horus 1/2019
Titelbild: Eine ältere Dame mit weißen Haaren sitzt an einem Tisch, auf dem eine Zeitung liegt. Sie hält eine Lupe in der Hand und liest einen Artikel. Foto: (c) Deutsche Blindenstudienanstalt e.V. (blista)
horus 1/2019
Schwerpunkt: Durch den Gesundheitsdschungel
Inhalt
- Vorangestellt
- Aus der Redaktion
- Schwerpunkt: "Durch den Gesundheitsdschungel"
- Wilhelm Gerike: Ambulant und stationär - zweimal Reha
- Judit Faltl: Sieben Punkte für eine erfolgreiche medizinische Rehabilitation für blinde und sehbehinderte Menschen
- Dr. Imke Troltenier: Eine prima Sache: Neue Fortbildung für Senioreneinrichtungen kommt gut an
- Augenkrankheiten - Zahlen für Deutschland
- Isabella Brawata: Menschen mit Blindheit und Sehbehinderung - eine willkommene Patientengruppe
- Dr. Imke Troltenier: Die Fachoberschule Gesundheit - auf einem guten Weg
- Markus Ertl: Sind Versprechungen, welche uns Hilfsmittel machen, Fluch oder Segen?
- Prof. Dr. Klaus Rohrschneider: Blindheit in Deutschland im 20. Jahrhundert
- Bildung und Wissenschaft
- 100 Jahre horus
- Recht
- Berichte und Schilderungen
- Aus der Arbeit des DVBS
- Aus der blista
- Bücher
- Panorama
- Volles Programm beim Louis Braille Festival
- Abitur: was nun? - Orientierungsveranstaltung für blinde und sehbehinderte Studieninteressierte im Karlsruher Institut für Technologie
- Braillesystematik 2018 erhältlich
- Jochen Schäfer: "See You" - ein Film in Kino, Fernsehen und auf DVD
- Kosten für Krankenfahrten zum Arzt
- Untersuchung politischer Teilhabemöglichkeiten von Menschen mit Behinderungen - Onlinebefragung
- Teilnehmer mit Makuladegeneration für Studie gesucht
- Inklusion in der Arbeitswelt - Platz Eins der vergessenen Themen
- Umfrage zur medizinischen Versorgung und beruflichen Teilhabe von sehbehinderten und erblindeten Menschen
- Kleinanzeigen
- Impressum
- Anzeigen
- Fußnoten
Vorangestellt
Uwe Boysen
Liebe Leserinnen und Leser,
eigentlich beschäftigen sich DVBS und blista nicht schwerpunktmäßig mit medizinischen Fragen. Und doch haben medizinische Fortschritte unbestritten Einfluss darauf, ob jemand blind oder sehbehindert wird oder bleibt (dazu der Beitrag von Klaus Rohrschneider, den wir wegen seiner Länge in mehreren Teilen veröffentlichen). Oft hören wir von medizinischen Fortschritten, die in der Presse teilweise als große „Durchbrüche“ gefeiert werden, sich aber später als nur bedingt tragfähig erweisen. Gleichwohl lohnt sich auch ein Blick auf derartige Entwicklungen (siehe dazu den Artikel von Markus Ertl).
Probleme haben blinde und sehbehinderte Menschen aber nicht nur, wenn es sich um ihr Augenlicht handelt, sondern auch, wenn es ansonsten um ihre medizinische Versorgung geht. Wie wird in Krankenhäusern, Sanatorien oder anderen Kureinrichtungen auf unsere besonderen Bedürfnisse Rücksicht genommen? Hier gibt es – auch bei gutem Willen - noch viel Hinweis- und Aufklärungsbedarf, wie uns das Interview mit Ewa Jankowska verdeutlicht und sich auch aus dem Erfahrungsbericht von Wilhelm Gerike ergibt.
Dass in diesem Zusammenhang besonders auf blinde und sehbehinderte zugeschnittene Angebote wie das Zentrum in Saulgrub keine Zukunft haben, kann man nur bedauern (siehe die von Judith Faltl dazu aufgestellten Anforderungen). Auch wer die Fahne der Inklusion hochhält, muss verstehen, dass nicht alles überall in einer auf unsere Bedürfnisse hin angemessenen Weise vorgehalten werden kann und dass auf sehbehinderte und blinde Patienten besonders zugeschnittene Maßnahmen durchaus sinnvoll sein können, wenn nicht gar in bestimmten Fällen unverzichtbar sind.
Und dann ist da immer noch die notwendige Bürokratie, wenn Anträge für Kuren etc. gestellt werden müssen und sich dabei nicht selten Probleme mit der Finanzierung durch die Krankenkassen stellen, beispielsweise für notwendige Begleitpersonen.
In der Hoffnung, dass wir alle in diesem Jahr hübsch gesund bleiben, wünsche ich Ihnen und Euch eine bereichernde Lektüre.
Ihr und Euer
Uwe Boysen
Foto 1: Uwe Boysen. Foto: DVBS. [Auf dem Portraitfoto trägt Uwe Boysen einen roten Pullover und eine dunkle Brille, seine Haare sind weiß. Das Sonnenlicht wirft gerade Flächen von Licht und Schatten an die Wand, auf Uwe Boysen fällt Licht. Er lächelt.]
Aus der Redaktion
Juliane Taubner
Neuerungen
So nach und nach schleichen sich kleine Neuerungen in den horus, die der einen aufmerksamen Leserin oder dem anderen aufmerksamen Leser sicherlich nicht entgangen sind. Nachdem wir letztes Jahr diese Rubrik hier bereits umbenannt haben, haben wir uns entschieden, ab 2019 die Reihenfolge unserer Rubriken etwas umzustellen. Deshalb finden Sie nun die Beiträge zu „Aus der Arbeit des DVBS“ und „Aus der blista“ etwas prominenter und weiter vorne im Heft. Natürlich aber bleibt der thematische Schwerpunkt weiterhin im Mittelpunkt und ganz wortwörtlich „an erster Stelle“ im Heft.
Übrigens können Sie uns dieses Jahr auch wieder auf der SightCity in Frankfurt finden. blista und DVBS haben erneut einen gemeinsamen Stand, an dem wir selbstverständlich für Sie auch Ausgaben des horus bereithalten und die Möglichkeit besteht, sich mit uns ganz direkt auszutauschen. Wir freuen uns darauf, Sie persönlich begrüßen zu können – Sie finden uns an unserem gewohnten Platz mit der Standnummer D17. Die SightCity findet vom 8. bis 10. Mai 2019 im Sheraton Frankfurt Airport Hotel statt. Die Messe öffnet morgens um 10 Uhr.
Im nächsten horus geht es um das Thema "Medienmix im 21. Jahrhundert". Fast jeder von uns ist wohl tagtäglich von Medien und Technik umgeben: vom Smartphone über den Fernseher, von Apps, mit denen das Leben (scheinbar?) erleichtert wird, bis zu Screenreadern und Computern. „Digitalisierung“ ist da sicher ein Wort, das den meisten wohl sofort in den Sinn kommt. Aber Technik und Digitalisierung sind in einer Welt, in der Küchengeräte und Heizung mit Apps bedienbar sind, nicht mehr auseinanderzuhalten. Und nicht immer ist der technische Fortschritt nur positiv: Datenschutzprobleme auf der einen Seite und Touchscreens ohne Sprachausgabe auf der anderen. Unumstritten ist lediglich, dass unser aller Leben immer mehr von Medien aller Art durchdrungen ist. Diesem umfangreichen Thema widmen wir uns im kommenden horus 2/2019 und versuchen, diverse Aspekte etwas genauer zu beleuchten.
Wollen Sie auch etwas dazu beitragen? Dann erzählen Sie uns doch von Ihren Erfahrungen und senden Sie uns Ihren Beitrag bis zum 1. April 2019 per E-Mail an Diese E-Mail-Adresse ist vor Spambots geschützt! Zur Anzeige muss JavaScript eingeschaltet sein!. Artikel für den Schwerpunkt können bis zu 12.000 Zeichen (inklusiv Leerzeichen) lang sein, allgemeine Berichte bis zu 4.000 Zeichen, kürzere Meldungen bis 2.000 Zeichen.
Schwerpunkt „Durch den Gesundheitsdschungel“
Wilhelm Gerike
Ambulant und stationär – zweimal Reha
Viele von Ihnen werden das abgewandelte Motto aus der Überschrift kennen: „Ambulant statt stationär“ ist ein Slogan der Inklusionsbefürworter. Ich möchte Sie an meinen Erfahrungen teilhaben lassen, die ich in beiden Formen der Reha-Behandlung gemacht habe.
Am 3. Juni 2015 hatte ich einen Verkehrsunfall, bei dem mein rechter Oberarm einen Trümmerbruch erlitt. In der Marburger Uni-Klinik wurde mir deshalb ein künstliches Schultergelenk implantiert. Bei dieser Prothesenart werden Kugel und Pfanne vertauscht, was – so erklärten es meine behandelnden Ärzte – besser für die Muskeln sei, die das Gelenk bewegen. Die OP verlief gut und so konnte ich schon nach zehn Tagen die Klinik wieder verlassen. Meinen Arm konnte ich, wie Sie sich denken können, nicht benutzen. Ich trug ihn wie ein Kriegsveteran in einer Schlinge aus Schaumstoff. Meinen Stock, den ich in der rechten Hand habe, konnte ich auch nicht benutzen. Meine Frau mutierte zur Pflegeassistenz, weil ich mich auch nicht allein anziehen konnte.
Ambulante Reha – mein Glücksgriff
Irgendwie musste es ja mit mir weitergehen, damit ich so schnell als möglich wieder zur Arbeit gehen konnte. Der völlig überforderte Sozialarbeiter der Uni-Klinik schlug mir vor, in Bad Wildungen eine stationäre Reha durchzuführen. Dass ich blind bin, war ihm bekannt, dass ich aber keine Assistenz hatte, um in Bad Wildungen von a nach b zu kommen, machte ihn hörbar ratlos. Indes hatte meine Mutter den Tipp bekommen, dass es in der Nähe des Wohnortes meiner Eltern eine ambulante Reha-Einrichtung gäbe. Sie setzte sich mit der Einrichtung in Verbindung, die sich auch bereit erklärte, mich aufzunehmen, wenn mich meine Mutter in der ersten Zeit begleiten würde. Das Angebot war verlockend und so machte ich mich mit dem Taxi auf den Weg nach Norddeutschland. Die Kosten dafür wie auch für die Reha übernahm die Berufsgenossenschaft, da sie meinen Unfall als Wegeunfall anerkannte.
Der Ablauf einer ambulanten Reha ist vielen von Ihnen wahrscheinlich bekannt: Morgens wird man mit dem Taxi abgeholt, erhält den Laufplan für diesen Tag, absolviert die angegebenen Therapien und fährt nach dem Mittagessen wieder nach Hause. So fuhren meine Mutter und ich gemeinsam am ersten Tag mit jenem Taxi, das mich die kommenden vier Wochen abholen sollte, ins Reha-Zentrum, das sich in einem Gebäude auf einem ehemaligen Kasernengelände befindet. Dieser Umstand kam mir sehr entgegen, da dieses Gebäude – wofür es auch immer früher genutzt worden ist – mich an mein Schulgebäude erinnerte. In den oberen beiden Stockwerken führte ein schnurgerader Flur zu den einzelnen Therapieräumen, unten war die „Mucki-Bude“, der Kraftraum der Einrichtung, untergebracht. Obwohl es um meine Orientierung nicht gut bestellt ist, habe ich diese Wege im Handumdrehen gelernt. So kam es, dass meine Mutter schon am folgenden Tag zu Hause bleiben konnte. Keiner der Therapeuten hatte vorher etwas mit Blinden zu tun. So habe ich in der ersten Zeit viel erklärt. Später kamen wir natürlich auf andere Themen zu sprechen: Einer der Therapeuten kannte Marburg, seine Kollegin teilte mit mir die Liebe zum Sänger Chris de Burgh. Einer der Therapeuten lief mit mir über das weitläufige Gelände, damit ich wieder trainierte, mit dem Stock zu laufen. Die Krankenschwester schloss mich spontan in ihr Herz und kümmerte sich rührend darum, dass mein Essen, das aus einer Großküche geliefert wurde, geschnitten war. Ein Messer konnte ich ja auch nicht benutzen.
Auch unter meinen Mitrehabilitanden war ich so etwas wie ein Star. Ich gestehe freimütig, es genossen zu haben, bewundert zu werden. Ich lerne gern neue Menschen kennen und habe auch den Mutterwitz, der mir hier immer gut zustatten kommt. Ich habe auch den Altersdurchschnitt etwas gesenkt. Meine Fortschritte waren wirklich gut. Und als ich am Ende der zweiten Woche Glas und Tasse wieder in die rechte Hand nehmen konnte, schrieb ich meinen Facebook-Freunden spontan: „Ein Schritt auf dem Weg zur Menschwerdung“.
Als ich nach vier Wochen wieder nach Marburg zurückkam, wusste ich, dass ich nie wieder einen schweren Koffer ins Gepäcknetz im Zug hieven konnte, aber arbeiten würde ich wieder können. Das war mir das Allerwichtigste. Die Zeit bei meinen Eltern habe ich sehr genossen. Meine Mutter verwöhnte mich nach allen Regeln der Kunst und kochte mir am Wochenende mein Lieblingsessen. Sie fuhr mich zum Unfallarzt, der mir u.a. die Fäden ziehen musste. Noch heute erkundigt er sich, wie es mir geht, hat mir meine Mutter erst vor kurzem erzählt.
Ich wollte unbedingt weg – meine stationäre Reha
Drei Jahre gingen ins Land. Trotz regelmäßiger Physiotherapie, deren Kosten die Berufsgenossenschaft anstandslos übernahm, spürte ich in meinem rechten Arm keine Linderung. Insbesondere im Winter fiel es mir schwer, mit dem Stock zu laufen oder meine Computertastatur zu bedienen. Im März 2018 hatte ich einen Termin in der Orthopädie der Uni-Klinik. Ich sprach den Arzt, der mich untersuchte, auf eine erneute Reha an. Er versprach, sich darum zu kümmern. Etwas überrascht war ich schon, als mich mein vertrauter Sachbearbeiter bei der Berufsgenossenschaft im April anrief und mich fragte, ob ich in der folgenden Woche nach Wickede fahren wolle. Das sei eine Einrichtung, in der Rollstuhlfahrer und geistig behinderte Rehabilitanden unterkommen, erklärte er mir. Ich sagte ihm, dass mein „Problem“ anders gelagert sei: Ich bin ja nicht in der Lage, allein zum Buffet zu gehen, um mir mein Essen zu holen. Außerdem könne ich ja nicht ohne Assistenz die einzelnen Therapien aufsuchen. Ich hätte auch niemanden, den ich mitnehmen könnte. Er wirkte erst einmal etwas konsterniert und fragte mich nach einer Lösung. Ich erklärte ihm, dass es in Saulgrub in Oberbayern ein Haus gäbe, in das ich allein fahren könne.
Für diejenigen von Ihnen, die das Haus nicht kennen, sei kurz gesagt, dass Saulgrub in der Nähe des weltbekannten Festspielortes Oberammergau liegt. Auch Murnau, in der Stadt, in der Anfang des 20. Jahrhunderts die Malergruppe „der blaue Reiter“ wirkte, ist nur 20 Kilometer entfernt. Das Haus selbst liegt etwas oberhalb von Saulgrub in einem großen Parkgelände und wird vom Bayerischen Blinden- und Sehbehindertenbund (BBSB) betrieben. Ich bin dort schon einige Male im Urlaub gewesen und wollte dort unbedingt hin. Das habe ich auch meinem Sachbearbeiter gesagt. Er selbst kannte die Einrichtung nicht, wollte sich aber kundig machen. Wir kamen überein, dass wir Anfang September erneut telefonieren wollten. Bei diesem Gespräch erklärte er mir, dass die Berufsgenossenschaft die Kosten für meine Reha in Saulgrub übernehmen würde. So fuhr ich also Anfang November nach Oberbayern. Ein Aspekt, der in der aktuellen Inklusionsdebatte immer mehr Raum einnimmt, war für mich dort mit Händen zu greifen: Wir brauchen unsere Schutzräume, in die wir uns zurückziehen können. Jeder von uns hatte außer körperlichen Gebrechen auch noch jede Menge auf der Seele zu tragen. So genossen wir es, wenn uns das Personal im Speisesaal das gute und reichhaltige Essen an den Tisch brachte. Zu den Therapeuten haben wir ein sehr enges Verhältnis entwickelt. Wer wollte, konnte an Ausflügen, Wanderungen oder Spaziergängen in der näheren Umgebung teilnehmen, in die Sauna oder das Schwimmbad gehen. Zwei Fitnessräume sind mit Geräten ausgestattet, die auch blind bedient werden können. Ganz wichtig ist, dass niemand seine Sehbehinderung erklären musste.
Wie gern würde ich jetzt schreiben, dass ich allen Blinden und Sehbehinderten nur empfehlen kann, eine Reha in Saulgrub zu machen. Leider muss der Kurbetrieb Ende 2019 eingestellt werden. Der BBSB könne die notwendigen finanziellen Leistungen nicht mehr schultern, wurde uns erklärt. Unter den gegebenen Umständen sind viele von uns mit einem mulmigen Gefühl nach Hause gefahren. Ob und wenn ja, wie in Zukunft ein stationärer Reha-Betrieb, der für Blinde und Sehbehinderte optimiert ist, weiter existieren kann, ist aus meiner Sicht völlig ungewiss.
Fazit
Wer eine ambulante Reha machen möchte, kann dies inzwischen in vielen Städten tun. Hier in Marburg haben wir das Glück, dass sich ein Fitness-Studio mit Reha-Betrieb auf die Bedürfnisse von Blinden und Sehbehinderten eingestellt hat. Aus eigener Erfahrung empfehle ich, sich eher mit kleineren Einrichtungen in Verbindung zu setzen.
Insbesondere für Herz- und Krebspatienten ist nach meiner Kenntnis eine stationäre Reha aber unbedingt geboten. Die darauf spezialisierten Einrichtungen haben kein Personal, das sich speziell um unsereins kümmern kann. Selbst wenn es jetzt einen Rechtsanspruch auf Assistenz während der Reha gibt, also deren Kosten von der Rentenversicherung übernommen werden, haben doch die meisten von uns das Problem, jemanden zu finden, der oder die mit ihm drei Wochen in eine große Kureinrichtung fährt, die sich meist weit außerhalb der Kurorte befindet. Und wer tatsächlich eine Assistenz findet, hat diese doch wohl nur zu den Therapiezeiten zur Verfügung. Wer sich nicht zutraut, allein fremde Wege zu gehen und zu den Mitrehabilitanden keinen Kontakt aufbauen kann, ist am Abend und am Wochenende regelrecht eingesperrt. Auch meine Eltern, die sehen können, haben in einem schneematschigen Februar in Bad Nenndorf einen Lagerkoller entwickelt. Dort gab es auch in der näheren Umgebung kein lohnendes Ziel.
Für eine Einrichtung, die den Anspruch hat, auch blinde und Sehbehinderte Kurgäste aufzunehmen, reicht es nicht aus, Leitstreifen und gut lesbare Schilder anzubringen. Es braucht unbedingt Personal, das hilfreich zur Seite steht.
In Saulgrub habe ich erfahren, dass die immer wieder zitierte Aussage Carl Strehls, wir Blinden und Sehbehinderten müssten im Arbeitsleben 150 Prozent Leistung bringen, um zu bestehen, eine Lebenslüge ist. Mein Tischnachbar brachte das auf den Punkt: „Die sehende Welt ist auf uns nicht eingerichtet. Wir brauchen schon viel Kraft auf dem Weg zur Arbeit und anschließend auch wieder auf dem Heimweg.“ Und wenn wir als DVBS postulieren „Fortbildung vor Reha und Rente“, sollten wir nicht gleichfalls ein Recht auf Reha fordern?
Zum Autor
Wilhelm Gerike ist seit Geburt blind. Er arbeitet seit mehr als zwei Jahrzehnten im DVBS und ist für die Erstberatung bei sämtlichen Fragen um das Thema Blindheit, Sehbehinderung und Technik zuständig.
Autorenfoto Wilhelm Gerike. Foto: DVBS [Wilhelm Gerike hat kurze dunkle Haare und trägt einen Oberlippenbart. Er lächelt.]
Bild: Ambulant oder stationär? Für die Entscheidung spielen verschiedene Faktoren eine Rolle. Foto: Pixabay [Grafik eines stilisierten Menschen mit eingegipstem Arm vor vier großen Puzzleteilen.]
Foto: Während der Reha: Wilhelm Gerike trainiert am Motomed, einem Ergometer für die Hände. Foto: privat
Judith Faltl
Sieben Punkte für eine erfolgreiche medizinische Rehabilitation für blinde und sehbehinderte Menschen
Aus der Sicht einer Selbstbetroffenen, die jahrelang Mitverantwortung für das AURA-HOTEL Kur- und Begegnungszentrum Saulgrub trägt, und mit dem Input einiger Reha-Patienten schildere ich, was es braucht, um eine möglichst passgenaue medizinische Rehabilitation für blinde und sehbehinderte Menschen durchzuführen.
Erreichbarkeit
Die Rehabilitationseinrichtung sollte gut, möglichst mit wenigen Umstiegen, mit öffentlichen Verkehrsmitteln erreichbar sein. Das letzte Stück der Anreise kann, falls nötig, mit dem Taxi zurückgelegt werden. Bei Bedarf sollte die Einrichtung bei der Reiseorganisation behilflich sein.
Information
Alle Informationen zur Einrichtung und das, was der Patient während seines Aufenthaltes wissen muss, müssen barrierefrei angeboten werden. Die Homepage sollte barrierefrei sein. Der Therapieplan und die Informationen zur Einrichtung sollten in Blindenschrift, Großdruck, auf Audio-CD oder elektronisch als barrierefreie Dateifassung angeboten werden.
Orientierung
Die Gebäude und das Außengelände sollten so strukturiert sein, dass eine eigenständige Orientierung nach Einweisung durch eine Hilfsperson möglich ist. Kontrastreiche und taktile Leitsysteme durch Markierungen am Boden und die Farbgestaltung können dabei unterstützen. Treppen sollten entweder absturzgesichert oder durch vorgelagerte Türen erkennbar sein. Mindestens die erste und die letzte Treppenstufe sind taktil und optisch zu markieren. Glastüren und -Fronten sind mit farblichen Markierungen in Augenhöhe zu kennzeichnen. Alle notwendigen Räume sollten gut auffindbar und möglichst durch gut lesbare und taktile Hinweise identifiziert werden können. Auf gute, blendfreie Ausleuchtung im Innen- und Außenbereich ist zu achten.
Der Patient sollte in der Lage sein, alle Therapie- und Gemeinschaftsräume eigenständig zu erreichen und sich auch in seiner Freizeit selbstständig zu bewegen.
Technische Geräte
Alle Geräte, die der Patient zu nutzen hat, sei es im Therapiebereich, aber auch im Zimmer und den Gemeinschaftsräumen, sind so zu wählen, dass sie von blinden und sehbehinderten Menschen eigenständig genutzt werden können. Nicht immer sind dafür Spezialgeräte notwendig. Mechanisch einstellbare Sportgeräte oder ein Tastentelefon mit einem Markierungspunkt auf der Ziffer 5 sind Beispiele dafür, dass es auch handelsübliche Geräte gibt, die von vornherein benutzbar sind oder mit wenig Aufwand nachgerüstet werden können.
Personal
Die Mitarbeiter sollten im Umgang mit blinden und sehbehinderten Menschen geschult sein. Sie sollten bei der ersten Orientierung in der Einrichtung und beispielsweise am Büffet im Speisesaal unterstützen.
Die Therapeuten sollten gelernt haben, wie man blinden und sehbehinderten Menschen Bewegungsabläufe vermittelt und sie bei der korrekten Ausführung anleitet.
Austausch unter Gleichbetroffenen
Wesentlich für den Rehabilitationserfolg ist der Austausch unter Gleichbetroffenen, das berichten Patienten immer wieder. Sie erhalten Tipps, um den Alltag zu erleichtern sowie zur Bewältigung und Annahme der eigenen Behinderung. Es empfiehlt sich die Einnahme der Speisen in Gemeinschaftsräumen, wo sich die Rehabilitanden bei Gesprächen kennenlernen können.
Auch wenn die Augenerkrankung nicht der primäre Grund für die Rehabilitationsmaßnahme ist, bleibt die Blindheit oder Sehbehinderung immer ein Teil des Patienten und beeinflusst ihn.
Evaluation
Die Rehabilitationseinrichtung sollte sich regelmäßig durch selbst betroffene Blinden- und Sehbehindertenberater / Blickpunkt-Auge-Berater evaluieren lassen. Damit kann gewährleistet werden, dass die Qualität der medizinischen Rehabilitation für blinde und sehbehinderte Menschen hinsichtlich sowohl der therapeutischen Anwendungen als auch der räumlichen Situation mindestens gleichbleibt oder sogar dauerhaft optimiert wird.
Einstellung des Reha-Betriebs in Saulgrub
Nach intensiven Beratungen und dem Abwägen der Möglichkeiten hat der Alleingesellschafter der AURA-HOTEL Kur- und Begegnungszentrum Saulgrub gGmbH, der Bayerische Blinden- und Sehbehindertenbund e. V., den Beschluss gefasst, spätestens mit Wirkung zum Ablauf des 31.12.2019 das Angebot als zertifiziertes Sanatorium für Vorsorge- und Rehabilitationsmaßnahmen sowie alle damit verbundenen Angebote einzustellen.
