Disability History. Herausgegeben von Sebastian Barsch, Elsbeth Bösl, Gabriele Lingelbach und Raphael Rössel. Göttingen: Vandenhoeck & Ruprecht, 2023. („Zeithistorische Forschungen“, Jg. 19, 2022, Heft 2). 198 S. 

Spannende Perspektiven und Impulse bietet Heft 2/2022 der „Zeithistorischen Forschungen“: Empirische Beispiele und theoretische Reflexionen zeigen unter anderem, wie durch Disability History der Zugang zum Leben mit Beeinträchtigungen und Behinderungen in unterschiedlichen politischen Gesellschaften und Kulturen gelingt. Der Band verdeutlicht, wie groß das Potenzial der Disability History für die Kultur- und Geschichtswissenschaften ist. So zieht z. B. Michael Rembis eine Verbindung zu den Mad Studies, indem er Dokumente ehemaliger Insassen von US-Nervenheilanstalten, von „mad writers“, aus den Jahren 1890-1950 untersucht und deutlich macht, dass die Einrichtungen auch Räume intensiver Kommunikation waren, in denen Gegenkulturen und Beziehungen wuchsen. Esme Cleall beschäftigt sich in „Decolonising Deaf History: Harlan Lane, Postcolonialism, and Critical Colonial History” mit den Werken des US-amerikanischen Psychologen und Autors Harlan Lane (1936-2019) und stellt Bezüge zwischen Disability History und Postcolonial Studies her. In Beiträgen weiterer Autor*innen stehen etwa gehörlose Industriearbeiter*innen der 1930er-Jahre in der UdSSR, Menschen mit Behinderungen in der DDR oder Rollstühle als materielle Quellen für eine Zeitgeschichte der Mensch-Ding-Beziehungen im Zentrum. 

Der Band gehört zu einer Schriftenreihe, die am Leibniz-Zentrum für Zeithistorische Forschung Potsdam herausgegeben wird. Er ist gedruckt im Verlag Vandenhoeck & Ruprecht erhältlich (Einzelheft € 30,00) und steht gleichzeitig als Online-Angebot im Open Access zur Verfügung unter https://zeithistorische-forschungen.de/2-2022

Eine ausführliche kritische Rezension des Bandes gibt es auf https://www.hsozkult.de/publicationreview/id/reb-132835

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