu befähigen, sich ohne fremde Hilfe sicher im Verkehr zu bewegen. Die Leistungen umfassen auch die blindentechnische Grundausbildung."
Mithin dürfte es nunmehr eine hinreichend bestimmte Anspruchsgrundlage für die Schulung von LPF im neu gegliederten und neu verorteten Eingliederungshilferecht mit deutlich moderateren Regelungen zum Einsatz vorhandenen Einkommens und Vermögens geben, die die Bemühungen um die Schaffung einer eigenen Anspruchsgrundlage im Krankenkassenrecht, insbesondere in Form einer grundständigen Rehabilitationsleistung nach Sehverlust, zwar nicht gänzlich entbehrlich erscheinen lässt, zumindest aber den unmittelbaren Handlungsbedarf für die Etablierung eines Anspruchs auf eine wirksame und niederschwellige LPF-Schulung deutlich reduziert.
Abschließend sei noch einmal klargestellt, dass über die "Neuregelung" hinaus aber trotzdem die oben dargestellte Empfehlung mancher gesetzlichen Krankenkassen noch gilt, d.h., dass auch durch Krankenkassen LPF-Schulungen finanziert werden können. Im Rahmen der Eingliederungshilfe hat bei Schülerinnen und Schülern im Rahmen der Schulpflicht auch die Zuordnung der Leistung zum Bereich der unterstützenden Leistungen für eine angemessene Schulbildung im Sinne von § 54 Abs. 1 Nr. 1 SGB XII (a.F.) Geltung, wie die angeführte Rechtsprechung zeigt, die die Leistung der Teilhabe an Bildung im Sinne von § 112 SGB IX zuordnet, d.h., dass in diesem Bereich keine Berücksichtigung von Einkommen und Vermögen erfolgen sollte.
Blinde und sehbehinderte Menschen selbstbestimmt mitten im Bürgerlichen Recht
Von Christian Seuß (*)
Dieser Beitrag erscheint auf Anregung eines "horus"-Lesers. Im Mittelpunkt steht die Frage, wie selbstbestimmt blinde oder hochgradig sehbehinderte Menschen im Rechtsverkehr handeln können. Es geht um das Verfassen von unterschiedlichen Dokumenten, so z.B. Testamente, Betreuungsvollmachten oder Patientenverfügungen. Welche Bedeutung hat die Blindheit oder die Sehbehinderung allgemein im Zivilrecht und im konkreten Einzelfall, z. B. für das Abfassen eines eigenhändigen Testaments?
Geschäftsfähigkeit
Grundsätzlich gilt, dass blinde und sehbehinderte Personen - wie alle anderen Menschen auch - bis zum siebten Lebensjahr nicht geschäftsfähig sind.
Vom siebten bis achtzehnten Lebensjahr gelten sie auch als "beschränkt geschäftsfähig", so dass sie größere Anschaffungen jenseits des "Taschengeld-Paragraphen" nur mit Zustimmung der Erziehungsberechtigten vornehmen können.
Mit Vollendung des achtzehnten Lebensjahrs erlangen sie ebenfalls die volle Geschäftsfähigkeit, so dass sie trotz einer Sehbeeinträchtigung in Läden und Warenhäusern einkaufen, Bankgeschäfte erledigen, Verträge schließen und per Internet shoppen können. Voll geschäftsfähig bedeutet, dass Personen Rechtsgeschäfte mit allen Rechten und Pflichten erledigen und Verträge abschließen können.
Wer ein Kleidungsstück oder einen Multifunktions-Fernseher kauft, muss bezahlen, auch wenn man später feststellt, dass es einem nicht gefällt oder dass man ihn nicht braucht.
"Gibt es da keine Sonderregelung für blinde Leute?" werde ich immer wieder einmal von Rechtsanwälten gefragt, die als "Retter in der Not" eingeschaltet werden. Hier kann ich nur antworten: Nein, der Vertrag ist wirksam und es gilt der alte lateinische Satz "Pacta sunt servanda"; d. h. auf Deutsch: geschlossene Verträge sind einzuhalten.
Die Kehrseite der Selbstbestimmung ist, dass blinde Menschen nicht anders behandelt werden als sehende.
Ein Sogenannter "Motiv-Irrtum" gibt kein Rücktritts- oder Anfechtungsrecht. Ausnahmen von diesem Grundsatz gibt es, wenn dem Kaufgegenstand eine zugesicherte Eigenschaft fehlt oder wenn der Käufer vom Verkäufer arglistig wider besseres Wissen über wichtige Eigenschaften des Kaufgegenstandes getäuscht wurde. In diesen Fällen kennt das Bürgerliche Gesetzbuch die Möglichkeit zur Anfechtung oder zum Rücktritt vom Vertrag.
Unbeachtlich ist auch bei blinden und sehbehinderten Personen, wenn man übereilt gekauft oder das Kleingedruckte nicht gelesen hat.
Mein Rat:
- Bei größeren Anschaffungen ist es ratsam, eine sehende Assistenzkraft mitzunehmen, die den Kaufgegenstand in Augenschein nimmt und beschreibt oder der sehbehinderten Person Vertragsunterlagen vorlesen kann.
- Noch besser ist es, keine spontane Entscheidung zu treffen, sondern lieber die Vertragsunterlagen mitzunehmen, Zuhause in Ruhe durchzulesen, eine Nacht über die ganze Sache zu schlafen und die Kaufentscheidung nach reiflicher Überlegung am nächsten Tag zu treffen.
Unterschriften
Probleme können für blinde und sehbehinderte Menschen entstehen, wenn besondere Formvorschriften einzuhalten sind.
Schriftform gilt z. B. gesetzlich verpflichtend für Bürgschaftserklärungen; Arbeits- oder Mietverträge werden häufig schriftlich geschlossen.
Die Schriftform dient der Klarheit und der Rechtssicherheit.
Die Unterschrift hat den Zweck, die Identität des Ausstellers der Urkunde erkennbar zu machen. Der Aussteller muss die Urkunde eigenhändig unterzeichnen. Die Verwendung einer Schablone, die das Unterschriftsfeld begrenzt und so die Orientierung darüber ermöglicht, an welchem Ort zu unterschreiben ist, kann selbstverständlich verwendet werden. Eine Schreibhilfe durch eine andere Person, z.B. Unterstützung der Hand bei vorhandener Schwäche, ist zulässig, soweit der Schriftzug von dem Willen des Unterzeichners bestimmt wird. Unzulässig wäre das Führen der Hand bei der Ausführung des Schriftzuges. Nicht zulässig ist die Unterzeichnung durch Stempel, Faksimile oder ein sonstiges mechanisches Hilfsmittel. Ein Vertreter muss, wenn er eine Urkunde mit seinem Namen unterzeichnet, das Vertretungsverhältnis durch einen Zusatz, z.B. i.V., zum Ausdruck bringen.
Für die Unterschrift genügt die Unterzeichnung mit dem Familiennamen. Auf die Lesbarkeit der Unterschrift kommt es nicht an. Sie muss aber Andeutungen von Buchstaben erkennen lassen. Ausreichend ist ein die Identität des Unterschreibenden kennzeichnender individueller Schriftzug, der einmalig ist, entsprechende charakteristische Merkmale aufweist und sich als Wiedergabe eines Namens darstellt.
Wer selbst nach den an eine Unterschrift zu stellenden geringen Anforderungen nicht in der Lage ist, eine Urkunde zu unterschreiben, kann gem. § 126 Abs. 1 BGB mittels notariell beglaubigten Handzeichens unterzeichnen. Als Handzeichen kommen Kreuze, Striche oder Initialen in Frage.
Für ein selbstbestimmtes und selbstständiges Leben ist es wichtig, dass blinde und stark sehbehinderte Menschen zumindest die Ausführung ihrer Unterschrift beherrschen. Die Unterschrift ist auch für eine wirksame Bevollmächtigung eines Vertreters erforderlich.
Diese Fertigkeit vermitteln im Rahmen des Trainings lebenspraktischer Fertigkeiten Rehabilitationslehrer für Blinde und Sehbehinderte. Späterblindete Personen können mit Hilfe dieser Fachkräfte die Fähigkeit zum Unterschreiben wieder erlangen.
Testamente und Verträge
Besondere Formvorschriften gelten für das Testament: Ein handschriftliches Testament muss eigenhändig geschrieben und unterschrieben werden. Wer ein handschriftliches Testament formwirksam erstellen möchte, muss das Geschriebene auch selbst lesen können. Wer das nicht kann, dem bleibt nur das notariell beurkundete Testament; auch wenn diese Person aufgrund eines abgeschlossenen Jura-Studiums rechtskundig ist.
Hierdurch sollen blinde Menschen nach dem Willen des Gesetzgebers vor Missbrauch oder Täuschung geschützt werden.
Eine Sonderregelung gibt es für notariell zu beurkundende Verträge, wie z. B. für Grundstückskaufverträge und für Erbverträge.
Nach § 22 Absatz 1 des Beurkundungsgesetzes soll bei Beteiligung von Menschen, die nicht hinreichend zu hören, zu sehen oder zu sprechen vermögen, ein Zeuge oder ein zweiter Notar hinzugezogen werden, es sei denn, dass alle Beteiligten hierauf verzichten.
Patientenverfügung und Vorsorgevollmacht
Wie ist es aber mit schriftlichen Verfügungen wie der Patientenverfügung?
Folgendes sollte man sich zur Patientenverfügung merken:
- Patientenverfügungen können alle volljährigen Menschen (ab Vollendung des 18. Lebensjahres" errichten.
- Die Patientenverfügung ist anders als das Testament an keine konkrete Form gebunden. Sinnvoll ist allerdings, dass man die Patientenverfügung schriftlich niederlegt, damit über den Willen der betreffenden Person Klarheit besteht und mit Hilfe der Patientenverfügung anhand der konkreten Umstände des Einzelfalls geprüft werden kann, ob die betroffene Person eine Behandlung wünscht oder nicht. Schriftform heißt, dass der Inhalt der Patientenverfügung in schriftlicher Form ausgedruckt vorliegt und von der betreffenden Person eigenhändig unterschrieben wird. Möglich ist auch eine notarielle Beurkundung der Patientenverfügung.
- Empfehlenswert ist, dass die Patientenverfügung in einem zentralen Register hinterlegt wird, damit sie im Ernstfall rasch aufgefunden wird und dem Patientenwillen entsprochen werden kann.
Eine schriftliche Vorsorgevollmacht muss ebenfalls von der ausstellenden Person unterschrieben werden, damit Sie im Rechtsverkehr Gültigkeit erlangt. Auf Details von Patientenverfügung und Vorsorgevollmacht wird in einem eigenen Beitrag näher eingegangen, der in einer der nächsten Ausgaben des "horus" erscheinen wird.
(*) Der Autor ist Jurist und Rechtsanwalt sowie Mitarbeiter der rbm Rechte behinderter Menschen gemeinnützige GmbH. Zum Beginn des Beitrags
Barrierefreiheit und Mobilität
"Vom Reiche der sechs Punkte": Ein historischer Film in Wort und Bild - ein Beitrag zur Disability History
Von Jochen Schäfer
In den vergangenen beiden horus-Ausgaben erschien von PD Dr. Patrick Schmidt eine interessante Abhandlung über Menschen ohne Augenlicht aus der Perspektive der Sehenden in Periodika des 18. Jahrhunderts. Es wurde deutlich, dass Periodika des 17. und 18. Jahrhunderts für die Disability History spannendes Quellenmaterial liefern. Ein wesentlich jüngeres, aber historisch ebenso interessantes Medium der Disabilitiy History, das in diesem Jahr in den "sozialen Blindenmedien" (z. B. "horus aktuell") von sich reden macht, wird im Folgenden präsentiert: ein Film, dessen Originalversion aus den 20er Jahren des 20. Jahrhunderts stammt.
