horus 4/2024
Schwerpunkt: Kunst und Literatur

Titelbild horus;

Titelbild horus 4/2024: Links: Monika Häusler ertastet mit ihren Händen eine Figur am Eingangsportal des Marburger Kunstmuseums. Foto: Ulrike Schönhagen. Rechts: Knut Büttner scannt "Adagio", die Bronze-Figurine von Georg Kolbe aus der Sammlung des Marburger Kunstmuseums. Foto: Imogen Grönninger


Inhalt


Vorangestellt

Liebe Leserinnen und Leser, liebe DVBS-Mitglieder,

Blindheit hat seit jeher Literaten und Künstler in ganz unterschiedlicher Weise fasziniert. Das beginnt schon bei den alten Griechen und dem blinden "Seher" Teiresias, der - so will es eine der Legenden - erblindete, nachdem er die Göttin Athene hatte nackt baden sehen. Das Motiv findet man öfter: Blindheit als Strafe für ein tatsächliches oder vermeintliches Verbrechen, so auch bei dem glücklosen Ödipus, der sich selbst blendete, nachdem er festgestellt hatte, dass er sich eines Inzestes schuldig gemacht hatte. Auch in Japan, so sagt man, sei Blindheit eine Strafe der Götter für Verfehlungen im aktuellen oder in einem früheren Leben. Eine andere Variante, repräsentiert in Wilhelm Tell, ist die ungerechte Bestrafung durch den Tyrannen Geßler.

In der Kunst ist es oft der blinde Bettler, der zum Gegenstand von Bildern wird, so etwa das Kollektiv von Blinden, dargestellt von Pieter Bruegel dem Älteren (1568) in "Der Blindensturz". Bei Hieronymus Bosch fallen zwei Blinde in einen Bach. Ob es sich bei diesen Bildern um die Beschreibung von "wirklichen" Blinden handelt oder eher die Allegorie des Nichtverstehens gemeint ist, lasse ich offen.

Nuancierter geht es in der modernen Literatur zu, wenn José Saramago in "Die Stadt der Blinden" ein wahres moralisches Inferno entfacht, weil plötzlich fast alle Menschen einer ganzen Stadt erblinden, oder wenn Max Frisch mit seinem Roman "Mein Name sei Gantenbein" eine Figur entwirft, die Blindheit vortäuscht.

Ein anderer Zweig führt zu Betroffenen selbst, die als Autoren oder Musikerinnen zu Ruhm gelangten, wie etwa John Milton im 17. Jahrhundert mit seinem Versepos "Paradise Lost", der im Alter von 44 Jahren völlig erblindete, oder die Virtuosin Maria Theresia Paradis, die als Musikerin in der zweiten Hälfte des 18. Jahrhunderts berühmt wurde, später eine Musikschule für Blinde gründete, dann aber völlig verarmt starb. In der Moderne ist der argentinische Dichter Jorge Luis Borges zu nennen, der, kurz nachdem er mit 55 Jahren vollständig erblindet war, Direktor der argentinischen Nationalbibliothek wurde. Immerhin schaffte er es 2010 auch auf eine deutsche Briefmarke.

Über all diese Personen (und über weitere) würden sich längere Beiträge lohnen, die es jedoch in diesem horus nicht gibt. Gleichwohl vermittelt die Zeitschrift wieder spannende Einblicke in die Welt künstlerischen Gestaltens (dazu Monika Häusler), in das Leben einer blinden Autorin (siehe den Beitrag von Elke Irimia) oder in die Kritik verschiedener Darstellungen von blinden und sehbehinderten Menschen in ganz unterschiedlichen Genres (dazu das Interview mit Winni Thiessen).

Blindheit und Sehbehinderung bleiben schwere Handicaps. Aber sie können auch die Möglichkeit bieten, sich optischen Reizen ganz oder teilweise zu entziehen. Und das kann manchmal eine Chance darstellen. Vielleicht denken wir einmal darüber nach, wie real solche Chancen sind.

Das wünscht Ihnen und sich

Ihr und Euer

Uwe Boysen

Bild: Uwe Boysen trägt einen roten Pullover und eine dunkle Brille, sein Haar ist weiß. Das Sonnenlicht wirft gerade Flächen von Licht und Schatten an die Wand, auf Uwe Boysen fällt Licht. Er lächelt. Foto: DVBS

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Aus der Redaktion

Lesezeit!

Wenn es draußen ungemütlich wird, ist die ideale Zeit gekommen, um einmal wieder ins Museum zu gehen, sich zuhause einen gemütlichen Platz zum Lesen zu suchen oder künstlerisch kreativ zu werden. Das dachte sich die Redaktion, als Uwe Boysen bereits letztes Jahr ein Schwerpunkt-Heft zum Thema "Kunst und Literatur" vorschlug und die Idee gerne für die "Winterausgabe" des horus aufgriff. Wie aber können wir "Kunst und Literatur" den Leserinnen und Lesern schmackhaft machen, die einen großen Bogen um Museen schlagen - es sei denn, sie benötigen in der Sommerhitze aufgeheizter Großstädte ein kühles (Museums-)Café - oder, noch unangenehmer, Lektüren und Interpretationen aus ihrem Deutschunterricht in schlechter Erinnerung haben? Am besten also, blinde und sehbehinderte Menschen und ihre Unterstützer kommen selbst zu Wort. Menschen, die im Kultur- oder Literaturbereich arbeiten, hauptberuflich, ehrenamtlich oder hobbymäßig. So ist die Redaktion allen Autorinnen und Autoren dieser Ausgabe dankbar, die uns durch ihre Texte an den Mühen ihrer Arbeit, aber auch an ihrer Begeisterung und Freude, teilhaben lassen. Hiervon dürfen Sie sich diesen Winter von unserem horus beruhigt anstecken lassen!

horus 1/2025

2025 ist das Jubiläumsjahr der Brailleschrift, die 1825 von Louis Braille entwickelt wurde - ein willkommener Anlass, ihr eine Schwerpunkt-Ausgabe zu widmen. Es wird etwa um Lesetechniken gehen, um Braille-Kurzschrift oder ihr Quo vadis in den nächsten, sagen wir 200, Jahren. Wenn Sie uns berichten möchten, ob und wie Sie Braille nutzen und wie Sie die Zukunft der Brailleschrift sehen, dann senden Sie uns Ihren Beitrag für horus 1/2025 - bitte nicht länger als 12.000 Zeichen - bis zum Redaktionsschluss am 20. Dezember vor der "Winterpause" per E-Mail an Diese E-Mail-Adresse ist vor Spambots geschützt! Zur Anzeige muss JavaScript eingeschaltet sein!.

Wir wünschen Ihnen schon jetzt frohe und friedvolle Feiertage, kommen Sie gut ins neue Jahr und freuen Sie sich mit uns gemeinsam auf vier neue "horus"-Ausgaben 2025.

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Schwerpunkt: "Kunst und Literatur"

"Die Darstellung ist facettenreicher und bunter geworden":
Ein Gespräch mit Winfried Thiessen über blinde und sehbehinderte Menschen in der Literatur

Winni Thiessen ist seit 36 Jahren pädagogischer Mitarbeiter im Internat der blista. Für die blista-News liest und rezensiert er seit über 20 Jahren Literatur - ob Sachbuch, Roman, Jugendbuch oder Krimi -, in denen das Thema Blindheit und Sehbehinderung eine wichtige Rolle spielt oder Bücher, die von blinden und sehbehinderten Autor*innen geschrieben wurden. Im horus-Interview mit Thorsten Büchner berichtet er von seinen Leseerfahrungen.

horus: Wie kam dein Interesse zustande, sich mit Büchern rund ums Thema Blindheit und Sehbehinderung zu beschäftigen, jenseits von pädagogischer Fachliteratur?

Thiessen: Mein erstes Buch, das ich zum Thema Sehbehinderung gelesen habe, war "Im Dunkeln sehen" von John M. Hull, 1995 auf Deutsch erschienen - heute ein Klassiker, den man immer noch mit Mehrwert lesen kann. Das Buch habe ich damals zufällig im Regal einer Kollegin entdeckt und mir gleich gekauft. In diesem Buch beschreibt Hull detailliert den Prozess seiner langsamen Erblindung und wie sich dieser Prozess auf seine Persönlichkeit und Identität auswirkte. Ich muss gestehen, vorher habe ich mir über die massiven Auswirkungen einer schleichenden Erblindung eher weniger Gedanken gemacht. Einige Zeit später zog ich aus privaten Gründen von Marburg nach Frankfurt, wurde Bahnfahrer - zur Bahn erspare ich mir jetzt jeglichen Kommentar -, und da suchte ich nach einem Zeitvertreib für die laut Fahrplan einstündige Fahrt. Ich hatte schon damals die beiden Hobbies Lesen und Schreiben, sprich keine Freunde. Dann bin ich zufällig auf "Ich fühlte den Himmel" von Erik Weihenmayer gestoßen, der sich als Blinder dem Bergsteigen verschrieben hatte - wahrscheinlich war ihm sein Job als Lehrer zu mühselig -, und dann kam eins zum anderen. Mittlerweile habe ich die Marke von 150 Büchern geknackt - und bin auch etwas stolz darauf.

Bewegen wir uns zunächst erst einmal im Bereich Belletristik. Gibt es da in den unzähligen Romanen, Jugendbüchern oder Krimis, die du gelesen hast, Gemeinsamkeiten in der Darstellung von Personen mit Blindheit und Sehbehinderung?

Hier muss ich mit einem deutlichen Jain antworten. Belletristik ist ja nicht Belletristik. Romane, Jugendbücher und Krimis darf man nicht in einen Topf werfen. Bei Krimis und Thrillern geht es um Spannung und Unterhaltung, da ist der Blinde reines Mittel für eben diese beiden Zwecke. Viele Autor*innen haben blinde Berater*innen gehabt, die ihnen beim Zeichnen ihrer blinden Figuren in den Krimis und Thrillern Tipps mitgegeben haben, andere haben einfach Biografien von Blinden gelesen. Ich bemerke manchmal, wie Autor*innen diese Tipps mit dem Holzhammer ungeduldig eingearbeitet haben, denn um den blinden Protagonisten geht es ihnen ja im Krimi gar nicht so wirklich, sondern er soll die Geschichte vorantreiben, die erzählt wird. Einer der Hauptprotagonisten in der Krimireihe um die Journalistin Milla Nova ist ein "Alltagsblinder". In jedem ihrer Krimis wird seine Rolle etwas dürftiger, dann verschwindet er in einem Band ganz, um dann im letzten Band der Reihe wie Phönix aus der Asche wieder in einer tragenden Rolle aufzutauchen. Damit will ich sagen, einen Otto Normalblinden ohne besondere Eigenschaften in eine Krimi- oder Thrillerreihe sinnvoll einzubinden, da muss man sich schon so seinen Kopf machen. Neben dem Normalo gibt es dann noch das blinde Opfer, aber immer seltener, weil Opfer ist man meist nur einmal und darauf kann man keine Krimi- oder Thrillerreihe aufbauen. Aber mit dem Gegenteil, der blinden Heldenfigur, geht das schon. Bei Letzterer wird dann ordentlich in die Zauber- und Klischeekiste gegriffen, oft mit einem leichten Augenzwinkern der Autoren, wie zum Beispiel in den beiden Thrillern von Lukas Erler oder der Trilogie von Andreas Pflüger. Beide erschaffen blinde Kampfmaschinen und spielen mit den (positiven) Vorurteilen, die Leser*innen mit Blindheit verbinden, zum Beispiel das absolute Gehör, ein super Gedächtnis, der siebte Sinn oder das dritte Auge, wie man es auch immer nennen mag. Also zusammengefasst: Normalo, Opfer, Held - Mittel zum Zweck!

Bei Jugendbüchern geht es langsamer und bedächtiger zu - da passt auch ein blinder Protagonist gut rein. In diesen Büchern werden ja in erster Linie Liebe, Sexualität, Freundschaft, Abnabelung vom Elternhaus, also der Start in ein eigenständiges Leben und die Entdeckung der Erwachsenenwelt, verhandelt. Ich bin ein absoluter Fan von Jugendbüchern, die Geschichten sind so was von positiv - Kraftfutter für jede melancholische Seele. Für jedes Problem wird dort eine Lösung gefunden. Also wenn ich einmal blind werden sollte, dann als Figur in einem Jugendbuch. Hier darf man als Blinder halbwegs normal sein, kommt meist gut an beim anderen Geschlecht und die Leserschaft bekommt meist umfängliche Informationen über den Alltag von Blinden mitgeliefert - Jugendbücher haben ja oft den unausgesprochenen pädagogischen Auftrag: Alles wird gut!

Hat sich die Darstellung in den letzten Jahren von blinden Protagonist*innen verändert?

Das muss ich mit einem definitiven Ja beantworten. Die Gesellschaft und das gesellschaftliche Bewusstsein haben sich verändert, das Bildungsniveau ist insgesamt gestiegen, die gesellschaftliche Teilhabe von blinden Menschen hat sich verbessert, technischer Fortschritt, der neue Möglichkeiten auch für blinde Menschen eröffnet hat, die Individualisierung, das schlägt sich natürlich auch in der Darstellung von Blinden in der Literatur nieder. Der blinde Protagonist ist weiter in die Mitte der Gesellschaft gerückt. Die Zeiten, wo er als Jahrmarktattraktion vorgeführt, als Bettler, als gesellschaftliche Randfigur dargestellt wurde und/oder als Verkörperung des Bösen und der Sünde, wie es u.a. bei Edgar Wallace oder in "Stadt der Blinden" von José Saramago der Fall ist, diese Zeiten sind vorbei. Die Darstellung ist facettenreicher geworden, bunter, Blinde sind Menschen mit ganz alltäglichen Problemen und alltäglichen Gedanken, man bekommt als Leser nicht mehr nur ein stereotypes Abziehbild geliefert.

Bei Filmen, in denen blinde oder sehbehinderte Protagonist*innen auftauchen, wird oft vom fehlenden Realismus in der Darstellung gesprochen. Wie stehst du dazu in Bezug auf belletristische Bücher?

2004 habe ich das Buch "Die künstlichen Blinden - blinde Figuren in Texten sehender Autoren" von Harry Merkle besprochen. Es gab in dieser Zeit und davor eine aufgeregte Debatte, ob es überhaupt möglich ist, Blinde in Romanen, also in der Belletristik, realistisch, also irgendwie naturgetreu, darzustellen - und es wurde diskutiert, ob alles andere nicht verboten gehört. Dazu kann ich nur sagen: Erstens ist es nicht Aufgabe der Belletristik, Blinde naturgetreu darzustellen. Zweitens gibt es nicht den Blinden oder die Blinde. Und drittens kommen die Blinden in den modernen Romanen und Krimis ab den 1990er meist wirklich sehr gut weg, da hat sich was getan. Da geben sich die Autor*innen schon etwas Mühe. Aber klar, wenn man die Mission hat, mit den gesellschaftlichen Vorurteilen gegenüber Blinden aufzuräumen, dann kann einem die Literatur schon mal einen Strich durch die Rechnung machen. Aber wie gesagt, die Darstellung von Blinden in der Belletristik ist positiver und realistischer geworden - aber Blinde in Krimis, in Jugendbüchern, das sind nun mal fiktive Figuren, die für das Erzählen einer Geschichte benutzt werden, und wenn zu viel Realismus die Geschichte ausbremsen würde - da picken sich dann die Autor*innen eben nur die Elemente heraus, die sie gebrauchen können. Wer es realistischer haben will, sollte zu einer Biografie greifen, aber auch da gibt es einen Haken. Wer schreibt denn Biografien, die eine größere Leserschaft erreichen? Das sind oft Leistungssportler*innen wie Läufer, Bergsteiger - eben Blinde, die etwas außer der Reihe geleistet haben. Folglich sorgen Blinde nicht selten selbst für ein unrealistisches Bild von blinden Menschen, ihren Fähigkeiten, Grenzen und ihrem Alltag in den Köpfen der Sehenden. Oder, wie ein ehemaliger Schüler von mir einmal fluchte: Diese scheiß Superblinden. Was wiederum so ziemlich ungerecht gegenüber Pamela Pabst ist, die in ihrem Buch "Ich sehe das, was ihr nicht seht" ein realistisches Bild ihres beschwerlichen Alltags zeichnet. Ich finde, da muss man mehr Gelassenheit in die Diskussion bringen oder einfach Jennifer Sonntag "Verführung zu einem Blind Date" lesen, da bekommt man den Alltag einer blinden Frau literarisch-realistisch dargereicht - ein Beinahe-Sachbuch. Und überhaupt Realismus in Unterhaltungsfilmen und -büchern! Woher kennen wir die Arbeit der Polizei - aus Krimis! Ist das realistisch? Seit der Verfilmung von Winnetou meinen ja auch viele, dass der Häuptling der Apachen so aussieht wie ein Franzose, und dass es im Wilden Westen so ausschaut wie im ehemaligen Jugoslawien. Meine Leseempfehlung zum Thema Realität/Realismus: der Thriller "Blindband" von Gilbert Adair.

Neben Romanen hast du auch viele Erfahrungsberichte, Autobiografien oder Biografien von und über blinde Personen gelesen. Was fasziniert dich daran?

Bisher hat hoffentlich noch niemand bemerkt, dass ich mich um die Romane herumgedrückt habe. Das liegt daran, dass Krimis einer bestimmten Dramaturgie folgen, Biografien auch und ebenso Jugendbücher, die einen bestimmten Lebensabschnitt behandeln und somit auch immer ähnliche Themen verhandeln, während Romane historisch oder politisch sein können oder eine Familiengeschichte erzählen mit einem blinden Protagonisten mitten drin - das macht es schwierig, über die Darstellung und Funktion von Blinden in Romanen zu reden, also nur mal so kurz  en passant. Deshalb an dieser Stelle lieber gar nicht. 

Jetzt zu deiner Frage. Nach über 150 Büchern ist die Faszination einer gewissen Routine gewichen, würde ich sagen. Bei den Autobiografien war für mich der Erkenntnismehrwert ziemlich groß, da hatte ich anfangs so einige Aha-Erlebnisse. Dann entdeckt man aber, dass es bei uns Menschen ziemlich ähnliche Muster im Umgang mit einer Erblindung gibt - es wiederholt sich einfach vieles. Deshalb genieße ich es jetzt umso mehr, wenn die Autobiografen gut schreiben können, wenn sie es schaffen, diesen harten und bedrohlichen Prozess der langsamen Erblindung, der dann fast unvermeidlich zu Vermeidungs- und Verleugnungsstrategien führt, in eine gute Geschichte mit vielen skurrilen, lustigen oder auch traurigen Episoden zu packen. Gerade die US-Amerikaner haben es am ehesten drauf, pointiert und mit leichter Feder zu schreiben, weil viele auf dem College Schreibseminare besucht haben.

In deiner Arbeit in den blista-Wohngruppen hast du seit vielen Jahren mit blinden und sehbehinderten Heranwachsenden tagtäglich zu tun. Hat dir das Lesen der Erfahrungsberichte oder auch der Romane bei deiner Arbeit und dem Verständnis für die Situation deiner Schüler*innen vielleicht geholfen?

Ja, durchaus. Die Akzeptanz der eigenen Sehbehinderung ist ein langwieriger Prozess. Erfahrungen müssen gemacht werden. Wenn ein Schüler mal wieder mit dem Bus eine Stadtrundfahrt gemacht hat, weil er die Buslinie nicht erkennen konnte. Nein, da war kein Busfahrer, den er hätte fragen können. Wenn ein Schüler steif und fest behauptet, dass im Supermarkt die Milch ausverkauft war und er deshalb keine Milch mitbringen konnte. Nein, da war kein Verkäufer in der Nähe. Wenn der Blindenstock, den man zumindest zur Kennzeichnung mitnehmen soll, zufällig im Keller liegen gelassen wird, bevor man das Haus verlässt. Nur nicht öffentlich zu seiner Sehbehinderung stehen müssen - auch wenn man sich so zum Deppen macht.

Was stört dich eigentlich am meisten bei der Lektüre aus diesem Themenfeld?

Es gibt viele Bücher, die hätten einen guten Lektor vertragen können. Ich weigere mich auch immer öfter, einige dieser Bücher zum Thema zu lesen. Deshalb schreibe ich ja auch Kurzgeschichten. Wenn sie schlecht sind, dann haben die Leser*innen nur 10 Minuten ihres Lebens geopfert. Es müssen ja nicht immer gleich 400 Seiten im Selbstverlag sein.

Nachdem du schon so viele Titel gelesen hast: Wird dir das Thema nicht langweilig, und welches Buch würdest du gerne lesen, das erst noch geschrieben werden müsste?

Langweilig sind meist nur schlecht geschriebene Bücher - da muss ich eben durch. Dafür versuche ich mich dann in der Rezension etwas "zu rächen". Übrigens, je schlechter das Buch, umso mehr Spaß macht mir die Buchbesprechung. Bei wirklich guten, komplex geschriebenen Büchern muss ich mir viel mehr Gedanken machen, was ich schreibe, um ihnen auch gerecht zu werden - und mir stehen dazu nur 2910 Zeichen inklusive Leerzeichen zur Verfügung. 

Ich schreibe gerade an einem amerikanischen Gerichtskrimi. Hauptfigur ist ein blinder Boeing-Pilot. Er hat eine Bruchlandung hingelegt und will nun die Jury aus Geschworenen davon überzeugen, dass das Flugzeug auch ohne sein Blackout eine Bruchlandung hingelegt hätte. Er hat eine Gegenklage gegen den Hersteller eingereicht, um als Boeing-Pilot eine Gefahrenzulage zu erhalten. Bin selbst gespannt, wie die Geschichte ausgeht.

Zum Schluss unseres Gesprächs: Falls das überhaupt möglich ist - kannst du uns vielleicht deine ultimativen Tipps geben? Welchen Erfahrungsbericht, Autobiografie, Biografie sollten alle gelesen haben und welchen Roman?