Gründe dafür sind:
- A) Es gelingt uns nicht mehr, die erforderlichen medizinischen Fachkräfte für den Betrieb einer Rehabilitationseinrichtung zu finden und dauerhaft zu halten.
- B) Permanent steigende Qualitäts- und Hygieneanforderungen verlangen im laufenden Betrieb einen unverhältnismäßig hohen finanziellen und personellen Einsatz.
- C) Die Nachfrage im Bereich medizinische Rehabilitation der letzten Jahre, die wir trotz intensiver Bemühungen nicht steigern konnten, rechtfertigt nicht mehr den finanziellen und personellen Aufwand, den wir betreiben müssen, um das Angebot aufrechtzuerhalten.
- D) Die baulichen und technischen Ausstattungen der „medizinischen Bereiche“ entsprechen nicht mehr den aktuellen Standards und werden von den überwachenden Institutionen nur noch übergangsweise geduldet.
- E) Eine Ausweitung des Reha-Betriebes auf andere, neue Indikationen scheitert an den hohen Leistungsanforderungen der Versicherungsträger.
Wir haben Kliniken für medizinische Rehabilitation im ganzen Bundesgebiet ermittelt, die sich auf die Betreuung blinder und sehbehinderter Menschen spezialisiert haben bzw. weiter spezialisieren wollen. Diesen Einrichtungen bieten wir einen Know-how-Transfer an und werden Interessierten diese Kliniken empfehlen.
Ich bedanke mich bei Bruder Elija Morbach und Dr. Stefan Insam, beides Reha-Patienten, und Kerstin Skudrin, Direktorin des AURA-HOTEL Kur- und Begegnungszentrums Saulgrub, für ihr Feedback.
Zur Autorin
Judith Faltl ist Landesvorsitzende des Bayerischen Blinden- und Sehbehindertenbundes e. V. (BBSB e.V.) und unter anderem ehrenamtliche Geschäftsführerin des AURA-HOTELs gGmbH. Sie setzt sich für die Bedürfnisse und Interessen blinder und sehbehinderter Menschen ein. Die 49-Jährige ist gelernte Datenverarbeitungskauffrau und geht zum Ausgleich gerne Bergsteigen.
Autorenfoto: Judith Faltl. Foto: BBSB [Judith Faltl hat lange, dunkle Haare. Sie trägt einen roten Blazer und lächelt in die Kamera.]
Foto: Braillebeschriftungen erleichtern die eigenständige Orientierung. Foto: AURA-HOTEL gGmbH / Marc Gilsdorf [Kontrastreiche Zimmernummer 107, daneben in Brailleschrift.]
Foto: Turnhalle des Kur- und Begegnungszentrums Saulgrub. Foto: AURA-HOTEL gGmbH / Marc Gilsdorf. [Eine große, helle Halle mit Holzdecke und Fensterfront. Zwei Gymnastikbälle liegen im vorderen Teil der Halle. An der linken Wand sind Sprossenwände angebracht, von der Decke hängen Turnringe.]
Dr. Imke Troltenier
Eine prima Sache: Neue Fortbildung für Senioreneinrichtungen kommt gut an
Mit steigender Lebenserwartung müssen ältere Menschen damit rechnen, von gesundheitlichen Altersrisiken betroffen zu werden. Dazu zählt neben Demenz, Depressionen und Diabetes, Herz-Kreislauf-Erkrankungen, Geh- und Hörbeeinträchtigungen, häufig auch eine gravierende Sehverschlechterung.
Bei den im fortgeschrittenen Alter auftretenden Sehbehinderungen geht es oft um Erkrankungen im Bereich der Netzhaut. Dabei steht die altersbedingte Makuladegeneration (AMD) im Vordergrund. Zu den weiteren Erkrankungen zählen Netzhautablösungen, der graue Star (Katarakt) und der grüne Star (Glaukom). Hinzu kommen ein altersbedingtes Nachlassen der Sehkraft oder auch veränderte Hirnfunktionen durch einen Schlaganfall und andere mehr.
Wie verbreitet diese Augenerkrankungen in Deutschland sind? Die Antwort war bisher alles andere als einfach, weil entsprechende Studien fehlten. Erste Zahlen lieferte kürzlich ein Forschungsprojekt der Universitätsmedizin Mainz[1]. Demnach liegt der Anteil der Menschen mit AMD bei 8,96% (also ca. 7.418.000 Betroffenen), der Anteil der Menschen mit Glaukom bei 1,11 Prozent (also 919.000 Betroffenen).
Wenn älteren Menschen beispielsweise das Lesen der Tageszeitung immer schwerer fällt, wenn selbst langjährige Freunde und Bekannte auf der Straße nicht mehr erkannt werden oder wenn man sich beim Gehen nicht mehr sicher fühlt, Gegenstände und Stufen „übersieht“ und leicht stürzt, schränkt der Sehverlust den Menschen bereits stark ein. Betroffen sind geliebte Gewohnheiten genauso wie die Teilhabe am Leben in der Gemeinschaft und immer auch die Lebensqualität und -freude. Eine gravierende Sehverschlechterung im Alter wird oft von depressiven Verstimmungen begleitet.
Dement oder sehbehindert?
Eine Studie aus der Schweiz[2] macht darauf aufmerksam, dass Seniorinnen und Senioren, die eine drastische Sehverschlechterung erleiden, häufig fehldiagnostiziert werden. Zu schnell werden sie in Senioreneinrichtungen als demenziell angesehen. Wenn ein älterer Mensch aufhört, sich beispielsweise für die Tageszeitung zu interessieren, wenn er oder sie die Mitbewohner beim Vorbeigehen nicht mehr grüßt und sich kaum mehr zum Einkaufen auf die Straße wagt, kann schlechtes Sehen die Ursache sein. In Senioreneinrichtungen gilt es daher, bei Pflegekräften und Physiotherapeuten die Aufmerksamkeit für mögliche Sehbeeinträchtigungen zu stärken. „Schwierigkeiten, sich an einem fremden Ort zu orientieren, Gegenstände zu finden und Personen zu erkennen, gehören sowohl zu den Folgen einer beginnenden Demenzerkrankung wie auch zu jenen einer Sehbehinderung. Wenn aber vorschnell ein Verdacht auf Demenz ausgerichtet wird, entsteht die Gefahr gravierender Behandlungsfehler. Konkrete Folge dieser Verwechslung ist eine Falsch- oder Unterversorgung der betroffenen Personen …“, betonen die Autoren der oben genannten Studie.
Zusätzlich zur Aufmerksamkeit braucht es Know-how, um seheingeschränkte Menschen gezielt zu unterstützen. Dazu gehören etwa das Wissen um die gute Wirkung starker Kontraste und die Kenntnis der optischen Hilfsmittel. Wichtig ist es, die sehbehinderungsgerechte Unterstützung so anzulegen, dass Individualität, Eigenständigkeit und Selbstbestimmtheit wieder weitgehend ermöglicht bzw. erhalten bleiben. Sehbehinderte alte Menschen sind kognitiv fit, sie brauchen spezifische Unterstützung, um ihr Leben wieder stärker in die eigenen Hände nehmen zu können.
Die blista hat im vergangenen Jahr eine neue Fortbildung entwickelt, die sich speziell an stationäre Pflegeeinrichtungen richtet. Die sogenannte „Präventions-Fortbildung“ besteht aus mehreren Modulen, die auch einzeln gebucht werden können. Die Kosten der Inhouse-Fortbildung können aufgrund einer Kooperation mit zwei Pflegekassen übernommen werden.
Mehr Aufmerksamkeit und Know-how
„Wir haben die verschiedenen Module der Präventions-Fortbildung im vergangenen Jahr an fünf hessischen Senioreneinrichtungen durchgeführt“, berichtet Bernd Wilhelm von der Seniorenberatung der blista. Die Präventions-Fortbildung kam gut an. Die Resonanz der Teilnehmenden war durchweg positiv, alle Bewertungen lagen bei „sehr gut“ oder „gut“.
In allen Fällen konnten die Teilnehmenden die Situation sehbehinderter Senioren zunächst kaum einschätzen. „Viele dachten, mit einer besseren Brille könne schlechtes Sehen ausgeglichen werden. Dem ist aber nicht so. Ob ‚blind‘ Frühstücken oder Puzzeln mit Brillen, die Seheinschränkungen simulieren – es sind insbesondere die praktischen Übungen unter der Augenbinde oder mit einer Simulationsbrille, die zu den entscheidenden Aha-Erlebnissen bei den Teilnehmerinnen und Teilnehmern führen“, betont Bernd Wilhelm.
Die Auswirkungen von Augenerkrankungen wie einer altersbedingten Makuladegeneration (AMD) oder eines Glaukoms sind sehr unterschiedlich. Bei der AMD ist beispielsweise das zentrale Sehen betroffen, dann werden Dinge, die man eigentlich „direkt vor der Nase hat“, nicht wiedergefunden, Gesichter nicht mehr erkannt, auch beim Essen geht schnell was daneben.
Beim Glaukom ist dagegen besonders das periphere Sehen betroffen. Meist fällt Glaukompatienten daher die Orientierung zunehmend schwerer, die Seniorinnen und Senioren finden sich dann im eigenen Wohnbereich oder beim Weg zur Cafeteria oft nicht mehr zurecht.
Ein klares Verständnis gewinnen
So verschieden sich die funktionalen Auswirkungen der Augenerkrankungen im Alltag darstellen, eines ist ihnen gemeinsam: Die Krankheitsbilder führen bei den Betroffenen zu einer großen Verunsicherung. Die Diagnose einer Sehbehinderung bedeutet einen massiven Einschnitt. Im Alter stellt sie die Betroffenen vor große Herausforderungen. Viele ziehen sich daraufhin zurück, möchten beispielsweise nicht mehr gemeinsam essen und bleiben lieber auf ihren Zimmern.
Die Präventions-Fortbildung der blista liefert die wichtigen Ansatzpunkte, um die betroffenen Seniorinnen und Senioren wieder zu mobilisieren und sie in ihrer Lebensqualität zu stabilisieren.
„Jetzt weiß ich, wie wichtig das Verbalisieren der visuellen Informationen ist“, erzählte ein Teilnehmer. Wenn man die Wege beschreibt, dann hilft dies, sich einen inneren Plan von der Einrichtung zu machen. Eine kontrastreiche Gestaltung macht Türen unterscheidbar. Eine gute Beleuchtung in den Fluren, die Markierung von Stufen und deutliche Schilder sind weitere Maßnahmen.
„Jetzt verstehe ich, warum unsere Bewohnerin ihre Medikamente oft nicht findet“, erklärte eine weitere Teilnehmerin erleichtert. Typischerweise hatte man das nicht Wiederfinden bzw. stetige Verlegen der Tabletten bei der Seniorin auf eine demenzielle Erkrankung zurückgeführt.
„Jetzt kann ich besser einschätzen, warum einige der Seniorinnen und Senioren nicht an meinen Angeboten für gemeinsame Gymnastik und Bewegungsspiele teilnehmen wollten“, berichtete eine weitere Teilnehmerin aus dem Bereich Physiotherapie. „Mit gravierenden Seheinschränkungen ist es ja einfach nicht mehr möglich, Bälle zu fangen, die auf einen zugeflogen kommen. Das macht dann natürlich keinen Spaß.“
Das modulare Fortbildungsangebot der blista wird in Zusammenarbeit mit der AOK – Die Gesundheitskasse in Hessen, Abteilung Pflegeversicherung und der BAHN-BKK Pflegekasse angeboten. Gesundheitsförderung und Prävention zählen zu den gesetzlichen Aufgaben der Pflegekassen. Im Zuge des 2015 in Kraft getretenen Präventionsgesetzes machen sich die Pflegekassen für eine Qualitätsverbesserung stark und für ein verstärktes Engagement in den sogenannten Settings (Lebenswelten), zu denen neben Schulen und Betrieben u.a. stationäre Pflegeeinrichtungen zählen.
„Wir haben den Prozess vor zwei Jahren angestoßen“, berichtet Jürgen Nagel, stellvertretender Direktor der blista. „Natürlich ist das Thema Sehbehinderung nur ein kleiner Teilaspekt im Rahmen des §5 SGB XI, der die Prävention in stationären Pflegeeinrichtungen beschreibt, aber es ist uns – gerade vor dem Hintergrund unserer alternden Gesellschaft – als bundesweites Kompetenzzentrum für Menschen mit Blindheit und Sehbehinderung ein sehr wichtiges Anliegen. Sehbehinderung im Alter ist ein Thema, das in den kommenden Jahren noch an Bedeutung gewinnen wird.“
„Das war eine prima Sache“, erinnert sich Jürgen Nagel, „bereits in den ersten Gesprächen mit den zuständigen Experten, Herrn Markus Schindler (AOK Hessen) und Frau Karin Füllbier (BAHN-BKK), wurde klar, dass wir gemeinsam etwas Gutes und Nachhaltiges auf den Weg bringen wollen. Wir wollen die Mitarbeiter in den stationären Pflegeeinrichtungen zu dem Thema ‚Sehen‘ sensibilisieren und ihnen ein Handwerkszeug für die tägliche Arbeit an die Hand geben.“
Nachdem 2018 während einer Pilotphase die ersten Erfahrungen gesammelt und evaluiert wurden und sich die beteiligten Experten persönlich von dem Wert der Fortbildungen überzeugen konnten, wird die Fortbildung ab 2019 in jeweils ganztägigen Modulen angeboten.
Kontakt:
Deutsche Blindenstudienanstalt e.V. (blista)
Bernd Wilhelm
Seniorenberatung
Am Schlag 2-12
35037 Marburg
Tel.: 06421 606-500
E-Mail: Diese E-Mail-Adresse ist vor Spambots geschützt! Zur Anzeige muss JavaScript eingeschaltet sein!
Nähere Informationen zu den einzelnen Modulen finden sich auch unter: www.blista.de/praevention
Foto: Hilfreiche Kontraste auf dem Kaffeetisch - Seniorenberater Bernd Wilhelm zeigt, wie’s gehen kann. Foto: blista [Bernd Wilhelm sitzt an einem Tisch, vor ihm mehrere Gedecke aus weißen und schwarzen Tassen und Tellern, die auf bunten Sets stehen. Er trägt einen schwarzen Pullover und eine Brille.]
Foto: Gesundheitsthemen interessieren Betroffene gerade im höheren Alter. Die Seniorenberatung gibt Tipps zu Hilfsmitteln, mit denen Lesen trotz altersbedingter Sehbehinderung möglich ist. Foto: blista [Eine ältere Dame mit weißem Haar sitzt an einem Tisch, auf dem eine Zeitung liegt. Sie hält eine Lupe in der Hand und liest einen Artikel.
Augenkrankheiten – Zahlen für Deutschland
Wie verbreitet sind Augenkrankheiten in Deutschland? Eine einfache Frage, möchte man meinen, aber die Antwort war bisher alles andere als einfach, weil entsprechende Studien fehlten. Im Herbst 2018 veröffentlichte die Woche des Sehens erstmals Zahlen, die durch eine groß angelegte und in Deutschland durchgeführte Untersuchung einer repräsentativen Bevölkerungsstichprobe gestützt werden. Dabei handelt es sich um die Gutenberg-Gesundheitsstudie (Gutenberg Health Study - GHS), ein international renommiertes Forschungsprojekt der Universitätsmedizin Mainz.
An der GHS haben seit 2007 mehr als 15.000 Personen als Probanden teilgenommen. Im Jahr 2015 wurden die ersten Zahlen zu Augenerkrankungen aus dieser Reihenuntersuchung veröffentlicht. Inzwischen liegen Daten zur Häufigkeit der drei größten Augenerkrankungen Altersabhängige Makula-Degeneration, Glaukom (Grüner Star) und Diabetische Retinopathie vor. Es sind die ersten Zahlen, die sich auf eine groß angelegte und in Deutschland durchgeführte Untersuchung einer repräsentativen Bevölkerungsstichprobe stützen können. Sie bestätigen Daten internationaler Meta-Analysen.
In Deutschland beträgt demnach bezogen auf die Gesamtbevölkerung der
- Anteil der Menschen mit Altersabhängiger Makula-Degeneration (Spätstadien) 0,58 Prozent (also ca. 480.000 Betroffene)
- Anteil der Menschen mit Altersabhängiger Makula-Degeneration (Frühstadien) 8,38 Prozent (also ca. 6.938.000 Betroffene)
- Anteil der Menschen mit Glaukom 1,11 Prozent (also 919.000 Betroffene)
- Anteil der Menschen mit Diabetischer Retinopathie 1,53 Prozent (also 1.267.000 Betroffene) (21,7 Prozent der Personen mit bekanntem Diabetes in Deutschland)
Unter www.woche-des-sehens.de/augenkrankheiten wird dargestellt, wie die Zahlen gebildet wurden und welche Definition der jeweiligen Augenkrankheit Anwendung fand.
Foto: Beratung bei der Augenärztin. Foto: DBSV / Friese [Ärztin und Patientin sitzen sich gegenüber und schauen sich an. Die Ärztin deutet auf eine aufgeschlagene Broschüre.]
Foto: Seheindruck mit diabetischer Retinopathie. Foto: Woche des Sehens [Unscharfer Blick auf einen Handybildschirm mit mehreren schwarzen Ausfallflecken. Es ist keine Nachricht erkennbar.]
Foto: Seheindruck ohne diabetische Retinopathie. Foto: Woche des Sehens [Die Nachricht auf dem Handybildschirm ist gut lesbar.]
Isabella Brawata
Menschen mit Blindheit und Sehbehinderung – eine willkommene Patientengruppe
Interview mit Ewa Jankowska über die Kooperation des Beratungs- und Schulungszentrums der Deutschen Blindenstudienanstalt e.V. (blista) mit der Klinik für Akutpsychosomatik des MediClin Reha-Zentrums am Hahnberg bei der Begleitung von blinden und sehbehinderten Patient*innen.
Einleitung
Für leider nicht wenige Unternehmen, die Kliniken sowie Kur- und Rehabilitationseinrichtungen betreiben, stellen besondere Patientengruppen, also Patient*innen, die außer der Erkrankung, wegen der sie eingewiesen wurden, weitere besondere Merkmale wie beispielsweise eine Behinderung aufweisen, eine Belastung dar. Blinde und sehbehinderte Menschen, die eine Anschlussheilbehandlung, eine Reha-Maßnahme oder eine Kur machen möchten, erleben nicht selten, dass Einrichtungen sich weigern, sie aufzunehmen oder, dass die Einrichtungen nur unter bestimmten Voraussetzungen (Mitnahme einer Begleitperson oder Gewährung eines höheren Pflegesatzes durch die Krankenkasse) bereit sind, sie aufzunehmen. In dem Interview, das der horus mit Ewa Jankowska, Fachkraft der Blinden- und Sehbehindertenrehabilitation in den Bereichen Orientierung und Mobilität, lebens- und berufspraktische Fähigkeiten sowie Image- und Outfitberatung, geführt hat, berichtet Jankowska von ihrer Beratungstätigkeit in der MediClin Klinik für Akutpsychosomatik am Hahnberg.
Fortbildung für das Klinikpersonal
horus: Frau Jankowska, Sie haben in der MediClin Klinik für Akutpsychosomatik am Hahnberg in Bad Wildungen eine regelmäßige Beratungszeit, in der Sie blinde und sehbehinderte Personen beraten. Wie kam es dazu?
Jankowska: Das Unternehmen MediClin, das bundesweit Reha-Zentren betreibt, hat sich dafür entschieden, sich auf Patientinnen und Patienten mit Blindheit oder Sehbehinderung zu spezialisieren. Außer der MediClin Klinik für Akutpsychosomatik am Hahnberg gibt es in Deutschland noch andere Einrichtungen der MediClin-Gruppe, die auf blinde und sehbehinderte Menschen eingestellt sind. 2016 kam die Klinikleitung auf die blista zu, weil man eine Fortbildung für Mitarbeitende der Klinik im Umgang mit blinden und sehbehinderten Patientinnen und Patienten wünschte, um das Klinikpersonal für die Belange von Menschen mit Blindheit und Sehbehinderung zu sensibilisieren. An der ersten Fortbildung in 2016 nahmen 20 Mitarbeitende aus den Bereichen Pflege, Psycho-, Ergo- und Physiotherapie sowie der Ärzteschaft teil. Die Fortbildung war auf die Belange von Mitarbeitenden einer Klinik zugeschnitten und beschäftigte sich mit der Frage, worauf insbesondere Pflegekräfte, das therapeutische Personal und die Ärzteschaft im Umgang mit blinden und sehbehinderten Personen speziell achten sollten. Nehmen Menschen mit Blindheit und Sehbehinderung beispielsweise an einer physiotherapeutischen Gruppenübung gemeinsam mit sehenden Patienten teil, ist es wichtig, dass die Übungen und Bewegungsabläufe nicht nur vorgemacht, sondern auch ausführlich erläutert werden. Außerdem sollten blinde und sehbehinderte Menschen vorne, nahe beim therapeutischen Personal, platziert werden, damit Diejenigen, die noch über ein geringes Sehvermögen verfügen, im Blick haben, wie die Therapeutin / der Therapeut die Übungen macht und die Therapeutinnen und Therapeuten Menschen, die sich nur auf das Gehör und den Tastsinn verlassen müssen, korrigieren können, falls sie eine Übung nicht richtig verstanden haben. Außerdem wurde mit dem Pflegepersonal erarbeitet, dass es sinnvoll wäre, den blinden und sehbehinderten Patientinnen und Patienten einen Tisch nahe beim Buffet zuzuteilen und ihnen bei der Speiseauswahl behilflich zu sein. Techniken sehender Begleitung wurden ebenfalls intensiv geübt. Auch der Umgang mit Blindenführhunden, die in der Klinik willkommen sind, wurde besprochen. Verschiedene Augenerkrankungen und deren Auswirkungen auf das Sehen wurden thematisiert und die Bedeutung von Beleuchtung und Kontrasten wurde herausgearbeitet. Die Teilnehmenden lernten Hilfsmittel für blinde und sehbehinderte Menschen kennen und wurden über das Beratungs- und Schulungsangebot der blista informiert. Die Fortbildung war ein voller Erfolg, weil Unsicherheiten im Umgang mit blinden und sehbehinderten Personen abgebaut werden konnten und die Teilnehmenden sehr aktiv und engagiert mitgearbeitet hatten. Aufgrund der positiven Rückmeldungen wurde 2017 eine weitere Fortbildung angeboten, an der 18 Personen teilnahmen. viele von Ihnen hatten bereits an der Fortbildung 2016 teilgenommen und wollten ihr Wissen auffrischen, ihre Kenntnisse vertiefen und entstandene Unklarheiten beseitigen. Ich Begegne vielen vom Klinikpersonal, die an den Fortbildungen teilgenommen hatten, immer wieder zufällig auf dem Klinikgelände und es freut mich, dass wir so in losem Kontakt bleiben.
horus: Und wie kam es dann zu den regelmäßigen Beratungsterminen?
Jankowska: Nach einem Wechsel in der Pflegedienstleitung wurde die Zusammenarbeit noch intensiviert. Die Pflegedienstleiterin Bettina Wagener und die stellvertretende Pflegedienstleiterin und Bereichsleiterin Psychosomatik, Nina Kuhl, regten an, dass ich in regelmäßigen Abständen nach Bad Wildungen kommen und Patientinnen und Patienten mit Blindheit oder Sehbehinderung beraten könnte. Daraufhin handelten Ute Mölter, Leiterin des Beratungs- und Schulungszentrums der blista, und Otfrid Altfeld, Leiter des blista-Ressorts Teilhabe & berufliche Bildung, einen Vertrag mit der Klinik aus. Meine Beratungsarbeit wird von der Klinik finanziert. Der Beratungsumfang beträgt zwölf Beratungseinheiten jährlich, die monatlich drei Zeitstunden bzw. vier Beratungstermine umfassen, wobei es sich sowohl um Einzel- als auch um Gruppengespräche handeln kann.
horus: Wie läuft die Beratung ab?
Jankowska: Jede Woche findet in der Klinik eine Gesprächsgruppe für blinde und sehbehinderte Menschen statt. Sie wird von Astrid Scheus, der „Blindenbeauftragten“ der Klinik, angeleitet. Frau Scheus hat mittlerweile den Zertifikatskurs „Grundlagen inklusiver Pädagogik bei Blindheit und Sehbehinderung“ abgeschlossen und ist für die Belange der Patientinnen und Patienten mit Blindheit und Sehbehinderung in der Klinik zuständig. Sie führt die Aufnahmegespräche mit ihnen durch und steht ihnen als Ansprechpartnerin zur Verfügung. Einmal im Monat nehme ich an der Gesprächsgruppe teil. Frau Scheus bereitet die Gruppe auf meinen Besuch vor und sammelt Fragen und Anliegen der Teilnehmenden. Ich erhalte im Vorfeld allgemeine Informationen über die Gruppe, erfahre also, wie viele blinde beziehungsweise sehbehinderte Personen an der Gesprächsgruppe teilnehmen und ob es spezielle Fragen zum Beispiel zu bestimmten Hilfsmitteln oder zu anderen Themen gibt. Die Beantwortung der Fragen findet in der Gruppe statt. Die Teilnehmenden haben jedoch im Anschluss an das Gruppengespräch die Möglichkeit, mit mir Einzeltermine zu vereinbaren.
horus: Was sind das für Menschen, die Sie beraten und zu welchen Themen geben Sie Auskunft?