Geschichte und Inhalt
"Vom Reiche der sechs Punkte" ist ein Original-Stummfilm, der am 13.12.1927 im Dürener Stadttheater uraufgeführt und 80 Jahre später vom Münchner Filmmuseum restauriert und mit Audiodeskription für Blinde versehen wurde. Es geht darin um das Leben des blinden Stahlarbeiters Hermann Krüger, der durch einen Unfall plötzlich erblindet und sich mit seinem Schicksal arrangieren muss. Seine Partnerin Luise Siebert begleitet ihn zunächst zum Augenarzt Dr. Robert Wirtz, wobei sie sich bittere Vorwürfe macht, dass es nicht schon früher geschah, denn dann wäre seine Sehkraft vielleicht noch zu retten gewesen. Dr. Wirtz kann Krüger, dem ehemaligen Ingenieur, nicht mehr helfen, Krügers Erblindung ist endgültig und er muss sich mit dieser Situation abfinden. Es fällt ihm zunächst sehr schwer, aber dann besucht er die Blindenanstalten Neuwied und Düren, wo er in einem Handwerksberuf ausgebildet wird, den er wenig später ergreift und ein neues, glückliches Leben mit seiner sehenden Partnerin führt.
In diesem halbdokumentarischen Film erfährt man viel über die damaligen Methoden der schulischen und beruflichen Blindenbildung, was besonders durch die Audiodeskription deutlich wird. Diese wird musikalisch begleitet von Joachim Bärenz am Klavier, der versucht, die verschiedenen Stimmungen einzufangen. In der adaptierten Version wurde darauf geachtet, die optischen Eindrücke möglichst im Original zu belassen. So sieht man z. B. vieles aus dem alten Düren vor der Zerstörung im 2. Weltkrieg. Zu hören sind nur Audiodeskription und Musik, also keine Dialoge oder Szenen.
Hintergrundinformationen
Im Stummfilm werden lediglich die beiden Hauptpersonen von Schauspielern dargestellt, die anderen Personen sind authentisch und spielen sich selbst. Außer dem Augenarzt Dr. Wirtz sind dies u. a. Lehrer aus Düren, z. B. Hubert Horbach, Direktor der Blindenanstalt (1874-1956), Josef Petri, Organist, Musiklehrer und später Kirchenmusikdirektor (1893-1970), sowie Joseph Mayntz. Alle drei genannten Lehrer sind Zeugen ihrer Zeit, die sogar häufiger in unserer Zeitschrift erwähnt wurden. Horbach und Mayntz haben in den 1920er Jahren Bücher über das Blindenwesen geschrieben, die in den "Beiträgen" besprochen wurden. 1925 schrieb Direktor Horbach ein Buch über Bewegungsempfindungen und ihren Einfluss auf Formwahrnehmung und Orientierung blinder Kinder. Mayntz schrieb 1928, im Jahr nach der Uraufführung des Films, ein Werk mit dem Titel: "Wege in die Welt der sechs Punkte". Der Inhalt der genannten Bücher behandelt Aspekte, die im Film näher beleuchtet werden.
Filmadaption
Die Grundidee entstammte einer Notiz in der Festschrift "100 Jahre Blindenfürsorgeverein Düren, 1886-1986", in der der Film erwähnt wurde. Man fand heraus, dass es nur noch eine Kopie im finnischen Filmarchiv Helsinki gab. Das Münchner Filmmuseum restaurierte in Zusammenarbeit mit dem Rheinischen Blindenfürsorgeverein Düren und der Bonner Kinemathek den Film und adaptierte ihn 2007 zu einer Version in Bild, Wort und Musik, die im Mai 2021 sogar für 4 Tage kostenlos auf dem Videokanal des Münchner Filmmuseums angeboten wurde. Eine DVD mit dieser Version kann im Online-Shop des Filmmuseums erworben werden, aber auch in unserer AIDOS-Fachbibliothek kann man den Film sehen und hören, außerdem gibt es dort eine 7-seitige Informationsschrift über den Originalfilm, die aus der Zeit seiner Entstehung stammt (in Schwarzschrift).
Diese Adaption eines Stummfilms zu einer Version mit Audiodeskription ist übrigens nicht die erste. Schon 1995 hat die Blindeninstitutsstiftung Würzburg den Stummfilm "Die Welt der Lichtlosen" aus dem Jahr 1925 in gleicher Art adaptiert.
Literaturverzeichnis (Chronologische Folge)
- Horbach, Hubert: Bewegungsempfindungen und ihr Einfluss auf Formenerkenntnis und Orientierung bei Blindgeborenen und Früherblindeten. Halle a.S.: Marhold, 1925, 76 S.
- Rezension von Dr. Wilhelm Steinberg in: Beiträge zum Blindenbildungswesen, 1926, H. 1, S. 9-18 [nur in Punktschrift, Text ist digital verfügbar].
- Rütters, Hugo: Vom Reiche der 6 Punkte. Großer Spiel- und Kulturfilm. Schicksal und Bildungswege eines Erblindeten / D.H. Rütters. Düren: Rheinischer Blinden-Fürsorgeverein, [ohne Jahr], 7 S.
- Mayntz, Joseph: Wege in die Welt der sechs Punkte. Ein Beitrag zur Methodik des ersten Leseunterrichts in der Blindenschule. Düren: Verein zur Fürsorge für die Blinden der Rheinprovinz, 1928, 75 S. (Rheinische Beiträge zur Blindenbildungskunde; 1).
- Rezension von E. Ledeganck in: Beiträge zum Blindenbildungswesen, 1929, H. 7, S. 335-336 [nur in Punktschrift, Text ist digital verfügbar].Schwab, Willi/Freund, Dr. Emil: Josef Petri zum Kirchenmusikdirektor ernannt. In: Marburger Beiträge zum Blindenbildungswesen, 1966, H. 3/4, S. 110-112 [nur in Punktschrift, Text ist digital verfügbar].
- Schwab, Willi: Josef Petri zum Gedächtnis. In: Marburger Beiträge zum Blindenbildungswesen, 1970, H. 4, S. 264-265 [nur in Punktschrift, Text ist digital verfügbar].
- 100 Jahre Blindenfürsorgeverein Düren, 1886-1986. Düren, [1986], 64 S., zahlr. Illustrationen.
- Vom Reiche der sechs Punkte / Regie: Hugo Rütters. Klavierbegleitung von Joachim Bärenz. [München]: film & kunst [u.a.], [2007], 1 DVD-R, ca. 95 Min., schwarzweiß. - Sprachen: Deutsch, Englisch, plus deutsche Audiodeskription für Sehbehinderte (Edition Filmmuseum; 19).
Berichte und Schilderungen
Zeitenwende - vom Leben nach der blista
Von Lena Hörster
Schule - von Bielefeld nach Marburg
Mit sechs Jahren wurde ich an der Opticus-Schule in Bielefeld eingeschult, einer Förderschule mit Schwerpunkt Sehen. Von Mitschüler*innen hörte ich immer wieder von der blista in Marburg mit ihrem Gymnasium und dem Internat. Da ich das Abitur erreichen wollte, bewarb ich mich zur fünften Klasse um einen Platz an der Carl-Strehl-Schule, stellte mich aber auch bei den Gymnasien in meiner Heimatstadt vor, falls es mit der blista doch nicht klappen sollte. An den Regelgymnasien vor Ort war man, bis auf eine Ausnahme, ängstlich bis unwillig, eine blinde Schülerin aufzunehmen, die nur noch über einen winzigen Sehrest verfügte. Da ich aber problemlos an der Carl-Strehl-Schule aufgenommen wurde, hatte sich die Sache mit den zögerlichen Regelschulen für mich erledigt. Seit der fünften Klasse wohnte ich fortan im Internat in Marburg und ging dort zur Schule. 2015 beendete ich meine Schullaufbahn mit dem allgemeinen Abitur.
FSJ - von Marburg nach Worcester
Nach dem Abitur war mir allerdings nicht danach, gleich wieder, diesmal in Hörsälen und Seminarräumen, die "Schulbank" drücken zu müssen. Zudem wusste ich zum Zeitpunkt meines Abiturs noch nicht so richtig, wohin meine weitere Reise gehen sollte, deshalb entschied ich mich dafür, erstmal ein Jahr ins Ausland zu gehen. Da ich sprachinteressiert bin, bewarb ich mich bei der Organisation "Lattitude Global Volunteering". Ich war spät dran und so gab es für mich nur noch zwei Stellen zur Auswahl, eine davon in Polen, die andere in England. Da ich nicht Polnisch spreche, fiel mir die Wahl leicht. Und so arbeitete und lebte ich ein Jahr lang als FSJ-lerin am New College Worcester, einer Schule mit Internat für sehbehinderte und blinde Schüler*innen im Alter von 11 bis 19 Jahren. Als blinde FSJ-lerin konnte ich natürlich nicht all das leisten, was von Sehenden erwartet wurde, auch konnte ich nicht in allen Bereichen eingesetzt werden. Folglich war ich gefragt, mir immer wieder Arbeitsbereiche eigenständig zu erschließen, wie z. B. die Inhalte, die im LPF-Unterricht erlernt wurden, später mit den Schüler*innen im Internatsalltag zu vertiefen. Kurz, das Jahr als FSJ-lerin erforderte von mir ein hohes Maß an Kreativität, Selbständigkeit und Offenheit - auch dabei, den eigenen Unterstützungsbedarf zu erkennen und zu kommunizieren. In Worcester habe ich auch wieder angefangen, Kampfsport zu machen, eine Sportrichtung, die ich früher bereits einmal ausprobiert hatte. Diesmal sollte es aber nicht so wettkampforientiert sein wie damals Judo, deshalb fiel meine Wahl auf die japanische Kampfkunst Aikido.
Alles in allem hat mir das Jahr in England gut gefallen, vielleicht auch gerade deshalb, weil es alle Facetten meiner Persönlichkeit ansprach und forderte - es war für mich eine ganzheitliche Trainingseinheit. Während meines Auslandsjahres hatte ich auch genügend Zeit, mir über meine weitere Zukunft Klarheit zu verschaffen. Ursprünglich hatte ich einmal den Traum, Medizin zu studieren. Ich wusste aber immer, dass das aufgrund meiner Blindheit mehr als schwierig werden würde. Deshalb fiel meine Wahl auf den Studiengang Psychologie. Hierbei interessierte mich ganz besonders die Neuropsychologie.
Studium - von Worcester nach ...
Eigentlich wollte ich nicht wieder zurück nach Marburg. Mir war immer bewusst, dass eine Förderschule auch eine Art Schutzblase ist, in der man sehr behütet lebt, und dass man sich draußen, im echten Leben, selbst zu helfen wissen muss. Daher habe ich immer Wert darauf gelegt, mir Fähigkeiten und Fertigkeiten anzueignen, die ich für mein weiteres Leben brauchen würde - und Marburg hat eben diesen Ruf, blindengerecht und die "Blindenstadt" überhaupt zu sein. Ich wollte aber hinaus in die Welt gehen und sehen, wie es ohne dieses Netz ist, das einen immer wieder auffängt. Am Ende ist es dann aber doch Marburg geworden, schlicht und einfach deshalb, weil dort der Fachbereich Psychologie aus meiner Sicht das beste Studienprogramm im Schwerpunkt Neuropsychologie anbot. Seit dem Wintersemester 2016 studiere ich nun Psychologie in Marburg.
Im Studium arbeite ich mit PC, Tablet und Braillezeile. Ich habe auch eine Vorlesekraft, die mir meine Unterlagen für das Studium aufbereitet, indem sie zum Beispiel Bücher für mich einscannt. Das ist sehr hilfreich, da gut aufbereitete Materialien wirklich einen Vorteil bringen. Natürlich kann man Texte mit der richtigen Software auch selbst digitalisieren, aber es ist eben nicht ganz dasselbe, da die Vorlesekraft z. B. Bildbeschreibungen mit einbauen kann.
Schon zu Beginn meines Studiums habe ich festgestellt, dass mir Statistik sehr liegt, und dass ich damit unter meinen sehbehinderten Kommiliton*innen, von denen es am Fachbereich nicht wenige gibt, eher eine Ausnahme bildete. Ich erkannte schnell den großen Bedarf für ein Tutorium in Statistik für Studierende mit Seheinschränkung, da Statistik in den regulären Tutorien nicht mit Mehrwert für die seheingeschränkten Teilnehmer*innen vermittelt wurde, da sie nicht barrierefrei waren. Deshalb habe ich mit Unterstützung meines Statistik-Professors ein barrierefreies Statistiktutorium für die Arbeitsgruppe Methodenlehre entwickelt, das ich seitdem leite. Das bedeutet für mich, dass ich das Tutorium vorbereiten und durchführen muss, indem ich die Hausaufgaben für die Teilnehmer*innen in aufbereiteter Form zur Verfügung stelle, damit diese die Aufgaben überhaupt bearbeiten können. Außerdem stehe ich den Teilnehmer*innen bei Problemen zur Seite und vermittle ihnen auch den Umgang mit der Statistiksoftware und Hilfssoftware.
