horus 1/2024
Schwerpunkt: "Spielerisch"

Titelbild horus;

Titelbild horus 1/2024: Collage dreier Fotos. Oben: Theaterspiel - Thorsten Büchner in der Rolle des Teddy Brewster in "Arsen und Spitzenhäubchen" (Foto: privat). Links unten: Kartenspiel - Vier Bildkarten mit Braillesymbolen in Form von Kreisen und Strichen liegen aufgefächert in einer Hand (Foto: DVBS). Rechts unten: Flötenspiel - Spielende Finger auf dem Flötenrohr einer Holzblockflöte (Foto: pixabay).


Inhalt

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Vorangestellt

Liebe Leserinnen und Leser, liebe DVBS-Mitglieder,

die Worte Spiel und spielen wecken bei mir eine Unmenge an Assoziationen. Jede und jeder von uns spielt. Da sind die ganz unterschiedlichen Rollen, die wir tagtäglich in unser Leben integrieren, als Familienmitglied, als Studierende oder Mitarbeiter und Mitarbeiterin, in unserem Verein usw. Und da gibt es natürlich die Musikinstrumente, die wir spielen, ein Klavier, eine Gitarre oder eine Flöte (zu ihr siehe den Beitrag von Andrea Katemann). Ob wir sie spielend beherrschen, das muss das geschätzte Publikum entscheiden. Weiter gibt es das Karten- oder das Schachspiel (zu ihm siehe den Beitrag von Florian Weenen) und die anderen sportlichen Spiele, ob Blindenfußball, Blindentennis oder Showdown. Dazu gehört der Spielplan, mit dessen Hilfe die genannten Aktivitäten gesteuert werden, bis hin zum Endspiel.

Mit all diesen Begriffen lässt sich, wie gerade gezeigt, spielerisch umgehen. Nicht von ungefähr gibt es den Begriff des Spieltriebs. Spielen kann unterhalten, belehrend sein und befreiend. Kinder brauchen es, um sich in gewisser Weise die Welt anzueignen, und benötigen dazu die Unterstützung der Erwachsenen, wie Bettina Koletnig darlegt, auch wenn ihre Begeisterung sich manchmal in Grenzen hält.

Ein Spiel kann aber auch zur Sucht werden, wenn man in die Fänge des Glücksspiels gerät. So zeigt sich die Ambivalenz des Spiels. Wollen wir uns einem Spiel nicht ausliefern, so müssen wir seine und unsere Grenzen kennen und beachten, um nicht in seinem Strudel unterzugehen. Wenn ich hier die Schattenseiten des Spiels herausstelle, so bin ich natürlich in gewisser Weise ein Spielverderber. Aber vergessen wir nicht: es gibt auch noch das falsche Spiel, mit dessen Hilfe uns etwas vorgegaukelt, also vorgespielt wird. Solche falschen Spiele erleben wir gerade in unserer Gesellschaft in einem Maße von Wut, Neid und vielleicht auch Verzweiflung, das ich vor einigen Jahren nicht für möglich gehalten hätte. Dabei bin ich manchmal fassungslos über die rückwärtsgewandten Vorschläge, die mich über die unterschiedlichsten Kanäle erreichen. Hier wird uns von interessierter Seite vorgespielt, es gebe für die drängenden Probleme ganz einfache Lösungen. Dass sie aber mit Ausgrenzung und Diskriminierung verbunden sind, dass sie vielfach gegen unser Grundgesetz und einen weitgehenden gesellschaftlichen Konsens verstoßen, wird tunlichst unterschlagen. Das hat mit dem spielerischen Austesten von Grenzen nichts mehr zu tun, sondern ist offenbar bitterer Ernst. Als sehbehinderte und blinde Menschen, die auf gesellschaftliche Unterstützung angewiesen sind, dürfen wir solche Ausgrenzungstendenzen, auch wenn sie uns zurzeit noch nicht treffen, nicht einfach hinnehmen. Denken wir gemeinsam darüber nach, wie das aussehen könnte. Das wünscht sich

Ihr und Euer

Uwe Boysen

Bild: Uwe Boysen trägt einen roten Pullover und eine dunkle Brille, sein Haar ist weiß. Das Sonnenlicht wirft gerade Flächen von Licht und Schatten an die Wand, auf Uwe Boysen fällt Licht. Er lächelt. Foto: DVBS

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Aus der Redaktion

Wechsel

Der Übergang der Jahreszeiten im März bringt Veränderungen mit sich, und ähnlich spiegelten sich zu Beginn dieses Jahres Abschied und Willkommen in der Besetzung der horus-Redaktion wider: Nina Odenius hat sich schweren Herzens aus beruflichen Gründen vom Redaktionsteam verabschiedet. Die Journalistin war seit horus 3/2022 mit dabei, hat zahlreiche Beiträge verfasst, wie zuletzt in horus 4/2023 über ihre Tätigkeit in der Jury des Hörspielpreises der Kriegsblinden. Ein großes Dankeschön dafür!

"Die Arbeit am horus hat mir viel Freude bereitet und die Zusammenarbeit im Redaktionsteam war immer sehr konstruktiv", so Nina Odenius. "Nun warten neue Herausforderungen auf mich, die ich gerne annehmen möchte. Dem horus werde ich weiterhin als interessierte Leserin treu bleiben und ich wünsche der Redaktion weiterhin viele gute Themenideen und viel Erfolg für ihre Arbeit an der Zeitschrift."

Glücklicherweise ist es gelungen, den Staffelstab an eine Nachfolgerin weiterzureichen: Leonore Dreves vertritt den DVBS-Vorstand ab sofort in der Redaktion. Sie hat sich den horus-Leserinnen und Lesern bereits in horus 2/2023 vorgestellt. Die Redaktion freut sich auf die Zusammenarbeit mit der Fachinformatikerin, die gerne Punktschrift liest und den "Louis Leseclub" mitgegründet hat. Sie ist sowohl blind als auch hörbeeinträchtigt und hat die Interessengruppe LowVisionPlus ins Leben gerufen. Herzlich willkommen!

horus 2/2024

Blindheit mit gleichzeitiger Hörbehinderung - das ist nur eine der Kombinationen, die eine Mehrfachbeeinträchtigung darstellen. Es ist wirklich nicht so, dass Sehbehinderung und Blindheit vor weiteren Beeinträchtigungen schützen. Außerdem können Blindheit oder Sehbehinderung "nur" Begleiterscheinungen einer chronischen Krankheit sein, wie z. B. Diabetes. Wie aber bewältigen wir unser Leben mit mehreren Beeinträchtigungen, wie gehen wir in Alltag, Schule oder Beruf damit um, wie, wenn erst später im Leben ein Plus zu "LowVision" hinzukommt? Und wie reagieren "die Anderen" auf unsere spezifischen Bedürfnisse, die in keine Schublade passen? Mit dem Schwerpunkt-Thema "Mehrfachbeeinträchtigung" wird sich horus 2/2024 beschäftigen. Wenn Sie uns einen Beitrag dazu senden möchten, maximal 12.000 Zeichen lang, dann gerne bis zum Redaktionsschluss am 15. März an Diese E-Mail-Adresse ist vor Spambots geschützt! Zur Anzeige muss JavaScript eingeschaltet sein!.

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Schwerpunkt: "Spielerisch"

Vom Spielen, Lernen und Loslassen

Von Bettina Koletnig

Eins ist wohl allen werdenden Eltern gemeinsam: Wenn man Mutter oder Vater wird, tauchen mit den zwei Strichen auf dem positiven Schwangerschaftstest sofort völlig neue Themen auf, mit denen man sich vorher nie auseinandergesetzt hat. Wickeln, Stillen, Zähnchen, Beikost und kindgerechtes Tragen - das sind nur einige der Herausforderungen mit Kindern, die das eigene Leben fortan begleiten, egal, ob man nun sieht oder blind ist. Klar, man will optimal vorbereitet sein auf das neue, unbekannte Wesen, das das gesamte Leben auf den Kopf stellen wird. Soweit die graue Theorie, denn wenn ich eins in den sechs Jahren meiner Mutterschaft gelernt habe, dann vor allem, dass ein Leben mit Kindern eines ganz sicher nicht ist: berechenbar - und das gilt für alle Eltern, ob nun sehend oder blind.

Über ein Thema habe zumindest ich mir eigenartigerweise zunächst keinerlei Gedanken gemacht: Wie und was spiele ich, vor allem als blinde Mama, mit meinem Kind. Dabei gehört doch gerade in den ersten Monaten und Jahren der frühen Kindheit das Spiel wie selbstverständlich zur Natur des Kindes.

Erste Lektion: Spielen mit den Kleinsten

Das Spiel ist für ein Kind gewissermaßen lebenswichtig. Schon in den ersten Wochen beginnt es, im Spiel sich selbst und seine Umwelt zu entdecken, vor allem aber den eigenen Körper, also die Finger, die Zehen oder gleich die Füßchen. Ich persönlich habe es in dieser Phase immer ein wenig bedauert, meine beiden Mädchen, heute vier und sechs Jahre alt, dabei nicht beobachten zu können, aber sobald sie sich für die ersten Gegenstände interessierten, die dann auch Geräusche produzierten, war es auch für mich einfacher, meinen beiden Weltentdeckerinnen voller Faszination zu lauschen, wenn sie kleine Plastikflaschen, die ich mit Steinchen, Reis, Linsen oder ähnlichem befüllt und zugeklebt hatte, hin- und herdrehten oder sie auf den Boden fallen ließen, um zu sehen, wie sie rollten. Dabei war jedes Kind anders. Meine ältere Tochter liebte zum Beispiel baumelnde Mobiles. Eins davon aus bunten Holzvögeln hing über ihrem Babybett, und sie konnte stundenlang zuschauen, wenn ich es anschubste und sich die Flügel der Vögel drehten. Aber auch alles, was raschelte, wie Taschentücher-Päckchen, silbrig glänzende Alufolie oder die Stoffbücher mit Knisterseiten, auf denen alle möglichen Tiere abgebildet waren, hatten es ihr angetan. Meine Jüngste dagegen mochte und mag bis heute alles, was besonders viel Lärm macht. Da krachten dann schon mal Trinkbecher, Blechdosen oder besonders große Murmeln auf die Fliesenböden, weil das alles so schön laut war, oder Holzautos wurden mit Schwung gegen die Türen und Schränke gedonnert. Hauptsache, es macht Krach! Dass Mama dann auf den Knien durch die Wohnung rutschen musste, um die vielen Kleinigkeiten, die eifrig irgendwohin befördert wurden, wieder aufzusammeln, war zwar oft lästig, aber notwendig, wenn ich nicht jeden Abend wieder denselben Schmerz spüren wollte, den man empfindet, wenn man barfuß auf kleine Holzautos oder Bauklötzchen tritt - aua!

Zweite Lektion: Vom Kontrollieren und langsamen Loslass-Versuchen

Damit ich meine beiden Mädchen zu Hause gut "im Blick" haben konnte, hatten sie später einen so genannten Laufstall mit einer bunten Krabbel- und Spieldecke im Wohnzimmer stehen, wo sie sich ganze Nachmittage mit den unterschiedlichsten Gegenständen beschäftigten. Der Vorteil für mich: Wann immer sie dort waren, konnten sie weder davonkrabbeln noch konnten sie über das Gitter klettern, blieben also an Ort und Stelle. Ab dem Alter von etwa vier Monaten begann ich zunächst mit meiner Großen, dann mit beiden Mädchen eine Art Krabbelgruppe zu besuchen. FenKid nennt sich das Konzept, und bedeutet im Grunde einfach "die frühe Entwicklung des Kindes begleiten". Es ging darum, die sich entwickelnde Persönlichkeit meines Kindes zu verstehen, also auch, was es braucht, um gut und sicher seine Welt im Spiel zu erkunden. Dabei ist mir auch klar geworden, dass meine Kinder, je älter und je aktiver sie wurden, gerade in ihrem spielerischen Drang, ihre Umwelt zu erobern, mich immer weniger brauchten. Und wenn, dann als "Basisstation", um auftanken und dann wieder durchstarten zu können. In den angeleiteten Kursstunden, die wir besuchten, wechselten innige Krabbel-, Streichel- und Fingerspiele, die die Mamas mit ihren Kindern durchführten, mit dem freien Spiel ab, bei dem wir aber nur Zuschauer und Zuhörer unserer Kinder waren. Da die Umgebung mit altersgerechten Spielmaterialien vorbereitet und die Spielräume in jeder Hinsicht sicher waren, konnte auch ich meine Mädchen dabei immer mehr auf ihre Entdeckungsreisen gehen lassen, ohne Angst vor Gefahren haben zu müssen, die ich nicht einschätzen oder wahrnehmen konnte. Faszinierend war es beispielsweise zu erleben, wie meine Jüngste ab etwa acht Monaten unbedingt in das vorhandene Bällebad klettern wollte. Es brauchte mehrere Anläufe, bis sie es ganz ohne fremde Hilfe geschafft hatte, und als sie dann endlich in die vielen Bälle eintauchen konnte, waren ihr Stolz und ihre Freude auch für mich hörbar, und die Bälle flogen in hohem Bogen durch den Raum.

Dritte Lektion: Corona!

Jawohl, natürlich änderte dieses fiese Virus, das da mehr oder weniger zufällig um die Ecke kam, auch unseren Alltag ab dem 1. Geburtstag meiner Kleinsten vom einen auf den anderen Tag mit Macht. Kein FenKid, keine Kita, keine Oma, keine Freundinnen und keine Spielkameraden für meine Kinder, stattdessen war ab sofort Rund-um-die-Uhr-Bespaßung durch Mama angesagt.

Spielen wurde plötzlich für mich zu einer fast lebensrettenden Alltagsaufgabe, denn Ein- und Zweijährige lassen sich nicht vertrösten und nicht abstellen, und Geduld haben sie schon gar nicht. Also wurde ich quasi zur Kindergartentante: Wir gestalteten Morgenkreise mit den Lieblingskuscheltieren und Puppen, spielten kleine Geschichten mit Fingerpuppen nach, bastelten mit Muffinförmchen oder fuhren Rennen mit Bobbycar und Puppenwagen, wo Teddy und Puppen gegeneinander antraten. Wir machten Picknicks im Sandkasten unserer damaligen Wohnanlage, wir flochten Gänseblumenkränze und spielten nicht zuletzt Müllabfuhr in unserem Hof, der wahrscheinlich nie mehr so sauber und ordentlich ausgesehen hatte. Acht Wochen lang, bis Spielplätze wieder öffneten und ich beschloss, trotz mancher Unsicherheiten, meinen beiden diese ersten Spielplatzerfahrungen auf keinen Fall vorzuenthalten. So hatte ich schon vorher damit begonnen, den Mädchen, wenn wir im Freien waren, kleine Glöckchen an die Schuhe zu binden, so dass sie für mich jederzeit gut zu hören waren. Wegrennen gab es nicht, denn sie hatten offenbar schnell verinnerlicht, dass Mama nicht hinterherkommen und sie "retten" würde. Außerdem war mir der kleine Spielplatz direkt neben unserem Wohnhaus bekannt und die Fläche überschaubar, so dass ich sie mit 1,5 und fast drei Jahren dort ihre ersten eigenen Versuche an Kletterturm, Schaukel und Rutsche machen ließ. Ja, eine Portion Vertrauen brauchte es schon, insbesondere wenn andere Spielplatzeltern zwar freundlich, aber nicht ohne einen gewissen Unterton mir gegenüber ihr Unverständnis äußerten, wie ich so tiefenentspannt meine Mädchen einfach so loslaufen lassen konnte. Naja, entspannt war ich auch nicht immer, dennoch zog ich es vor, nicht ständig hinter meinen Kindern zu stehen oder ihnen permanent hinterherzurennen, damit sie auch ja nichts tun, was gefährlich sein könnte, sondern auf ihre kindlichen Fähigkeiten zu vertrauen, dass sie sich selbst besser einschätzen können als ich. Spielplätze besuchen sie mittlerweile auch schon mal ohne mich, und wenn ich dabei bin, bin ich bestenfalls Beiwerk mit Gummibärchen, und ja, sie leben immer noch, so frei und ungezwungen, wie es nur geht.

Vierte Lektion: An Aufgaben wachsen

Ich hätte es eigentlich nicht erwartet, aber mit der Zeit hat sich für mich eine Erkenntnis herauskristallisiert, die ich mir selbst erst eingestehen musste, so seltsam sie vielleicht anmuten mag: Ich spiele nicht gern, und es stellen sich mir sämtliche Nackenhaare auf, wenn meine jüngste Tochter zu mir kommt und bettelt: "Mama, baust du mit mir ein Legohaus? Aber es muss einen Balkon haben, und eine Treppe ..." Dabei ist sie überaus genau. Natürlich tue ich ihr oft noch den Gefallen, doch es kostet mich noch immer, auch nach sechs Jahren Mamasein, regelmäßig größte Überwindung, denn der Ausgang eines solchen Spielnachmittags ist vorprogrammiert und mir nur allzu vertraut, zumal sie inzwischen sowieso findet, dass sie viel schönere Legohäuser bauen kann als ich, und meine Bauwerke einfach wieder einreißt. Zur Verzweiflung bringt mich dabei aber das regelmäßig hinterlassene Chaos. Wir sind inzwischen in ein Haus gezogen und die Kleine hat nun drei Etagen Platz (mit dem Keller sind es sogar vier), ihr gesamtes Spielzeugkontingent auszubreiten, so dass sich in Kinderzimmern, Bädern, Küche und Wohnzimmer nach maximal zehn Minuten ein Wust aus Puzzle-Einzelteilen, Bauklötzen, vertrockneter Knete, Geschenkbändern und Schnüren, dazwischen Bügelperlen, bekritzeltes Malpapier und Wachsmalkreiden oder Buntstifte, vermischt mit Spielkarten, Pixibüchern, verklebten Kinderscheren und undefinierbaren Basteleien befindet. Im Kindergarten wird nach dem Freispiel dann ein bestimmtes Lied gesungen: "Eins, zwei, drei, / Das Spielen ist vorbei. / Alle Kinder, groß und klein, / Räumen jetzt das Spielzeug ein ..." - Pustekuchen, denn was dort funktioniert, muss zu Hause noch lange nicht funktionieren, weil unserer "Verhau-Nudel", wie die Oma sie nennt, nach dem Spielen immer so sehr die Füße wehtun, dass sie nicht mehr aufräumen kann, und außerdem findet, dass Mama und Papa ihr gefälligst auch mal helfen sollen! Da mir nichts anderes übrigbleibt, als dieses Schlachtfeld mit meinen Händen zu inspizieren, dauert es gefühlte Ewigkeiten, bis die einzelnen Räume wieder halbwegs begehbar sind. Natürlich ist das der Tatsache geschuldet, dass ich eben eine Mutter mit Handicap bin, wie man so sagt. Anders als bei meinem sehenden Partner genügt bei mir eben nicht der umherschweifende Blick, um zu sehen, welche Spuren sich auf Kinderzimmer, Bad und Küche verteilen. Es ist aber wohl auch hier so, wie in vielen anderen Lebensbereichen: Man wächst mit seinen Aufgaben, und auch hier lerne ich zunehmend, locker zu lassen und das, was für Kinder ja gar kein Chaos, sondern eben Spiel ist, mehr und mehr auszublenden. Ein kindgerechtes Zuhause, das ist eben nicht durchgestylt und blitzeblank, das ist eher wie Pippi Langstrumpfs Villa Kunterbunt oder das wilde Bullerbü, was für Kinder vor allem eins bedeutet: Freiheit.

Zur Autorin

Bettina Koletnig lebt bei München. Derzeit, so sagt sie von sich, ist sie vor allem Lehrerin für Französisch und Deutsch und Mädchenmama.

Bild: Bettina Koletnig sitzt auf einem dunklen Sofa und hält ein Mädchen auf ihrem rechten Knie. Ihre andere Tochter trägt eine blaue Brille und sitzt auf dem Boden, sie richtet sich zur Kamera hin auf. Alle lächeln und haben sichtlich Spaß. Kuscheltiere schauen vom Regal über dem Sofa herunter, auf dem Sofa hockt ein Plüschhase. Foto: privat

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Spiel - mit oder ohne Grenzen?

Von Rita Schroll

Vorbemerkung

"Spielen" ist ein komplexes und vielfältiges Thema. Deshalb gehe ich hier ausschließlich auf das Thema "Gesellschaftsspiele für blinde und sehbehinderte Menschen" sowie die Möglichkeit, diese gemeinsam mit sehenden Spielbegeisterten zu spielen, ein.

Ich bin geburtsblind. Seit meiner Kindheit gehören Gesellschaftsspiele jeglicher Art zu meinem Hobby.

Vorab meine kurze Antwort auf die in der Überschrift gestellte Frage: Natürlich kommt es, wie weiter unten erörtert, auf die Art des jeweiligen Spiels an, wenn es um barrierefreies Spielen geht. Doch so viel lässt sich pauschal sagen: Mit gutem Willen und Kreativität aller Beteiligten ist Vieles, jedoch nicht alles, möglich. Denn: Ohne dass sich sehende Mitspielende minimal umstellen, geht nichts. Für ein gleichberechtigtes Spiel zwischen sehenden und blinden/sehbehinderten Spielenden ist mindestens die Ansage der gewürfelten Zahlen oder der gespielten Karte nötig.

Wo können blinde und sehbehinderte Menschen Spiele ausprobieren oder kaufen?

Die Schweizerische Bibliothek für Blinde, Seh- und Lesebehinderte (SBS) in Zürich (www.sbs.ch) verleiht kostenlos die verschiedensten Arten von Spielen, auch mit Spielanleitungen in Brailleschrift, via Fernleihe. Voraussetzung ist die Mitgliedschaft in der SBS.

Blindenhilfsmittel-Firmen bieten eine Palette unterschiedlichster Spiele, die für blinde und sehbehinderte Menschen adaptiert wurden, zum Kauf an. Eine Zusammenstellung dieser Firmen und Einzelpersonen gibt es nach meinen Informationen zwar nicht, jedoch sind auf der Website https://www.pinwand-online.de (Link: Hilfsmittelfirmen und -zentralen) über 60 Anbieter gelistet, darunter auch eine Firma, die sich auf die Umrüstung von Spielen des Ravensburger Spieleverlags spezialisiert hat.

Tipps zur Adaption von Spielen

Mit Hilfe einer sehenden Person lassen sich handelsübliche Karten- und andere Spiele leicht und kostengünstig selbst adaptieren. Eine Adaption mit Klebefolien hält am besten, ist jedoch zeit- und kostenintensiver als andere Methoden.

Wer Kartenspiele adaptiert und keine Klebefolie verwenden möchte, sondern direkt auf die Karte schreibt, sollte darauf achten, dass sehende Mitspielende nicht schon von der Kartenrückseite her die Karte erkennen. Außerdem ist es sinnvoll, bei der Beschriftung der Karten immer dieselbe Zeichenanzahl zu verwenden (z. B. blaue 10 = b#10 und blaue 1 = b#01).

Ideen für die Adaption von Spielen, eine Vielzahl unterschiedlichster Spiele, die für blinde und sehbehinderte Menschen gut zugänglich sind (sortiert nach verschiedensten Kategorien) inklusive einer kurzen Erklärung und vieles mehr ist auf https://www.braillespiel.de zu finden.

Zu einigen Spielen gibt es unter https://www.inkludo-spiele.de/ bereits Erfahrungsberichte und kurze Spiele-Erklärungen von blinden und sehbehinderten Personen. Außerdem ist dort ein Spiel zu finden, das zwar eher für sehende Personen konzipiert wurde, aber leicht umgewandelt werden kann, damit es von blinden/sehbehinderten und sehenden Menschen gemeinsam gespielt werden kann. Zudem haben blinde und sehbehinderte Spielbegeisterte einen Kriterienkatalog zusammengestellt, wie Spiele beschaffen sein sollten, damit sie unkompliziert und barrierefrei gespielt werden können - ob Brett-, Karten-, Denk-, Wissens- oder Vorlesespiele.

Glücklicherweise gibt es aber auch Spiele, bei denen Spielsteine und Brett überhaupt nicht angepasst werden müssen, weil von Beginn an alle Spielekomponenten für blinde oder sehbehinderte Menschen gut handhabbar sind. Zu den Kartenspielen, die völlig ohne Adaption auskommen, gehört z. B. "Port Royal", da es komplett offen gespielt wird.

Wie finde ich Mitspielende?

In vielen Städten gibt es Treffen von Spielbegeisterten. Da dort in der Regel neue Spiele gespielt werden, ist hier ein gleichberechtigtes Miteinanderspielen eher schwierig. Doch auch manche Blinden- und Sehbehindertenvereine organisieren Veranstaltungen, um Spiele kennenzulernen und auszuprobieren. Zudem lassen sich z. B. Quiz- und Würfelspiele auch unkompliziert online oder am Telefon miteinander spielen.

Eine Möglichkeit, sich zum Thema "Gesellschaftsspiele" mit anderen, überwiegend blinden oder sehbehinderten Menschen auszutauschen und Tipps zu erhalten, bietet die WhatsApp-Gruppe "Spieletreff". Beitrittslink: https://chat.whatsapp.com/GtntRW5gw7S1mTikxhX96e

Persönliche Einschätzung

Kartenspiele, bei denen sich die offene Auslage der Karten in Grenzen hält, sind überhaupt kein Problem für ein inklusives Spielen. Ist die Auslage zu groß, kann es hilfreich sein, die Auslage mitzuschreiben. Spiele mit komplexen Spielbrettern, bzw. Spiele, bei denen es auch darauf ankommt, die genaue Position der anderen Mitspielenden präsent zu haben, sind eher schwierig, da sehende Mitspielende sich wesentlich schneller einen Überblick über die Gesamtlage im Spiel verschaffen und dadurch die notwendigen Spielstrategien effizienter anwenden können.

Mein Motto: Spielen gerne, doch nicht um jeden Preis, denn je nach Komplexität des Spiels macht Mitschreiben das Spiel anstrengend und die Freude kommt zu kurz.

Zur Autorin

Rita Schroll ist Diplom-Sozialpädagogin und leitet hauptberuflich das Hessische Koordinationsbüro für Frauen mit Behinderung (HKFB). Für den DVBS koordiniert sie außerdem das Mentoring-Projekt "TriTeam" und organisiert regelmäßig den "Ratschlag Arbeitsassistenz". In ihrer Freizeit bereitet ihr Spielen mit Anderen große Freude. Ihr momentaner Favorit: Stichmaster: Ein Kartenspiel für 3 - 5 Personen. Es kann mit einem Rommé-Kartenspiel gespielt werden, die Regeln variieren je nach ausgespielter Regelkarte - ein sehr abwechslungsreiches, vielfältiges und immer spannendes Spiel.