Jankowska: Es sind Menschen jeden Alters aus dem ganzen Bundesgebiet. Es sind sowohl Personen dabei, die neu von einem Sehverlust betroffen sind, als auch Solche, die schon lange blind oder sehbehindert sind. Dementsprechend ist auch der Wissensstand der Patientinnen und Patienten sehr unterschiedlich. Diejenigen, die schon lange blind oder sehbehindert sind, kennen sich zum Beispiel in der Regel sehr gut mit blinden- und sehbehindertenspezifischen Hilfsmitteln aus, während hingegen die Neubetroffenen sehr wissbegierig und für jeden Tipp, Informationen und Kontaktadressen total dankbar sind. Ich bringe Hilfsmittel für blinde und sehbehinderte Menschen zu den Gruppenterminen mit und führe sie vor. vor allem beantworte ich praktische Fragen zum Themenfeld Schulungen in Orientierung und Mobilität, also: was ist eine Schulung in Orientierung und Mobilität? Von wem wird sie durchgeführt? Wie und wo kann man sie beantragen? Wo erhält man einen Blindenlangstock und welcher ist der Richtige? Außerdem erhalten die Ratsuchenden von mir Adressen von Rehalehrerinnen und -lehrern, die an ihrem Wohnort schulen, und natürlich auch die Adressen der örtlichen Beratungsstellen von Blickpunkt Auge – Rat und Hilfe bei Sehverlust sowie von Verbänden der Blinden- und Sehbehindertenselbsthilfe. Einige Ratsuchende konnte ich auch an das Beratungs- und Schulungszentrum der blista für eine Low-Vision- oder Berufsberatung sowie zum blista-Hilfsmittelshop vermitteln.
Die Blindheit oder Sehbehinderung der Patientinnen und Patienten steht allerdings in der Regel nicht im Mittelpunkt. Sie kommen nicht wegen ihrer Seheinschränkung in die Klinik, sondern, weil sie eine psychosomatische Erkrankung haben. Allerdings lässt sich oft Beides nicht klar voneinander trennen, denn psychische Probleme treten häufig nach einer plötzlichen Erblindung oder einem raschen Sehverlust auf. Außerdem werden Menschen nicht selten aufgrund ihrer Blindheit oder Sehbehinderung diskriminiert, was wiederum zu psychischen Beschwerden führen kann. So berichten erschreckend viele Ratsuchende über Mobbing am Arbeitsplatz. Nicht wenige Betroffene fühlen sich durch die Doppelbelastung, den Alltag mit Blindheit und Sehbehinderung bewältigen und gleichzeitig dem hohen Leistungsdruck am Arbeitsplatz standhalten zu müssen, überfordert.
horus: Gibt es zusätzlich zum Angebot des Beratungs- und Schulungszentrums der blista weitere Hilfen für Patientinnen und Patienten mit Blindheit oder Sehbehinderung?
Jankowska: Bereits bei den Aufnahmegesprächen kümmern sich Frau Scheus und der Sozialdienst der Klinik um sozialrechtliche Fragen wie die Beantragung eines Schwerbehindertenausweises oder von Landesblindengeld. Weil es bei einigen Personen eine Wechselwirkung zwischen ihrer Sinnesbehinderung und ihrer seelischen Erkrankung gibt, kommt auch eine selbst seheingeschränkte Psychologin in die Klinik, um im Rahmen von Peer Counseling die Menschen zu unterstützen.
horus: Welchen Nutzen haben aus Ihrer Sicht die Ratsuchenden mit Blindheit oder Sehbehinderung von der Zusammenarbeit zwischen dem Beratungs- und Schulungszentrum der blista und dem MediClin Reha-Zentrum am Hahnberg?
Jankowska: Zunächst möchte ich herausstreichen, dass ich selbst sehr von den Gruppengesprächen profitiere. Ich erhalte Einblick in Problemlagen und Themenfelder, mit denen ich mich in meinem Berufsalltag nicht allzu intensiv auseinandersetzen kann. Das Gelernte kann ich in meiner Arbeit anwenden. Was ich als besonders hilfreich für Patientinnen und Patienten mit Blindheit und Sehbehinderung betrachte, ist, dass der Austausch von Menschen in besonderen Lebenslagen gezielt gefördert wird. Gäbe es diese extra für blinde und sehbehinderte Menschen eingerichteten Gesprächsgruppen nicht, würden die Betroffenen nicht die Gelegenheit erhalten, einander zu begegnen, um miteinander voneinander lernen zu können. In den Gesprächsgruppen findet ein reger Austausch über spezifische Problematiken von blinden und sehbehinderten Personen statt. Es wird zum Beispiel kontrovers darüber diskutiert, ob man die Behinderung im Privatleben und am Arbeitsplatz verbergen und versuchen sollte, möglichst nicht aufzufallen oder ob es vielleicht besser wäre, sich zu „outen“ und offen mit der Behinderung umzugehen. Ich bekomme häufig mit, dass der Austausch außerhalb der Gruppensitzungen fortgesetzt wird, indem sich die blinden und sehbehinderten Teilnehmenden zum Kaffeetrinken verabreden. Da ich die Beratung von Betroffenen für Betroffene für enorm wichtig halte, unterstütze ich diesen Prozess, indem ich den Ratsuchenden Kontaktadressen von Selbsthilfegruppen, Vereinen und Verbänden, die sich am Heimatort der Ratsuchenden für die Belange von Menschen mit Blindheit und Sehbehinderung einsetzen, weitergebe. Am meisten freut mich, dass ich feststellen konnte, dass meine Beratungsarbeit nachhaltig ist. Dadurch, dass einige Patientinnen und Patienten zum wiederholten Male in der Klinik in Behandlung sind und ich Über Email zu vielen Klientinnen und Klienten Kontakt halte, kann ich ihre Entwicklung verfolgen. Nicht Wenige berichten, dass sie die von mir zusammengestellten Kontaktadressen sowohl zu professionellen Unterstützungsleistungen für blinde und sehbehinderte Menschen als auch zu Angeboten der Blinden- und Sehbehindertenselbsthilfe in Anspruch genommen haben. Und ich finde es gut, dass durch meine Arbeit in der Klinik das Angebot der blista in Deutschland noch bekannter wird. Daher bin ich dankbar, dass die Klinik das Beratungsangebot der blista für ihre Patientinnen und Patienten mit Blindheit oder Sehbehinderung bereits im dritten Jahr auch in 2019 weiterführt.
Textkasten:
Ewa Jankowska arbeitet als Fachkraft der Blinden- und Sehbehindertenrehabilitation in den Bereichen Orientierung und Mobilität, lebens- und berufspraktische Fähigkeiten sowie Image- und Outfitberatung am Beratungs- und Schulungszentrum der Deutschen Blindenstudienanstalt e.V. (blista). Im Rahmen einer Kooperation unterstützt sie von Blindheit oder Sehbehinderung betroffene Menschen in der MediClin Klinik für Akutpsychosomatik am MediClin Reha-Zentrum am Hahnberg.
Ende Kasten
Foto: Bad Wildungen im Sommer. Foto: Pixabay [Eine Fachwerk-Altstadt mit gepflasterter Straße. An den Seiten stehen Stühle und Sonnenschirme von verschiedenen Cafés.]
Dr. Imke Troltenier
Die Fachoberschule Gesundheit – auf einem guten Weg
Unterricht in Bewegung
Inhaltlich ging es im Erdkundeunterricht am 11. Dezember in der Klasse 6 um das Weltall, den Kosmos, das UNIVERSUUUUM! Die Schülerinnen und Schüler beteiligten sich lebhaft und trugen ihr Wissen zusammen. Die einen wippten derweil, die anderen rollten vor und zurück, einer hopste im Rhythmus, mit dem er die Tasten der Braille-Schreibmaschine anschlug.
Im Rahmen ihrer Ausbildung an der Fachoberschule Gesundheit (FOG) richteten fünf Zwölftklässler unter Leitung von Lehrerin Barbara Zink sowie der Unterstützung der Lehrerin Angelina Ladislau ein zweitägiges Gesundheitsprojekt für die Klasse 6 der Carl-Strehl-Schule aus.
Der erste Tag stand unter dem Motto „Sport und Bewegung“ und so durften die Sechstklässler ausprobieren, wie es sich anfühlt, wenn man während des Erdkunde-Unterrichts nicht auf einem Stuhl, sondern auf einem großen Pezziball sitzt.
Die im Anschluss an den Unterricht von den Zwölftklässlern eingeholte Resonanz war ein einhelliges „Cool!“. Man könne auf den Bällen schaukeln, das sei viel lustiger, im Übrigen bequemer, und im Rhythmus der Tasten gehüpft, ließe es sich ohnehin vergnüglicher arbeiten.
Anschließend zeigten die Zwölftklässler ihren jungen Mitschülern, wie man sich zu zweit bestens entspannen kann: Die Kinder legten sich bäuchlings auf Matten und die Partner rollten beispielsweise einen Tennisball über Rücken und Beine. Auch hier überzeugten die Schülerinnen der FOG durch ihr wohlüberlegtes, klar strukturiertes Vorgehen und die Kunst der Motivation.
Am zweiten Tag ging es um das Thema „Ernährung“ und so zählte ein gesundes Frühstück zu den Bestandteilen des Projekts. Nach dem gemeinsamen Essen brachte die wiederum pädagogisch gekonnt organisierte Feedback-Runde eine Meinungsvielfalt zutage. Sie reichte von: „Richtig lecker, vier Mandarinen habe ich gegessen, zwei Brote, ziemlich viel Paprika mit Kräuterquark und Gurke“ über „Orangensaft, Salamibrot und Gemüse“ und „Brot und Rohkost, das entspricht eher meinem üblichen Abendessen“ bis zu „Sonst esse ich immer Nutellabrot mit Banane und Kakao, das schmeckt mir eigentlich besser“.
Anschließend hatten die Zwölftklässler der FOG Küchenchef Peter Wiersbin eingeladen, um den Fragen der Sechstklässler Rede und Antwort zu stehen. Die einen wippten, die anderen rollten vor und zurück, lebhaft und engagiert wurden die vielfältigen Aspekte gesunder Ernährung beleuchtet.
Projektarbeit im Rahmen der FOG
Wie haben die Zwölftklässler ihr zweitägiges Gesundheitsprojekt auf die Beine gestellt? Und wie haben sie es geschafft, in der lebendigen Klasse das Interesse der jüngeren zu gewinnen? Jeanne und Hanna berichten: „Gleich nach den Herbstferien fingen wir an, das Projekt zu planen und die Absprachen mit der Schul- und Internatsleitung und der Klassenlehrerin sowie die Information für die Eltern zu organisieren.“ Ausführlich habe man sich im Vorfeld im Unterricht mit den möglichen Inhalten in den beiden Themenfeldern „Ernährung“ und „Sport und Bewegung“ sowie mit dem aktuellen Thema „Bewegte Schule“ auseinandergesetzt, Ideen gesammelt, selbst ausprobiert und sorgfältig ausgearbeitet. Damit man zum Beispiel die Anleitungen für die Entspannungsübungen so formuliert, dass sie für Sechstklässler klar verständlich sind. Damit in der „Bewegten Pause“ ein Spiel für die sehenden, sehbehinderten und blinden Klassenkameraden gleichermaßen spannend wird. Oder damit man beim Thema „Ernährung“ als Hintergrundwissen auch Organe und biologische Prozesse erklärt.
„Das Gesundheits-Projekt war eine coole Erfahrung“, sind die Zwölftklässler sich einig: „Die zwei Tage waren einfach super. Wir dachten zuerst, wir haben mega viel Inhalt und dann war aber Flexibilität ganz wichtig. Für die Diskussionen hatten wir zum Beispiel eine Stunde eingeplant, dann waren die Sechstklässler schon nach 15 Minuten auf dem Punkt. Da haben wir uns in den Pausen kurz abgesprochen und spontan ergänzt, umgestellt und geändert. Wir hatten ja genug Ideen gesammelt.“ „Wie eine Klasse reagiert, das ist oft nicht abzusehen, das habt ihr problemlos gemeistert“, lobt Barbara Zink und ergänzt: „Auch die Idee: ‚Wir nehmen denen die Stühle weg und probieren es mit den Pezzibällen‘ kam von den Schülerinnen. Oh je, habe ich zuerst gedacht. Ob die Bälle nicht zum Unfugmachen anregen und durch die Klasse fliegen?“
„Spannend war es zu sehen, was dann passierte“, erzählen Jeanne und Hanna: „Die ‚Kleinen‘ konnten sich nämlich viel besser konzentrieren, als sie auf den Pezzibällen saßen. Sie haben ihre Energie beim Wippen und Rollen abgebaut und nicht so viel Quatsch gemacht. Wir haben die Bälle dann die ganzen zwei Tage in der Klasse belassen. Die Schüler haben in der Abschlussrunde gesagt, dass sie jetzt sogar bei der Klassenlehrerin Pezzibälle statt der Stühle beantragen wollen.“
Warum die zwei sich für die Fachoberschule Gesundheit entschieden haben? „Ich war erst auf dem beruflichen Gymnasium, weil mich der Bereich Gesundheitstourismus interessiert, aber das Fach ‚Wirtschaft‘ ist nicht mein Ding. Da lag die FOG als Alternative nahe. Im Praktikum hat mir dann die Physiotherapie enorm viel Spaß gemacht und ich habe auch gemerkt, dass ich richtig gut darin bin. Das Schöne ist, in dem Beruf kann ich auch arbeiten, wenn sich mein Sehen durch die Augenkrankheit verschlechtern sollte“, erzählt Jeanne. Für Hanna lag die Entscheidung von Anfang an fest, denn sie möchte Köchin werden und da passt die FOG gut. Auch ihr hat das Praktikum in der Großküche die Sicherheit gegeben, einen Weg zu gehen, der genau zu ihren Interessen und Fähigkeiten passt.
Zukunftsorientierter Bildungsweg an der Carl-Strehl-Schule
Vor zwei Jahren ging der zukunftsorientierte Bildungsweg an der Carl-Strehl-Schule der blista an den Start. Er ist speziell auf die Bedürfnisse von blinden und sehbehinderten Schülerinnen und Schülern zugeschnitten. In Kooperation mit dem Bildungsinstitut für Gesundheit und Soziales in Mainz (BFW) verknüpft die Fachoberschule Gesundheit (FOG) die schulische Bildung und Förderung der jungen Menschen mit inklusiven Praxiserfahrungen im Arbeitsmarkt.
„Die Kooperation mit Mainz bewährt sich hervorragend“, sagt die Leiterin der Fachoberschule, Martina Dirmeier. „Das besondere an unserem Konzept ist, dass , anders als bei anderen Ausbildungen im Gesundheitswesen, unsere FOG einen gelungenen Mix aus Theorie und Praxis bietet. In enger Kooperation bietet das BFW Mainz das erste, 3-monatige Praktikum mit fachpraktischem Unterricht an. Dabei dürfen die jungen Leute bereits direkt an den Klienten arbeiten. Das zweite Praktikum ist frei wählbar und wird durch die Schule nicht unterbrochen. Man ist dann quasi mitten im Berufsleben.“
Auch der schulische Bereich der FOG ist praxisorientiert ausgerichtet, hier geht es neben den allgemeinen Fächern um Schwerpunktthemen aus dem Gesundheitsbereich, wie zum Beispiel Gesundheitslehre, alternative Heilverfahren und Ernährung. Die Gesundheitstage mit den Sechstklässlern der blista zählen zu den selbst organisierten Projekten in diesem Bereich.
Im Sommer 2018 war es so weit, die ersten sechs Absolventen meisterten ihre Prüfungen allesamt erfolgreich. Die Hälfte von ihnen entschied sich für eine anschließende Ausbildung zum Physiotherapeuten in Mainz. Die andere Hälfte orientierte sich in Richtung eines Studiums oder einer Ausbildung.
Grundsätzlich ist das Gesundheitswesen ein zunehmend beliebtes Arbeitsfeld. Die Zahl der Arbeitsplätze wächst hier rund dreimal so stark wie in der Gesamtwirtschaft. Die Aufgabenfelder sind vielfältig, denn in unserem Gesundheitssystem wird einerseits ein gutes Verständnis für medizinische Vorgänge als auch andererseits ein Überblick über die Strukturen verlangt. Die neue Fachoberschule Gesundheit nimmt diese Entwicklung auf und bietet eine zeitgemäße, zukunftsorientierte Bildung auf wissenschaftlicher Grundlage. Die FOG schließt mit der allgemeinen Fachhochschulreife ab und eröffnet den Zugang zu allen Fachhochschulen und vielen Universitäten. Für nähere Informationen: www.blista.de/FOG.
Foto: Die Klasse 6 der blista bei Selbstwahrnehmung und Entspannung während des Gesundheitsprojekts. Foto: blista [Partnerübung in der Turnhalle: Vier Schüler/innen liegen bäuchlings in Sportkleidung auf Gymnastikmatten. Die/der Partner/in kniet daneben und arbeitet mit entspannenden Griffen an einem der Beine.]
Foto: Cooler Unterricht: Statt Stühle gibt es Sitzbälle. Foto: blista [Drei Schüler sitzen auf Pezzibällen an ihren jeweiligen Tischen. Auf den Tischen sind Schreibgeräte, Kopfhörer und Papiere verteilt. Im Hintergrund gelbe und rote Regale.]
Foto: Das gemeinsame gesunde Frühstück am zweiten Projekttag macht sichtlich Spaß. Foto: blista [10 Schüler/innen sitzen beim Frühstück am Tisch zusammen. Auf dem Tisch in ihrer Mitte stehen Getränke, Brot und Aufstrich sowie diverses Obst. Die Schüler lachen in die Kamera.]
Markus Ertl
Sind Versprechungen, welche uns Hilfsmittel machen, Fluch oder Segen?
Bei meiner Recherche über ein viel gepriesenes Hilfsmittel, die OrCam, bin ich über einen Online-Artikel aus dem Hause Springer gestolpert, welcher mich zuerst zum Schmunzeln, dann zum Nachdenken brachte. „Eine sprechende Brille, die Blinde sehend macht“, heißt es auf der Seite WELT, und ich dachte sofort an eine Szene aus dem Film „Das Leben des Brian“ von Monty Python.
Darin verkündet ein Blinder enthusiastisch: "Ich war blind und jetzt kann ich wieder sehen, der Meister hat mich geheilt“, woraufhin er seinen Blindenstock wegwirft, den einen Schritt nach vorne macht und in eine Grube stürzt. Alle bestaunen nur das vermeintliche Wunder, ohne es kritisch zu hinterfragen.
Aber kann ein Hilfsmittel Blinde wieder sehend machen?
Was heißt eigentlich sehen? Ist es die visuelle Wahrnehmung von Dingen mit den Augen oder die bloße Wahrnehmung von Dingen, auch über andere Sinneskanäle mit Hilfsmitteln?
Auch wenn ich gerne sage, ich sehe oft mehr als viele andere Menschen, meine ich selbst aber nicht das visuelle, sondern die Wahrnehmung über andere Sinneskanäle: das Gehör, meinen Geruchssinn, die Wahrnehmung von kalt und warm, von windig, sonnig auf der Haut, auch meinen Geschmackssinn.
Sollte nun das Wahrnehmen von Dingen gemeint sein, dann kann ich das bereits auf eine andere Art und Weise oft besser als viele andere Mitmenschen.
Ist die visuelle Wahrnehmung gemeint, dann ist eine Aussage, ein blinder Mensch könnte wieder sehen, schlichtweg gelogen.
Das Bild, welches jedoch bei vielen Menschen, meist bei den nicht betroffenen, durch einen solchen Artikel entsteht, ist jedoch trügerisch. Da gibt es jetzt ein Wunderding, welches die visuelle Welt für Blinde wieder aufschließt.
Warum ist das Wieder-Sehend-Sein so unendlich reizvoll, dass damit eine solch reißerische Überschrift entsteht? Ist es das vermeintliche Wunder, ist es das Schreckensbild vieler, blind zu sein, oder ist es der Wunsch von selbst Betroffenen, wieder sehen zu können?
Wahrscheinlich ein Stück weit von jeder der hier angebotenen Antworten.
Bei aller Abgestumpftheit, welche viele von uns Blinden bereits durch die wiederkehrenden Nachrichten von solchen vermeintlichen medizinischen oder technischen Wundern haben, bedienen diese trotzdem doch immer noch den Rest der Hoffnung in uns. Diese Hoffnung wird natürlich auch geschickt dazu benutzt, um auch die Aufmerksamkeit auf genau diese Neuerungen bei Hilfsmitteln und der Medizin zu lenken.
Wäre dann die Lösung, genau diesen Hype nicht mitzugehen?
Der Spruch „Glück ist nicht, das zu haben, was man möchte, sondern das zu lieben, was man hat“ zeigt vielleicht einen Weg, welcher die Hoffnung nicht ganz verbannt, trotzdem den Fokus mehr auf die eigenen Möglichkeiten lenkt.
Man wird dabei auch erkennen, wie schön es ist, die anderen Sinneswahrnehmungen „selbst“ bewusst zu nutzen und gleichzeitig auch zu stärken. Vielleicht kommt einem dann der selbst-bejahende Spruch von Constance Hill in den Sinn „und sollte ich nochmals auf die Welt kommen, dann möchte ich wieder blind sein.“ Einer nächsten Presseüberschrift sieht jeder vielleicht dann mit weniger Abgestumpftheit, aber mit der selbstbewussten Frage: „wäre das überhaupt wichtig“, entgegen.
Solange aber bei uns dieser Trigger-Punkt „Hoffnung“ auch weiterhin so leicht zu bedienen ist, wird auch die Hilfsmittelindustrie zusammen mit einer Presse immer wieder genau auf diesen Punkt drücken.
Und ich möchte nicht die kleinen Helfer oder die großen Hilfsmittel an sich verteufeln oder aus dem Leben verbannen. Es gibt sicherlich vieles, welches unser Leben deutlich erleichtert. Dennoch wage ich selbstkritisch zu hinterfragen:
- Brauche ich denn immer alles, das sich andere für uns als Hilfsmittel ausgedacht haben?
- Sollte ich in mein eigenes Portemonnaie greifen, brauche ich es dann immer noch?
- Wird das Leistungsversprechen des gewünschten Hilfsmittels denn gehalten?
- Wie schnell sind auch andere Hilfsmittel vorher bereits in irgendwelchen Schubladen verschwunden?
Und sicher ist vieles in den letzten Jahren verschwunden. Zuerst ein Must-Have, doch bald schon nicht mehr genutzt. Nein? Dann Machen Sie doch gerne mal Ihre Sammlung auf und sehen gerne nach!
Ich selbst habe mir vorgenommen, erst zu versuchen, ob ich gewisse Tätigkeiten und Aufgaben nicht mit meinen Sinnen oder anderen Helfern des normalen Lebens bewältigen kann, bevor ich bei den Blinden-Hilfsmitteln nachsehe.
Und solange das hilft, brauche ich keine überteuerten Hilfsmittel und warte vielleicht doch auf Geräte im Universaldesign, welche von vorne herein auch für mich nutzbar sind. Bestes Beispiel dafür sind Touchscreens von mobilen Endgeräten und der integrierten Sprachausgabe.
Leistungsversprechen versus Nutzungspraxis
Die Leistungsbeschreibung der OrCam beinhaltet unter anderem Lesen, Gesichter erkennen und Produkte identifizieren und das Ganze zu einem Preis in Deutschland von ca. 4.500 Euro. Ist dieser Preis durch die genannte Leistung gerechtfertigt?
Vergleiche ich das Leistungsversprechen mit der Nutzungspraxis, dann sage ich selbst: eindeutig Nein. Und das, obwohl das Gerät im Januar 2018 sogar bei dem GKV Spitzenverband als Blindenhilfsmittel anerkannt wurde.
Hört man sich in der Szene um, so gibt es mittlerweile viele kritische Stimmen im Netz. Viele sagen, das Ding sei von der Konzeption gut gedacht. Dennoch schränkt sofort wieder jeder ein, dass die OrCam noch nicht ausgereift sei. Genau diese Erfahrung musste ich selbst bei einem Test machen, bei dem ich die beworbenen Leistungsmerkmale ausprobierte.
Text wird bei guten Lichtverhältnissen gut erkannt, bei weniger optimalen wird die Erkennung sehr mangelhaft. Als Blinder auf den vorzulesenden Textteil in der Zeitschrift zu deuten, ist grotesk. Ebenso verhält es sich mit der Produkterkennung über den Barcode: der auch hier notwendige Fingerzeig ist für mich als Blinder unmöglich. Sollte sie den Barcode doch erkennen, so braucht es oft mehrfache Anläufe, um das Produkt zu identifizieren. Die Gesichtserkennung funktioniert nur selten. Und das Ganze bei einer Akkulaufzeit von nur ca. 1 Stunde. Da hilft die mitgelieferte Powerbank auch nicht über den ganzen Tag.
Dass Produkte wie die OrCam trotz solcher Mängel eine solch hohe Aufmerksamkeit erhalten, liegt zum einen sicherlich am gut gemachten Marketing und der begleitenden PR-Arbeit dazu. Zum anderen dürfte die Aufnahme in den Hilfsmittelkatalog den Run auf das Gerät sehr stark unterstützen. Wenn bei einem gut formulierten Antrag bei der Krankenkasse auch teure Geräte für 10 Euro zu bekommen sind, weshalb sollte ich mir dann nicht für die 10-Euro-Pauschale eines der teuren Geräte holen? Und eine ertragsorientierte Hilfsmittel-Firma wird mich bei meinem Wunsch in den meisten Fällen nicht bremsen.