Studium - Innenansichten
Der Fachbereich Psychologie ist auf Studierende mit Einschränkungen gut eingestellt. Es gibt extra eine beauftragte Person für diese Studierenden, die u. a. alle relevanten Informationen sammelt, weitergibt und sich mit Verwaltung und Lehrenden austauscht, wenn es z. B. um geeignete Unterstützungsmaßnahmen geht. Bei ihr läuft alles zusammen, so dass nicht in jedem Fall das Rad neu erfunden werden muss.
In der Regel werden die Materialien für Seminare und Vorlesungen in digitaler Form zur Verfügung gestellt. Es werden auch immer wieder Tutorien eingerichtet, wie meines in Statistik, die spezielle Bedürfnisse bei der Vermittlung von Lehrinhalten (bildliche Darstellungen etc.) berücksichtigen. Und natürlich gibt es noch die Servicestelle für behinderte Studierende der Uni Marburg, die u. a. beim Stellen von Anträgen (z. B. für eine Vorlesekraft) berät und Hilfestellung leistet. Natürlich gibt es auch an meinem Fachbereich immer wieder herausfordernde Situationen mit Dozenten, die z. B. plötzlich Bedenken äußern, wenn man als blinde Studierende eine Klausur am eigenen Computer schreiben will, da man ja theoretisch den Inhalt kopieren und anderen zur Verfügung stellen könnte. Damit muss man umgehen lernen und vor allem Ruhe bewahren, damit eine für alle zufriedenstellende Lösung gefunden werden kann.
Nachdem ich, wie alle Studierenden, die Einführung in die vier Schwerpunkte des Fachbereichs (Arbeits- und Organisationspsychologie, Kinder- und Jugendpsychologie, klinische Psychologie und Neuropsychologie) durchlaufen hatte, wählte ich die klinische Psychologie und die Neuropsychologie zu meinen beiden Schwerpunktfächern.
Bis März 2020 lief in meinem Studium eigentlich alles nach Plan, dann kam die Coronapandemie und damit hatte ich ein kleines Problem. Rein vom Studium her, also dem Aneignen von Inhalten, war das kein großes Ding. Alles lief online am Computer und über Videokonferenzen, das hat mich nicht weiter gestört oder eingeschränkt, außer natürlich die fehlenden sozialen Kontakte, aber damit kann man eine Zeit lang leben. Mein Problem war, dass ich geplant hatte, einen experimentellen Bachelor zu schreiben. Dazu wollte ich Experimente mit Menschen im Labor machen - und das macht die Pandemie nun schwierig bis unmöglich. Also musste ich die Versuche für meine Bachelorarbeit so umstellen, dass sie auch online funktionierten, was mich letztlich ein ganzes Semester kosten wird. Hoffentlich nur dieses eine, denn das gab es aufgrund der Pandemie als Freisemester - die Zukunft wird es zeigen.
Was den weiteren Verlauf meines Studiums angeht, gibt es für mich noch einige Fragezeichen. Gerade in der Neuropsychologie sind die visuellen Aspekte nicht zu vernachlässigen, während in meinem zweiten Schwerpunkt, der klinischen Psychologie, teure Weiterbildungen erforderlich sind, um ihn erfolgreich abschließen zu können. Ich bin also gespannt, was die weitere Zukunft bringen wird. Ich denke zum Beispiel über einen beruflichen Werdegang in der psychologischen Forschung nach.
Und sonst noch
Neben dem Studium bin ich ehrenamtlich im Roten Kreuz tätig, als Ausbilderin für Erste Hilfe und in der Bereitschaft sowie im Jugendrotkreuz auf Orts- und Kreisebene. Ich habe eine Jugendleiterausbildung absolviert, um im Jugendrotkreuz als Gruppenleiterin tätig sein zu können. Außerdem habe ich eine Sanitätsausbildung durchlaufen, nach meinem Auslandsjahr mein Wissen durch Lehrgänge aufgefrischt und dann noch ein bisschen was draufgesattelt mit dem Ziel, Erste-Hilfe-Ausbilderin zu werden. Wir bieten auch einmal im Jahr einen Kurs für Teilnehmer*innen mit Seheinschränkung an. Überwiegend bin ich aber in der regulären Breitenausbildung tätig, da sich der Ausbilderschein für einen Kurs im Jahr nicht wirklich lohnt. Seitdem halte ich 2 bis 3 Kurse im Monat und bringe betrieblichen Ersthelfer*innen, Helfer*innen der Feuerwehr, Menschen, die ihren Führerschein machen wollen, oder Lehramtsstudierenden das Thema Erste Hilfe nah. Bei meiner ehrenamtlichen Arbeit bin ich froh, immer wieder auf Menschen zu stoßen, die bereit sind, auch mal etwas Ungewöhnliches auszuprobieren und mit einer blinden Person in diesem Bereich zusammenzuarbeiten.
Dabei ist es wichtig, die eigenen Grenzen zu kennen und sie zu kommunizieren. Diese Ehrlichkeit mir selbst und anderen gegenüber hat es mir ermöglicht, meine Grenzen mit etwas Kreativität immer weiter auszudehnen, aber auch zu akzeptieren, dass meine Blindheit mir Grenzen setzt. Eigene Erfahrungen zu sammeln ist enorm wichtig für mich. Nur so kann ich auch den Umgang mit Rückschlägen, mit Frustration, lernen und nach neuen Wegen suchen, wie etwas doch noch gelingen kann.
Bild: Lena Hörster demonstriert an einer lebensgroßen Puppe, die auf dem Boden liegt, eine Herzdruckmassage. Im Vordergrund liegen Defibrilator und Langstock. Lena Hörster hat kurzes braunes Haar. Sie trägt eine Brille und eine Rettungsdienstjacke. Foto: privat
Bild: Lena Hörster steht in orangefarbener Rettungsdienstjacke neben einer schulterhohen DRK-Figur vor einem Gebäudeeingang und greift deren Hand. Foto: privat
Aus der Arbeit des DVBS
Der DVBS stellt sich neu auf
Ein Bericht, nicht nur über die Vorstandswahlen
Von Werner Wörder
Eigentlich wäre im Mai 2020 ein neuer DVBS-Vorstand während der Mitgliederversammlung im Rahmen der Selbsthilfetage in Marburg gewählt worden. Die Vorbereitungen dazu waren bereits weit fortgeschritten, als der DVBS im März 2020 von einem zum anderen Tag die Veranstaltung absagen musste. Der pandemiebedingte Lockdown brachte das öffentliche Leben in der Bundesrepublik beinahe zum Erliegen.
Da war guter Rat teuer!
Der alte DVBS-Vorstand erklärte sich geschlossen bereit, bis auf Weiteres im Amt zu bleiben - was keineswegs selbstverständlich ist. Die Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter unserer Geschäftsstelle arbeiteten weiter vor Ort in Marburg und aus dem Homeoffice. Auch die Leitungsteams der verschiedenen Gliederungen unseres Vereins verzagten nicht, sondern intensivierten vielmehr die Zusammenarbeit durch regelmäßige Telefonkonferenzen, was ein ungeahntes Maß an Zusammengehörigkeit schuf. Angebote zu Telefonkonferenzen schossen wie Pilze aus dem Boden und wurden von vielen Mitgliedern gern angenommen, auch von denjenigen, die bisher nur selten oder nie teilgenommen hatten. Es fand ein reger Gedanken- und Informationsaustausch über die gerade auch für sehbeeinträchtigte Menschen besonders schwierige Situation einer so noch nicht erlebten Pandemie statt. Sogar die Walpurgisnacht 2020 wurde am 30. April durch eine unterhaltsame Telefonkonferenz von dutzenden Vereinsmitgliedern eingeläutet. Das Leitungsteam der Fachgruppe Studium und Ausbildung experimentierte sehr schnell auf vergnügliche und spielerische Weise an mehreren Abenden Anfang Mai 2020, zu denen bald auch vereinsweit eingeladen wurde, mit Videokonferenzsystemen wie Zoom.
Manche digitale Barriere konnte dabei beseitigt werden.
Der Sommer 2020 brachte einige Erleichterungen und Rücknahmen von Lockdown-Maßnahmen mit sich und damit auch die Erwartung, bald wieder in Präsenz zum Beispiel Mitgliederversammlungen und Seminare abhalten und damit auch Wahlen durchführen zu können. Der Vorstand blieb jedoch nicht zuletzt wegen der langen Vorlaufzeiten von derartigen Veranstaltungen nicht nur unter Krisenbedingungen vorsichtig. Der quälend lange Lockdown Light seit November 2020 ließ dann für alle die Hoffnung schwinden, zumindest noch im ersten Halbjahr 2021 Vorstandswahlen in Präsenz abhalten zu können. Daher reifte der Entschluss, eine Mitgliederversammlung mit einem barrierefreien Wahl-Tool zu wagen.
Am 25. September 2021 war es dann so weit: Nach vier Anläufen nebst Testwahlen, bei denen viele, aber nicht alle technischen Probleme gelöst und längst nicht alle Befürchtungen ausgeräumt werden konnten, wurde ein neuer Vorstand gewählt. Der alte Vorstand erhielt viel Lob und Anerkennung für den insgesamt sehr gelungenen Verlauf dieser Mitgliederversammlung und nicht zuletzt des Wahlaktes.
Die gewählten Vorstandsmitglieder Malek Alaamri (Beisitzer), Nina Odenius (Beisitzerin), Harald Schoen (Beisitzer), Ursula Weber (2. Vorsitzende) und Werner Wörder (1. Vorsitzender) nahmen unmittelbar nach der Wahl ihre ehrenamtliche Arbeit auf.
Auch wenn wahrscheinlich jede und jeder wünscht, dass der nächste DVBS-Vorstand wieder in Präsenz gewählt wird, so haben diese ganz anderen Wahlen sicherlich ein Gutes mit sich gebracht: Sie haben dem DVBS einen ordentlichen Modernisierungsschub verliehen.
Und in diese Richtung muss es weitergehen!
Nicht zu radikal, sondern behutsam und möglichst jede und jeden mitnehmend, aber dennoch so, dass der Verein bleibt, indem er sich erneuert.
Wir brauchen also viel mehr barrierefreie Digitalisierung durch virtuelle und durch Hybridseminare - als Bereicherung neben den altbekannten Präsenzveranstaltungen, zu denen manche Mitglieder nicht selten viel zu weite Hin- und Rückwege bewältigen mussten und müssen. Hierbei wird unbedingt darauf zu achten sein, dass der durch die Pandemiekrise beförderte, gesellschaftliche und berufsweltliche Digitalisierungsschub nicht neue Barrieren für sehbeeinträchtigte Menschen schafft.
Um noch ein Beispiel auf einem vereinsinternen Gebiet zu nennen: Die Möglichkeit, unserem Verein beizutreten, muss viel einfacher werden als ihn zu verlassen.
Darüber hinaus müssen wir uns auch noch mehr öffnen für Menschen, die über die Seheinschränkung hinaus mehrfach beeinträchtigt sind, und auch für solche in nicht akademischen Berufen und Ausbildungen beziehungsweise in der Rehabilitation.
Barrierefreie Online-Seminare werden uns künftig dabei helfen, uns noch besser zu vernetzen und die großartigen Ressourcen unserer Mitglieder für möglichst viele noch besser zu erschließen.
Auf der anderen Seite wird die Pandemiekrise - egal, ob sie bald überwunden wird oder noch lange währt - schon bald heftige Verteilungskämpfe zur Folge haben, die den gesamten Verein in Atem halten werden. Hierauf müssen wir uns alle, insbesondere der Vorstand, vorbereiten, sodass unsere gesellschaftliche und berufliche Teilhabe nicht auf der Strecke bleibt! Dies erfordert eine vertiefte Zusammenarbeit mit PRO RETINA und DBSV sowie mit Organisationen, die die Interessen von Menschen mit anderen Beeinträchtigungen vertreten, aber auch mit den DGB-Gewerkschaften, Sozialverbänden wie dem VDK und mit Schwerbehindertenvertretungen.