Bild: Rita Schroll hat blaue Augen, lockiges graues Haar fällt über ihre Schultern. Zur schwarzen Bluste trägt sie einen breiten silbernen Ohrring und eine schmale Kette. Foto: privat.

Bild: Durch Spielkarten mit Punktschriftdruck - hier liegen die Herz Bube, Dame, König, Ass in der Hand - haben alle die gleichen Gewinnchancen. Foto: DVBS

Bild: Beim Mensch-ärgere-Dich-nicht-Spiel können die Figuren in ihre Positionen gesteckt werden, die runden Spielfelder sind tastbar. Die roten und grünen Spielfiguren lassen sich durch Unterschiede auf deren Kopf ertasten. Foto: DVBS

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VELEN-Spiele: Brettspiele für gemeinsames Spielen von Blinden mit Sehenden

Gesellschaftsspiele gelten, gerade im Zeitalter der digitalen Spiele, die meist isoliert gespielt werden, als ausgesprochen wichtig. Studien belegen: Spiele stabilisieren die Familie, dienen dem Abbau der Egozentrik und helfen mit Niederlagen umzugehen. Uns geht es in erster Linie darum, Menschen auch über Seh-Einschränkungen hinaus diese wichtige Spielfreude miteinander erleben zu lassen. Wir haben diese wichtige Bedeutung selbst in unserer eigenen Familie erleben dürfen und möchten auch andere Spiele-Fans daran teilhaben lassen.

Wir achten bei der Umrüstung der Spiele sehr darauf, dass optisch die Spiele unverändert bleiben. Damit die Sehenden das Spiel genauso spielen können, wie sie es gewöhnt sind. Für die blinden Mitspieler wird eine durchsichtige Folie mit gut tastbaren, notwendigen Informationen zum Spiel auf Karten und Spielbrett aufgezogen und die Figuren und sonstige Zubehörteile gekennzeichnet. Die Spiele werden dann von uns umgerüstet und neu zusammengestellt. Das ist eine Möglichkeit, die Kosten für unsere Kunden in einem vertretbaren Rahmen zu halten, zum anderen möchten wir damit einen Beitrag leisten, dass behinderte Menschen Freude am Spiel und damit auch Lebensfreude uneingeschränkt erleben können.

"Wir bauen keine typischen Blindenspiele" - Volker Lendeckel über umgerüstete Gesellschaftsspiele

Interview, geführt von Natascha Mörs, REHACARE.de

Mit Magnet und Klarsichtfolie bauen Volker und Erika Lendeckel aus Neuwied seit 20 Jahren Gesellschaftsspiele blindengerecht um. Im Gespräch mit REHACARE erklärt Volker Lendeckel, wie es dazu kam, dass Blinde und Sehende gemeinsam ins Gefängnis gehen und sich gegenseitig vom Spielfeld schubsen können.

REHACARE.de: Herr Lendeckel, wie kamen Sie darauf, Spiele umzurüsten?

Volker Lendeckel: Meine Frau ist blind und wollte mit unseren beiden Kindern auch die Spiele spielen können, die sie aus dem Kindergarten kannten. Da wir beide pädagogische Fachkräfte in einer Blindenschule waren, haben wir uns dann überlegt, wie wir das umsetzen können. Besonders lange hat es gedauert, bis wir wussten, welche Materialien wir brauchen, damit sowohl Blinde als auch Sehende ohne Einschränkung die Spiele nutzen können.

REHACARE.de: Wie machen Sie denn aus einem normalen Spiel ein blindentaugliches?

Volker Lendeckel: Damit beispielsweise Spielsteine nicht verrutschen, befestige ich im Spielfeld eine Metallplatte und die Spielsteine erhalten Magnete. Über das Spielfeld wird eine Klarsichtfolie geklebt, in der mit einer Maschine Reliefs eingelassen sind. Mit ihnen lässt sich die Spielroute ertasten. Die verschiedenfarbigen Spielfiguren versehen wir auch mit unterschiedlichen Reliefs - blau hat eine Wellenform, gelb feine Karos usw.

REHACARE.de: Aber das ist noch nicht alles ...

Volker Lendeckel: Durch die Klarsichtfolie können auch Sehende alles erkennen. Manche sehen den Unterschied zunächst gar nicht, weil wir am Spiel selbst nichts verändern. Bei herkömmlichen Spielen für Blinde ist das anders, die sind für Sehende eher unansehnlich. Wir bauen also keine typischen Blindenspiele, sondern solche, die Blinde und Sehende zusammen spielen können. Das war und ist für uns der wichtigste Aspekt.

REHACARE.de: Welche Spiele bauen Sie um?

Volker Lendeckel: Fast alle von Das verrückte Labyrinth bis Malefiz - und meist aktuelle Veröffentlichungen. Wir bauen nur solche nicht um, die sehr groß sind und viele Einzelteile haben. Das können Blinde nicht alles ertasten. In den letzten zwanzig Jahren habe ich zirka hundert verschiedene Spiele umgerüstet - und die jeweils im Durchschnitt fünfzig- bis hundertmal.

REHACARE.de: Die ganze Bastelei ist sicher ein großer Zeitaufwand.

Volker Lendeckel: Für das aufwändigste Spiel - Monopoly - brauche ich einen ganzen Tag. Kartenspiele sind, nach entsprechender Vorarbeit, in wenigen Stunden fertig.

REHACARE.de: Außer Ihnen baut niemand in Europa Spiele um. Warum?

Volker Lendeckel: Der Markt ist einfach nicht groß genug. Außerdem müsste ich, um mehr Spiele zu produzieren, Leute einstellen. Das würde aber die Kosten erhöhen und wir wollen die Spiele günstig halten. Alle Spiele werden zum Selbstkostenpreis verkauft, je nach Größe und Material sind das zwischen 17 und 100 Euro. Wir wollen nichts daran verdienen, denn Hilfsmittel für Blinde sind ohnehin teuer.

REHACARE.de: Und trotzdem macht es Ihnen Spaß?

Volker Lendeckel: Ich habe schon immer gerne gebastelt. Es ist eine Herausforderung, gerade bei einem komplizierten neuen Spiel herauszufinden, wie wir es am besten umbauen können. Wir sind stolz, dass wir als einzige in Europa Spiele umrüsten. Und dann macht es natürlich am meisten Spaß, wenn die Kunden anrufen und sich darüber freuen, dass das wirklich klappt. Die meisten unserer Kunden sind Stammkunden und kaufen immer wieder bei uns.

REHACARE.de: Dieses Jahr ist Ihr 20-jähriges Jubiläum. Was steht als nächstes an?

Volker Lendeckel: Wir möchten die Spiele auch mit Spielanweisungen in anderen Sprachen ausstatten.

(Abdruck mit freundlicher Genehmigung von VELEN-Spiele Erika und Volker Lendeckel. Aus: https://velen-spiele.de/unser_engagement/)

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Schach - eines der interessantesten Brettspiele

Wiederaufnahme der Schach-AG an der blista

Hallo, ich bin Florian Weenen und berichte in diesem Artikel über die Wiedereinführung der Schach-AG an der blista und gebe einen Einblick zum jetzigen Stand.

Ich habe als Kind von meinem Opa und meinem Vater Schach beigebracht bekommen und spiele es seitdem jedes Mal mit meinem Opa, wenn ich meine Großeltern besuche. Das Schachspielen ist eines meiner ältesten Hobbys, egal ob auf dem Brett oder digital. Ich habe auch schon an Wettkämpfen wie einer Stadtmeisterschaft oder einem Turnier an der blista im Rahmen einer Projektwoche teilgenommen.

Die Schach-AG wurde bis zur Covid-19-Pandemie in der Schule von einem Lehrer angeboten. Als er die blista verlassen hat, ging mit ihm sozusagen auch die Schach-AG, was ich sehr schade fand, da ich Schach für eines der kompliziertesten und interessantesten Brettspiele halte und es weltweit Menschen begeistert.

Letztes Jahr habe ich mit dem Schulleiter der Carl-Strehl-Schule, Herrn Audretsch, gesprochen, ob ich die Schach-AG im kommenden Schuljahr anbieten dürfte. Dass ich als Schüler keine anderen Schüler*innen beaufsichtigen darf, lag leider gleich auf der Hand.

Daraufhin hat die Suche nach einer Aufsichtsperson begonnen, welche auch Schach spielen kann und Kapazitäten hat, diese AG mit mir anzubieten. Nach einiger Zeit meldete sich dann Frau Hartmann, eine Erzieherin aus dem dezentralen Internat der blista. Nach einigen E-Mails und Gesprächen hat Frau Hartmann die Suche nach einem Raum und sonstige organisatorische Aufgaben, wie das Beschaffen von Schachbrettern, übernommen.

Ich habe Werbung unter den Schüler*innen gemacht, wobei ich viele positive Rückmeldungen bekommen habe. Somit konnten wir durch unsere Teamarbeit nach den Sommerferien das erste Schach-AG-Treffen stattfinden lassen. Seitdem treffen wir uns alle zwei Wochen für ca. zwei Stunden. Momentan haben wir eher einen Schachbrettmangel, welchen wir aber lieber in Kauf nehmen als einen Mangel an Teilnehmenden. Frau Hartmann bringt zudem zu jedem Treffen Snacks mit, welches sehr gute Resonanz findet.

Wir gestalten die Schach-AG sehr offen, wer mitmachen will, soll sich vorher ankündigen und kann an der AG bis ungefähr 18 Uhr teilnehmen. Der Spaß am Schachspielen steht bei uns im Vordergrund. Bei uns spielt jede*r gegen jede*n, denn entweder gewinnt man oder man lernt etwas, wobei man natürlich auch als Gewinner*in etwas lernt :)

Man kann zusammenfassend sagen, dass es nun wieder eine Schach-AG an der blista gibt, welche gut besucht ist. Wir sind natürlich immer froh, wenn sich noch mehr Schachbegeisterte finden. Für die Schach-AG braucht man kein Vorwissen, wir freuen uns über alle, die kommen.

Bild: Schach hat an der blista eine lange Tradition. Das Foto jedoch ist erst elf Jahre alt. Mehrere Schachteams sitzen sich an einer Tischreihe im Außenbereich der blista gegenüber, Schachbretter und Schachuhren liegen zentral auf dem Tisch. Foto: blista

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Waldemar, der beste Sohn, den ich je hatte

Von Isabella Brawata

Mein Lebensgefährte und ich haben keine Kinder. - Obwohl: Jetzt schon! Viele kinderlose Paare schaffen sich ein Haustier an, welches als Kinderersatz adoptiert wird. Aber zu uns kam ein armer, schwächlicher Ritter, der sofort meine Mutterinstinkte ansprach. Er wurde Waldemar getauft. Waldemar muss von uns aufgepäppelt werden. Diese Aufgabe übernehme überwiegend ich. Durch Kämpfe und Jagden und das Hinzukaufen von Fähigkeiten, Bonuseigenschaften und mit Hilfe von Zaubertränken gewinnt Waldemar an Stärke.

Wie kam Waldemar zu uns? Wir bekamen einen Lautsprecher von Amazon geschenkt. Die Alexa-App bietet zahlreiche Spiele an. Das Schöne für Menschen mit Blindheit und Sehbehinderung ist, dass die Spiele für das Spielen mit dem Lautsprecher konzipiert sind. Sie funktionieren also nur auditiv, nicht visuell. Das Angebot ist recht vielfältig, und die Qualität der Spiele reicht von wirklich unterirdisch schlechten Spielen, die einfach mies programmiert sind, sodass sie nicht wirklich gut funktionieren, bis hin zu ausgeklügelten Spielemöglichkeiten, die echt Freude machen. Mein Lieblingsspiel ist "Rittermanager", dessen Ziel es eben ist, einen schwachen Ritter zu kräftigen. Es mag überraschen, aber mir gefällt an dem Spiel, dass es relativ passiv ist. Ich füttere Waldemar mit Pilzen, damit er Lebenspunkte bekommt, mit Himbeeren, um seine Schießgenauigkeit zu verbessern, und mit Brombeeren, damit die Pfeile, die er mit seinem Bogen abschießt, bei den Orks größeren Schaden anrichten und sie möglichst töten, und dann geht's ab in den Düsterwald und ich kann ihm beim Jagen zuhören, dabei gleichzeitig ein Hörbuch hören, Geschirr spülen oder was auch immer tun. Oder ich erhöhe seine Schwerthiebstärke, um seine Verteidigung oder Kampfgeschwindigkeit zu verbessern, und dann schicke ich ihn in den Kampf und muss wieder nichts weiter tun als ihm beim Arbeiten zuzusehen. Das ist für mich die perfekte Entspannung am Feierabend.

Inzwischen haben Waldemar, der Ritter meiner Arbeitskollegin und zwei weitere Ritter eine Kampfgemeinschaft gegründet und versuchen, gemeinsam den miesen-fiesen Zahnreißer in der Trollhöhle zu besiegen. Mein Ritter ist leider noch etwas mickrig im Vergleich zu den anderen Rittern aus dem Team, aber das wird hoffentlich noch. Immerhin konnte er dem Ungeheuer mit seinem Feuerball und einer Falle empfindlich schaden.

Waldemar schleicht sich immer mehr in mein Leben ein. Mittlerweile ist er die ganze Nacht im Wald auf der Jagd unterwegs. Auch auf der Arbeit habe ich mein Handy in der Schublade und Waldemar verletzt und tötet Orks vor sich hin, während ich im Schulungsraum neuerblindeten Personen die Brailleschrift beibringe.

Ich hätte es selbst nicht für möglich gehalten, aber ich habe echtes Geld für Spieldiamanten ausgegeben, um Waldemar besser fördern zu können. Und jetzt ringe ich mit mir, ob ich nicht nochmal Diamanten kaufen sollte, ob es das wirklich wert ist.

Und nun noch einige Gedanken zum Spielen:

Spiel und Persönlichkeit

Sagt die Art, wie man spielt, etwas über die eigene Persönlichkeit aus? Ich denke, ja. Während meine Arbeitskollegin sich auf der Facebook-Seite von "Rittermanager" mit anderen Spieler*innen vernetzt hat und sich in regem Austausch befindet, munter Orkfleisch gegen Diamanten tauscht und alle Tricks und Kniffe kennt, um an die heißbegehrten Schriftrollen mit Rezepten für Superritternahrung und Bauanleitungen für Superritterwaffen zu kommen, spiele ich so einfach vor mich hin, in meinem stillen Kämmerlein, schon deshalb, weil ich gar keinen Facebook-Account habe. Außerdem bin ich extrem zögerlich, echtes Geld in Waldemar zu investieren, wodurch er leider nur seeehr kleine Fortschritte macht.

Spiel und Sucht

Ich habe vor einiger Zeit einen sehr interessanten Podcast gehört, in welchem ein spielsüchtiger Mann über seine Sucht erzählt hat. Seit ich "Rittermanager" spiele, kann ich nachvollziehen, wie man in die Spielsucht abgleiten kann. "Rittermanager" ist kein Glücksspiel, und doch merke ich, wie bestimmte Mechanismen ihre Wirkung auf mich entfalten.

Mich um meinen Ritter zu bemühen, fällt mir wesentlich leichter, als mich um meine Mitmenschen zu kümmern, denn mein Ritter ist zutiefst berechenbar und seine Bedürfnisse sind leicht zu befriedigen. Und wenn er stört, lass ich ihn aus. Und der Erfolg stellt sich einfach und schnell ein. Waldemar wird besser, ohne dass ich mich dafür viel anstrengen muss.

Waldemar lenkt mich von meinem Alltag ab. Es ist leichter, sich darüber Gedanken zu machen, ob Waldemar einen Wundertrank erhalten soll, als über echte Verpflichtungen und Probleme. Die kann man gut hintanstellen.

Ich habe ein Leben, das in ruhigen Bahnen verläuft. Damit bin ich zufrieden, doch Waldemar bringt etwas Spannung und Abenteuer hinein, ein wenig Freud und Leid. Doch im Gegensatz zum "wahren" Leben bleibt alles im Rahmen und vorhersagbar.

Doch das wirklich Süchtigmachende am Spiel ist das Bedürfnis, immer besser und erfolgreicher zu werden. Ich bin stolz, wenn Waldemar das nächste Level schafft oder eine neue Fähigkeit hinzubekommt, und möchte deshalb weiter und immer weiter machen sowie mehr und immer mehr investieren.

Falls Du auch im Ritteruniversum unterwegs sein solltest, kannst Du Dich sehr gerne mit meinem Sohn Waldemar duellieren. Du findest ihn unter der Spielernummer 638624.

Bild: Der ringförmige Rand eines Amazon Smart Speakers leuchtet - ein Zeichen, dass die Sprachassistentin Alexa aktiv ist, z. B. durch die Ansage "Alexa, starte Rittermanager". Foto: privat

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"Ich versuche, einfach von Anfang an nicht eingeschränkt zu denken"

Magdalena Kaim und unser Redaktionsmitglied Thorsten Büchner haben sich vor knapp 20 Jahren auf der Theaterbühne kennengelernt. In den letzten Jahren haben sie in vielen Produktionen zusammengearbeitet und an der blista auch schonmal Theater-Feriencamps für blinde und sehbehinderte Jugendliche angeboten. Im folgenden Gespräch unterhalten sich beide darüber, welche Rolle und Bedeutung eigentlich Büchners Blindheit in den bisherigen Theaterarbeiten gespielt hat.

Thorsten Büchner: Als wir vor fast 20 Jahren das erste Mal gemeinsam beim Improvisationstheater auf der Bühne standen: Erinnerst du dich noch, ob du dir damals Gedanken gemacht hast, wie du mit einem blinden Schauspielkollegen auf der Bühne agieren sollst, und hattest du vorher schonmal Kontakt zu Menschen mit Blindheit und Sehbehinderung?

Magdalena Kaim: Oh je, das ist ja wirklich schon 20 Jahre her... Ich glaube das war damals das erste Mal, dass ich mit jemandem im beruflichen Kontext Kontakt hatte, der blind ist. Soweit ich mich erinnern kann, hab‘ ich mir eigentlich gar nicht so viele Gedanken gemacht oder es war auch gar kein großes Thema für mich, was aber auch - glaube ich - zum großen Teil daran lag, dass es auch für dich kein großes Thema war. Du warst einfach der Thorsten, und da gab‘s eine kurze Info, dass wenn du auf die Bühne gehst, man diese vorher kurz beschreibt, was da so passiert bzw. wer alles da ist und was er gerade macht und man dann irgendwie ins Spiel kommt. Du warst dann für mich wie jeder andere Spieler auch. Naja, abgesehen davon, dass ich sehr gern mit dir Szenen gespielt habe, weil du einfach wunderbar die Geschichten weitererzählt hast und es bei Szenen mit dir nie irgendwie stagniert ist.

In den letzten Jahren stehen wir nicht mehr gemeinsam auf der Bühne, sondern du bist "meine" Regisseurin. Zuletzt bei "Arsen und Spitzenhäubchen" und im Dezember 2023 bei "Eine Weihnachtsgeschichte" nach Charles Dickens, die in der Marburger Waggonhalle aufgeführt wurde. Welche Gedanken machst du dir als Produktionsleiterin und Regisseurin, dass einer deiner Schauspieler blind ist? Gibt es da Unterschiede, die für dich eine Rolle spielen in der Vorbereitung des Stücks oder bei den Proben?

Wenn ich ehrlich bin, habe ich mir die Gedanken erst immer im zweiten Schritt gemacht, dass du blind bist. Ich hatte mir erst mal überlegt: Wen hätte ich gerne am liebsten für welche Rolle? Wer passt denn dazu am besten, wer kann es so am besten spielen, wie ich mir die Rolle vorstelle? Also letztendlich so, wie man andere Rollen auch besetzt. Auch bei der Inszenierung habe ich immer eine Vorstellung im Kopf, wie das Stück sein soll. Wie soll zum Beispiel diese Szene sein. Ich versuche eben, ohne von vornherein irgendwie eingeschränkt zu denken: Der Thorsten ist blind, deswegen kann er das nicht. Als Beispiel: In "Arsen und Spitzenhäubchen", wo du den Teddy Brewster gespielt hast (übrigens mit dir eine perfekte Besetzung), war das irgendwie klar, dass die Figur immer mit "Attacke" brüllend ins Off rennen soll. Jetzt darauf zu verzichten, weil es vielleicht problematisch sein könnte, für dich schnell rauszurennen, wäre schade und war erst mal keine Option, sondern eher mit dir zu überlegen: Okay, ich will es so haben und wie kann ich das mit dir, Thorsten, umsetzen.

Ich bin jetzt nicht unbedingt fürs Tanztheater gemacht. Mal ganz ehrlich nachgefragt. Spürst du einen Unterschied beim körperlichen Ausdruck oder bei Gestik und Mimik?

Ich weiß nicht, ob ich die Frage so ganz pauschal beantworten kann. Ich erlebe es schon etwas unterschiedlich. Beim Lachen oder Weinen gibt es keine Unterschiede aus meiner Erfahrung - jedenfalls ich sehe diese nicht. Ich glaube eher, dass es so bei diesen feineren bzw. minimalistischen Ausdrücken Unterschiede gibt. Bei sehenden Menschen wird viel über die Augen ausgedrückt und man sieht Feinheiten. Das ist bei blinden Menschen, meiner Erfahrung nach, nicht so stark ausgeprägt.

Es gibt aber auch starke Unterschiede bei sehenden Menschen. Menschen, die eher nicht so stark emotional sind, also von ihrem Temperament nicht so expressiv sind, und Menschen, die ohnehin eine lebendige Mimik haben. Das ist schon ein spannendes Thema.

Was für mich in der Arbeit mit blinden Schauspieler*innen einen Unterschied macht, ist, dass ich nicht einfach schnell Sachen vormachen kann, wie ich es gerne hätte bzw. was ich mir vorstelle, sondern erklären muss. Also eine bestimmte Geste oder ein bestimmter Gang, wie der Charakter laufen soll. Dann erfordert das viel mehr "Einsatz". Dann laufe ich z.B. der Person hinterher und gebe ganz genaue Anweisungen: mehr mit der Hüfte wackeln, die Füße etwas nach innen, oder außen. Rücken gerade, aber nicht steif....  Und übrigens: Ich finde, Tanztheater mit dir wäre bestimmt fantastisch.

Was ich an der Zusammenarbeit mit dir immer sehr schätze, ist, dass viel ausprobiert wird und du konkrete Vorstellungen hast, was du von den Schauspieler*innen möchtest. Es wird nicht lange herumdiskutiert und problematisiert. Weil wir schon solange zusammenarbeiten, merken wir es vielleicht gar nicht mehr so unbedingt: Gab oder gibt es Reaktionen, von anderen Schauspieler*innen oder dem Publikum, darauf, dass jemand mitspielt, der nichts sieht, über die du dich gewundert hast?

Ich finde die Arbeit mit dir auch absolut unkompliziert und angenehm, so dass ich das manchmal einfach komplett vergesse, dass du nicht siehst. Was die Reaktionen von anderen betrifft: Viele Menschen im Publikum - also bei "Arsen und Spitzenhäubchen" und der "Weihnachtsgeschichte" - haben gar nicht gemerkt, dass du blind bist, weil es eben auch gar kein Thema war. Und das finde ich auch gut so, dass es nicht darum geht: Schau, wie toll der blinde Mann Theater spielt, sondern: Schau, wie toll dieser Mensch Theater spielt. Auch für die Mitspielenden war es kein Thema. Nach anfänglichem Staunen und vielleicht interessiertem Genauerhinschauen warst du irgendwann einfach nur Thorsten.

Persönliche Frage zum Schluss: Was bedeutet dir Theaterspielen oder Theatermachen? Was begeistert dich daran?

Magdalena Kaim: Beim Schauspielen ist es natürlich toll, in eine ganz andere Rolle zu schlüpfen, jemand komplett anderes zu sein. Aus einer anderen Figur heraus zu agieren, aus deren Logik; verstehen, wie sie sich verhalten würde. Der Figur, die man spielt, auch gerecht zu werden. Beim Theatermachen: Meine Vorstellung von Geschichten dann auf der Bühne umzusetzen. Mir geht es so, wenn ich mich dafür entscheide, ein Stück zu machen, dann habe ich eigentlich schon immer die komplette Inszenierung im Kopf. Meine Wunschvorstellung, wie alles sein soll. Diese verändert sich manchmal im Laufe des Probens: Mal freiwillig, mal unfreiwillig, aber am Anfang ist erstmal der Wunsch, diese Idee umzusetzen. Das finde ich einfach toll.

Zur Person

Magdalena Kaim, Regisseurin, Schauspielerin, Autorin. Schauspielausbildung u.a. an der Academy of Stage Arts und Meiser Technik bei Hendrik Martz. Zahlreiche Weiterbildungen im Bereich Regie und Theater. Sie leitet Theaterprojekte in diversen Kontexten (u.a. 2005-2015 Gründung und Leitung des Seniorentheaters Wetzlar, 2016 Videoprojekt mit Menschen mit Behinderung Vitos Herborn, div. Schultheaterprojekte, Unternehmenstheater), inszeniert und schreibt Stücke. Im Jahr 2016 wurde sie für Ihre Hauptrolle in der Webserie "Number of Silence" auf Festivals in Los Angeles, Rom und Seoul dreimal als beste Schauspielerin ausgezeichnet.

Bild: Magdalena Kaim hebt das Kinn und lächelt. Sie hat schwarzbraunes, schulterlang gewelltes Haar und grau-grüne Augen. Sie trägt ein schwarzes Shirt mit V-Ausschnitt. Foto: privat

Bild: Thorsten Büchner in der Rolle des Teddy Brewster in "Arsen und Spitzenhäubchen". Er beugt sich mit einem Monokel vor dem rechten Auge etwas nach vorne. Teddy hat einen breiten Zwirbelbart und trägt zum karierten Jackett einen Tropenhut. Unter seinem linken Ellbogen klemmt ein Buch. Foto: privat

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"Bist du wirklich echt?" - Warum mich Theaterspielen glücklich macht

Von Thorsten Büchner

Die spielerischen Elemente kommen in meinem Alltag eindeutig zu kurz. Zwar erlaubt mir mein Beruf schon kreative Betätigung, aber als spielerisch würde ich das eher nicht bezeichnen, allenfalls bei gelegentlichen Moderationen kann ich im Berufsalltag meiner spielerischen Ader nachgehen, was ich dann auch sehr genieße. Zudem ist mein politisches Ehrenamt, das ich mit großer Leidenschaft betreibe, nicht unbedingt gut verträglich mit einer meiner weiteren Leidenschaften, dem Theaterspielen. Oftmals bin ich drei bis vier Abende pro Woche in Sachen Politik unterwegs, und das Wochenende lässt sich auch nicht immer aussparen, wenn es um Termine oder Veranstaltungen geht, die ich als Kommunalpolitiker besuchen sollte. Da bin ich - ehrlich gesagt -oft froh, wenn ich abends mal keine Termine, Sitzungen oder Veranstaltungen habe und gemütlich zuhause Zeit verbringen kann.