Was individuell betrachtet sicherlich normal erscheint, möchte ich aber gesellschaftlich kritisch hinterfragt sehen. Darf ein Hilfsmittel, welches von vielen bestätigt weit weg von dem eigenen Leistungsversprechen und für eine andere Zielgruppe konzipiert ist, nämlich für die der Sehbehinderten, als Blindenhilfsmittel in den Katalog mit aufgenommen werden und so ohne weiteres an den „blinden Mann“ gebracht werden?
Vieles braucht es gar nicht
Ich selbst möchte es nicht missen, Informationen auf einem digitalen Wege (aber barrierefrei!) erfassen zu können und die Wahl haben, ob auditiv oder taktil. Dies kann ich bereits mit meiner Braillezeile und/oder der Sprachausgabe über viele andere Geräte. Hier kann ich dann nicht nur für den nötigen Input sorgen, sondern auch in die entgegengesetzte Richtung arbeiten. Mit PC, Tablet und Smartphone ist dies gut möglich.
Auf meinem Smartphone habe ich unterstützende Apps, Tabtabsi und Envisio AI, welche, zwar nur online, aber dennoch den Dienst einer Objekt- oder Texterkennung schnell auch einmal mobil erledigen können. Und dieses Teil habe ich immer mit dabei.
Nicht zu vergessen: die eigene Sinneskompetenz. Geldscheine sind mittlerweile von 5 Euro bis 50 Euro fühlend zu erkennen. Menschen erkenne ich an der Stimme.
Deshalb wünsche ich mir…
- dass viel mehr an Literatur und Informationen in digitaler Form barrierefrei gemacht wird, um mit herkömmlichen Hilfsmitteln eindeutig arbeiten zu können
- dass die Presse nicht mit Überschriften suggeriert, dass Blinde wieder sehen könnten
- dass viele Blinde auf ihre anderen Sinne vertrauen, denn diese haben wir ja ohnehin immer dabei
- dass es Hilfsmittel auch zu einem erschwinglichen Preis gibt und nicht durch die Kostenübernahme von Krankenkassen der Marktpreis subventioniert hoch gehalten wird.
Ich habe mich, auch mit der klaren Empfehlung der Hilfsmittelfirma meines Vertrauens, gegen die OrCam entschieden und werde auch weiterhin mit einem sehr kritischen Auge an Hilfsmittel herangehen. Ich hoffe, Sie auch.
Zum Autor
Markus Ertl ist Mitglied des DVBS und arbeitet als Personalentwickler und Inklusions-Botschafter. Dabei ist es ihm wichtig, Dinge nicht nur hinzunehmen, sondern vorherrschende Strukturen kritisch zu hinterfragen.
Autorenfoto: Markus Ertl. Foto: privat. [Markus Ertl hat kurze grau melierte Haare. Er trägt einen dunklen Anzug und eine helle Krawatte und lächelt in die Kamera.].
Foto 3.7-1: „Sehen“ - was heißt das eigentlich? Foto: Pixabay. [Vor einem weißen Hintergrund, auf dem kaum wahrnehmbar eine Brille liegt, sind Buchstabenplättchen aus Holz aufgebaut, die das Wort SEHEN bilden.]
Prof. Dr. Klaus Rohrschneider
Blindheit in Deutschland im 20. Jahrhundert
Überblickt man die Genese von Blindheitsursachen im geschichtlichen Verlauf, so sind Rückschlüsse auf die medizinische Entwicklung ebenso möglich wie Hinweise auf Umwelteinflüsse oder die grundsätzlichen Änderungen der Lebensbedingungen, die zu einer steigenden Lebenserwartung geführt haben. Da es in Deutschland seit Ende des 19. Jahrhunderts zunehmend Erhebungen zu den Blindheitsursachen gibt, sind für das 20. Jahrhundert zahlreiche Daten vorhanden, die es erlauben, die Veränderungen nachzuvollziehen.
Definition der Blindheit
Wie Blindheit definiert wurde, hat sich insbesondere im Zuge der Sozialgesetzgebung ab Mitte des 19. Jahrhunderts verändert. Dem Wortlaut nach ist jemand blind, der überhaupt nichts sehen kann, selbst kein Licht. Schon seit langer Zeit werden aber neben den vollständig erblindeten Personen auch diejenigen als blind angesehen, deren Sehrest so gering ist, dass dieses minimale Sehvermögen für sie zum Beispiel beruflich oder bei der Orientierung nicht nutzbar ist.
Wesentliches Maß für das Sehvermögen ist die Sehschärfe, also das Auflösungsvermögen des Auges. Hier wird der Sehwinkel bestimmt, unter dem zwei Punkte gerade noch als zwei Punkte erkannt werden. Ein Auflösungsvermögen von einer Winkelminute entspricht einer Sehschärfe von 1,0 und wird als normal angesehen. Die Prüfung der Sehschärfe erfolgt typischerweise in einem Abstand von mindestens vier Metern. Bei einer stärkeren Sehbehinderung mit einer Sehschärfe von weniger als 0,1 ist eine Untersuchung in diesem Abstand meist nicht mehr möglich, sondern man prüft in einem Meter oder sogar in noch kürzerem Abstand. Dann wird die Sehschärfe anstelle der sonst in Deutschland üblichen dezimalen Angabe als Bruch angegeben. Dieser Bruch enthält im Zähler die Prüfentfernung und im Nenner die Sollentfernung, das heißt die Entfernung, in der ein Normalsichtiger (mit Sehschärfe 1,0) das Sehzeichen erkennen kann. Das bedeutet, dass bei einer Sehschärfe von 1/20 in einem Meter Abstand nur ein Sehzeichen erkannt wird, das bei einer Sehschärfe von 1,0 in 20 Meter zu erkennen wäre, mithin also alles 20mal größer sein muss, damit der Betroffene es erkennen kann. Bei einer Sehschärfeminderung auf 0,3 kommt es typischerweise zu Schwierigkeiten, selbst mit korrekter Lesebrille noch Zeitungsdruck lesen zu können, bei einer Sehschärfe von 0,1 klagen die Betroffenen nahezu regelhaft darüber, dass sie Personen auf der anderen Straßenseite nicht mehr erkennen können. Neben der Sehschärfe ist der zweite wichtige Parameter des Sehvermögens das Gesichtsfeld. Hiermit wird derjenige Bereich beschrieben, den man bei Geradeausblick in alle Richtungen seitlich bzw. nach oben und unten bemerkt. Dieser Bereich reicht üblicherweise nach außen bis über 90 Grad, während er zur Nase hin eben durch diese eingeschränkt ist und nur bis etwa 60 Grad reicht. Betroffene mit einer sich über Jahre und Jahrzehnte entwickelnden Gesichtsfeldeinengung bemerken oft selbst eine Einengung auf 30 oder 20 Grad vom Zentrum nicht. Erst eine weit fortgeschrittene Einengung der Gesichtsfelder auf 10 oder gar 5 Grad vom Zentrum führt zu erheblichen Einschränkungen der Orientierung.
In Bezug auf die Eingrenzung eines Menschen als blind wurde zunächst beurteilt, ob jemand auch mit Hilfe von passenden Augengläsern sich an fremden Orten nicht zurechtfinden kann, wofür im allgemeinen eine Sehschärfe von Fingerzählen oder 1/60 anzunehmen ist. Hierfür wurde etwa ab 1875 wohl im Zusammenhang mit dem Erscheinen der ersten Sozialgesetze zunächst der Begriff einer "praktischen Blindheit" oder gesetzlichen Blindheit geprägt.[3] Wenn aufgrund der reduzierten Sehfunktion zwar eine gewisse Orientierung möglich ist, jedoch aus optischen Gründen keiner Erwerbstätigkeit nachgegangen werden kann (berufsblind, erwerbsblind), ist als Grenze eine Sehschärfe von 1/20 bis 1/25 angenommen worden. Diese Abgrenzungen waren jedoch bis in das 20. Jahrhundert hinein nicht eindeutig festgelegt: Zu Beginn des letzten Jahrhunderts wurde in Deutschland als messbare Abgrenzung geprüft, ob jemand in einer Entfernung über einem Meter die ausgespreizten Finger einer Hand zählen konnte. Allerdings wurden in verschiedenen Untersuchungen durchaus auch andere Grenzwerte berücksichtigt und damit auch unterschiedliche Gruppen Betroffener summiert. So ergaben sich in Deutschland vor dem Zweiten Weltkrieg die Grenzen einer Sehschärfe von 1/25 und 1/60 für die beiden oben genannten Einschränkungen. Dabei wurde für die Gruppe der Menschen mit einer Sehschärfe bis 1/25 der Begriff hochgradig sehschwach benutzt, in der Bundesrepublik zumindest ab 1958 bei einer Sehschärfe von 1/20.[4]
Zu Beginn des 20. Jahrhunderts wurde als Grenzwert der Blindheit zunächst eine semiquantitative Angabe benutzt, wie etwa die Reduktion der Sehschärfe auf das Erkennen der Zahl gezeigter Finger meist in 1 m Abstand.[5] 1920 wurde im Reichsversicherungsgesetz die Grenze von 1/25 aufgenommen, die im Wesentlichen für die Einordnung der Kriegsblinden Anwendung fand. Diese Grenze wurde nach dem Zweiten Weltkrieg auch in der DDR übernommen und bis 1990 unverändert beibehalten. In Westdeutschland war nach dem Krieg zunächst keine eindeutige Definition vorhanden. Da die Gewährung von Blindengeld in den Entscheidungsbereich der Bundesländer fiel, gab es hier zunächst durchaus Unterschiede. Im Zuge der Fortentwicklung des Versorgungsrechts wurden dann mit der Einführung des Bundessozialhilfegesetzes (BSHG) am 1. Juni 1962 die bis dahin unterschiedlichen Bestimmungen der einzelnen Bundesländer vereinheitlicht und definiert, dass derjenige Anspruch auf Blindenhilfe habe, "der eine so geringe Sehschärfe hat, dass er sich in einer ihm nicht vertrauten Umgebung ohne fremde Hilfe nicht zurechtfinden kann". Erst mit dem zweiten Gesetz zur Änderung des BSHG vom 18.09.1969 wurde dann der Grenzwert der Sehschärfe von 1/50 eingeführt, gleichzeitig auch erstmals eine Kombination aus Sehschärfeminderung und Gesichtsfeldausfall.
Inzwischen hat sich der Begriff „sehbehindert“ durchgesetzt und andere Bezeichnungen wie „sehgeschädigt“ oder „sehschwach“ ersetzt, dementsprechend spricht man jetzt von hochgradiger Sehbehinderung bei einer Sehschärfe von maximal 1/20 und Blindheit bei einer Sehschärfe von maximal 1/50 [6].
Im internationalen Vergleich sind die in Deutschland geltenden Grenzwerte sehr strikt, so definiert beispielsweise die Weltgesundheitsorganisation (WHO) Blindheit bei einer Sehschärfe von maximal 1/20, demgegenüber gilt in den Vereinigten Staaten, Dänemark und der Schweiz sogar eine Sehschärfe von 0,1 als Grenzwert der Blindheit. Dies ist, worauf auch von anderen Forschern bereits hingewiesen wurde, insbesondere beim Vergleich von Erhebungen in unterschiedlichen Ländern zu beachten, da damit ganz unterschiedliche Inzidenzen, aber auch Verteilungen der zugrundeliegenden Krankheitsbilder resultieren können.[7]
Erfassung von Blindheitsursachen
Die Einschätzung einer Blindheit zugrundeliegenden Erkrankung hängt maßgeblich von der Sicherung der Diagnose und deren Dokumentation ab. Hier gibt es zahlreiche Unsicherheiten. So können an beiden Augen ganz unterschiedliche Ursachen der Blindheit voliegen, meist wird dennoch nur die Ursache des zuletzt erblindeten Auges erfasst. Nicht selten liegen zudem mehrere mögliche Ursachen vor, aus denen entweder nur eine ausgewählt wird, manchmal werden aber auch alle vorhandenen Diagnosen genannt. So fanden Krumpaszky und Klauß in einer Auswertung von Blindenattesten im Jahre 1985 in Bayern bei 40 Prozent der Blinden mehr als eine Erblindungsursache.[8] Darüber hinaus ist bei einem Endzustand eines Krankheitsbildes, wie zum Beispiel einer Hornhauttrübung, eine Zuordnung der zugrundeliegenden Erkrankung nicht immer möglich. Schließlich hat sich im Rahmen des medizinischen Wissenszuwachses besonders bei den erblichen Diagnosen im Laufe der Zeit ein Wandel ergeben, so dass Statistiken vom Beginn des letzten Jahrhunderts Krankheiten teilweise anders definieren, als dies heute geschieht. Auch werden in unterschiedlichen Untersuchungen verschiedene eigenständige Krankheitsbilder wie Albinismus oder angeborenes Glaukom (Grüner Star) teilweise zu den Fehlbildungen des Auges gerechnet. In Zusammenhang mit den Auswertungen der Erblindungsursachen der Blindenschule Ilvesheim hat Jaeger 1968 bereits darauf hingewiesen, dass „bei den Zuordnungen zu den einzelnen Krankheitsgruppen […] natürlich Probleme auf Schritt und Tritt auf[treten]. […] Trotzdem läßt sich nicht vermeiden, daß die Zuordnungen manchmal etwas willkürliches haben“.[9]
Im Wesentlichen wurden die zugrundeliegenden Erkrankungen hinsichtlich der Ursache eingeteilt, so wurden zunächst entzündliche Erkrankungen (vor allem der Hornhaut) von erblichen Erkrankungen der Netzhaut oder des Sehnervs oder von Fehlbildungen des Auges unterschieden. Daneben gibt es Veränderungen, deren Ursache unterschiedlich sein kann oder nicht bekannt ist bzw. früher nicht bekannt war. Als häufige Veränderungen sind hier der Grüne Star (Glaukom) oder der Graue Star (Katarakt) zu nennen, aber auch die altersabhängige Makuladegeneration, die inzwischen die häufigste Ursache einer schwerwiegenden Sehbehinderung und Erblindung ist. Eine solche Einordnung ist allerdings nicht eindeutig, da manche Krankheitsbilder gleichzeitig mehrere dieser Kategorien erfüllen können (zum Beispiel der Albinismus als erbliche Form einer Pigmentstörung und damit letztlich einer Fehlbildung). Schwierig war früher auch die Einordnung der erblichen Netzhauterkrankungen (tapetoretinale Dystrophien, vor allem Retinitis pigmentosa), die nicht eindeutig von Folgen schwerer entzündlicher Erkrankungen der Netzhaut unterschieden werden konnten. Letztere kommen als Folge einer Entzündung der Aderhaut (Uveitis) nur noch viel seltener vor. Daneben kann zum Beispiel bei einer Optikusatrophie (Sehnervenschwund), was lediglich eine Zustandsbeschreibung ist, unklar bleiben, aufgrund welcher Ursache ein solcher Sehnervenschwund eingetreten ist, hier kommen neben erblichen Faktoren zum Beispiel auch Durchblutungsstörungen, Frühgeburt, Tumoren oder auch der Grüne Star in Frage. Dennoch gehört gerade die Optikusatrophie inzwischen zu den häufigsten Erblindungsursachen im Kindesalter.[10] Bezüglich des grünen Stars (Glaukom) ist anzumerken, dass es zahlreiche Sekundärglaukome gibt, bei denen das Glaukom selbst Folge einer anderen Augenerkrankung ist. Diese primäre Ursache findet dann bei einer späteren Erblindung am Glaukom typischerweise keine Erwähnung.
Neben diesen nicht unerheblichen Schwierigkeiten einer statistischen Erfassung von Blindheitsursachen ist zu beachten, dass in den verschiedenen Untersuchungen über unterschiedliche Kollektive berichtet wird. Meist handelt es sich um relativ kleine Gruppen, teilweise lediglich aus dem Patientenstamm einer Klinik oder von Antragstellern auf Blindengeld, von denen aus dann auf die Gesamtbevölkerung hochgerechnet wird. Daneben werden Prävalenzzahlen (Krankheitshäufigkeit) mit Inzidenzzahlen (Anzahl der Neuerkrankungen) vermischt. Umfassende Zahlen auf valider statistischer Grundlage liegen demgegenüber nur selten vor, zum Beispiel in Form der Reichsgebrechlichenzählung 1925/26 (siehe unten).[11]
Blindheitshäufigkeit
Gesicherte Aussagen zur Häufigkeit von Blindheit in einer gegebenen Bevölkerung setzen zunächst eine möglichst vollständige Erfassung voraus. Da es in Deutschland bisher aber keine entsprechenden Krankheitsregister gibt, kann oft nur aus kleineren Stichproben oder anderem Zahlenmaterial auf die für Deutschland geltenden Zahlen geschlossen werden. Auf dieses Problem wies 1948 bereits Hans Scholtyssek hin, als er betonte, dass selbst durch umfangreiche Erhebungen bei entsprechenden Dienststellen keine aussagekräftigen Zahlen zur Gruppe der Blinden zu erhalten gewesen waren.[12] Umfassendere Daten sind erst nach dem Zweiten Weltkrieg für die Bundesrepublik aus Angaben zu den schwerbehinderten Menschen sowie anhand der Leistungen für Blindengeld bzw. Blindenhilfe vorhanden. Hierbei ist allerdings zu berücksichtigen, dass nicht jeder Blinde einen entsprechenden Antrag stellte und dass die Zahlen des Statistischen Bundesamtes nur die schwerwiegendste Behinderung erfassen, was nicht immer die Blindheit sein muss.
Auch unterscheiden sich die vorliegenden Angaben hinsichtlich der Inzidenz, also der in einem bestimmten Zeitraum neu Erblindeten, und der Prävalenz, das heißt der zu einem bestimmten Zeitpunkt blinden Personen. Angaben zu neu Erblindeten sind über die Antragsteller auf soziale Hilfen verfügbar, Querschnittsuntersuchungen zur Prävalenz hingegen sind in der Bundesrepublik nur vereinzelt regional durchgeführt worden. Die meisten Studien aus Deutschland beziehen sich auf die Inzidenz, lediglich Krumpaszky und Klauß haben für Bayern gleichzeitig Prävalenz und Inzidenz ausgewertet und festgestellte Unterschiede erläutert.[13]
Der Artikel wird in Heft 2/2019 in der Rubrik „Bildung, Beruf und Wissenschaft“ fortgesetzt werden.
Zum Autor
Prof. Dr. med. Klaus Rohrschneider leitet als Oberarzt an der Heidelberger Universitäts-Augenklinik die Sektion Ophthalmologische Rehabilitation. Er ist Spezialist für Netzhauterkrankungen und Netzhautchirurgie. Als Landesarzt für Sehbehinderte und Blinde in Baden-Württemberg ist ihm die Zusammenarbeit mit Betroffenen und der Blinden- und Sehbehindertenselbsthilfe ein besonderes Anliegen.
Dieser Artikel erschien zuerst in einem Sammelband des Campus-Verlags: Rohrschneider, K: Blindheit in Deutschland im 20. Jahrhundert, in: Klettner A., Lingelbach G. (ed), Blindheit in der Gesellschaft. Campus, Frankfurt, 97-117 (2018). ISBN 978-3-593-50818-4 (Print), 978-3-593-43878-8 (E-Book)
Foto: In den letzten 150 Jahren hat sich viel in der konservativen Behandlung von Augenerkrankungen getan: Gefäße von ca. 1895. Foto: Universität Heidelberg. [Vier Medizinfläschchen aus gefärbtem Glas mit Glaspipette als Verschluss: Pantocain 1% in blauem, Atropin 1% in weißem, Borax in grünem und Polocarpin 2% in gelbem Fläschchen.]
Bildung, Beruf und Wissenschaft
Ute Mölter und Otfrid Altfeld
Mit PROJob! auf dem Weg in den ersten Arbeitsmarkt
Jobsuchende und Arbeitgeber werden unterstützt
„Ich wünsche mir Unterstützung bei der Jobsuche, die vor Ort stattfinden kann und auf meine Sehbehinderung spezialisiert ist“, diese Bitte von ausbildungs- und arbeitssuchenden Menschen mit Sehbehinderung oder Blindheit gab den Anstoß, eine innovative und inklusive Qualifizierung zu entwickeln.
Jetzt ist es so weit: mit PROJob! hält die blista nun für die Standorte in Marburg und Frankfurt ein Angebot für Arbeitssuchende bereit, das die speziellen Anforderungen der Integration in eine Beschäftigung in den Fokus nimmt.
Dass Menschen mit Blindheit und Sehbehinderung nicht in dem Maße von der seit Jahren positiven Entwicklung am Arbeitsmarkt profitieren wie Sehende, ist bedauerliche Realität. Die leider allzu oft zu beobachtende Abkopplung von beruflicher Integration oder gar beruflicher Weiterentwicklung liegt aber häufig nicht am Mangel an fachlicher Kompetenz oder Qualifikation, sondern an den besonderen Wegen, die Menschen mit Blindheit oder Sehbehinderung in die Beschäftigung gehen. Die für Sehende üblichen Stellen- und Bewerbungsportale stehen den Betroffenen oft nicht zur Verfügung, Arbeitgeber scheuen nicht selten den Gedanken an eine Beschäftigung von Personen mit einer Sehbeeinträchtigung, weil sie nicht einschätzen können, inwieweit die betrieblichen Strukturen und Prozesse mit der Arbeitsweise blinder oder sehbehinderter Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter kompatibel sind. Auch auf Seiten der Bewerberinnen und Bewerber bestehen Unsicherheiten, welche Anforderungen bei der Bewerbung und vor allem bei der Arbeit vor dem Hintergrund einer Sehbeeinträchtigung gestellt werden.
Ziel von PROJob! ist es, dass die Teilnehmenden nach spätestens 24 Wochen möglichst ein versicherungspflichtiges Beschäftigungsverhältnis in Aussicht oder angetreten haben. Wichtig ist uns dabei, dass alle Interessentinnen und Interessenten sowohl in Marburg, wie auch in der Region Rhein-Main, in ihrem gewohnten Umfeld bleiben können und an fünf Tagen in der Woche in unseren regionalen Schulungs- und Beratungszentren qualifiziert werden.
Die Qualifizierung wird aus verschiedenen Modulen aufgebaut, die nach den Bedarfen der Teilnehmenden ausgewählt werden können. Alle Vermittlungs- und Coaching-Einheiten zielen darauf ab, die Teilnehmenden wieder in die Lage zu versetzen, genügend Selbstvertrauen, Kompetenzen und Strategien aufzubauen, um bei ihrer Stellensuche erfolgreich zu sein.
Wie das geht?
Zuerst ziehen wir gemeinsam im Einzelprofiling Bilanz. Spezialisierte Fachkräfte der blista überprüfen die Ressourcen im Bereich der sehbehindertenspezifischen Kompetenzen wie Orientierung und Mobilität, Berufs- und Lebenspraktischen Fähigkeiten und Arbeitstechniken am Computer. Es werden fachliche und soziale Kompetenzen ermittelt, bis sich am Ende ein Gesamtbild ergibt, aufgrund dessen gemeinsam mit allen Beteiligten ein realistisches Karriereziel entwickelt wird, das die Basis für den Pfad der Teilnehmenden durch die Weiterbildung bestimmt.
Im Kurs mit bis zu acht Teilnehmenden wird durchgehend der Fokus darauf gelegt, den Einzelnen das Know-how an die Hand zu geben, Expertin oder Experte im Umgang mit der individuellen Sehbehinderung bei der Stellensuche zu werden.
Potentielle Arbeitgeber können unmittelbar dabei unterstützt werden, Arbeitsweisen und Chancen bei der Beschäftigung von Mitarbeiterinnen und Mitarbeitern mit Sehbehinderung oder Blindheit besser zu verstehen und einschätzen zu können. Auch zukünftige Kolleginnen und Kollegen sind nicht selten unsicher und profitieren von einer Unterstützung, mit der ihnen die Zusammenarbeit mit der neuen Kollegin bzw. dem neuen Kollegen näher gebracht werden kann.
Um die Selbstwirksamkeit und die eigene Verantwortlichkeit zu aktivieren, gibt es neben der täglichen Präsenzzeit auch tägliche „Selbstlerneinheiten“. In diesen Einheiten erledigen die Teilnehmenden in Eigenregie Arbeitsschritte, die sie mit ihrem Job-Coach abgesprochen haben und in regelmäßigen Terminen abgleichen.
Während der Präsenzzeit in den Räumen der Beratungs- und Schulungszentren werden ein behinderungsspezifisches Bewerbungstraining, ein Selbstpräsentationstraining mit Image- und Outfitberatung und Videoanalyse, EDV- und Hilfsmittelschulungen zur Aktualisierung und Entwicklung der Basiskompetenzen und ein barrierefreies Vermittlungscoaching angeboten. Jeder Teilnehmende erhält während seiner Qualifizierungsteilnahme einen auf seine Bedarfe ausgestatteten Laptop, mit dem vereinbarte Aufgaben auch außerhalb der Präsenzzeit erarbeitet werden können.
Erfahrene Job-Coaches sind kontinuierliche Begleiter und Unterstützer in diesem Prozess. Sie unterstützen auch während der sechswöchigen Praktikumszeit in den jeweiligen Betrieben, wo sie vor Ort auf Wunsch Kolleginnen, Kollegen und Arbeitgeber für die Zusammenarbeit mit dem neuen Mitarbeiter oder Mitarbeiterin fit machen und die Entwicklung der Ressourcen der Praktikantinnen und Praktikanten durch regelmäßige Gespräche und Reflexion fördern. Aus der Erfahrung in der Begleitung von arbeitssuchenden Menschen mit Sehbeeinträchtigung konnten wir feststellen, dass Praktika häufig die Tür für eine weitere Beschäftigung öffnen.