Es gilt aber dabei in erster Linie, dass wir uns auf unser Kerngeschäft, die Bildung, konzentrieren. Hiermit ist nicht nur schulische, universitäre und berufliche Bildung, Aus- und Fortbildung gemeint, sondern auch Bildung als Kulturgut und Freude spendende Freizeitbeschäftigung zur Erweiterung des ganz eigenen Horizontes.
Lasst uns also gemeinsam voneinander lernen!
Euer / Ihr Werner Wörder
Nachtrag
Verzeiht, beziehungsweise verzeihen Sie, dem Verfasser dieses Beitrages die nur skizzenhaften Ausführungen. Die konkrete Ausformung - dies haben die letzten fünf Jahre auf angenehme und unangenehme Weise mehr als deutlich gezeigt - ergibt sich manchmal fast von selbst. Zum guten Schluss wünsche ich mir aber noch, dass Ihr und Sie meine zu gründende Ideenschmiede befeuern werden!
Mit dieser und einer von möglichst vielen in Teamwork in den nächsten Monaten zu leistenden Konzeptionsarbeit kommen wir gemeinsam voran!
Bild: Sie wurden am 25. September 2021 in den DVBS-Vorstand gewählt: 1. Vorsitzender Werner Wörder (o.li., Foto: DVBS), 2. Vorsitzende Ursula Weber (o.re., Foto: privat), Beisitzer Malek Alaamri (u.li., Foto: privat), Beisitzerin Nina Odenius (u. Mitte, Foto: privat) und Beisitzer Harald Schoen (u.re., Foto: DVBS). Fotocollage mit Porträtfoto jedes Vorstandsmitglieds. Das neue Vorstandsmitglied Malek Alaamri hat kurzes, lichtes Haar, er trägt einen Dreitagebart und eine dunkel getönte Brille sowie einen warmen Parka. Erstmals im Vorstand ist auch Nina Odenius, sie hat schulterlanges blondes Haar und trägt zur weißen Bluse einen schwarzen Blazer.
Veranstaltungshinweis
Von Christian Axnick
Die DVBS-Fachgruppe Musik hat die Konzeption der Notennetzwerk-Tagung überarbeitet. Im nächsten Jahr soll die Tagung zum ersten Mal als dreitägige Veranstaltung stattfinden, und zwar vom 28. - 30. Januar 2022 in Bad Soden-Salmünster.
Aktuelle Informationen
Weitere Informationen dazu oder zu den DVBS-Seminaren allgemein erhalten Sie in der DVBS-Geschäftsstelle bei
Christian Axnick
Tel.: 06421 94888-28
E-Mail: Diese E-Mail-Adresse ist vor Spambots geschützt! Zur Anzeige muss JavaScript eingeschaltet sein!
Beliebter Ratgeber "Antrag auf ..." liegt wieder vor
Von Petra Krines
Es gibt ihn wieder: unseren Ratgeber "Antrag auf ... Praktische Hilfen für blinde und sehbehinderte Menschen". Er bietet nützliche Informationen rund um die Themen Schwerbehindertenausweis, Steuerfreibetrag, Rundfunkbeitrag, Mobilität, Blindengeld und Blindenhilfe, Hilfsmittel und Krankenkassen, subsidiäre Eingliederungshilfe, berufliche (Wieder-)Eingliederung, Antragsverfahren und -texte. Der Ratgeber hat seinen Ursprung in der Beratungspraxis des DVBS. Er enthält wichtige Informationen zu Leistungsansprüchen und Beantragungsverfahren, die sich in verschiedenen Gesetzestexten verstecken.
Es ist inzwischen die 4. aktualisierte Auflage des beliebten Praxisratgebers. Dr. Michael Richter von der "Rechte behinderter Menschen gGmbH" (rbm) hat den Text auf den neuesten Stand gebracht.
Die Broschüre ist kostenlos in der DVBS-Geschäftsstelle erhältlich und außerdem auf der DVBS-Webseite zugänglich.
Kontakt
DVBS-Geschäftsstelle
Frauenbergstr. 8
35039 Marburg
Tel.: 06421 94888-0
E-Mail: Diese E-Mail-Adresse ist vor Spambots geschützt! Zur Anzeige muss JavaScript eingeschaltet sein!
Web: https://www.dvbs-online.de
Bild: Titelblatt des Ratgebers "Antrag auf ...". Eine gelbe Haftnotiz mit "Jetzt Antrag stellen" klebt auf einer dunklen Computer-Tastatur.
Aus der blista
Beruflicher Neustart mit einer Ausbildung bei der Stadt Marburg
Individuelle Alternative zum Jurastudium - vorbereitet via PROJob - gefördert seitens der Agentur für Arbeit Marburg
Verena Hofmann, 32 Jahre, aus Marburg, hat am 1. September eine dreijährige Ausbildung zur Verwaltungsfachangestellten bei der Universitätsstadt Marburg begonnen. Dahin geführt hat sie - nach fundierter Beratung seitens der blista und der Agentur für Arbeit Marburg - die Teilnahme an dem Qualifizierungsangebot PROJob. Damit hat für die quirlige Fränkin mit einer Sehbehinderung beruflich ein neuer Lebensabschnitt begonnen, aber der Reihe nach ...
Der erste Kontakt zum Beratungs- und Schulungszentrum (BSZ) der blista kam durch einen Tipp aus dem Freundeskreis zustande. Im Gespräch mit Ute Mölter, der Leiterin des BSZ der blista, wurde das Qualifizierungsangebot PROJob erörtert. PROJob richtet sich an blinde und sehbehinderte Menschen, die in ihrem erlernten Beruf eine neue Perspektive für sich schaffen wollen oder auf der Suche nach einer neuen beruflichen Herausforderung sind. Es ist ein Instrument, um sich der eigenen Stärken bewusst zu werden. Verena Hofmann hat es geholfen, einen neuen Weg einzuschlagen, nachdem klar war, dass sie ihr Studium nicht mehr fortsetzen würde.
"Mit PROJob hält die blista in Marburg und in Frankfurt/Main ein sehr erfolgreiches Angebot für Arbeitssuchende bereit", erklärt Patrick Temmesfeld, stellvertretender Direktor der blista: "PROJob verbindet individuelle Selbstbestimmung und Zusammenarbeit 'auf Augenhöhe' mit einer qualifizierten spezifischen Förderung." Thomas Gerlach, Reha-Berater in der Agentur für Arbeit Marburg, lernte die junge Frau im Sommer 2020 kennen. Aufgrund der Sehbehinderung war eine berufliche Orientierung nach Studienabbruch gefragt. Was ist machbar? Wo ist die Alternative zum Studium, wenn es dort nicht weitergeht? Was ist in Sachen Förderung möglich? Welche individuelle Lösung gibt es?
In den Beratungsgesprächen zwischen Verena Hofmann und Thomas Gerlach wurde im Kontext der sehbehindert-bedingten Einschränkungen detailliert erörtert, welche Unterstützungen seitens der Agentur für Arbeit möglich sind; ein individueller Integrationsplan bahnte den Weg zur Teilnahme an PROJob.
"Am richtigen Platz eingesetzt, entfalten Menschen ihre Stärken. Und manchmal bedarf es dazu einer neuen Orientierung und eines neuen beruflichen Anlaufs", betonte Volker Breustedt, Leiter der Marburger Arbeitsagentur: "Gerne unterstützen wir den Weg dorthin mit Beratung über Chancen, Risiken und realistische Perspektiven am Arbeitsmarkt sowie mit materieller Förderung von Weiterbildung und Ausbildung. Und wir ziehen den Hut vor Menschen, die gut vorbereitet und voller Engagement eine neue berufliche Richtung einschlagen."
Wie ging es dann weiter? Nach der Zusage der finanziellen Förderung via Arbeitsagentur konnte Frau Hofmann ab August 2020 als Teilnehmerin von PROJob starten, perspektivisch mit dem Ziel, einen Ausbildungsplatz zu finden. Im individuellen Profiling via Jobcoaches wurden die sozialen, sehbehindertenspezifischen und fachlichen Kompetenzen erarbeitet, natürlich unter Berücksichtigung der im bisherigen Jurastudium erworbenen Kompetenzen. Das Ergebnis war die Bewerbung um einen Ausbildungsplatz als Verwaltungs-fachangestellte, auf die sie eine Zusage der Stadt Marburg erhielt.
"Für uns als Stadtverwaltung ist es selbstverständlich, eine faire und inklusive Arbeitgeberin für alle qualifizierten Bewerber*nnen zu sein", unterstreicht Oberbürgermeister Dr. Thomas Spies. "Dabei ist es uns besonders wichtig, Vielfalt, Respekt, Freundlichkeit und Toleranz im Arbeitsalltag, im kollegialen Miteinander ebenso wie in unserem Service für alle MarburgerInnen zu leben."
Das Fazit von Verena Hofmann: "PROJob war eine große Chance für mich und hat mir gutgetan. Für mich ein ganz persönlicher Gewinn in meinem Leben, denn ich habe eine neue berufliche Alternative entwickelt und nun liegt sie vor mir. Auf die Ausbildung bei der Stadt Marburg, bei der ich viele städtische Abteilungen durchlaufen werde, freue ich mich. Als kommunikativer Mensch möchte ich gerne viel Kontakt zu Bürger*innen haben, denen ich Hilfestellungen und Tipps geben kann."
Kontakt
Beratungs- und Schulungszentrum der blista
Ute Mölter, Leiterin
Biegenstraße 20 1/2
35037 Marburg
Tel.: 06421 606-500
E-Mail: Diese E-Mail-Adresse ist vor Spambots geschützt! Zur Anzeige muss JavaScript eingeschaltet sein!
Internet: www.blista.de/ausbildung-und-beruf
Bild: Pressekonferenz auf dem Rathausplatz: v.l.n.r. Patrick Temmesfeld (stellvertr. Vorstand blista), Ute Mölter (Leitung Beratungs- und Schulungszentrum blista), Silke Fischer-Stamm (Arbeitsanleiterin Stadt Marburg), Verena Hofmann (Auszubildende bei der Stadt), Sven Jerschow (Teamleiter Berufliche Rehabilitation und Teilhabe, Arbeitsagentur Marburg), Dr. Thomas Spies (Oberbürgermeister von Marburg), Volker Breustedt (Leiter Arbeitsagentur Marburg) stehen in coronagerechtem Abstand zueinander vor dem Marburger Rathaus. Foto: blista
50 Jahre Engagement für die blista: Rudi Ullrich verabschiedet
Das Ressort "Zentrum für Barrierefreiheit" (ZfB) steht seit September unter der Leitung von Mirko Melz (Foto: vordere Reihe, Mitte). In einer Feierstunde wurde Rudi Ullrich (Foto: 3. v. l.), bisheriger Leiter der Abteilung, Anfang Herbst in den Ruhestand verabschiedet.
Der Vorsitzende des blista-Verwaltungsrats, Bernd Höhmann (Foto: 1. v.l.), und der Vorstand der blista (Foto: beide rechts) würdigten das Engagement von Herrn Ullrich. Der Vorsitzende Claus Duncker hob in seiner Rede hervor, dass Herr Ullrich seit nun 50 Jahren an der blista aktiv sei. Bereits als Schülersprecher in den 70er-Jahren hatte er mit seinen Ideen und seinem Engagement die damalige Neuorientierung der blista mitgestaltet. In den folgenden Jahrzehnten war Herr Ullrich in unterschiedlichen Abteilungen der blista tätig und setzte seine Kreativität ein, um deren Angebote im Interesse blinder und sehbehinderter Menschen weiterzuentwickeln. Herr Duncker dankte Herrn Ullrich auch für die persönliche Unterstützung.
Bild: Gruppenfoto anlässlich der Verabschiedung von Rudi Ullrich (3. v. l.) in den Ruhestand. Foto: blista
Baustellen barrierefrei absichern - eine Fortbildung, die sich lohnt!