Verflixt, ich wollte schon immer mal eine Best-of-Liste machen, habe dann aber aufgehört, weil mir zu viele gute Bücher eingefallen sind. Und ich bin mir auch nicht sicher, ob ich Bücher, die ich mit vierzig gelesen habe, heute noch genauso empfehlen würde. Krimis und Thriller und einige andere habe ich ja bereits schon genannt. Sollte jemand Interesse an der barrierefreien Buchliste mit allen 150 Büchern haben, dann kann er sich bei mir melden, E-Mail: Diese E-Mail-Adresse ist vor Spambots geschützt! Zur Anzeige muss JavaScript eingeschaltet sein!.

Bild: Schmökern erlaubt - Winni Thiessen hat zahlreiche Bücher für die Besucher*innen des blista-Sommerfestes 2024 ausgewählt. Er steht lächelnd hinter dem langen Büchertisch auf der Wiese des blistaCampus unter einem Sonnenschirm. Er trägt eine schwarze Schirmmütze und ein schwarzes kurzärmliges T-Shirt mit weißem Aufdruck "See bad, feel good". Foto: blista

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Leben und Chancen einer blinden Autorin auf dem Buchmarkt

Von Dr. Elke Irimia

Wer schreibt, sollte sich irgendwann die Frage stellen: Für wen schreibe ich? Erzähle ich für mich und meine Angehörigen, hat das andere Folgen für mein Schreiben, als wenn ich für die Öffentlichkeit und damit für den Buchmarkt schreibe. Ich richte mich mit meinem Schreiben an den Buchmarkt, damit an Publikumsverlage. Deshalb greife ich im Folgenden Chancen und Schwierigkeiten auf, die mir im Zusammenhang mit dem Buchmarkt begegnen.

Grundsätzlich ist die Ausgangssituation für alle Schreibenden, blind oder sehend, die gleiche: Am Anfang steht die Kurzgeschichte, die für eine Anthologie geschrieben wird, oder der Roman. Und der Text muss gut sein, sonst wird es ein Ladenhüter. Was gut ist, bestimmt der Buchmarkt, also Verlage und Lesererwartungen.

Doch eines ist klar: Blinde schreiben anders als Sehende.

Während Patrick Süskind ("Das Parfum") oder Robert Schneider ("Schlafes Bruder") große Erfolge erzielten, indem sie ihre Protagonisten mit einem dominanten Sinn, Geruchssinn bzw. Hörsinn, ausstatteten, ist der Buchmarkt heute weitgehend vom visuellen Sinn beeinflusst. Das rührt von der weiten Verbreitung der Streamingdienste her. Die sehende Leserschaft setzt nicht auf den Film, der vor dem inneren Auge abläuft, sondern auf den des Displays. Für den Buchmarkt gilt, vor allem für Fantasy, Frauenromane oder Familien-Sagas und historische Romane, dass sie weitschweifende Landschafts- und Tierbeschreibungen enthalten. Aber auch die anderen Genres leben vor allem von der möglichst realistischen Beschreibung der Umgebung. Die ist in erster Linie visuell. Eine Landschaftsbeschreibung etwa gibt die Atmosphäre und Stimmung der Figur wieder und steigert die Spannung. Das macht den Roman lebendig. Vernachlässigt dagegen werden die anderen Sinneseindrücke. Eine Dominanz des auditiven Sinns etwa ist dem Publikum trotz des o. g. Titels fremd.

In Romanen blinder Schreibender findet sich oft eine Ansammlung von Formulierungen anderer (sehender) Schreibender, um die visuellen Eindrücke von Landschaften zu beschreiben. Das Zurückgreifen auf Formulierungen Sehender wirkt wie ein Abklatsch. Sehende verpacken einen visuellen Eindruck in ein Bild. Bildersprache ist sehr abwechslungsreich und einzigartig. Oft werden visuelle Eindrücke auch durch Lautmalerei beschrieben. Sie gibt unter anderem den ganz persönlichen Stil des Autors wieder. Blinde Schreibende sind auf die Formulierungen der sehenden Assistenzen angewiesen.

Oft verzichten vollblinde Schreibende ganz auf die Beschreibung visueller Eindrücke, was an ihrem gewohnten Alltag liegt. Auch die Beschreibung der nonverbalen Kommunikation, die bei Sehenden den größten Teil der menschlichen Interaktion ausmacht, wird immer vergessen.

Da ich als Vollblinde meine Umgebung oder Personen nicht visuell, sondern nur anhand meiner verbliebenen Sinne beschreiben kann, behelfe ich mir mit diversen Apps, wie etwa Flora Incognita oder Be My Eyes zur Bildbeschreibung. Doch zuverlässig sind diese Hilfsmittel nicht immer, weshalb ich häufig auf persönliche Assistenz angewiesen bin. Das Inklusionsamt sagt dazu jedoch: "Schreiben ist Liebhaberei und keine Berufstätigkeit, weshalb hierfür eine Assistenz aus Mitteln der Ausgleichsabgabeverordnung nicht bewilligt werden kann." Weder meine Veröffentlichungen unter Pseudonym in Anthologien noch die Ansicht des Finanzamts, das die "Absicht, dauerhaft mit dem Schreiben Gewinn zu erzielen," anerkannt hat, stimmen das Inklusionsamt um. Zurzeit bezahle ich die Assistenzen selbst. Da Menschen unterschiedlich beschreiben, achte ich sehr darauf, mit den gleichen Personen zu arbeiten. Das ist vor allem bei einem Roman wichtig. Meine Assistenzen habe ich darin geschult, worauf sie achten müssen und worauf es bei der Beschreibung ankommt.

Ich liebe die Recherche vor Ort. Während meine Assistenz mir die Umgebung beschreibt, nehme ich die Atmosphäre mit allen mir verbliebenen Sinnen, Empfindungen und Gefühlen auf. Die Atmosphäre vor Ort macht den Roman oder die Geschichte lebendig und spannend und ist deshalb unverzichtbar. Eine Recherche der Assistenzen auf Google Maps kann das nicht bieten und ist für mich lediglich die zweite Wahl.

Schwierig sind für mich häufig Messebesuche oder Lesereisen, die mich in unbekannte Regionen führen. Hier bin ich auf Hilfe angewiesen, um nicht schon völlig ausgelaugt am Zielort anzukommen. Messebesuche sind wichtig, um sich Verlagen vorzustellen oder mit anderen Schreibenden zum Austausch zu vernetzen.

Schreiben ist eine sehr einsame Tätigkeit. Während des Schreibprozesses verbringe ich viele Stunden allein mit meinem PC, meinem Schreibtisch und meinen Figuren. Was aber, wenn ich an einer Stelle plötzlich nicht mehr weiterkomme? Hier helfen andere Schreibende weiter. Sie sind in der gleichen Situation und verstehen mich. Diskussionen über Plots, die nicht funktionieren, und eigensinnige Figuren, die ganz unverhofft ein Eigenleben entwickeln, sind ihnen nicht fremd. Der Zusammenschluss mit anderen Schreibenden bietet mir auch die Möglichkeit, vor einem Publikum zu lesen.

Lesungen bringen mich in Kontakt mit Lesenden. Wir Schreibenden können uns vor einem Publikum "ausprobieren". Aber in der direkten Kommunikation der Lesenden erfahren wir auch, was sie von unseren Geschichten halten und ob wir ihre Erwartungen erfüllen.

Nicht immer ist es mir möglich, meine Assistenzen zu einer Lesung oder einem Messebesuch mitzunehmen oder bei anderen Schreibenden mitzufahren. Dann greife ich auf die örtlichen Hilfsangebote zurück oder ich beiße mich tatsächlich alleine durch. Letzteres dient zwar nicht gerade dazu, das Ziel ausgeruht zu erreichen, bietet mir aber häufig bereits eine erste Anekdote, um in meine Lesung einzusteigen. Auf diese Weise bin ich gleich zu Beginn im Austausch mit dem Publikum.

Noch bin ich, was die Beschreibung betrifft, auf der Suche nach dem idealen Weg zwischen visuellen Eindrücken und anderen Sinneskanälen. Mein Romandebüt habe ich vom Lektorat zur Überarbeitung zurückbekommen. Die visuellen Eindrücke müssen stärker in den Vordergrund treten.

Zur Autorin

Dr. Elke Irimia, Jahrgang 1966, arbeitet als Krimi-Autorin (Pseudonym: Elke Jan), Sensitivity Readerin und Hörfilmtexterin. Ehrenamtlich engagiert sich Dr. Irimia im Leitungsteam der DVBS-Bezirksgruppe Bayern. Auf der Webseite https://www.elkes-schreibatelier.de gibt es Aktuelles über ihre Arbeit.

Bild: Dr. Irimia lächelt. Sie hat blaue Augen und trägt ihr silbergrau schimmerndes Haar kurz geschnitten. Foto: privat

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KI - Kolossale Invasion?

Von Mirien Carvalho Rodrigues

Es ist unübersehbar, dass maschinelle Übersetzung und künstliche Intelligenz (KI) in den letzten Jahren in einem rasanten Tempo Einzug in unser aller Leben gehalten haben.

In Ermangelung einer Kristallkugel kann ich hier nicht die Frage beantworten, wie angesichts dieser durchaus faszinierenden Entwicklung die Zukunft des Dolmetschens und Übersetzens aussehen wird und wie sich aktuelle Veränderungen auf blinde und sehbehinderte Berufstätige in diesen Bereichen auswirken werden. Sicher ist allerdings, dass es zwischen den extremen Positionen einer unkritischen Begeisterung und einer totalen Ablehnung eine seriöse Auseinandersetzung mit dem Thema gibt. Es geht dabei wie so oft parallel um fachliche Erwägungen und hohe Qualitätsansprüche, und gleichzeitig um wirtschaftliche Interessen, die nicht selten zulasten der Qualität gehen.

Auf fremdsprachigen Webseiten erfahren wir mittlerweile in teils noch immer etwas holprigem Deutsch, wohin die Links führen und welche Inhalte uns erwarten. Den Sinn können wir verstehen, und wenn uns das in dem Moment genügt, weil wir nur etwas kaufen oder schnell eine bestimmte Information abrufen wollen, dann kommen wir zu dem Schluss, man kommt damit zurecht.

Tatsächlich lassen sich mittlerweile bestimmte Textsorten, wie etwa Serienbriefe, die berechenbar auf übliche Textbausteine zurückgreifen, erstaunlich gut maschinell übersetzen.

Gleiches kann für Verträge oder etwa Rezeptsammlungen gelten, die einen klar festgelegten Aufbau haben, und sogar bis zu einem gewissen Grad für politische Reden oder andere Texte, die einer vorgegebenen Struktur folgen und sich inhaltlich in einem engen, erwartbaren Rahmen bewegen.

Da solche Texte dennoch von einer fachkundigen Person überprüft werden müssen, entstand in der Welt der Sprachmittlung ein neues Tätigkeitsfeld, das sogenannte Post-Editing. Eine solche Entwicklung ist prinzipiell nicht neu, da sich die Berufsbilder seit der Einführung der ersten Übersetzungstools stetig verändern und zum Teil durch neue Technologien erst möglich werden.

Fiktionale Literatur

Das Thema KI und Literaturübersetzung schien jedoch noch vor wenigen Jahren in weiter Ferne zu liegen bzw. keine Rolle zu spielen. Und plötzlich ist sie da, die Frage, ob die KI allgemein die sogenannte Humanübersetzung überflüssig macht, und ob dies sogar literarische Übersetzung einschließen kann.

Für eine Annäherung an Antworten auf diese Frage, lassen Sie uns einen kleinen Ausflug in die bezaubernde und tiefgründige Welt der literarischen Übersetzung machen.

Literarische Übersetzung ist die langsamste Form der Lektüre, die es gibt. Dieses Zitat der US-amerikanischen Autorin und Übersetzerin Susan Bernofsky bietet dafür einen hervorragenden Einstieg.

Niemand liest einen Roman so intensiv und aufmerksam wie die Person, die ihn in eine andere Sprache und Kultur überträgt. In Vorbereitung auf die Arbeit des Übersetzens liest sie zunächst das gesamte Werk, um bereits Stilmittel oder Eigenheiten der Charaktere zu bemerken, die sich im gesamten Buch wiederholen oder sich im Verlauf der Geschichte entwickeln. Anspielungen, auf die zu einem späteren Zeitpunkt im Roman zurückgegriffen werden, bemerkt sie dabei ebenfalls und legt die Übersetzung entsprechend an.

Welche Ausdrucksweise ist für Charaktere aus einem bestimmten Milieu oder einer vorgegebenen Altersgruppe in der Zielsprache angemessen?

Müssen Namen oder Orte zugunsten einer besseren Verständlichkeit angepasst werden?

Wie können im Grunde unübersetzbare Inhalte oder Metaphern in der Übersetzung zu einem in sich schlüssigen, mitreißenden und dem Original ähnlichen Gesamterlebnis werden?

Das sind nur einige wenige beispielhafte Fragen, die sich im Verlauf einer literarischen Übersetzung immer wieder stellen können.

Während zum einen eine Strömung an Bedeutung gewinnt, die fordert, dass Werke von Autorinnen und Autoren, die bestimmten gesellschaftlichen Gruppen angehören, auch von Profis mit einem entsprechenden Erfahrungshintergrund übersetzt werden sollen, um in der Zielsprache eine größere Authentizität zu gewährleisten, gibt es auf der anderen Seite Stimmen, die sagen, eine maschinelle Übersetzung könne von einer Person überarbeitet werden, die nicht einmal die Ausgangssprache beherrscht, da es ja nur darum gehe, am Ende ein in der Zielsprache und -kultur stimmiges Werk zu präsentieren.

ChatGPT beantwortet die Frage - wenn man es so ausdrücken darf - besonnener als viele Menschen. Die KI erklärt, bei der Erstellung einer literarischen Übersetzung durchaus hilfreich sein zu können, aufgrund der Komplexität und des Tiefgangs des Prozesses aber eine solche Übersetzung nicht allein erstellen zu können.

Warum sollte man dennoch ganze Romane von einer KI übersetzen lassen?

Ein Vorteil kann sein, dass viele Werke, vor allem aus kleineren Sprachen, auf diese Weise überhaupt erst zugänglich werden. Dazu ist es allerdings wichtig zu wissen, dass die KI längst nicht über alle Sprachenpaare verfügt. Lässt man also einen Roman etwa aus dem Ungarischen übersetzen, ist es wahrscheinlich, dass die KI ihn zunächst ins Englische und dann vom Englischen ins Deutsche übersetzt. Das Ergebnis ist dann noch weiter vom Original entfernt, als es nach einer KI-Übersetzung ohnehin wäre.

Aber nehmen wir das Beispiel Englisch/Deutsch. Hier kann man davon ausgehen, dass der KI eine Fülle von Sprachbeispielen zur Verfügung stehen, auf die sie zurückgreifen und von denen sie Wahrscheinlichkeiten ableiten kann. Dennoch, selbst hier ist sie nur in geringem Maße in der Lage, einen Kontext zu erkennen. Sie kann also keinesfalls Zusammenhänge erkennen, die sich über 200 Seiten erstrecken. Damit kann sie beispielsweise nicht einem Charakter eine bestimmte Ausdrucksweise zuordnen, sondern würde diese jedes Mal anders wiedergeben.

An Umgangssprache und Dialekten scheitert KI in der Regel ebenso grandios wie an Ironie oder Humor.

Ein bekanntes und beliebtes Beispiel für die Kreativität im Übersetzungsprozess ist das Rätsel der Sphinx im vierten Band der Harry-Potter-Reihe mit dem Titel "Der Feuerkelch". Hier wird der Romanheld während eines Turniers aufgefordert, anhand von Reimen eine Silbe, einen Buchstaben und einen Laut zu erraten.

Das Lösungswort ist "Spinne". Aber natürlich ist das Lösungswort ursprünglich "spider". Daraus folgt, dass Harry in allen anderen Sprachen andere Silben, Laute und Buchstaben erraten muss, und also die Zeilen aus der Originalversion nicht einfach sinngemäß übersetzt werden können.

Dazu kommt die Herausforderung, dass das Gedicht sich in allen anderen Sprachen, und seien sie in ihrer Struktur noch so weit vom Englischen entfernt, reimen soll.

Zunächst gilt es zu entscheiden, ob es für die Geschichte von Bedeutung ist, dass das Lösungswort erhalten bleibt, man also in jedem Fall ein Gedicht erfinden muss, an dessen Ende in der jeweiligen Landessprache das Wort für Spinne herauskommt.

Die meisten haben sich dafür entschieden. Der deutsche Übersetzer hatte Glück, denn die Rätselwörter ließen sich gut ins Deutsche übernehmen. Sein spanischer Kollege ließ sich ein zweiteiliges neues Rätsel einfallen, in dem sogar Spanien vorkommt, da España auf derselben Silbe endet wie araña, das spanische Wort für Spinne. In chinesischen und vietnamesischen Versionen ließ sich das Gedicht nur mit einer Reihe von Fußnoten verstehen, und die japanische Lösung kann offenbar nur nachvollziehen, wer ausreichend Englisch versteht. Die brasilianische Übersetzerin entschied sich als eine der wenigen, ein anderes Lösungswort zugrunde zu legen und darauf aufbauend ein Gedicht zu erfinden. Hier errät Harry eine Schlangenart, die in Amazonien bekannt ist und in Brasilien ähnliche Assoziationen weckt wie in vielen anderen Ländern eine Spinne. Selbstverständlich musste die Textpassage, in der Harry nach und nach die Lösung findet, zusätzlich angepasst werden.

Mit einer so vielschichtigen Aufgabe wäre eine KI hoffnungslos überfordert.

Die Frage, ob eine von einer KI erstellte Übersetzungsvorlage eines Romans dennoch eine Arbeitserleichterung sein kann, wird mittlerweile untersucht. Selbstversuche einzelner Übersetzerinnen haben gezeigt, dass dadurch keine Zeitersparnis entsteht. Die Qualität der KI-Vorlage reicht nicht aus, um sie, mit kleineren Korrekturen versehen, als endgültige Version herauszugeben. Somit hat man es bei der Übersetzung mit drei Texten zu tun: Dem Ausgangstext, der KI-Übersetzung und der Humanübersetzung. Durch diese Vorgehensweise wird der kreative Fluss des Übersetzens immer wieder unterbrochen, was den Prozess eher erschwert als erleichtert.

Das zuvor erwähnte Post-Editing, das sich bei anderen Textsorten als neues Berufsfeld bereits etabliert hat, kommt daher für Literatur eher nicht in Betracht, es sei denn, man legt aus finanziellen Gründen mehr Wert auf Quantität und lässt große Mengen an Text maschinell übersetzen und sie im Eiltempo von einer Person lektorieren, die möglicherweise nicht einmal vom Fach ist.

Punktuell lassen sich in Interaktion mit KI allerdings gute Lösungen finden.

So kann man sich z. B. eine Liste von Synonymen ausgeben lassen und dann auf der Grundlage der eigenen Kenntnisse etwas passendes finden.

Gleiches könnte man mit Umschreibungen oder Äquivalenten für Redensarten durchführen. Professionelle Übersetzerinnen und Übersetzer können also selbst im Bereich Literatur ruhig entspannter mit KI umgehen und diese Technologie als das einsetzen, was sie ist: Ein nützliches und vielseitiges Hilfsmittel.

Schriftdolmetschen

Ein anderes Berufsfeld, auf das sich die Fähigkeiten von KI bereits konkret und sehr deutlich auswirken, ist das Schriftdolmetschen, die simultane Verschriftlichung des gesprochenen Wortes für taube und schwerhörige Personen.

Hier steigen einige große Institutionen und Veranstalter bereits auf maschinelle Übersetzung bei ihren Livestreams um und sparen dadurch Kosten im Bereich barrierefreie Kommunikation ein. Anstelle zweier professioneller Schriftdolmetscherinnen oder -dolmetscher korrigiert nur noch eine Einzelperson im sogenannten Live-Editing die gröbsten Fehler, wofür ihr jeweils nur wenige Sekunden Zeit bleiben. Mit der kostengünstigen Variante steigt auch die Fehlertoleranz um ein Vielfaches an.

Schriftdolmetschen wird jedoch in allen Lebensbereichen benötigt und zumeist von Einzelpersonen in Anspruch genommen, die Schule und Studium, Ausbildung und Berufsalltag mit professioneller Unterstützung durchlaufen.

Aus Schulklassen und Teammeetings ist das Schriftdolmetschen durch Menschen nicht wegzudenken. Im normalen Alltag sprechen Menschen durcheinander, brechen Sätze ab, verwenden Umgangssprache und Dialekte, oder wechseln, wie im Fremdsprachunterricht, häufig zwischen zwei Sprachen hin und her.

All das und vieles mehr kompensieren die Profis, häufig zusätzlich bei suboptimaler Tonqualität, und wandeln es in einen gut lesbaren Fließtext um. Zudem verschriftlichen sie nonverbale Signale wie Glocken, Telefonklingeln, Gelächter und Applaus.

Eine KI wäre hier nicht nur völlig überfordert, sie würde auch halluzinieren, d. h. aus ihrem Datenfundus heraus irgendetwas einsetzen, was u. U. nichts mehr mit dem tatsächlichen Inhalt zu tun hat. Solche unlogischen und unerklärlichen Fehler würden der Zielgruppe die Lektüre zusätzlich erschweren. Da für taube Personen oftmals deutsche Gebärdensprache die Hauptsprache ist, ist da, wo sie deutsche Schriftsprache nutzen müssen, ein korrekter und gut lesbarer Text von besonderer Bedeutung. Zudem können die Kundinnen und Kunden einen Menschen im laufenden Einsatz bitten, mehr Absätze zu machen, einen Text auf das Wesentliche zu kürzen oder Sätze umzustellen.