Die Teilnahme an PROJob! kann durch die Agentur für Arbeit, die JobCenter und andere Kostenträger gefördert werden.
Nähere Infos über PROJob! gibt es im Internet unter: www.blista.de/ausbildung-und-beruf
Zu den Autoren
Ute Mölter ist Leiterin des Beratungs- und Schulungszentrums der blista
E-Mail: Diese E-Mail-Adresse ist vor Spambots geschützt! Zur Anzeige muss JavaScript eingeschaltet sein!, Telefon: 06421 606 500
Otfrid Altfeld ist Ressortleiter Teilhabe und berufliche Bildung
E-Mail: Diese E-Mail-Adresse ist vor Spambots geschützt! Zur Anzeige muss JavaScript eingeschaltet sein!, Telefon: 06421 12139
100 Jahre horus
Jochen Schäfer
Die ersten 100 Jahre - eine historische horus-Revue in vier Teilen
Teil 3, 1949-1989: Das Blindenwesen im Auf- und Umbruch (2. Abschnitt: 1969-1989)
In diesem Abschnitt kommen wir in die bewegende Epoche der beiden Marburger Einrichtungen, in der es viele Veränderungen gab, die bis heute gültig sind.
1969: „horus“ in Schwarzschrift
1969 markierte allgemein einen Umbruch in verschiedenen Bereichen. Die Bundesrepublik hatte ihre erste sozial-liberale Koalition, die ersten Menschen betraten den Mond, um nur 2 Dinge zu nennen. Auch im Blindenwesen, konkret in Marburg, war es eine Zeit des Umbruchs. Nachdem blista und VbGD unter neuer Leitung standen, machte sich dies auch in unserer Zeitschrift bemerkbar. Die Schwarzschrift erhielt ein neues Profil und nannte sich von nun an „horus - Marburger Beiträge zum Blind-Sehen“, benannt nach der einäugigen Gestalt aus der ägyptischen Mythologie. Dieses Auge zierte nun die Titelseite der Schwarzschriftausgaben, und mit „Blind-Sehen“ war gemeint, dass man zwar nicht mit den Augen, wohl aber mit dem Geist sieht, so der damalige VbGD-Vorsitzende Dr. Scholler.
Die Punktschriftausgaben hatten zwar weiterhin 6 Hefte, sie wurden ab 1969 aber als Einzelnummern gezählt. Der alte Name „Marburger Beiträge zum Blindenbildungswesen (MB)“ blieb bis 1979 bestehen. Von nun an wird bei Quellenangaben unterschieden zwischen MB (PS) und horus (SS). Es gab auch redaktionelle Erweiterungen. Seitens des VbGD wurde Dr. Scholler unterstützt durch seinen Stellvertreter Karl Britz sowie Dieter Richter. In der blista gehörte außer Dr. Geißler noch seine Sekretärin der Redaktion an.
Auch inhaltlich gab es Veränderungen. Die Ausgaben waren zweigeteilt, und jeder Teil stand unter der Schriftleitung des Vorsitzenden/Direktors: „Veröffentlichungen des VbGD“ (Dr. Scholler), „Veröffentlichungen der Deutschen Blindenstudienanstalt“ (Dr. Geißler). Vor allem die VbGD-Veröffentlichungen umfassten nun weiterführende Rubriken: Aufsätze, Beiträge über Hilfsmittel (Hilfsmittelecke), Bücher- und Zeitschriftenschau, kleine Beiträge und Hinweise, Zuschriften aus dem Leserkreis sowie von 1970-73 „Aus den Bezirken“, denn es war die Zeit, als die Bezirksgruppen mehr Mitspracherecht bekamen. 1974 gab es diese Zweiteilung nicht mehr, aber die genannten Rubriken blieben weitgehend erhalten. Aus den „kleinen Beiträgen und Hinweisen“ wurde „kurz und aktuell“, hinzu kam „Aus der Vereinsarbeit des VbGD“ und die blista war vertreten durch die Rubrik „Aus der Deutschen Blindenstudienanstalt“. Die Berichterstattung wurde dadurch umfangreicher. Man brachte sowohl wissenschaftliche Beiträge als auch Artikel aus dem deutschen und internationalen Blindenwesen sowie über aktuelle technische und rechtliche/sozialpolitische Entwicklungen. Die Aufsätze der Schwarzschriftausgaben brachten von 1969-79 im Anschluss an den deutschen Text Zusammenfassungen auf Englisch und Französisch. In dieser Zeit kamen vermehrt Artikel nur in Schwarzschrift heraus, die meisten erschienen aber nach wie vor nur in Punktschrift bzw. in beiden Ausgaben.
Krisen
Es war eine recht krisengeschüttelte Zeit. Zum einen gab es eine „Finanzkrise“ der blista, da der Etat unter Dr. Geißler nicht mehr so gedeckt werden konnte wie früher. Davon legen vor allem 2 Beiträge Zeugnis ab: „Auch Blinde sollen studieren können“ von Brigitte Beer aus der FAZ vom 24.07.1969 (siehe MB 4/1969) und „Who is who“ von Karl Britz (MB 2/1970). Zum anderen mussten sich blinde Richter Ende der 60er Jahre – letztlich mit Erfolg - dagegen wehren, dass sie nicht mehr für den Justizdienst zugelassen werden sollten. Dazu: „Zur Übernahme Blinder in den Richterberuf - eine Stellungnahme junger Marburger Juristen“ von Armin Kappallo (MB 6/1970, Wiederabdruck in horus 4/2016) und „Zum Einsatz blinder Richter“ von Bernhard Suermann (MB 1/1972). Interessant ist, dass all diese Artikel nur in Punktschrift abgedruckt wurden.
1971 war auch für den VbGD ein Krisenjahr. Strehl war bereits aufgrund seines hohen Alters von all seinen Ämtern zurückgetreten. In dieser Zeit herrschte im Verein ein regelrechter Gesinnungsstreit. „Hat der VbGD noch eine Existenzberechtigung?“, so fragten sich die Berliner Mitglieder Prof. Dr. Bruno Schultz, Hans Huke und Dr. Annelise Liebe (siehe MB 3 / horus 2/1971); grundsätzlich bejahten sie aber die Frage. Dennoch wurde eine Diskussion darüber angestoßen. In den „Beiträgen“ der Jahre 1971/72 finden wir einiges dazu. Gottwald z. B. griff in MB 3/1971 die Idee auf, dass sich der VbGD doch dem DBV anschließen sollte. Auch wurde der Vorschlag gemacht, den Verein aufzulösen. Dagegen sollte sich etwas anderes sehr bewähren: „Neue Schwerpunkte in der Arbeit des VbGD“ (Dr. Hauck, MB 4/1971), wo er die Gründung von Berufsfachgruppen vorschlägt, die dann mit der Zeit kamen, beginnend mit der Fachgruppe „Jura“, die von Hauck 25 Jahre geleitet wurde. Doch vor alledem sollte sich in der 2. Jahreshälfte 1971 etwas anderes ereignen, was das Blindenwesen der Welt erschüttern ließ:
Carl Strehl gestorben, 18.08.1971
Seinen 85. Geburtstag konnte Strehl am 12. Juli 1971 noch erleben, aber einen Monat später starb er. Aus diesem Anlass war die Schwarzschriftausgabe 2/1971 schwarz umrandet und enthielt sämtliche Grabreden, Kondolenzschreiben des In- und Auslands sowie Würdigungen auf Strehl, der eine besondere Bedeutung für das Blindenwesen weltweit hatte, wie es überall hieß, vor allem natürlich durch die Gründung und den Aufbau der Blindenstudienanstalt. In Punktschrift sind die Ausgaben 4-6 voll von diesen Würdigungen.
Strehls Schaffen wirkt bis heute nach. 1973 wurde in der blista eine Strehl-Büste enthüllt (Schenk in MB/horus 1/1973); dieser Kopf stand seither lange vor dem Schulsekretariat Am Schlag 6a. Seit 1974 verleihen die blista und der VbGD in regelmäßigen Abständen die Carl-Strehl-Plakette an hochverdiente Persönlichkeiten, die im Sinne des Namensgebers gewirkt haben, sowohl Blinde wie auch Sehende; über sämtliche PreisträgerInnen von 1974-2018 ist in unserer Zeitschrift etwas zu finden. Seit 1976 gibt es eine Carl-Strehl-Straße in Marburg (MB/horus 1/1976).
Direktorwechsel in der blista
1971 übernahm Hans-Heinrich Schenk die Nachfolge von Dr. Geißler als blista-Direktor (MB 4 / horus 2). Geißler war der letzte Blinde in diesem Amt, seine sämtlichen Nachfolger waren Sehende. Er erklärt in MB 3/71, „Warum ich bei der Deutschen Blindenstudienanstalt ausscheide“. Daraus geht hervor, dass ihm sehr wohl die finanziellen Probleme der Einrichtung bewusst waren. Unter Schenks Führung wurde der blista-Haushalt zwar wieder solider. Aber Schenk war nicht unumstritten, der Vorstand plante auf dem Campus einen großen, zentralen Internatsneubau mit Kiosk und Kegelbahn. Schüler, Eltern und auch Mitarbeiter lehnten sich dagegen auf und befürworteten ein Modell der sozialen Integration. Dies führte zu intensiven Auseinandersetzungen. Nach langem Ringen wurden die Pläne für den „Zentralbau“ schließlich ad acta gelegt. Interessanterweise sind das Hintergrundinformationen, über die wir in den „Beiträgen“ dieser Jahre nichts finden können. Über die „Spannenden 1970er“ informiert jedoch die Ausstellung Blickpunkte mit Originaldokumenten unter www.blista.de/Ausstellung-blick-punkte/Die-spannenden70er.
In diese Zeit fällt auch die „Mobility-Arbeit“, also das Mobilitätstraining, das an der blista erfolgreich erprobt und fortentwickelt wurde. Damit erhielt die blista eine bundesweite Vorreiterrolle auf diesem Gebiet (siehe dazu Kappallo in MB 6/1971 / horus 1/1972 sowie „Bericht aus der Carl-Strehl-Schule“ von Jochen Fischer 1973 in MB 3 bzw. horus 2). Fischer und seine Frau sowie das Ehepaar Cory, das ursprünglich aus den USA kam, wo das Mobilitätstraining seinen Anfang nahm, waren Praktiker der ersten Stunde und erhielten alle vier für ihre unermüdliche Arbeit 2016 die Carl-Strehl-Plakette.
„VbGD oder wie sonst?“
Auch im VbGD passierte in diesen Jahren eine ganze Menge. 1971 wurde Dr. Scholler ordentlicher Professor und war in dieser Zeit hauptsächlich in Äthiopien im Dienst der Entwicklungshilfe des VbGD tätig, worüber er zwischen 1972 und 1980 regelmäßig berichtete. In Deutschland übernahm sein Stellvertreter Karl Britz die meisten Amtsgeschäfte, es wurden weitere Fachgruppen gegründet und bis zur Mitgliederversammlung 1976, die anlässlich der großen 60-Jahr-Feier der beiden Marburger Einrichtungen tagte, sollte der Verein einen neuen Namen bekommen. Eine Diskussion wurde angestoßen (siehe Britz: „Ist Name mehr als Schall und Rauch?“, MB 6/1973). In den Punktschriftausgaben von 1975-76 finden sich verschiedene Namensvorschläge (z. B. „Carl-Strehl-Bund“, angelehnt an die Ärztegewerkschaft „Marburger Bund“, um nur einen Vorschlag zu nennen). Letzten Endes blieb es aber bei VbGD, wie Britz in MB 5/1976 konstatierte (gekürzter Wiederabdruck in horus 2/2017). Ein halbes Jahr später, am 01.04.1977, wurde Wolfgang Angermann der erste hauptamtliche Vereinsgeschäftsführer und blieb es bis 1994.
Erneuter Direktorwechsel in der blista 1978
Anfang März 1978 starb Hans-Heinrich Schenk nach langer Krankheit kurz vor Vollendung seines 65. Lebensjahres (siehe zu Beginn von MB 2 und horus 1 sowie Schollers Ansprache bei der Trauerfeier in MB 3 und horus 2/1978). Sein Nachfolger wurde Jürgen Hertlein, der zuvor Lehrer an der Blindeninstitutsstiftung Würzburg war (siehe MB 5 / horus 3/1978). Die Konzeption der neuen Direktion finden wir in MB/horus 1/1979.
Dazu gehörte das von Heimleiter Kurt Senne entwickelte, dezentrale Internatskonzept in Form von Wohngruppen, die über die gesamte Stadt Marburg verteilt waren, so wie es heute noch besteht. Maßgeblichen Anteil an der Umsetzung der Dezentralisierung des Internatsbereichs hatte der damalige Gesamtheimleiter Reinhard Villmow, der sich in MB 2 bzw. horus 1/1979 sehr ausführlich dazu äußerte. In Hertleins Anfangszeit fällt auch die Gleichstellung sehbehinderter SchülerInnen in der Carl-Strehl-Schule (siehe dazu Angermann seitens des VbGD in MB 4 bzw. horus 3/1978 sowie Wagner seitens des Regierungspräsidiums Kassel in MB 5 bzw. horus 3/1978).
Veränderungen im VbGD 1979
1979 trat Prof. Dr. Scholler als Vorsitzender zurück. Zu seinem Nachfolger wurde Dr. Otto Hauck gewählt (siehe Angermann in MB 3 / horus 2). Bis 2004 blieb er an der Vereinsspitze.
Veränderungen in unserer Zeitschrift
Schon 1978 wurde der Umfang der Schwarzschriftausgaben von 2 auf 3 Hefte pro Jahrgang erweitert. Jürgen Hertlein, Dr. Otto Hauck sowie Heidi Röger als Vereinskoordinatorin Öffentlichkeitsarbeit kamen neu in die Redaktion, und das Profil änderte sich. So hieß die Zeitschrift ab 1980: „Marburger Beiträge zur Integration Sehgeschädigter“ (bzw. „Blinder und Sehbehinderter“ ab 1987/88), und zwar in beiden Ausgaben, nur in Schwarzschrift vorne mit „horus“ versehen. Ab 1981 hatte die Schwarzschrift 4 Hefte pro Jahr, die Punktschrift nach wie vor 6, die aber von nun an aus 2 Teilen bestanden. Die jährlichen Vereinsgeschäftsberichte fielen weg und wurden ab 1980 durch den „Bericht über die Vereinsarbeit“ ersetzt, der von Dr. Hauck zu jeder Mitgliederversammlung gegeben wurde. Es gab feste Rubriken: Aufsätze, Berichte und Schilderungen (ab 1978), Hilfsmittel, Bücher und Zeitschriften, kurz und aktuell, aus der Vereinsarbeit des VbGD, aus der Deutschen Blindenstudienanstalt, Leserbriefe.
Namensänderung
Bei der VbGD-Mitgliederversammlung am 14.05.1983 bekam der Verein endlich seinen noch heute gültigen Namen, den jeder kennt und mit DVBS abkürzt (siehe Angermann in MB 3 bzw. horus 2/1983). Bis Ende 1983 wurde noch vom „VbGD/DVBS“ geschrieben, aber ab 1984 wusste jeder, wer/was der DVBS ist.
Schüleraustausch
Die 80er Jahre sind das Jahrzehnt, in dem die blista ihren SchülerInnen erstmals Austauschprogramme mit anderen Blindenschulen anbot. Von 1983-1988 gab es mindestens einmal pro Jahr einen Austausch mit dem Schul- und Rehabilitationszentrum Sarajevo/Jugoslawien, der maßgeblich von Uwe Sparenberg gefördert und durchgeführt wurde. Mitglieder der Berufsfachschulklassen sowie des Beruflichen Gymnasiums der blista fuhren 1-2 Wochen nach Sarajevo, und die SchülerInnen der dortigen Einrichtung besuchten Marburg. In den „Beiträgen“ wurde regelmäßig darüber berichtet. Stellvertretend seien 2 Artikel von Sparenberg genannt, die nur in Schwarzschrift erschienen: „Auf Wiedersehen in Sarajevo“ (horus 2/1984), „Schön ist’s, in der BFS zu sein“ (horus 1/1987).
Das bedeutendste Ereignis der blista-SchülerInnen von 1985-90 aber war, wenn sie den einjährigen Austausch in der Overbrook School for the Blind in Philadelphia/USA mitmachen konnten, der nach der Klasse 9 angeboten wurde. Else Jahnert und Anne Ruprecht waren die maßgeblichen Initiatorinnen, die das ermöglichten und ankündigten (siehe MB 4/1985 / horus 1/1986). Die blinde Schülerin Isa Sawatzki berichtete 1986 unter dem Titel „Frankfurt - Philadelphia, Jahresticket“ über ihre Erfahrungen in den USA (MB 3 / horus 2).
Schlaglichter der späten 80er Jahre
In MB 6 bzw. horus 4/1985 veröffentlichte der Marburger Universitätspräsident Rudolf Zingel einen Beitrag mit dem Titel „Klartext“ und brachte dort seine Einstellung zur Frage der Integration blinder und sehbehinderter SchülerInnen in Regelschulen zum Ausdruck, was in den folgenden Ausgaben für großen Diskussionsstoff in der Leserschaft sorgte.
Vom 08.-12.09.1986 fand die „Carl-Strehl-Woche“ anlässlich des 100. Geburtstages von Strehl sowie des 70-jährigen Jubiläums von DVBS und blista statt, in der es viele Veranstaltungen und einen Festakt gab. MB 6 bzw. horus 4/1986 widmeten sich diesem Großereignis.
1986 war auch das Jahr, in dem sich DVBS und blista endlich der Aufarbeitung der nationalsozialistischen Vergangenheit annahmen, angestoßen durch die Forschungsarbeit „Blindheit und Eugenik (1918-1945)“ von Dr. Gabriel Richter, besprochen von Prof. Dr. Scholler in MB 6 / horus 4/1986. Vor allem 1987 und 1989 finden wir viele Diskussionsbeiträge von Lesern zu diesem Thema.
Anfang 1988 gab es eine Veränderung in der Redaktion: Sigrid Angermann löste Dieter Richter ab und war damit die erste blinde MB/horus-Redakteurin mit Sitz und Stimme.
Foto: Titelbild horus Ausgabe 1/1969 - Kleine Leuchtsterne bilden die Worten „neu sehen“ in Braille. [Oben längs das Logo des horus in Blau, darunter seitenfüllend das Titelfoto in Schwarzweiß.]
Foto: Dezentrales Internat. Foto: blista [Auf einem taktilen Stadtplan Marburgs sind Plaketten mit Schülerfotos verteilt, die Fotos von Schülern und Schülerinnen im ganzen Stadtgebiet zeigen.)
Foto: Aufbruch, Emanzipation, Protest und Pragmatismus - die spannenden 1970er Jahre. Foto: blista. [Eine blinde junge Frau in hellem Top und Rock steigt die Treppenstufen zu Bahngleisen auf dem Marburger Bahnhof empor. Sie hält einen weißen Blindenstock in der Hand. Das Foto ist schwarzweiß.]
Recht
Uwe Boysen
Rolle rückwärts auf Hessisch
Wie wir im horus und in unseren anderen Medien schon mehrfach berichtet haben, sind auch die Bundesländer verpflichtet, eine EU-Richtlinie zu barrierefreien Websites und mobilen Anwendungen umzusetzen. Darüber hinaus haben viele Länder es noch nicht geschafft, ihre Behindertengleichstellungsgesetze auf den neuesten Stand zu bringen. So datiert das Hessische Gesetz im Wesentlichen aus dem Jahr 2004. Deshalb lag es nahe, nicht nur die Umsetzung der EU-Richtlinie in Angriff zu nehmen, sondern das gesamte Gesetz an die Erfordernisse der UN-Behindertenrechtskonvention anzupassen.
Bei dem Versuch, diese beiden Herausforderungen zu meistern, scheint der Hessische Gesetzgeber aber völlig überfordert worden zu sein. Jedenfalls wirkte der noch kurz vor Ende der letzten Legislaturperiode von den Regierungsfraktionen in den Landtag eingebrachte Entwurf wie Stückwerk und wurde entsprechend auch von DVBS und dem Blinden- und Sehbehindertenbund in Hessen stark kritisiert. Diese Kritik setzte sich auf der Podiumsdiskussion fort, die am 15. Oktober 2018 mit Abgeordneten aller im Landtag vertretenen Parteien stattfand (der horus berichtete) und ebenso bei einer Anhörung der SPD-Fraktion am 22. Oktober 2018, bei der der DVBS beteiligt war.
Danach kam es zwar noch zu geringfügigen Modifizierungen des Gesetzentwurfs, die aber unsere Kernanliegen weitgehend unberücksichtigt ließen, wie wir auch in einer Stellungnahme an den Landtag deutlich machen mussten.
Umso erstaunter waren wir, dass – entgegen der uns gegenüber immer wieder gemachten Ankündigungen – der Gesetzentwurf nun doch nicht mehr vom alten Landtag beschlossen worden ist. Es wird also nach der jetzt erfolgten Konstituierung des neuen Landesparlaments einen zweiten Anlauf zur Reform des Hessischen Behindertengleichstellungsgesetzes geben müssen. Denn die Frist zur Umsetzung der EU-Richtlinie ist bereits überschritten. Was konkret den Sinneswandel für die Nichtverabschiedung des ursprünglichen Entwurfs ausgelöst hat, wissen wir naturgemäß nicht genau. Aber gut möglich ist, dass unsere energischen Interventionen neben dem Widerstand der Oppositionsparteien zu dieser Rolle rückwärts maßgeblich beigetragen haben.
Bleibt zu hoffen, dass der neue Entwurf substanzielle Verbesserungen enthält und dass unsere Einbeziehung in den Gesetzgebungsprozess nicht wieder in einer Weise abläuft, die den Vorgaben der UN-Behindertenrechtskonvention widerspricht. Sie legt nämlich in ihrem Artikel 4 Absatz 3 fest, dass die Gesetzgebungsgremien – also auch die Bundesländer - mit Verbänden behinderter Menschen enge Konsultationen zu führen und sie bei der Ausarbeitung und Umsetzung von Rechtsvorschriften und politischen Konzepten sowie bei anderen Entscheidungsprozessen, die sie betreffen, aktiv einzubeziehen haben.
Berichte und Schilderungen
Ruth Arbenz
Zeitenwende - vom Leben nach der blista
Offenheit und Kommunikation zahlen sich aus
Der 17. Juni 2012: das Abitur war bestanden, der Abiballwalzer getanzt, Kisten und Koffer waren gepackt, die Augen noch feucht von den Abschiedstränen, und dann saß ich auch schon im Auto auf dem Weg zurück nach Hause in der Nähe von Bern. Marburg war nach über vier Jahren blista zu meiner zweiten Heimat geworden. Aber das war jetzt alles Vergangenheit, denn ich fuhr meiner Zukunft als Bachelorstudentin der Deutschen Philologie und der Französischen Sprach- und Literaturwissenschaft entgegen. Allerdings begleitete mich auf dieser Fahrt ein komisches Bauchgefühl, denn es sollte das erste Mal in meinem Leben sein, dass ich mit meinem Handicap auf eine Umgebung treffen würde, die nicht darauf eingestellt war.
Ich hatte natürlich „sämtliche“ Worst-case-Szenarien im Kopf, die ich im Laufe meiner Schulzeit von Studierenden bzw. SchülerInnen der Regelschule geschildert bekommen hatte: Was, wenn die Dozierenden vergaßen, die Kopien größer zu machen? Was, wenn sie noch mit Hellraumprojektor und Folie unterrichteten? Was, wenn ich als diejenige auffallen würde, die dauernd zu spät kommt, weil sie den Raumwechsel nicht mitbekommen hat? Fragen über Fragen. Es war für mich und meine Berufsberaterin also klar, dass der beste Weg, diese Fragen zu klären, in einem Gespräch mit den Verantwortlichen des Studienfachs bestand. Dort könnte ich meine Situation erläutern und klären, welche Schritte unternommen werden sollten, um möglichst problemlos losstudieren zu können.
Diese ersten Gespräche führten dann dazu, dass alle DozentInnen, mit denen ich im Laufe meines Studiums zu tun haben könnte, von der Studienberatung per E-Mail über meine Seheinschränkung und die Unterstützung, die ich deshalb benötige, informiert wurden. Kurz darauf wandte ich mich auch noch an die Behindertenbeauftragte der Universität, um mit ihr einen Antrag auf Nachteilsausgleich bei Prüfungen und Arbeiten zu formulieren, damit, falls es diesbezüglich irgendwelche Probleme geben sollte, auch das Rektorat informiert sein würde.
Nachdem die ersten administrativen Dinge erledigt waren, ging es dann mit dem Mobilitätstraining los. Kurz und knapp formuliert hat meine Sehbehinderung eine neurologische Ursache, u.a. ist die Vernetzung von Motorik und visueller Verarbeitung unterbrochen, außerdem habe ich keine räumliche Wahrnehmung und auf beiden Augen einen Tunnelblick, was die Verarbeitung des Gesehenen noch schwieriger und ermüdender macht.