Anfang September führte die blista im Auftrag des Fachdiensts Straßenverkehr der Stadt Marburg bereits den zweiten Workshop zum Thema "Sehbehindertengerechte Baustellen" durch. Das Interesse ist groß, die Absicherung von Baustellen hat bei der Einrichtung oberste Priorität, um die Verkehrssicherheit sowohl für den Fuß- als auch für den Fahrverkehr zu gewährleisten. Dabei sind die Bedürfnisse der Verkehrsteilnehmer*innen unterschiedlich. "In Marburg achten wir einander und aufeinander. Daher sehen wir als Stadtverwaltung es als unsere wichtigste Aufgabe, zum Wohle und zur Sicherheit aller Bürger*innen zu handeln", sagt Oberbürgermeister und Verkehrsdezernent Dr. Thomas Spies.
Zum Teilnehmerkreis der blista-Fortbildung zählten neben den Mitarbeitern der Straßenverkehrsbehörde und des Dienstleistungsbetriebes Marburg (DBM) auch Bauunternehmer, Bau- und Projektleiter sowie Verkehrssicherungsunternehmen. Ein erster Termin fand bereits im Juli dieses Jahres statt. Aufgrund des großen Interesses an den Schulungsinhalten erfolgte im September nun der zweite Workshop.
Ob es um das Erkennen von Leitbaken, Rampen oder Bauschuttcontainern geht - das Besondere an der blista-Schulung ist die Kombination von Theorie und Praxis. Erst die praktische Selbsterfahrung macht die Sensibilisierung für Barrieren zu einem nachhaltigen und unvergesslichen Erlebnis. Nach einer theoretischen Einführung galt es daher für die Teilnehmenden im praktischen Teil eine simulierte Baustelle mit Augenbinde und Langstock zu queren. Dabei wurden sie von den blista-Fachleuten Manfred Fuchs, dem Leiter der Stabsstelle Bau und Barrierefreiheit, und Christian Gerhold, Fachkraft für Blinden- und Sehbehindertenrehabilitation, unterstützt und begleitet. Hautnah konnten die Teilnehmenden erleben, wo es gefährlich werden kann und was blinde Menschen benötigen, um sich in einer Baustelle besser orientieren zu können. "Es ist zum Beispiel wichtig, dass die Tastleisten an Baustellen maximal 15 Zentimeter hoch angebracht sind", erklärt Manfred Fuchs, sonst werden Hindernisse mit dem Langstock unterpendelt; man erkennt sie zu spät.
Im zweiten Durchgang setzten die Teilnehmenden Simulationsbrillen unterschiedlicher Formen von Seheinschränkungen auf und merkten deutlich, wie wichtig kontraststarke Hinweise, Markierungen und Abgrenzungen für Personen mit einer Sehbehinderung sind. Die Resonanz war durchweg positiv. Harald Schröder, der Leiter des Fachdienstes Straßenverkehr bei der Stadt Marburg, meinte: "Wir sind sonst eigentlich nur in der Theorie unterwegs, deshalb ist es gut, dass wir das mal machen. Man erhält ein ganz anderes Gefühl für die Notwendigkeit der barrierefreien Absicherungen."
Die blista kann dieses Schulungsangebot überregional anbieten und bittet Interessent*innen, sich bei Manfred Fuchs zu melden.
Einen guten Einblick in einen Workshop zum Thema "Sehbehindertengerechte Baustellen" bietet das Video unserer lokalen Presse: www.youtube.com
Kontakt
Manfred Fuchs
Stabsstelle Bau und Barrierefreiheit
Berater für Barrierefreiheit
Deutsche Blindenstudienanstalt e.V. (blista)
blistaCampus
Am Schlag 2-12
35037 Marburg
Tel.: 06421 606-0
Direktwahl: -214
Mobil: +49 170 7655752
E-Mail: Diese E-Mail-Adresse ist vor Spambots geschützt! Zur Anzeige muss JavaScript eingeschaltet sein!
Internet: www.blista.de
Bild: Im Fußgänger*innen-Tunnel an dem Baugerüst sind die Tastleisten für den Langstock mit Hilfe von Holzbohlen umgesetzt. Manfred Fuchs (links) sensibilisiert Teilnehmer der Fortbildung dafür, wie Baustellen barrierefrei abgesichert werden können. Foto: blista
Bücher
Hörbuchtipps aus der blista
Von Thorsten Büchner
Neue Hörbücher in der DBH
Julia Friedrichs: Working Class. Warum wir Arbeit brauchen, von der wir leben können
Berlin Verlag, München, 2021. Bestell-Nr. 1487861, Laufzeit: 650 Min.
Die Generation nach den Babyboomern ist die erste nach dem Zweiten Weltkrieg, die ihre Eltern mehrheitlich nicht wirtschaftlich übertreffen wird. Obwohl die Wirtschaft ein Jahrzehnt lang wuchs, besitzt die Mehrheit in diesem Land kaum Kapital, kein Vermögen. Doch sich Wohlstand aus eigener Kraft zu erarbeiten, ist schwieriger geworden, insbesondere für die, die heute unter 45 sind. Die Hälfte von ihnen fürchtet, im Alter arm zu sein. Was sind die Ursachen für diesen großen gesellschaftlichen Umbruch, wann fing es an?
Amy Waldman: Das ferne Feuer
Schöffling, Frankfurt/Main, 2021. Bestell-Nr. 1490741, Laufzeit: 892 Min.
Die ehrgeizige Berkeley-Studentin Parvin Schams fühlt sich zwischen den liberalen Ideen ihrer charismatischen Professorin und den Erwartungen ihres konservativen afghanisch-amerikanischen Umfelds hin- und hergerissen. Da eröffnet ihr ein Buch eine ungeahnte Möglichkeit: Ein Arzt erzählt darin von seinem humanitären Engagement für afghanische Frauen. Parvin ist so begeistert, dass sie für seine Stiftung arbeiten und zugleich ihre Wurzeln erkunden will. Doch vor Ort entdeckt sie, dass die von ihm erbaute Geburtsklinik leer steht und die Bewohner des Dorfes sich seltsam abweisend verhalten.
Volker Manz: Food for Future! Einstieg in eine klimagerechte, nachhaltige und gesunde Ernährungsweise
Brandes und Apsel, Frankfurt/Main, 2020. Bestell-Nr. 1491681, Laufzeit: 308 Min.
Das Buch zeigt konsequent und detailliert auf, wie wir alle schon heute klimagerecht einkaufen, konsumieren, zubereiten und lustvoll speisen können.
Hörbuchtipps zum Schwerpunktthema "Kochen und Ernährung"
Best of Basics
Gräfe und Unzer, München, 2013. Bestell-Nr. 745901, Laufzeit: 910 Min.
300 absolute Lieblingsrezepte in zwölf Kapiteln - von Snacks, Vorspeisen, über Nudel-, Gemüse-, Fleisch-, Fischgerichte, Pizza bis Desserts und Gebäck - werden gut erklärt und machen Lust aufs Kochen für jeden Tag oder auch mal für ein leckeres Festmenü.
Bas Kast: Der Ernährungskompass. Das Fazit aller wissenschaftlichen Studien zum Thema Ernährung
Bertelsmann, München, 2018. Bestell-Nr. 858751, Laufzeit: 560 Min.
Welche Nahrungsmittel sind wirklich gesund? Mit dieser Frage beschäftigt sich der Wissenschaftsjournalist und erforscht mehrere Jahre die Ernährungsweisen verschiedener Völker. Aus seinen Recherchen stellt er seine wichtigsten Erkenntnisse zusammen.
Yotam Ottolenghi: Jerusalem. Das Kochbuch
Dorling Kindersley, München, 2016. Bestell-Nr. 825641, Laufzeit: 606 Min.
Yotam Ottolenghi und Sami Tamimi, ein in Israel und ein in Palästina geborener Koch, die beide in London arbeiten, stellen mit diesem Kochbuch die Küche ihres Heimatlandes vor. Jerusalem hat schon immer Menschen aus aller Welt angezogen. Doch nicht nur kulturell, auch kulinarisch ist die Stadt ein Schmelztiegel. Die Melange aus den Küchen Europas, Nordafrikas und des Nahen Ostens sorgt für ein wahres Feuerwerk der Aromen. Insgesamt 126 köstliche Rezepte spiegeln die Multikulturalität Jerusalems wider.
Ihr Kontakt zur DBH
Deutsche Blindenstudienanstalt e.V.
Am Schlag 2-12
35037 Marburg
Tel.: 06421 606-0
E-Mail: Diese E-Mail-Adresse ist vor Spambots geschützt! Zur Anzeige muss JavaScript eingeschaltet sein!
oder über unseren barrierefreien Online-Katalog unter
https://katalog.blista.de
Aus der Braille-Druckerei: Geschenkideen für junge Leute
Von Wencke Gemril und Jochen Schäfer
Man mag's ja kaum glauben, aber bald steht wieder Weihnachten vor der Tür. Grund genug für uns, einige neu erschienene Kinder- und Jugendbücher zu präsentieren. Unsere heutige Auswahl ist inklusiv, tierisch und galaktisch, sie verspricht also interessant zu werden.
Margit Auer: Die Schule der magischen Tiere
Zunächst gibt es Neuigkeiten von den "magischen Tieren" (siehe horus 4/2020 und 1/2021). Nach unserer Anregung Anfang des Jahres hat es offenbar eine größere Nachfrage nach neuen Abenteuern gegeben, denn es sind seitdem 2 neue Bände in Punktschrift erschienen, und wie versprochen haben wir natürlich vorher Miss Cornfield, die Lehrerin der Schulklasse mit den "magischen Tieren",und ihren Bruder, Mister Morrison, um Erlaubnis gefragt. Sie haben weiteren Punktschriftübertragungen nicht einfach bloß zugestimmt, sondern waren total begeistert. Miss Cornfield bedankte sich sogar ausdrücklich für die Arbeit der blista und sagte, es sei großartig, dass nun auch blinde Kinder und Eltern die Bücher der magischen Tiere auf diese inklusive Weise selbst lesen können. - Na, das hören wir doch gerne.
Neu erschienen sind: Bd.10: Hin und weg (Bestell-Nr. 4986) und Bd.11: Wilder, wilder Wald (Bestell-Nr. 4987), jeweils 2 Bände in Voll- und Kurzschrift; weitere Übertragungen werden folgen.
Und nun stellen wir die nächste "tierische" Neuerscheinung vor:
Emma Zecka: Rentierfieber
Das Buch spielt in der Vorweihnachtszeit und kann auch als ein Adventskalender gelesen werden. Es beinhaltet 24 Kapitel plus Prolog und Epilog.
Die Geschichte startet im Weihnachtsdorf, wo der Weihnachtsmann zusammen mit seinen Elfen und dem Christkind lebt. Dem Christkind fällt auf, dass der Weihnachtsmann erste Symptome des "Rentierfiebers" zeigt. Die einzige Heilungschance besteht für den Weihnachtsmann darin, zu den Menschen zu gehen, die Vorweihnachtszeit dort zu erleben und die Freude an Weihnachten wiederzufinden. Also verlässt er das Weihnachtsdorf, taucht neugierig und auch überfordert ins Stadtleben ein und lernt tolle Menschen kennen, und schließlich werden auch noch seine Elfen entführt und er muss sie mit der Hilfe seiner neugewonnenen Freunde retten. Die Geschichte ist spannend geschrieben und eine schöne Vorweihnachtslektüre für klein und groß.
Das Buch ist zweibändig in Kurz- oder Vollschrift unter der Bestellnummer 6201 bei der blista erhältlich.
Björn Stephan: Nur vom Weltraum aus ist die Erde blau
Ein Jugendroman (Bestell-Nr. 6202, 3 Bände in Kurz-, 4 Bände in Vollschrift).
Der Autor beschreibt das Leben eines 13-jährigen Jungen aus der untergegangenen DDR einige Jahre nach der "Wende". Seitdem er klar denken kann, und das ist im Sommer 1994 erst einige Monate der Fall, sammelt der etwas verträumte Sascha Labude einzigartige Wörter. Wie zum Beispiel Ling, ein Wort, das aus China stammt und das Geräusch beschreibt, wenn zwei Jade-Steine aneinanderschlagen. Dabei gibt es in Klein Krebslow, der Plattenbausiedlung, in der Sascha und sein bester, klavierspielender und Elton-John-verehrender Freund Ronald Sonnenberg (Sonny) aufwachsen, nur Beton und ein paar Kiesel. Und auch sonst ist Saschas Leben relativ ereignislos, wenn man außer Acht lässt, dass das alte Land untergegangen und Saschas Vater verstummt ist, und dass die Pawelkes, zwei Neonazi-Brüder, im selben Aufgang wohnen wie er. Doch dann zieht die geheimnisvolle Jenni in die Siedlung, die alle nur Juri nennen wegen ihrer Liebe zur Astronomie und in Anspielung auf Juri Gagarin, den ersten Menschen im Weltraum. Sascha ist fasziniert von ihr. Als sie gemeinsam beobachten, wie die Pawelkes einen Nachbarn iranischer Herkunft zusammenschlagen, wollen sie die Neonazi-Brüder beschatten. Doch dabei passiert etwas, und nach dem Sommer ist kaum noch etwas so, wie es einmal war.