Kein Orakel

Welche Entwicklung auch immer das Dolmetschen und Übersetzen in all seinen vielfältigen Bereichen nehmen wird, für blinde und sehbehinderte Personen kommt bei jedem neuen Berufsfeld die Frage nach der Barrierefreiheit hinzu. Einerseits hat der technische Fortschritt durch Online-Plattformen diesem Personenkreis den Zugang zu Dolmetschberufen erleichtert oder überhaupt erst ermöglicht, andererseits sind viele dieser Plattformen nicht oder nur eingeschränkt mit Hilfstechnologie nutzbar. Gleiches gilt für Übersetzungstools und KI-Lösungen.

Da Dolmetschen und Übersetzen in der Regel freiberuflich ausgeübt wird, gilt es hier, immer wieder eine Nische zu finden, in der man sich gut aufstellen kann. Immerhin lässt sich auch ohne Kristallkugel feststellen, dass KI keine Urgewalt ist, die sämtliche Sprachberufe mit einem Schlag überflüssig macht.

Zur Autorin

Mirien Carvalho Rodrigues arbeitet als Dolmetscherin, Übersetzerin und Schriftdolmetscherin für Englisch, Portugiesisch und Deutsch. Die 55-Jährige liebt Reisen und ist seit 25 Jahren mit Führhund unterwegs.

Im DVBS engagiert sie sich ehrenamtlich im Leitungsteam der Gruppe "Selbstständige".

Bild: Mirien Carvalho Rodrigues hat blondes, schulterlanges Haar und trägt beim Waldspaziergang eine rote Outdoorjacke. Sie hält ein iPhone in Kinnhöhe, um eine plötzliche Idee per ChatGPT abzuklären. Foto: privat

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Das Ohr im Hintergrund - Wie Audiodeskription im Theater und Film funktioniert

Von Isabella Brawata

Viele von euch waren vielleicht schon mal in einem Theaterstück, in welchem das Geschehen auf der Bühne live beschrieben wurde, oder haben sich einen Film angeschaut, in welchem die Szenen für blinde und sehbehinderte Zuschauerinnen und Zuschauer erläutert wurden. Falls ihr neugierig seid, wie das Ganze abläuft: Hier ein Einblick hinter die Kulissen.

Ich mache schon seit einigen Jahren Audiodeskription, vor allem fürs Theater, aber auch einmal für einen Fernsehfilm.

Was ist die Aufgabe einer blinden oder sehbehinderten Person, die beim Erstellen einer Audiodeskription behilflich ist?

Ich bin das Ohr im Hintergrund. In der Regel höre ich mir ein Theaterstück zunächst ohne Audiodeskription an. Entweder besuche ich das Stück oder ich bekomme einen Link zu einem Mitschnitt. Ich mache mir beim ersten Anschauen Gedanken, was mir so auffällt. Einmal lag ich total daneben. Ich bekam den Mitschnitt eines Theaterstücks, das komplett auf Französisch war. Da meine Französischkenntnisse nicht besonders gut sind und die Tonqualität der Aufnahme leider auch nicht so super war, malte ich mir aus, das Theaterstück würde auf einem Marktplatz in einem afrikanischen Land spielen und es gäbe irgendeinen Konflikt, vielleicht einen Aufstand. Dann bekam ich das Stück nochmal mit Audiodeskription zugeschickt, und es stellte sich heraus, dass es in einer Sporthalle spielte und es um Hochleistungssport ging. Aber eigentlich handelte das Stück von der ausbeuterischen Beziehung zwischen Publikum und den Schauspielenden, und es ging auch um die Trauer um den verstorbenen Bruder der Regisseurin, die sie im Stück verarbeitete. So kann man sich irren!

Kreativität kennt keine Grenzen

Ich werde zu sehr unterschiedlichen Zeitpunkten in die Zusammenarbeit eingebunden. Einmal wurde ich gebeten, dabei mitzuhelfen, ein internationales Theaterstück mit Audiodeskription zu versehen. Ich war tief beeindruckt, denn die Leute kamen aus Polen, Schweden, China, Spanien, Amerika ... und das Theaterspielen verband sie über alle Landes- und Sprachgrenzen hinweg. Das Stück handelte, grob gesagt, von den "Geistern", die uns alle quälen, Gewalterfahrungen, unbewältigten Ereignissen aus der Vergangenheit. Die inneren Kämpfe der Darstellenden vermittelten sich vor allem durch ausdrucksstarke Bewegungen und Gefühlsäußerungen. Es wurde keine klassische Audiodeskription erstellt, sondern es sollte eine offene Audiodeskription sein, die nicht nur Menschen mit Blindheit und Sehbehinderung durch das Stück begleiten sollte, sondern auch das sehende Publikum. Das Außergewöhnliche war, dass die Audiodeskription "nüchterne" Elemente wie bei einer üblichen Audiodeskription enthielt, aber auch eher poetische Passagen, die die Gefühle und Stimmungen auf der Bühne auffingen. Ich kam dazu, als das Stück noch mitten im Entstehen war. Da es aber nicht meine Aufgabe ist, beim Entstehungsprozess des Stücks mitzuwirken, klinkte ich mich aus und kam erst wieder dazu, nachdem sich das Theaterensemble gemeinsam ausreichend ausprobiert und der Kreativität freien Lauf gelassen hatte und aus dem gemeinsamen Agieren eine Kollage entstanden war, die sich beschreiben ließ. Es stellte sich heraus, dass es gar nicht so leicht ist, eine offene Live-Audiodeskription für ein experimentelles Stück zu erstellen. Es war ganz schön kniffelig, die Lautstärke und den Einsatz der Schauspielenden, der Musik und der Audiodeskription so aufeinander abzustimmen, dass sich ein harmonisches Stück ergab.

Besonders herausfordernd wird die Erstellung einer Audiodeskription, wenn mehrere Ebenen in einem Stück ineinanderfließen und Meta-Ebenen erzeugt werden, also wenn beispielsweise Schauspielende mal im Stück agieren und dann wieder sie selbst sind. Dann muss man sehr aufpassen, dass man die Szenen so beschreibt, dass einerseits deutlich wird, um welche Ebene es geht, man aber andererseits nicht die freie Assoziation der Zuhörenden unterdrückt, weil man die Interpretation vorwegnimmt.

Spannend ist es auch, wenn mehrere Schauspielende eine Rolle spielen. Bei einer Inszenierung des Struwwelpeter-Musicals in Marburg wurde jede Figur durch alle Schauspielenden verkörpert. Daher hatte sich das Audiodeskriptions-Team entschieden, bei der Beschreibung die Namen der Schauspielerinnen und Schauspieler zu nennen, damit man weiß, wer gerade wen spielt. Ich wandte ein, dass die Absicht, weshalb alle alle spielen, vermutlich die ist, aufzuzeigen, dass in allen von uns ein wenig von jeder Figur steckt. Daher schlug ich vor, das Merkmal zu wählen, an dem man die Schauspielerinnen und Schauspieler erkennen kann: ihre Frisur.

Jede Performance ist anders

Durch meine Tätigkeit habe ich auch einige überraschende Erkenntnisse über die Schauspielerei gewonnen. So war ich etwa davon überzeugt, dass in einem Theaterstück jede Szene immer gleich gespielt wird und dass auch ein Stück immer auf dieselbe Art performt wird. Aber mitnichten. Wenn man sich ein Theaterstück mehrfach ansieht, fällt einem auf, dass an einem Abend die Vorführung länger dauert als an einem anderen, weil die Darstellenden des Stücks mal schneller reden und spielen und mal langsamer. Oder man bekommt mit, dass eine Schauspielerin oder ein Schauspieler an einem Tag herausragend spielt und im Gedächtnis bleibt, und an einem anderen Tag spielt sie wesentlich weniger beeindruckend. Und auch eine Rolle wird nicht immer gleich interpretiert. Das ist mir besonders beim Theaterstück zum achthundertjährigen Jubiläum der Stadt Marburg aufgefallen, das ich vier oder fünf Mal gesehen hatte. Die Schauspielerin Mechthild Grabner spielte das Wollnashorn mal eher niedlich, mal eher wütend-rebellisch, mal eher frustriert.

Text und Timing müssen passen

Insbesondere die Erstellung von Theaterstücken mit Audiodeskription erfordert einen sehr hohen Aufwand. Ein Text muss erarbeitet werden, der punktgenau beschreibt, was auf der Bühne geschieht. Die Beschreibung muss nicht nur präzise schildern, was auf der Bühne passiert, sondern vor allem das Timing muss fast auf die Sekunde genau stimmen, damit die Beschreibung nur in den Sprechpausen erfolgt. Das bedeutet, dass manchmal stundenlang an den Formulierungen gebastelt werden muss, damit sie in die "Lücke" passen. Es wird teilweise auch vermerkt, wann eine Sprecherin oder ein Sprecher langsam oder schnell sprechen muss, und der Einsatz muss auf die Millisekunde exakt erfolgen. Gleichzeitig muss das Bühnengeschehen stets im Auge behalten werden, weil jede Aufführung sich von der vorangegangenen unterscheidet.

Da der Aufwand für die Erstellung einer Audiodeskription enorm hoch ist, gibt es immer wieder Versuche, ihn zu verringern. Das geschieht leider häufig, indem auf die Kontrolle durch eine blinde oder sehbehinderte Person verzichtet wird. Doch die Einschätzung durch eine blinde oder sehbehinderte Person ist äußerst wichtig, um eine gute Qualität in der Audiodeskription aufrechtzuerhalten.

Bild: Szene aus der Junk-Oper "Struwwelpeter" von Heinrich Hoffmann in einer Aufführung des Hessischen Landestheaters Marburg im Februar 2023, für die eine Audiodeskription erarbeitet worden war. Sechs Darsteller*innen sitzen eng auf einer Treppenstufe. Sie tragen auffällige Frisuren, rote Boots und voluminöse, hautfarbene Kostüme bis zum Kinn, die an einfache Formen der Zeichenschule erinnern. Foto: Jan Bosch

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Was tut eine Museumsberaterin oder: Für wen lohnt es sich, ins Museum zu gehen?

Von Peter Beck

Na klar, für jede und jeden! Diesen Ausruf lege ich Annalena Knors in den Mund. Sie ist 36, hoch motiviert und eben Museumsberaterin.

Der Autor dieses Artikels verhehlt nicht sein leicht angespanntes Verhältnis zu Museen. Von geschäftigen Straßen geht es durch mächtige Portale in hallenähnliche Lobbys, es ist eher ruhig, es riecht nach Marmor (Unsinn: natürlich riecht Marmor nach gar nichts, es wird der Staub sein und die eingesperrte kühle Luft), also der Bau riecht alt und passt damit häufig zu den dargebotenen Exponaten. Die sind im Tempel der Musen oft hinter Glas, wo sie nicht nur vor übermäßigem Licht, sondern heutzutage durchaus auch vor Kartoffelbrei geschützt werden. Menschen, die schlecht sehen, entziehen sich diese Exponate so gründlich, als wären sie gar nicht da. Und wo sie doch da sind, werden Berührungsversuche durch Hinweisschilder und gestrenges Personal alsbald unterbunden.

Die Museumsberaterin Annalena Knors hat ein weitaus entspannteres Verhältnis zu Gebäuden und Ausstellungsstücken. Und das, obschon auch sie beides genauso wenig optisch erfasst wie der Autor.

Vom Exponat zum Inhalt

Rund 7.000 Museen gibt es in Deutschland, erzählt Annalena. Der Begriff "Museum" ist hierzulande nicht geschützt, so kann eigentlich alles gezeigt werden, was kulturell interessant sein mag: Currywurst, Kunst, aber auch Phänomene wie Arbeitsschutz, Auswanderung oder ethische Fragen können vermittelt werden. Und so beginnt Annalenas Zugang genau hier, bei den Inhalten, bei den Geschichten, die den Exponaten anhaften. Diese Geschichten müssen erzählt werden und dann können sich die Museumsbesucher über die Geschichten austauschen.

Liegt der Kopf der Nofretete (Gemahlin des ägyptischen Pharaos Echnaton, 1400 vor Christus) in einer Vitrine, dann müssen blinde Menschen einfach erst mal glauben, dass er da liegt, er entzieht sich der physischen Wahrnehmung. Es sei denn, er wird entpackt: Entweder durch eine Kopie, die angefasst werden darf, oder durch Beschreibung; wobei natürlich jeder Beschreibung eine Interpretation innewohnt. Aber die ist dann schon Teil der Geschichte, die die Nofretete umgibt. Die weggeschlossenen Ausstellungsgegenstände, sagt Annalena, sind gar nicht so häufig, Repliken zum Anfassen und Dinge zum Ausprobieren würden heute immer öfter dargeboten. Dass das so ist und immer öfter so wird, ist Teil ihrer Arbeit.

Wie kam's dazu

Nach dem Abitur an der blista machte Annalena Knors ein Praktikum am Marburger Schloss; sie studierte Kulturwissenschaften in Frankfurt (Oder) und Museumsmanagement in Berlin. Weiterbildungen in Mediation, themenzentrierter Interaktion, dem Leiten von Gruppen und systemisches Coaching runden ihre Fertigkeiten ab. Und das kann sie brauchen, denn: Museen sind spannende und verrückte Organisationen, sagt Annalena vergnügt. Es sind Vereine, Stiftungen, GmbHs, oft reichlich behördlich organisiert. Und damit da überhaupt was geht in Richtung positives Museumserlebnis, muss Vieles ineinandergreifen: Marketing, Finanzabteilung, Haustechnik; und auch die Museumspädagogen und Kuratoren müssen mitmachen. Also es ist ein Team gefragt, flexibel, je nachdem, was geplant wird. Und dieses Team hält Annalena Knors zusammen, dezent im Hintergrund. Schon klar, das Ziehen der Drähte will gekonnt sein. Das Aushandeln hat nichts von einem Basar: Gibst du mir dies, verzichte ich auf jenes. Das Ergebnis würde lückenhaft. Sie berät dabei immer aus der Besucherperspektive und im Sinne des Museumserlebnisses der Besucher. Die Zugänglichkeit hängt dabei von den Bedürfnissen der Zielgruppe ab. Stichworte sind Barrierefreiheit, Mehrsprachigkeit oder Familienfreundlichkeit. Bei Sehbehinderten gibt es beispielsweise die Frage nach Kontrasten, nach den Lichtverhältnissen im Foyer oder im Café oder der Ausstellung selbst. Und auch der Webauftritt darf nicht vergessen werden. Die Teams müssen verstehen, dass es diese unterschiedlichen Bedürfnisse gibt und welche Zielgruppe was braucht. Da sind dann schnell Unter-Teams nötig: Mit der Haustechnik wird über taktile Leitlinien gesprochen oder über eine zugängliche App. Kuratoren, Architekten und Designer sind später die Ansprechpartner, wenn es darum geht, die Ausstellung selbst zugänglich zu machen. So erstellt Annalena Audio-Beschreibungen meist nicht selbst, sondern sie sorgt dafür, dass sie erstellt werden. Dafür muss sie wissen, wer so etwas kann. Und dann bringt sie die Leute zusammen, die zusammengehören. Grundsätzlich kann Annalena Knors jedwedes Museum beraten.

Und so geht die Praxis

Mal gesetzt den Fall, die Sternwarte am Deutschen Museum in München organisiert einen Nachmittag für Menschen mit Sehbehinderung. Wie geht sie vor?

Entscheidend, sagt Annalena, ist nicht die Sehbehinderung, sondern was mich motiviert, zu einer solchen Veranstaltung zu gehen. Da gibt es diejenigen, die sich ohnehin für Astronomie interessieren und die möglichst viel fachlichen Input wünschen. Ebenso gibt es die anderen, die grundsätzlich Interesse am Lauf der Sterne aufbringen, aber deren Vorkenntnisse übersichtlich sind und die schnell aussteigen, wenn's zu komplex wird. Daher muss in Bezug auf die fachliche Tiefe zunächst die Zielgruppe - beispielsweise an einer astronomischen Einführung interessierte Erwachsene - definiert werden. Damit dann möglichst viele sehbehinderte Interessenten von der Veranstaltung profitieren, ist eine Sensibilisierung des Museumsteams für ihre Bedürfnisse in Sachen Barrierefreiheit extrem hilfreich. So rücken beispielsweise kontrastreiche Gestaltung, Schriftbild oder Lichtverhältnisse in den Fokus. Wichtig ist auch, dann in der Bewerbung zu kommunizieren, welche fachliche Tiefe angedacht ist und welche barrierefreien Zugänge angeboten werden.

Das Museumsteam wird bei all dem zu einem Schlüsselfaktor, denn es konzipiert diese Veranstaltung und führt sie mit seinen Mitteln durch.

Wie hältst du's mit dem Audioguide

Die Gerätchen sind praktisch, aber mit dem Audio im Ohr ist der Interessierte Mensch im Museum für einen Moment mit den spannenden Inhalten allein und kann sich nicht gleichzeitig dazu mit anderen austauschen. Wie steht Annalena Knors zum Audioguide? Da bemüht sie wieder die ägyptische Nofretete (irgendwie mag sie die). Die reine Information in der Vorbereitung über Ägypten, über Nofretete und ihre Zeit würde sie auch eher zu Hause hören. Vielleicht nicht einmal im Audioguide, sondern irgendeinen Podcast zum Thema, oder sie würde ein Buch lesen oder eine geeignete Dokumentation anhören. Aber: Wenn es um den Moment geht, die Beschreibung dieser Büste, vor der ich jetzt stehe, dann kann so etwas sehr berührend sein, sagt sie. Und sie sagt es überzeugt.

Kunst und Blindheit, geht das?

Als Museumsberaterin braucht Annalena Knors nicht den unbedingten Zugang zu Gemälden und Skulpturen an sich. Sie sei interessiert an Kultur und zeitgeschichtlichen Zusammenhängen, sagt sie. Sie will wissen: Warum sind die Dinge, wie sie sind? Nimmt man eine bestimmte Zeit und fragt, wer wird dargestellt und in welcher Weise oder mit welchem Material, so tun sich gesellschaftspolitische Zusammenhänge auf. Damit sich Inhalte vermitteln, sind beide wichtig: der Fragende und der Erzähler.

Annalena sagt, Wenn Figuren angefasst werden können, werden von Museen oft solche Objekte gewählt, die einfach zu ertasten sind. Aber taktil eingängig oder nicht: Es geht immer um die Aussage von etwas, der Inhalt mag durchaus etwas sein, was nicht im wörtlichen Sinn zu begreifen ist. Dies zu vermitteln, ist Aufgabe der Kuratoren. Denn sie müssen wissen, warum sie sich für dieses und nicht ein anderes Objekt entschieden haben, warum diese Skulptur vorhanden ist und jene fehlen darf.

Das blaue Quadrat

Wie geht Annalena Knors mit abstrakter Kunst um? Denn das Konkrete tritt hier praktisch völlig zurück. Auch der Sehende kann nicht eins zu eins übersetzen, was er sieht, sagt sie entspannt. Würde er es versuchen, wäre das eine Illusion, denn das blaue Quadrat ist nun mal abstrakt; es verrät nicht automatisch, was sein Schöpfer empfand oder ausdrücken wollte. Anders gesagt: Auch der visuelle Zugang sehender Menschen ist beim Betrachten des blauen Quadrats je verschieden. Und ein spannender Mehrwert kann sich dann im Dialog der Betrachtenden ergeben, einschließlich derer, die es beschrieben bekommen. Das Reizvolle ist auch hier die soziale Komponente.

Befähigen, besser zu entscheiden

Bisher hat Annalena Knors wenig Konkurrenz. Sie bewirbt sich auf Projektausschreibungen von Museen, oft aber ist es die Mund-zu-Mund-Propaganda zwischen den Häusern, die sie bekannt macht und ihr zu Aufträgen verhilft. Prekär sei die Arbeit allemal, wenn man die finanzielle Seite betrachtet.

Annalena sieht sich nicht nur als Anwältin blinder und sehbehinderter Besucher. Oft sei das zwar der erste Kontaktanlass, aber insgesamt vertrete sie die Bedürfnisse möglichst vieler Menschen, die einen intensiven Museumstag erleben möchten. Sie plant Events mit, aber auch Dauerausstellungen, und gelegentlich gibt es auch Neugründungen von Museen, bei denen sie ihre konzeptionellen Spuren hinterlässt. Am Ende sollen Museen in der Lage sein, selbstständig zu entscheiden, was geht und was nicht, und ihre getroffenen Entscheidungen dann transparent zu kommunizieren.

Bild: Annalena Knors ist im Portrait vor einem beigen Hintergrund fotografiert, während sie freundlich in die Kamera lächelt. Ihr braunes Haar ist kurz geschnitten. Zu einem hellbraunen Pullover trägt sie einen einzelnen bunten Ohrring. Foto: privat

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Spaziergänge zur Kunst
Zur Entwicklung des inklusiven Vermittlungsangebots im Kunstmuseum Marburg

Von Ulrike Schönhagen

Spaziergänge zur Kunst, die sich an Menschen mit und ohne Visus richten, gehören seit einigen Jahren zum Profil der Vermittlungsangebote im Kunstmuseum der Philipps-Universität Marburg. Diese sind Teil einer neuen Öffnung in die Gesellschaft, ermöglicht durch den Leiter des Museums(1), der damit ein zeitgemäßes Selbstverständnis der Aufgaben und Chancen eines Museums verwirklicht. Federführend unterstützt der Verein der Museumsfreunde die Umsetzung des Inklusionsgedankens als Träger des dreijährigen Projekts "Museum für alle - Türen öffnen für Menschen mit Behinderung". Durch eine Kooperation mit der Deutschen Blindenstudienanstalt e. V. (blista) konnten weitere finanzielle und technische Mittel sowie an Personen gebundenes Know-How bereitgestellt werden. Auch im Interesse des schulischen Kunstunterrichts hat die blista das Projekt "Museum für alle" so von Beginn an begleitet und mitgestaltet.