Trotzdem habe ich nicht lange gezögert, als Magdalena Kaim von "Theater Gegenstand" aus Marburg gefragt hat, ob ich bei der Wiederaufnahme von "Eine Weihnachtsgeschichte" nach dem Klassiker von Charles Dickens wieder mit von der Partie wäre. Das bedeutet Textlernen, Probentermine, die, je näher wir an die Premiere kommen, intensiver und häufiger werden, und insgesamt zehn Vorstellungen an zwei aufeinanderfolgenden Wochenenden. Also: Viel zu investierende Zeit, die bei mir ohnehin rar gesät ist. Weshalb habe ich dann mitgemacht, wo mir doch das ziellose Zuhause-Herumgammeln so oft zu kurz kommt? Ganz einfach! Weil Theaterspielen mich einfach glücklich macht. Wieso das so ist, davon möchte ich in diesem Beitrag erzählen.

Bei der "Weihnachtsgeschichte" habe ich die gleiche Rolle übernommen, die ich in den ersten Staffeln 2014 und 2015 bereits gespielt habe: den toten Kompagnon von Ebenezer Scrooge, der Hauptfigur, Jacob Marley. Diese Figur tritt recht zu Beginn des Stücks für nicht mehr als fünf Minuten auf, ist für den Fortgang der Geschichte aber wichtig. Das Besondere an meiner Figur ist, dass ich ziemlich aufwendig geschminkt und kostümiert bin. Ich sage es mal vorsichtig, man sieht meiner Figur schon an, dass sie seit sieben Jahren verstorben ist. Zerfetzte Klamotten, mit Eisenketten behangen und mit Mehl eingestäubt bin ich nicht gerade mit Liebreiz gesegnet. Dazu der Theaternebel, das grüne Licht und die unheimliche Musik, die meine Auftritte einleitet. Das alles kannte ich schon. Und, ja ich muss sagen, dass ich mich von Anfang an wieder darauf gefreut habe, diesen gruseligen Auftritt aufs Parkett legen zu dürfen.

Bevor es soweit war, ging es aber daran, den Text zu lernen und in den Proben "wieder rein" zu kommen. Der Text saß recht schnell wieder. Mein Gegenüber auf der Bühne, Ebenezer Scrooge, wurde dieses Mal von einem anderen Darsteller gespielt als bei den letzten Aufführungen. Daher war ich gespannt, wie das Zusammenspiel funktionieren würde und ob ich meine Gesten und Bewegungen wiederfinden würde, die ich als Jacob Marley damals mit Magdalena zusammen entwickelt hatte. Ich war ehrlich gesagt überrascht. Sobald der Text saß und ich ihn mit donnernder, mahnend-bedrohlicher Stimmlage schmetterte, kamen die alten Bewegungsabläufe und Gestiken, ja sogar die Betonungen wie von Zauberhand wieder aus dem Orkus der Erinnerung hervor.

Da meine Rolle, wie gesagt, nicht länger als fünf Minuten Bühnenpräsenz bedarf, hielt sich der Probenaufwand für mich auch in Grenzen. Bis zu dem Zeitpunkt, wo wir in die heiße Phase der Endproben einstiegen. Was zeitlich schon herausfordernd ist, aber genau immer der Zeitpunkt ist, an dem mir wieder und wieder klar wird, weshalb ich Theaterspielen so liebe. Ab dem Moment, wo die Premiere vor der Tür steht und die intensiven Probenphasen beginnen, steigt das Bühnenfieber, das ganze Ensemble spürt, dass die gesammelte Energie bald komplett ins gemeinsame Spiel fließen wird. Man ist wie in einem Tunnel, es dreht sich alles nur noch um Theaterspielen.

In der Woche der ersten Aufführungen waren jeden Abend Endproben, inklusive aufwendigen Schminkens und Kostümierens. Wir spielen das komplette Stück mehrfach durch, die eine oder andere Szene funktioniert noch nicht so wie gewünscht, die Technik wie Beleuchtung und Musik muss sich erst noch einruckeln, weil wir jetzt erstmals im Theatersaal mit dem kompletten Bühnenbild spielen können. Alle Ensemblemitglieder kommen direkt nach ihrer Arbeit ins Theater und legen neben ihren regulären Alltagsklamotten auch ihren Alltag ab und tauchen mit den Theaterkostümen komplett in eine andere Welt ab.

Das ist jedes Mal fast magisch, wenn man spürt, dass es jetzt beginnt, das Theaterspielen, das gemeinsame Spiel auf der Bühne. Füreinander und - vor allem - für das Publikum.

Und dann ist es soweit. Die Premiere steht vor der Tür. Ausverkauftes Haus, wie alle zehn Vorstellungen der "Weihnachtsgeschichte" im vergangenen Dezember. Kurz bevor es losgeht, sind alle doch irgendwie aufgeregt, ein mulmiges Gefühl beschleicht mich, obwohl ich eigentlich nicht sonderlich nervös bin vor Auftritten. Wir befinden uns während des Stücks hinter der Bühne, nicht direkt im Theatersaal, und können somit nur hören, was auf der Bühne geschieht. Das Stimmengemurmel der Zuschauer*innen, der weihnachtliche Gesang von Teilen unseres Ensembles als Opener fürs Publikum. Und dann gehts los. Man spürt recht schnell, wie die Vorstellung läuft. Aha! An dieser Stelle wurde heute nicht gelacht, an dieser aber schon. Das Publikum ist aber still heute.... Oh, es gibt ja jetzt schon Szenenapplaus.

Das gesamte Ensemble verfolgt hinter der Bühne das Geschehen auf der Bühne, diejenigen, die mit ihrer Szene erstmal durch sind, kommen nach hinten und berichten flüsternd von ihren Erlebnissen oder kleinen Pannen, die aber außer ihnen niemand bemerkt hat. Andere müssen sich binnen Sekunden in atemberaubender Geschwindigkeit abschminken und umziehen, weil sie in drei Minuten in eine andere Rolle schlüpfen müssen. Und wir frieren zusammen, da es im Backstagebereich, wo wir während der Aufführungen auf unseren Einsatz warten, passend zum winterlichen Ambiente des Stücks, bitterkalt und fröstelig zugeht.

Dann ist mein Auftritt an der Reihe. Ich bewege mich mit meinem unkenntlich gemachten und als Stützstock verwendeten Blindenstock und betrete unter Kettenrasseln die Bühne, lasse mir Zeit mit meinen Worten und beginne damit, die Läuterung von Scrooge einzuleiten. Während ich so auf der Bühne stehe, bin ich hochkonzentriert, achte vor allen Dingen auf das, was mein Gegenüber tut und sagt, konzentriere mich auf meinen Text, auf meinen Auftritt. Gelegentlich kann ich aber auch Reaktionen des Publikums wahrnehmen... Dieses Mal habe ich keine weinenden Kinder gehört, die sich aufgrund meines Aussehens erschrecken, nur einmal rief jemand, als ich die Bühne betrat: "Ach du Scheiße!"

Dann ist mein kurzes Gastspiel auf der Bühne auch schon vorbei, und ich ziehe mich wieder in den frostigen Backstagebereich zurück. Trotzdem bin ich wie gebannt und lausche auf das Lachen der Zuschauer. Auch das Naseschnäuzen und ins Taschentuch schniefen kann man hören, wenn es traurig auf der Bühne wird. Zum Schluss des Stücks kommen wir alle nochmal auf die Bühne und singen ein Weihnachtslied. Dann bin ich jedes Mal gerührt, weil es so viel Applaus und positive Reaktionen des Publikums gibt. Alle Schauspieler*innen spüren das. Man spürt, dass etwas vom Publikum zurückkommt. Manchmal irren wir uns aber. So manches Publikum, das wir als eher zurückhaltend charakterisiert haben, kriegt sich beim Schlussapplaus gar nicht mehr ein und klatscht ohne Unterlass.

"Eine Weihnachtsgeschichte" ist wahrlich nicht mein erstes Theaterstück, bei dem ich beteiligt bin. Doch habe ich dieses Mal erstmals wirklich ganz unmittelbaren Kontakt zum Publikum aufgenommen. Eine Schauspielkollegin, die im Stück eine Dame der Heilsarmee spielt und auch nach dem Stück beim Publikum um Spenden bittet, kam zu mir und meinte, dass ich doch nach vorne kommen sollte, weil ein kleines Mädchen unbedingt ein Foto mit mir machen wollte, traute sich aber nicht, weil ich so gruselig aussehe. Das wiederholte sich dann bei manchen Aufführungen. Ich habe Selfies mit Kindern und deren Eltern gemacht. Einmal bemerkte ich nicht, weil ich ja nichts sehen kann, dass sich vor mir eine Traube von mehreren Kindern versammelt hatte, die mich ganz fasziniert anstarrten und sich nicht trauten mich anzusprechen. Bis dann eines von ihnen fragte: "Bist du wirklich echt?"

Die unmittelbare, unverstellte Reaktion des Publikums, ob klein oder groß, das gemeinsame Erlebnis vor und hinter der Bühne und das absolute Einlassen auf eine andere Welt als die des hektischen Alltagskleinklein ist das, was mich an Theaterspiel so fasziniert.

Nach den Stücken sitzen wir oft noch zusammen, essen gemeinsam, gehen nochmal die Szenen des Stücks durch und sind absolut erschöpft und platt, aber glücklich.

Weil es Freude bereitet, Freude zu bereiten. Es macht Spaß, sich mit Haut und Haaren voll und ganz einer Theaterproduktion hinzugeben. Und ist dann schon ein wenig schwer, das gebe ich zu, danach wieder den Bühnenmodus auszuschalten und sich mit kommunalpolitischem Alltag wie Bebauungsplänen oder einer Besuchsanfrage einer Schulklasse für den blistaCampus zu beschäftigen.

Ich brauche aber nicht allzu lange, um den Alltag wieder wertzuschätzen, und dann denke ich immer: Würde mich Theaterspielen auch so zufrieden und glücklich machen, wenn es meine Hauptbeschäftigung wäre? Vermutlich nicht.

Deswegen bin ich froh, dass es "nur" eine meiner Leidenschaften ist, dafür aber eine meiner liebsten. So gönne ich mir gelegentlich den Luxus, die heiß ersehnte Couch auszuschlagen und abzutauchen ins Theaterspielen.

Ich wäre auf jeden Fall wieder mit dabei, wenn sich auch im Dezember 2024 in der Marburger Waggonhalle wieder die Pforten für Ebenezer Scrooge, die drei Geister und "Eine Weihnachtsgeschichte" öffnen würden. Ganz sicher!

Bild: Thorsten Büchner sitzt in der Schauspielergarderobe bereits im Kostüm und wird von Magdalena Kaim für seine Rolle geschminkt. Jetzt geht es um seine Haare, die mit Spray bearbeitet werden. Magdalena Kaim trägt mit schwarzer Hose und rotem Shirt Alltagskleidung. Im Hintergrund ein Gewusel an Schauspieler*innen und Helfer*innen. Foto: privat

Bild: Thorsten Büchner im Kostüm des Untoten Jacob Marley vor einem Baumstamm im Freien. Gesicht und Kleidung wirken durch dunkle Flecken auf weißem Untergrund verwest, große dunkle Ringe um die Augen und die schwarzen Lippen verstärken den Eindruck. Um Marleys Kinn wurde ein Tuch gebunden, das über dem Kopf gefaltet ist, um den Hals trägt er rostige Ketten und in der rechten Hand einen langen schmalen Stock. Foto: Uwe Lange

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Miteinander spielen - die Blockflöte in unterschiedlichen Besetzungen wahrnehmen

Von Andrea Katemann

Blockflöte kann jeder spielen?

Beinahe jeder Mensch wurde mindestens in den 80-er Jahren in der Grundschule mit der Blockflöte bekannt gemacht. Für viele war es offensichtlich eine nicht nur erfreuliche Erfahrung. Denn letztlich ist das "Spielen" auf diesem Instrument nicht leicht. Durch die Anblastechnik entscheidet sich, ob es exakt gestimmt ist. Daher klingen Anfänger-Blockflötengruppen häufig nicht nur hart, sondern vor allem unsauber. Auch die Gruppe, in der ich in der Grundschule gespielt habe, klang am Anfang recht unsauber, doch hatte sie am Ende für Schüler*innen ein ganz beachtliches Niveau erreicht. Das "Spielen" miteinander will gelernt sein, denn bei einem Stück, egal aus welcher Epoche, muss jeder exakt an der richtigen Stelle einsetzen, mit dem richtigen Ton, exakt im Tempo, mit dem korrekten Rhythmus. Was also ist da "spielerisch"? Auf Anfänger bezogen muss die Antwort wohl lauten, zunächst kaum etwas, kämpfen sie doch mit all den genannten Regeln Tempo, Rhythmus, Ton und, bei der Blockflöte deutlich hörbar, mit der Anblastechnik. Hat man mehr Übung, kann ein Stück, das man zusammen spielt, leicht, lustig, tänzerisch, traurig, melancholisch oder fröhlich klingen. Dabei kann ein Stück von seiner Komposition her eher einen tänzerischen oder melancholischen Charakter haben, man kann, und im Idealfall sollte man, diesen Charakter durch das solistische Spiel oder dasjenige im Ensemble noch verstärken. Eine*n Gewinner*in oder eine*n Verlierer*in gibt es beim Zusammenspielen nicht. Das "Spiel" wird gerade harmonisch, wenn alle gleichermaßen beteiligt sind. Das heißt nicht, dass alle immer gleich laut spielen, oder schon mal überhaupt nicht, dass immer alle gleichzeitig Töne von sich geben müssen.

Wenn ich auf das gemeinsame Musizieren mit der Blockflöte zurückblicke, gibt es vier Momente, die in diesem Artikel im Zusammenhang mit dem Begriff "Spielen" näher beschrieben werden sollen: Im Duett mit einem Cembalo, im Ensemble, als Solistin bei einem Geburtstag und mit einem Saxophon während eines Improvisationskurses. Letzterer war auch insofern eine interessante Erfahrung, da das "Spielen" nach Noten überhaupt keine Bedeutung hatte. Man dachte nicht in Notenwerten und musste vorher kein Stück vorbereiten.

Ich mag es, obwohl es als blinde Person, egal, wie man sich den Zugang zu einem Stück verschafft, immer mehr Aufwand ist, prinzipiell sehr, Werke zu lernen. Dabei greife ich vorwiegend auf mein Gehör zurück. Früher ließ ich mir die Stücke häufig auf mein Diktiergerät spielen. Diese Technik gilt bis heute, doch hat man dank des Internets viele andere, elektronische Quellen als Lernressource zur Verfügung. Muss man sich einmal nicht um die Vorbereitung eines Werkes kümmern, um miteinander "spielen" zu können, ist dieses aber in vielerlei Hinsicht wertvoll.

Spiel im Duett

Ich hatte noch gar nicht so lange Einzelunterricht auf der Blockflöte, damit hatte ich allerdings erst in der Oberstufe in Marburg begonnen, da ergab es sich, dass meine Flötenlehrerin mich fragte, ob ich Lust hätte, ein Stück mit einer Cembaloschülerin eines guten Freundes von ihr zu spielen. Naiv wie ich war, sagte ich zu. Als die Schülerin kam, bemerkte ich sehr schnell, dass sie wenig Routine beim Stimmen ihres Instrumentes hatte. Dabei dachte ich mir noch gar nichts. Als wir die ersten Töne begannen zu spielen, merkte ich, dass sie meinem Spiel nicht folgen konnte. Ich bemühte mich, das Tempo zu verlangsamen, auf sie zu hören, ihr entgegenzukommen, sie verbal zu fragen, wie wir beim Zusammenspiel vorgehen sollten. Nichts half. Erschreckt, entmutigt und irritiert ging ich nach unserem "gemeinsamen" Spiel nach Hause. Meine Lehrerin merkte, dass hier etwas nicht stimmte, und kontaktierte ihren guten Freund. Ihm war die Angelegenheit so entsetzlich peinlich, dass er selbst einsprang. Ich spielte nun mit ihm das Stück, das ich eigentlich mit seiner Schülerin hätte spielen sollen, und wurde reich belohnt. Er reagierte so wunderbar auf mich, setzte immer an den korrekten Stellen ein und "spielte" mit den Tasten in einer solchen Leichtigkeit, dass ich noch bis heute fasziniert bin, wenn ich daran zurückdenke. Bei dem Konzert, in dessen Rahmen wir gemeinsam auftraten, fühlte ich mich recht sicher, und ich genoss an der Stelle, einen so kompetenten Begleiter zu haben.

Spiel im Ensemble

Ich wurde gefragt, ob ich bei einigen Stücken aus der "Wassermusik" von Georg Friedrich Händel mitspielen wollte. Sie sollten auf dem Marktplatz in Marburg im Rahmen eines größeren Programmes aufgeführt werden. Dabei spielten, soweit ich mich erinnere, etwa 12 Blockflöten miteinander. Das Proben hat Spaß gemacht, da die Gruppe recht schnell gut aufeinander abgestimmt war und die Wassermusik nicht wahnsinnig kompliziert ist. Somit gab es genügend Zeit, sich damit zu beschäftigen, die Gruppe sauber, leicht, elegant und strahlend klingen zu lassen. Interessant war bei diesem Ereignis, dass mir der eigentliche Auftritt auf dem Marktplatz nicht gefallen hat. Dies lag überhaupt gar nicht an der Gruppe, sondern an dem Rahmen rundherum und an dem "Spiel" im Freien. Die Akustik mochte ich überhaupt nicht, und für viele Menschen bedeutet Musizieren im Freien, verständlicherweise, dass sie nicht in Ruhe zuhören, sondern die Musik als Kulisse begreifen möchten. Hier Akteurin zu sein, ist durchaus gewöhnungsbedürftig, aber eine Erfahrung, die mich heute als Chorsängerin immer darüber nachdenken lässt, wann ich bei einem Konzert im Freien mitsingen möchte und wann nicht. Hier muss natürlich jeder und jede für sich persönlich abwägen. Manchmal geht es also nicht nur um das Spiel auf einem Instrument, sondern um das Zusammenspiel mit dem Publikum und um äußere Faktoren, die Einfluss auf das zu spielende Stück und auf die persönliche Stimmung und evtl. auch auf die Wirkung in der Gruppe haben können.

Spiel als Solistin

Ein Bekannter fragte mich, ob ich für einen Geburtstag etwas Solistisches spielen könne. Er liebe Blockflöte sehr und freue sich an der Musik. Ich sagte zu. Es war eine nette, wohlwollende, interessierte Gesellschaft. Ich fühlte mich gut vorbereitet, und, so dachte ich noch vor meinem Auftritt, es würde jetzt überhaupt niemand merken, wenn ich falsche Töne im Stück spielen würde. Und dennoch war ich, als ich meinen kleinen Auftritt hatte, obwohl zu der Zeit schon recht erfahren und lange Unterricht habend, sehr aufgeregt. Ich spielte Töne, dachte mich in das Stück ein, doch machte es mir durch die Aufregung Mühe, dem Klang etwas "Spielerisches", Leichtes zu verleihen. Vermutlich machte ich gar nicht so viele Fehler, und in der letzten Hälfte legte sich meine Aufregung. Ich fand zu mir und zu einem erträglichen Abschluss. Den Gästen hat es gefallen, zumindest behaupteten sie es hinterher. Darf man es glauben?

Improvisation mit einem Saxophon

Es ergab sich vor einigen Jahren, dass ich mich zu einem Improvisationskurs für alle Instrumente angemeldet habe. Aufeinander trafen hier u.a. eine Blockflöte, ein Cello, eine Geige, zwei Saxophone, eine Klarinette, ein Klavier und all das, was mit einer Singstimme möglich ist. Beschäftigt man sich mit Improvisation, so folgt das Zusammenspiel vollkommen anderen Regeln, zumindest dann, wenn man sehr frei improvisiert. Man entwickelt sozusagen gemeinsam ein Stück. Dabei kommt es eventuell gar nicht darauf an, ob man die richtige Note trifft, und möglicherweise auch nicht, ob man zum richtigen Zeitpunkt eingesetzt hat. Die "Regeln" zu einem Stück gibt man sich selbst. Man kann z. B. sagen, dass man gemeinsam einen Sonnenaufgang, eine Blume, eine Landschaft oder eine Geschichte erzählen will. Natürlich gibt es viele klassische Komponisten, die Variationen über ein bestimmtes Lied, eine Tonfolge oder bestimmte Rhythmen geschrieben haben. Der Kurs, der laut der Dozentin ein sehr gut aufeinander abgestimmter Kurs wurde, hatte sich das Ziel gesetzt, anhand einer Stimmung in drei Gruppen Improvisationen zu entwickeln. In meiner Gruppe war auch eines der beiden Saxophone. Anfangs dachte ich, dass ein solches Zusammenspiel überhaupt nicht funktionieren kann. Denn immer, wenn das laute Instrument einige Töne von sich gab, dachte ich, dass ich überhaupt nicht durchdringen würde. Als Blockflötistin ist man gewohnt, immer ein leises Instrument zu haben und kaum gehört zu werden. Doch mit diesem Saxophon hatte es nochmal eine neue Qualität. Ich hatte zunächst das Gefühl, dass man nicht einmal die Klangfarbe der Blockflöte heraushört. Wir mussten uns schon sehr gut aufeinander abstimmen, damit man die Flöte noch hören konnte. Ich habe anfangs immer die lautesten Töne, die möglich waren, gespielt. Doch sehr bald merkte ich, dass dieses Vorgehen einfach nur langweilig ist. Man musste, je nach gewünschter Stimmung, einen Wechsel zwischen Pausen des Saxophons, leisem und lautem Spiel meinerseits und Abstimmungen in den Tonhöhen finden. So konnte ich bei leisen, tiefen Tönen des Saxophons auch mal "normal" spielen. Die Saxophon spielende Person hat letztlich gut auf das gehört, was ich versucht habe, vorzuschlagen. Auch im Stil mussten wir uns aneinander gewöhnen. Mit einem Saxophon spielt man durchaus oft Jazz, mit einer Blockflöte entweder barocke, renaissance, mittelalterliche oder moderne Musik. In meiner Gruppe waren noch die Querflöte, die Geige, das Cello und das Klavier. Der Cellist sagte von sich selbst, dass er in kein Orchester gehe, da er rhythmisch vollkommen unbegabt sei. Beim Improvisieren spielte dieses kaum eine Rolle. Seine rhythmischen Figuren fügten sich letztlich in ein Gesamtwerk, das wir nach Regeln, die wir uns selbst gaben, schufen. Wir entschieden uns als Improvisationsthema für einen Tag mit seinen Tageszeiten, die uns als Grundgerüst und als Assoziationsmöglichkeit dienen sollten. Dabei gab es am Morgen, natürlich klischeehaft, u. a. Vögel, die man mit der Blockflöte darstellen konnte. Nicht alle unsere Motive entsprachen einer solchen simplen Logik. Am Ende des Kurses war so ein kleines Stück entstanden, in dem alle Instrumente gleichberechtigt vorkamen und so miteinander spielten.

Während des Kurses wurde ich, wie man sich denken kann, durchaus mit der Aussage konfrontiert, dass ich es doch gewohnt sei, einerseits ohne Noten zu spielen und andererseits stärker darin geübt sei, aufeinander zu hören. Ich denke, dass man sich auch als blinde Person intensiv in die Möglichkeiten hineinhören muss, die man mit einer Gruppe hat, mit der man improvisieren will. Doch alle anderen müssen dieses auch machen. So lernt man gemeinsam ohne Druck mit der gleichen Lernstrategie, miteinander zu spielen.

Spiel mit Klang

In der modernen, klassischen Musik ist es durchaus üblich, die Blockflöte nicht als Instrument zu verstehen, das ausschließlich Töne spielt, die man blasen kann, sondern das Holz als solches und die Löcher auf der Flöte haben einen eigenen Klang, den man durch Klopfen, durch das direkte Blasen in die Löcher und nicht in das Mundstück erzeugen kann. Auch haben die einzelnen Teile einer Flöte einen eigenen Klang, den man durch unterschiedliche Blas- und Klopftechniken auslösen kann.

Ich will ehrlich sein: Bis heute spiele und höre ich sehr gerne barocke Musik, bei der man ganz gewöhnliche Töne bläst. So kann und muss man mir am Ende dieses kleinen Streifzuges durch die "Spielarten" auf der Blockflöte vorwerfen, dass ich manche Spielvariante komplett ausgelassen habe. Ich bin nicht sicher, ob ich mich jemals intensiv mit moderner Musik für Blockflöte beschäftigen werde, denn leider spiele ich heute viel zu selten. Dennoch glaube ich, dass man beim Spielen eines Instrumentes eine Art von Teambildung lernen kann, die ganz sicher auch in anderen Künsten vermittelbar ist, doch hat eben jeder und jede einen anderen Zugang zu Kunst und Musik. Für mich war und ist die Blockflöte letztlich ein herrliches Instrument, das, wenn man genau hinhört, auch in der Barocken Musik viele "Spielarten" kennt. Man kann eine "Flatterzunge" machen, man kann hart und weich anblasen, man kann einzelne Töne fröhlich oder traurig erklingen lassen und somit Kälte oder Wärme ausdrücken. Diese Vielfalt hat mich als Spielende immer fasziniert.

Bild: Junge Hände liegen auf dem Flötenrohr einer hellen Holzblockflöte mit Doppelbohrung der beiden unteren Tonlöcher. Der oder die Spielende trägt einen blau-weiß gestreiften Pullover, das Gesicht ist nicht im Bild. Foto: pixabay

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Beruf, Bildung und Wissenschaft

Barrierefreie Weiterbildung und ganzheitliche Unterstützung sind wichtig

Ergebnisse des DVBS-Projekts agnes@work

Von Herbert Rüb

Das DVBS-Projekt "agnes@work - Agiles Netzwerk für sehbeeinträchtigte Berufstätige" wurde vom Bundesministerium für Arbeit und Soziales aus Mitteln der Ausgleichsabgabe 2020-2023 gefördert. agnes@work hat seine Zielvorgaben erreicht und einen sehr guten Beitrag zur Verbesserung der Beschäftigung und Arbeitsplatzsicherung von Menschen mit Seheinschränkungen geleistet.