Das Buch ist eine gelungene Mischung aus "Ostalgie", Klischees über die untergegangene DDR und der Schilderung der ersten Liebe eines Jungen. Es ist daher gleichermaßen für Jugendliche und Erwachsene geeignet.
Alle vorgestellten Bücher können bestellt werden bei:
Deutsche Blindenstudienanstalt e.V.
Am Schlag 2-12
35037 Marburg
Telefon: 06421 606-0
E-Mail: Diese E-Mail-Adresse ist vor Spambots geschützt! Zur Anzeige muss JavaScript eingeschaltet sein!
oder über unseren neu gestalteten, barrierefreien Online-Katalog unter
https://katalog.blista.de
Neu erschienen - Sabine Lauber-Pohle, Marc Ruhlandt: Inklusives Studieren bei Blindheit und Sehbeeinträchtigung
Von Jochen Schäfer
Im August 2021 ist im Verlag Springer Fachmedien, Wiesbaden, ein spannendes Buch über ein inklusives Studium bei Blindheit und Sehbehinderung mit dem Untertitel "Zwischen organisationaler Gestaltung und individueller Aneignung" erschienen. Die Verfasserin und der Verfasser dozieren jeweils am Erziehungswissenschaftlichen Institut einer Universität: Dr. Sabine Lauber-Pohle lehrt an der Philipps-Universität Marburg und arbeitet mit der Deutschen Blindenstudienanstalt (blista) zusammen, beispielsweise im Bereich der "Grundlagen inklusiver Pädagogik bei Blindheit und Sehbehinderung (GriP-BS)". Dr. Marc Ruhlandt doziert als Wissenschaftlicher Mitarbeiter in der Stiftung Universität in Hildesheim an der Plattform "Zukunft Inklusion (ZINK)".
Das Buch trägt die Ergebnisse eines Projekts zusammen, das an der Philipps-Universität Marburg durchgeführt wurde. Auf Grundlage empirischer Befunde wird exemplarisch gezeigt, welche Organisationsstrukturen für Beratung, Support und Vernetzung geschaffen wurden und wie gut diese bei blinden und sehbehinderten Studierenden ankommen. Deutlich wird, dass die Gestaltung inklusiver Studienbedingungen nicht als Anpassungsleistung Einzelner verstanden werden kann, sondern sich auf Ebene der Individuen, in der universitären Organisation und ihren vernetzten Zusammenhängen realisiert.
Neben der organisatorischen Perspektive wird auch auf die der Studierenden selbst eingegangen, und zwar in einem Kapitel über die Orientierung im Hochschulraum als Studienort, geschrieben von Ramin Siegmund, einem Wissenschaftlichen Mitarbeiter der Philipps-Universität. Ein ergebnis- und projektbezogener Schlusskommentar von Prof. Dr. Wolfgang Seitter, Marburg, rundet das Buch ab. Es ist als Printausgabe sowie als E-Book im Handel erhältlich.
Bibliografische Angaben (Printversion)
Lauber-Pohle, Sabine; Ruhlandt, Marc: Inklusives Studieren bei Blindheit und Sehbeeinträchtigung. Zwischen organisationaler Gestaltung und individueller Aneignung. Springer Fachmedien Wiesbaden GmbH, 2021 (Blinden- und Sehbehindertenpädagogik im Kontext Lebenslangen Lernens).
ISBN: 978-3-658-32815-3, VII, 141 S. mit Illustrationen
(69,99 Euro, eBook: 54,99 Euro).
Panorama
Thomas Köck gewinnt mit "ATLAS" den Hörspielpreis der Kriegsblinden - Preis für Radiokunst 2021
Mit einer komplexen Familiengeschichte hat Thomas Köck die bedeutendste Auszeichnung für Autorinnen und Autoren deutschsprachiger Hörspiele, den Hörspielpreis der Kriegsblinden, gewonnen. Der Preis wurde am 18. August 2021 in Köln zum 70. Mal verliehen.
In "ATLAS", einer Produktion des MDR, erzählt der Preisträger von der Arbeitsmigration in den 1980er-Jahren, vom Untergang der DDR und von einem Kind, das nach Vietnam reist, um den Weg seiner Vorfahren nachzuzeichnen. Thomas Köck, der virtuos Bilder von Bootsflüchtlingen oder Wirtschaftsfragen im Gestern und Heute verschränkt, entwickelt eine ungewöhnliche und mitreißende Perspektive auf die politische Wende 1989 und eine vietnamesische Familiengeschichte, die in der DDR wie in der Bundesrepublik ihre Spuren hinterließ.
Im ebenfalls nominierten Hörspiel "Fünf Flure, eine Stunde - Hörspiel in einem Take" (hr/SWR/Deutschlandfunk Kultur) wirft Luise Vogt einen angst- und vorurteilsfreien Blick auf Helfende und Hilfebedürftige im Altenheim. "Einsam stirbt öfter. Ein Requiem" von Gesche Piening (BR) erzählt von den Menschen, die vereinsamt und unbemerkt versterben.
1950 vom Bund der Kriegsblinden Deutschlands e.V. (BKD) gegründet und von der Film- und Medienstiftung NRW sowie dem Deutschen Blinden- und Sehbehindertenverband (DBSV) mitgetragen, wird der renommierte Preis an ein Originalhörspiel verliehen, das in herausragender Weise die Möglichkeiten der Kunstform realisiert und erweitert. In 70 Jahren gehörten u.a. Friedrich Dürrenmatt, Ingeborg Bachmann, Heiner Müller, Christoph Schlingensief und Elfriede Jelinek zu den Ausgezeichneten. 2021 traf eine 15-köpfige Jury unter Vorsitz der Kulturwissenschaftlerin Gaby Hartel nun die Entscheidung für Thomas Köck.
Die Preisverleihung fand in hybrider Form statt und wurde live vom Deutschlandradio in seinem Internetangebot "Dokumente und Debatten" übertragen. Weitere Informationen zu den Autorinnen und Autoren, die vollständigen Jurybegründungen, Streams zu den nominierten Hörspielen und die von Ute Soldierer moderierte Preisverleihung finden Sie unter www.hoerspielpreis.info
Sehbehinderte, blinde und sehende Menschen gestalten gemeinsam Kirche
Neue Informationsbroschüre von DeBeSS erschienen
"Sehen - Gesehen werden? Hinsehen!" - der Dachverband der evangelischen Blinden- und evangelischen Sehbehindertenseelsorge (DeBeSS) hat eine Informationsbroschüre erstellt, die Kirchengemeinden auf ihrem Weg zu einer inklusiven Kirche und mehr Teilhabe von sehbehinderten Menschen begleiten soll.
"Gemeinden und kirchliche Arbeitsbereiche zu unterstützen, mehr Sensibilität für Menschen mit einer Sehbehinderung zu entwickeln, das war unser Ziel", so Pfarrerin Barbara Brusius, theologische Referentin des DeBeSS. "Uns ist wichtig, dass die Vielfalt der Menschen überall innerhalb der evangelischen Kirche sichtbar wird. Alle sollen mitwirken können und gemeinsam Kirche gestalten."
Wie Gemeinschaft und Teilhabe gelingen kann, das zeigt die Broschüre mit vielen Hinweisen für Gottesdienst und Gemeindearbeit. Aber auch Beratung zur Umsetzung von inklusiven Veranstaltungen wird gegeben. Das Heft enthält einfache, leicht umsetzbare Tipps, aber auch ganz praktische Empfehlungen, was zu bedenken ist, wenn sehende und sehbehinderte Menschen sich begegnen. Und natürlich kommt auch die Seelsorge selbst in den Blick.
"Da das Augenlicht mit zunehmendem Alter nachlässt, gibt es immer mehr Menschen, die schlecht sehen können. Die Forschung hat gezeigt, dass mehr als 11 Prozent der Bevölkerung Deutschlands von den drei großen Augenerkrankungen des Alters betroffen sind," so Pfarrerin Brusius. "Rechnet man dies um auf eine Kirchengemeinde mit 3000 Gemeindemitgliedern, dann sprechen wir über 348 Menschen. Dazu kommen natürlich noch andere Sehbehinderungen. Somit ist Sehbehinderung ein ganz wichtiges Thema auch für alle Kirchengemeinden."
Die DeBeSS-Broschüre finden Sie auf www.debess.de/hinsehen als barrierefreies Dokument und blätterbare PDF. Bestellungen nimmt DeBeSS gerne entgegen, E-Mail: Diese E-Mail-Adresse ist vor Spambots geschützt! Zur Anzeige muss JavaScript eingeschaltet sein!, Telefon: 0561 72987161.
Taubblindengeld und Gehörlosengeld in Hessen
Vom Blinden- und Sehbehindertenbund in Hessen e. V. (BSBH)
Der Hessische Landtag hat am 8. Juli 2021 mit dem "Gesetz zur Teilhabe von Menschen mit Sinnesbehinderungen" die Einführung eines Gehörlosengeldes und eines Taubblindengeldes beschlossen. Das Taubblindengeld ist seitdem im hessischen Landesblindengeldgesetz integriert. Das ist ein großer Erfolg für den BSBH und die Blinden- und Sehbehindertenselbsthilfe, da die Einführung eines Taubblindengeldes von uns schon seit Jahren gefordert wurde.
Der Nachweis kann niedrigschwellig mit dem Schwerbehindertenausweis geführt werden.
Außerdem wurde das Gehörlosengeld analog dem Landesblindengeld dynamisiert. Es passt sich damit automatisch jeweils dem Zeitpunkt und Umfang des aktuellen Rentenwerts an.
Im Rahmen der neuen gesetzlichen Regelung, die am 15. Juli in Kraft trat, wurde ein Gehörlosengeld in Höhe von 150 Euro pro Monat und ein monatliches Taubblindengeld in doppelter Höhe des Blindengelds in Höhe von bis zu 1.300 Euro im Monat eingeführt.
Künftig können Menschen, die aus einem anderen Bundesland nach Hessen in eine Einrichtung wie beispielsweise eine Pflegeeinrichtung ziehen, auch Leistungen nach dem Landesblindengeldgesetz beantragen. Auch dies war schon eine langjährige Forderung des BSBH und kann daher als Erfolg unserer Selbsthilfeorganisation betrachtet werden.
Anträge können beim LWV Hessen gestellt werden. Sie stehen auf der Internetseite https://20047.seu.cleverreach.com/c/44272360/0ee4400c2c8-qyyyj8 zum Herunterladen zur Verfügung.
(aus: BSBH E-Echo 91/2021 vom 05.09.2021)
REHADAT-Erklärvideo: Der Grad der Behinderung (GdB)
In Deutschland haben knapp 10,4 Millionen Menschen ihre Behinderung amtlich anerkennen lassen. Dabei legen die Versorgungsämter nach den "Versorgungsmedizinischen Grundsätzen" die Auswirkung der Beeinträchtigung als Grad der Behinderung (GdB) in Zehnergraden von 20 bis 100 fest.
Da es viele Fragen rund um das Thema GdB gibt - sowohl von Menschen mit Behinderungen als auch von Arbeitgeberinnen und Arbeitgebern, die sich beispielsweise über Arbeitsplatzanpassungen und Fördermöglichkeiten informieren möchten -, hat REHADAT nun ein Erklärvideo veröffentlicht. Am Beispiel von Frau Kaya, die an Diabetes mellitus erkrankt ist, wird gezeigt, wie der GdB beantragt werden kann. Zum Beispiel, wo Interessierte die "Versorgungsmedizinischen Grundsätze" finden, mit welchen Informationen aus den verschiedenen REHADAT-Portalen sie sich genauer über die Rechtsprechung, Literatur oder über den Ablauf der Antragstellung informieren können und wer dabei helfen kann.