Bis zur ersten Realisierung eines sich an eine weite Öffentlichkeit richtenden Vermittlungsgesprächs, das als Spaziergang zur Kunst verstanden wird, vergingen über fünf Jahre. Zunächst formulierte eine Gruppe von Sachverständigen in eigener Sache inhaltliche und formale Wünsche an das Vorhaben einer inklusiven Kunstpädagogik. Dem Austausch von Erfahrungen mit Angeboten anderer Kunst-Museen/Ausstellungen, die sich an seheingeschränkte und blinde Besucher richten, wurde viel Raum gegeben, dadurch konnte sich die Entwicklungsgruppe gemeinsam auf zentrale Merkmale, den wesentlichen Charakter der zukünftigen Angebote einigen:

Es soll nicht genügen, lediglich taktile Medien interessierten Besuchern bereitzustellen. Im Kunstmuseum Marburg sollen dialogische Annäherungen an einzelne Exponate stattfinden. Geeignete taktile Modelle, die die Vorstellungsbildung unterstützen, sollen von einer Projektgruppe erstellt werden. Mit diesen kann eine erste Perzeption zur Struktur des Objektes entwickelt werden. Die Museumspädagogik trägt weitere die Sinne vielfältig ansprechende, möglichst authentische Materialien zusammen. Sie dienen als Impulse in den sog. Spaziergängen und betten, im Sinne guter Multimedialität, die am abstrahierenden Modell gewonnene Tasterfahrung in ein reichhaltiges Erfahrungsangebot ein. Unterschiedliche Kanäle ermöglichen so eine Vielfalt von Wegen zum Exponat. Im Dialog aller "Spaziergänger" findet der Austausch und die Annäherung an das Werk statt. Die Gesprächsteilnehmer können gemeinsam ihre Vorstellungsbildung überprüfen und sich fundiert über den individuellen Zugang zum künstlerischen Objekt austauschen.

Die Entwicklung der taktilen Modelle durch die Projektgruppe

Lebendige Museumspädagogik lebt von der aktiven Beteiligung aller Besucher eines Angebots. Mit möglichst gleichen Erfahrungschancen zur gleichen Zeit lassen sich spontane Äußerungen von den Beteiligten gewinnbringend verwerten. Erreichbar ist diese Qualität u.a. durch eine gute Ausstattung mit mehreren identischen Modellen und Materialien. Lange, den Fluss des Gesprächs störende Pausen, in denen nach und nach ein Modell in die Hände jedes Besuchers gelangt, stören enorm. Daher muss es ein Ziel sein, in mehrfacher Ausfertigung die notwendigen Modelle bereitzustellen. Die Möglichkeiten der Bearbeitung und Vervielfältigung von Objekten durch moderne 3D-Druckverfahren sind hier das Mittel der Wahl.

Mit großem Engagement und Freude an kreativen Lösungen arbeitet seit vier Jahren eine Expertengruppe "3D-Druck in der Kunstpädagogik" zusammen. In einzelnen Projekten entwickeln die Mitglieder dieser Gruppe Modelle, die die Spaziergänge zur Kunst für blinde und hochgradig sehbehinderte Menschen am Kunstmuseum Marburg unterstützen.(2)

Ihre gemeinsame Arbeit geht weit über das Institutionelle hinaus, findet in der Freizeit, auch schon mal unter halsbrecherischen Bedingungen statt, wenn im Winterregen auf sechs Metern Höhe ein markantes Teil der Gebäudedekoration eingescannt werden muss.

Die Arbeit der Expertengruppe bestimmt folgende Fragestellungen:

  • Was ist ein geeigneter Gegenstand für die Spaziergänge?
  • Mit welchen Objekten führt sich das Universitätsmuseum als Museum für alle am besten ein?
  • An welches Thema kann mit dem Angebot angeknüpft werden?

Im Stadtbild markant, aber wenig im Bewusstsein vieler Marburger verankert, ist das Gebäude des Kunstmuseums. Prominent für den u.a. regionalen Charakter der Sammlung befindet sich in der Sammlung ein Gemälde - das zentrale Werk der Willingshäuser Künstlerkolonie - Carl Bantzers "Schwälmer Tanz".

Die ersten Spaziergänge haben damit ihr Ziel gefunden. Das kunstpädagogische und technische Experten-Team konnte vor etwa vier Jahren mit der Erarbeitung der Materialien beginnen.

Bei der Entwicklung der bislang erstellten Modelle sind verschiedene Wege beschritten worden:

  • Das Objekt kann direkt eingescannt werden:
    Dies war möglich bei der erzählerischen Gebäudedekoration, die jedoch nur mithilfe einer Hebebühne s.o. erreicht werden konnte.  Für die Vorbereitung eines weiteren Projektes zu Frauenfiguren der zwanziger Jahre konnten drei weibliche Figurinen der 20er Jahre direkt eingescannt werden. Diese mussten lediglich mithilfe der Restauratorin an einen zum Scan geeigneten Ort verbracht werden.
  • Das Objekt muss am PC modelliert werden:
    Größere architektonische Objekte, hier handelte es sich um das Gebäude des Kunstmuseums, konnten z.B. nach Plänen am Rechner modelliert werden. In der darauffolgenden Bearbeitung wurden sie den taktilen Anforderungen angepasst und für den 3D-Druck vorbereitet.
  • Das Objekt muss vom Zweidimensionalen ins Dreidimensionale überführt werden:
    Von dem komplexen Gemälde zum "Schwälmer Tanz" wurden wesentliche Bildelemente der Komposition entsprechend ausgewählt. Mit Hilfe einer plastischen Masse wurden diese auf einem Bildträger von Hand modelliert. Die Bearbeitung erfolgte maßstabsgerecht, aber Details wurden reduziert. Taktile Strukturen verweisen auf unterschiedliche, bedeutungstragende Bildelemente. Zur weiteren Bearbeitung wurde das Relief eingescannt. Alle so entstandenen Scans mussten am Bildschirm weiterbearbeitet werden. Im Hinblick auf eine gute Tastqualität waren die Konturen von Formen zu schärfen, mussten Oberflächen zugunsten einer deutlich differenzierbaren Struktur definiert werden, waren räumliche Vorstellungen der Nutzer durch höhendifferenzierte Ebenen des taktilen Reliefs anzuregen.

Grundsätzlich wurde bei der Erstellung der Tastmodelle beachtet:

  • die Größe des zukünftigen Modells wird im Sinne einer guten Handhabbarkeit gewählt, Vergleiche der Dimensionen sollen möglich sein.
  • Orientierende Kontraste durch unterschiedlich farbige Ligamente berücksichtigen die besonderen Bedürfnisse der Nutzer.
  • Erste Modelle des 3D-Drucks werden von den zukünftigen Nutzern im Hinblick auf taktile und optische Qualität überprüft und gegebenenfalls weiter bearbeitet.

Die Praxis der Spaziergänge im inklusiven Format

Seit etwa zwei Jahren finden regelmäßig die inklusiven Vermittlungen mit verschiedensten Besuchergruppen statt. Dialogische Annäherung an das Werk, multimedialer Einsatz, Barrierefreiheit im weitesten Sinne zeichnen diese "Führungen" aus. Zur Unterstützung wurde ein spezieller Materialwagen entwickelt, angepasst an das Design des "Marburger Zackenstils", der als eine Hands-on-Station fungiert. Die jeweils in Frage kommenden Materialien sind so leicht vor dem Objekt im authentischen Museumsraum an die Besucher zu reichen. Im Interesse einer möglichst parallelen Tast-Erkundung sind die Modelle in ausreichender Stückzahl, meist fünf bis sechs, vorhanden. Die sehenden Besucher unterstützen bei Bedarf die übrigen Teilnehmer, z.B. beim Raumwechsel, dem differenzierten Erarbeiten des Tastmodells, dem Umgang mit den weiteren Materialien. Die Gruppengröße ist auf 12 Teilnehmer begrenzt.

Das Gebäude als erstes Exponat eines inklusiven Spaziergangs

Für einen Einstieg in das Format der inklusiven Spaziergänge bietet sich das Gebäude des Universitätsmuseums für Kunst an. Es ist ein markantes Beispiel der Zwanziger-Jahre-Architektur, in der sich Regionales mit reduzierten neoklassizistischen und modernen, z.B. Art déco-Elementen trifft. In der architektonischen Gestalt, der Gebäudedekoration und in allen Elementen der Innendekoration zeigt sich eine Handschrift. Hubert Lütcke, in seiner Funktion als Leiter des Universitätsbauamtes, entwickelte von der äußeren Baudekoration bis zum Handgriff der Toilettenräume alle gestalterischen Details des 2020 mit dem hessischen Denkmalschutz-Preis geehrten, behutsam sanierten Gebäudes.

Eingeladen unter dem Titel: "Das Kunstgebäude - ein Spaziergang zum Sehen, Tasten und Diskutieren" finden sich regelmäßig Besucher zum Angebot einer inklusiven Kunstvermittlung.

Im Sinne des multimedialen Zugangs stehen die o.g. Modelle des Gebäudes(3), der äußeren, nicht erreichbaren Gebäudedekoration, taktile Pläne zur Raumfunktion des Vier-Flügel-Gebäudes und erzählende Erläuterungen, z.B. zur Konzeption, Gründungsgeschichte, Finanzierung, zur Verfügung.

"Spaziergang", das ist im Rahmen dieser Führung wörtlich zu nehmen. Die Besuchergruppe sucht verschiedene Stationen im Gebäude auf.

Die unterschiedliche Haptik und Gestaltung des Lahnmarmors der Eingangshalle, die markanten Zacken der schmiedeeisernen Außentüren und des Fenstergitters, die erzählerischen Bronze-Figurinen des zentralen Portals, bieten reichhaltigen Anlass zum Austausch über die besonderen Merkmale des Gebäudes. Im Gebäudeinneren, im repräsentativ gestalteten Treppenhaus, lassen sich anhand von Stuckaturen, der Gestaltung der Leuchten und des Handlaufes die dekorativen Elemente wiedererkennen. Im zeitlichen Rahmen des anderthalbstündigen Angebots ist die mögliche Fülle authentischer Tasterfahrungen nur in Ansätzen zu realisieren. Anhand des 3D-Gebäudemodells können die Besucher die Einzelheiten im komplexen Baukörper verorten und das in der Gebäudestruktur erkennbare, ursprüngliche Konzept gemeinsam erarbeiten. Die sich anschließenden Gespräche zeigen, dass mit diesem multimedialen Angebot die Besucher eine gute Vorstellung zum Gesamtkomplex der architektonischen und konzeptionellen Besonderheit des Universitätsmuseums entwickeln.

Herausforderung Malerei

Anderen multimedialen Zugang erleben die Besucher im inklusiven Vermittlungs-Angebot zum "Schwälmer Tanz" von Carl Bantzer. Die Erarbeitung eines Gemäldes stellt alle Beteiligten im Interesse einer gelingenden Inklusion vor besondere Herausforderungen. Neben Informationen zu Bildgegenstand und Komposition gilt es auch Atmosphärisches einzufangen. Multimedialität bedeutet hier ein Ansprechen verschiedener Sinneseindrücke. Über die Vielfalt der Kanäle kann die Imaginationskraft besonders geweckt werden.

Entsprechend sucht die Museumspädagogik den Zugang auch über innere Bilder.

In die Atmosphäre des fern liegenden Geschehens werden die Besucher durch eine Erzählung zum Ereignis "Kirmes in einem Schwälmer Dorf" geführt. Die Imagination der dörflichen Festvorbereitung, zu der das langwierige Anlegen der vielteiligen Bekleidung gehört, eröffnet den Zugang zum Bild mit seinem dynamischen Geschehen. Ergänzend werden den Besuchern einige der im Gemälde erkennbaren Trachtenelemente in die Hand gegeben. Die Haptik des schweren, gewalkten Stoffes, das Gewicht und die Anzahl der Unterröcke, die kostbare Stickerei des Betzels (eines kleinen Trachtenhäubchens) und weitere Materialien, die aus dem Fundus eines Heimatmuseums entnommen sein könnten, sind Teil der konkreteren Annäherung. Die Kleidungsstücke werden herumgereicht, der Rock kann angezogen, in Drehbewegung erfahren werden, der Betzel mit seiner üppigen Schleife aufprobiert. Eine Annäherung an die Positionen der tanzenden Paare im Gemälde ermöglicht ein im 3D-Druck entstandenes Avatar-Paar, das die typische Tanzhaltung zeigt. Mit Schwung haben einzelne Besucher diese vor dem Bild ausprobiert. Die Musik des Schwälmer Tanzes wird eingespielt und die wesentlichen Tanzschritte erläutert. Vorsichtig können die Besucher die drehenden und hüpfenden Schritte nachvollziehen. Es gelingt, die Dynamik des Bildes, die soziale Nähe des Festes erfahrbar zu machen.

Um diese Fülle an realen Einzel-Erfahrungen in die Komposition des Gemäldes einzuordnen, stehen den Besuchern auch hier taktile Modelle zur Verfügung. Die Projektgruppe hat in Rückkopplung mit blinden Probanden eine Form entwickelt, die in der Reduktion auf Wesentliches die Komposition und Textur unterschiedlicher Bildelemente fokussiert. Die Vielfalt der bisher gewonnenen Eindrücke wird in das tastende Erarbeiten des 3D-Druckes eingebunden. Dieser bietet eine gut differenzierende Oberfläche, entstanden durch die digitale Bearbeitung. Angenehme taktile Qualität ermöglicht auch das benutzte Material des gewählten Filaments. Im Gespräch lassen sich die vielfältigen Eindrücke der Besucher sammeln und erlauben eine Imagination der Bildelemente, der Atmosphäre und Dynamik des Gemäldes. Ein Austausch über das Werk, seinen dokumentarischen, sozialen und künstlerischen Charakter gelingt jetzt.

Der zeitliche Rahmen wird meist gesprengt, da sich schnell das Interesse der Teilnehmer an den Unterschieden der Wahrnehmung entwickelt und zu einer vertieften Auseinandersetzung mit der Gestaltung des Bildes, der historischen Einbettung etc. führt.

Ausblick

Die Fördermittel der Aktion Mensch haben die bisherige Arbeit ermöglicht. Anfang des Jahres 2025 läuft das bislang damit finanzierte Projekt zur Entwicklung eines inklusiven Museums in Marburg aus. Noch ist die Weiterfinanzierung ungeklärt.

Die bisherige Erfahrung hat aber gezeigt: Inklusion im Museum wendet sich erfolgreich an alle interessierten Besucherinnen und Besucher und schafft einen Raum für vielfältigen Austausch.

Eine Weiterführung des Projektes im Sinne einer festen Etablierung ist unbedingt wünschenswert.

Zur Autorin

Ulrike Schönhagen unterrichtete 34 Jahre lang Kunst und Deutsch an der Carl-Strehl-Schule in Marburg. Für das Kunstmuseum Marburg engagiert sie sich im Projekt "Inklusion im Museum", unter anderem im Rahmen der Spaziergänge zur Kunst. E-Mail: Diese E-Mail-Adresse ist vor Spambots geschützt! Zur Anzeige muss JavaScript eingeschaltet sein!

Bild: Ulrike Schönhagen hat braune Augen und schulterlanges, hellbraun-graues Haar. Sie trägt eine Brille, ein gestreiftes Shirt und eine dunkle Jacke. Foto: privat

Bild: Modell-Relief aus dem Ölgemälde "Schwälmer Tanz" von Carl Bantzer. Rosa getönte plastizierte Figuren bilden die vier tanzenden Paare ab. Das Relief ist auf eine helle Sperrholzplatte aufgezogen und dient als Grundlage für die Weiterbearbeitung im Scan. Foto: Michael Weitzel

Bild: Knut Büttner, Projektmitarbeiter blista, steht hinter der Figurine "Adagio" von Georg Kolbe und scannt sie von oben ein. Violettes Scannerlicht fällt auf das Kunstwerk aus Bronze. Foto: Imogen Grönninger

Anmerkungen

(1) Dr. Christoph Otterbeck; siehe auch: https://www.uni-marburg.de/de/museum/kunstmuseum/museum-fuer-alle (zurück zum Text)

(2) Expertenteam: Kunstvermittlung im Museum (Samira Idrisu), Kunstdidaktik und -Methodik/Schwerpunkt blind-sehbehindert (Ulrike Schönhagen), Entwicklung des Modells (Michael Weitzel, Heekyung Reimann), Programmierung und Durchführung des 3D-Druckes (Knut Büttner; Carsten Reimann)(zurück zum Text)

(3) Da in der Regel blinde Besucher in Begleitung zum Museum kommen, sind zunächst sechs Modelle gedruckt worden. (zurück zum Text)

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Über mein Schaffen als blinde Hobbykünstlerin

Von Monika Häusler

Mein ganzes Leben hindurch verband und verbindet mich eine große Liebe zu Tieren. Rückschauend - ich bin 65 Jahre alt - kann ich sagen: Vor allem IHNEN galt mein künstlerisches Schaffen. Im Folgenden möchte ich über meine Kindheit berichten, die viele intensive Begegnungen mit Tieren und erste Gestaltungsanregungen für mich bereithielt; über verschiedene Materialien und Arbeitstechniken, die ich im Laufe des Lebens kennen lernte und entwickelte; über mein Bestreben, Detailgenauigkeit und Formgebung weiterzuentwickeln; und schließlich über die Ausstellungen meiner Arbeiten, die mir in verschiedenen Zusammenhängen ermöglicht wurden.

Schon als Kind freute ich mich über jede Begegnung mit einem lebendigen Tier - freilich, sofern keine Gefahr bestand: Ein Marienkäfer, der zart über die Hand krabbelte, ein Maikäfer, der sich mit kräftigen Beinchen an den Fingern festkrallte, der Gesang der Vögel, deren Namen ich oft nicht kannte, eine maunzende oder schnurrende Katze, die sich streicheln ließ, ein stürmischer oder vorsichtig schnuppernder Hund, ein flaumiges Hühnerküken, das sich in meine Hand schmiegte oder sich an meinem Finger festkrallte und darauf stand wie auf einem Ästchen, der Klang von Pferdehufen ... Immer war da die Sehnsucht, noch mehr über diese Tiere zu erfahren, wie sie sich anfühlen, wie sie aussehen, was strahlen sie aus? So entstand der Wunsch, in Form auszudrücken, was ich wahrnahm.

Ich modellierte Hunde, Katzen oder Pferde aus Knete (Plastilin) und fragte immer wieder meine Eltern und meine ältere sehende Schwester: "Erkennt man, dass das ein Hund ist? - Was ist das Typische an einem Katzenkopf?" - "Papa, kannst Du mir eine Ziege formen? Die stupsen immer so wild, wenn ich sie streicheln möchte!" Er hat mir mehrere modelliert, mit kräftigem Rückgrat und zierlichen Hörnern und Beinchen - ein großer Ansporn für mich. Ja, so schön wollte ich auch formen können! Kurz gesagt: Im Gestalten von Tieren rang ich darum, ihre jeweils ureigene Gestalt und damit auch ihr Wesen in mich aufzunehmen, so dass ich ein Tier immer differenzierter in verschiedenen Stellungen darstellen konnte.

Beispielsweise faszinierte mich die Geschmeidigkeit und Gelenkigkeit einer Katze: Schulterblätter und Wirbelsäule sind deutlich unter dem bisweilen dichten Fell zu spüren - mehr noch für die Hand als für das distanziert wahrnehmende Auge, wie mir sehende Menschen bestätigten. Als ich zum ersten Mal den Huf eines Pferdes betasten durfte - eine freundliche Reiterin hatte dazu extra ihr Pferd angehalten -, war ich tief beeindruckt von der Eigenart dieser Form und wollte nun wissen, wie ein Pferd in den verschiedenen Gangarten seine Hufe setzt und wie es dabei jeweils Körper, Hals und Kopf hält.

Zu meiner großen Freude schenkten mir meine Eltern viele naturgetreue Spielzeugtiere: Trabende oder springende Pferdchen, eine Katze, die laufen und miauen konnte, einen großen Schwan mit aufgestellten Flügeln, der in der Badewanne schwimmen durfte - er existiert heute noch!

Mit der Zeit lernte ich haltbarere Materialien kennen wie zum Beispiel Fimo, welches im Gegensatz zur vergänglichen Knete im Backofen hart wird. Aus Aluminiumfolie formte ich unzählige Enten und Schwäne. In einer Kunst-AG während und nach meiner Schulzeit an der Blindenstudienanstalt in Marburg arbeitete ich mit Cernit, einer wunderbar geschmeidigen Modelliermasse, deren nicht-lufttrocknende Variante ebenfalls erst durch Hitze aushärtet (Backofen oder kochendes Wasser); anschließend kann man sie mit Schleifpapier herrlich glätten. Ich entwickelte die Technik, "Skelette" aus Draht zu formen, um grazilen Tierdarstellungen Stabilität zu geben, beispielsweise das Skelett einer Katze, die mit erhobenem Schwanz im Lauf anhält und die rechte Vorderpfote angehoben lässt. Auch mit Ton, Holz und Speckstein sammelte ich Erfahrungen, wobei ich die beiden letzteren behutsam mit Raspeln, Feilen und abschließend wieder mit Schleifpapier bearbeitete. Sogar ein Fischchen aus Bernstein gelang mir mit feinsten Raspeln und Feilen; es hat eine geschwungene Schwanzflosse, Rücken-, Seitenflossen und Kiemen sowie sein leicht geöffnetes Mäulchen sind zu fühlen. Überglücklich war ich, als ich mit Schlämmkreide seine Oberfläche herrlich polieren konnte, bis sie sich so glatt anfühlte wie die "Perlen" meiner Bernsteinketten.

Nach dem Abitur habe ich an der Pädagogischen Hochschule Heidelberg einige Semester Kunsterziehung auf Lehramt studiert, führte dies jedoch nicht zu Ende - die Kunst sollte mein Hobby bleiben und nicht durch den anstrengenden Lehrerberuf ins Abseits geraten. Und doch erhielt ich während der Studienzeit wertvolle Anregungen; die wichtigste war wohl der Ansporn, nicht nur naturalistisch und detailreich zu gestalten, sondern mich darauf einzulassen, "das Wesentliche" z. B. einer Tiergruppe herauszuarbeiten.