Bedingt durch den Fachkräftemangel und die Auswirkungen und Einschränkungen der Corona-Pandemie erfolgten Projektstart und -durchführung unter schwierigen Bedingungen. Betroffen waren insbesondere die Durchführung von Veranstaltungen sowie die Unterstützungsleistungen vor Ort bei Beschäftigten. Das Projekt wirkte diesen Herausforderungen durch eine frühzeitige Umstellung von Präsenz- auf Online-Formate, die Nutzung von Tools zur Online-Kommunikation sowie den Ausbau von digital gestützter und telefonischer Beratung sowie den Einsatz von Mentoring entgegen.

Themenschwerpunkte in der Arbeit mit den Projektpartnern waren vor allem Fragen des Experteneinsatzes an Arbeitsplätzen und die Nachhaltigkeit der Projektergebnisse.

Die Unterstützung für die Nationale Weiterbildungsstrategie (NWS) im Hinblick auf eine inklusiver ausgelegte Weiterbildungskultur erfolgte in der Zusammenarbeit mit einzelnen Partnern der NWS. Insbesondere in der engen Zusammenarbeit mit der Koordinierungsstelle Inklusion der Bundesagentur für Arbeit ist es gelungen, Inputs für die interne Weiterbildung der BA im Hinblick auf Barrierefreiheit zu geben. Darüber hinaus konnte sichergestellt werden, dass bei der Entwicklung des zentralen, bundesweiten Online-Portals (meinNOW) für die Weiterbildung Inklusion und Barrierefreiheit mitbedacht wurden. meinNow wird am 1.1.2024 an den Start gehen.

Die Vorgehensweise bei der Unterstützung am Arbeitsplatz hat sich im Prinzip bewährt. Die Einsätze verliefen erfolgreich, zeigten aber auch, wie aufwändig eine ganzheitliche Vorgehensweise sein kann. Die vorgeschalteten Bedarfserhebungen lieferten mit jeweils mehr als 400 antwortenden Personen wichtige Ergebnisse über die Veränderungen an den Arbeitsplätzen von Menschen mit Seheinschränkungen im Zuge des digitalen Wandels und neuer Arbeitsformen. Sie wurden der Fachöffentlichkeit vorgestellt und bei der Gewinnung von Unterstützungsfällen genutzt.

Die Lernplattform (www.lernen.agnes-at-work.de) wurde eingerichtet, die Projekt-Website zu einer Informationsplattform weiterentwickelt. Die im Projekt entwickelten Produkte stoßen auf gute Akzeptanz, insbesondere die QuickGuide-Reihe zu barrierefreien Dokumenten. Das Angebot für die Unterstützungsakteure wurde vollständig umgesetzt. Alle Ergebnisse und Produkte finden sich auf der Info-Plattform www.agnes-at-work.de.

Über seine Öffentlichkeitsarbeit hat das Projekt die Anliegen des Projekts weiter bekannt gemacht. Die Fachtagung fand 2023 unter Beteiligung von Wirtschaft, Wissenschaft, Politik und Selbsthilfe statt. Ihre Ergebnisse zeigen, dass eine bessere Verzahnung zuständiger Leistungsträger im Rahmen der Beratung bei beruflicher Neuorientierung sowie im Hinblick auf eine inklusivere Weiterbildungsstruktur geboten ist. Das bedingt sowohl bei den Unterstützungsakteuren, den Lehrenden und Lernenden mehr Anforderungen, vor allem im Hinblick auf Barrierefreiheit und Offenheit gegenüber Veränderungen im Arbeitsprozess und am Arbeitsplatz. Das Projekt war in der Fachöffentlichkeit gut vernetzt. Insbesondere der Aufbau des Beratungsangebots trug zum Erreichen der Projektziele bei.

Die Ergebnisse zur Unterstützung am Arbeitsplatz zeigen, wie wichtig niedrigschwellige und ganzheitlich angelegte Beratung ist. Der DVBS nimmt dies zum Anlass, sein Beratungsangebot zu Berufsorientierung, Ausbildung und Studium um die Aspekte berufliche Neuorientierung und Weiterbildung neu zu fassen. Durch eine Übernahme der Beratung und des Mentorings zu Fragen der beruflichen Neuorientierung und Weiterbildung in das Aufgaben-Portfolio des DVBS ließen sich die Informationsmöglichkeiten für arbeitslose wie beschäftigte Personen mit Seheinschränkungen weiter erheblich verbessern.

Das Thema Barrierefreiheit wird der DVBS weiter aufbereiten. Er plant für Unternehmen und Unterstützungsakteure, aber vor allem auch für Bildungsanbieter und ihr Lehrpersonal ein konkretes Angebot zu schaffen. Hilfreich wird dabei der geplante offensive Vertrieb der von agnes@work entwickelten Produkte sein.

Bild: Logo des Projekts agnes@work

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Barrierefreiheit und Mobilität

Behandlungsbedürftig: Digitale Barrieren

Blinde und stark sehbehinderte Menschen sind von vielen privaten Dienstleistungen ausgeschlossen, weil die Software nicht barrierefrei ist, und auch viele Geräte, die im Haushalt oder Garten ihren Dienst verrichten, sind für blinde und sehbehinderte Menschen häufig nicht bedienbar. Blinde und sehbehinderte Menschen treffen im beruflichen und privaten Kontext häufig auf vielfältige digitale Barrieren. Das ist nicht hinnehmbar! Wenn jedoch im Gesundheitswesen blinde und sehbehinderte Menschen von Diagnostik und/oder Therapie aufgrund nicht zugänglicher Software ausgeschlossen werden, dann ist es ein Skandal, denn Gesundheit ist ein hohes Gut. Auch als Unterzeichner der UN-Behindertenrechtskonvention ist Deutschland verpflichtet, das Recht von Menschen mit Behinderungen auf das erreichbare Höchstmaß an Gesundheit ohne Diskriminierung aufgrund von Behinderung anzuerkennen (siehe UN-BRK Art. 25).

Die horus-Redaktion veröffentlicht im Folgenden ein Schreiben des Diplompsychologen Thomas Abel an Gesundheitsminister Prof. Dr. Karl Lauterbach, in dem er aus leidvoller Erfahrung aufzeigt, wie blinde und sehbehinderte Menschen von neuropsychologischen Behandlungen ausgeschlossen werden. Thomas Abel hat mit seinem Brief nicht nur den Finger in die Wunde gelegt, sondern er ist sofort aktiv geworden, um an dieser Situation etwas zu ändern. Die Selbsthilfe ist Thomas Abel für diese Initiative sehr dankbar.

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Beschwerde über Diskriminierung von blinden und sehbehinderten Menschen bei ambulanten und stationären Behandlungen und Rehabilitationen

Bundesministerium für Gesundheit
Herrn Prof. Lauterbach
11055 Berlin

Berlin, den 22.09.2023

Sehr geehrter Herr Prof. Dr. Lauterbach,

Leider musste ich kürzlich erleben, dass blinden und sehbehinderten Menschen bei schwerwiegenden, neurologischen Erkrankungen eine neurologische Behandlung und Rehabilitation in wesentlichen Kernstücken nicht möglich ist, weder stationär, noch ambulant. Es geht dabei vor allem um neuropsychologische Behandlungen von Störungen des Gehirns, etwa des Gedächtnisses, der Konzentration und anderer mentaler Grundfunktionen, weil die verwendete Computersoftware nicht barrierefrei programmiert ist, eine notwendige Einzelbetreuung aber personell nicht möglich ist.

Meine persönliche Erfahrung: Am 28.7.2023 fiel ich nach einem Tag mit starken Kopfschmerzen und fast 39 Fieber in Ohnmacht. Meine Frau war in der Nähe und verständigte den Notarzt, so dass ich in 20 Minuten in der Charité war, wo man eine HSV1-Enzephalitis diagnostizierte und mich 14 Tage stationär mit einer iv-Medikation behandelte. Durch die schnelle und erstklassige medizinische Versorgung gehöre ich zu den 40%, bei denen die Erkrankung vermutlich vollständig ausheilen wird. Die Ärzte empfahlen mir eine Rehabilitation und kümmerten sich auch um einen Platz in der Rehaklinik in Wandlitz, die am 15.8.2023 hätte beginnen können und die ich gern gemacht hätte. Da ich blind bin, erkundigte ich mich in einem längeren Gespräch mit dem leitenden Psychologen der Reha- Klinik, Herrn Homann, ob ich das Hauptziel der Reha bei ihnen überhaupt nutzen könnte, nämlich ein neuropsychologisches Training beschädigter Hirnfunktionen, v.a. Aktualgedächtnis und Konzentration. Er verneinte das mit großem Bedauern, weil die Software, die sie nutzen, für blinde und sehbehinderte Menschen nicht zugänglich sei und eine Einzelbetreuung aus personellen Gründen nicht möglich wäre. Ich erkundigte mich nach anderen Reha-Einrichtungen und nach ambulanten Möglichkeiten, überall mit demselben Ergebnis. Nach meiner Klinikentlassung installierte ich eine Reihe von neuropsychologischen Trainingsprogrammen in meiner Praxis auf dem Computer, der mit einer Sprachausgabe und Blindenschriftausgabe für den Bildschirminhalt verbunden ist und mit dem ich die große Mehrheit aller Computerprogramme vollständig und ohne jede Einschränkung bedienen kann. Bei den neuropsychologischen Trainingsprogrammen war es völlig problemlos möglich, sie zu installieren, zu bezahlen und die Übersicht der Aufgabengruppen zu lesen. Sobald ich jedoch eine Aufgabe startete, wurde in einen rein grafischen Modus umgeschaltet, so dass ich nicht einmal mehr die Überschrift lesen konnte, geschweige denn die Aufgaben. Das war auch bei Aufgabengruppen so, bei denen man eigentlich eine Stimme hören und selbst mit seiner Stimme antworten sollte. Ebenso bei Aufgaben, wo Buchstaben, Wörter oder Zahlen vorgegeben und per Tastatur reagiert werden sollte. Ich konnte die Aufgaben nicht starten, weil der Start-Button für mich nicht erkennbar war. Selbst Hilfetexte waren nicht lesbar, weil sie rein grafisch ausgegeben wurden, ohne alternativen Text dahinter, den Screenreader für Blinde sonst nutzen.

Fazit: Ich habe trotz vielen Suchens keine Möglichkeit gefunden, ein neuropsychologisches Training zu finden, das ich hätte machen können, und das, obwohl ich als psychologischer Psychotherapeut mit eigener Praxis nicht ohne Vorwissen über dieses Thema und über Strukturen im Gesundheitswesen bin. Ein (sehender) Kollege, der lange in einer Reha-Klinik tätig war, sagte mir, dass sie dort für blinde und sehbehinderte Patient:innen mit mentalen Ausfällen nichts hätten tun können. Es gibt in Deutschland 80 blinde und sehbehinderte Psychotherapeut:innen, die sich z.T. in einer Mailingliste austauschen. Dort ist die Nichtzugänglichkeit dieser Software seit Jahren immer wieder Thema, sowie Versuche, Firmen zu bitten, daran etwas zu ändern, die alle vergeblich waren. Beim Hogrefe-Verlag war die Software HBS bis zur Version 3.2 vollständig nutzbar, so dass ich sie in meiner Praxis einsetzte. Ab Version 3.4 wurde es schon schwierig, ab 4.0 war die Software weder für mich als Psychologen noch für blinde oder sehbehinderte Nutzer zugänglich. Den leitenden Entwickler kannte ich persönlich von der Humboldt-Universität. Er war aber in Gesprächen nicht bereit, etwas zu ändern, weil er meinte, es gäbe zu wenig Blinde und Sehbehinderte, die die Software bräuchten, das lohne sich finanziell nicht. Diese Haltung scheint mir typisch zu sein. Bei meinem aktuellen Zugänglichkeitsproblem habe ich verschiedene Firmen angerufen oder angemailt, um die fehlende Barrierefreiheit anzusprechen. Die wenigen, die mir überhaupt antworteten, wollten es sich mal anschauen, hätten aber hunderte Anfragen von (nichtbehinderten) Nutzern, so dass sie nicht wüssten, ob und wann sie etwas ändern könnten. Meine Schlussfolgerung: jedenfalls nicht mehr zu Zeiten, wo ich es bräuchte.

Bei mir selbst sind die mentalen Einschränkungen durch den guten Verlauf und die schnelle Behandlung glücklicherweise auf Probleme beim Akutgedächtnis, der Konzentration, Erinnern von Namen u.ä. begrenzt und ich hoffe, dass sie sich in einigen Monaten von selbst auflösen. Vielleicht wird aber durch die mangelnde Therapie auch etwas übrig bleiben. Die meisten, die an Enzephalitis erkranken, haben jedoch deutlich schwerere Verläufe und viel stärkere mentale und körperliche Einschränkungen. Darüber hinaus sind die meisten neurologischen Erkrankungen mit Hirnfunktionsstörungen unterschiedlicher Art verbunden, wie etwa Meningitis, Schlaganfälle, Demenz u.v.m. Blinde und sehbehinderte Menschen sind dazu verurteilt, keine Chance auf Linderung oder gar Heilung dieser mentalen Einschränkungen zu haben, sondern müssen den Rest ihres Lebens damit verbringen, was oft genug auch den Verlust des Berufes bedeutet. Bei Menschen über 60 steigt der Prozentsatz derjenigen von Jahrzehnt zu Jahrzehnt dramatisch von 1/3 auf 2/3, die von Demenz, Alzheimer oder anderen Krankheiten mit Hirnbeteiligung betroffen sind. Die meisten Blinden und Sehbehinderten sind in dieser Altersgruppe. Beginnende Demenz lässt sich bei ihnen weder diagnostizieren, noch eine Zeitlang aufhalten, da sie neuropsychologische Software nicht nutzen können, Paper-Pencil-Tests, falls von früher noch vorhanden, auch nicht.

Kassenfinanzierte Gesundheits-Apps: Da ich eine Praxis habe, werden mir von verschiedenen Firmen öfter Gesundheits-Apps zur Probe zugeschickt, die ich meinen Patient:innen empfehlen soll, etwa zur Schlafaufzeichnung, Depressions- oder Angstminderung o.ä. Ich probiere diese Apps aus, die meisten sind jedoch nur eingeschränkt oder gar nicht barrierefrei nutzbar. Das sollte aber eine Voraussetzung dafür sein, dass die Kassen sie finanzieren, so dass die Firmen daran arbeiten.

Leicht vermeidbare Gründe: Man kann nicht alle Formen von Diskriminierung sofort aus der Welt schaffen, aber bei einigen wäre es leicht möglich und sehr existentiell für die Betroffenen, besonders wenn sie sonst unter eigentlich leicht vermeidbaren, schweren gesundheitlichen Folgen leiden müssen.

Was ist zu tun? Vor einigen Jahren wurden staatliche Behörden verpflichtet, ihre Software barrierefrei zu programmieren, private Firmen, wie Sie wissen, leider nicht. Seither kann ich z.B. die Software Elster wieder vollständig und ohne jede sehende Hilfe benutzen und damit meine Steuererklärung erstellen und einreichen. Steuerprogramme privater Unternehmen waren in den Jahren davor immer weniger barrierefrei für mich nutzbar. Auch dort nützten Bitten nichts, die Software doch barrierefrei zu gestalten. Vielleicht ist es momentan für Sie noch nicht möglich, die Gesetze so zu ändern, dass alle Software barrierefrei sein muss. Aber dort, wo es um existentielle, grundlegende, gesundheitliche Dinge geht, geht es wie hier um die Frage, ob man blinde und sehbehinderte Menschen den Rest ihres Lebens mit massiven Einschränkungen von Hirnfunktionen leben lässt, obwohl man sie mit geringem Aufwand hätte vermeiden können.

Geringer Aufwand: Dieser Punkt ist mir noch wichtig, damit Sie das Problem richtig einschätzen können und weil die Firmen sicher behaupten werden, das sei ein geradezu unzumutbarer Aufwand. Ich selbst habe neben meinem Beruf als Psychologe auch programmiert, früher auf den Computer ladbare exe-Programme, darunter 2 psychologische Tests, in den Programmiersprachen Pascal, Modula, C oder Delphi, später komplexe Internetanwendungen, etwa für ein psychologisches Institut, wo es um komplexe Planungen und Kommunikationsformen ging, etwa in der Sprache HTML oder PHP. Überall zog sich durch, dass die Beachtung von Barrierefreiheit nicht sehr kompliziert war. Ein einfaches Beispiel: Eine Überschrift auf einer Website kann man grafisch schön erstellen und als Bild oben auf der Seite einstellen mit der HTML-Anweisung: <img = "Ueberschrift.jpg">. Diese Überschrift ist eine Bilddatei, sie können Blinde mit ihrer Sprach- und Brailleausgabe nicht auslesen. Fügt man das Kommando hinzu: <alt = "Das hier ist die Überschrift"> könnten Blinde diesen Text problemlos lesen. Auf Websites von Bundesbehörden ist das durch die Gesetzesänderung verpflichtend und deshalb bereits umgesetzt und hat uns das Leben sehr, sehr erleichtert, bzw. die Nutzung dieser Seiten mit ihren Funktionen überhaupt ermöglicht. Bei privaten Firmen sind wir darauf angewiesen, dass sie bereit sind, sich darüber überhaupt zu informieren und es umzusetzen. Viele sind einfach zu faul dazu und behaupten, da wäre so ein großer finanzieller Aufwand nötig, dass sie es nicht täten für die paar Blinden. Bei den, wie Sie wissen, zwangsläufig sehr komplexen Praxisverwaltungsprogrammen kenne ich zwei, eine exe-Version zum Herunterladen, eine Onlineversion, die vollständig barrierefrei bedienbar sind. Die beiden Firmen Psyprax und Red Medical sind meinen wenigen Änderungswünschen schnell nachgekommen. Es geht also, auch bei sehr komplexen Programmen, wenn man will. Die anderen, die ich kontaktet habe, fanden es nicht lohnend, ihre Software für 80 potentielle Nutzer umzustellen.

Internationaler Vergleich: In den USA ist die Situation deutlich besser, unter anderem sicher wegen der Möglichkeit von Schadenersatzprozessen, bei denen die Firmen wegen mangelnder Barrierefreiheit ggf. zu millionenschweren Zahlungen verurteilt werden könnten. Die Websites von Amazon oder Google sind vollständig barrierefrei mit all ihren Funktionen, wie Flüge buchen bei Google. Von Apple habe ich sehr viele Produkte. Ohne irgendwas dazukaufen oder installieren zu müssen, sind sie alle sofort nach dem Kauf mit Sprachausgabe und Blindenschriftausgabemodul für jede Braillezeile ausgestattet, aber auch für Seheingeschränkte mit verschiedensten Lupen und Beleuchtungen, für Hörbehinderte mit Zusatzfunktionen, für Bewegungseingeschränkte, die keine kleinen Klicks machen können usw. Technisch ist Barrierefreiheit kein Problem! Das sollten unsere Vorbilder sein.

UNO verurteilt die Bundesrepublik: Am 2.9.2023 sagte Amalia Gamio, Vizepräsidentin des Ausschusses der Vereinten Nationen für die Rechte von Menschen mit Behinderungen in einer mehrtägigen Anhörung in für sie sehr ungewohnt scharfem Ton, dass die Situation dieser Personengruppe bei uns ein Skandal sei. Die Konvention über die Rechte von Menschen mit Behinderung, die seit 2009 gilt, sei in Deutschland sehr schlecht umgesetzt, ganz ähnlich wie 2015, bei der ersten Überprüfung. Gegenwärtig ist das aber trotz vieler Vorsätze zur Barrierefreiheit im Koalitionsvertrag der Ampelregierung der Fall, weil an diesem Thema bisher fast nicht gearbeitet wurde. Ich möchte hier nur einen von vielen Punkten herausgreifen, nämlich, dass nur 10% der Arztpraxen barrierefrei sind. Da ich selbst sehr mobil bin und auch allein ins Ausland reise, zu Tagungen o.ä., gelange ich ohne Probleme mit Apple-Karte oder Google-Navi zu Arztpraxen. Gesundheitszentren, wie in Berlin am Stuttgarter Platz 1, die stufenfrei, mit Leitstreifen und Sprachausgabe im Fahrstuhl ausgestattet sind, gibt es, aber viel zu selten. Ein Rollstuhlfahrer bräuchte bei 90% der Praxen mindestens 4 sehr kräftige Menschen, die den Rollstuhl die Treppen hoch tragen, und müsste hoffen, oben durch die Türen bis zum Arzt zu kommen. Einige essen und trinken vorher nichts, damit sie nicht auf Toilette müssen, die meist nicht zugänglich ist. In diesem und anderen Punkten liegen wir erschreckend weit hinter anderen, weitaus ärmeren Ländern zurück. Ich denke, hier sollten die Vorsätze der Ampel bald in die Tat umgesetzt werden, etwa mit der Maßgabe für Arztpraxen, bei einem Umzug in neue Räume nur in barrierefreie Räume zu ziehen, ähnlich wie bei Bundesbehörden oder Ampeln, wo bei Neubau oder Renovierung Barrierefreiheit zu beachten ist. Es gibt viel zu tun, allein im Bereich der Zugänglichmachung des Gesundheitswesens für Menschen mit Behinderung.

Meine Bitte: Da mein Anliegen leicht und schnell umsetzbar ist, würde ich Sie darum bitten, es vor den komplexen Gesetzesänderungen umzusetzen, indem Sie kurzfristig die gesetzlichen Regelungen leicht verändern, die öffentliche Behörden verpflichten, barrierefreie Software und Websites anzubieten. Sie könnte durch die Pflicht ergänzt werden, dass dies auch Privatanbieter von Software und Websites tun müssen, die ihre Produkte im Gesundheitsbereich anbieten. Das würde Bund und Länder nichts kosten und wäre meines Erachtens bis 1.7.2024 für die Firmen umsetzbar. Dadurch hätten Sie für Menschen mit Behinderung eine gesundheitliche Versorgung in diesem Bereich verbessert bzw. überhaupt erst ermöglicht. Das Paket der vielen anderen notwendigen Änderungen wird viel länger dauern. Es sollte diese kleine, aber für viele Kranke wichtige Änderung nicht um Monate oder Jahre verzögern. Deshalb meine Bitte um Trennung vom großen Paket.

Kopien dieses Schreibens werde ich an die Bundesbehindertenbeauftragte, die Bundespsychotherapeutenkammer, Bundesärztekammer, die Berliner Ärzte- und Psychotherapeutenkammer, Berliner Senatoren, Blinden- und Sehbehindertenverbände, Abgeordnete und andere senden, in der Hoffnung, dass diese mit eigener Stellungnahme und Fachkompetenz mein Anliegen unterstützen.

Mit freundlichen Grüßen
Dipl.-Psych. Thomas Abel

Psychologischer Psychotherapeut
- tiefenpsych. fundierte Psychotherapie/Psychoanalyse -
Gervinusstr. 22
10629 Berlin
Tel.: 030 3138736

Nachtrag Thomas Abel, Januar 2024

Nachdem ich mich mit der Bitte um Unterstützung im September 2023 an den DVBS gewandt hatte, sandte auch der 1. Vorsitzende des Vereins, Werner Wörder, im Dezember ein Schreiben an das Bundesministerium für Gesundheit. Wir sind auf die Reaktion gespannt und dankbar für jeden, der die unhaltbare Situation verbessern hilft.

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Berichte und Schilderungen

Zeitenwende - vom Leben nach der blista
Viele Wege führen nach ... - ja wohin eigentlich?

Von Anna Rehm (Abitur 2014)

Ich heiße Anna Rehm, bin 28 Jahre alt und habe 2014 mein Abitur an der Carl-Strehl-Schule in Marburg erfolgreich absolviert. Zu diesem Zeitpunkt war ich gerade einmal 19 Jahre alt und ja, ich dachte damals, ich wüsste so ziemlich genau, welchen Weg ich nach meiner blista-Zeit einschlagen würde. Aber wie heißt es so schön: Nachher ist man immer klüger. Dies ist meine Geschichte.

Mein Lehramtsstudium

2011 kam ich von der Förderschule in Soest zur Klasse 11 zur Carl-Strehl-Schule mit der Diagnose Morbus Stargardt und einem Sehrest von fünf Prozent. Bei meinem Abschied 2014 waren es noch zwei Prozent wahrscheinlich stabiler Restsehkraft. Damit schienen mir meine Möglichkeiten bei der Suche nach einer geeigneten Berufslaufbahn doch ziemlich begrenzt. Meine Interessen lagen eher im naturwissenschaftlichen und medizinischen Bereich. Gerne hätte ich einen Weg in diese Richtung eingeschlagen und ein Medizinstudium oder eine Ausbildung im medizinischen oder gar pharmazeutischen Bereich begonnen, doch mit meiner Sehbehinderung war dies keine wirkliche Option für mich. Während der Schulzeit habe ich Nachhilfe in Mathematik gegeben, und mir wurde sowohl von Lehrer*innen und Freund*innen als auch von meinen Eltern rückgemeldet, dass mir das Unterrichten läge. Es war für mich somit naheliegend, dieses mir zugeschriebene Talent bei meiner Zukunftsplanung zu berücksichtigen. Und so fiel meine Wahl auf ein Lehramtsstudium in den Fächern Mathematik und Biologie. Diese beiden Fächer haben mir auch in der Oberstufe als Leistungskurse sehr gelegen.

Was den Studienort anging stand für mich schnell fest, dass ich wieder in die Nähe meines Elternhauses ziehen wollte. Ich bewarb mich folglich an verschiedenen Universitäten in Nordrhein-Westfalen. Letztlich fiel meine Wahl auf die Ruhr-Universität Bochum (RUB).