Da die Gebäude der Universität Basel querbeet über die ganze Stadt verteilt sind, hatte ich ganz unterschiedliche Wege zu lernen, und am Anfang kamen mir meine Umgebung und die Anordnung der Gebäude ganz schön kompliziert vor. Irgendwann ist dann der Knoten bei mir geplatzt und ich habe bemerkt, dass ich die meisten Uniwege, wenn ich in der Nähe des Hauptgebäudes war, wunderbar zu Fuß bewältigen konnte und ich nicht immer auf den Bus angewiesen sein würde. Und so lege ich, wie schon in Marburg, viele Strecken auf Schusters Rappen zurück.
Kurz vor Semesterbeginn habe ich die Dozierenden, mit denen ich im Semester konkret zu tun haben würde, noch einmal persönlich angeschrieben, ihnen den mit der Studienberatung besprochenen Unterstützungsbedarf weitergeleitet und mich erkundigt, ob die Umsetzung für sie auch machbar sei. Es folgten rasche, positive und verständnisvolle Antworten, so dass ich dem ersten Studientag sehr aufgeregt, aber schon viel zuversichtlicher und voller Vorfreude entgegensah.
Mitte September 2012 betrat ich dann gemeinsam mit gefühlten tausend anderen Erstsemestern das Hauptgebäude der Universität, um an einer der Einführungsveranstaltungen der Studiengänge Deutsch und Französisch teilzunehmen und mich von den vielen Informationsständen inspirieren zu lassen, die im ganzen Gebäude aufgebaut waren: neben den Informationen zu den Studiengängen gab es auch viel Wissenswertes über die Unibibliothek, das universitäre Sportprogramm, den Unichor bzw. das Orchester oder die verschiedenen Studentenverbindungen, die in Basel aktiv sind, zu erfahren. An allen Eingängen standen außerdem Studierende, die Flyer, Schreibzeug oder handliche Gummibälle verteilten, die helfen sollten, unauffällig Stress abzubauen. Kurz gesagt, ich war völlig platt von all den Eindrücken und Informationen, den vielen Möglichkeiten und den freundlichen Gesichtern, die mir im Laufe dieses ersten Tages begegneten. Was auch immer da auf mich zukam, es würde spannend werden.
Einen Wermutstropfen, was die sozialen Kontakte außerhalb der Uni-Veranstaltungen betraf, gab es allerdings im ersten Studienjahr noch: ich musste von meinem Zuhause bei Bern nach Basel pendeln. Von Tür zu Tür war ich pro Weg zwei Stunden unterwegs. Deswegen bin ich während dieser ersten Zeit häufig direkt von der Uni nach Hause gefahren und hatte wenig Zeit für Freizeitaktivitäten und Unternehmungen mit Freunden aus dem Studium. Mittlerweile wohne ich in einer Wohngemeinschaft in Basel. Die Anbindung an die öffentlichen Verkehrsmittel ist sehr gut, so dass sich meine Wegezeit auf 30 Minuten verkürzt hat und ich nun auch Zeit habe, die Stadt zu entdecken und Dinge zu unternehmen.
Bereits während der ersten Woche konnte ich einige Kontakte knüpfen. Dozierende wie Studierende kamen offen und freundlich auf mich zu. Da ich mich vor Vorlesungsbeginn per Mail bei den Dozierenden ‘angekündigt’ hatte, war die erste Kontaktaufnahme immer einfach und reibungslos und alles Organisatorische ließ sich unkompliziert regeln. Das Verfahren der frühzeitigen Kontaktaufnahme zu den Dozierenden über Mails und die persönliche Kontaktaufnahme nach der ersten Sitzung einer Vorlesung oder eines Seminars habe ich bis heute beibehalten, auch dann, wenn die Dozierenden mich schon kannten, denn so kann ich direkt überprüfen, ob ich an alle Infos für die Lehrenden gedacht habe, und sie haben die Möglichkeit, Rückfragen zu stellen oder individuelle Absprachen mit mir zu treffen.
Ich denke, das ist ein wesentlicher Punkt, den man sich - nicht nur im Studium - zu Herzen nehmen sollte: wenn ich offen auf diejenigen zugehe, von denen ich Unterstützung benötige, begegnen sie mir ebenfalls mit Offenheit und Verständnis, zumindest war das bei mir bisher immer der Fall. Das bedeutet nicht, dass ich mir indiskrete, unsensibel gestellte Fragen gefallen lassen muss. Aber wenn ich deutlich mache, dass ich möchte, dass mein Gegenüber mir ohne Vorbehalt auch mal eine Frage stellen darf, die "banal" ist oder für Insider "doof" klingt, ist die Möglichkeit für einen gelingenden Dialog viel größer. Ich kann mich in den ganzen Jahren an der Uni auch an keine einzige Frage von Dozierenden oder Studierenden erinnern, die verletzend, gemein oder respektlos war. Das ist rückblickend eine der wichtigsten Erfahrungen, die ich bisher gemacht habe: wenn ich mich offen und ehrlich für meine Belange einsetze und auch bereit und in der Lage bin zu erläutern, warum - dann erreiche ich am meisten. Die Kommunikation ist also das A und O während des ganzen Studiums. Mit der Zeit lernte ich dadurch auch Dinge einfacher oder kürzer zu erklären, ohne dass ich gleich befürchten musste, nicht verstanden zu werden.
Ich muss allerdings auch zugeben, dass ich mich während der ersten Semester immer sehr unter Druck gesetzt habe, auch wirklich alles Wichtige im Vorfeld abzuklären und gezielt Hilfe einzufordern, aber nur so viel, wie mir unbedingt nötig schien. Das ist heute bei mir immer noch so und auch der Ehrgeiz, sehr großen Einsatz zu zeigen, ist nach sechs Jahren immer noch da. Doch die Angst, nicht gehört zu werden, ist verflogen.
All diese Erfahrungen sind für mich von enormer Bedeutung, denn sie zeigen mir, dass ich in einem Umfeld angekommen bin, das zwar nicht spezifisch auf meine Behinderung eingestellt ist, dem aber daran liegt, mir keine Steine in den Weg zu legen, sondern sie mir aus dem Weg zu räumen. Dafür bin ich extrem dankbar und auch das ist etwas, an dem mir sehr viel liegt: nicht nur Rückmeldungen zu geben, wenn etwas vergessen oder übersehen wurde, sondern genauso die Wertschätzung zu äußern, wenn ich unterstützt werde.
Obwohl mein Handicap natürlich für jeden sichtbar ist, weil ich mit dem weißen Stock durch die Gebäude laufe oder in der ersten Reihe einer Vorlesung sitze, werde ich an der Universität Basel nicht als ‘die Behinderte’ wahrgenommen, sondern als Mensch, als Studierende mit einem Handicap. Aber das Handicap macht mich nicht aus, sondern gehört einfach dazu. Und hier kommt wieder die blista ins Spiel, denn sie war der Ort, wo ich lernen konnte, Selbstbewusstsein aufzubauen und mit meinem Handicap umzugehen, so dass ich jetzt ein Studium bewältigen kann.
Mittlerweile habe ich meinen Bachelor erfolgreich abschließen können und nehme nun den Masterstudiengang „Sprache und Kommunikation“, den die Universität Basel anbietet, in Angriff. Danach hoffe ich, einen Weg Richtung sprachwissenschaftliche Forschung einschlagen und so vielleicht einen wissenschaftlichen Beitrag leisten zu können, die Kommunikation zwischen Menschen mit und ohne Handicap zu erleichtern.
Foto 7.1 Blick auf Bern von der Aare aus. Foto: Pixabay [Durch einen Brückenbogen hindurch sieht man vom Fluss aus eine weitere Brücke sowie die Häuser Berns, die über einen grün bewachsenen Hügel verteilt sind.]
Isabella Brawata und Ute Mölter
Was steht mir wirklich?
Neues Angebot des Beratungs- und Schulungszentrums der blista: Image- und Outfitberatung für Menschen mit Sehbehinderung und Blindheit
Viele Menschen wandten sich an das Beratungs- und Schulungszentrum mit der Frage, ob wir sie darin unterstützen können, ihren individuellen und vorteilhaften Stil auch mit Sehbehinderung oder Blindheit zu finden. Das Team des Beratungs- und Schulungszentrums bildete sich daraufhin intensiv fort und entwickelte ein neues Konzept, unsere Kunden nicht nur dahin gehend zu unterstützen, eine gute Performance zu haben, sondern auch Sicherheit zu bekommen, den eigenen Stil selbstständig weiterzuentwickeln. Ewa Jankowska adaptierte als erfahrene Fachkraft für Blinden- und Sehbehindertenrehabilitation ihre Kenntnisse als Stil-und Imageberaterin für Menschen mit eingeschränktem Sehvermögen. Sie erstellt ein individuelles Profil, bei dem nicht nur eigene Wünsche und vorhandene Ausstattungen eine Rolle spielen. Unter anderem berät sie, welche Farben zum Haar- und Hauttyp einer Person passen und welche Regeln zu beachten sind, damit Kleidung und Körperbau aufeinander abgestimmt sind. Alle Teilnehmenden treffen anhand eigener Erfahrung und professionellem Feedback eine Entscheidung, wie ihr Auftritt zukünftig aussehen soll. Natürlich kommen nützliche Hilfsmittel dabei zum Einsatz und werden auch in der Anwendung erklärt und getestet. Um selbstständig die gelernten Informationen und Kompetenzen nutzen zu können, erhält jede oder jeder Teilnehmende ein barrierefreies ausführliches Exposé mit persönlichen Empfehlungen. Für den bequemen Kleiderkauf gibt es eine individuelle Farbkarte fürs Portemonnaie.
Um die Outfitberatung optimal auf die Bedürfnisse blinder und sehbehinderter Klientinnen und Klienten auszurichten, wurden blinde und sehbehinderte Mitarbeitende der blista miteinbezogen.
Heutzutage ist es auch für sehende Menschen nicht mehr so einfach, stilvoll und angemessen gekleidet zu sein. Das Angebot an Kleidung und Accessoires ist riesig und die Regeln, wie man sich in bestimmten Situationen kleidet, sehr durchlässig. Vor allem im Berufsleben gibt es mittlerweile mehr Anforderungen als einen Anzug oder ein Kostüm zu tragen. Abgestimmt auf Branche, Position und Leitbild des Unternehmens gestaltet sich der angemessene individuelle Auftritt am Arbeitsplatz.
Je nach Art, Ausprägungsgrad und Eintritt einer Sehbehinderung ergeben sich behinderungsspezifische Gründe, die eine Image- und Outfitberatung notwendig machen können.
Da Sehbehinderung nicht gleich Sehbehinderung ist, erläutert Isabella Brawata aus Sicht einer geburtsblinden Person, warum eine Image- und Outfitberatung für Menschen mit Sehbehinderung oder Blindheit hilfreich sein kann.
Für mich ist die Herausforderung zu entscheiden, welche Kleidung, Frisur und Accessoires meinem Typ entsprechen, erheblich größer als für sehende Menschen, weil ich mich nicht im Spiegel ansehen kann. Außerdem kann ich die Rückmeldung meiner sehenden Umwelt bezüglich meiner äußeren Erscheinung durch wohlgefällige oder abfällige Blicke nicht wahrnehmen. Sehende Menschen holen sich für ihren Style Anregungen aus Fernsehen, Internet, Modezeitschriften und Ladenschaufenstern. Und sie achten auf das Outfit ihrer Mitmenschen. Durch das Beobachten Anderer lernen sehende Menschen außerdem, wie man sich zu welchem Anlass kleiden sollte. Diese Informationsquellen bleiben mir oftmals verborgen.
Mir fehlt eine Vorstellung von Farben. Ich weiß zwar, dass Schnee weiß, Blut rot und Gras grün ist, aber wie Farben aussehen, weiß ich nicht. Noch schwieriger ist es für mich, mir eine bestimmte Farbe an mir vorzustellen, also zu entscheiden, ob etwa Lila zu meinem Teint und meinen Haaren passt. Es ist für mich auch nicht einfach zu beurteilen, welche Farbkombinationen sich gut miteinander vertragen. Passt Zitronengelb zu grasgrün?
Doch nicht nur die Auswahl geeigneter Farben stellt eine Herausforderung dar, auch ist es für mich nicht immer leicht zu beurteilen, wie die Kleidung geschnitten sein sollte, um meine Vorzüge zu betonen und meine Unzulänglichkeiten zu verstecken. Habe ich hübsche Beine, sodass ich enge Hosen anziehen kann oder sind meine Oberschenkel vielleicht doch etwas zu dick, sodass weite Hosen eventuell vorteilhafter wären?
Mir stellt sich auch des Öfteren die Frage, ob ich einem Anlass gemäß gekleidet bin. Vor allem im Berufsleben, aber auch bei wichtigen privaten Anlässen ist die Wahl einer der Situation angemessenen Kleidung entscheidend. Darf man auf der Arbeit im Minirock erscheinen? Was sollte man anziehen, wenn man zu einem Geschäftsessen eingeladen wird oder vor Publikum einen Vortrag halten soll? Wann ist man under- und wann overdressed?
Die Art, wie wir uns kleiden, ist eine Botschaft an unsere Umwelt. Ich weiß aber oftmals nicht, wie ich mich kleiden soll, um eine bestimmte Wirkung bei meinem Gegenüber zu erzielen. Was sollte ich tragen, um Seriosität auszustrahlen und was, wenn ich locker-lässig rüberkommen möchte?
Aus diesen Gründen bin ich auf den Rat sehender Menschen angewiesen, die mir bei der Entscheidung behilflich sind, welches Kleidungs- oder Schmuckstück an mir gut aussieht. Sich in Outfitfragen auf das Urteil Anderer verlassen zu müssen, bringt ein Problem mit sich: Über Geschmack lässt sich trefflich streiten.
Im Gegensatz zur subjektiven Meinung von Verwandten und Bekannten bietet eine Image- und Outfitberatung den Vorteil, dass nach objektiven Kriterien ermittelt wird, welche Farben zur Haut- und Haarfarbe und welche Schnitte zum Körperbau einer Person passen.
Sandra Grüssing und Britta Janaschke haben bereits an einer Outfitberatung teilgenommen und ihr erworbenes Wissen in der Praxis umgesetzt. Sie bekamen auch schon ein wertvolles Feedback für ihren gelungenen Auftritt. Die beiden und ein weiterer Teilnehmer waren sich schnell einig, dass nicht nur die Vermittlung von Wissen, sondern auch die individuellen Einzelberatungen gemeinsam durchgeführt werden sollen, da man sich auf Anhieb gut verstand.
Zunächst legte Frau Jankowska den Teilnehmenden verschiedenfarbige Tücher an, um mit Hilfe eines Spiegels festzustellen, wie die Haut auf unterschiedliche Farben und Helligkeitsstufen reagiert. Mit „reagieren“ ist gemeint, ob die Haut in Kombination mit einem bestimmten Farbton eher vorteilhaft oder nachteilig wirkt. Frau Grüssing freute sich, weil sich ihre Intuition bestätigte. Sie konnte früher Farben sehen und hat von Frau Jankowska erfahren, dass zu ihr die Farben passen, die sie immer schon mochte. „Mir stehen Weinrot, Olivgrün und Türkisblau. Frau Jankowska baute uns Eselsbrücken zu unseren Farben. Bei mir sagte sie: Du bist am Meer, trinkst Wein und isst Oliven.“ Frau Janaschke erfuhr, dass sie einen warmen Hautton hat. „Ich habe bislang keinen Schmuck getragen, aber durch Jankowskas Beratung wurde ich ermutigt, auch mal Schmuck anzulegen, da ich nun weiß, dass mir Goldschmuck gut steht, weil er im Gegensatz zu Silberschmuck zu meinem Hautton hervorragend passt.“
Die Teilnehmenden erhielten Farbkärtchen, auf denen die Farben, die ihrem Typ entsprechen, aufgedruckt sind. Dadurch ist es ihnen möglich, mit der ihnen eigenen Farbpalette in ein Bekleidungsgeschäft zu gehen und gezielt Kleidungsstücke aus diesem Farbspektrum zu verlangen.
Dann wurde der Körperbau der Teilnehmenden analysiert und sie erhielten allgemeingültige Regeln, wie Körperproportionen, Farben und Schnittmuster zusammenhängen. Mit Hilfe dieser Prinzipien können Menschen mit Sehbehinderung oder Blindheit selbst entscheiden, ob Kleidungsstück und Körperform miteinander harmonieren. „Ich habe zum Beispiel gelernt, dass für Menschen mit kurzen Hälsen Kleidungsstücke mit V-Ausschnitt geeignet sind, weil sie den Hals optisch verlängern, ebenso wie Halsketten“, berichtet Frau Grüssing, „Von Frau Jankowska erhielten wir viele solcher hilfreichen Hinweise, die ich bereits während einer Einkaufstour in die Praxis umgesetzt habe.“
Frau Grüssing wird gerne auf Frau Jankowskas Angebot zurückgreifen, sie beim Kleidungskauf für ein Bewerbungsgespräch zu begleiten und zu beraten. Frau Janaschke möchte demnächst mit Frau Jankowska einen Friseursalon aufsuchen, um ihre Haare aufzupeppen. „Außerdem werde ich meine Haare künftig eher hochstecken, weil es besser aussieht, als wenn ich sie offen trage.“
Informationen zur Outfitberatung erhalten Interessierte unter folgendem Link: https://www.blista.de/reha-angebote#BSZ
Ansprechpartnerin ist Isabella Brawata, E-Mail: Diese E-Mail-Adresse ist vor Spambots geschützt! Zur Anzeige muss JavaScript eingeschaltet sein!, Tel.: 06421 606-500
Foto 7.2-1: Ewa Jankowska testet mit Teilnehmenden die passenden Farben und Stoffe aus. Foto: blista [Zwei Frauen und ein Mann sitzen an einem Tisch, auf dem diverse Schmuckstücke sowie Stoffe ausgebreitet liegen. Frau Jankowska steht und hat einer Teilnehmerin ein Stoffstück um die Schultern gelegt. Die Teilnehmerin betastet ein weiteres Stoffmuster.]
Foto 7.2-2: Auch die Kette soll zum Outfit passen. Foto: blista [Eine Teilnehmerin legt sich eine Halskette um.]
Aus der Arbeit des DVBS
Fachtagung – Anmeldung noch möglich
„Beschäftigungssicherung und Arbeit 4.0: Sind die Sozialleistungsträger noch up-to-date?“ Mit dieser Frage beschäftigt sich der Deutsche Verein der Blinden und Sehbehinderten in Studium und Beruf e.V. (DVBS) und sein aktuelles Projekt „inklusive berufliche Bildung ohne Barrieren“ (iBoB) auf seiner Fachtagung „Teilhabe im Job - vor Reha, vor Rente. Die Bedarfe blinder und sehbehinderter Erwerbstätiger an und ihre Ansprüche auf berufliche Weiterbildung“ am 4. und 5. März 2019 in Kassel.
Die Einsicht ist nicht neu, dass Menschen mit Behinderungen den insbesondere durch Digitalisierung getriebenen Wandel in der Arbeitswelt bestehen können, wenn ihre aktive Teilhabe an den Wandlungsprozessen gesichert ist. Berufliche Weiterbildung und Kompetenzentwicklung, rechtzeitig und vor Vollendung der Tatsachen: Das sind die Erfolgsfaktoren für berufliche Teilhabe in unserer Zeit.
Wie präventiv müssen und können die Interventionen der Sozialleistungsträger sein, um die Beschäftigung von Menschen mit Behinderungen in der modernen Arbeitswelt zu sichern?
Mit diesem Themenkomplex beschäftigen wir uns in Vorträgen von Sozialleistungsträgern, Sozialrechts- und Arbeitsmarktexperten, in Podiumsdiskussionen und Workshops mit Schwerbehinderten- und Unternehmensvertretern, IT- und Bildungsfachleuten und natürlich selbst betroffenen Beschäftigten.
Die Fachtagung beginnt am Montag, den 4. März 2019 um 15.00 Uhr und endet am 5. März um 16.00 Uhr. Näheres zu Tagungsablauf, Referenten, Kosten etc. unter https://dvbs-online.de/images/uploads/Termine/Einladung-Fachtagung-A4.pdf
Anmeldungen sind noch möglich bis zum 1. März 2019 an: Diese E-Mail-Adresse ist vor Spambots geschützt! Zur Anzeige muss JavaScript eingeschaltet sein! und 0642194888-0.
Abbildung: Rasch anmelden! Der DVBS veranstaltet eine Fachtagung zum Thema „Teilhabe im Job“. Foto: DVBS [Titelblatt des Flyers zur DVBS-Fachtagung]
Christian Axnick und Dr. Katarzyna Kalka
DVBS-Seminarvorschau 2019
DVBS-Seminare
- 1.-3.3.2019: Seminar für den musikalischen Nachwuchs, Fachgruppe Musik, Hannover
- 11.-14.4.2019: "Biografisches Theater - zurückblicken, um nach vorn zu schauen", Fortbildungsseminar der Fachgruppe Wirtschaft, Herrenberg
- 19.-22.9.2019: Fortbildungsseminar der FG Wirtschaft in Herrenberg, voraussichtlich „Reden und Präsentieren vor großen und kleinen Gruppen“
Aktualisierte Termine und Ausschreibungen zu allen Seminaren finden Sie auch immer auf der Homepage des DVBS in der Rubrik "Angebote/Seminare", weitere Informationen auch gerne telefonisch unter 06421 94888-0.
Ehrenamtsakademie
- 23./24.03.2019: „Stil– und Farbberatung für blinde und sehbehinderte Menschenbei öffentlichen Auftritten im Ehrenamt“, Sportschule und Bildungsstätte des Landessportbundes Hessen e.V., Frankfurt am Main
- 04./05.05.2019: „Selbstpräsentation - Coaching für blinde und Sehbehinderte Menschen“, Hotel Stadt Baunatal
- 11./12.05.2019: „Wie wirke ich auf Publikum? Gestik, Mimik, Körpersprache“, CVJM Tagungshaus Kassel
- 29./30.06.2019: „Arbeitstechniken und Zeitmanagement“, CVJM Tagungshaus Kassel
Die DVBS-Ehrenamtsakademie bietet ein Programm für ehrenamtlich Aktive in der Selbsthilfe. Sie wird von Aktion Mensch gefördert.
[Titelblatt des Flyers DVBS-Ehrenamtsakademie]
Juliane Taubner:
Biscuits and Tea - now at ICC 2019
Kultur genießen, PC-Kenntnisse vertiefen, internationale Freundschaften schließen und ganz nebenbei die Englischkenntnisse aufpolieren: Das und noch vieles mehr erleben die Teilnehmenden beim jährlich stattfindenden „International Camp on Communication and Computers“ (ICC). 2018 fand das ICC an der Küste Kroatiens statt, 2019 geht es in das britische Hereford an das Royal National College for the Blind (RNC). Vom 22. bis 31. Juli 2019 erwartet das britische Team ca. 60 blinde und sehbehinderte Jugendliche und junge Erwachsene im Alter von 16 bis 21 Jahren aus zahlreichen europäischen Ländern. Zehn Tage voller technischer, sozialer und kultureller Workshops sowie ein spannendes Freizeitangebot auf dem Areal der VICTA Organisation versprechen ein attraktives Angebot. Da ist für jeden etwas dabei!
Veranstalter ist im Jahr 2019 VICTA, eine Selbsthilfeorganisation für blinde und sehbehinderte Kinder und junge Menschen. Das deutsche Team, Teilnehmer und Betreuer, wird vom Deutschen Verein der Blinden und Sehbehinderten in Studium und Beruf e.V. zusammengestellt. Teilnahmebedingungen, Auskünfte zum Bewerbungsverfahren und zum Ablauf des ICC erteilen die nationale Koordinatorin, Ursula Weber, und die Mitarbeiterin für Öffentlichkeitsarbeit des DVBS, Juliane Taubner.
Camp-Sprache ist Englisch. Die Kosten belaufen sich auf 500 € ohne Anreise. Finanzielle Unterstützung ist möglich. Bei Interesse wenden Sie sich an Ursula Weber, E-Mail: Diese E-Mail-Adresse ist vor Spambots geschützt! Zur Anzeige muss JavaScript eingeschaltet sein!, oder an Juliane Taubner, E-Mail: Diese E-Mail-Adresse ist vor Spambots geschützt! Zur Anzeige muss JavaScript eingeschaltet sein!
Foto: Großbritannien ist Gastland des ICC 2019. Foto: Pixabay [Flagge Großbritanniens]
Aus der blista
Dr. Imke Troltenier
Inspirierend inklusiv: Tanja Schapat und Dr. Tobias Mahnke von der Carl-Strehl-Schule der blista gewinnen Ticket für das Europäische Science on Stage Festival 2019
Das Unterrichts-Projekt "Krater und Gipfel: die zwei Gesichter einer Kerzenflamme" ist beim "Nationalen Science on Stage-Festival" ausgewählt worden, Deutschland im kommenden Jahr beim internationalen MINT-Lehrergipfel in Portugal europaweit zu repräsentieren.
Auf dem nationalen Festival waren im November vergangenen Jahres in Berlin rund 100 Lehrkräfte zusammengekommen, um auf Deutschlands größter Ideenbörse von Lehrern für Lehrer aus den Bereichen Mathematik, Informatik, Naturwissenschaften und Technik (MINT) besonders originelle Konzepte für den Unterricht vorzustellen. Elf von ihnen wurden ausgezeichnet und dürfen Deutschland nun im kommenden Herbst als nationale Delegation beim Europäischen Science on Stage Festival in Cascais 2019 vertreten.