"Formen Sie doch mal ein stelzendes Geschnäbel!" Diese lebhafte Aufforderung eines Kunstprofessors öffnete für mich einen neuen Zugang: Während eines stillen Spaziergangs lauschte ich dem mir vertrauten geliebten Gesang einer Amsel. Plötzlich, wie aus heiterem Himmel, spürte ich in meinen geistigen Händen eine verzweigte, pflanzenähnliche Skulptur, deren jede einzelne Form einem bestimmten Amselruf entsprach: längliche oder runde Hohlformen entsprachen weich "geflöteten" Rufen, furchig raue Strukturen entstanden durch gepresste, schroffe Töne, und das lebhafte hohe Zwitschern und Keckern jeweils am Gesangsstrophenende ergab in meiner Vorstellung feine "Ästchen" aus gedrehten, bisweilen spitz zulaufenden Formen. Wie von selbst waren plötzlich gehörter Klang und äußere Form innig miteinander verwoben. Ich bin noch heute zutiefst dankbar für dieses Erlebnis und habe den Amselgesang wie auch den Gesang anderer Vögel in Form umgesetzt mit Cernit und mithilfe der Stützdrahttechnik. Das Wesentliche von Etwas herauszuarbeiten, ohne dabei kühl zu abstrahieren, sondern im Gegenteil eine tiefe Verbundenheit zu fühlen, ist mir auf diese Weise sehr nahegekommen.

Ausstellen konnte ich meine Arbeiten u. a. während des Studiums, 1988 und '92 in einer Marburger Volksbankfiliale sowie mehrfach auf der SightCity, einer Hilfsmittelmesse in Frankfurt am Main. Ich bin dankbar für all diese Möglichkeiten, waren sie mir doch stets Ansporn und Anregung.

Als blinder Mensch bin ich bisweilen an Grenzen gestoßen. Jedoch hat das fehlende Augenlicht mir nahezu keine Grenzen gesetzt, wenn es darum ging, mit meinen Händen dem Form zu geben, was mich im Innersten bewegt - eine zutiefst kostbare Erfahrung.

Ich bin nun im Rentenalter angekommen, habe daher mehr Muße und Zeit für künstlerische Aktivitäten und bin gespannt, wohin die "Reise" noch geht. 

Zur Autorin

Monika Häusler arbeitete als Textübertragerin zur Umsetzung von Materialien in Blindenschrift im Medienzentrum der blista in Marburg.

Bild: Monika Häusler hat hellbraunes schulterlanges Haar. Sie blickt freundlich in die Kamera und hält in der linken offenen Hand ein kleines modelliertes Häschen. Foto: privat

Bild: Auf dunkler Unterlage sitzt das modellierte, fast weiße Häschen, aufgenommen von schräg vorne links nach hinten rechts. Es schaut mit erhobenem Kopf aufmerksam an der Kamera vorbei, so dass man seine leicht nach hinten gestellten Ohren, den geduckten Körper und sein hochgestelltes Schwänzchen sieht. Foto: privat

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Beruf, Bildung und Wissenschaft

"Wir wollen Beteiligung, Bildung und Begegnung auf Augenhöhe"

Die Offenen Hilfen von Regens Wagner Zell für Menschen mit Hörbehinderung im Bayerischen Regierungsbezirk Mittelfranken bieten Bildungs- und Freizeitangebote für Menschen mit Taubblindheit/Hör-Sehbehinderung

Von Martin Thanner

Regens Wagner Zell ist eine Einrichtung, in der Kinder, Jugendliche und Erwachsene mit Hörbehinderung und zusätzlichen Einschränkungen in verschiedenen Wohnformen leben sowie in Schulen und Tagesstätten für Kinder und Senioren gefördert werden. Arbeits- und Beschäftigungsmöglichkeiten finden sie in der Werkstatt für Menschen mit Behinderung (WfbM) oder in der Förderstätte. Von derzeit ca. 550 Menschen mit Hörbehinderung sind ca. 45 Personen unterschiedlichen Alters von einer doppelten Sinnesbehinderung betroffen und werden vollstationär, teilstationär oder ambulant begleitet und gefördert.

Ein Praxisbericht: "Ich sehne mich nach barrierefreien Angeboten"

Taubblindheit bzw. Hör-Sehbehinderung

Erwachsene Menschen werden dann als taubblind oder hör-sehbehindert bezeichnet, wenn sie in ihrer Fähigkeit zur Nutzung akustischer Informationen, zur verbalen Kommunikation und in ihrer Fähigkeit zur Verwertung visueller Informationen oder zur visuellen Orientierung so stark eingeschränkt sind, dass sie auf die Nutzung anderer Informationen angewiesen sind. Der Ausprägungsgrad kann sehr unterschiedlich sein. Es kann von einer hochgradigen Schwerhörigkeit oder Taubheit mit umfassender Seheinschränkung (bspw. bei Usher-Syndrom Typ 1) oder einer deutlichen Hörminderung mit beginnender oder ausgeprägter Visusverschlechterung (bspw. Usher-Syndrom Typ 2) bis hin zur vollständigen Erblindung und Gehörlosigkeit reichen. Hinzu kommen häufig weitere behinderungsbedingte Einschränkungen wie Gleichgewichtsstörungen oder psychische Überlastungsanzeichen.

Für Bayern wird die Anzahl erwachsener Menschen mit Taubblindheit auf ca. 400 Personen geschätzt. Weit höher dürfte die Zahl der Menschen mit hochgradiger Hör- oder/und Sehminderung liegen. Man geht davon aus, dass besonders in Einrichtungen der Eingliederungshilfe eine nicht unerhebliche Anzahl von Betroffenen lebt, bei denen aufgrund der Intelligenzminderung keine entsprechende Diagnostik stattgefunden hat.

"Toll, dass ich mit meiner Taubblindheit Neues kennenlernen kann"

Die Offenen Hilfen von Regens Wagner Zell stellen jedes Jahr ein Bildungs- und Freizeitprogramm zusammen, das auf die Seh- und Höreinschränkungen abgestimmt ist, um gleichberechtigte Teilhabe zu ermöglichen. Schon bei der Erstellung des Jahresprogramms wird darauf Wert gelegt, dass dies möglichst in barrierefreier Form vorliegt, d. h. zum einen in leichter Sprache, zum anderen über ein digitales Leseprogramm abrufbar ist. Damit wird den Interessierten ermöglicht, sich selbstständig zu informieren.

Es gibt in Bayern nur sehr wenige Anbieter, die die fachliche Expertise besitzen und solche speziellen Bildungs- bzw. Freizeitangebote aufstellen. Die Angebote der Offenen Hilfen von Regens Wagner Zell ergänzen Angebote des Fachdiensts Integration taubblinder Menschen in München (kurz: ITM), der Evangelischen Gebärdensprachlichen Gemeinde (EGG) oder des Gehörlosenverbandes München und Umland e.V. (GMU). Auf diese Art und Weise wird die Angebotsvielfalt in Bayern für diesen Personenkreis erhöht.

Die Betroffenen nehmen lange Anfahrten in Kauf, da die Veranstaltungen für alle immer eine gute Gelegenheit sind, Freunde und Bekannte zu treffen. Daher wird bei der Programmgestaltung auch immer darauf geachtet, dass ausreichend Zeit für die persönlichen Begegnungen bleibt.

So unterschiedlich also die Hör-, Seh- und Kommunikationsbedürfnisse der Betroffenen sind, so individuell müssen die begleitenden Dienste bzw. die Informationsvermittlung darauf ausgerichtet sein.

Hör-Sehbehinderung und Taubblindheit ist eine Behinderung eigener Art, die sich nicht aus der Addition Seh- und Hörbeeinträchtigung ergibt, da der jeweils kompensatorische Sinn ausfällt oder beeinträchtigt ist. Bei Menschen mit Sehbehinderung spielt normalerweise der verbleibende zweite Fernsinn, das Hören, eine große kompensatorische Rolle. Umgekehrt hat für Menschen mit Hörbehinderung die visuelle Wahrnehmung eine sehr große Bedeutung.

Schlecht-Sehen-Können-Schlecht-Hören-Können (Hör-Sehbehinderung) bzw. Nicht-Sehen-Können-Nicht-Hören-Können (Taubblindheit) bedeutet, in vermehrtem Maße auf die übrigen Sinne angewiesen zu sein. Die Umwelt wird vor allem mit Tast-, Geruchs- und Geschmacksinn erfahren.

Dies ist bei der Auswahl und Gestaltung der Angebote zu berücksichtigen. Die TeilnehmerInnen müssen die Möglichkeit zur sinnlichen Wahrnehmung haben. Die Organisatoren klären im Vorfeld ab, ob Riechen, Schmecken und Tasten möglich ist.

"Ich werde mit meiner Kommunikationsform verstanden"

Aufgrund der Beeinträchtigung bzw. des Ausfalls beider Fernsinne sind spezielle Kommunikationstechniken erforderlich. Es existiert aber keine allgemeingültige Kommunikationsform für hörsehbehinderte/taubblinde Menschen, da diese von der individuellen Entwicklung als auch vom vorhandenen Hör- und Sehvermögen abhängt.

Kommunikationsformen
  • Lautsprache
    Vereinzelt können Teilnehmende, die entweder aufgrund des vorhandenen Resthörvermögens bzw. durch die Ausstattung mit entsprechenden Hörhilfen (Hörgerät, Cochlea Implantat) in Lautsprache kommunizieren. Hier muss aber auf eine hörbehindertenspezifische Umgebung geachtet werden. Störgeräusche sind zu minimieren, langsames und deutliches Sprechen ist erforderlich, und um das Mundbild ablesen zu können, muss die Kommunikation in einem ausreichend hellen, aber blendfreien Setting stattfinden. 
  • Deutsche Gebärdensprache und Dolmetschende
    Mit Teilnehmenden, die noch über einen ausreichenden Sehrest verfügen, erfolgt die Kommunikation in Gebärdensprache. Die Organisatoren der Offenen Hilfen beherrschen zwar die Gebärdensprache. Um aber eine hochwertige Informationsvermittlung sicherzustellen, werden in der Regel ausgebildete GebärdensprachdolmetscherInnen engagiert.
  • Taktiles Gebärden
    Teilnehmende, die aufgrund des geringen Restsehvermögens oder vollständiger Blindheit die Gebärden nicht mehr erkennen können, sind auf das sog. Taktile Gebärden angewiesen. Hierbei werden Gebärden in die Hände der Person mit der doppelten Sinnesbehinderung ausgeführt, so dass diese die Gebärden erfühlen kann.
  • Lormen
    Schriftsprachlich orientierte taubblinde Teilnehmende beherrschen häufig das sog. Lormen, ein Buchstabensystem, das auf der Hand ausgeführt wird.

Für alle Kommunikationsformen gilt aber, dass sie nur in einer 1:1-Situation stattfinden können, da die Nähe zum Partner zwingend erforderlich ist. Außerdem muss für die Kommunikation ein deutlich erhöhter Zeitaufwand einkalkuliert werden, was bei der Programmgestaltung zu berücksichtigen ist. Ebenso erfordert taktiles Gebärden und Lormen eine hohe Konzentration, so dass immer wieder Pausen eingeplant werden müssen.

Die Teilnehmenden werden zum größten Teil durch geschulte Taubblindenassistenten, durch Angehörige oder Freunde begleitet. Diese unterstützen zum einen bei der Mobilität und Orientierung, zum anderen haben sie aber auch die Funktion der Kommunikationsassistenz.

Einsatz von technischen Hilfsmitteln

Zum Teil sind die Teilnehmenden mit individuellen Hilfsmitteln ausgestattet, mit denen der vorhandene Hör- und Sehrest bestmöglich genutzt werden kann. Die Versorgung mit Cochlea Implantat oder Hörgeräten hat aber nicht zwingend zur Folge, dass Lautsprache verstanden werden kann. Mit Hilfe von speziellen Brillen und mobilen Vergrößerungshilfen wird der vorhandene Sehrest unterstützt. Wenn möglich und erforderlich kommen bei den Angeboten auch Induktionsanlagen zur Verstärkung des Hörrests oder Bildschirmlesegeräte zum Einsatz, die durch die Offenen Hilfen organisiert werden.

Herrausforderungen

Die Organisation stellt die Verantwortlichen bei den Offenen Hilfen von Regens Wagner Zell vor große Herausforderungen. Viele Fragen müssen im Vorfeld geklärt werden, um einen reibungslosen Ablauf zu garantieren.

  • Welche Angebote sind für die Teilnehmenden interessant?
  • Sind die Örtlichkeiten mit öffentlichen Verkehrsmitteln erreichbar?
  • Zeitlicher Umfang des Programms?
  • Ausreichend Pausenzeiten einplanen!
  • Ist das Programm so gestaltet, dass die Teilnehmenden riechen, schmecken und ertasten können?
  • Werden Gebärdensprachdolmetscher*innen benötigt?
  • Welche Kosten entstehen?
  • Welche Absprachen und Regelungen müssen im Vorfeld mit den Verantwortlichen vor Ort besprochen werden?
  • Welche Einkehrmöglichkeiten gibt es in der Umgebung?

Ein besonderes Problem stellt die Finanzierung der erforderlichen Gebärdensprachdolmetscher*innen dar. Die Teilnehmer*innen verfügen in der Regel nicht über ausreichend private Mittel, um die anfallenden Kosten zu übernehmen, da sie häufig aufgrund der Sinneseinschränkungen nicht mehr erwerbstätig sind. Da es in Bayern bisher, vergleichbar dem Blindengeld, kein Gehörlosengeld gibt, und viele aufgrund der gesetzlichen Vorgaben noch keinen Anspruch auf das Taubblindengeld haben, können sie auch nicht auf staatliche Unterstützung zurückgreifen. In der Regel haben öffentliche Einrichtungen, wie Museen, auch kein Budget für die Buchung von Gebärdensprachdolmetscher*innen. Das barrierefreie Angebot der Einrichtungen beschränkt sich auf die Zugänglichkeit der Räumlichkeiten und die Informationsweitergabe in einfacher bzw. leichter Sprache, die aber für die Menschen mit starken Seheinschränkungen nicht lesbar ist. Viele der Betroffenen sind auch nicht in der Lage, die evtl. vorhandenen Texte in Brailleschrift abzufühlen, da die Sehbehinderung erst im fortgeschrittenen Alter aufgetreten ist und sie daher die Schwarzschrift erlernt haben. Aus den oben genannten Gründen sind die Offenen Hilfen darauf angewiesen, finanzielle Unterstützung über Stiftungen zu akquirieren. Dank der Zuwendungen aus Stiftungsgeldern der Stadt Nürnberg ist die Finanzierung der Gebärdensprachdolmetschenden für die geplanten Angebote erst einmal gesichert.

Zum Autor

Martin Thanner (61 Jahre) ist Diplom-Sozialpädagoge mit langjähriger Erfahrung und fachlicher Kompetenz in den Bereichen Hör-Sehbehinderung und Taubblindheit. Als Fachdienst organisiert und koordiniert er Bildungs- und Freizeitangebote der Offenen Hilfen für Menschen mit Hör-Sehbehinderung und Taubblindheit. Er kommuniziert lautsprachlich und bei Bedarf in Deutscher Gebärdensprache (DGS). Ferner leitet er die Tagesstätte für Erwachsene nach dem Erwerbsleben (T-ENE) in Zell bei Nürnberg. Taube und schwerhörige Seniorinnen und Senioren mit zusätzlichen Einschränkungen erhalten dort altersentsprechende Assistenz- und Pflegeleistungen.

Der Name der Einrichtung geht auf Johann Evangelist Wagner (1807 - 1886) zurück, der als Regens das Dillinger Priesterseminar leitete und geistlicher Begleiter der Dillinger Franziskanerinnen war. Er unterstützte die Arbeit der Generaloberin, die sich um gehörlose Mädchen kümmerte, indem er u. a. 1872 das Schloss in Zell kaufte.

Kontakt

E-Mail: Diese E-Mail-Adresse ist vor Spambots geschützt! Zur Anzeige muss JavaScript eingeschaltet sein!
Tel.: 09177 973700
Link zum Programm 2025:
https://regens-wagner-zell.de/ueber-regens-wagner/publikationen/

Bild: Martin Thanner hat blaue Augen und kurzes, graues Haar. Er trägt einen dunkelblauen Pullover und lächelt. Foto: privat

Bild: Profilansicht von Herrn S. beim Lormen mit seiner Kommunikationsassistentin. Ihr Zeigefinger berührt einen Punkt auf seiner gehobenen Handinnenfläche. Foto: M. Thanner

Bild: Zwei Teilnehmer unterhalten sich mittels Taktilen Gebärden. Die beiden Männer fassen sich an den gehobenen Händen. Foto: M. Thanner

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Recht

Forderungspapier des Deutschen Behindertenrats zur Novellierung des Behindertengleichstellungsgesetzes

Vorbemerkung

Barrierefreiheit ist eine wesentliche Grundlage dafür, dass in Deutschland über 13 Mio. Menschen mit Behinderungen gleichberechtigt am Leben teilhaben können. Von Barrierefreiheit profitiert die ganze Gesellschaft. Die Abschaffung baulicher, kommunikativer und digitaler Barrieren hilft auch älteren Menschen, Kindern, Eltern oder allen, die zeitweise in ihrer Mobilität eingeschränkt sind. Barrierefreiheit ist ein Menschenrecht.

Die Ampelregierung hat in ihrem Koalitionsvertrag für die 20. Legislaturperiode längst überfällige Reformen angekündigt, damit "Deutschland in allen Bereichen des öffentlichen und privaten Lebens, vor allem aber bei der Mobilität (u. a. bei der Deutschen Bahn), beim Wohnen, in der Gesundheit und im digitalen Bereich, barrierefrei wird". Weiter heißt es: "Wir verpflichten in dieser Wahlperiode private Anbieter von Gütern und Dienstleistungen, innerhalb einer angemessenen Übergangsfrist zum Abbau von Barrieren oder, sofern dies nicht möglich oder zumutbar ist, zum Ergreifen angemessener Vorkehrungen."

Der UN-Fachausschuss für die Rechte von Menschen mit Behinderungen hat Deutschland im Rahmen des Staatenprüfungsverfahrens zum wiederholten Mal aufgefordert, die bestehenden gesetzlichen Regelungen zu verschärfen und auch private Anbieter von Gütern und Dienstleistungen zur Barrierefreiheit und zu angemessenen Vorkehrungen im Einzelfall zu verpflichten.

Ein wesentlicher Baustein für mehr Barrierefreiheit ist die im Koalitionsvertrag vorgesehene Reform des Behindertengleichstellungsgesetzes (BGG). Der von Bundesminister Heil längst angekündigte Gesetzesentwurf wird derzeit jedoch innerhalb der Bundesregierung blockiert. Der Deutsche Behindertenrat (DBR) fordert die Bundesregierung und das Parlament auf, die dringend notwendige BGG-Reform zügig auf den Weg zu bringen, damit Menschen mit Behinderungen endlich eine Chance auf gleichberechtigte Teilhabe bekommen.

1. Erweiterung des Anwendungsbereichs des BGG

Für eine umfängliche Teilhabe aller Menschen mit Behinderungen bedarf es einer Ausweitung des Anwendungsbereiches. Sich nur auf die Träger öffentlicher Gewalt zu beziehen ist zu eng gedacht.

  • Daher fordert der DBR eine Erweiterung des BGG auf alle dem Bundesrecht zugewiesenen staatlichen und nichtstaatlichen Akteure, wenn sie Aufgaben erfüllen, welche im öffentlichen Interesse der Daseinsvorsorge (z. B. Gesundheitswesen, öffentlicher Personenverkehr) liegen. Eine Flucht ins Privatrecht ist zu unterbinden. Mindestens muss eine generelle Erweiterung auf öffentliche Stellen erfolgen, wie dies für die digitale Barrierefreiheit bereits gilt. Dabei ist sicherzustellen, dass Verpflichtungen aus dem BGG nicht mit anderen Normen
  • Nicht nur bei institutionellen Förderungen, sondern auch bei Projektförderungen sollte eine Bindung an die Vorgaben des BGG vorgesehen werden. Um keine Überforderung zu bewirken, sollte dies erst ab einer bestimmten Projektlaufzeit oder einer bestimmten Finanzausstattung des Projekts erfolgen. Vorgeschlagen wird eine Projektlaufzeit von mehr als einem Jahr oder einem Finanzvolumen von mehr als 500.000 €.
  • Parteien im Sinne des § 2 Parteiengesetzes sowie die Fraktionen im Deutschen Bundestag sind in den Anwendungsbereich des BGG

2. Zentrales Benachteiligungsverbot für öffentliche Träger sowie für private Anbieter von Gütern und Dienstleistungen

Erneut weist der DBR darauf hin, dass der Schutz vor Benachteiligungen zu stärken ist:

  • Wenn gegen gesetzliche Vorgaben zur Barrierefreiheit verstoßen wird oder wenn verhältnismäßige Einzelfalllösungen zur Überwindung von Barrieren ("angemessene Vorkehrungen") versagt werden, muss das als Diskriminierung gelten und sanktioniert werden. Dieser Grundsatz muss unabhängig vom generellen Anwendungsbereich des BGG auch für alle privaten Anbieter von Gütern und Dienstleistungen gelten, die für die Öffentlichkeit bereitgestellt werden. Dies ist ausdrücklich in § 7 BGG zu regeln und mit effektiven Rechtsschutzmöglichkeiten zu verknüpfen (s. u.). Andernfalls erschöpft sich diese Verpflichtung lediglich in einem Programmsatz ohne effektive Wirkung für
  • Öffentliche Stellen des Bundes müssen aktiv zu angemessenen Vorkehrungen verpflichtet werden und Menschen mit Behinderungen muss ein Wahlrecht in Bezug auf die Auswahl der jeweiligen angemessenen Vorkehrung eingeräumt werden.
  • Das Benachteiligungsverbot muss, wie dies bis 2016 der Fall war, wieder für Einrichtungen der Landesbehörden gelten, soweit sie Bundesrecht ausführen.