Mein Traum von einem Studium war nun für mich ein ganzes Stück näher gerückt. Gleich zu Beginn gab es aber bereits den ersten Wermutstropfen. Ein Warnsignal, das ich aber zunächst ignorierte. Wie ich es in meiner Schulzeit beigebracht bekommen hatte, habe ich mit meinen Dozent*innen vor Beginn der Vorlesungen und Laborstunden das Gespräch gesucht. Viele dieser Gespräche liefen durchaus positiv ab, abgesehen von ungläubigen Blicken oder dem ein oder anderen Laientest im Sinne von: "Wie viele Finger zeige ich Ihnen gerade?" Die erste Begegnung mit meiner Laborleiterin für das Laborpraktikum zum Thema Zoologie hatte es dann jedoch in sich. Hier sollte vor allem das Sezieren von verschiedenen Tieren im Vordergrund stehen und sofort war für sie klar: "Sie haben in meinem Labor nichts zu suchen. Sie können sich gleich am Montag wieder exmatrikulieren, in mein Labor kommen sie nicht!" Harte Worte. Dennoch kein Grund für mich gleich aufzugeben. Ich begab mich zwar am darauffolgenden Montag in die Verwaltung, jedoch nicht um meine Exmatrikulation zu beantragen, sondern um den Schwerbehindertenbeauftragten aufzusuchen.

Mit seiner Hilfe gelang es mir, mit Unterstützung durch meine Studienassistenz und speziellen, über den Fachbereich besorgten Hilfsmitteln, wie ein Mikroskop mit externem Bildschirm, am Laborpraktikum teilzunehmen. Anfangs lief es auch recht gut, aber ich musste feststellen, dass nicht nur diese eine Dozentin der Meinung war, dass ich in ihrem Reich nichts verloren hätte. Doch ich blieb hartnäckig. Allerdings tat sich eine weitere Baustelle auf: Im zweiten Semester wechselte ich von der Mathematik in die Erziehungswissenschaft - in NRW ist das ebenfalls ein Unterrichtsfach, ähnlich dem Fach Sozialwissenschaft in Hessen. Ein Grund für den Wechsel war, dass ich den durchaus anspruchsvollen Vorlesungen in Mathematik nicht "just in time" folgen konnte, sondern mich erst im Nachhinein an den Notizen, die meine Assistenz von der Tafel abgeschrieben hatte, wirklich orientieren konnte. Ein Umstand, der mich auf Dauer überfordern würde. Aber noch war ich ja weiterhin Lehramtsstudentin. In Biologie lief es bis zum 4. Semester auch ziemlich gut, doch dann kam eine Prüfung, die mich vor eine ganz neue Herausforderung stellte. Eine schriftliche Bestimmungsprüfung wurde mangels Umsetzbarkeit in eine mündliche Prüfung für mich umgewandelt und man verlangte, dass ich Dinge, die die anderen Studierenden während der Prüfung einem Buch entnehmen durften, gänzlich auswendig konnte. In meinen Augen eine Unverschämtheit, doch leider zulässig. Also versuchte ich ganze zweimal diese Prüfung zu bestehen, leider ohne Erfolg. Hätte ich jetzt die Reißleine ziehen müssen?

Im 5. Semester suchte ich mir einen Job als Werksstudentin im IT.SERVICES, der IT-Abteilung der RUB, um meine Eltern finanziell zu entlasten. Dort habe ich im First Level im Kundendienst gearbeitet, also Studierende, Mitarbeiter*innen und Professor*innen betreut, ihnen bei technischen Problemen wie Einloggen in die Mailadresse, bei Berechtigungen etc. geholfen. Ganze zwei Jahre arbeitete ich dort auf 12-Stunden-Basis, lernte nette Kommiliton*innen kennen und verdiente mein erstes eigenes Geld, wodurch mir nun langsam dämmerte, dass Studieren ohne Praxis für mich nichts ist. Ich wollte viel lieber das Gelernte gleich umsetzen, die Früchte meiner Arbeit sehen und in den Händen halten können. Der Traum von einem Lehramtsstudium begann immer mehr zu verblassen und nach dem achten Semester habe ich mich endgültig exmatrikuliert - die bis dahin schwierigste Entscheidung meines Lebens. Noch heute höre ich viele Stimmen sagen: "Tu das nicht, das sieht niemals gut aus in einer Bewerbung."

Mein Duales Studium beim Finanzamt

Und ja, es gab Fragen bei jedem Vorstellungsgespräch, doch habe ich schon früh gelernt: Ehrlich währt am längsten! Und so war ich ehrlich und fand schon bald einen Studienplatz für ein duales Studium beim Finanzamt. Dieses Studium versprach mir alles, was ich mir gewünscht hatte. Ich durfte weiter mit Zahlen jonglieren, konnte studieren, aber auch gleich die Praxis dazu kennen lernen und würde auch von Beginn an eigenes Geld verdienen. Allerdings stand ich wieder schnell vor einem Problem, welches mir bekannt vorkam. Wie auch schon im ersten Studium wandte ich mich gleich zu Beginn an die Dozent*innen und die Verwaltung zur Beantragung von Hilfsmitteln und Nachteilsausgleich. Komischerweise war der kostenaufwendigste Teil, die Beschaffung technischer Hilfsmittel, nie ein Problem, doch wieder scheiterte ich am menschlichen Faktor. Meine Ärztin bescheinigte mir einen zeitlichen Nachteilsausgleich von 50 Prozent Zeitzugabe. Dies hielt man jedoch für utopisch, für einen (ungerechten) Vorteil gegenüber den anderen. Also gewährte man mir gerade einmal knappe 30 Prozent Zeitzugabe und nahm auch keine Rücksicht darauf, dass Gesetzestexte bei Prüfungen nicht in digitaler Form von mir genutzt werden durften, um potentiellen Betrugsversuchen vorzubeugen.

Trotz Gesprächen mit den Dozent*innen, der Verwaltung und dem Finanzamt, welches mich bei sich angestellt hatte, fanden wir keine praktikable Lösung und die Zwischenprüfung ergab ein niederschmetterndes Ergebnis! Wieder war ich aufgrund von Barrieren in Form von fehlenden administrativen Rahmenbedingungen in einer Sackgasse gelandet. Barrierefreiheit für Menschen mit einer Seheinschränkung bedeutet eben mehr als nur das bloße Vorhandensein eines Fahrstuhls mit Punktschriftbeschriftung und Stockwerkansage. So viel zum Thema Inklusion. Erstmals in meiner beruflichen Karriere kam nun das Thema Ausbildung auf den Tisch. Mein zuständiges Finanzamt beriet mich in Richtung Ausbildung zur Finanzwirtin im Finanzamt, doch genau zu diesem Zeitpunkt kam Corona.

Bundesagentur für Arbeit

Es hätte keinen unpassenderen Zeitpunkt für die Pandemie geben können. Mir wurde kein Vertrag für die Ausbildung angeboten, da man nicht sicherstellen konnte, wie es weitergehen würde mit der Pandemie, und so wurde ich arbeitslos.

Zu diesem Zeitpunkt lebte ich bereits mit meinem Verlobten und unseren drei Katzen zusammen, und schnell war klar, selbst mit Arbeitslosengeld würden wir es kaum über die Runden schaffen, da auch mein Verlobter zu diesem Zeitpunkt eine neue Ausbildung begonnen hatte. Also durchforstete ich die Jobportale, führte unzählige Telefonate mit Ämtern und bewarb mich auf einige Jobs in Callcentern. Einer der wenigen Arbeitsbereiche, die unter der Pandemie nicht allzu stark gelitten hatten. Ich hatte Glück, fand schnell einen Job und durfte schon nach knapp zwei Monaten aus dem Home-Office arbeiten. Doch sowohl der Job als auch unsere private Situation in einer zu kleinen Wohnung kostete mich viele Nerven, und ich steuerte in eine Depression, die mich noch immer teilweise in meinem Leben begleitet.

2021 gab es endlich wieder einen Lichtblick. Ich bewarb mich zu dieser Zeit auf verschiedene Ausbildungen, da ich das Thema Studium für mich abgehakt hatte. Letztendlich wurde ich in der Bundesagentur für Arbeit in Dortmund angenommen. Am 01.09.2021 begann ich dort meine Ausbildung zur Fachangestellten für Arbeitsmarktdienstleistungen. Sollte es diesmal endlich klappen? Gleich zu Beginn der Ausbildung stellte ich natürlich meine Fragen, jedoch längst nicht mehr so hoffnungsvoll wie noch vor einigen Jahren: "Welche Ausstattung kann ich bekommen?" oder "Wo beantrage ich meinen Nachteilsausgleich für Klausuren?". Völlig selbstverständlich wurde mir Freundlichkeit und Vertrauen entgegengebracht. Das Arbeiten wurde mir komplett in digitalisierter Form ermöglicht, auch bei Klausuren und bei der Arbeit mit Gesetzestexten. Immer wieder fand ein enger Austausch statt. Mein Arbeitsplatz wurde nach meinen Wünschen und Vorstellungen eingerichtet, und bei mir entwickelte sich langsam das Gefühl, endlich im Berufsleben angekommen zu sein. Aktuell bin ich im dritten Lehrjahr meiner Ausbildung und habe 2024 meine Abschlussprüfungen. Ich bekomme weiterhin jede Unterstützung, die ich brauche, und kann mich jederzeit an meine Ansprechpartner*innen wenden.

Resümee

Der Weg bis zu diesem Punkt in meinem Berufsleben war lang und steinig, viele strukturelle Barrieren und so manche Barrieren in den Köpfen der Menschen in entscheidenden Stellungen haben mir meinen Weg unnötig schwer gemacht. Es gab viele Momente, an denen ich gerne aufgegeben hätte, doch im Nachhinein bin ich froh, diesen Weg beschritten und durchgehalten zu haben. Ich konnte viele Erfahrungen mitnehmen, habe viele Menschen kennengelernt und habe vor allem im privaten Bereich sehr viel Glück gehabt. Im Dezember 2022 habe ich geheiratet und mein Mann hat mich auch in den schwersten Zeiten immer unterstützt, wofür ich ihm endlos dankbar bin. Auch meine Eltern und meine Freunde waren immer für mich da und gaben mir viele Denkanstöße. Wie heißt es in einem bekannten Song: "Dieser Weg wird kein leichter sein. Dieser Weg wird steinig und schwer." Vor neun Jahren, am Ende meiner blista-Zeit, hätte ich niemals gedacht, dass mein Weg so steinig und so schwer sein würde. Aber im Nachhinein denke ich: Das Kartenhaus darf einmal oder auch mehrmals zusammenbrechen, solange man die Möglichkeit bekommt und gewillt ist aus seinen Fehlern zu lernen, nicht gleich aufgibt und sich dabei weiterentwickelt.

Mein Rat also: Probiert euch aus! Bei wichtigen Entscheidungen geht in euch, denkt ruhig auch zweimal darüber nach. Es heißt nicht umsonst: "Es ist nicht alles Gold was glänzt." Überlegt euch also genau, ob ihr der Typ für ein "goldenes" Studium seid oder doch eher eine Ausbildung machen solltet. Ich persönlich hätte mir im Nachhinein jedenfalls gewünscht, dass während meiner Schulzeit der Fokus öfter auch mal auf die Möglichkeit einer Ausbildung gelegt worden wäre.

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Mein Weg zur C-Musikerin in der Evangelischen Kirche Rheinland im Fach Chorleitung

Von Miriam Witt

Musik als Perspektive für einen Nebenjob

Die Idee, eine sogenannte "C-Ausbildung" in der Fachrichtung Orgel anzugehen, war bei mir schon lange irgendwie präsent, da vor einigen Jahren bereits ein Freund meinte, ich hätte doch Talent dazu, und so wurde ich überhaupt auf diese Möglichkeit aufmerksam. Es ist eine kirchliche Weiterbildung, bei der man nach dem Abschluss nebenberuflich die Chance hat, als Chorleiterin tätig zu sein und als Organistin zu unterstützen.

Zunächst lernte ich im Privatunterricht die Grundlagen der Notenschrift, zu mehr fehlte mir aber dann die Zeit, und ich wandte mich musikalischen Möglichkeiten zu, die mir leichter von der Hand gingen, wie die Arbeit in Seniorenheimen in Form von musikalischen Singangeboten. Als dann der erste Lockdown kam, waren meine derzeitigen Honorartätigkeiten im Seniorenbereich und der Arbeit als Lehrkraft plötzlich dahin, und ich wollte mir gern eine neue Aufgabe suchen.

So war dann die Idee geboren, es nun ernsthaft mit der C-Ausbildung zu versuchen, vielleicht sogar in den Fachrichtungen Orgel und Chorleitung.

Viel Planung und Organisation

Natürlich brauchte ich einiges an Vorlaufzeit, denn meine privat erworbenen Blindennotenkenntnisse waren sehr rudimentär. Ich besorgte mir ein Lehrbuch und studierte alles, so gut ich konnte.

Dann ging es also daran, das Gelernte auf das Blattspiel anzuwenden. Denn Notenschrift zu lesen ist durchaus möglich, doch dann schnell das Gelesene in Rhythmus und Töne umzusetzen, war für mich zunächst durchaus eine Herausforderung. Mit viel Geduld, dem Üben in kleinen Abschnitten und durch die Unterstützung einiger blinder Personen gelang es mir schließlich, immer schneller zu werden.

Die C-Ausbildung besteht aus Gruppenseminaren, Einzelunterricht und intensivem, eigenständigem üben. Dabei wird allerdings der Einzelunterricht zum großen Teil von der Kirche bezahlt. Dennoch muss man sich die Lehrer selbst organisieren.

Nun waren also ein Orgellehrer, ein Gesangslehrer und ein Klavierlehrer zu suchen.

Der Kantor der nächstliegenden Gemeinde war bereit mich zu unterrichten, wenn ihm auch jegliche Erfahrung als Lehrer fehlte. Er war es gewohnt, im Gottesdienst zu begleiten, aber im Rahmen dieser Ausbildung unterrichtet hatte er bisher noch nie. Die anderen benötigten Lehrkräfte fand ich durch Rückmeldungen von Bekannten, durch Recherche im Internet und durch glückliche Zufälle.

Erkundung der Kirchen und der Orgeln zum Üben

Ein sehender Mensch kennt die Kirchen, die sich in seiner Nähe befinden, und kann sie entweder mit dem Auto oder dem öffentlichen Nahverkehr erreichen. Selbstverständlich kannte ich ebenfalls die Kirchen in meiner Nähe, doch erreichen konnte ich sie trotzdem nicht, da mir die Wege nicht vertraut waren. Ich beantragte also Mobilitätstraining. Glücklicherweise wurde es mir genehmigt und tatsächlich hatte gerade eine Trainerin Kapazitäten frei, was auch nicht selbstverständlich war.

So lernte ich den Weg zur Orgel, entsprechenden Unterricht gab es noch keinen bis zur bestandenen Aufnahmeprüfung.

Die Aufnahmeprüfung

Bisher hatte ich nur Klavierkenntnisse und bereitete mich selbst auf die Aufnahmeprüfung im Orgelspiel vor. Ein Stück mit Pedal war zu spielen, man spielt hier die Töne mit den Füßen, am Klavier ist man dieses nicht gewohnt, zum Glück sollte ich nur ein Stück dieser Art spielen! Vorgaben, was ich hätte spielen können, erhielt ich über die Kirche keine. Sehende Menschen kaufen sich ihre Noten oder bekommen sie von ihren Lehrern. Ich musste mir alles selbst organisieren. Nun wusste ich auch nicht, was in Blindenschrift verfügbar und für einen Anfänger gut zu spielen ist.

Hier erhielt ich Hilfe aus der Fachgruppe Musik im DVBS. So beschäftigte ich mich mit einem der kleinen Bach-Präludien, mein erstes Stück, das ich ausschließlich nach Blindennoten gelernt hatte! Und immerhin das konnte ich gut spielen.

Ich brauchte schon einige Wochen, bis ich irgendwie in der Lage war, insbesondere die Koordination meiner Füße und Hände so weit zu trainieren, dass es für eine Aufnahmeprüfung reichte. Als ich sie in Bezug auf die Orgel bestanden hatte, gab es Grund zum Feiern! Für Chorleitung hatte man mir aber nahegelegt, ich solle eine Weile hospitieren und sehen, ob die Zusammenarbeit mit dem Dozenten gut funktioniere, dann werde man entscheiden, ob ich dieses Fach weiter belegen könne.

Trainieren, Recherchieren, organisieren

Zwischenzeitlich wurde mir mitgeteilt, dass ich wegen Renovierungsarbeiten nicht auf meiner Übe-Orgel spielen könne, ich musste also auf eine andere Kirche ausweichen. Da ich noch Stunden aus dem beantragten Mobilitätstraining übrig hatte, war auch das machbar.

Über die Fachgruppe Musik bekam ich den Hinweis, wo man das Gesangbuch, zumindest den sogenannten "Stammteil", der in ganz Deutschland gleich ist, mit Noten und Text beziehen konnte. Später habe ich mir auch noch den Regionalteil fürs Rheinland übertragen lassen, weil nie klar war, ob der Stammteil ausreicht.

Zudem habe ich mir das Notensatzprogramm Braille Music Editor zugelegt und angeeignet. Mit dem Programm Sibelius hätte ich auch arbeiten können, aber ich wollte Blindennoten schreiben und fühlen können, nicht lediglich übers Gehör arbeiten müssen, was mit dem Braille Music Editor möglich ist.

So, dachte ich, bin ich einigermaßen ausgerüstet für den Start.

Die Ausbildung beginnt

In meinen Dozenten und auch zwei Kurskolleginnen hatte ich engagierte Leute gefunden, die mir mit Fahrdiensten und auch später bei der Tonsatzprüfung mit Rat und Tat zur Seite standen.

Meine Tonsatzlehrerin tüftelte mit mir eine Generalbass-Schrift aus, die wir dann gemeinsam am Computer nutzen konnten. So konnte ich eine Zeit lang auch diese Aufgaben mit viel Mühe lösen, was aber dann zum Glück für den Abschluss nicht mehr nötig war.

Wir hatten also alle zwei Wochen samstags Chorleitung und Musiktheorie, und noch auswärtige Intensivkurse.

Netterweise war mein Chorleitungsdozent bereit, das Gesangbuch und das Freiburger Chorbuch, das ich bei dem Deutschen Zentrum für barrierefreies Lesen (dzb) leihen konnte, als Kursmaterial zu benutzen. Für die Orgelliteratur habe ich in der Fachgruppe Musik Beratung gefunden, welches Material für Anfänger geeignet ist.

Trotzdem wäre in meinem Fall eine längere Zeit vor Beginn der Ausbildung Orgelunterricht von Grund auf sinnvoll gewesen, bevor man ein solches Projekt angeht, zumal ich zwei große Orgeln im Wechsel zu spielen hatte - da fehlte mir einfach die Übersicht.

Mit der Zeit merkte ich, dass es sinnvoller ist, mich auf Chorleitung zu konzentrieren. Mein Dozent war dann auch bereit, ein "gutes Wort" einzulegen, so dass ich zur Abschlussprüfung zugelassen wurde. Allerdings habe ich "heimlich" bei meiner Klavierlehrerin, die auch als Chorleiterin tätig ist, in Form von zusätzlichem Privatunterricht Dirigieren geübt. Zudem habe ich jede Möglichkeit genutzt, im privaten Rahmen einen kleinen Chor aufzustellen und daran zu üben, was auch recht erheiternd für uns alle war.

Abschlussprüfung

Im letzten Jahr habe ich die Chorleitungsprüfung bzw. im Jahr davor die theoretischen Fächer Kirchenmusikgeschichte und Liedgeschichte etc. abschließen können.

Allerdings wäre auch das ohne Assistenz für mich kaum möglich gewesen. Im ersten Fall half eine Kombination aus Taxi und Kollegen, im zweiten jemand aus der Familie, denn die Prüfung fand auswärtig statt, und ich hatte viel Gepäck mit Büchern und Laptop usw. Die Prüfung war auch nur machbar, weil meine engagierte Tonsatzdozentin extra mit dem Zug von ihrem Heimatort nach Düsseldorf kam und mir bei der Zugänglichmachung der Aufgabenstellung half.

Mir war es nicht möglich, im Voraus irgendetwas zu klären, weil es hieß, als Prüfling dürfe man vorher keinen Kontakt mit den Prüfern aufnehmen.

Ich hatte dann gebeten mir zu sagen, in welchem Gesangbuchteil die Prüfungsstücke zu finden seien, und habe dann vorher angegeben, welche Nummern in meinem Blindenschriftexemplar wo zu finden sind.

Natürlich war ich aufgeregt, ob die Kommunikation hier gut klappt. Denn wir alle waren nie richtig aufgeklärt worden, wie genau die Prüfungsordnung aussieht. Sie war so uneindeutig und es gab keinen Raum, alles zu klären, sodass man kurz vor der Prüfung noch sich widersprechende Infos über die Prüfungsinhalte bekam. Die Prüfungsordnung online war veraltet, die Broschüre hat jeder anders interpretiert, obwohl ich nur gebeten hatte, sie mir vorzulesen ... Das bekomme ich so gar nicht mehr zusammen, leider, es wäre im Nachhinein sonst ein rechter Lacherfolg.

Als die genannten Prüfungen bestanden waren, fielen mir vermutlich zehn Steine vom Herzen.

Perspektiven nach der Ausbildung

Schon während der C-Ausbildung habe ich hin und wieder über eine Seniorenbeauftragte, die ich durch eine Kollegin kennenlernte, einen Singe-Nachmittag angeboten. Daraus entstand nach meiner Ausbildung ein Singkreis, den ich Mithilfe der Seniorenbeauftragten aufbauen konnte. Wir haben alle viel Spaß zusammen, und ich freue mich immer noch darüber, dass ich auf diese Weise während der Lockdowns eine erfüllende Aufgabe hatte.

Ich habe mir Vieles aneignen und immer wieder neue organisatorische Herausforderungen meistern müssen. Doch inzwischen freue ich mich darüber, all das gemacht und geschafft zu haben. Mich hat die Ausbildung viel Kraft gekostet, aber sie hat mir auch Selbstbewusstsein gegeben.

Auch wenn sich für Jeden die Situation wieder anders darstellt, möchte ich mit diesem Bericht Mut machen für diesen Weg und wünsche allen, die diese Ausbildung anstreben, viel Freude und gutes Gelingen.

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Aus der Arbeit des DVBS

Mehr Barrierefreiheit in Archiven - 90. Deutscher Archivtag in Bielefeld mit Beteiligung des DVBS

Von Jochen Schäfer

Wenn die Verschwörungstheorie stimmen würde, dass es die Stadt Bielefeld nicht gibt, hätten deutsche Archivar*innen im vergangenen September ihren Tagungsort nie erreicht. Doch vom 26.-28.09.2023 fand in der Bielefelder Stadthalle tatsächlich der 90. Deutsche Archivtag statt, ausgerichtet vom Verband deutscher Archivarinnen und Archivare e. V. (VdA). Bei der Auftaktveranstaltung ging es um Barrierefreiheit, weshalb auch der Autor dieses Beitrags als Vertreter der DVBS-Fachgruppe "Medien" am Archivtag teilnahm.

Zum Hintergrund: Anfang 2023 erhielt die Fachgruppe eine Anfrage von Frau Dr. Petra Zadel-Sodtke aus Berlin von der Bundesfachstelle Barrierefreiheit. Hierbei ging es um die Erfahrungen von blinden und sehbehinderten Mitarbeitenden in Archiven, ihre Tätigkeiten, Aufgaben, Probleme, aber auch um die Frage der Barrierefreiheit. Da ich seit vielen Jahren in der blista als Fachkraft für Medien- und Informationsdienste im Archivbereich tätig bin und im Mai 2023 ins Leitungsteam der DVBS-Fachgruppe "Medien" gewählt worden war, nahm ich Kontakt auf. Es folgte ein anregender Austausch, verbunden mit einer Einladung zum Archivtag im September.

Das Thema Barrierefreiheit in Archiven ist in den letzten Jahren zum Gegenstand einiger Examensarbeiten geworden, und es ist sehr zu begrüßen, dass auch der Deutsche Archivtag diesem Aspekt ein Forum geboten hat. Die Auftaktveranstaltung stand unter dem Titel "Ein Hürdenlauf? - Auf dem Weg zu barrierefreien Archiven". Das Format war eine sogenannte Fishbowl-Diskussion, das heißt, man befand sich in einem größeren Kreis, in dessen Mitte die Moderatorin und die Referierenden saßen. Letztere, zu denen auch Frau Dr. Zadel-Sodtke gehörte, hielten aber keine Referate, sondern gaben Statements zu den verschiedenen Facetten von Barrierefreiheit in Archiven ab. Im Anschluss an jedes Statement konnte das Publikum Fragen stellen und Anregungen geben. Mit dabei waren auch der Vorsitzende des VdA sowie Mitarbeitende des Landschaftsverbandes Westfalen-Lippe (LWL).

Zunächst ging es um die Zutritts- und Zugangsmöglichkeiten zu Archiven, um behinderten Menschen die Arbeit zu erleichtern. Es wurde eine ebenerdige Bauweise angeregt, z.B. für Menschen im Rollstuhl. In einem anderen Statement wurde ausdrücklich darauf hingewiesen, dass auch Blindenführhunde Zutritt haben sollen, da sie keine gewöhnlichen Haustiere, sondern Hilfsmittel und "Profis" seien. Bei der Zugänglichkeit von Materialien regte ich an, sie möglichst so aufzubereiten, dass auch blinde und sehbehinderte Menschen damit gut umgehen können, beispielsweise durch Scannen oder digitalen Versand als Mail oder in anderer elektronisch zugänglicher Form. Die Teilnehmenden waren sichtlich überrascht, dass ein blinder Archivmitarbeiter anwesend war. An der Diskussion nahmen zwar Menschen mit anderen Beeinträchtigungen teil, aber kein weiterer Blinder; auf diese Weise konnte ich Berater in eigener Sache sein.

Später ging es um Bewerbungen und Stellenausschreibungen. Eine Referentin gab zu bedenken, dass Arbeitgeber besser über die Fähigkeiten behinderter Menschen in Archiven informiert werden müssten, um sie bei ihren Ausschreibungen adäquat zu berücksichtigen; dem stimmte ich zu.

Als Fazit der Auftaktveranstaltung kann gesagt werden: Barrierefreiheit ist nicht nur für behinderte Menschen, sondern für alle wichtig. Eine ebenerdige Bauweise z.B. macht es auch anderen leichter, ein Gebäude zu nutzen. Alternativtexte von Bildern sind nicht nur für Blinde und Sehbehinderte hilfreich, sondern auch für alle anderen, die Fotos, Schaubilder oder Grafiken verstehen möchten.

Zum Schluss regte ich an, eine Resolution für mehr Barrierefreiheit in Archiven zu verfassen, um das Thema besser in die Öffentlichkeit zu transportieren. Eine solche Resolution war für diese Tagung nicht vorgesehen, aber man will die Anregung für den 91. Deutschen Archivtag mitnehmen, da man sich auch weiterhin mit diesem Thema befassen wird. Bis dahin wird ein Austausch zwischen den Teilnehmenden dieser Auftaktveranstaltung stattfinden.