Tanja Schapat und Dr. Tobias Mahnke von der blista haben auf dem Festival ein Unterrichtsprojekt vorgestellt, bei dem blinde und hochgradig sehbehinderte Schülerinnen und Schüler mit einfachen Mitteln wie Knete und Schwellpapier gefahrenfrei Kerzenflammen untersuchen können. „Der abstrakte Begriff der Flamme und deren Eigenschaften werden so wortwörtlich begreifbar“, schreibt die Jury in ihrer Laudatio.
Projekt „Krater und Gipfel: die zwei Gesichter einer Kerzenflamme“
Feuer ist seit jeher ein faszinierendes Phänomen. Für gewöhnlich wird bei der Behandlung des Themas auf Zeichnungen mit Temperaturangaben und Flammenzonen zurückgegriffen. Bei starker Beeinträchtigung des Sehvermögens wird diese visuelle Ausrichtung des Unterrichts allerdings zu einer Herausforderung. „Diese Ausgangslage hat uns angespornt“, erzählt Tanja Schapat.
Das Projekt von Schapat und Mahnke (beide unterrichten Biologie und Chemie) zeigt, wie mit Hilfe von Schwellpapier ein horizontaler thermischer Querschnitt durch eine Flamme erzeugt werden kann, der wortwörtlich begreifbar ist. Je nach Jahrgang kann dieser zudem auf unterschiedlichen Niveaustufen binnendifferenziert ausgewertet werden. So wird Feuer ein multimedial zugänglicher Unterrichtsinhalt für Schülerinnen und Schüler mit und ohne Seheinschränkungen.
„Flammen für Blinde – eigentlich eine verrückte Idee! Durch die erfolgreiche Teamarbeit ist daraus jedoch ein vielseitiges Projekt entstanden“, erklären die beiden innovativen Lehrkräfte. Ihr Konzept zeigt eindrücklich, wie inklusiver Unterricht mit kreativem Querdenken gelingen kann und hat in Berlin nicht nur die Kolleginnen und Kollegen auf dem Bildungsmarkt, sondern auch die Fachjury nachhaltig überzeugt.
Im nächsten Jahr kommt das Projekt im portugiesischen Cascais deshalb auf die internationale Bühne: Unter dem Motto „Skills for the Future“ gastiert das Europäische Science on Stage Festival dort vom 31. Oktober bis 3. November 2019 am Estoril Congress Center. An der Veranstaltung nehmen über 450 MINT-Lehrkräfte aus über 30 europäischen Ländern teil, um sich über gelungene Unterrichtsideen auszutauschen. Mit dem Projekt von Schapat und Mahnke findet damit eine innovative Unterrichtsidee aus Marburg über den internationalen MINT-Lehrergipfel seinen Weg in Europas Klassenzimmer.
- Weitere multimediale Lernpakete der blista findet man auf www.inklusion-jetzt.de.
- Ein Video über das Projekt „Krater und Gipfel: die zwei Gesichter einer Kerzenflamme“ findet sich im YouTube-Kanal der blista. Ein Direktlink führt über die Homepage blista.de.
Foto: Dr. Tobias Mahnke und Tanja Schapat halten das Ticket für Portugal in den Händen. Foto: Dirk Lässig / SONS [Beide lächeln stehend in die Kamera. Im Hintergrund rechts ist ein hohes Plakat mit dem Logo von Science on Stage Deutschland und dem Slogan: „Und wie halten Sie ihre Schüler wach?“ zu sehen.]
Foto: Mit Hilfe von Schwellpapier wird eine Kerzenflamme begreifbar. Foto: blista [Fotocollage: Im größeren mittigen Foto eine Schülerin, die eine Kerze in flachem schwarzem Kerzenhalter über Papier führt. Zwei kleine Bilder oben links im Bild zeigen a) Flamme und Papier näher, b) das tastbare Ergebnis der Flammenauswirkung auf Papier.]
Florian Tober
Ran an den Ball
Das inzwischen schon traditionelle Fußballturnier auf dem blista-Campus brachte diesmal über 50 Schülerinnen und Schüler aus der Carl-Strehl- und der Montessori-Schule zusammen sowie Auszubildende, BTG-ler, Ehemalige und blista-Mitarbeiterinnen und -Mitarbeiter aus den verschiedensten Abteilungen. Die Vielfalt innerhalb des Turniers zeigt sich auch darin, dass die Altersspanne von 9 bis 67 Jahre reichte. Oder darin, dass sich sehende und sehbehinderte Mädchen und Frauen, Jungs und Männer in gemischten Teams zusammenfanden und dass die Namen der langfristig trainierten oder spontan gebildeten Teams von „FC Bautechnik“ über „Knorken Gurken“ bis „Wissen wir noch nicht“ reichten.
Organisiert wurde das große Campus-Turnier von dem Sport-Oberstufenkurs "Spiele" (Jahrgangsstufe 13) von Gerrit Arnold. Einer der Teilnehmer dieses Kurses, Florian Tober, berichtet im Folgenden von seinen Erfahrungen.
Ran an den Ball – hieß es am 5. Dezember, kurz vor dem Nikolaustag. Das große Gerangel ging wieder los. Das Gerangel um den Sieg des Adventsturniers. Neun Mannschaften stellten sich der großen Herausforderung und ich durfte das Turnier mit organisieren. Beim Planen und bei der Aufgabenverteilung habe ich mich häufig zurückgehalten, weil ich genau wusste, was ich machen wollte. Keine Sponsorenvereine suchen, keine Plakate erstellen, aufhängen und keine Getränke besorgen.
Am meisten Lust hatte ich, da oben auf der Empore zu sitzen, mir das Geschehen in der Halle anzuschauen, Ergebnisse einzutragen, den Turnierverlauf im Blick zu haben und hin und wieder ein paar Kommentare über das Geschehen fallen zu lassen und natürlich auch einige wichtige Infos zu kommenden Spielen zu machen. Das durfte ich dann am Ende tatsächlich machen.
Los ging´s mit der Gruppenphase und dem ersten überraschenden Spiel, dessen Remis am Ende auch mich überrascht hat. Die Spannung blieb: Es folgten acht weitere Spiele in drei Gruppen mit glücklichen Siegern, knappen Verlierern, Mannschaften, die sich die Punkte friedlich geteilt haben und Mannschaften, die ihre Spiele noch gewinnen konnten, nachdem sie zurücklagen.
Dann folgte die zweite Phase des Turniers, in der die Gruppenmitglieder des ersten Platzes in einer Gruppe waren, die Zweitplatzierten eine Gruppe gebildet haben und die Schlusslichter um den 7. Platz kämpften. Der erste Platz der ersten Gruppe war der Turniersieger. Gerade ich, als Kommentator, durfte in meinen Kommentaren natürlich nicht parteiisch sein und Mannschaften bevorzugen, die ich innerlich unterstützt habe. Ich hoffe, das ist mir sehr gut gelungen.
Am Ende konnte sich der „FC Generation Gap“ in der Gruppe der Erstplatzierten mit einer grandiosen Turnierleistung gegen die „Bananenbaumschüttler“ und den „FC Nikolaus“ durchsetzen, da sie kein einziges Spiel verloren haben.
Dankeschön, dass ich bei diesem Turnier mitwirken durfte und mir das Spektakel auf dem blista-Platz anschauen durfte. Das hat mir sehr viel Spaß gemacht. Wäre ich nächstes Mal noch an der blista, hätte ich es gerne wieder gemacht.
Foto: Gespannte Blicke von der Tribüne aus. Foto: blista [Zwei Schüler in rotem bzw. weißem Trikot schauen von der Tribüne auf das Spielfeld hinunter, wo Vorbereitungen auf das Spiel getroffen werden.]
Foto: Der „FC Generation Gap“ bei der Siegerehrung. Foto: blista [Die Teilnehmerinnen und Teilnehmer des FCGG haben sich zum Gruppenbild aufgestellt. Sie halten den Pokal in der Hand und lächeln in die Kamera.].
Bücher
Thorsten Büchner
Buchtipps aus der Brailledruckerei
Maurizio de Giovanni: Die Gauner von Pizzofalcone
Kindler, Reinbek, 2015. Bestellnummer: 4873, 3 Bände, KR, 64,50 Euro (in Papier und für Braillezeile erhältlich)
Der nach Neapel strafversetzte Inspektor Lojacono steht vor einer großen Herausforderung. Das wegen eines Korruptionsskandals in Verruf geratene Kommissariat Pizzofalcone gilt als Sammelbecken für gescheiterte Polizisten. An seinem 1. Arbeitstag dort wird er gleich zu einem Mord gerufen. Die Frau eines erfolgreichen Notars wurde erschlagen in ihrer Wohnung aufgefunden. Die Befragungen der Nachbarn und Bekannten der Toten verlaufen äußerst zäh, denn niemand gibt sich gerne mit den "Gaunern von Pizzofalcone" ab. Doch Lojaconos Beharrlichkeit und die Rückendeckung seines Chefs führen dazu, dass der bunt zusammengewürfelte Haufen aus verkrachten Existenzen zu einem Team wird - und den Fall löst.
Björn Springorum: Der Ruf des Henkers
Thienemann, Stuttgart, 2016. Bestellnummer: 4351, 3 Bände, KR, 64,50 Euro (in Papier und für Braillezeile erhältlich)
England, Mitte des 19. Jahrhunderts. Unfreiwillig gerät Richard Winters in die Hände des berüchtigtsten Henkers von ganz England. An der Seite von William Calcraft führt er fortan das finstere Leben eines Henkerslehrlings, auf Schritt und Tritt begleitet von Tod, Galgen und Raben. Rasch merkt er, dass sein strenger Meister ein Geheimnis verbirgt, das seine Welt für immer aus den Angeln heben wird. Richard muss beweisen, dass er dieser Aufgabe gewachsen ist. Doch als er in London ausgerechnet seine große Liebe wiedertrifft, steht urplötzlich noch viel mehr auf dem Spiel... Für Leser ab 13 Jahren.
Maurizio de Giovanni: Der dunkle Ritter. Lojacono ermittelt in Neapel
Kindler, Reinbek, 2016. Bestellnummer: 4369, 3 Bände, KR, 64,50 Euro (in Papier und für Braillezeile erhältlich)
In der trügerischen Maiwärme Neapels geschieht ein perfides Verbrechen. Der zehnjährige Dodo, Enkel eines reichen Unternehmers, wird bei einem Schulausflug entführt. Kurz darauf erfolgt der Erpresseranruf. Die reiche Familie von Dodos Mutter soll ein Lösegeld bezahlen. Inspektor Lojacono und sein Team haben eine harte Nuss zu knacken.
Giulia Enders: Darm mit Charme. Alles über ein unterschätztes Organ
Ullstein, Berlin, 2014. Bestellnummer: 4779, 2 Bände, KR, 43 Euro (in Papier und für Braillezeile erhältlich)
Wer denkt beim Essen schon daran, ob sein Darm mit der Auswahl der Speisen einverstanden wäre? Die junge Wissenschaftlerin G. Enders klärt sehr anschaulich und humorvoll darüber auf, dass Übergewicht, Depressionen und Allergien häufig mit einem gestörten Gleichgewicht der Darmflora zusammenhängen.
Vera Herbst/Dagmar von Cramm: Gut essen bei erhöhtem Cholesterin
Stiftung Warentest, Berlin, 2012. Bestellnummer: 4761, 2 Bände, KR, 43 Euro (in Papier und für Braillezeile erhältlich)
Der Ratgeber der Ernährungsexpertin Dagmar von Cramm und der Apothekerin Vera Herbst erläutert den Zusammenhang von Fetten, Cholesterin und Erkrankungen des Herz-Kreislauf-Systems und zeigt anhand von rund 80 Rezepten, wie man dem durch bewusste Ernährung entgegenwirken kann.
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Am Schlag 2-12
35037 Marburg.
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Foto: Jede Menge Lesestoff! Foto: Pixabay [Eine Person sitzt mit bloßen Füßen auf einem stufenförmigen Bücherstapel und liest in einem Buch, das sie auf dem Schoß hält.]
Thorsten Büchner
Hörbuchtipps aus der blista
André Georgi: Die letzte Terroristin
Suhrkamp, Berlin, 2018. Bestellnummer: 847591 Laufzeit: 14 Std. 39 Min.
Eine Frau in den Fängen des Terrorismus, unterwegs in einer waghalsigen Mission. Ihr Zielobjekt: einer der meistgehassten Männer der wiedervereinigten Republik. Ihr Gegenspieler: ein unter Druck geratener BKA-Ermittler. In die Enge getrieben, steht sie plötzlich vor einer Entscheidung, die nicht nur ihr eigenes Leben verändern wird ... Berlin, 1991: Treuhandchef Hans-Georg Dahlmann muss die Staatsbetriebe der untergegangenen DDR in die Privatwirtschaft überführen und ist der meistgefährdete Mann nach der Wende: Verhasst im Osten, im Konflikt mit westdeutschen und internationalen Unternehmen, potenzielles Zielobjekt der RAF. BKA-Mann Andreas Kawert ist der jüngsten Generation der Terrorgruppe auf der Spur. Hinweise verdichten sich, dass ein Attentat auf Dahlmann bevorsteht. Eine Frau rückt in den Fokus des Ermittlers. Doch ist er wirklich hinter der Richtigen her? Und wird er es schaffen, das Attentat zu verhindern?
Ralf Schnell: Heinrich Böll und die Deutschen
Kiepenheuer & Witsch, Köln, 2017. Bestellnummer: 850901 Laufzeit: 7 Std.
Ralf Schnell, ausgewiesener Kenner der deutschsprachigen Gegenwartsliteratur, ist Mitherausgeber der Kölner Ausgabe der Werke Heinrich Bölls. Er widmet sich in seinem Buch dem Verhältnis Bölls zu Deutschland und den Deutschen und zeigt in lebendiger, anschaulicher Form, auf welche Weise die politischen, gesellschaftlichen und kulturellen Verwerfungen des 20. Jahrhunderts Bölls Leben geprägt haben - und welche Resonanz die künstlerischen Antworten Bölls bei seinen Lesern fanden.
Michael Finkel: Der Ruf der Stille
Goldmann, München, 2017. Bestellnummer: 851141 Laufzeit: 7 Std. 43 Min.
Im Sommer 1986 begibt sich Christopher Knight auf einen Roadtrip von Massachusetts nach Maine und verschwindet in den Wäldern. 27 Jahre lang bleibt er dort, abgeschieden von der Welt, ohne menschlichen Kontakt, bis er wegen Diebstahls gefasst wird: Er hatte Essen geklaut. In einem einfachen Zelt überlebte Knight die härtesten Winter, weil er klug wie ein Eichhörnchen Vorräte gebunkert und alles darauf ausgerichtet hatte, nicht zu erfrieren. In den nahegelegenen Ferienhäusern versorgte er sich mit Lebensmitteln, Kleidung und Büchern und verstörte als unheimliches Phantom die Bewohner von North Pond. Der Journalist Michael Finkel hat das außergewöhnliche Leben des Chris Knight dokumentiert. Entstanden ist eine fesselnde Story, die den fundamentalen Fragen über ein gutes Leben nachgeht und das tief bewegende Porträt eines Mannes hinterlässt, der sich seinen Traum erfüllte: ein Leben in absoluter Stille.
Hörbücher zum Schwerpunkt „Im Gesundheitsdschungel“
Oliver Pötzsch: Meine Kur hat einen Schatten. Wie ich nach einer Herz-OP die Reha trotz Country-Abenden und Bier-Dealern überlebte
MVG-Verlag, München, 2016. Bestellnummer: 7801831 Laufzeit: 5 Std. 46 Min.
Bad Bichelstein - dorthin verschlägt es den erfolgreichen Schriftsteller Oliver Pötzsch nach einer Bypass-Operation. Und er ist absolut nicht vorbereitet auf das, was ihn dort erwartet: beschwingte Country-Abende im Krankenhausfoyer, Gymnastik- und Massageübungen mit stark behaarten Oberpfälzern und Bier-Dealer in Morgenmänteln auf dem Klinikparkplatz und noch so einiges mehr…
Matthias Thöns: Patient ohne Verfügung. Das Geschäft mit dem Lebensende
Piper, München, 2016. Bestellnummer: 812961 Laufzeit: 10 Std. 13 Min.
Der selbstständige Palliativarzt lenkt den Blick auf die Missstände im deutschen Gesundheitswesen, wo unter Einsatz der sehr teuren Apparatemedizin mehr Nebenwirkungen als Nutzen erzielt werden, weil Ärzte sich von ökonomischen Interessen leiten lassen, statt die Lebensqualität zu verbessern.
Florian Teeg: Von Bluterguss bis Exitus. Aus dem Alltag eines Assistenzarztes
Heyne, München, 2012. Bestellnummer: 756811 Laufzeit: 10 Std. 45 Min.
Gestern noch an der Uni, heute alleine vor einem Patienten, der vor Schmerzen halb ohnmächtig ist. Und man hat keine Ahnung, was ihm helfen könnte. Wie ist das, wenn man ein halbes Blutbad anrichtet und dann plötzlich der Chefarzt ins Zimmer platzt? Oder wenn man einem Patienten sagen muss, dass er eine tödliche Krankheit hat? Sehr ehrlich, selbstkritisch, aber auch höchst komisch berichtet Florian Teeg von seinem ersten Jahr an einer großen Uni-Klinik: von störrischen Patienten, Fehldiagnosen und ihren Folgen, Flirts im Schwesternzimmer und den Grenzen der Medizin.
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Panorama
Volles Programm beim Louis Braille Festival
Bald ist es so weit: Das Louis Braille Festival lockt in die junge sächsische Metropole Leipzig. Das große Fest der Blinden- und Sehbehindertenselbsthilfe wird in der Kongresshalle am Zoo Leipzig, auf dem Wilhelm-Leuschner-Platz, in der Universitätskirche und im Zoo Leipzig gefeiert. Hier ein Ausblick auf die literarischen, musikalischen und tierischen Höhepunkte des Programms.
Manchen Besuchern des Louis Braille Festivals wird es gar nicht so leicht fallen, sich zwischen den vielen Angeboten zu entscheiden. Los geht es am Freitag: Das Festival beginnt in Kooperation mit dem Zoo Leipzig um 15 Uhr im Konzertgarten des Zoos. Nach der Eröffnung ist dort die Bühne offen für Konzerte mit David Sick und The Living Music Box, Zoo-Geschichten mit der Kabarettistin Uta Serwuschok und Tierpfleger-Sprechstunden. Bei geführten Touren mit Zoolotsen, über eine Rallye mit Mitmachstationen, Tastmaterialien und Tiererfahrungsspielen oder auch allein können die Festivalteilnehmer den Zoo erkunden. Die Festivalpässe können sie bereits ab mittags in der Kongresshalle abholen.
Ein buntes Angebot zum Mitmachen und Genießen lockt am Freitagnachmittag und am Samstag in die Kongresshalle. Im Bach-Saal geht es literarisch und musikalisch zu mit Lesungen in Punktschrift und von bekannten Sprechern der Deutschen Zentralbücherei für Blinde (DZB), Poetry-Slam und Konzerten, unter anderem vom Daniel-Graumann-Trio.
Gogelmosch – sächsisch für „Sammelsurium“ – ist eine „lussdisch-säggs’sche“ Show mit Comedy, Quiz und Musik am Freitagabend und lädt zum Raten, Lachen und Lernen ein. Als Stargast des Abends spielt dann Raul Midòn, US-amerikanischer Singer-Songwriter, der auch schon für einen Grammy nominiert war. Der seit Geburt blinde Musiker mit Jazz- und Latin-Wurzeln trat bereits mit Shakira und Herbie Hancock auf und hat Songs seiner Alben „Bad Ass and Blind“ und „If You Really Want“ im Gepäck.
Spielen, entspannen und bewegen
Im „Gaming Lab“, dem „Spiele-Labor“, können barrierefreie Action-, Strategie- und Denkspiele für Computer und Smartphone entdeckt und ausprobiert werden. Wer Entspannung oder Bewegung sucht, kann sich beispielsweise zum Square Dance, Blind Yoga und für Workshops der Physiotherapeuten vom Berufsförderungswerk Mainz anmelden. Beliebte Angebote wie das Hörfilmkino, der Markt der Begegnungen und die Führhund-Lounge werden auch nicht fehlen. Speisen und Getränke gibt es im Richard-Wagner-Saal, im Konzertgarten und den Zoo-Restaurants.
Feiern im Zentrum Leipzigs
Zum gemeinsamen Feiern lädt das Louis Braille Festival die Leipziger und weitere Gäste am Samstagabend ein – dafür zieht es auf den Wilhelm-Leuschner-Platz im Zentrum der Stadt. Die Show im Late-Night-Stil bietet spannende Beiträge von Comedy, Gesprächsrunden und Livemusik über einen Gebärdenchor bis zum Rollstuhlballett – alles inklusiv. Durch den Abend führt der Leipziger Moderator Christian Meyer in Begleitung der Showband „Blind Foundation“. Als Höhepunkt des Open-Airs lässt die Berliner Band Dota, mit Jonas Hauer an den Keyboards, den Abend mit ihren Songs voll ansteckendem Optimismus ausklingen.
Zu einem ökumenischen Gottesdienst lädt die Universitätskirche am Sonntag, dem letzten Festivaltag, ein. Im Konzertgarten des Zoos endet das Festival musikalisch am frühen Nachmittag. Danach kann jeder noch einen Rundgang durch den Zoo machen oder eines der vielen inklusiven Angebote der Stadt Leipzig nutzen.
Die Kongresshalle am Zoo liegt nur zehn Gehminuten vom Hauptbahnhof und von der belebten Innenstadt entfernt. Die Anbindung an öffentliche Verkehrsmittel ist gut. Am Samstag verbindet eine Tram-Linie die Kongresshalle direkt mit dem Wilhelm-Leuschner-Platz.
Das Programm zum Louis Braille Festival ist auf der CD „DBSV-Inform“ (Jan/Feb 2019) im Buch 24 zu hören. Immer aktuell ist das Festivalprogramm im Internet unter www.dbsv-festival.de. Neben dem Online-Anmeldeformular gibt es dort auch Informationen zu Anreise und Unterkünften.
Sandra Plessing (DZB), Claudia Schaffer (DBSV)
Das Festival wird gefördert von Aktion Mensch.
Louis Braille Festival 2019 in Leipzig
Freitag, 5. Juli, bis Sonntag, 7. Juli 2019
Jetzt anmelden – Eintritt frei!
Infos und Anmeldung im Festivalbüro:
Tel.: 03 41/22 82 10 54; E-Mail: Diese E-Mail-Adresse ist vor Spambots geschützt! Zur Anzeige muss JavaScript eingeschaltet sein!;
Zimmerbuchung: Tel.: 0341 26827634
Mo, Di, Do 9.30–12.00 / 14.30–18.00 Uhr
(akd congress & events)
Abbildung: Louis Braille Festival 2019 – Komm nach Leipzig! Illustration: Robert Deutsch
Foto: Die große Kongresshalle des Kongresszentrums in Leipzig. Foto: Messe Leipzig. [Ein heller, großer Raum mit Parkettboden und weißen Wänden und blauen Schmuckelementen. An beiden Seiten sind Fenster mit Rundbögen, durch die Licht hineinfällt.]
Abitur: Was nun?
Spezielle Orientierungsveranstaltung für blinde und sehbehinderte Studieninteressierte aus ganz Deutschland am 27. – 29. Mai 2019 im Karlsruher Institut für Technologie (KIT)
Jährlich bietet das Studienzentrum für Sehgeschädigte (SZS) des Karlsruher Instituts für Technologie (KIT) blinden und sehbehinderten Oberstufenschüler/inne/n und Schulabsolvent/inn/en aus ganz Deutschland eine Orientierungsveranstaltung an. Über drei Tage können Fragen zu studentischem Wohnen, Orientierung und Mobilität, der persönlichen Hilfsmittelausstattung, der Rolle von Behindertenbeauftragten und vor allem zu spezifischen pädagogischen und technischen Unterstützungen im Studium diskutiert werden.
Dazu stehen Experten der jeweiligen Themenkomplexe und Studierende mit Blindheit und Sehbehinderung aus höheren Semestern zur Verfügung.
Die Orientierungsveranstaltung wendet sich an alle Studieninteressierte mit Sehschädigung unabhängig vom Studienort.
Die nächste Informationsveranstaltung findet vom 27. – 29. Mai 2019 am Karlsruher Institut für Technologie (KIT) statt.
Für interessierte Eltern, die ihre Tochter/ihren Sohn begleiten möchten, wird ein gesondertes Programm angeboten.
Die Teilnahme an der Veranstaltung ist kostenfrei, Anfahrt und Unterkunft müssen von den Teilnehmenden selbst getragen werden. Detaillierte Informationen, einschließlich Programm und Anmeldung, können unter: https://www.szs.kit.edu/484.php oder Telefon 0721 608-41937 angefordert werden. Um rechtzeitige Anmeldung bis spätestens 10. Mai 2019 wird gebeten.
Braillesystematik 2018 erhältlich
Die in mehrjähriger Arbeit vom Brailleschriftkomitee der Deutschsprachigen Länder (BSKDL) überarbeitete und neu herausgegebene Systematik der deutschen Brailleschrift liegt inzwischen als Punkt- und Schwarzdruckausgabe vor. Beide Versionen können bezogen werden bei der Deutschen Blindenstudienanstalt in Marburg (blista), Telefon: 06421 606-0, E-Mail: Diese E-Mail-Adresse ist vor Spambots geschützt! Zur Anzeige muss JavaScript eingeschaltet sein!, die Blindenschriftausgabe auch bei der Deutschen Zentralbücherei für Blinde in Leipzig (DZB), Telefon: 0341 7113-0, E-Mail: Diese E-Mail-Adresse ist vor Spambots geschützt! Zur Anzeige muss JavaScript eingeschaltet sein!.