Zielgruppe sind sowohl Personen mit Beeinträchtigungen, die sich informieren wollen, was der GdB bedeutet und inwiefern eine Einstufung unter oder über 50 für sie bedeutsam sein könnte, aber auch Arbeitgeberinnen und Arbeitgeber.
Der direkte Link zum Video: www.rehadat-recht.de/rechtsprechung/feststellungsverfahren/erklaervideo-gdb
REHADAT ist ein Projekt des Instituts der deutschen Wirtschaft Köln e. V. und wird vom Bundesministerium für Arbeit und Soziales (BMAS) aus dem Ausgleichsfonds gefördert.
Bei Anruf Kultur
Vom Blinden- und Sehbehindertenverein Hamburg e.V.
Es gibt Menschen, die Ausstellungen, Aufführungen oder andere kulturelle Angebote visuell nicht live erleben können. Zum Beispiel, weil sie blind oder sehbehindert sind. Oder sie sind aufgrund Ihres Alters nicht mobil genug für einen Besuch und digital nicht versiert. Andere können sich einen Besuch nicht leisten. Oder die Interessierten leben in einer anderen Stadt und wollten schon immer mal ein bestimmtes Museum in Hamburg besuchen. Für diese Menschen gibt es nun "Bei Anruf Kultur": Am Telefon können Gruppen von 15 Interessierten einer Führung folgen und auch Fragen stellen. "Bei Anruf Kultur funktioniert wie ein Podcast, bei dem zwischendurch Fragen gestellt werden können", erklärt Mathias Knigge vom Büro grauwert. "Unser Konzept ist inklusiv und bringt die unterschiedlichsten Menschen telefonisch zusammen. Das macht es so besonders" ergänzt Melanie Wölwer vom Blinden- und Sehbehindertenverein Hamburg (BSVH).
Die Teilnehmerinnen und Teilnehmer erhalten eine Festnetznummer und den Zugangscode für die Einwahl. Während der Führung werden sie stumm geschaltet und können so in aller Ruhe zuhören. Zwischendurch werden die Teilnehmenden wieder dazugeschaltet, um Fragen zu stellen. Die Führungen dauern eine Stunde, ein weiterer Austausch im Anschluss ist möglich.
Das Angebot ist bis zum Ende des Jahres für die Teilnehmerinnen und Teilnehmer kostenlos und wurde vom BSVH, dem Büro grauwert und zahlreichen Kultureinrichtungen in Hamburg entwickelt. Rund 20 Museen, Sammlungen und Gedenkstätten boten im 3. Quartal Führungen im Rahmen von "Bei Anruf Kultur" an.
Weitere Informationen und das Programm unter www.beianrufkultur.de. Eine Anmeldung ist bis einen Tag vor der Führung bei Melanie Wölwer vom BSVH nötig. E-Mail: Diese E-Mail-Adresse ist vor Spambots geschützt! Zur Anzeige muss JavaScript eingeschaltet sein!
Tel.: 040 209-404
Blind durch die Republik reisen mit der Meta-App
Die Orientierung im öffentlichen Raum ist und bleibt eine Herausforderung für blinde und sehbehinderte Menschen, ob geübt oder ungeübt im Umgang mit Smartphones. Sie alle will der Deutsche Blinden- und Sehbehindertenverband e. V. (DBSV) künftig gemeinsam mit der RTB GmbH durch eine neue Meta-App unterstützen. Zusammen haben sie ein neues Unternehmen gegründet: "Mit der SMS - Smart Mobility Services GmbH möchten wir die Unterstützung blinder und sehbehinderter Menschen im Mobilitätsbereich revolutionieren", sagt DBSV-Präsident Klaus Hahn.
Wer von A nach B unterwegs ist, stellt sich oft die gleichen Fragen: Wie finde ich heraus, welche Buslinie gerade angekommen ist, von welchem Gleis fährt mein ICE und wo finde ich den Aufzug? Zwar gibt es eine Vielzahl von Apps, um Menschen mit Seheinschränkung zu unterstützen, aber das Problem ist genau das: die Vielzahl! Woher sollen Betroffene wissen, welche blinden- und sehbehindertengerechten Einrichtungen angeboten werden und welche App wann zu öffnen ist, um optimale Unterstützung zu erhalten?
Der DBSV arbeitet deshalb gemeinsam mit der RTB GmbH & Co. KG an einer App, die viele App-basierte Insel-Lösungen im Mobilitätsbereich zusammenführt. Nähern sich Nutzerinnen und Nutzer der Meta-App beispielsweise einem öffentlichen Gebäude mit einem Signalgeber am Eingang, dann wird dieser automatisch aktiviert und der Eingang lässt sich leichter finden. Die Meta-App wird das Auffinden von Aufzügen, Lichtsignalanlagen und Infopunkten für die Indoor-Navigation unterstützen, und an entsprechend ausgestatteten Baustellen soll ein automatischer Warnhinweis ausgelöst werden. Zudem werden in einem Netzwerk von Herstellern und Organisationen gemeinsam mit dem DBSV App-basierte Mobilitätslösungen entwickelt, die mit der Meta-App kompatibel sind. Die SMS - Smart Mobility Services GmbH wird außerdem eine Hotline anbieten, mit der blinde Menschen beim Einrichten und Nutzen der Meta-App unterstützt werden.
Leserbriefe
Ihre Meinung ist uns wichtig! Leserbriefe geben ausschließlich Ihre Ansicht als Verfasser*in wieder und stimmen mit der Meinung der Redaktion nicht unbedingt überein.
Briefe an die Redaktion erreichen uns per E-Mail an Diese E-Mail-Adresse ist vor Spambots geschützt! Zur Anzeige muss JavaScript eingeschaltet sein!
Ich bin sehr zufrieden - Stellungnahme eines blinden horus-Kenners zum neuen Schwarzschriftdesign
Leserbrief von Jochen Schäfer
Wie die meisten wissen, bearbeite ich seit vielen Jahrzehnten das Archiv unserer Zeitschrift. Sämtliche Artikel werden ausgewertet, und zwar sowohl im Punkt-, Schwarzschrift- als auch im Digitalformat. - "Die ersten 100 Jahre" (horus 2018-2019) beweisen es.
Als ich zu Beginn von Heft 2/2021 über die geplanten Änderungen des Schwarzschrift-Layouts/Designs gelesen habe, war ich zunächst sehr skeptisch, da ich befürchtete, das Format würde nun nicht mehr so scannerfreundlich sein. Ich war von anderen Zeitschriften, die von mir ebenfalls ausgewertet werden, einiges gewöhnt. Daher bin ich umso erfreuter, dass auch das neue Format genauso gut zu bearbeiten ist wie das vorige - auch mit einem älteren Scanner, den ich nach wie vor benutze. Ich möchte daher das neue Format ausdrücklich loben. Sowohl das Inhaltsverzeichnis als auch die Überschriften und Texte lassen sich nach wie vor für einen blinden horus-Leser gut entziffern - nur weiter so. Hoffentlich geht es auch den sehbehinderten Leser*innen so, denen ja das (neue) Format am meisten zugutekommen soll.
In der horus-Redaktion ergeben sich ja nun einige personelle Neuerungen, da zwei langjährige aktive DVBS-Mitglieder leider nicht mehr dabei sind. Der Redaktion wünsche ich für die nächste Zukunft neue Mitglieder, die hoffentlich ebenso aktiv sein werden, und uns allen eine weiterhin so gute Zusammenarbeit wie in den letzten Jahren.
Unser Getränkemann kann mehr als die Spezialisten
Leserbrief von Stefan Jansen
Meine Partnerin und ich, beide blind, bewohnen seit einigen Jahren zusammen eine gemeinsame Wohnung und sind dort großteils auf uns allein gestellt, das heißt, wir bewältigen unseren Haushalt, Einkäufe und auch die Post selbstständig. Da ist es uns natürlich sehr gelegen, wenn die barrierefreie Kommunikation zunimmt, und wir freuen uns über jedes barrierefreie Schriftstück, das uns in elektronischer Form erreicht. Nun stellen wir mit Verwunderung fest, dass es anscheinend ausgerechnet viele Institutionen der Selbsthilfe und auch Firmen im Bereich Blindenhilfsmittel sind, die nicht zu wissen scheinen, wie Barrierefreiheit funktioniert. So verschickt ein großer Interessenverband der Blindenselbsthilfe Rechnungen zu seinen Seminaren per Briefpost, obwohl die übrigen Unterlagen dazu per E-Mail barrierefrei zugestellt werden können. Ein Hilfsmittelhersteller schickt seine Rechnungen auf Nachfrage zwar per Mail, aber es handelt sich um ein PDF mit eingescanntem Inhalt, also nicht barrierefrei. Blindenverbände verschicken Rundbriefe, in denen man die Überschriften mittels Formatierung fett und in größerer Schrift schreibt, die aber für Screenreader nicht erkennbar sind.
Hingegen war es für unseren Getränkehändler eine Selbstverständlichkeit, uns die Rechnung, die normalerweise auf fast nicht zu lesendem Thermopapier im Briefkasten liegt, per E-Mail zuzusenden. Auch die Handwerker, Bauträger und Einrichtungshäuser, bei denen wir für unsere gemeinsame Wohnung Kunde waren, konnten problemlos barrierefrei mit uns kommunizieren. Vielleicht liegt es daran, dass letztere ein finanzielles Interesse treibt, während die Selbsthilfe zumindest ja an uns nichts verkaufen kann. Und auch die Hilfsmittelhersteller und -Vertreiber scheinen sich sehr sicher zu sein, dass die Kundschaft treu bleibt.
Vielleicht ist es an der Zeit, dass sich einige Leute an der eigenen Nase fassen und die in der Öffentlichkeit ach so vehement vorgetragenen Forderungen nach Barrierefreiheit erst einmal selbst umsetzen. Es würde langsam Zeit!
Kleinanzeigen
Private Kleinanzeigen bis zu einer Länge von 255 Zeichen werden kostenlos abgedruckt. Danach werden 17 Euro pro angefangene 255 Zeichen berechnet. Für die korrekte Wiedergabe ihres Inhalts (z. B. Namen, Anschrift usw.) kann keine Haftung übernommen werden.
Informationen zur Veröffentlichung gewerblicher Anzeigen und Beilagen erhalten Sie gerne durch die horus-Mediadaten und auf Anfrage.
Feelware barrierefreie Haushaltsgeräte
(gew.) Feelware bietet barrierefreie Heißluftfritteusen, Elektroherde, Waschmaschinen, Mikrowellen mit Grill sowie haltbare taktile Beschriftungen für viele Anwendungen. 0157 57165693, www.feelware.eu, Diese E-Mail-Adresse ist vor Spambots geschützt! Zur Anzeige muss JavaScript eingeschaltet sein!
Verlag des Instituts Drachenhaus
(gew.) Schwule erotische Literatur der Extraklasse, als Hörbuch oder vom Computer vorgelesen, kaum Aufpreis zum Buch. Verlag des Instituts Drachenhaus, 06073 7479278,10-22 Uhr. Bitte rufen Sie an, dann besprechen wir alle Details nach Ihren Bedürfnissen!
Impressum horus 4/2021
Jg. 83 der Schwarzschriftausgabe
Herausgeber
Deutscher Verein der Blinden und Sehbehinderten in Studium und Beruf e.V. (DVBS) und Deutsche Blindenstudienanstalt e.V. (blista)
Redaktion
- für den DVBS: Andrea Katemann
- für die blista: Isabella Brawata, Thorsten Büchner und Dr. Imke Troltenier
Koordination
DVBS-Geschäftsstelle
Sabine Hahn
Frauenbergstraße 8
35039 Marburg
Telefon: 06421 94888-0
Fax: 06421 94888-10
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Internet: www.dvbs-online.de
Beiträge und Bildmaterial schicken Sie bitte ausschließlich an die Geschäftsstelle des DVBS, Redaktion. Wenn Ihre Einsendungen bereits in anderen Zeitschriften veröffentlicht wurden oder für eine Veröffentlichung vorgesehen sind, so geben Sie dies bitte an. Nachdruck - auch auszugsweise - nur mit Genehmigung der Redaktion.
Verantwortlich im Sinne des Presserechts (V. i. S. d. P.)