3. Verbesserte Barrierefreiheit in verschiedenen Bereichen

3a) Bauliche Barrierefreiheit

Die Regelungen zur baulichen Barrierefreiheit in § 8 BGG müssen erweitert werden:

  • Die Pflicht zur Herstellung baulicher Barrierefreiheit sollte für alle angemieteten Einrichtungen gelten.
  • Um die Beschäftigungsmöglichkeiten schwerbehinderter Menschen zu verbessern, sollte die Pflicht zur Herstellung von Barrierefreiheit im Sinne des § 8 BGG auf alle Gebäudeteile ausgeweitet werden, die als Arbeitsstätte im Sinne der Arbeitsstättenverordnung
  • Es sollte verbindlich geregelt werden, bis wann Bestandsgebäude verpflichtend barrierefrei sein müssen.
  • Ähnlich wie im Fall der digitalen Barrierefreiheit muss eine regelmäßige Berichtspflicht zum Stand der baulichen Barrierefreiheit verankert
3b) Kommunikative Barrierefreiheit

Die bestehenden Regelungen zur kommunikativen Barrierefreiheit müssen weiterentwickelt werden, damit Menschen mit Behinderungen tatsächlich davon profitieren können:

  • So müssen die Vorgaben der §§ 10 und 11 BGG nicht nur für Bescheide, Vordrucke, Allgemeinverfügungen und öffentlich-rechtliche Verträge gelten, sondern für alle Dokumente des Verwaltungsverfahrens.
  • Fristen, z. B. für die Einlegung von Rechtsbehelfen, müssen gehemmt werden, wenn die Unterlagen trotz Kenntnis der Behörde nicht in einer für den Betroffenen wahrnehmbaren oder verständlichen Form zugänglich gemacht wurden. Nur wenn Menschen mit Behinderungen den Inhalt von Bescheiden etc. wahrnehmen und verstehen können, können sie auch adäquat darauf reagieren.
  • Träger öffentlicher Gewalt müssen verpflichtet werden, proaktiv auf die im BGG vorgesehenen Möglichkeiten der barrierefreien Kommunikation hinzuweisen. Derzeit soll die Erläuterung in Leichter Sprache bspw. nur "auf Verlangen" erfolgen. Menschen mit entsprechender Beeinträchtigung wissen im Zweifel aber gar nichts von der Möglichkeit und können sie daher nicht
  • Die Vorschrift des 11 BGG, der vorsieht, dass Träger öffentlicher Gewalt in verständlicher Weise bzw. Leichter Sprache kommunizieren "sollen", muss von einer Soll-Vorschrift in eine Muss-Vorschrift umgewandelt werden. Nur wenn die Regelung eine zwingende Vorgabe enthält, haben Betroffene einen transparent einklagbaren Rechtsanspruch auf barrierefreie Kommunikation. Außerdem ist die Umsetzung des Rechts in der Praxis dann besser überprüfbar.
  • Es ist zu regeln, dass bei der Erstellung elektronischer Dokumente die Anforderungen an die Barrierefreiheit nach der Barrierefreie-Informationstechnik-Verordnung (BITV 0) in ihrer jeweils geltenden Fassung generell beachtet werden müssen. § 10 BGG ist entsprechend zu ergänzen.
3c) Digitale Barrierefreiheit

Bei den Vorschriften zur Barrierefreiheit von Webseiten und Apps sind Schutzlücken zu schließen:

  • So ist in 12b BGG zur korrekten Umsetzung der EU-Webseitenrichtlinie zu verankern, dass nicht barrierefrei zugängliche Inhalte in einem zugänglichen Format angefordert werden können und innerhalb bestimmter Fristen dem Anliegen zu entsprechen ist.
  • Der Feedbackmechanismus ist mit verbindlichen Eingangsbestätigungen und kürzeren Bearbeitungsfristen
  • Die Ergebnisse der Überwachung von Webseiten und Apps sollten künftig unter namentlicher Nennung der geprüften Stellen veröffentlicht werden, um Transparenz
  • Der von den obersten Bundesbehörden nach § 12c Abs. 1 Nr. 2 BGG zu erstellende Bericht zum Stand der Barrierefreiheit der elektronisch unterstützten Verwaltungsabläufe sollte als Bundestagsdrucksache veröffentlicht werden. Gleiches sollte für die verbindlichen und überprüfbaren Maßnahmen- und Zeitpläne zum weiteren Abbau von Barrieren gelten, die von den obersten Bundesbehörden zu erstellen sind.

4. Effektiver Rechtsschutz

Die im BGG vorgesehenen Rechtsschutzmöglichkeiten müssen erweitert und effektiv gestaltet werden.

  • Es muss klargestellt bzw. geregelt werden, dass sowohl mit der Individualklage als auch mit der Verbandsklage die Beseitigung und Unterlassung von Verstößen gegen das BGG sowie Schadensersatz und Entschädigung geltend gemacht werden können. Die Vorschrift des 15 BGG zur Verbandsklage sieht bisher nur die Möglichkeit der Feststellungsklage vor.
  • Es muss auch im BGG eine Beweiserleichterung entsprechend § 22 des Allgemeinen Gleichbehandlungsgesetzes (AGG) geben.
  • Finanzielle Hürden, die eine effektive Rechtsdurchsetzung oftmals verhindern, müssen beseitigt werden. Verbandsklagen nach § 15 BGG sollten gerichtskostenfrei sein. § 183 SGG ist entsprechend anzupassen. Außerdem sollte ein Fonds zur Finanzierung von Verbandsklagen eingerichtet werden. Sollte dies nicht erfolgen, muss mittellosen Verbänden zumindest Zugang zur Prozesskostenhilfe nach der Zivilprozessordnung und zur Beratungshilfe nach dem Beratungshilfegesetz gewährt Auch der Individualrechtsschutz muss kostenfrei sein. Dies muss insbesondere gelten, wenn eine Pflicht von privaten Akteuren zur Barrierefreiheit bzw. zur Gewährung von angemessenen Vorkehrungen im BGG statuiert wird und diesbezüglich eine Rechtswegzuständigkeit zu den Verwaltungs- oder Zivilgerichten gegeben ist. Anders als die für die im Individualrechtsschutz bereits geregelten Ansprüche auf Prozesskostenhilfe und Beratungshilfe, besteht Gerichtskostenfreiheit auch unabhängig von den Erfolgsaussichten eines Verfahrens.
  • Die Klagemöglichkeit nach §§ 14 und 15 BGG muss auch für die Schwerbehindertenvertretung bestehen, wenn es um die Durchsetzung der Ansprüche von schwerbehinderten Beschäftigten auf Barrierefreiheit gegenüber öffentlichen Stellen geht (z. B. Herstellung eines barrierefreien Intranets).
  • Der Katalog der möglichen Klagegegenstände für Verbandsklagen in § 15 Abs. 1 BGG muss offen gestaltet werden. Die derzeit geschlossen formulierte Aufzählung hat zur Folge, dass später eingeführte Ansprüche, B. § 11 BGG zur Leichten Sprache, nicht in der Aufzählung berücksichtigt wurden und daher nicht mit einer Verbandsklage geltend gemacht werden können.
  • Die Zuständigkeiten der Schlichtungsstelle müssen erweitert werden. Zum einen sollten auch Streitigkeiten mit Landesbehörden, die Bundesrecht ausführen, erfasst sein. Zum anderen sollte auch eine Zuständigkeit für Konflikte mit privaten Akteuren bestehen, sofern diese gegen etwaige künftige Verpflichtungen aus dem BGG verstoßen (bspw. zur Gewährung von angemessenen Vorkehrungen).
  • Die Schwerbehindertenvertretung sollte Schlichtungsverfahren initiieren können, um Ansprüche von schwerbehinderten Beschäftigten auf Barrierefreiheit gegen öffentliche Stellen geltend machen zu können (z. B. Herstellung eines barrierefreien Intranets).
  • Die Kompetenzen der Schlichtungsstelle sollten - ähnlich wie in § 16 des Bremischen Behindertengleichstellungsgesetzes und § 9d Abs. 5, 6 S. 2 und 9 S. 3 des Niedersächsischen Behindertengleichstellungsgesetzes - erweitert werden. Diese sehen z. B. ein Recht auf Akteneinsicht und die Einbeziehung von Überwachungs- und Aufsichtsbehörden vor. Außerdem kann die Schlichtungsstelle Behörden unter Fristsetzung zur Beseitigung einer Benachteiligung auffordern.

5. Stärkung unterstützender Strukturen

5a) Ausbau der Bundesfachstelle Barrierefreiheit

Die Bundesfachstelle Barrierefreiheit hat sich bewährt. Ihr Aufgabenbereich sollte erweitert werden.

  • Die Bundesfachstelle Barrierefreiheit sollte vermehrt Schulungen zur Barrierefreiheit - insbesondere für private Unternehmen - durchführen.
  • Es sollte eine engere Verzahnung mit der Schlichtungsstelle des/der Beauftragten des Bundes für die Belange von Menschen mit Behinderungen (im Folgenden: "der/die Beauftragte") und der Antidiskriminierungsstelle des Bundes erfolgen, um ggf. Beratung bei Gesetzgebungen vornehmen zu können.
  • Um Defizite bei der Herstellung von Barrierefreiheit zu ermitteln, ist außerdem die Initiierung von Forschungsvorhaben durch die Bundesfachstelle
  • Darüber hinaus sollte ein regelmäßiges Monitoring durch die Bundesfachstelle Barrierefreiheit erfolgen. Hierfür sollten die Fachstellen für Barrierefreiheit von Bund und Ländern personell und finanziell angemessen ausgestattet sowie mit Informations- und Zugriffsrechten versehen werden. Das empfiehlt auch der vom Bundesministerium für Digitales und Verkehr (BMDV) in Auftrag gegebene und im August 2023 erschienene Schlussbericht "ex-post-Evaluierung gesetzlicher Regelungen und Instrumente zur Herstellung der Barrierefreiheit im Bereich Mobilität" zumindest für den Bereich der Mobilität.
  • Damit die Bundesfachstelle dem stetig steigenden Beratungsbedarf sowie der Erweiterung des Aufgabenspektrums gerecht werden kann, bedarf es einer personellen
5b) Stärkung der/des Beauftragten des Bundes für die Belange von Menschen mit Behinderungen

Der/die Beauftragte muss in der Unabhängigkeit der Amtsausübung, den Einwirkungsrechten gestärkt werden und das Aufgabenprofil muss erweitert werden.

  • In § 17 BGG ist eine ergänzende Regelung aufzunehmen, wonach die/der Beauftragte ihre bzw. seine Tätigkeit weisungsfrei und ressortübergreifend ausübt. Zum Schutz der Unabhängigkeit könnten Regelungen zur Entlassung der/des Beauftragten verankert werden. Derzeit sind keine Voraussetzungen für die Entlassung
  • In § 18 Abs. 2 BGG sollte eingefügt werden, dass die Beteiligung des/der Beauftragten frühzeitig erfolgt (vergleichbar mit der Regelung in § 94 Abs. 3 AufenthG).
  • In § 18 Abs. 2 BGG sollte eingefügt werden, dass die Bundesministerien verpflichtet sind, die Stellungnahmen des/der Beauftragten zu berücksichtigen. Eine Nichtberücksichtigung soll mit einem Begründungserfordernis versehen werden ("qualifizierte Rückmeldung").
  • In § 18 Abs. 3 BGG sollte verankert werden, dass der/die Beauftragte eine Stellungnahme von öffentlichen Stellen anfordern kann (vergleichbar mit der Regelung in § 94 Abs. 3 AufenthG).
  • Der/Die Beauftragte sollte Schlichtungsverfahren initiieren können, weil einzelne Betroffene oder kleinere Verbände teilweise auf diese Unterstützung angewiesen
  • In 18 Abs. 1 BGG sollte die Koordination der Beauftragten des Bundes und der Länder sowie die Zusammenarbeit mit vergleichbaren Stellen in der EU und ihren Mitgliedstaaten als Teil der Aufgaben verankert werden.
5c) Einführung von Koordinierungsstellen/Beauftragten für Barrierefreiheit bei öffentlichen Trägern

In jeder obersten Bundesbehörde sollte eine Koordinierungsstelle mit einem/einer Beauftragten für Barrierefreiheit eingerichtet werden. Aufgabe dieser Stelle sollte es sein, darauf zu achten, dass die sich aus dem BGG und anderen Rechtsvorschriften ergebenden Verpflichtungen zur Barrierefreiheit eingehalten und umgesetzt werden. Dies muss die verwaltungsinterne Abstimmung von Querschnittsaufgaben zwischen den jeweiligen Bereichen umfassen. Sie soll außerdem das Bewusstsein für die Berücksichtigung der Rechte von Menschen mit Behinderungen bei allen relevanten politischen Konzepten und Programmen befördern (Artikel 4 Absatz 1 UN-BRK in Verbindung mit Artikel 8 UN-BRK). Eine solche Stelle ist zusätzlich zur Bundesfachstelle Barrierefreiheit erforderlich, die nur eine Erstberatung leisten kann.

6. Weiterer gesetzgeberischer Handlungsbedarf

Neben der Reform des BGG sind auch die Vorgaben in anderen Rechtsbereichen, etwa im Sozialrecht, im Verkehrs- und Gesundheitssektor oder bei den Verwaltungsvorgaben zur Digitalisierung so anzupassen, dass alle handelnden Akteure den Zugang zu Leistungen der Daseinsvorsorge barriere- und diskriminierungsfrei gewährleisten müssen.

Berlin, 23. Juli 2024

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Aus der Praxis: Neue Entwicklungen in Sachen Arbeitsassistenz (Teil I)

Von Dr. Michael Richter

Eigentlich war für horus 4/2024 ein knapper Überblick zu neuen Entwicklungen aus der Genehmigungspraxis der Inklusionsämter in Sachen Arbeitsassistenz geplant. Beim Überblick soll es auch bleiben, allerdings reicht ein Artikel nicht aus, denn das Thema ist recht umfangreich und wichtig und bedarf mehr als eines Beitrags.

Rechtsstreit um das "Abtretungsmodell"

Von besonderer Bedeutung ist nach meiner Ansicht der aktuelle Versuch des Inklusionsamts Bayern, das sogenannte "Abtretungsmodell" gerichtlich als unzulässig feststellen zu lassen, obwohl es gerade für den Personenkreis der gut qualifizierten behinderten Menschen von besonderer Praxisrelevanz sein dürfte.

Das Abtretungsmodell ist eine der Möglichkeiten, Arbeitsassistenz im Rahmen des Persönlichen Budgets zu organisieren. Hierfür tritt der Mensch mit Behinderung seinen Anspruch auf das Persönliche Budget für die Arbeitsassistenz an eine andere Person, Einrichtung oder ein Unternehmen ab - typischerweise an den eigenen Arbeitgeber. Der Arbeitgeber übernimmt die Organisation der Arbeitsassistenz, bezahlt die Arbeitsassistenz aus dem abgetretenen Persönlichen Budget und rechnet direkt mit dem Kostenträger des Persönlichen Budgets ab.

Ablehnende Haltung des Inklusionsamts Bayern

Im vorliegenden Fall vertritt die Rechtsberatungsgesellschaft "Rechte behinderter Menschen" (rbm) ein DVBS-Mitglied. Denn das Inklusionsamt hat seinen Antrag auf Arbeitsassistenz in der gewünschten "Abtretungsform" rundweg abgelehnt. Es verwies alternativ auf die - nach seiner Auffassung allein möglichen - Alternativen "Arbeitgebermodell" oder das "Dienstleistungsmodell". Betroffene sollen also die Assistenz selbst bei sich anstellen oder bei einem gewerblichen Dienstleister einkaufen. Das Inklusionsamt argumentiert, für eine Bereitstellung der Assistenzleistung durch den eigenen Arbeitgeber bestehe kein Raum, denn das begehrte Abtretungsmodell stelle keine zugelassene Gestaltung, sondern vielmehr eine nicht statthafte Umgehung der vorgesehenen Formen für die Assistenz dar.

Einen Anspruch auf Unterstützung durch eine notwendige Arbeitsassistenzkraft könnten schwerbehinderte Menschen nur aus § 185 Abs. 5 SGB IX, § 17 Abs. 1a SchwbAV herleiten. In diesem Fall seien sie nach der Gesetzeskonzeption grundsätzlich verpflichtet, selbst als Arbeitgeber der Assistenzkraft aufzutreten oder einen Dritten mit der Organisation zu beauftragen. So sei es auch in Ziffer 2.2. der aktuellen BIH-Empfehlungen zur Arbeitsassistenz vorgesehen und ein Abtretungsmodell sei dort auch nicht vorgesehen. Alternativ - sofern sich der Arbeitgeber freiwillig bereit erklärt, für einen bestimmten schwerbehinderten Arbeitnehmer eigens eine Assistenzkraft einzustellen und damit auch alle mit der Assistenz zusammenhängenden organisatorischen Aufgaben und Betriebsrisiken zu übernehmen - sei dies als Arbeitgeberleistung nach § 185 Abs. 3 Satz 1 Nr. 2 lit. e) SGB IX, § 27 SchwbAV förderfähig. Diese Systematik zeige auf, dass derjenige eine Leistung der begleitenden Hilfe beantragen und erhalten könne, bei dem die behinderungsbedingten Mehraufwendungen originär entstehen.

Für das begehrte Abtretungsmodell - oder anders umschrieben: Dienstleistungsmodell über den eigenen Arbeitgeber mit Abtretung von sozialrechtlichen Leistungen auf Arbeitsassistenz - sei dementsprechend kein Raum und auch kein Erfordernis. Vielmehr stelle es eine unzulässige Umgehung dar. Für diesen Fall sehe § 27 Abs. 2 SchwbAV ausschließlich die Möglichkeit einer unterstützenden Leistungsgewährung durch das Integrationsamt an den Arbeitgeber wegen außergewöhnlicher Belastungen im Ermessenswege vor. Dieser gesetzlich vorgezeichnete Weg könne nicht (...) durch (...) In- Rechnung-Stellen der Aufwendungen an den Arbeitnehmer umgangen werden, damit dieser gegebenfalls ungeschmälert Leistungen des Integrationsamtes an den Arbeitgeber auskehre.

Eine Anerkennung eines derartigen Abtretungsmodells würde faktisch die Regelung des § 27 SchwbAV hinsichtlich einer arbeitgeberorganisierten Assistenz leerlaufen lassen und damit der Intention des Verordnungsgebers widersprechen. Das in Ziffer 7.4. der BIH-Empfehlungen vorgesehene Wahlrecht beziehe sich gerade nur auf eine Wahl zwischen dem Arbeitgebermodell und dem Dienstleistungsmodell. Da das angestrebte Abtretungsmodell jedoch vielmehr eine arbeitgeberorganisierte Assistenz und im konkreten Fall nicht ein Dienstleistungsmodell darstelle, greife das Wahlrecht (mit möglicherweise höheren Kosten) nicht.

Das Arbeitgebermodell - eine Apologie

Diese Rechtsauffassung scheint im Licht des "Grundsatzurteils" des Bundesverwaltungsgerichts vom 23.01.2018 (Az.: G 5 C 9.1) bedenklich. Dort wurde festgestellt, dass es sich beim Anspruch nach § 185 Absatz 5 SGB IX um einen Rechtsanspruch handelt, bei dessen Auslegung die Förderung von Chancengleichheit im Erwerbsleben auch für Menschen mit einer Behinderung Maßstab für die Leistungsgewährung sein müsse. Insbesondere wurde mit dem Urteil auch festgestellt, dass die ergangenen BIH-Empfehlungen für diesen Bereich nicht bindend sein können, wenn sie den Rechtsanspruch verkürzen.

Folgende Punkte sprechen - nach meiner Auffassung - gegen die nunmehr vom Inklusionsamt Bayern vertretene Auslegung:

  1. Nach dem Wortlaut von § 185 Absatz 5 SGB IX wird "nur" von "Kosten einer notwendigen Arbeitsassistenz" gesprochen.
  2. Die Unterscheidung der zugelassenen Modelle (Arbeitgeber- und Dienstleistermodell) sind "lediglich" in der BIH-Empfehlung vorgesehen. Auch an entsprechender Stelle wird nicht der Einkauf von dritten, spezialisierten Dienstleistern gefordert.
  3. Es ist kein gesetzlicher Grund ersichtlich, dass der Einkauf einer betriebsnahen Dienstleistung vom eigenen Arbeitgeber unzulässig ist, d.h. es gibt keine gesetzliche Voraussetzung, die benötigte Dienstleistung bei einem Dritten einzukaufen.
  4. 27 SchwbAV kann für den Fall einer beantragten "selbstorganisierten Arbeitsassistenz" keine Sperrwirkung für eine Arbeitgeberdienstleistung entfalten, denn diese Vorschrift regelt allein eine durch den Arbeitgeber selbst beantragte Ausgleichsleistung und eben gerade nicht eine Leistung an den Assistenznehmer selbst.
  5. Die Behauptung, es gäbe für das sog. Abtretungsmodell keine Notwendigkeit, ist schlichtweg falsch, denn
    1. beim Arbeitgebermodell trägt der Assistenznehmer alle Risiken als Arbeitgeber und ist auf die Zustimmung des Arbeitgebers zur Umsetzung dieses Modells angewiesen.
    2. Beim Einkauf von Arbeitsassistenz bei einem dritten Assistenzanbieter besteht kein Anspruch auf spezielle Assistenzgeber. Mithin ist dieses Modell in aller Regel nicht geeignet, wenn qualifizierte und eingearbeitete Assistenz benötigt wird.
    3. Der Zuschuss an den Arbeitgeber gem. § 27 SchwbAV ist als Ausgleich bei gelegentlicher Inanspruchnahme von Assistenz durch Kollegen geeignet und als Ermessensleistung auch angemessen.
    4. Bedarf für das sog. Abtretungsmodell bleibt in den Fällen, in denen eine qualifizierte, umfangreiche Assistenz benötigt wird und z.B. der Arbeitgeber die Zustimmung für "externe" Assistenz nachvollziehbar nicht erteilt, etwa weil Kenntnisse betrieblicher Abläufe oder Umgang mit vertraulichen Informationen nötig sind, der Umfang der benötigten Assistenz über die gelegentliche kollegiale Hilfe hinausgeht und im Rahmen der regelmäßig nicht kostendeckenden Zuschussgewährung ein erheblicher Wettbewerbsnachteil durch die Beschäftigung eines schwerbehinderten Mitarbeiters entstehen würde.