Bild: Sechs Personen sitzen im kleinen Stuhlkreis des Fish-Bowls neben einem Stehtisch und haben ein Mikrofon in den Händen. Der größere Stuhlkreis mit Publikum läuft um dieses Zentrum herum und ist nur teilweise im Bild. Autor Jochen Schäfer sitzt als 3. von rechts im Publikum. Foto: VdA

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Louis Leseclub - Weil wir gerne Punktschrift lesen!

Von Leonore Dreves und Werner Wörder

Ob erfahrene Leseratte oder Neuling beim Punktschrift Lesen: In Louis Leseclub treffen sich Braille-Interessierte alle zwei Monate in einer Zoom-Konferenz, um über Lese-Techniken, Literatur oder die Bedeutung der Brailleschrift im Alltag zu sprechen. Wer möchte, kann dort auch gerne etwas vorlesen.

Nicht nur unsere literarischen Vorlieben sind unterschiedlich, auch unsere Lesegewohnheiten und -fertigkeiten liegen weit auseinander. Da wir sehr wertschätzend miteinander umgehen, kann jeder von der Erfahrung anderer profitieren und selbst den einen oder anderen Tipp weitergeben.

Durch die regelmäßigen Treffen bin ich (Leonore) mehr und mehr zur begeisterten Leseratte geworden und mein Bewusstsein für die Bedeutung der Brailleschrift in der heutigen Zeit ist geschärft. Auch ich (Werner) lese wieder mehr Punktschrifttexte auf Papier; auf der Braillezeile ist dies sowieso beruflich und privat mein tägliches Brot.

Unser Club ist ein offenes Angebot des DVBS. Besuchen Sie uns im Club - egal, ob Sie in irgendeiner Selbsthilfeorganisation Mitglied sind oder nicht.

Möchten Sie auch mit Gleichgesinnten diese wertvolle Kulturtechnik pflegen? Dann melden Sie sich bei uns unter: Diese E-Mail-Adresse ist vor Spambots geschützt! Zur Anzeige muss JavaScript eingeschaltet sein!

Ihre Leonore Dreves und Ihr Werner Wörder

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Neuigkeiten in der Mitgliederverwaltung

Von Elias Knell

Nach dem Ausscheiden der langjährigen, verdienten und beliebten "guten Seele" der Geschäftsstelle, Birgit Stolz, hat der DVBS nach achtmonatiger Vakanz zum 1. Januar 2024 einen Nachfolger für den Bereich Gremienbetreuung gefunden.

"Wir sind sehr froh, Christian Karges als neuen Mitarbeiter in der Geschäftsstelle gewonnen zu haben. Durch seine Erfahrungen mit der Projektverwaltung und -steuerung von agnes@work und als Mitglied des Leitungsteams der BG Hessen kennt er die Wünsche und Anliegen unserer Mitglieder sehr gut", erklärt der Vereinsvorsitzende Werner Wörder.

Christian Karges ist Theologe, verheiratet und Vater. Er wohnt in Marburg, ist sehbehindert und seit 2007 Mitglied im DVBS. Sie erreichen ihn per E-Mail unter Diese E-Mail-Adresse ist vor Spambots geschützt! Zur Anzeige muss JavaScript eingeschaltet sein!, telefonisch unter 06421 94888-21.

"Gemeinsam mit ihm werden wir die Mitgliederverwaltung modernisieren. Er wird in Zukunft auch erste Anlaufstelle für alle Fragen zur Mitgliederbetreuung sein", freut sich Werner Wörder.

Nicht nur personell hat sich in der Geschäftsstelle des DVBS einiges getan. Ebenso wird der Verein organisatorisch weiterentwickelt und zukunftsfest gemacht. Hierzu gehört eine einfachere Kommunikation der Mitglieder mit ihrer Geschäftsstelle, ist sich Werner Wörder sicher. "Wir wollen die Arbeit in der Geschäftsstelle so gestalten, dass sich unsere Mitglieder mehr auf die ehrenamtliche Arbeit in der Selbsthilfe konzentrieren können."

"Bereits im Herbst haben wir erste Neuerungen in der Mitgliederverwaltung eingeführt. Beispielsweise erhalten nun alle Mitglieder, die ihre E-Mail-Adresse hinterlegt haben, eine digitale Beitragsbescheinigung. Ebenso ist es seit Herbst möglich, die Erteilung einer Einzugsvollmacht oder die Änderung von Kontodaten unkompliziert online der Vereinsverwaltung mitzuteilen. Weitere Schritte sollen folgen, zum Beispiel ein digitales Tool zur Beantragung der Mitgliedschaft. Perspektivisch ist auch ein interner Bereich im Rahmen einer neuen Website geplant, bei dem Mitglieder einen Teil ihrer Stammdaten selbst bearbeiten können sollen", berichtet Geschäftsführer Elias Knell über die weiteren Entwicklungen in der Mitgliederverwaltung.

Bild: Christian Karges ist seit Januar 2024 in der DVBS-Geschäftsstelle für die Gremienbetreuung und Mitgliederverwaltung zuständig. Er sitzt an seinem Schreibtisch vor einem großen Bildschirm mit vergrößerter Darstellung und wendet den Kopf lächelnd den Betrachtenden zu. Er trägt eine schmale Brille mit Brillenkordel und ein dunkelblaues Hemd. Haar und Augen sind dunkel, der Dreitagebart kurz. Foto: DVBS

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Seminarplanung für 2024

Von Christian Axnick

  • 09.06.: FG Musik: Voneinander lernen - miteinander musizieren

    Ein inklusiver und interaktiver Austausch für Musiklehrer*innen, blinde und sehbehinderte Musikschülerinnen und -schüler, Eltern und Erzieher*innen. Das Seminar soll für Musikpädagog*innen an allgemeinbildenden Schulen, Instrumental- und Gesangspädagog*innen, aber auch für Eltern und Erzieher*innen ein Brückenschlag sein und die Möglichkeit bieten, sich mit den Bedarfen blinder Musizierender vertraut zu machen.

  • 21.07.: FG Wirtschaft, Seminar Biographische Theater in Herrenberg
  • 08.-07.09.: Seminarwoche der IG Ruhestand in Saulgrub
  • 22.09.: IG Sehbehinderte, Nicht sehend - nicht blind in Bad Soden-Salmünster
  • 08.12.: FG Wirtschaft, Gesprächsführung in Herrenberg-Gültstein.

Haben Sie Fragen zum Seminar- und Veranstaltungsprogramm des DVBS? Dann wenden Sie sich an:

Christian Axnick
DVBS-Geschäftsstelle
Frauenbergstraße 8
35039 Marburg
Tel.: 06421 94888-28
E-Mail: Diese E-Mail-Adresse ist vor Spambots geschützt! Zur Anzeige muss JavaScript eingeschaltet sein!

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Aus der blista

20 Jahre Abi - hat sich da auch wirklich niemand verrechnet?

Bericht über das Treffen des Abiturjahrgangs 2003 auf dem blistaCampus

Von Sebastian Decker

Es gibt im Leben Momente, die man einfach nie vergisst. Der erste Schultag, der erste Tag in der Uni, in der Ausbildung oder auch im Job sind gute Beispiele. Doch auch die letzten Tage haben es oft wirklich in sich. Das mussten auch rund 30 ehemalige Schüler*innen der Carl-Strehl-Schule an der blista im Juli 2003 erfahren. Sie wurden zu dieser Zeit mit ihren Abschlusszeugnissen und jeder Menge Selbstbewusstsein ins Leben geschickt. Seit diesem Tag hatten sie sich in der großen Runde von damals nicht mehr gesehen. Nur einige von ihnen hatten den Kontakt bis heute aufrechterhalten. Nach zehn oder auch nach 15 Jahren dachte der eine oder die andere bestimmt an das historische Ereignis. Doch es passierte weiter nichts. Zum 20. Jubiläum sollten den Gedanken auch wirklich Taten folgen.

Das Orga-Team legt los

Das Team, bestehend aus Nathalie Sorichter, Roland Dietze und Sebastian Decker (dem Autor dieser Zeilen) traf sich zu ersten Gesprächen live und in WhatsApp-Calls. Wir wohnen alle drei noch in Marburg und sind immer noch befreundet. Die Abizeitung wurde hervorgeholt und schon ging es los mit der Recherche. Wer ist wo gelandet? Von wem gibt es noch Telefonnummern und wer ist womöglich völlig verschollen? Welche Lehrer*innen werden eingeladen? Wir waren uns einig, dass das Treffen auch an der blista stattfinden sollte. Wir entschieden uns dafür, die Leiter*innen der Leistungskurse einzuladen. Auch die ersten Klassenlehrer*innen aus den Anfangsjahren sollten mit dabei sein. Nach dem ersten Telefongespräch mit der Öffentlichkeitsarbeit der blista war alles klar. Das Treffen sollte 2023 am Samstag, dem 17.06., stattfinden und mittags mit einem Empfang im neuen Bielschowsky- Konferenzraum beginnen. Bei Kaffee und Kuchen wollten wir uns austauschen und eine Runde auf alten Spuren über den Campus wandeln. Anschließend sollte alles im Restaurant Colosseo bei italienischem Essen und guten Getränken ausklingen. Es gab also viel zu tun.

Wir finden uns wieder

Mundpropaganda und Social Media sei Dank, fanden wir die meisten Alumni schnell wieder. Das Interesse war riesig und die ersten Zimmerbuchungen ließen nicht lange auf sich warten.

Leider konnten wir nicht alle ausfindig machen. Über manche gab es einfach keine Infos im Netz, andere hatten die Telefonnummer gewechselt oder kein Interesse und wieder andere wollten einfach nicht mehr gefunden werden. Rund 20 Alumni hatten sich schließlich angemeldet.

Die Vorfreude war groß. Vorher hatten wir noch eine WhatsApp-Gruppe gegründet, in der sich auch schon fleißig ausgetauscht wurde. Dadurch konnten auch diejenigen von uns etwas vom Treffen mitbekommen, die gerne gekommen wären, aber leider keine Zeit hatten. Wir merkten schnell, dass so ein Treffen längst überfällig war.

Jetzt gehts los!

Der Tag war schließlich da und es ging los. Wir trafen uns vor dem Gebäude Am Schlag 4, das komplett barrierefrei umgebaut worden war. Das alte Haus war damals unser Oberstufengebäude. Die Begrüßungen waren meist stürmisch und herzlich. Schnell merkten wir, dass bei vielen von uns die Haare grauer geworden oder bei einigen Herren der Schöpfung ganz ausgefallen waren. Das tat dem Spaß aber gar keinen Abbruch. Die Stimmen hatten sich oft nicht so sehr verändert. Der Bielschowsky-Raum befindet sich jetzt ganz oben im Schlag 4. Zu unserer Zeit war er noch im Schlag 8 gewesen. Die Ausstattung war auf dem neuesten Stand und die Klimaanlage spendete angenehme Kühle an diesem Sommertag.

Aus uns ist was geworden

Wir hatten schon lange vor dem Treffen beruhigt festgestellt, dass aus uns allen etwas geworden ist. Die damaligen Verantwortlichen innerhalb der blista können also ganz entspannt sein. Einige von uns sind zum Beispiel im Journalismus, im Bereich Psychologie und soziale Arbeit, in der Entwicklung barrierefreier Medien, in der Verwaltung in Bundes- und Landesbehörden oder auch in der Physiotherapie tätig. Einige wohnen auch nach wie vor in Hessen. Sie haben in Kassel, Marburg oder im Rhein-Main-Gebiet ihr berufliches und privates Glück gefunden. Doch auch die Region Berlin-Brandenburg war vertreten. Auch aus der Schweiz und von der Insel Fehmarn im hohen Norden hatten sich Alumni auf den Weg nach Marburg gemacht.

Historische Zitate und aktuelle Entwicklungen

Nachdem ich uns alle begrüßt hatte, begann das Programm. Herr Audretsch, der derzeitige Schulleiter, begrüßte uns. An einige Gesichter konnte er sich noch gut erinnern, denn er leitete unseren Mathe-LK. Er hatte ein Exemplar unserer Abizeitung aus dem Archiv hervorgeholt und präsentierte uns einige unserer damaligen Zitate über ihn und andere Lehrer*innen. So starteten wir richtig launig ins Programm. Außerdem unterhielten wir uns mit ihm darüber, wie sich der Unterricht in den letzten 20 Jahren verändert hat. Notebooks und Braillezeilen sind aus den Klassenräumen nicht mehr wegzudenken, und auch der Unterricht in den Naturwissenschaften hat sich grundlegend verändert. Hier kommt mittlerweile sogar der 3D-Drucker zum Einsatz. Mit ihm werden zum Beispiel sogenannte MuLIs, multimediale Lerninhalte hergestellt. Wir konnten sie auch bestaunen und waren begeistert. Natürlich ist auch das Thema Inklusion in der blista präsent. Seit sechs Jahren werden blinde, sehbehinderte und sehende Jugendliche gemeinsam unterrichtet. Außerdem komplettiert eine Montessori-Schule mit Kinderhaus die Gemeinschaft auf dem Campus. Wir wollten natürlich auch von Peter Audretsch wissen, wie es unseren ehemaligen Lehrer*innen geht. Sie waren nämlich nicht zu unserem Treffen gekommen. Wir erfuhren, dass die meisten von ihnen schon lange in Rente sind und manche den Kontakt zur blista mittlerweile ganz abgebrochen haben. Wir konnten die Erklärung zwar nachvollziehen, fanden es aber trotzdem schade, dass sie nicht da waren und nur wenige von ihnen offiziell abgesagt hatten.

Nach einer kurzen Kaffeepause schaute Patrick Temmesfeld, der Vorsitzende der blista, bei uns herein. Auch er hatte viel über die Entwicklungen der letzten 20 Jahre zu berichten. Dazu gehörte die Weiterentwicklung der IT-Ausbildungsgänge, die Einführung der Maßnahmen zur Eingliederung in den Arbeitsmarkt in Marburg und am neuen Standort in Frankfurt und nicht zuletzt die Weiterentwicklung der barrierefreien Medien für Schule und Ausbildung.

Historische Ton- und Bilddokumente

Nach den Infos am Nachmittag gab es noch mal ein gutes Stück Nostalgie für Auge und Ohr. In den unendlichen Weiten meiner privaten Audio- und Video-Schätze hatte ich noch eine alte VHS-Kassette gefunden. Auf dem Video wurden damals alle Schüler*innen unseres Jahrgangs bei einer Alltagstätigkeit ihrer Wahl gefilmt. Manche von uns kochten gerade ihr Lieblingsgericht, joggten an der Lahn entlang oder scannten ein Buch ein. Auf diese Weise waren auch diejenigen noch mal zu sehen und zu hören, die nicht zum Ehemaligentreffen gekommen waren oder die wir nicht mehr gefunden haben. Außerdem konnten wir noch mal an unseren Mitschüler Markus Mauerer erinnern, der bereits vor neun Jahren verstorben ist. Der Film wurde übrigens seinerzeit von Herrn Sparenberg gedreht, der ebenfalls schon lange nicht mehr lebt. Wir hatten viel Spaß mit den Bildern und Tönen.

Etwas Bewegung am Schluss kann nicht schaden

Bei der Campusführung am Schluss gab es viel zu entdecken. Die neuen Gebäude mit ihren modernen Arbeitsplätzen brachten alle zum Staunen. Eine Teilnehmerin sagte wörtlich: "Hier möchte ich gerne noch mal Schülerin sein". Ein großes Highlight für viele von uns war aber auch der Eintritt in das Schulgebäude Am Schlag 6a. Hier begann für einige von uns im September 1996 die Laufbahn an der blista. Der erste Klassenraum hatte sich gar nicht so sehr verändert. Es hallte immer noch so wie früher. Tische und Stühle waren erneuert worden. Auch der Bereich beim Sekretariat hatte sich kaum verändert. Im Gebäude roch es auch noch so wie früher. Ich glaube, spätestens jetzt waren wir wieder mehr als 20 Jahre jünger.

Fazit

Wir hatten einen tollen Nachmittag auf dem blistaCampus. Ein Teilnehmer unseres Treffens brachte es auf den Punkt: die blista war schon in den Neunzigern der Mercedes Benz unter den Förderschulen.

Man kann sagen, dass sie noch lange kein Oldtimer ist. Im Gegenteil, der Mercedes wird sicher viele weitere Jahre lang positiv in die Zukunft fahren. Unser Jahrgangstreffen haben wir dann im Restaurant Colosseo fortgesetzt. Für den harten Kern der Gruppe endete es stilgerecht an der Hotelbar. Auch ich gehörte dazu. Es hat uns allen großen Spaß gemacht und eines steht fest: wir kommen wieder. Nicht erst in 20 Jahren.

Bild: 15 blista-Alumni haben sich in Sommerkleidung auf dem Weg unterhalb der Carl-Strehl-Schule auf dem blistaCampus zu einem Gruppenfoto aufgestellt. Ganz links Autor Sebastian Decker mit Langstock. Foto: blista

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O&M in Luxemburg

Von Frank Stollenwerk

Ein bisher einmaliges Projekt ging im Juni 2023 mit den praktischen Abschlussprüfungen in Luxemburg erfolgreich zu Ende. Die Teilnehmenden aus dem Centre pour le développement des compétences relatives à la vue (CDV) besuchten zunächst den berufsbegleitenden Zertifikatskurs "Grundlagen inklusiver Pädagogik bei Blindheit und Sehbehinderung", um anschließend die Spezialisierung Orientierung und Mobilität (O&M) zu absolvieren. Das CDV ist ein Zentrum, aus dem verschiedene Fachkräfte landesweit mobil tätig werden, um Menschen mit Blindheit und Sehbehinderung jeden Alters in unterschiedlichsten Lebenslagen zu unterstützen.

Zwei Besonderheiten sind hervorzuheben: Erstens bot die blista damit erstmals eine berufsbegleitende Form der O&M-Weiterbildung an, zweitens war der Veranstaltungsort nicht wie üblich die Fachschule der blista in der Biegenstraße. In Kooperation mit der Fachkollegin vor Ort, Anouck Preusche, bereiteten Elmar Brathe-Heck (Ausbilder O&M/LPF) und Frank Stollenwerk (Weiterbildungsleiter) die Weiterbildung vor und führten sie in sechs Modulen mit einer Gesamtdauer von zwölf Wochen von November 2021 bis November 2022 in Luxemburg durch. Dabei wurden für umfangreiche "Simulationseinheiten" mit Augenbinde oder Simulationsbrillen passende Lernorte ausgewählt, wozu schon in der Vorbereitung Reisen nach Luxemburg und der ständige Austausch mit der Kollegin in Luxemburg notwendig waren. In den Zeiträumen zwischen den Modulen absolvierten die Teilnehmenden die Lehrpraxis vor Ort mit Klient*innen des CDV, unterstützt und begleitet vor allem von Anouck Preusche. Zudem verfassten sie eine schriftliche Hausarbeit, was vor allem deswegen besonderen Respekt verdient, weil Deutsch nicht die Muttersprache aller Teilnehmenden ist. Mit Abschluss der Weiterbildung gibt es nun weitere, dringend benötigte, Fachkräfte für O&M in Luxemburg.

Die besonderen Herausforderungen dieser Weiterbildung waren für alle eine bereichernde Erfahrung.

Bild: Neun Personen stehen lächelnd eng in einer Reihe im grünen Außenbereich. Davon tragen die sechs von rechts - fünf Frauen und ein Mann - schwarze Doktorhüte mit goldenem Rand und baumelnder Quaste sowie schwarze T-Shirts mit einem Schwarz-Weiß-Gruppenfoto und der Aufschrift "O&M 2022-2023". Foto: blista

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Wildkatzen-Modul für blinde, sehbehinderte und sehende Schüler*innen initiiert Kooperation

Nationalpark Kellerwald-Edersee unterzeichnet Kooperationsvertrag mit der blista

Die bisher erfolgreiche Zusammenarbeit am inklusiven Wildkatzen-Modul haben Nationalparkleiter Manuel Schweiger und Patrick Temmesfeld, Vorstandsvorsitzender der Deutschen Blindenstudienanstalt e.V. (blista), zum Anlass genommen, einen Kooperationsvertrag zu unterschreiben. Das inklusive Modul für blinde, sehbehinderte und sehende Schüler*innen trägt den Titel "Auf den Spuren der Wildkatze" und gilt somit als Initialzündung für die nun längerfristige Kooperation. Innerhalb von zwei Jahren ist das Modul in Zusammenarbeit mit der blista und der Marburger Carl-Strehl-Schule (CSS) entstanden, wurde im Jahr 2022 eingeführt und seitdem erfolgreich weiterentwickelt. "Der erste Probelauf mit einer fünften Klasse der CSS hätte nicht besser laufen können", erläuterte Schweiger. "Wir haben viele Anregungen mitgenommen und konnten so unsere vorhandenen Lehrmaterialien verbessern und ergänzen."

Den Besuch einer Schüler*innengruppe der CSS Anfang Dezember 2023 im NationalparkZentrum Kellerwald in Vöhl-Herzhausen nutzten Schweiger und Temmesfeld, um sich ein Bild vom Einsatz des weiterentwickelten inklusiven Wildkatzen-Moduls in der Praxis zu machen. Temmesfeld zeigte sich dabei begeistert: "Die taktilen Lehrmaterialien und Exponate zum Ertasten ermöglichen den blinden und sehbehinderten Schüler*innen, ganz intuitiv in die Welt der Wildkatze einzutauchen und zu erfahren, wie sie aussieht, wo sie lebt, wie sie jagt und was sie gerne frisst." Auch der interaktive Austausch mit den sehenden Klassenkamerad*innen werde durch das Modul gefördert.

Perspektivisch ist geplant, die jährlichen Besuche der CSS-Schüler*innen im NationalparkZentrum beizubehalten und die nun fixierte Kooperation mit der blista und der CSS weiter zu vertiefen.

Bilder: Oben: Zwei Fünftklässlerinnen betrachten im NationalparkZentrum Kellerwald am Infotisch Fotos von Wildkatzen, eine Erwachsene in ihrer Mitte erklärt. Miah (rechts) hat ihren Langstock dabei, sie trägt eine Brille. Unten: Drei Schüler*innen "Auf den Spuren der Wildkatze" im NationalparkZentrum Kellerwald: Ein leises Lächeln huscht beim Streicheln von plüschigem Fell, das auf einem Tisch bereitliegt, über das Gesicht. Das Mädchen in der Mitte hält einen Langstock. Fotos: Nationalpark Kellerwald-Edersee

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Bücher

Hörbuchtipps aus der blista

Von Thorsten Büchner

Hörbücher aus der DBH

Golineh Atai: Iran - Die Freiheit ist weiblich

Rowohlt, Berlin, 2021. Buch-Nr. 1549761, Spieldauer: 796 Minuten.

Golineh Atai war fünf Jahre alt, als sie mit ihren Eltern den Iran verließ - aber das Land und seine Entwicklung haben sie immer beschäftigt; Iran ist ihr Herzensthema. Wie der Gottesstaat der Mullahs seit mehr als vierzig Jahren das Land im Griff hält und jede demokratische Regung erstickt, zeigt sie in ihrem Buch, das den Iran auf ganz besondere Weise porträtiert: aus dem Blickwinkel von neun Frauen.

Nadine Pungs: Nichtmuttersein. Von der Entscheidung, ohne Kinder zu leben

Piper, München, 2022. Buch-Nr. 1585321, Spieldauer: 406 Minuten.

Nadine Pungs möchte keine Mutter sein. In den Augen der Gesellschaft gilt sie deshalb als egoistisches Mängelwesen und muss sich immer wieder für ihre Entscheidung rechtfertigen. Mit ihrem Buch legt sie den Finger in die Wunde und argumentiert für weibliche Körperherrschaft, die sie selbst erst ganz zum Schluss radikal lebt. Sie spricht mit Müttern und Nichtmüttern über Ängste und Hoffnungen, plädiert für das Kinderwunschlosglück und zeigt, was körperliche Selbstermächtigung in letzter Konsequenz bedeutet. Mal zart, mal zornig macht Pungs klar, wie politisch für Frauen selbst das Intimste ist.

Desmond Shum: Chinesisches Roulette. Ein Ex-Mitglied der roten Milliardärskaste packt aus

Droemer, München, 2022. Buch-Nr. 1585341, Spieldauer: 355 Minuten.

Wann ist man wirklich mächtig? Wenn auf dem Konto eine Milliarde liegt? Wenn die Ehefrau mit der Frau des Premiers beim Shoppen große Geschäfte macht? Desmond Shum wächst in Shanghai und Hongkong auf. Nach dem Studium in den USA stürzt er sich ins Beijinger Businessleben mit dem Blickwinkel eines Outsiders und den richtigen Connections. Er scheffelt mit Immobilientransaktionen Geld. Ehefrau Whitney pflegt Beziehungen zu Ehefrauen wichtiger politischer Akteure. Und doch sind Desmond Shum die Hände gebunden, als Whitney, Multimilliardärin wie er, spurlos verschwindet. Wem aber konnte Whitney Duan gefährlich werden? Was wusste sie über Staatspräsident Xi Jinping - oder was außer Ärger mit der Staatsführung könnte hinter ihrem plötzlichen Verschwinden sonst stecken? Ein brisanter Augenzeugenbericht aus der neureichen Wirtschaftselite Chinas: Die Hintergründe der "Explosion" des chinesischen Kapitalismus in den 2000-er Jahren, erzählt von einem, der mit verstrickt war und mitverdient hat. Selten hat es jemand gewagt, so offen über das zu schreiben, was in China Macht bedeutet. Ein aufsehenerregender Blick auf die chinesische Elite, exzessive Bereicherung und den Widerstreit von Kapitalismus und kommunistischer Partei.

Lawrence M. Krauss: Ein Universum aus Nichts. Und warum da trotzdem etwas ist

Knaus, München, 2013. Buch-Nr. 1598851, Spieldauer: 434 Minuten.

Lawrence Krauss nimmt uns mit auf eine Suche zum Ursprung des Universums, auf eine der größten Erkundungsreisen, die die Menschheit je unternommen hat. Anschaulich wie humorvoll erzählt er von den großen Fragen der Menschheit. Dabei kommt er zu dem Schluss, dass durchaus alles aus dem Nichts entstanden sein kann - und wahrscheinlich auch wieder im Nichts verschwindet.

