Mentoring für sehbeeinträchtigte Berufstätige
Um was es geht
Mit den Projekten „ inklusive Berufliche Bildung“ (iBoB) und „Aktivierung und Integration (langzeit-)arbeitsloser blinder und sehbehinderter Menschen“ (AKTILA-BS), die Anfang 2020 abgeschlossen wurden, sollen die Chancen sehbeeinträchtigter Menschen auf dem Arbeitsmarkt verbessert werden.
Ob bei der beruflichen Weiterbildung Berufstätiger oder der Aktivierung und Beratung langzeitarbeitsloser Menschen, immer geht es neben aller Fachlichkeit auch um praktische Tipps und Tricks und den Umgang mit der eigenen Behinderung, Befürchtungen, Hoffnungen, Unsicherheiten und manchmal auch unzureichendem Mut.
Mit einem Mentoringangebot in beiden Projekten soll der Erfahrungs- und Wissensaustausch insbesondere zu solchen Themen zwischen ähnlich betroffenen Menschen mit Sehbeeinträchtigung ermöglicht werden.
Was Mentoring ist
Mentoring ist eine Methode, die der Wissens- und Erfahrungsweitergabe in vertrauensvollen persönlichen Beziehungen dient. Ein Mentor, eine Mentorin ist eine erfahrene Person. Sie gibt ihr Fach- und Erfahrungswissen weiter an eine bislang weniger erfahrene Person, eine(n) Mentee. Ein Ziel ist es dabei, den oder die Mentee bei persönlichen und beruflichen Entwicklungen zu unterstützen. Bereiche, die in Mentoringbeziehungen thematisiert werden, reichen von Ausbildung, Karriere und Freizeit bis hin zur Persönlichkeitsentwicklung und sicher auch den Umgang mit der Behinderung. Mentoring ist Vertrauenssache zwischen zwei Menschen, Mentor und Mentee. Es gibt keine offiziellen Berichte „nach aussen“.
Was Mentorinnen und Mentoren tun sollen
Mentoren sagen nicht, was richtig oder falsch ist. Mentoren bieten aufgrund ihrer eigenen positiven und negativen Erfahrungen Lösungsmöglichkeiten an oder warnen vor Fettnäpfen.
Mentoren sind nicht besonders ausgebildet. Sie sind Experten in eigener Sache. Selbst betroffene Menschen, die durch viele Erfahrungen und Reflektionen gelernt haben, mit ihrer Sehbeeinträchtigung auch im Beruf selbstbewusst umzugehen, stehen ähnlich betroffenen Berufstätigen bzw. arbeitslosen Menschen als Gesprächspartner auf gleicher Augenhöhe zur Verfügung.
Wie Mentorinnen und Mentoren arbeiten
Mentorinnen und Mentoren werden durch Projektmitarbeiter mit ihrem, ihrer Mentee zusammengebracht. Wenn sie sich aufeinander einlassen können und wollen, dann treffen sie eine kleine Zielvereinbarung: Um was geht’s, was will der, die Mentee, was soll erreicht werden, wie häufig soll miteinander kommuniziert werden, wieviel Zeit kann, soll dafür aufgewendet werden?
Für ein halbes, maximal für ein Jahr haben dann Mentee und Mentor so häufig wie vereinbart Kontakt, per Mail, per Telefon oder bei persönlichen Treffen. Der Kontakt muss mindestens einmal im Monat stattfinden. Der, die Mentee führt ein kleines Mentoringlogbuch als Erinnerungs- und Strukturierungshilfe.
Die Mentorinnen und Mentoren haben die Möglichkeit in einen Erfahrungsaustausch mit anderen Mentoren zu treten. Sie können sich bei Unsicherheiten und auftretenden Problemen an die Mentoringbegleitung im Projekt wenden. Die Mentoringbegleitung meldet sich monatlich kurz bei Mentor und Mentee und erkundigt sich nach dem Mentoringverlauf.
Den Mentorinnen und Mentoren entstehen keine Kosten. Sie investieren Zeit.
Was Mentorenbewerber und -bewerberinnen mitbringen sollen
- Sie sollen Berufserfahrung haben.
- Sie sollen in der Lage sein, mit ihrer Sehbeeinträchtigung in Beruf und Freizeit offen umzugehen und auch darüber zu sprechen.
- Sie sollen ihre positiven und negativen Erfahrungen mit der Behinderung reflektiert und möglichst auch schon im Kollegen-, Familien- oder Freundeskreis besprochen haben.
- Sie sollen zuhören können, wertschätzend und nicht rechthaberisch sein.
- Und hauptsächlich sollen sie bereit sein, sich auf andere Menschen einzulassen und Interesse haben, auch für sich selbst etwas Neues zu lernen.