Um die Chancengleichheit von schwerbehinderten Menschen im Arbeitsleben zu fördern, ist das sog. Abtretungsmodell in einigen Fällen sogar offensichtlich die einzig geeignete Möglichkeit. Schließlich dürfte die unter 5. bezeichnete Situation auch eine zu berücksichtigende Rechtfertigung darstellen, falls der Arbeitgeber für die Inanspruchnahme einer betriebsfremden Arbeitsassistenz die Zustimmung verweigert.

Zusammengefasst geht es schlichtweg um die bloße, möglichst reibungslose und aufwandsreduzierende Organisation und Umsetzung eines Nachteilsausgleiches im bereits festgestellten und anerkannten Umfang. Vor diesem Hintergrund ist es schwer nachvollziehbar, eine Begrenzung der möglichen Umsetzungsformen aus der Systematik nicht verbindlicher Empfehlungen abzuleiten. Schwer nachvollziehbar ist ebenfalls das Argument, dass keine ausdrückliche Zulassung des gewählten Modells in der einschlägigen Literatur oder durch die Rechtsprechung erfolgt ist. Dem steht entgegen, dass die Inklusionsämter schließlich die Aufgabe haben, schwerbehinderte Menschen zu begleiten und ihnen die bestmögliche Teilhabe am Arbeitsleben zu ermöglichen. Dies gilt insbesondere, da gemäß § 185 Absatz 8 SGB IX sogar die Gewährung in Form eines persönlichen Budgets für die begehrte Leistung vorgesehen ist. In diesem Fall wird Betroffenen ein bedarfsdeckendes Budget für den Einkauf von Arbeitsassistenz zur Verfügung gestellt. Wie der Budgetnehmer dann seinen Arbeitsassistenzbedarf deckt, ist dann schlichtweg nicht mehr das Problem des zuständigen Inklusionsamtes.

Mit Blick auf die Möglichkeit, dass persönliches Budget beantragt werden kann, handelt es sich vielleicht bei dem dargestellten Streit um eine rein akademische Frage. Allerdings ist auch nicht auszuschließen, dass Inklusionsämter wieder eine rechtswidrige Umgehung des "eigenen Systems" sehen würden, wenn Budgetmittel für den Einkauf von Arbeitsassistenz beim eigenen Arbeitgeber verwendet werden.

Mein Fazit: Die Welt könnte so einfach sein, wenn Inklusionsämter konstruktive und bewährte Lösungen für die Herstellung von Chancengleichheit von Menschen mit einer Behinderung fördern und nicht verhindern würden.

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Berichte und Schilderungen

Sieben Jahre im Rundfunkrat - ein Bericht

Von Christian Seuß

Einleitung

Seit Mai 2017 gehöre ich als blinder Mensch dem aus 50 Personen bestehenden Rundfunkrat des Bayerischen Rundfunks (BR) an. Auf Vorschlag der Landesarbeitsgemeinschaft Selbsthilfe behinderter und chronisch kranker Menschen in Bayern e. V. (kurz: LAG Selbsthilfe Bayern) wurde ich in den Rundfunkrat berufen. Der Rundfunkrat besteht aus 34 Vertretern unterschiedlicher Verbände, aus zehn Abgeordneten des Landtags und aus sechs weiteren staatsnahen Funktionsträgern.

Der BR ist eine Anstalt des Öffentlichen Rechts; er ist einer von neun ARD-Sendern. Dazu gesellen sich das Deutschlandradio und das Zweite Deutsche Fernsehen (ZDF).

In einigen anderen Rundfunkanstalten gibt es ebenfalls einen Vertreter behinderter Menschen.

Die Rundfunk- und Fernsehräte sind einerseits ein Kontrollorgan. Sie fassen andererseits grundlegende Beschlüsse zur Weiterentwicklung des Senders, wählen die Intendantin oder den Intendanten, sie berufen leitende Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter und wachen darüber, dass der Sender seinem Programmauftrag nachkommt und die Vorgaben des jeweiligen Rundfunkgesetzes erfüllt.

Dazu gehören insbesondere

  • eine faktenbasierte Berichterstattung,
  • die klare Trennung zwischen Nachricht und Kommentar und
  • ein vielseitiges Bildungs-, Unterhaltungs- und Kulturprogramm.

Meine ersten Berührungspunkte mit Radio und Fernsehen

Seit meiner Kindheit habe ich Radio gehört und Fernsehen geschaut. Ich bin in eine Zeit hineingeboren worden, die man medial mit den heutigen Gegebenheiten kaum vergleichen kann.

Es gab medial nur den öffentlich-rechtlichen Rundfunk mit seinen im Vergleich zu heute wenigen Radio- und Fernsehprogrammen, den man meist auf UKW empfangen konnte, teilweise auch über Mittelwelle. Je nach Wohnort war es möglich, dass man das Programm nur eines Radiosenders empfangen konnte. Mit den privaten Radio- und Fernsehsendern in den 80er Jahren des 20. Jahrhunderts erweiterte sich die Programmvielfalt. Mit neuen Ausspielwegen über Kabel, Satellit und digital wurde es möglich, unabhängig vom Wohnort eine große Zahl vorhandener Programme zu empfangen. Auch die öffentlich-rechtlichen Sender erweiterten schrittweise ihr Angebot mit Klassik-, Info-, Kultur-, Sport- und Kinderkanälen. Dazu gesellte sich das Pay TV.

Einen neuen großen Schritt machte die mediale Versorgung durch das Internet. Seit gut zehn Jahren entwickelt sich das Programm der öffentlich-rechtlichen Sender hin zur Trimedialität: Hörfunk, Fernsehen und digitale Medien.

Berufliches Engagement für die Teilhabe behinderter Menschen

Nach meinem Jura-Studium und der Referendarzeit bin ich 1989 beim Bayerischen Blinden- und Sehbehindertenbund e. V. eingestiegen; Mein Ziel war und ist es, die Teilhabemöglichkeiten von Menschen mit Behinderungen in vielen Lebensbereichen zu verbessern.

Einen Schwerpunkt bildete in den 90er Jahren der unmittelbare Zugang blinder und sehbehinderter Menschen zu Kino- und Fernsehfilmen. Dies sollte mit Hilfe einer zusätzlichen Bild- und Szenenbeschreibung, kurz: Audiodeskription, geschehen. Im BIT-Zentrum des BBSB experimentierten wir zunächst und schafften es 1993, den Film "Eine unheilige Liebe" von Michael Verhoeven auf dem Münchner Filmfest zu präsentieren. Der Film wurde wenige Wochen später im ZDF als erster Fernsehfilm mit Audiodeskription im Deutschen Fernsehen gezeigt. Die zweite Tonspur wurde dafür verwendet.

In Gesprächen mit den Verantwortlichen des BR gelang es, dass im Bayerischen Fernsehen ab 1997 regelmäßig Filme mit Audiodeskription ausgestrahlt wurden.

Im Rahmen meiner beruflichen Tätigkeit für die Blinden- und Sehbehindertenselbsthilfe engagierte ich mich auch behinderungsübergreifend Als Vorstandsmitglied der LAG Selbsthilfe Bayern für eine verbesserte Teilhabe aller Menschen mit Behinderung. 2016 wurde erreicht, dass die gesellschaftliche Gruppe der Menschen mit Behinderung im Rundfunkrat des Bayerischen Rundfunks einen Sitz erhielt und die LAG Selbsthilfe Bayern das Vorschlagsrecht bekommen hat.

Es war dann fast logische Folge, dass mich die LAG Selbsthilfe Bayern als Vertreter vorgeschlagen hat und ich in den Rundfunkrat berufen wurde.

Was macht eigentlich ein Rundfunkrat?

Bei meiner Einführungsveranstaltung mit dem damaligen Intendanten des BR, Ulrich Wilhelm, wurde Wert darauf gelegt, dass Rundfunkräte keine Lobbyisten für ihren Verband sind. Vielmehr sollen sie als Vertreter der Gemeinschaft aller Nutzerinnen und Nutzer wirken.

Die Rundfunkräte kommen sechsmal im Jahr im Plenum zusammen, dazu gibt es drei Ausschüsse, die sich mit verschiedenen Einzelfragen befassen und sich ebenfalls sechsmal im Jahr treffen. Diese sind

  • der Ausschuss für Grundsatzfragen und Medienpolitik (AGM),
  • der Ausschuss für Wirtschaft und Finanzen (AWF) sowie
  • der Programmausschuss (PGA).

Besonders hat mich zunächst der PGA interessiert, der sich mit den trimedialen Programmen des BR befasst; also mit den Sendungen des Hörfunks, dem Fernsehprogramm und den Mediatheken und Audiotheken, mit Podcasts und digitalen Angeboten auch auf anderen social media-Angeboten wie TikTok, Instagram, Facebook etc.

Was mir im Rundfunkrat Freude macht

Es ist mir nach und nach gelungen, etliche Kolleginnen und Kollegen für das Thema barrierefreie Angebote des BR zu sensibilisieren und immer wieder darauf hinzuweisen. Es kommt nach sieben Jahren inzwischen häufiger vor, dass nicht nur ich, sondern andere Mitglieder des Gremiums die Bedeutung von Barrierefreiheit betonen und feststellen, dass die Teilhabe von Menschen mit Behinderung an den Angeboten des BR ein Menschenrecht ist.

Das gilt für die Audiodeskription genauso wie für Untertitel bei Dokumentationen und Filmen für hörgeschädigte Menschen, für den Einsatz der Deutschen Gebärdensprache für viele gehörlose Zuschauer gerade bei politischen Sendungen und Diskussionen.

Ein besonderes Defizit gibt es bei vielen Stellen noch für Informationen in "Leichter Sprache".

Als sportbegeisterter Mensch, der seit Jahrzehnten jeden Samstag die Sportsendung "Heute im Stadion" mit der Schlusskonferenz der Bundesligaspiele hört, habe ich mit Erfolg dafür geworben, dass die ARD die Sportrechte an den Hörfunk-Livestreams für die Spiele der 1. und 2. Bundesliga sowie der Deutschen Mannschaften in der Champions- und Euro-League erwirbt.

Ein weiteres Anliegen ist mir, dass das vielseitige Leben von Menschen mit Behinderung in den verschiedenen Sendungen des öffentlich-rechtlichen Rundfunks dargestellt wird. Hier habe ich gelernt, dass mehr Aufmerksamkeit erzielt wird, wenn diese Beiträge in allgemeinen Magazinen eingestreut werden.

Außerdem spreche ich mich bei passender Gelegenheit für die demokratischen Werte in unserer Gesellschaft sowie für Meinungsfreiheit und Toleranz aus.

Was mich ärgert, das ist der Umstand, dass ich häufig zu wenig Wertschätzung in der Bevölkerung für unseren öffentlich-rechtlichen Rundfunk wahrnehme.

Traurig ist auch, dass sich weite Kreise der Politik nicht mehr zum öffentlich-rechtlichen Rundfunk - einem maßgeblichen Pfeiler der Demokratie - bekennen. Vielmehr wird gefordert, dass Programme mit niedrigen Quoten einzustellen sind. Notwendige Beitragserhöhungen und Reformen im Programm zugunsten digitaler Angebote für junge Menschen werden trotz hoher Inflationsraten von der Politik mehrheitlich abgelehnt.

Was ich in sieben Jahren gelernt habe:

Das vielfältige trimediale Programm des BR und der anderen Rundfunkanstalten, die ein vielseitiges und mit hoher Qualität produziertes Programm bieten und gemeinsam eine ARD-Mediathek und eine Audiothek installiert haben, ist seinen Rundfunkbeitrag absolut wert.

Schade, dass das von vielen Leuten nicht genauso gesehen wird.

Bild: 34 Mitglieder des BR-Rundfunkrats haben sich zum Gruppenfoto aufgestellt. Christian Seuß, LAG Selbsthilfe von Menschen mit Behinderung und chronischer Erkrankung, trägt eine dunkle Sonnenbrille (7. v. r.). Foto: Copyright @BR/Leah Ruprecht

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Kunst, Kultur und Geschichte vermitteln - Menschen im Rahmen eines Museums- oder Theaterbesuchs eine schöne Zeit zu bereiten, das ist mein Anspruch und meine Leidenschaft

Von Claudia Böhme

Es gab für mich immer wieder Momente im Leben, in denen Personen in Gesprächen mit mir Impulse gaben, die mich zu wichtigen Entscheidungen bewegt haben. Das begann eigentlich schon mit dem Studium.

Meine damalige Situation lässt sich wie folgt beschreiben: Ich war knapp 36 Jahre alt, getrennt lebend, hatte ein Abitur, eine abgeschlossene Berufsausbildung als Bürokraft, drei Kinder zwischen acht und 13 Jahren und eine lange Familienzeit hinter mir. In den erlernten Beruf wollte und konnte ich nicht zurück. Den Gedanken, ein Studium zu organisieren, hatte ich mit der Geburt meines ersten Kindes eigentlich aufgegeben.

Ein Studium wagen

Ein Therapeut nahm das Thema Studium auf und legte mir dar, wie ich Uni und Kinder miteinander vereinbaren könnte. Auch Tage später konnte ich mir noch vorstellen, das hinzubekommen. Ausschlaggebend waren die Argumente, dass es lange vorlesungsfreie Zeiten gibt und ich mir die Präsenzzeiten passend einteilen könnte. Hinzu kam Unterstützung aus einem Kreis fortbildungsenthusiastischer und engagierter Mittdreißiger*innen mit Kindern, in dem ich mich damals befand. Diese Frauen schienen permanent damit befasst zu sein, etwas Neues zu lernen.

Eine nachmittägliche Betreuung für meine Kinder konnte ich, der Einführung der Ganztagsschule sei Dank, organisieren.

Die Entscheidung für Geschichte und Literaturwissenschaften als Studienfächer war dann eher eine praktische. Beide Themenfelder sind mir immer leichtgefallen und ich habe mich damit bewusst gegen die Empfehlung des Studienberaters gestellt, Jura zu studieren. Ein konkretes berufliches Ziel hatte ich zunächst nicht im Auge. Ich war mir anfangs gar nicht sicher, ob ich es überhaupt schaffen würde, zumal sich die Themen "Assistenz im Studium" und "Hilfsmittel" nicht so schnell klären ließen.

Zu einem frühen Zeitpunkt im Studium fragte mich eine Dozentin, was ich mit meinem Geschichtsstudium im Sinn hätte. Sie war nicht für die Berufsberatung von Studierenden zuständig. Meine immer noch anhaltende Orientierungslosigkeit aufgreifend, kam sie mit dem Gedanken, ich könne doch in Museen etwas für blinde und sehbehinderte Menschen tun. Da gäbe es doch nichts.

Das war richtig. Wir waren im Jahr 2007. Von Inklusion war noch keine Rede. Über Museum hatte ich auch schon nachgedacht, aber diesen Ort nicht ernsthaft als mögliches Arbeitsfeld in Betracht gezogen. Die Dozentin empfahl mir Seminare einer Kollegin. Die Veranstaltungen zu Museumsthemen habe ich dann auch fleißig besucht, denn ich hatte sehr schnell Feuer gefangen, den Weg in Richtung Museum gehen zu wollen.

Inzwischen hatte sich die Frage der Assistenz dahingehend geklärt, dass es keinerlei Leistungen für mich geben würde, weil ich bereits eine abgeschlossene Berufsausbildung hatte.

Assistentinnen und Assistenten hatte ich mir bis dahin selbst organisiert und aus meinem Blindengeld bezahlt. Mir kam zugute, dass die Uni einen Blindenarbeitsplatz einrichtete, der von mehreren Studierenden genutzt wurde. So brauchte ich ab dem dritten Semester nur noch Assistenz beim Heraussuchen von Literatur, gescannt habe ich selbst. Mit dieser technischen Möglichkeit war es einfach, vieles an Literatur zugänglich zu machen. Ich würde fast so weit gehen zu sagen, ohne den Blindenarbeitsplatz wäre ich im Studium gescheitert.

Im auslaufenden Magisterstudium wurde ich auf einen Masterstudiengang aufmerksam, der sich mit Didaktik, u. a. auch für Museumsarbeit, auseinandersetzte. Zu diesem Zeitpunkt hatte ich eigentlich nicht mehr viel Energie, um noch weiter zu studieren.

Nun waren es die Mitarbeitenden vom Lehrstuhl der Didaktik der Geschichte, die mich mit der Tatsache aus dem Gespräch über das Masterstudium entließen, dass viele Leistungen aus dem Magisterstudium angerechnet werden können. Unter dem Strich wäre gar nicht mehr so viel zu tun und man könne sich vorstellen, dass zur Didaktik der Geschichte die Didaktik der Kunstpädagogik gut passen würde. Die Professorin und ein Mitarbeitender des Lehrstuhls hatten sich richtig Zeit für mich genommen, und für beide war es vollkommen selbstverständlich, dass ich den Master studieren würde. Skeptisch war ich in dieses Gespräch gegangen, mit dem Gefühl, unterstützt zu werden, habe ich es verlassen. Diese Unterstützung durch das Team des Lehrstuhls bestand während des gesamten Masterstudiums.

Mit abgeschlossenem Magisterstudium und laufendem Masterstudium ging es nun aber auch ums Geldverdienen. Die Zeit der regelmäßigen Einkünfte aus BAföG war vorüber.

Weiterbildungen und freiberufliches Arbeiten

Über die Seminare zu Museumsthemen konnte ich Kontakte zu Museumsmenschen knüpfen, jedoch reichten die Einnahmen aus den ersten Aufträgen nicht aus, um mein Leben und das meiner Kinder zu finanzieren.

Aus einem dieser Kontakte ergab sich die Möglichkeit, an einer Ausbildung für Stadtführer*innen in Augsburg teilzunehmen. Eine Listen-E-Mail machte mich auf ein Seminar für Audiodeskription aufmerksam. All das hatte wenig bis gar nichts mit dem Museum zu tun, spielte zunächst aber keine Rolle. Gleichzeitig war ich damit beschäftigt, mich bei verschiedenen Institutionen zu bewerben, auch als Quereinsteigerin. Hätte sich eine Anstellung ergeben, hätte ich das Masterstudium aufgegeben. Es ergab sich aber nichts, nicht einmal ein Vorstellungsgespräch. So begann ich allmählich, mich mit dem Gedanken an eine freiberufliche Tätigkeit auseinanderzusetzen.

Inzwischen war Inklusion ein Thema. Dafür wollte ich mich einsetzen. Ich wollte mithelfen, Führungen und Ausstellungen inklusiv zu gestalten. Ich habe mir in den folgenden Jahren viele barrierefrei gestaltete Museen in Deutschland und - wenn es möglich war - auch in anderen Ländern angesehen. Ich habe an Führungen für blinde und sehbehinderte Menschen teilgenommen. Ich habe jede Tagung besucht, auf der Inklusion und Barrierefreiheit in Museen ein Thema war. So kam es nach und nach zu Kontakten und zu Aufträgen in der Museumsberatung. Meine Masterarbeit 2015 beleuchtete dann schließlich auch die damalige Situation blinder und sehbehinderter Menschen in Museen und Ausstellungen.

Heute, im Jahr 2024, arbeite ich erfolgreich als freie Museumsberaterin und Autorin in der Audiodeskription.

Über die Filmbeschreibung bin ich in den letzten Jahren vermehrt zur Beschreibung von Gemälden, Kunstobjekten und anderen Museumsexponaten gekommen. Unter anderem war ich als Teil eines Teams für die Staatlichen Kunstsammlungen Dresden tätig, wie auch für das Deutsche Museum München und das Klostermuseum Ottobeuren.

Ich konnte regelmäßige Vorstellungen mit Audiodeskription am Staatstheater Augsburg anstoßen, auch ein Arbeitsfeld, das mich immer wieder begeistert.

Auf dem Gebiet der Museumsberatung erinnere ich mich sehr gern an ein Projekt für das Stadtpalais in Stuttgart 2023/2024. Als ein Team aus drei blinden bzw. sehbehinderten Personen durften wir eine Ausstellung im Dunkeln von Beginn an konzipieren und verantworten.

Stets mit neuen Themen unterwegs: Museums- und Touristenführerin

Immer wieder führe ich, sei es allein oder mit einem blinden Kollegen, Sensibilisierungsworkshops für Museumspersonal durch. Zudem bin ich regelmäßig Teil von Guide-Tandems. Für dieses Format erstelle ich Konzepte für Museumsführungen, die so gestaltet sind, dass sehende, blinde und sehbehinderte Menschen gleichberechtigt daran teilnehmen können. Oft gefallen sehenden Menschen detaillierte Werkbetrachtungen sehr gut und es ergibt sich ein anregender Austausch zu Exponaten, Kunst oder Künstlern.

Ich führe aber auch allein, zum Beispiel durch Augsburg, die Stadt, in der ich seit 1992 lebe. Inzwischen bin ich als gesetzlich blinder Touristguide wahrscheinlich für einen Großteil der Kolleg*innen selbstverständlich. Zu Beginn meiner Gästeführer*innentätigkeit musste ich dem Auftraggeber mehrmals versichern, dass ich Touristen ebenso gut begleiten kann wie eine sehende Person. Die Gäste fühlen sich stets gut unterhalten und informiert. Nach manchmal anfänglicher Skepsis kommen sie gut damit zurecht, dass ein blinder Mensch sie führt. Jedenfalls habe ich nichts Gegenteiliges gehört.