Hörbücher zum Schwerpunktthema "Spielerisch"

Alan Axelrod: Kaufen Sie sich die Schloßallee! Mehr Erfolg mit der Monopoly-Strategie

Piper, München, 2004. Buch-Nr. 574331, Spieldauer: 388 Minuten.

Auf unterhaltsame Weise beweist Alan Axelrod, dass das Leben viel gemeinsam hat mit Monopoly, einem der erfolgreichsten Gesellschaftsspiele unserer Zeit. Ob Steuern, Gehaltsmentalität oder Bankrott - der Autor zeigt die Parallelen zwischen Spiel und Wirklichkeit. Wer vor Risiken zu viel Angst hat, verliert. Wer über seine Verhältnisse lebt, verliert auch ... Der Band ist mit vielen Zitaten aus dem Wirtschaftsleben aufgelockert.

Gerald Hüther/Christoph Quarch: Rettet das Spiel! Weil Leben mehr als Funktionieren ist

Hanser, München, 2016. Buch-Nr. 802331, Spieldauer: 424 Minuten.

Der Philosoph und Publizist Christoph Quarch und der bekannte Neurobiologe Gerald Hüther haben gemeinsam ein philosophisches Buch darüber geschrieben, wie es gelingen kann, eine spielerische Lebenskunst zu entwickeln. Die Voraussetzung dafür ist, dem Spiel und dem Spielerischen wieder einen bedeutenden Stellenwert in unserem Leben und in unserer Gesellschaft zukommen zu lassen. Dementsprechend ist es erforderlich, unser Handeln und Denken nicht ausschließlich an ökonomischen Gesichtspunkten auszurichten. Wo Menschen nur funktionieren oder konsumieren, können sie ihr kreatives Potenzial nicht entfalten. Die Autoren beziehen sich vor allem auf philosophische Texte von der Antike bis zur Gegenwart.

Ihr Kontakt zur DBH

Deutsche Blindenstudienanstalt e.V.
blistaCampus, Am Schlag 2-12
35037 Marburg
Telefon: 06421 606-0
E-Mail: Diese E-Mail-Adresse ist vor Spambots geschützt! Zur Anzeige muss JavaScript eingeschaltet sein!

oder über unsere Leselust-App
und den barrierefreien Online-Katalog
unter https://katalog.blista.de

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Aus der Braille-Druckerei: "Achtung, bitte nicht öffnen!"

Von Wencke Gemril und Jochen Schäfer

Keine Angst, das ist keine Warnung vor gefährlicher Schadsoftware - und auch der Co-Autor hat nicht wieder irgendwelchen Unsinn im Kopf -, nein, ganz harmlos: Mit dieser Überschrift wollen wir auf eine unserer neu erschienenen Kinderbuchserien hinweisen. Aber um die Spannung noch zu steigern, gibt's jetzt erst was anderes, denn wir haben wieder eine bunt gemischte Auswahl an Unterhaltungs- und Sachliteratur. Wir beginnen mit einer Bekannten:

Tanya Stewner: Alea Aquarius

Oetinger, Hamburg, 2016-17.

In horus 3/2023 haben wir diese coole Meermädchen-Fantasy um die 11-Jährige Alea Aquarius vorgestellt, über die inzwischen weitere Bände erschienen sind. Noch immer sucht Alea nach ihrer Herkunft und ist mit ihren Kinderfreunden auf dem Segelboot unterwegs. Ihr Weg führt zunächst nach Schottland, wo sie einer Gruppe von Meerwesen begegnen - und dann ist da noch Lennox, in den Alea sich verliebt und der ungewöhnliche Fähigkeiten hat. Eine weitere Reise führt die Freunde nach Island, wo Alea ihren Vater findet und sich für das Überleben der Meermenschen einsetzt. Außerdem sucht sie ihre Zwillingsschwester, die irgendwo als Mädchen mit einer Kaltwasserallergie leben soll - und auch mit Lennox geht es weiter.

Neu erschienen sind: Bd. 2: Die Farben des Meeres (Bestell-Nr. 6312, 5 Bände in reformierter Kurz-, 7 in Vollschrift), Bd. 3: Das Geheimnis der Ozeane (Nr. 6313, 7 Bände in reformierter Kurz-, 9 in Vollschrift). Aber das war's noch nicht, da Aleas Rätsel nach wie vor nicht alle gelöst sind. Ihr dürft euch also auf die nächsten Buchtipps freuen.

Jochen Till: Luzifer junior

Loewe, Bindlach, 2017-20.

Der bekannte Jugendbuchautor stellt uns eine "teuflisch" spannende Serie vor, in der es um Luzifer geht (den alle nur "Luzie" nennen). Er ist der Sohn des Teufels und muss unbedingt böser werden als er ist, so sieht es das Gesetz der Hölle vor, an das sich sein Vater strikt hält. Wenn Luzie zu lieb ist oder zu viel lacht, wird er gleich streng bestraft. Schließlich wird er in ein Schülerinternat auf der Erde geschickt, damit er sich dort die bösen Eigenschaften von Menschen abguckt, aber nicht alles bei den Menschen ist schlecht. Im Internat findet Luzie echte Freunde, mit denen er spannende Abenteuer erlebt.

Erschienen sind bisher: Bd. 1: Zu gut für die Hölle (Bestell-Nr. 6205), Bd. 2: Ein teuflisch gutes Team (Nr. 6206), Bd. 3: Einmal Hölle und zurück (Nr. 6207), Bd. 4: Der Teufel ist los (Nr. 6208), Bd. 5: Ein höllischer Tausch (Nr. 6209), Bd. 6: Schule ist die Hölle (Nr. 6319), Bd. 7: Fiese schöne Welt (Nr. 6320). Sämtliche Geschichten umfassen 3 Bände in reformierter Kurz- bzw. 4 in Vollschrift, und auch hiervon gibt es demnächst noch mehr.

Lotte Schweizer: Detektei für magisches Unwesen - Band 1: Drei Helden für ein Honigbrot

dtv, München, 2022. 3 Bände in reformierter Kurz- und Vollschrift, Bestell-Nr. 6295.

Überall verschwinden Fabelwesen! Peggory Jones, Agent für Magisches und Fabelwesen, hat alle Hände voll zu tun. Die Spur führt ihn in das beschauliche Kiesbach. Dort ermitteln Jannik und seine Freundinnen Pola und Lulu eine Reihe Honigdiebstähle. Und nachdem sie von Peggory in die Geheimnisse der Fabelwelt eingeweiht werden, ist auch klar, dass Janniks neuer Nachbar Herr Grauenmeier etwas im Schilde führt - aber was? Das erfahrt ihr bei der Lektüre dieses Bandes, und auch von dieser Serie gibt's bald noch mehr.

Und nun kommen wir endlich zu der Serie, die wir als "Titelcover" gewählt haben:

Charlotte Habersack: Bitte nicht öffnen

Carlsen, Hamburg, 2016-19.

In der Kleinstadt Boring geht's üblicherweise sehr langweilig zu, weshalb der Ort auch diesen Namen trägt (wegen der englischen Vokabel). Hier leben der 12-Jährige Nemo und seine Freunde, und um die gibt es ein Geheimnis. Es beginnt immer damit, dass vor Nemos Haustür Pakete mit der Aufschrift "Bitte nicht öffnen" liegen. Meistens kann Nemo nicht widerstehen und macht sie auf. Darin befinden sich Plüschfiguren, die, sobald sie nicht mehr verpackt sind, quicklebendig werden, worauf die Natur verrücktspielt. Einmal ist es ein Yeti-Monster, und draußen schneit es mitten im Sommer, dann ein schleimiges Wesen, während draußen Schleimregen fällt, eine Vampirpuppe, während es in der ganzen Stadt stockfinster ist, oder ein echter Drache, während es draußen unerträglich heiß wird. Nemo und seine Freunde müssen immer herausfinden, wem die Figuren gehören, und sobald die richtigen Besitzer ermittelt sind und sie die Pakete wieder haben, verwandeln sich die Figuren in gewöhnliche Spielzeuge zurück. Es sind lustige, turbulente Geschichten, in denen Freundschaft und Zusammenhalt eine wichtige Rolle spielen.

Erschienen sind bisher: Bd. 1: Bissig! (Bestell-nr. 6255), Bd. 2: Schleimig! (Nr. 6303), Bd. 3: Durstig! (Nr. 6304) und Bd. 4: Feurig! (Nr. 6305). Alle Geschichten umfassen jeweils 2 Bände in reformierter Kurz- bzw. 3 in Vollschrift.

Es folgen nun noch einige Sachbücher:

Julia Knörnschild: Chillig mit Baby

Kiepenheuer und Witsch, Köln, 2022. 3 Bände in reformierter Kurz-, 4 in Vollschrift, Bestell-Nr. 6268.

In ihrem lesenswerten Ratgeber für Mütter verrät die Autorin, wie man chillig durch die Schwangerschaft, die Geburt und die ersten Monate mit Kind kommt, und das einzigartig offen, lustig und vor allem: brutal ehrlich.

Die Klimakämpfer. Herausgegeben von Marc Engelhardt

Penguin, München, 2021. 6 Bände in reformierter Kurz-, 8 in Vollschrift, Bestell-nr. 6353.

"Wer unser Klima wirklich rettet und wie du selbst zum Klimahelden werden kannst - inspirierende Ideen für die Rettung der Welt", so der aussagekräftige Untertitel. Ist Widerstand gegen den immer weiter voranschreitenden Klimawandel zwecklos? Keineswegs. Weltweit setzen sich Menschen mutig für den Klimaschutz und mehr Nachhaltigkeit ein, wehren sich auf unterschiedlichste Weise gegen Raubbau, Lebensmittelverschwendung und Klimakrise. Die Weltreporter haben diese heimlichen Held*innen überall auf dem Globus besucht und bei ihrem Kampf begleitet. Ihr Fazit: Es ist noch nicht zu spät, dem Klimawandel entschieden entgegenzutreten.

Brianna Wiest: 101 Essays, die dein Leben verändern werden

Piper, München, 2022. 7 Bände in reformierter Kurz-, 10 in Vollschrift, Bestell-Nr. 6283.

Der Weg zu einem glücklichen Leben verläuft selten geradeaus. Aber die Herausforderungen, denen wir begegnen, sind Chancen, unsere Denkweise zu verändern und an uns selbst zu wachsen. Diese 101 lebensverändernden Essays durchbrechen schädliche Denkmuster. Mit großer Menschenkenntnis und psychologischem Feingefühl offenbaren sie uns, was wir hören müssen, aber nicht wollen. Was wir schon wissen, aber unterdrücken. Das Buch wird uns auf der Suche nach uns selbst, nach Neubeginn und Glück ein wertvoller Begleiter sein.

Und nun zum Schluss - denn auch das darf Anfang 2024 nicht fehlen - gibt's "ein bisschen Frieden":

Olaf Müller: Pazifismus - eine Verteidigung

Reclam, Dietzingen, 2022. 2 Bände in reformierter Kurz-, 3 in Vollschrift, Bestell-Nr. 6301.

Dieser kleine Essay entstand angesichts des brutalen russischen Überfalls auf die Ukraine. Pazifisten haben es gerade in der heutigen Zeit nicht leicht, denn man wirft ihnen Blauäugigkeit oder blinden Dogmatismus vor. Der Essay verteidigt demgegenüber einen Pazifismus ohne Prinzipienreiterei. Die meisten kriegerischen Handlungen sind unmoralisch. Der Pazifismus muss auf friedliebende Weise die politische Realität betrachten, aber auch zu ändern versuchen. Anhand einiger Beispiele aus der jüngeren Geschichte zeigt Müller auf, was hätte passieren können, um Kriegsverläufe so zu beeinflussen, dass es unter Umständen weniger Opfer gegeben hätte. Er versucht dies dann auf den Ukrainekrieg zu übertragen. So spricht er sich ganz am Ende gegen Waffenlieferungen aus, da die Gefahr eines "heißen Krieges" dadurch vergrößert werden könnte, aber auch dafür, die NATO-Ostgrenzen stärker zu schützen. - Ein kleines Buch über Pazifismus mit interessanten, aber auch streitbaren Thesen.

Bestelladresse

Deutsche Blindenstudienanstalt e.V.
blistaCampus, Am Schlag 2-12
35037 Marburg
Tel.: 06421 606-0
E-Mail: Diese E-Mail-Adresse ist vor Spambots geschützt! Zur Anzeige muss JavaScript eingeschaltet sein!
Oder über unseren barrierefreien Online-Katalog
https://katalog.blista.de
bzw. die populäre App "Leselust"

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Aus dem Archiv: Seit über 100 Jahren gibt es unsere Zeitschrift! - 2024 ist Jubiläumsjahr des "horus" in Braille

Von Jochen Schäfer

2018 hatten wir das 100-jährige Jubiläum des ersten Heftes der "Beiträge zum Blindenbildungswesen" in Schwarzschrift mit mehreren horus-Beiträgen gewürdigt (siehe "Die ersten 100 Jahre" in horus 1/2018 bis 2/2019). Es dauerte sechs Jahre nach Erscheinen dieser ersten Nummer, bis es die "Beiträge" als periodisch erscheinende Zeitschrift in Punktschrift geben sollte: Im Januar 1924, vor genau 100 Jahren, wurde die 1. Ausgabe veröffentlicht - herzlichen Glückwunsch!

Und was steht drin? Nach einer Einleitung von Carl Strehl gibt es einen ausführlichen Bericht über die 5. Ordentliche Hauptversammlung des Vereins der blinden Akademiker Deutschlands (V.b.A.D)., den heutigen DVBS, die am 28.07.1923 in Marburg stattgefunden hatte. Außerdem werden drei Bücher vorgestellt: Über das schweizerische Blindenwesen, über den Blinden im Reichsrecht und über die Beschäftigung Blinder in der Industrie. Das Heft schließt ab mit den Kassenberichten des Vereins über die Geschäftsjahre 1922 und 1923. Die enge Zusammenarbeit des Vereins mit der blista, die beide 1916 gegründet worden waren, wird auch im Untertitel der Ausgabe deutlich: "Organ der Hochschulbücherei, Studienanstalt und Beratungsstelle für blinde Studierende e. V. (H.St.B.) und des Vereins der blinden Akademiker Deutschlands e. V. (V.b.A.D.), Marburg-Lahn".

Die Erstausgabe in Punktschrift ist noch immer im Archiv vorhanden, der Text liegt digital vor, eine Online-Version ist in Planung. 1930/31 kam eine abgespeckte Schwarzschriftversion hinzu. Aufgrund der Kriegs- und Nachkriegswirren erschien die Zeitschrift zwischen 1946 und 1948 gar nicht. 1949 wurde die Punktschrift, 1954 die Schwarzschrift fortgesetzt. Daher befinden wir uns 2024 im 98. Punktschrift- und 86. Schwarzschriftjahrgang unserer Zeitschrift, die alle heute als "horus" kennen. Das 100-jährige Jubiläum der ersten Punktschrift-Ausgabe ist deshalb zwar an der Jahrgangszählung nicht erkennbar, aber archivarisch einwandfrei belegt.

Ist es ein Zufall, dass 2024 noch ein anderes wichtiges Jubiläum ansteht? Denn im Mai findet das 5. Louis Braille Festival in Stuttgart statt, genau 100 Jahre nach dem 1. Deutschen Blindenwohlfahrtskongress, der ebenfalls dort tagte. Der Kongress war die erste offizielle Zusammenkunft von Blindenfürsorge und -selbsthilfe, was für die damalige Zeit eine Besonderheit war. Das Festival der Selbsthilfe ist zwar keine Besonderheit mehr, aber eine gute Gelegenheit, sich zu treffen, Erfahrungen auszutauschen und gemeinsam ein tolles Programm zu erleben. 2024 wird außerdem noch andere spannende Dinge bereithalten, worüber wir in unserer Zeitschrift berichten können und werden, 100 Jahre nach dem 1. Jahrgang. - "horus, ad multos annos!"

Bild: Aus dem Archiv ins Licht gestellt: Die erste Ausgabe der "Marburger Beiträge". Der Buchrücken ist handschriftlich etikettiert, oben mit "Marburger Beiträge, 1924, H.1-4 Bd.1". Foto: blista

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Linktipp

Von Peter Beck

Alle Jahre wieder

... wird am vierten Januar an Louis Braille erinnert; an den Mann, der, 1809 bei Paris geboren, ebenda 1825 die Grundlagen der heutigen Blindenschrift erdachte. Es ist gut, dass Rundfunk und Presse wenigstens seinen Geburtstag zum Anlass nehmen, die Bedeutung des Fingerlesens für blinde Menschen hervorzuheben. Dieses Jahr ist dies der Journalistin Amy Zayed hervorragend gelungen. Selbst blind, weiß die Mitarbeiterin des WDR genau, wovon sie redet, wenn sie Brailles Verdienste würdigt. Und hier ist der Link zum WDR-Zeitzeichen:

https://www.ardaudiothek.de/episode/wdr-zeitzeichen/louis-braille-blindenlehrer-und-erfinder-der-brailleschrift/wdr-5/13017979/

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Panorama

Spiele mit Braille-Schrift - nicht nur zum Lernen

DBSV

Anlässlich des Welt-Braille-Tages am 4. Januar hat der Deutsche Blinden- und Sehbehindertenverband (DBSV) in seinem offSight-Forum eine Reihe von Computerspielen für die Braille-Zeile vorgestellt. Die Braille-Zeile ist ein Computer-Ausgabegerät, ein Display, das Zeichen in Blindenschrift darstellt, so dass blinde Menschen sie ertasten können.

Kostenlose PC-Spiele und Denksportaufgaben für die Braille-Zeile bietet Wolfram Floßdorf auf seiner Website softcologne.de an, hier drei Beispiele:

  • Beim "Memory" werden Striche auf der Zeile angeklickt, die sich dann in Buchstaben verwandeln. Wo war noch gleich das zweite "k"? Für ein gefundenes Pärchen bekommt man einen Punkt und ist noch mal dran.
  • Bei dem Spiel "Worträtsel" gibt man Buchstaben auf der Tastatur ein und bekommt angezeigt, ob und wo sie im gesuchten Wort vorkommen. Wie viele Versuche braucht man, bis das Wort komplett erraten ist? Bei Wörtern mit vier Buchstaben geht es natürlich schneller als bei acht oder zwölf Buchstaben.
  • Bei dem schnellen Reaktionsspiel "Fang mich" muss man das Vollzeichen auf der Braille-Zeile anklicken, das seine Position ständig verändert.

DBSV-Sozialreferent Reiner Delgado ist Spielefan und empfiehlt ganz besonders "Dotris". Dabei bewegen sich Muster aus Punkten auf der Zeile von rechts nach links. Währenddessen muss man sie so ausrichten, dass sie den Platz auf der Zeile lückenlos ausfüllen. Eine ausgefüllte Spalte verschwindet und macht Platz für neue Punktmuster. Vorbild ist das weltweit bekannte und beliebte Tetris-Spiel.

Der Programmierer Nick Adamson bietet "Dotris" kostenlos zum Download an. Er freut sich über eine Spende an das Projekt ClearVision, das in London taktile Kinderbücher herstellt, oder über eine Spende für die Kinderbücher des DBSV unter www.tastbuecher.de.

Nähere Informationen und Download-Links zu allen genannten und noch mehr Braille-Spielen gibt es im offSight-Forum des DBSV unter https://offsight.de/viewtopic.php?f=24&t=181

aus: Newsletter dbsv-direkt, Nr. 2/2024

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Arbeitgeber-Service für schwerbehinderte Akademiker

Arbeitgeber mit 20 und mehr Mitarbeiter*innen sind gesetzlich verpflichtet, auf 5% ihrer Arbeitsplätze schwerbehinderte oder gleichgestellte Menschen zu beschäftigen. Kommt der Arbeitgeber dieser Pflicht nicht nach, ist monatlich eine Ausgleichsabgabe zu zahlen, die für jeden nicht besetzten Pflichtplatz je nach Unternehmensgröße 210 Euro bis 720 Euro betragen kann.

Gut also, wenn Arbeitgeberinnen und Arbeitgeber Fachpersonal mit Schwerbehinderung rechtzeitig einstellen. Bei der Suche nach geeigneten Kandidatinnen und Kandidaten bietet der Arbeitgeber-Service für schwerbehinderte Akademiker (AG-S sbA) Unterstützung an - von der Gestaltung der Stellenausschreibungen bis zur Klärung aller Fragen rund um Einstellung, sozialversicherungspflichtige Beschäftigung und finanzielle Förderung.

Unter https://www.arbeitsagentur.de/vor-ort/zav/ag-service-schwerbehinderte-akademiker/arbeitgeber gibt es Profile potenzieller Kandidatinnen und Kandidaten zum Download.

Für Arbeitgeber zusätzlich finanziell attraktiv: Ein Eingliederungszuschuss kann während einer Einarbeitungszeit oder zum Ausgleich behinderungsbedingter Besonderheiten für bis zu fünf Jahre gewährt werden, und zwar in Höhe von bis zu 70% des berücksichtigungsfähigen Arbeitsentgeltes. Bei Bewerber*innen, die älter als 55 Jahre sind, ist ein Eingliederungszuschuss sogar bis zu acht Jahre lang möglich. Auch befristete Beschäftigungsverhältnisse können gefördert werden. Behinderungsbedingte Arbeitsplatzanpassungen werden zu 100% finanziert. Auch Investitionen für neue Arbeitsplätze sind förderfähig.

Mit diesem Wissen im Hintergrund ist es für schwerbehinderte Arbeitssuchende leichter, selbstbewusst die eigene Qualifikation und Motivation beim potenziellen Arbeitgeber vorzustellen. Für sie als Arbeitnehmerin und Arbeitnehmer bietet der Arbeitgeber-Service natürlich ebenfalls Beratung und Unterstützung an.

Wegen der Förderanträge empfiehlt sich der Kontakt zur ZAV für beide Parteien bereits vor Start eines Beschäftigungsverhältnisses.

Kontakt

Zentrale Auslands- und Fachvermittlung (ZAV)
Arbeitgeber-Service für schwerbehinderte Akademiker
Villemombler Straße 76
53123 Bonn
Tel.: 0228 50208 2876
E-Mail: Diese E-Mail-Adresse ist vor Spambots geschützt! Zur Anzeige muss JavaScript eingeschaltet sein!

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Anträge auf Leistungen zur Rehabilitation und Teilhabe: Teilhabeverfahrensbericht 2023 erschienen

Transparenz im deutschen Reha-System ist ein großes Anliegen der Bundesarbeitsgemeinschaft für Rehabilitation e. V. (BAR). In der Arbeitsgemeinschaft haben sich Reha-Träger zusammengeschlossen, um unter anderem die Teilhabe von Menschen mit Beeinträchtigungen zu fördern.

Nun hat die BAR den Teilhabeverfahrensbericht 2023 veröffentlicht, der sich auf das Berichtsjahr 2022 bezieht. Der Bericht bietet Statistiken zum Leistungsgeschehen im Reha- und Teilhabebereich und vermittelt einen Eindruck, wie umfangreich die Arbeit der derzeit über 1.200 Rehabilitationsträger ist und auf welche zeitlichen Abläufe sich Antragstellende durchschnittlich einstellen mussten.

So stieg die Anzahl der Anträge auf Leistungen zur Rehabilitation und Teilhabe im Jahr 2022 auf etwa 3 Millionen an, das sind 4,4 Prozent mehr als im Vorjahr. Die meisten Anträge betrafen eine medizinische Reha. Nur 7,3 % aller Anträge wurden vom Reha-Träger weitergeleitet, weil er nicht zuständig war; die Zweiwochenfrist zur Klärung der Zuständigkeit wurde allerdings in 16,7 Prozent der Fälle überschritten. War ein Sachverständigen-Gutachten nötig, dauerte dies von der Beauftragung bis zur Vorlage durchschnittlich 12,3 Tage. Die durchschnittliche Bearbeitungsdauer über sämtliche Erledigungs- und Bewilligungsarten hinweg erhöhte sich auf 26,9 Tage - 2021 waren es noch 19,7 Tage gewesen. 83,8 Prozent der Anträge wurden vollständig oder teilweise bewilligt. Bis die Leistung nach der Bewilligung erbracht oder angetreten wurde, vergingen wiederum 50,4 Tage. Legten Antragstellende Widerspruch gegen einen Entscheid ein, waren 53 Prozent der Widersprüche erfolgreich, Klagen wurden zu 28,5 Prozent zugunsten Leistungsberechtigter entschieden.

Der Bericht greift auch Sachgebiete wie Teilhabekonferenzen, Teilhabepläne, Erstattungsverfahren zwischen den Trägern oder Trägerspezifische Persönliche Budgets auf und zeigt erstmals eine Entwicklung über vier Berichtsjahre hinweg auf.

Reha-Träger sind nach § 6 Abs. 1 SGB IX gesetzlich verpflichtet, Angaben zu 16 Sachverhalten sowie zur Art und Höhe der Selbsthilfeförderung zu erheben. Zu den Reha-Trägern gehören alle gesetzlichen Krankenkassen, die Bundesagentur für Arbeit, die Träger der gesetzlichen Unfallversicherung und der gesetzlichen Rentenversicherung, die Träger im Rahmen des Rechts der sozialen Entschädigung, die Träger der öffentlichen Jugendhilfe sowie die Träger der Eingliederungshilfe. 91,1 Prozent der von der BAR registrierten Reha-Träger lieferten ihre Daten. Die Teilhabeverfahrensberichte bieten eine Grundlage für Evaluation und Steuerung sowie Hinweise zur Umsetzung des Bundesteilhabegesetzes (BTHG).

Der rund 200-seitige Bericht steht zum Download zur Verfügung: https://www.bar-frankfurt.de/themen/teilhabeverfahrensbericht/teilhabeverfahrensberichte.html

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Neues Soziales Entschädigungsrecht

Leistungen der Sozialen Entschädigung erhalten Menschen, die durch Ereignisse unmittelbare gesundheitliche Schäden erlitten haben, für die der deutsche Staat eine besondere Verantwortung trägt. Die Verantwortung beruht auf der Fürsorge- und Einstandspflicht des Staates, wenn er Bürgerinnen und Bürger Gefahren aussetzt und sie dabei nicht ausreichend schützen kann. Gesetzliche Grundlage für Entschädigungen ist seit dem 1. Januar 2024 das Vierzehnte Sozialgesetzbuch (SGB XIV). Damit liegt die Aufmerksamkeit nicht mehr vorrangig auf Kriegsauswirkungen, sondern auf anderen Gefahren, durch die Menschen zu Opfern von Gewalttaten werden.