Andrea Katemann (DVBS) und
Dr. Imke Troltenier (blista)
Verlag
Deutscher Verein der Blinden und Sehbehinderten in Studium und Beruf e. V., Marburg
ISSN 0724-7389
Punktschriftdruck
Deutsche Blindenstudienanstalt e. V., Marburg
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Digitalisierung und Aufsprache
Geschäftsstelle des DVBS, Marburg
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Schwarzschrift-Druck
Druckerei Schröder
35083 Wetter/Hessen
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Erscheinungsweise
Der "horus" erscheint alle drei Monate in Blindenschrift, in Schwarzschrift und digital (wahlweise auf einer CD-ROM oder als Download-Link). Die digitale Ausgabe enthält die DAISY-Aufsprache, eine HTML-Version sowie die Braille-, RTF- und PDF-Dateien.
Jahresbezugspreis 2021
- 22 Euro (zuzüglich Versandkosten) für die Schwarzschriftausgabe,
- 35 Euro für alle übrigen Ausgaben.
Jahresbezugspreis 2022
- 30 Euro (inkl. Versandkosten Inland) für die Schwarzschriftausgabe,
- 35 Euro für alle übrigen Ausgaben.
Die Kündigungsfrist beträgt sechs Wochen zum Ende eines Kalenderjahres. Für Mitglieder des DVBS ist der Bezug im Jahresbeitrag enthalten.
Bankkonto des DVBS
Sparkasse Marburg-Biedenkopf
IBAN: DE42 5335 0000 0000 0002 80
BIC: HELADEF1MAR
Die Herausgabe der Zeitschrift "horus" wird vom Deutschen Paritätischen Wohlfahrtsverband aus Mitteln der "Glücksspirale" unterstützt.
Bild: Logo der Glücksspirale
Vorschau horus 1/2022
Schwerpunkt: "Assistenz"
Erscheinungstermin: 07.03.2022
Anzeigenannahmeschluss: 28.01.2022
Redaktionsschluss: 10.01.2022
Anzeigen
blista
Schnuppern macht Spaß!
Reinschauen in eine Schule mit einem einmaligen Profil: Ganzheitliche Förderung, spezifische Unterstützung, eine große Auswahl an qualifizierten Bildungsabschlüssen und tolle Freizeitangebote!
Schnuppertage (jeweils von 10 Uhr bis 15 Uhr)
- jeweils samstags: 11.12.2021, 19.02.2022 und 02.04.2022
Orientierungswochen
- Owo 1 (Zielklassen 5 und 6): Di 07.12. bis Fr 10.12.21, Anreise 06.12.2021
- Owo 2 (Zielklassen 7 bis 10): Mo 02. bis Fr 18.02.2022, Anreise 13.02.2022
- Owo 3 (Zielklasse 11 AG/BG und berufliche Schulzweige): Di 29.03. bis Fr 01.04.2022, Anreise 28.03.2022
- Owo 4 (Nachzügler*innen): Mo 02.05. bis Do 05.05.2022, Anreise 01.05.2022
PROStart
Das Zentrum für berufliche Bildung bietet sechs Ausbildungen und Umschulungen in zukunftssicheren Berufen an.
- Arbeitserprobungen: 13. bis 17.12.2021, 14. bis 18.02.2022, bis 22.04.2022, 30.05. bis 03.06.2022
Melden Sie sich an, wir beraten Sie gern näher!
Deutsche Blindenstudienanstalt e.V. (blista)
blistaCampus, Am Schlag 2-12, 35037 Marburg
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Diese E-Mail-Adresse ist vor Spambots geschützt! Zur Anzeige muss JavaScript eingeschaltet sein!
Tel.: 06421 606-339
www.blista.de/schnuppertage
Dräger und Lienert
Wettbewerbsfähig im Beruf
Mit den inklusiven DL Produkten erschließt Draeger Lienert Arbeitsplätze, die mit Standardlösungen nicht zugänglich gemacht werden können. Unsere Systeme ermöglichen intuitives und wettbewerbsfähiges Arbeiten. Fordern sie bitte unsere exzellenten Referenzen an.
Draeger Lienert ist herstellerunabhängig und vertreibt Blindenhilfsmittel wie Braillezeilen und Bildschirmlesegeräte fast aller Anbieter. Wir arbeiten für Bundes- und Landesbehörden, Kommunen, Industriebetriebe und Selbständige im deutsch- und englischsprachigen Raum.
Ob Roboteranbindung oder Standardausstattung - alles, was einen Blindenarbeitsplatz schafft oder erhält können Sie bei uns bekommen.
Wir freuen uns auf eine gute Zusammenarbeit!
Draeger Lienert GmbH & Co. KG
Stadtwaldstr. 65
D-35037 Marburg
Tel.: 06421 95240-0
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www.dlinfo.de
Deutscher Verein der Blinden und Sehbehinderten in Studium und Beruf e. V. - DVBS
Selbsthilfe lohnt sich!
- Vernetzung durch Fach-, Interessen und Bezirksgruppen
- Beratung zu Ausbildung, Studium und Berufstätigkeit
- Mentoring in Ausbildung, Studium und Beruf durch erfahrene, selbst von Sehbeeinträchtigung Betroffene
- Weiterbildung in Seminaren und Tagungen
- Arbeitsmarkt-News durch die Mailingliste "DVBS Jobservice
Wir sind für Sie da!
Deutscher Verein der Blinden und Sehbehinderten in Studium und Beruf e. V.
Frauenbergstraße 8
35039 Marburg
Telefon: 06421 94888-0
Fax: 06421 94888-10
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https://www.dvbs-online.de
https://weiterbildung.dvbs-online.de
Help Tech GmbH
NEU: Active Braille 2021 - Die ultimative 40er Braillezeile mit Notizfunktion und Multi-Bluetooth
Ideal für Laptop, PC und Smartphone
- Kompakte, mobile Braillezeile mit Multi-Bluetooth
- Organizer einschalten und los geht's
- MP3-Player, Audio Bluetooth und Hörbücher
- Diskrete Vibrationssignale
- Direkte PC-Steuerung über zusätzliche Leertaste (Strg-Taste)
- Ergonomische & leise Brailletasten
- Pures Lesevergnügen durch ATC-Technologie
Kompetenzzentren in: Stuttgart, Köln, Marburg und Lüneburg
Zentrale in: Horb am Neckar
Help Tech GmbH
www.helptech.de
iDiese E-Mail-Adresse ist vor Spambots geschützt! Zur Anzeige muss JavaScript eingeschaltet sein!
Stuttgart 0711-2202299-0
Köln 0221-921556-0
Marburg 06421-690012-0
Lüneburg 04131-699698-0
Bildbeschreibung: Auf dem Bild zu sehen ist die neue Active Braille 2021 auf einem Schreibtisch.
horus
Schenken macht Sinn ...
... zum Beispiel mit einem Jahresabonnement der Fachzeitschrift "horus". Für nur 22 Euro jährlich (Inlandspreis) erfahren die Beschenkten,
- wie blinde und sehbehinderte Menschen Beruf und Alltag bewältigen und ihre Träume leben
- was schulische und berufliche Bildung blinden und sehbehinderten Kindern und Jugendlichen bietet
- wofür sich die Blinden- und Sehbehindertenhilfe aktuell engagiert.
Bestelladresse: DVBS, Frauenbergstraße 8, 35039 Marburg, Telefon 06421 94888-0, E-Mail: Diese E-Mail-Adresse ist vor Spambots geschützt! Zur Anzeige muss JavaScript eingeschaltet sein!
IPD
Jaws, Zoomtext & Fusion 2022
Ende Oktober sind JAWS, Zoomtext und Fusion in der Version 2022 erschienen und unterstützen jetzt sowohl das neue Windows 11 als auch das neue Office 2021.
Dazu gibt es wieder neue Funktionen, insbesondere für Videokonferenzen unter Zoom oder Microsoft Teams.
Sprechen Sie mit uns, wenn Sie mehr über die neuen Versionen von JAWS, Zoomtext oder Fusion wissen möchten.
Neugierig?
Sprechen Sie mit uns, wenn Sie auf eine qualifizierte Beratung und Betreuung Wert legen. Wir sind für Sie da!
Ihre
IPD
Tel.: 0511 9363090
E-Mail: Diese E-Mail-Adresse ist vor Spambots geschützt! Zur Anzeige muss JavaScript eingeschaltet sein!
Web: www.ipd.gmbh
Papenmeier
Unser WIR für Ihren Hilfsmittel Notfall
Papenmeier Hotline Service
kostenfreie Hotline: +49 2304 205 205 (Neue Nummer! Ab 1. Januar 2022)
F.H. Papenmeier GmbH & Co. KG
Talweg 2
58239 Schwerte
Telefon: 02304-205-0
E-Mail: Diese E-Mail-Adresse ist vor Spambots geschützt! Zur Anzeige muss JavaScript eingeschaltet sein!
Internet: www.papenmeier-rehatechnik.de
Bild: Es ist eine Gruppe von drei RehaTechnik Mitarbeitern, zwei Männer und eine Frau, zu sehen, die lächelnd in die Kamera schauen.
RTB
Gezielte Steuerung der Signale
Per App sicher unterwegs
Immer sicher unterwegs
Ohne Anwohnerkonflikte
Kostenfreie Smartphone-App
LOC.id
LZA - Detektion - Parken - E-Mobilität
RTB
www.rtb-bl.de
Tel.: 49 5252 9706-272
Bildbeschreibung: Ein Mensch mit Blindenstock geht auf den Betrachtenden zu. Rechts neben ihm ist ein organgenes Signalkästchen zu sehen, unscharfer Straßenverkehr im Hintergrund.
SynPhon
Einfach SynPhon!
Die SynPhon GmbH entwickelt einfach zu bedienende elektronische Hilfsmittel, die blinden und sehgeschädigten Menschen das Leben erleichtern.
Der Einkaufs-Fuchs Produkterkenner sagt, was Sache ist.
Die Fledermaus Orientierungshilfe zeigt, wo es lang geht.
Der EinkaufsFuchs
Blinde Menschen stehen täglich vor dem Problem: Was befindet sich in Verpackungen? Welche ist die Lieblings-CD, und wie kann ich erkennen, ob es der gesuchte Gegenstand ist? Hier hilft der EinkaufsFuchs. Nur drei Bedienschalter machen den kompakten Produkterkenner leicht und einhändig bedienbar. Er liest die Informationen von den Strichcodes, die sich auf praktisch allen Handelsgütern befinden, mit klarer Stimme vor. Seine interne Datenbank umfasst bereits viele Millionen Produktinformationen und ist durch regelmäßige Updates stets aktuell. Der EinkaufsFuchs schafft mühelos Übersicht in Haushalt und Büro. Alles, was man verwechslungsfrei kennzeichnen möchte, kann ohne Aufwand auch selbst beschriftet werden. Besonders wichtig: Der EinkaufsFuchs ist als Blinden-Hilfsmittel von den Krankenkassen anerkannt und ist gegen Rezept vom Augenarzt erhältlich.
Die Fledermaus Orientierungshilfe
Diese Weltneuheit erweitert den Aktionsradius des Langstockes entscheidend, schützt dabei Kopf und Oberkörper und ermöglicht es, sich selbstbewusst und zielgerichtet zu bewegen. Die Fledermaus erlaubt es, mobil und orientiert zu bleiben, ohne zu tasten oder zu berühren. Erstmals werden hier die Vorteile von Infrarot und Ultraschall in einem handlichen und intuitiv zu bedienenden Gerät kombiniert. Das Besondere: Die Fledermaus kann sowohl Glastüren erkennen und entfernte Gegenstände verorten, als auch Öffnungen, wie etwa offene Türen, Durchgänge und Lücken zwischen geparkten Autos. Sie reagiert zudem auf weiche Objekte wie Polstermöbel, Felle oder flauschige Stoffe. All dies geschieht vollautomatisch, ohne dass irgendwelche Einstellungen vorgenommen werden müssen.
Weiter Informationen erhalten Sie gerne bei SynPhon unter der Telefonnummer 07250 929555 oder per Mail an E-Mail Diese E-Mail-Adresse ist vor Spambots geschützt! Zur Anzeige muss JavaScript eingeschaltet sein!
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SynPhon
Elektronische Hilfen für Sehgeschädigte GmbH
Im Steinig 6
76703 Kraichtal
www.synphon.de