Kostenlose Online-Versionen stehen zur Verfügung unter: www.bskdl.org
Jochen Schäfer
„See You“ - ein Film in Kino, Fernsehen und auf DVD
Am 28. Oktober 2018 hatte der Film „See You“ im Cineplex in Marburg Premiere. Viele sehende und blinde Zuschauer waren dabei, denn der Film war mit Audiodeskription versehen, die über Kopfhörer zu hören war, realisiert durch die inzwischen allseits bekannte Greta-App. Der Film wurde auch schon im Fernsehsender 3Sat gezeigt, zum letzten Mal am 7. Januar 2019 ab 23:55 Uhr, ebenfalls mit Audiodeskription.
„See You“ dokumentiert das Leben der blinden Jura-Studentin Mara, die in Marburg lebt. Seit Geburt hat sie eine Sehbehinderung, mit der sie aber zunächst ganz normal leben, alles mitmachen und sogar eine Regelschule besuchen kann, bis sie mit etwa 15 Jahren erblindet. Dadurch verändert sich ihr Leben von einem auf den anderen Tag. Im Film beschreibt sie ihre anfänglichen Gefühle von Verzweiflung, Wut und Unsicherheit, bis sie nach einigen Monaten neuen Mut fasst und ihren Weg weitergeht. Sie besucht die Deutsche Blindenstudienanstalt in Marburg, wo sie 2015 ihr Abitur besteht, danach beginnt sie ihr Jura-Studium und ist inzwischen auch Mitglied des DVBS.
Im Film wird die junge Frau in verschiedenen Lebenssituationen gezeigt: beim Einkaufen, im Umgang mit Hilfsmitteln und ihrem Führhund, im Studium, zusammen mit blinden und sehenden FreundInnen, KommilitonInnen und ihrem sehbehinderten Partner. Gegen Ende des Films sieht man alle zusammen vor dem Fernseher sitzen. Mit Spannung sehen alle das Spiel Deutschland/Schweden während der Fußball-WM in Russland, und die Freude ist groß, als Deutschland gegen Schweden in Führung geht und das Spiel gewinnt - der einzige Lichtblick des gesamten Turniers aus deutscher Sicht.
Interessant ist auch die Selbstdarstellung der jungen Frau. So sagt sie zum Beispiel einmal, dass sie dankbar dafür ist, dass sie früher besser gesehen hat und sich durch ihre visuellen Erinnerungen andere Eindrücke von ihrer Umwelt machen kann.
Dieser 30-minütige Film von Sobo Swobodnik wurde produziert von der Kölner Corsofilm GmbH. Ein Mitarbeiter war während der Marburger Premiere dabei, und es ist gelungen, für das Archiv und die Dokumentationsstelle der blista eine DVD-Kopie zu bekommen (Signatur: XVIII. 8138), und zwar in zwei Versionen (davon eine mit Audiodeskription). In der Präsenzbibliothek der blista kann diese DVD gesehen und gehört werden.
Foto: Ein beliebter Treffpunkt Marburger Studierender sind bei sonnigem Wetter die Stufen am Lahnufer bei der Mensa. Foto: Felix Wesch / Uni Marburg [Blick auf den Fluss und Menschen, die auf den Stufen in der Sonne sitzen. Im Hintergrund das Marburger Schloss und die alte Universität]
Kosten für Krankenfahrten zum Arzt
Seit Januar 2019 ist es einfacher, Fahrtkosten zu ärztlichen Behandlungen erstattet zu bekommen. Hierüber informiert der Sozialverband VdK Deutschland e. V. auf seiner Webseite www.vdk.de. Die Vereinfachung gilt nur für diejenigen, die einen Schwerbehindertenausweis oder einen Pflegegrad (3 mit dauerhaft eingeschränkter Mobilität, 4 oder 5) haben. Für diese Gruppe gelten die Krankenfahrten nun "automatisch" als genehmigt. „Das bedeutet: Sie müssen sich die Fahrtkosten nicht mehr vorab von der Kasse genehmigen lassen. Sie brauchen grundsätzlich aber nach wie vor eine ärztliche Verordnung für die Krankenfahrten, und sie müssen nach wie vor einen Eigenanteil erbringen“, so die Info.
Vorsicht: Fahrten per Krankenwagen fallen nicht unter die Regelung. So erklärt der GKV-Spitzenverband: „(…) Krankenfahrten sind Fahrten, die mit öffentlichen Verkehrsmitteln, dem privaten PKW, einem Mietwagen (…) oder Taxi (…) durchgeführt werden. Ist für die Beförderung hingegen aus medizinischen Gründen ein Krankenwagen (KTW) erforderlich, ist weiterhin eine vorherige Genehmigung der Krankenkasse erforderlich.“
Die gesetzliche Zuzahlung beträgt pro Krankenfahrt 10 Prozent des Fahrpreises, mindestens 5 Euro und maximal 10 Euro, auch für Kinder und Jugendliche. Steht die Fahrt in Zusammenhang mit einer stationären Behandlung oder stationsersetzenden ambulanten Operationen, fällt dieser Eigenanteil nur für die erste und letzte Fahrt an. (siehe: https://www.gkv-spitzenverband.de/)
Untersuchung politischer Teilhabemöglichkeiten von Menschen mit Behinderungen - Onlinebefragung
Im Rahmen seiner Doktorarbeit an der Universität Kassel untersucht Roman Baumgartner die Möglichkeiten politischer Teilhabe von Menschen mit Behinderungen (M.m.B.). Weitere Informationen unter: https://umfrage.uni-kassel.de/index.php/586448?lang=de
Der Link darf gerne weitergeleitet werden. Bisher haben knapp 1.000 Menschen daran teilgenommen. Eine Teilnahme lohnt sich: Es gibt einige interessante Preise zu gewinnen! Aber: Das letzte Drittel des Befragungszeitraums läuft.
Mit Ihrer Teilnahme unterstützen Sie die Forschung zur Verbesserung politischer Teilhabemöglichkeiten von Menschen mit Behinderungen.
Vielen Dank für Ihre Unterstützung bereits vorab.
Ihr Roman Baumgartner, M.A. (Doktorand)
Teilnehmer mit Makuladegeneration für Studie gesucht
Für eine Studie mit dem Titel "AMD-Care: Altersbedingte Makuladegeneration und ihre Folgen aus Sicht von Betroffenen und Versorgern" werden noch Teilnehmer gesucht. Die Studie untersucht den Alltag von Menschen mit Altersbedingter Makuladegeneration. In einem Gespräch sollen über 60-jährige Betroffene ihre Erfahrungen im Alltag schildern, etwa wie sie mit der Erkrankung im täglichen Leben umgehen oder wie ihr Umfeld reagiert.
Die Studienauswertung soll zeigen, welche Hilfe im Alltag mit einer Sehbeeinträchtigung benötigt wird und wie die Versorgungssituation verbessert werden kann. Die Projektleitung hat Prof. Dr. Christine Holmberg, Institut für Sozialmedizin und Epidemiologie der Medizinischen Hochschule Brandenburg.
Weitere Infos bei Anne Thier, Tel.: 03381 411285, E-Mail: Diese E-Mail-Adresse ist vor Spambots geschützt! Zur Anzeige muss JavaScript eingeschaltet sein!
Inklusion in der Arbeitswelt - Platz Eins der vergessenen Themen
Es gibt Themen, die begegnen Lesern und Hörern in allen Medien nahezu täglich. Dazu gehören die neuesten Tweets von Donald Trump und die Querelen verschiedener Politiker. Andere Themen kommen so gut wie nicht vor. Die 1997 gegründete Initiative Nachrichtenaufklärung, kurz Ina, ein gemeinnütziger Verein, veröffentlicht jedes Jahr die Top Ten der vergessenen Themen, also zehn Nachrichten oder Themen, die der Jury zufolge in den Medien zu kurz gekommen sind, über die kaum in Presse, Funk, Fernsehen oder Internet berichtet oder debattiert wurde. Nummer Eins der Top Ten der vergessenen Themen 2018 ist das Thema "Inklusion in der Arbeitswelt".
Die Jury begründet ihre Wahl so: "Im erwerbsfähigen Alter machen Menschen mit Behinderung einen großen Anteil an unserer Gesellschaft aus. Aufgrund des demographischen Wandels wächst dieser Anteil sogar. Dennoch bekommt man in der Medienberichterstattung erstaunlich wenig über Inklusion in der Arbeitswelt mit. Die Medien sollten sich aufgrund der hohen Arbeitslosigkeit von Menschen mit Behinderung und fehlender Berührungspunkte im Alltag zur Aufgabe nehmen, Barrieren und Vorurteile durch vermehrte journalistische Berichterstattung auf Augenhöhe zu verringern, anstatt sie wie bisher weiter zu verfestigen."
Weitere vergessene Themen waren die Überwindung der Finanzkrise in Portugal, prekäre Arbeitsbedingungen auf Containerschiffen und die humanitäre Krise im Tschad.
Jeder kann vergessene Themen vorschlagen unter www.derblindefleck.de/thema-einreichen
Umfrage zur medizinischen Versorgung und beruflichen Teilhabe von sehbehinderten und erblindeten Menschen
Für viele blinde und sehbehinderte Menschen sind die berufliche Situation und die medizinische Versorgung durch vielfältige Hürden geprägt. Es gibt verschiedene Angebote und Unterstützungsmöglichkeiten, um die Versorgungssituation zu verbessern, allerdings sind diese oftmals nicht bekannt und werden daher selten genutzt.
Um dies zu ändern, führen die Humboldt-Universität zu Berlin und der Bundesverband Deutscher Berufsförderungswerke derzeit das Forschungsprojekt ORELTA durch. Der Projektname steht für „Von der ophthalmologischen Rehabilitation zur beruflichen Teilhabe“.
In einem ersten Schritt werden blinde und sehbehinderte Menschen zu Ihren Erfahrungen mit dem medizinischen Versorgungssystem, mit Ämtern und Behörden und mit den Angeboten zur beruflichen Teilhabe befragt. Darauf aufbauend wird in einem zweiten Schritt ein Rehabilitationskonzept mit konkreten Handlungsempfehlungen entwickelt. Dieses Konzept soll Ärzten und Sozialarbeitern sowie den politisch verantwortlichen Personenkreisen vorgestellt werden und zu einer Verbesserung der Versorgungssituation beitragen.
Grundlegende Projektschritte wie die Entwicklung des Fragebogens und die Erstellung des Rehabilitationskonzeptes erfolgen im Austausch mit Betroffenen. Darüber hinaus sind blinde und sehbehinderte Menschen im Projektbeirat vertreten. Die berichteten Erfahrungen der Umfrageteilnehmer bilden den Ausgangspunkt für die Entwicklung der Handlungsempfehlungen für die Versorgungspraxis. Daher hoffen wir auf rege Beteiligung.
Für unsere Umfrage suchen wir Menschen zwischen 20 und 65 Jahren, die im Laufe ihres Lebens erblindet sind oder bei denen sich eine Sehbehinderung entwickelt hat. Die Umfrage wird von Januar bis März 2019 laufen. Sie können den Fragebogen:
- online ausfüllen https://www.soscisurvey.de/ORELTA/
- eine Papierversion in Schwarzschrift anfordern (E-Mail: Diese E-Mail-Adresse ist vor Spambots geschützt! Zur Anzeige muss JavaScript eingeschaltet sein! bzw. Telefon 030 30021249) oder
- die Fragen telefonisch beantworten unter 030 30021249.
Mit dem Ausfüllen des Fragebogens helfen Sie dabei, die Versorgungslage von Menschen in einer ähnlichen Situation langfristig und nachhaltig zu verbessern. Wir freuen uns auf Ihre Beteiligung!
Bild: ORELTA-Logo.
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Wandern und Kamelreiten begleitet von Beduinen in der südtunesischen Sahara Ein Abenteuer für reisebegeisterte Blinde und Sehbehinderte organisiert von Stephanie Grath. Genaue Reisebeschreibung und Reisedaten siehe www.sandfisch.de
Abseits von touristischen Pfaden erkunden wir den Markt in Douz, dem Tor zur Wüste. Danach wandern oder reiten wir 3 Tage durch die Dünen. Mittags bleibt Zeit um die Seele baumeln zu lassen. "Allah Allah ja Baba Sidi Mansur" ist der wichtigste Liedtext beim all abendlichen Tanz ums Feuer. Wir schlafen Im Berberzelt oder unter freiem Himmel. Nach einer angenehm kühlen Nacht gibt es Tee oder Kaffee zum Frühstück. Natürlich mit frisch im Sand gebackenem Brot Käse und Feigenmarmelade. Am Letzen Tag fahren wir zu einer Oase und manche spüren zum ersten Mal wie es sich anfühlt, wenn man wirklich eine Dusche braucht.
KOSTEN: 2500 € (inclusive Begleitperson)
Beinhaltet: Flug, Shuttles, die mitgereiste sehende BegleiterIn oder einen von uns gestellten sehenden Begleiter, Vollpension nach Beduinenart. Trinkgelder und andere Getränke als Wasser sind nicht inbegriffen.
Bei Interesse mit Steffi Grath einen Telefoninfo-Termin vereinbaren. Tel.: Tel 0172 8161610
Impressum
Herausgeber
Deutscher Verein der Blinden und Sehbehinderten in Studium und Beruf e.V. (DVBS) und Deutsche Blindenstudienanstalt e.V. (blista)
Redaktion
- für den DVBS: Uwe Boysen, Andrea Katemann, Mirien Carvalho Rodrigues und Juliane Taubner
- für die blista: Isabella Brawata, Thorsten Büchner und Dr. Imke Troltenier
Koordination
DVBS-Geschäftsstelle, Frauenbergstraße 8, 35039 Marburg, Tel.: 06421 94888-0, Fax: 06421 94888-10, E-Mail: Diese E-Mail-Adresse ist vor Spambots geschützt! Zur Anzeige muss JavaScript eingeschaltet sein!, Internet: www.dvbs-online.de
Beiträge und Bildmaterial schicken Sie bitte ausschließlich an die Geschäftsstelle des DVBS, Redaktion. Wenn Ihre Einsendungen bereits in anderen Zeitschriften veröffentlicht wurden oder für eine Veröffentlichung vorgesehen sind, so geben Sie dies bitte an. Nachdruck ‑ auch auszugsweise ‑ nur mit Genehmigung der Redaktion.
Verantwortlich im Sinne des Presserechts (V. i. S. d. P.)
Uwe Boysen (DVBS) und Dr. Imke Troltenier (blista)
Erscheinungsweise
Der „horus“ erscheint alle drei Monate in Blindenschrift, in Schwarzschrift und digital (wahlweise auf einer CD-ROM oder als Download-Link). Die digitale Ausgabe enthält die DAISY-Aufsprache, eine HTML-Version sowie die Braille-, RTF- und PDF-Dateien.
Jahresbezugspreis
- 22 Euro (zuzüglich Versandkosten) für die Schwarzschriftausgabe,
- 35 Euro für alle übrigen Ausgaben.
Die Kündigungsfrist beträgt sechs Wochen zum Ende eines Kalenderjahres. Für Mitglieder des DVBS ist der Bezug im Jahresbeitrag enthalten.
Bankkonto des DVBS
Sparkasse Marburg-Biedenkopf
IBAN: DE42 5335 0000 0000 0002 80
BIC: HELADEF1MAR
Verlag
Deutscher Verein der Blinden und Sehbehinderten in Studium und Beruf e. V., Marburg, ISSN 0724-7389
- Punktschriftdruck: Deutsche Blindenstudienanstalt e. V., Marburg
- Digitalisierung und Aufsprache: Geschäftsstelle des DVBS, Marburg
- Schwarzschrift-Druck: Druckerei Schröder, 35081 Wetter/Hessen
Die Herausgabe der Zeitschrift „horus“ wird vom Deutschen Paritätischen Wohlfahrtsverband aus Mitteln der „Glücksspirale“ unterstützt. [Logo der Glücksspirale]
horus 1/2019, Jg. 84 der Schwarzschriftausgabe
Titelbild: Eine ältere Dame mit weißen Haaren sitzt an einem Tisch, auf dem eine Zeitung liegt. Sie hält eine Lupe in der Hand und liest einen Artikel. Foto: (c) Deutsche Blindenstudienanstalt e.V. (blista)
Nächste Ausgabe (horus 2/2019)
Schwerpunktthema: „Medienmix im 21. Jahrhundert“
Erscheinungstermin: 27. Mai 2019
Anzeigenannahmeschluss: 26. April 2019
Redaktionsschluss: 01. April 2019
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Schnuppern macht Spaß! Reinschauen in eine Schule mit einem einmaligen Profil: Ganzheitliche Förderung, spezifische Unterstützung und eine große Auswahl an qualifizierten Bildungsabschlüssen ... - wer die vielfältigen Möglichkeiten kennen lernen möchte, die genau auf die Bedürfnisse von Schülerinnen und Schülern mit Seheinschränkungen abgestimmt sind, ist an der blista richtig!
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Schnuppertage für Eltern und Schüler aller Jahrgangsstufen
- 23. März 2019 - Anmeldeschluss: 13.03.2019
- 04. Mai 2019 - Anmeldeschluss: 24.04.2019
Wir beraten Sie gern!
Deutsche Blindenstudienanstalt e.V. (blista)
blista-Campus, Am Schlag 2-12, 35037 Marburg
Tel.: 06421 606-339, E-Mail: Diese E-Mail-Adresse ist vor Spambots geschützt! Zur Anzeige muss JavaScript eingeschaltet sein!, www.blista.de/schnuppertage
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Die OrCam 2.0 ist kabellos. Sie müssen das kleine Gerät nur noch an Ihrer Brille befestigen.
Die MyReader hat eine Texterkennung. Die MyEye hat eine Text-, Gesichts- und Gegenstandserkennung sowie als neueste Funktion eine Barcodeerkennung. Erkannter Text oder Informationen werden Ihnen über den nahe am Ohr angebrachten Lautsprecher vorgelesen. Die integrierte LED sorgt auch bei ungünstigen Lichtverhältnissen für eine bessere Erkennung der Informationen.
Das Vorgängermodell OrCam 1.5 können wir Ihnen mit einem Rabatt von 10% anbieten - solange unser Vorrat reicht. Interessiert? - Sprechen Sie uns an! –
Ihre IPD
Telefon: 0511 9363090, E-Mail: Diese E-Mail-Adresse ist vor Spambots geschützt! Zur Anzeige muss JavaScript eingeschaltet sein!, Web: www.ipd.gmbh
Papenmeier RehaTechnik
Unser WIR für Ihren Notfall: kostenfreie Hotline: +49 2304 946 118
F.H. Papenmeier GmbH & Co. KG, Talweg 2, 58239 Schwerte, Telefon: 02304 946-0, E-Mail: Diese E-Mail-Adresse ist vor Spambots geschützt! Zur Anzeige muss JavaScript eingeschaltet sein!, Internet: www.papenmeier-rehatechnik.de
Bildbeschreibung: Unser WIR für Ihren Notfall: Es ist eine Gruppe von drei RehaTechnik-Mitarbeitern, zwei Männer und eine Frau, zu sehen, die lächelnd in die Kamera schauen.
RTB
Akustik für Lichtzeichenanlagen.
Leicht zu folgen. Die sichere Führung blinder und sehbehinderter Menschen über die Fahrbahn ist ein absolutes Muss. Bereits seit 25 Jahren leistet RTB mit der Akustik einen entscheidenden Beitrag zur Sicherung der Mobilität.
- Optimale Schallausrichtung gemäß Straßenbreite und Bebauung
- Perfekter Anwohnerschutz durch individuelle Anpassung der Signalisierung
- Automatische Anpassung der Lautstärke an den Umgebungslärmpegel.
RTB, www.rtb-bl.de
SightCity Frankfurt
- 08. bis 10. Mai 2019, SHERATON Frankfurt Airport Hotel
- 08. und 9. Mai 10 bis 18 Uhr, 10. Mai 10 bis 16 Uhr
Die weltweit führende Fachmesse für Blinden- und Sehbehinderten-Hilfsmittel
- Freier Eintritt
- Abholservice für sehgeschädigte Besucher vom Messebahnhof
- Persönliche Messeguides
- Hersteller präsentieren Neuheiten und Bewährtes auf 2 Ebenen
Hochklassiges Vortragsprogramm
- Medizinische Fachvorträge, Fortbildungen und Podiumsdiskussionen zu aktuellen Themen
- Weiterbildungen für Ärzte und Fachberufe
- Beratung durch Selbsthilfegruppen und Institutionen
- BBWs und BFWs informieren über Arbeit, Ausbildung und Beruf
Für medizinische Fragen rund um das Thema Augen steht Ihnen werktags unsere Telefon-Hotline 01805 870018 von Montag, den 06.05.2019 bis Freitag, den 10.05.2019 sowie den 13.05 und 14.05, von 10:00 bis 16:00 Uhr zur Verfügung!
Veranstaltungsort: Sheraton Frankfurt Airport Hotel, Hugo-Eckener-Ring 15, 60549 Frankfurt / M.
Kontakt: SightCity GmbH, c/o Metec AG, Hasenbergstrasse 31, D-70178 Stuttgart
Telefon: +49 (0) 711 6660318, Fax: +49 (0) 711 6660333, E-Mail: Diese E-Mail-Adresse ist vor Spambots geschützt! Zur Anzeige muss JavaScript eingeschaltet sein!, www.sightcity.net
SynPhon
Elektronische Hilfen für Sehgeschädigte GmbH
Im Hilfsmittelkatalog gelistet: Der EinkaufsFuchs Produkterkenner sagt ganz einfach, was es ist. Abermillionen Waren erkennt er bereits und er merkt sich auch alle Dinge, die man selbst damit kennzeichnet.
„Tütütüt, Hallo!“, begrüßt Sie der EinkaufsFuchs, und dann piepst er, sobald er den Produktcode erblickt. Sofort spricht er, was es denn diesmal ist: „Vollmilchschokolade, 100 Gramm …“. Er liest und spricht exakt und sehr sehr deutlich alle Produktangaben. Leichter kann Dinge unterscheiden nicht sein.
Haben Sie Fragen? Rufen Sie an! Telefon 07250 929555, www.synphon.de
TFA Technik für Alle GmbH
J-Dictate und J-Say: Die barrierefreie Lösung für Diktate und Sprachsteuerung am PC.
Für mehr Effizienz im Beruf und zu Hause.
Dragon Professional ist die weltweit führende Lösung für Spracherkennung. Wir haben Dragon mit dem besten Screenreader JAWS gekoppelt und maßgeblich erweitert. So schaffen wir die optimale Verbindung aus Sprachein- und -ausgabe
J-Dictate: Egal ob Brief, E-Mail oder Formular: diktieren Sie einfach alles. Die Spracherkennung ist dabei mindestens dreimal schneller als tippen und zu 99% genau. Korrekturen nehmen Sie mit nur einem Befehl vor. Praktische Korrekturvorschläge erleichtern die Arbeit.
J-Say: Bedienen Sie Ihren PC anstatt mit der Tastatur zukünftig doch einfach mit Ihrer Stimme. Öffnen Sie Programme, recherchieren Sie im Internet oder steuern Sie JAWS
Vergessen Sie komplizierte Tastenkombinationen und arbeiten Sie stattdessen mit leicht zu merkenden Sprachbefehlen.
Erstellen Sie für Ihre Routineaufgaben selbst eigene Kommandos.
Das Arbeitsleben wird immer schneller. Seien Sie Ihren Kollegen einen entscheidenden Schritt voraus!
TFA Technik Für Alle GmbH , 0541 50 79 79 - 0, Diese E-Mail-Adresse ist vor Spambots geschützt! Zur Anzeige muss JavaScript eingeschaltet sein!, www.technik-fuer-alle.de
Fußnoten
[1] Gutenberg-Gesundheitsstudie (Gutenberg Health Study - GHS), ein Forschungsprojekt der Universitätsmedizin Mainz: www.gutenberg-gesundheitsstudie.de/ghs/willkommen.html
[2] SEHBEHINDERUNG IM ALTER — KOMPLEX UND VIELFÄLTIG. Eine Publikation zur Studie "Im Alter eine Sehbehinderung erfahren – oder mit einer Sehbehinderung das Alter erfahren" der Universität Zürich und des Schweizerischen Zentralvereins für das Blindenwesen SZB, https://www.szb.ch/fileadmin/pdfs/studien-masterarbeiten/beilage-sehbehinderung-dt-web-barrierefrei-web.pdf bzw. https://www.szb.ch/fuer-fachpersonen/forschung/forschungsberichte/
[3] Schmöger, "Blinden- und Sehschwachenwesen", S. 715.
[4] BMAS, "Anhaltspunkte", S. 32.
[5] Feilchenfeld, "Die Blinden", S. 250.
[6] BMAS, "Anhaltspunkte", S. 32.
[7] Geissler, "Causes", S. 327–328; Schmöger, "Blinden- und Sehschwachenwesen", S. 719–720 und 733.
[8] Krumpaszky/Klauß, "Erblindungsursachen", S. 20.
[9] Jaeger, "Ursachen Blindheit", S. 87.
[10] Rohrschneider/Mackensen, "Augenerkrankungen", S. 333–334.
[11] O.A., "Statistik des Deutschen Reichs … Gebrechlichen", S. 9–26.
[12] Scholtyssek, "Späterblindete", S. 2.
[13] Krumpaszky/Klauß, "Erblindungsursachen", S. 142–146.