Die physischen oder psychischen Schäden können zum Beispiel durch Überfälle, Geiselnahmen und Terror im Inland, auf deutschen Schiffen oder in deutschen Flugzeugen entstanden sein, aber auch durch Geschehnisse während des Zivildienstes, Schutzimpfungen oder Maßnahmen der Prophylaxe. Nach wie vor zählen die beiden Weltkriege einschließlich unentdeckter Kampfmittel und Gewalt durch das SED-Regime zu den Ursachen. Im SGB XIV werden Kinder ausdrücklich berücksichtigt, etwa wenn es um ihre erhebliche Vernachlässigung oder um Kinderpornographie geht.

Wer gesundheitlich geschädigt wurde, eine Gewalttat miterleben musste oder, beispielsweise als Hinterbliebener, aus anderen Gründen anspruchsberechtigt ist, soll zielgerichtet Hilfe erhalten. Um die Ereignisse zu bewältigen, sind psychotherapeutische Unterstützung durch eine Trauma-Ambulanz und ein Fallmanagement als "Schnelle Hilfe" möglich. Wurde ein im oder am Körper getragenes Hilfsmittel beschädigt oder ging verloren, besteht ebenfalls Anspruch auf Leistung.

Die meisten Entschädigungsleistungen müssen in der Regel beantragt werden (vgl. § 10 SGB XIV), manche, wie die Leistungen auf Teilhabe am Arbeitsleben, werden dagegen von Amts wegen erbracht.

Das Bundesministerium für Arbeit und Soziales informiert mit seiner Broschüre "Das Soziale Entschädigungsrecht - SGB XIV" genauer über Hilfen und Leistungen. Die Broschüre kann bestellt werden und steht zum Download im PDF-Format bereit unter https://www.bmas.de/SharedDocs/Downloads/DE/Publikationen/soziale-entschaedigungsrecht.pdf?__blob=publicationFile&v=1.

Das neue SGB XIV gibt es unter:
https://www.gesetze-im-internet.de/sgb_14/__1.html

Kontakt

Publikationsversand der Bundesregierung
Postfach 48 10 09
18132 Rostock
Telefon: 030 18 272 272 1
E-Mail: Diese E-Mail-Adresse ist vor Spambots geschützt! Zur Anzeige muss JavaScript eingeschaltet sein!
Bestellnummer der Broschüre: A714

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Komm mit zum Louis Braille Festival 2024!

Am Freitag, dem 3. Mai, wird in Stuttgart das größte Fest für blinde, sehbehinderte und sehende Menschen in Europa eröffnet: Das Louis Braille Festival. Prominente Gäste und Musik vom Ludwigsburger Singer-Songwriter Philipp Poisel bilden ab 15.00 Uhr auf der Außenbühne des Kultur- und Kongresszentrums Liederhalle den Auftakt. Der Abend in der angrenzenden historischen Reithalle startet dann mit Comedy und einem Reinschnuppern in den schwäbischen Dialekt. Beim anschließenden "Mitsingabend" dürfen alle zusammen beliebte Schlager und Pophits schmettern. Die Texte der Lieder werden rechtzeitig bereitgestellt, damit sich die Gäste zuhause vorbereiten können.

Das Festival feiert bis zum Sonntag drei Tage lang das Miteinander von Menschen mit und ohne Sehbeeinträchtigung. Ob Samstagabendshow, Hörfilmkino, Konzerte, Gaming, Markt der Begegnungen, Tanzen, Klettern oder Führhundlounge: Das Louis Braille Festival bietet ein vielfältiges Programm - zum Mitmachen und gemeinsamen Erleben mit Familienangehörigen, Freunden und Freundinnen aus ganz Deutschland und Europa. Veranstalter sind der DBSV, die Nikolauspflege - Stiftung für blinde und sehbehinderte Menschen - und der Blinden- und Sehbehindertenverband Württemberg e. V. (BSVW).

Auch das Rahmenprogramm ist eine Reise wert: Das Schauspiel Stuttgart zeigt z.B. das Musical "Cabaret" am Vorabend des Festivals mit Audiodeskription - in einer laut SWR "rasanten Inszenierung", Prädikat "Absolut sehenswert!" Viele Museen bieten Führungen an. Der Medienpartner Südwestrundfunk (SWR) lädt zu Führungen zum Funkhaus ein. So können die Festivalgäste die baden-württembergische Landeshauptstadt kennenlernen.

Das Programm ist vorab über die DBSV-Webseite zugänglich: https://www.dbsv.org/lbf2024-programm.html

Anmeldungen sind online möglich über https://eveeno.com/louis-braille-festival-2024, alternativ aber auch telefonisch oder per E-Mail beim Festivalbüro. Dort wird bei allen Fragen rund um die Anfahrt, Anmeldung oder Programm Hilfe geboten. Es ist montags und mittwochs zwischen 8:30 und 12:30 Uhr geöffnet, dienstags und donnerstags von 13:30 bis 17:30 Uhr.

Die Teilnahme am Louis Braille Festival ist kostenfrei.

Kontakt

Festivalbüro
Telefon: 0711 65 64 88 99
E-Mail: Diese E-Mail-Adresse ist vor Spambots geschützt! Zur Anzeige muss JavaScript eingeschaltet sein!

Bild: Blau-lila Logo des Louis Braillle Festivals 2024 mit der Silhouette bekannter Stuttgarter Gebäude. Bild: DBSV / Juliane Lenz

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SightCity 2024: blista und DVBS sind dabei

Die SightCity Frankfurt ist die größte internationale Fachmesse für Blinden- und Sehbehinderten-Hilfsmittel. Nachdem sich letztes Jahr das Konzept der hybriden Messe bewährt hat, wird die SightCity auch dieses Jahr wieder hybrid, also live im Kongresshaus Kap Europa in Frankfurt am Main und digital auf der Seite https://sightcity.net stattfinden, und zwar vom 15. - 17. Mai.

Die SightCity gilt als führende Messe für sehbeeinträchtigte und blinde Menschen sowie deren Angehörige und Interessierte. Hier können sich alle über neue Produkte informieren oder durch Vorträge und Diskussionsrunden Anregungen gewinnen.

Die Blinden- und Sehbehindertenselbsthilfe ist auf der SightCity seit jeher stark vertreten. Der Deutsche Verein der Blinden und Sehbehinderten in Studium und Beruf e. V. (DVBS) wird am Gemeinschaftsstand L 1.01 mit der Deutschen Blindenstudienanstalt e.V. (blista) über seine Leistungen für blinde und sehbehinderte Menschen informieren. Selbst betroffene DVBS-Vorstandsmitglieder freuen sich auf die Messegäste und stehen für Fragen rund um Ausbildung, Studium und Beruf zur Verfügung. Die blista erwartet die Besucher*innen wieder mit spannenden Neuigkeiten aus der Carl-Strehl-Schule und dem blista-Zentrum für berufliche Bildung sowie mit Info-Angeboten aus der Hörbücherei und der Rehabilitationseinrichtung RES. Weiterhin wird sie mit einem Expert*innen-Programm zum persönlichen Austausch einladen.

Die SightCity bietet unter https://sightcity.net/fachmesse zeitnah weitere Informationen, etwa die Wegbeschreibung, einen Ausstellerkatalog oder die Unterstützungsmöglichkeiten durch Messe-Guides. Hinzukommt der Messekompass, der gemeinsam vom Blinden- und Sehbehindertenbund in Hessen e. V. (BSBH) und dem Deutschen Blinden- und Sehbehindertenverband (DBSV) erstellt wird. Er wird voraussichtlich ab April 2024 über die regelmäßigen Hörzeitschriften dieser Organisationen angeboten und ist dann auch über die folgenden Web-Sites herunterladbar: www.bsbh.org und www.dbsv.org.

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Europawahlen 2024

Um die Rechte behinderter Menschen anzumahnen, hat das Europäische Behindertenforum anlässlich der Wahlen zum Europäischen Parlament eine Kampagne gestartet und ein Manifest für den Aufbau einer inklusiven Zukunft für Menschen mit Behinderungen in der EU verfasst. Das Manifest wurde bereits im Mai 2023 von 5. Europäischen Parlament der Menschen mit Behinderungen verabschiedet. Ziel ist, die Rechte von Menschen mit Behinderungen zu stärken, ihre Chancengleichheit und den Zugang zur Gesellschaft und Wirtschaft zu gewährleisten, sowie ihre freie Bewegung in der EU unabhängig von ihren Unterstützungsbedürfnissen zu ermöglichen.

Gefordert wird die Garantie der Beteiligung von Menschen mit Behinderungen am politischen und öffentlichen Leben der EU, die Verwirklichung einer Union der Gleichstellung für Menschen mit Behinderungen mit der UN-Behindertenrechtskonvention (CRPD) als Leitfaden, die Schaffung eines sozialeren Europas, die Förderung der Barrierefreiheit, um freie Bewegung in Europa zu ermöglichen, und der Schutz von Menschen mit Behinderungen in Europa und darüber hinaus.

Das Manifest ist in englischer Sprache zugänglich unter https://www.edf-feph.org/publications/eppd-manifesto-2023/

Die Mitglieder des Europäischen Parlaments werden alle fünf Jahre gewählt, dieses Jahr vom 6. bis 9. Juni. Als Wahltag in Deutschland wurde Sonntag, der 9. Juni, festgelegt. Erstmals ist das Alter für Wahlberechtigte bei Europawahlen von bisher 18 auf 16 Jahre herabgesetzt worden. Eine Online-Wahl ist nicht möglich. Informationen rund um die Wahl bietet die Webseite der Bundeswahlleiterin unter https://www.bundeswahlleiterin.de/europawahlen/2024/informationen-waehler.html

Damit blinde und sehbehinderte Menschen barrierefrei wählen können, werden Stimmzettelschablonen und dazugehöriges Informationsmaterial produziert, die über den Deutschen Blinden- und Sehbehindertenverband (DBSV) erhältlich sind. Den Mitgliedern der DBSV-Landesverbände werden diese Stimmzettelschablonen automatisch per Post zugesandt, auch den Mitgliedern des DVBS, die dem Verein einen Erstwohnsitz in Hessen mitgeteilt haben. Alle anderen Betroffenen können diese Unterlagen bei den jeweiligen DBSV-Landesverbänden abrufen (siehe https://www.dbsv.org/wahlen.html).

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Impressum horus 1/2024

Jg. 86 der Schwarzschriftausgabe
Jg. 98 der Brailleausgabe

Herausgeber

Deutscher Verein der Blinden und Sehbehinderten in Studium und Beruf e.V. (DVBS) und Deutsche Blindenstudienanstalt e.V. (blista)

Redaktion

  • für den DVBS: Peter Beck, Leonore Dreves und Andrea Katemann
  • für die blista: Isabella Brawata, Thorsten Büchner und Dr. Imke Troltenier

Koordination

DVBS-Geschäftsstelle
Sabine Hahn
Frauenbergstraße 8
35039 Marburg
Telefon: 06421 94888-0
Fax: 06421 94888-10
E-Mail: Diese E-Mail-Adresse ist vor Spambots geschützt! Zur Anzeige muss JavaScript eingeschaltet sein!
Internet: https://dvbs-online.de

Beiträge und Bildmaterial schicken Sie bitte ausschließlich an die Geschäftsstelle des DVBS, Redaktion. Wenn Ihre Einsendungen bereits in anderen Zeitschriften veröffentlicht wurden oder für eine Veröffentlichung vorgesehen sind, so geben Sie dies bitte an. Nachdruck - auch auszugsweise - nur mit Genehmigung der Redaktion.

Verantwortlich im Sinne des Presserechts (V. i. S. d. P.)

Andrea Katemann (DVBS) und
Dr. Imke Troltenier (blista)

Verlag

Deutscher Verein der Blinden und Sehbehinderten in Studium und Beruf e. V., Marburg
ISSN 0724-7389

Punktschriftdruck

Deutsche Blindenstudienanstalt e. V.
blistaCampus, Am Schlag 2-12, 35037 Marburg
E-Mail: Diese E-Mail-Adresse ist vor Spambots geschützt! Zur Anzeige muss JavaScript eingeschaltet sein!

Digitalisierung und Aufsprache

Geschäftsstelle des DVBS
Frauenbergstraße 8, 35039 Marburg
E-Mail: Diese E-Mail-Adresse ist vor Spambots geschützt! Zur Anzeige muss JavaScript eingeschaltet sein!

Schwarzschrift-Druck

Druckerei Schröder, Lindauer & Wolny GbR
Schuppertsgasse 2, 35083 Wetter/Hessen
E-Mail: Diese E-Mail-Adresse ist vor Spambots geschützt! Zur Anzeige muss JavaScript eingeschaltet sein!
www.druckerei-schroeder.de

Erscheinungsweise

Der "horus" erscheint alle drei Monate in Blindenschrift, in Schwarzschrift und digital (wahlweise auf einer CD-ROM oder als Download-Link). Die digitale Ausgabe enthält die DAISY-Aufsprache, eine HTML-Version sowie die Braille-, RTF- und PDF-Dateien.

Jahresbezugspreis

40 Euro (Versandkosten Inland inklusiv).

Die Kündigungsfrist beträgt sechs Wochen zum Ende eines Kalenderjahres. Für Mitglieder des DVBS ist der Bezug im Jahresbeitrag enthalten.

Bankkonto des DVBS

Sparkasse Marburg-Biedenkopf
IBAN: DE42 5335 0000 0000 0002 80
BIC: HELADEF1MAR

Vorschau horus 2/2024

Schwerpunkt: Mehrfachbeeinträchtigung

Erscheinungstermin: 27.05.2024

Anzeigenannahmeschluss: 12.04.2024

Redaktionsschluss: 15.03.2024

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Com-M: Braille hat Zukunft, und wir wollen, dass das so bleibt!

Vor fast 20 Jahren ging ein Shootingstar am Hilfsmittelhimmel auf, der bald Kultstatus erreicht hat. Mit seiner 18-stelligen Braillezeile, einer 8-Punkte Brailletastatur und aller Software, die man von einem Organizer erwarten konnte, passte er in jede Handtasche, Viele trauern ihm nach, auch ich tat es lange. Aber das Trauern hat ein Ende, denn es gibt wieder so einen Kleinen mit großer Performance: Das BrailleSense 6 Mini von HIMS. Hier sind nur einige Auszüge aus seinem Steckbrief: 20-stellige Braillezeile, sehr leise 8-Punkte

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Genau wie das Kultgerät von damals ist auch BrailleSense 6 Mini allzeit bereit, pronto! Eben. Gerne erteilen wir Ihnen weitere Auskunft, auch Gerätetests sind möglich.

Com-M Inh. Claudia Mischler-Korz, Sonderpädagogin
Martin Mischler, blinder Hilfsmittelspezialist seit 1983
Tel.: 07764 9 333 700
Mail: Diese E-Mail-Adresse ist vor Spambots geschützt! Zur Anzeige muss JavaScript eingeschaltet sein!
Homepage: www.com-m.de

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Seit 29 Jahren ist IPD als Hilfsmittelanbieter tätig und bietet Ihnen:

  • Hilfsmittel zahlreicher renommierter internationaler Hersteller,
  • Individuelle Lösungen für Braille-Arbeitsplätze, für Arbeitsplätze mit vergrößernden Sehhilfen und Software sowie für Mischarbeitsplätze
  • Individuelle Anpassungen von JAWS für spezielle Anwendungen wie Telefonanlagen, Branchenlösungen und vieles mehr
  • Auf Ihren Bedarf abgestimmte Trainings
  • Neuheiten: Seit Winter 2023/2024 ist das Update auf Android 12 für die Braille Sense 6 Geräte verfügbar.

Die Envision Glasses Pro ist jetzt als Hilfsmittel anerkannt und kann auch über die Krankenkasse versorgt werden! Einen unabhängigen Test als Podcast finden Sie auf www.sightviews.de

Besuchen Sie uns auf der Sight City in Frankfurt/Main vom 15. bis 17. Mai 2024, Näheres auf www.sightcity.net

Sprechen Sie mit uns, wenn Sie auf eine qualifizierte Beratung und Betreuung rund um Hilfsmittel für Sehgeschädigte Wert legen.

Ihre IPD

Tel.: 0511 9363090
E-Mail: Diese E-Mail-Adresse ist vor Spambots geschützt! Zur Anzeige muss JavaScript eingeschaltet sein!
Web: www.ipd.gmbh


Kreye Siebdruck - Ihre Braille-Druckerei

Bringen Sie Ihre Botschaft auf den Punkt! Wir sind eine Druckerei mit Sitz in Koblenz und spezialisiert auf den Druck von Aufklebern, Visitenkarten, Schilder und Flyer mit Schwarzschrift in Kombination mit Brailleschrift. Nähere Informationen finden Sie hier: https://www.kreye-siebdruck.de/druckveredelungen/blindenschrift-braille

Kreye Siebdruck GmbH
Tel. 0261 88445-0
E-Mail: Diese E-Mail-Adresse ist vor Spambots geschützt! Zur Anzeige muss JavaScript eingeschaltet sein!

Der Braille- und Printausgabe von horus 1/2024 liegt unser Flyer bei.


Neue Reisen mit anders-sehn in 2024

Im Jubiläumsjahr bietet anders-sehn wieder spannende blinden- und sehbehindertengerechte Reisen mit Assistenz-Service. Kommen Sie mit auf eine Städtereise Zürich, zu Entspannungswellness auf dem Darß, in das unerforschte Saarland, in das geschichtsträchtige Nürnberg oder zu den Grimms in das adventliche Kassel! Den Katalog zum Hören oder Lesen jetzt kostenlos vorbestellen!

Infos und Anmeldung:

Tel. 04721/699 8567
Diese E-Mail-Adresse ist vor Spambots geschützt! Zur Anzeige muss JavaScript eingeschaltet sein!
www.anders-sehn.de

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Grafisch gestaltete Anzeigen

Blinden- und Sehbehindertenverband Sachsen e. V. (BSVS)

Landeshilfsmittelzentrum

Kompetenz und Beratung inklusive!

  • Text- und Grafikservice
  • Erstellung von Hörbüchern
  • Mobile, persönliche und telefonische Beratung
  • Alltagshilfsmittel- und Low-Vision-Beratung
  • Peerberatung - Betroffene beraten Betroffene
  • Telefonfachvorträge, Telefonkonferenzen
  • Vorstellen von Alltags- und Freizeitangeboten
  • Anamnese - aktuelle Hilfsmittelnutzung
  • Kontaktaufnahme soziale Dienste, Ämter
  • Unterstützung bei Antragstellungen
  • Einreichung Verordnungen bei Kostenträgern
  • Versand von Alltagshilfsmitteln

Blinden- und Sehbehindertenverband Sachsen e. V. - Landeshilfsmittelzentrum
Louis-Braille-Str. 6, 01099 Dresden
Telefon: (0351) 80 90 624
E-Mail: Diese E-Mail-Adresse ist vor Spambots geschützt! Zur Anzeige muss JavaScript eingeschaltet sein!
Web: www.landeshilfsmittelzentrum.de
Onlineshop: www.lhz-dresden.de


blista

Schnuppern macht Spaß!

Reinschauen in eine Schule mit einem einmaligen Profil, kleinen Klassen, ganzheitlicher Förderung und tollen Sport- und Freizeitmöglichkeiten. Auch alle Quereinsteiger*innen sind herzlich willkommen!

Schnuppertage jeweils samstags von 10 Uhr bis 15 Uhr: 20.04.2024,05.10.2024, 09.11.2024, 18.01.2025 (www.blista.de/schnuppertage). Hier erwartet dich eine breite Auswahl an Schul- und Berufsabschlüssen: Allgemeines Gymnasium, Berufliches Gymnasium (Wirtschaft), Fachoberschulen für Gesundheit und Sozialwesen (nähere Infos unter: www.blista.de/css).

PROStart für alle, die sich beruflich orientieren möchten: 25. bis 28.03.2024, 13. bis 17.05.2024, 03. bis 07.06.2024.

Am blista-Zentrum für berufliche Bildung stehen dir 6 Ausbildungen und Umschulungen zur Wahl (www.blista.de/ausbildungen-und-umschulungen).

Bei der blista bist du richtig!

Deutsche Blindenstudienanstalt e. V. (blista)
blistaCampus, Am Schlag 2-12, 35037 Marburg
Diese E-Mail-Adresse ist vor Spambots geschützt! Zur Anzeige muss JavaScript eingeschaltet sein!, Tel.: 06421 606-339
Diese E-Mail-Adresse ist vor Spambots geschützt! Zur Anzeige muss JavaScript eingeschaltet sein!, Tel. 06421 606-541

blistaCampus Bildung für alle


Draeger Lienert GmbH & Co. KG

Sehbehinderte und blinde Menschen arbeiten mit DL® Produkten einfach und wettbewerbsfähig.

DL® reduziert die Abhängigkeit von Technik.

DL® entwickelt ausschließlich barrierefreie Anwendungen.

DL® kümmert sich darum, dass Fachanwendungen generell nur noch barrierefrei entwickelt werden.

Vom Standard-Blindenarbeitsplatz bis zu Roboteranbindungen, alles, was einen Behindertenarbeitsplatz ermöglicht, wird umgesetzt. Vom Einzelarbeitsplatz bis zum Infrastrukturprojekt - DL® rollt moderne Technik aus.

Melden Sie sich! Wir schicken Ihnen gerne Informationen auf einem Audioplayer.

Draeger Lienert GmbH & Co. KG
www.dlinfo.de
Diese E-Mail-Adresse ist vor Spambots geschützt! Zur Anzeige muss JavaScript eingeschaltet sein!
Tel.: +49 (0) 6421 952 400


DVBS

Selbsthilfe lohnt sich!

  • Vernetzung durch Fach-, Interessen- und Bezirksgruppen
  • Beratung zu Ausbildung, Studium und Berufstätigkeit
  • Mentoring in Ausbildung, Stuidum und Beruf durch erfahrene, selbst von Sehbeeinträchtigung Betroffene
  • Weiterbildung in Seminaren und Tagungen
  • Arbeitsmarkt-News durch die Mailingliste "DVBS Jobservice"

Wir sind für Sie da!

Deutscher Verein der Blinden und Sehbehinderten in Studium und Beruf e. V., Frauenbergstr. 8, 35039 Marburg, Tel.: 06421 94888-0, Fax: 06421 94888-10, Diese E-Mail-Adresse ist vor Spambots geschützt! Zur Anzeige muss JavaScript eingeschaltet sein!, https://dvbs-online.de, https://weiterbildung.dvbs-online.de


horus

Eine Lektüre mit Gewinn ...

Durch ein Abonnement der Fachzeitschrift "horus" erfahren Sie,

  • wie blinde und sehbehinderte Menschen Beruf und Alltag bewältigen und ihre Träume leben,
  • was schulische und berufliche Bildung blinden und sehbehinderten Kindern und Jugendlichen bietet,
  • wofür sich die Blinden- und Sehbehindertenselbsthilfe aktuell engagiert.

Bestelladresse:
DVBS
Frauenbergstr. 8
35039 Marburg
Telefon: 06421 94888-0
E-Mail: Diese E-Mail-Adresse ist vor Spambots geschützt! Zur Anzeige muss JavaScript eingeschaltet sein!


Nikolauspflege

Den Menschen sehen. Jetzt Termin zur persönlichen Beratung vereinbaren.

Fit für den Beruf durch Schule, Ausbildung und Berufliche Reha!

Gemeinsam entwickeln wir Perspektiven und begleiten blinde und sehbehinderrte Jugendliche und Erwachsene in Stuttgart sowie regional und wohnortnah.

Ihre berufliche und gesellschaftliche Teilhabe ist unser Anliegen: An der inklusiven Tilly-Lahnstein-Schule, im Berufsbildungswerk Stuttgart und in der beruflichen Reha.

Wie sieht Ihr Traumjob aus? Wir finden es raus!
Diese E-Mail-Adresse ist vor Spambots geschützt! Zur Anzeige muss JavaScript eingeschaltet sein!
Tel.: (0711) 65 64-128
www.bbw-stuttgart.de
www.tilly-lahnstein-schule.de
www.nikolauspflege.de/berufliche-reha-fuer-erwachsene


Papenmeier RehaTechnik

Unser WIR für Ihren Hifsmittelnotfall

Kostenfreie Hotline: +49 2304 205 250

F.H. Papenmeier GmbH & Co. KG
Talweg 2
58239 Schwerte
Telefon: +49 2304 205 0
E-Mail: Diese E-Mail-Adresse ist vor Spambots geschützt! Zur Anzeige muss JavaScript eingeschaltet sein!
Internet: www.papenmeier-rehatechnik.de

Bildbeschreibung: Es ist eine Gruppe von drei RehaTechnik Mitarbeitern, zwei Männer und eine Frau, zu sehen, die freundlich in die Kamera schauen.


RTB

Gezielte Steuerung der Signale - Per App sicher unterwegs
  • Immer sicher unterwegs
  • Ohne Anwohnerkonflikte
  • Kostenfreie Smartphone-App

LOC id kompatibel

LZA - Detektion - Parken - E-Mobilität

RTB
www.rtb-bl.de
Tel.: 49 5252 9706-272

Bild: Bunte Grafik eines bärtigen Mannes mit dunkler Brille und weißem Langstock, der an einer belebten Straße steht. In der Brusttasche ein Smartphone, das Signale aussendet, im Hintergrund eine Großstadt.


SightCity

15.-17. Mai 2024

Die weltweit führende Fachmesse für blinde und sehbehinderte Menschen. Hybride Messe Kap Europa Frankfurt & Online.

  • Über 100 Aussteller in Präsenz und online
  • Teilnahme vor Ort oder per Computer, Telefon oder Smartphone
  • Hybride Ausstellervorträge
  • Umstiegshilfe für sehgeschädigte Besucher ab dem Frankfurter HBF
  • Persönliche Messeguides

SightCity Forum: Hybride Fachvorträge von medizinischen Fachkräften und Betroffenen rund um das Thema Low Vision.

Weitere Informationen unter: www.sightcity.net
Unter neuer Telefonnummer: Tel. 02304 205 901

Die Anzeige enthält 3 Fotos: Frau am Laptop, Stichwort "Digial", Blick auf Zuhörerreihen, Stichwort "Forum", Blick von oben auf Messestände.


Private Kleinanzeigen

Private Kleinanzeigen bis zu einer Länge von 250 Zeichen werden kostenlos abgedruckt. Danach werden 20 Euro pro angefangene 250 Zeichen berechnet. Für die korrekte Wiedergabe ihres Inhalts (z. B. Namen, Anschriften usw.) kann keine Haftung übernommen werden.

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