Ich schätze meine Arbeit sehr, auch deswegen, weil sie immer wieder neue Herausforderungen und Themen bietet. Ich kann meine Begeisterung für das wissenschaftliche Arbeiten und das Lesen immer wieder im Rahmen von Recherchen ausleben. Dazu darf ich weiterhin den Blindenarbeitsplatz in der Uni-Bibliothek nutzen.

Die meisten der Tätigkeiten, die ich erwähnt habe, funktionieren nicht ohne Unterstützung durch Assistent*innen. Vor jeder Stadtführung müssen Tickets gescannt oder augenscheinlich kontrolliert werden, ich muss mich in Listen eintragen, um zu dokumentieren, dass ich mit den Gästen bestimmte Orte besichtige. Auf Tagungen helfen mir Arbeitsassistenzen, Personen zu finden, mit denen ich sprechen möchte. Wenn ich mir Ausstellungen in anderen Städten ansehe, sind sie für die Orientierung vor Ort und das Beschreiben der Ausstellung von großer Bedeutung. Eine Audiodeskription von Kunstgegenständen oder Theaterstücken wäre mir allein genauso wenig möglich wie Bibliotheksrecherchen. Die Assistent*innen organisiere ich selbst. Glücklicherweise hatte ich bisher so gut wie keinen Wechsel beim unterstützenden Personal.

Es freut mich, dass in den zurückliegenden Jahren auch andere blinde oder sehbehinderte Menschen sich auf dem Gebiet der Kultur beruflich engagieren. Wir arbeiten alle mit ein bisschen anderen Schwerpunkten und sind dabei in einem guten Austausch untereinander. So ein Netzwerk ist, wie ich finde, sehr hilfreich, wenn man sich in einer Sache unsicher ist oder die Meinung eines Kollegen/einer Kollegin zu einem Thema hören möchte. Auch geht es um den Austausch zur Arbeitssituation blinder und sehbehinderter Menschen oder Assistenzorganisation.

Rückblickend war die Entscheidung für das Studium eine der besten meines Lebens. Dass ich heute auf einem Arbeitsfeld angekommen bin, das nie geplant war, hat in meinem Fall viel mit der Unterstützung und dem Vertrauen anderer Menschen zu tun. Mich auf Stellen zu bewerben, habe ich vor einigen Jahren aufgegeben. Ich hatte häufig das Gefühl, nur wegen der Schwerbehinderung eingeladen worden zu sein. Oft war die Stelle schon vergeben.

Und ganz ehrlich: Auch wenn die Freizeit manchmal etwas zu kurz kommt, so spiegeln mir das meine inzwischen selbst berufstätigen Kinder, möchte ich genau so arbeiten, wie ich es tue und insbesondere blinden und sehbehinderten Menschen zu freudigen Kulturerlebnissen verhelfen.

Bild: Tourguide Claudia Böhme steht im großen, mit barocken Elementen verzierten Goldenen Saal des Augsburger Rathauses und spricht. Sie hat blaue Augen, rotblondes, kurzes Haar und trägt zu Turnschuhen und Jeans ein pinkes Shirt und einen hellen Cardigan. Foto: privat

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Aus der Arbeit des DVBS

Werner Wörder traf ... Andreas Winkel

Wir hatten Besuch - der neue Beauftragte der Hessischen Landesregierung für Menschen mit Behinderungen, Andreas Winkel, traf am 21. August mit Werner Wörder, dem 1. Vorsitzenden des DVBS, und Elias Knell, DVBS-Geschäftsführer, zusammen. Andreas Winkel hatte Mitte April dieses Jahres das Amt übernommen und informierte sich in Marburg persönlich unter anderem über die Arbeit des DVBS.

Der 63-Jährige ist seit einem Sportunfall im Oktober 1975 querschnittsgelähmt. Er hat rund 27 Jahre als Journalist und Redakteur beim Hessischen Rundfunk gearbeitet und kennt damit Land und Leute aus dem Effeff. Nun zählen schwerbehinderte Menschen auf ihn, wenn er im Hessischen Sozialministerium Politikerinnen und Politiker berät, etwa wenn es um Barrierefreiheit, gelingende Inklusion, Arbeit und Beruf und die Weichenstellung auf politischer Ebene geht. Die Sorgen und Nöte schwerbehinderter Menschen sind ihm schließlich nicht fremd. Für den Sommer hatte er sich eine Tour durch Hessen vorgenommen, um sich jeden Tag an einem anderen Ort über Erfahrungen, aktuelle Herausforderungen und gelungene Praxisbeispiele der Inklusion auszutauschen.

"Wir freuen uns, dass sich Herr Winkel schon so früh nach seinem Amtsantritt für unsere Arbeit interessiert", so Werner Wörder. Im Gespräch ging es unter anderem um erfolgreiches Peer-Counseling, eine Beratungsmethode, die eng mit der DVBS-Selbsthilfe verbunden ist. Bestes Beispiel ist das DVBS-Projekt TriTeam. Bei Andreas Winkel stieß Werner Wörder damit auf großes Interesse: "Auf dem Lebensweg nach der Schule kann Peer-Counseling für Menschen mit Behinderungen ein Schlüssel zum Erfolg sein. Der Deutsche Verein der Blinden und Sehbehinderten in Studium und Beruf (DVBS) wendet diesen Ansatz seit langem erfolgreich an. Blinde und sehbehinderte Mitglieder, die erfolgreich in Studium und Beruf sind, begleiten Menschen mit einer ähnlichen Behinderung auf ihrem Lebensweg", schrieb er nach seinem Besuch auf Instagram.

Bei beiden Seiten hinterließ der gegenseitige Austausch einen positiven Eindruck. Daher hieß es zum Abschied: "Wir bleiben in Kontakt." Der DVBS freut sich schon jetzt auf weitere Treffen.

Wer die Arbeit des Hessischen Behindertenbeauftragten verfolgen möchte, kann dies z. B. auf Instagram tun: https://www.instagram.com/a.m.winkel/

Bild: Andreas Winkel, Beauftragter der Hessischen Landesregierung für Menschen mit Behinderungen (rechts) traf sich in Marburg mit Werner Wörder, Erster Vorsitzender des DVBS (links). Werner Wörder hat seinen Langstock dabei und steht neben Andreas Winkel, der einen Rollstuhl nutzt, vor Sträuchern und gepflegten Rabatten. Beide lächeln. Foto: DVBS

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DVBS-Mailingliste "KI für ein gutes Altern"

Von Christine Beutelhoff

Der DVBS beteiligt sich am topaktuellen Projekt "KI für ein gutes Altern", das von der Bundesarbeitsgemeinschaft der Seniorenorganisationen e. V. (BAGSO) durchgeführt wird. Es geht unter anderem darum, dass ältere Menschen in der Forschung und Entwicklung von KI-Systemen stärker wahrgenommen und berücksichtigt werden. Seniorinnen und Senioren erhalten Kompetenzen im Umgang mit Künstlicher Intelligenz (KI) und werden darin bestärkt, sich in aktuellen Diskussionen, zum Beispiel über ChatGPT, Mustererkennung oder selbstlernende Algorithmen, aktiv einzubringen.

Um die Mitarbeit zu erleichtern, wurde die DVBS-Mailingliste "KI für ein gutes Altern" eingerichtet. Sie bietet sehr viel Informationsmaterial über KI und über Veranstaltungen. Diese Liste ist nur geeignet für Menschen, die sich gern weiterbilden möchten und dieses auch selbstständig tun. Wer sich dort einträgt, wird dann auch über Online-Veranstaltungen und über lokale Veranstaltungen informiert. Schwerpunkt des Projekts ist der Bezug zum Alltag sehbehinderter und blinder Menschen. Dabei sind die besonderen Anforderungen blinder und sehbehinderter Menschen an digitale Geräte besonders zu berücksichtigen. Auch unsere Veranstaltungen bei dem Projekt "KI für ein gutes Altern" werden in dieser Liste bekannt gegeben.

Um die Mailingliste zu abonnieren, wenden sich DVBS-Mitglieder an Wilhelm Gerike in der Geschäftsstelle, E-Mail: Diese E-Mail-Adresse ist vor Spambots geschützt! Zur Anzeige muss JavaScript eingeschaltet sein!

Während des DVBS-Seminars der Gruppe Ruhestand in Saulgrub Anfang September dieses Jahres hat sich nun auch ein festes Team gefunden, das den Themenbereich KI für blinde und sehbehinderte Seniorinnen und Senioren voranbringen möchte. Es besteht aus Heinz Mehrlich, Friedhelm Alshut und Christine Beutelhoff, die für den DVBS an den BAGSO-Veranstaltungen teilnimmt.

Wer sich für eine Mitarbeit interessiert, erhält auf der BAGSO-Webseite https://www.bagso.de/projekte/ki-fuer-ein-gutes-altern/ erste Informationen oder wendet sich im DVBS direkt an:

Kontakt

Christine Beutelhoff
Rabengasse 6
34576 Homberg
Mobil 0172 6560989
E-Mail: Diese E-Mail-Adresse ist vor Spambots geschützt! Zur Anzeige muss JavaScript eingeschaltet sein!

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Info-Tag "Rund ums Auge" - der DVBS war dabei!

Von Elias Knell

Ein historischer Ort - das Geburtshaus von Johann Wolfgang von Goethe - und ein Freitag mit herrlichem Wetter: Die Rahmenbedingungen für eine gelungene Veranstaltung hätten nicht besser sein können. Auf Einladung der Firma Help Tech kamen 16 Aussteller im kühlen Foyer des Deutschen Romantik-Museums / Freien Deutschen Hochstifts am 30. August in Frankfurt am Main zusammen, um ihre Angebote zu präsentieren. Mit dabei waren Vertreter von Selbsthilfeorganisationen wie dem DVBS oder dem BSBH, über Kollegen von der blista bis hin zu Hilfsmittelherstellern und Dienstleistern wie QuickStep oder Draeger Lienert.

Wir vom DVBS konnten mit unseren Beratungsangeboten zu arbeitsweltlichen Themen neue Menschen begeistern und beispielsweise mit den Handreichungen aus dem Projekt agnes@work überzeugen. Aus den Gesprächen mit alten und neuen Kontakten haben sich einige Perspektiven für die Arbeit des DVBS ergeben, aber wir konnten auch einige Mitgliedsanträge an potenzielle neue Unterstützer der Vereinsarbeit ausgeben. Verschiedene Fachvorträge, beispielsweise seitens Dr. Pankaj Singh (Universitätsaugenklinik Frankfurt) zur altersbedingten Makuladegeneration, und die Möglichkeit zur Führung in den angeschlossenen Museen (Geburtshaus Goethe, Freies Deutsches Hochstift, Deutsches Romantik-Museum) rundeten das Angebot des Tages ab.

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Rechtzeitig daran denken: Beitragsermäßigung für 2025 beantragen!

Von Christian Karges

Unser DVBS lebt als Selbsthilfeorganisation von der aktiven, ehrenamtlichen Arbeit seiner Mitglieder. Sie bilden das Herz unseres Vereins. Der Verein unterstützt und fördert die Selbsthilfearbeit sowohl personell als auch organisatorisch, z.B. durch hauptamtliche Eingangsberatung, Vereinspublikationen, die Organisation von Seminaren sowie durch eine professionelle Mitglieder- und Finanzverwaltung.

Um unsere Arbeit aufrechterhalten zu können, erheben wir den jährlichen Mitgliedsbeitrag. Seine Höhe wird von der Mitgliederversammlung festgelegt und beträgt zurzeit 132 Euro. In bestimmten Fällen kann der Beitrag auf 66 Euro ermäßigt werden. Der ermäßigte Beitrag ist etwa für Mitglieder, die sich in der Ausbildung befinden oder studieren, arbeitsuchend sind oder im Ausland leben, für ein Kalenderjahr möglich - sofern ein Antrag gestellt wird. Über Ermäßigungsanträge in Härtefällen entscheidet der Vorstand.

Ganz gleich, welcher der aufgezählten Gründe auf Sie zutrifft: Bitte denken Sie daran, Ihren Antrag für 2025 schriftlich (per Mail, Fax oder Brief) bis spätestens zum 28. Februar 2025 an die Geschäftsstelle zu senden und eine Kopie des zu Ihrer Situation passenden Belegs beizufügen. Verspätet eingereichte Anträge können nicht bearbeitet werden!

Kontakt

DVBS-Geschäftsstelle
Christian Karges
Frauenbergstraße 8
35039 Marburg
Tel.: 06421 94888-21
E-Mail: Diese E-Mail-Adresse ist vor Spambots geschützt! Zur Anzeige muss JavaScript eingeschaltet sein!

Bild: Christian Karges ist in der Geschäftsstelle für die Mitglieder- und Gremienbetreuung zuständig und bearbeitet die Anträge auf Beitragsermäßigung. Er hat kurzes, dunkles Haar, dunkle Augen und trägt eine Brille. Portraitfoto mit Headset am Computerbildschirm, er wendet sich freundlich den Betrachtenden zu. Foto: DVBS

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"Save the Date": DVBS-Selbsthilfetage vom 29. bis 31. Mai 2025 in Marburg

Liebe DVBS-Mitglieder!

Ende Mai 2025 ist es endlich wieder soweit! Wir können uns treffen, engagiert ins Gespräch kommen, miteinander lernen und nicht zuletzt ein wenig feiern! Vor allem aber wählen wir nach acht Jahren wieder unseren Vorstand in Präsenz.

In der Zeit vom 29. bis zum 31. Mai 2025 finden wieder unsere Selbsthilfetage auf dem Gelände der blista statt. An allen drei Tagen werden wir von einem bewährten, Marburger Caterer bewirtet werden.

Folgender Ablauf der Selbsthilfetage 2025 ist derzeit geplant:

  • Donnerstag, 29. Mai, das traditionelle, abendliche Stelldichein,
  • Freitag, 30. Mai, Sitzungen der Fach- und Interessengruppen, vereinsweite Veranstaltungen und der Kulturabend,
  • Samstag, 31. Mai, Mitgliederversammlung mit einem Schwerpunktthema und vor allem den Vorstandswahlen.

2025 geht die vierjährige Amtszeit des jetzigen DVBS-Vorstandes zu Ende. Zu wählen sind die/der 1. Vorsitzende, die/der 2. Vorsitzende und drei Beisitzerinnen und Beisitzer. Nicht nur die Mitglieder haben ein Mitspracherecht, die selbst zur Mitgliederversammlung kommen. Indirekt nehmen auch die Bezirks-, Fach-, Projekt- und Interessengruppen Einfluss auf diese Wahl. Sie haben nämlich ein Vorschlagsrecht: Nur ein ordentliches Mitglied, das von zwei Vereinsgliederungen vorgeschlagen ist, kann von der Mitgliederversammlung in den Vorstand gewählt werden.

Die Nominierung erfolgt durch die Bezirks-, Fach-, Projekt- und Interessengruppen unseres Vereins. Sie muss nach § 10 unserer Satzung drei Monate vor der Mitgliederversammlung abgeschlossen sein. Deshalb möchten wir darum bitten, dies bei Eurer/Ihrer Planung der nächsten Veranstaltungen in den Gliederungen zu berücksichtigen.

Termin der Mitgliederversammlung ist der 31. Mai 2025. Um Kandidatinnen und Kandidaten für den Vorstand nominieren zu können, müsste spätestens Mitte Februar 2025 eine Versammlung der jeweiligen Bezirks-, Fach-, Projekt- oder Interessengruppe durchgeführt werden.

Also frisch ans Werk!

Ihr/Euer

Werner Wörder
1. Vorsitzender des DVBS

Marburg, im Oktober 2024

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DVBS-Arbeitsausschuss mit neuem Vorstandsmitglied

Die Mitglieder des DVBS-Arbeitsausschusses haben auf ihrer Sitzung am 27. Oktober 2024 einstimmig Gabriele Bender zu ihrer neuen stellvertretenden Vorsitzenden gewählt. Sie rückt damit für Dr. Heinz Willi Bach nach, der dieses Jahr nicht mehr kandidierte und mit großem Dank verabschiedet wurde.

Im Amt bestätigt wurden der Leiter der Interessengruppe Sehbehinderte, Norbert Bongartz aus Ludwigshafen, als Vorsitzender und der Leiter der Bezirksgruppe Nordrhein-Westfalen, Dr. Andreas Wagner aus Essen, als stellvertretender Vorsitzender. Die 51-jährige Gabriele Bender wohnt in der Nähe von Potsdam und leitet seit 2015 die DVBS-Bezirksgruppe Berlin-Brandenburg.

Der Arbeitsausschuss hat innerhalb des Vereins wichtige Funktionen: Er nimmt unter anderem den Tätigkeitsbericht des Vorstands sowie den ordnungsgemäß geprüften Jahresabschluss entgegen, entscheidet über die Entlastung des Vorstandes und beschließt den Haushaltsplan für das Folgejahr. Das dreiköpfige Leitungsteam des Arbeitsausschusses wird für die Dauer von zwei Jahren gewählt. Herzlichen Glückwunsch zur Wahl und alles Gute für das Ehrenamt!

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Seminare 2025

Von Christian Axnick

Für 2025 sind bisher folgende Seminare geplant. Sobald das konkrete Programm feststeht, finden Sie es auf der DVBS-Webseite dvbs-online.de/index.php/aktuelles/termine.

  • 24.-25.01.2025, Fachgruppe Musik: Notennetzwerk in Bad Soden-Salmünster
  • 21.-23.02.2025, Fachgruppe Verwaltung: Seminar in Bad Soden-Salmünster mit zwei Themenblöcken
    • Präsentation von Sachthemen in Veranstaltungen unter Berücksichtigung der Sehbehinderung/Blindheit
      Inzwischen gibt es nach unseren Erfahrungen keine Möglichkeit mehr, ein sehendes Publikum ohne Visualisierungen zu interessieren und vor allem interessiert zu halten. Unter fachkundiger Anleitung sollen hierfür erprobte Methoden vorgestellt und eingeübt werden.
    • Mobbing am Arbeitsplatz
      Es soll der Unterschied zwischen Mobbing, Konfliktsituation und Diskriminierung erörtert werden. In Rollenspielen und an Fallbeispielen wird die Möglichkeit eröffnet, sich praktisch mit dem Thema auseinanderzusetzen.
  • 09.-16.08.2025, Interessengruppe Ruhestand: Seminarwoche in Saulgrub
  • 04.-07.12.2025, Fachgruppe Wirtschaft: Gesprächsführung und Gelassenheit in Herrenberg-Gültstein

Unsere Seminare stehen auch Nichtmitgliedern offen, sollten noch Plätze frei sein.

DVBS-Mitglieder mit geringem Einkommen und ohne institutionelle Förderung können einen Zuschuss aus unserem Solidaritätsfonds beantragen.

In den Seminarhäusern sind Gäste mit und ohne Blindenführhund herzlich willkommen.

Kontakt

Bei Fragen zum Seminar- und Veranstaltungsprogramm des DVBS wenden Sie sich an:

Christian Axnick
DVBS-Geschäftsstelle
Frauenbergstraße 8
35039 Marburg
Tel.: 06421 94888-28
E-Mail: Diese E-Mail-Adresse ist vor Spambots geschützt! Zur Anzeige muss JavaScript eingeschaltet sein!

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Aus der blista

Der blista auf den Fersen: Zwei neue blista-Angebote machen Lust auf mehr

Von Thorsten Büchner

Der Alltag auf dem und um den blistaCampus hält so viele Geschichten, interessante Meldungen und spannende Menschen bereit, dass es kaum ausreicht, diesen Alltag auf der blista-Webseite und dem Magazin "blista-News" einzufangen. Deswegen hat das Team der blista-Öffentlichkeitsarbeit, Cecilia Röhler und Thorsten Büchner, seit Anfang September schon unzählige Posts und Slides bei Instagram eingestellt.

Auf https://instagram.com/blistacampus gibt es mehrmals pro Woche Neuigkeiten aus der und über die blista. Cecilia und Thorsten laden sich regelmäßig Personen aus dem blista-Kosmos ein, die einen kurzen, lebendigen Einblick in ihren Arbeitsalltag geben. Damit das eher bildorientierte Instagram für alle Menschen einen Mehrwert hat, sprechen Cecilia und Thorsten kleine Audio-Schnipsel in den Hörbuchstudios der "Deutschen Blinden-Bibliothek" (DBB) auf, in denen es Zusatzinfos, Originaltöne der Interviewgäste und die obligatorischen Bildbeschreibungen zu hören gibt.

In den ersten Monaten konnten die Follower*innen so beispielsweise einen Blick ins "Zentrum für Barrierefreiheit" werfen, konnten dem Trainer der Blindenfußballer, Manfred Duensing, bei der Saisonanalyse lauschen oder den zweiten Platz der Goalballerinnen bei der Frauen-Meisterschaft feiern. blista-Events wie die Einschulungsveranstaltungen der neuen Schüler*innen, aber auch Besuche von Gästen aus Korea oder Staatssekretärinnen aus hessischen Ministerien finden genauso Platz im neuen Insta-Channel.

"Wir möchten gerne die Vielfalt der blista in all ihren Abteilungen und Aufgaben möglichst charmant und kurzweilig präsentieren", fasst Cecilia Röhler die Philosophie hinter dem Social-Media-Auftritt zusammen. "Alle, die uns folgen, können so - hoffentlich - mit Cecilia und mir die blista und die Menschen, die dahinterstecken, kennenlernen", sagt Thorsten Büchner.

Daher freuen sich beide über fleißiges Folgen. Und wer weiß ... vielleicht gibt es in der Zukunft auch eigene Videobeiträge.

Schon etwas länger ist "blista-leselust - Der DBB-Podcast" am Start. Seit Anfang Mai erscheint der erste blista-Podcast ungefähr alle zwei Wochen. Die beiden Hosts, Andrea Katemann und Thorsten Büchner, werfen darin einen Blick hinter die Kulissen der "Deutschen Blinden-Bibliothek" (DBB) und erfahren beispielsweise, wie ein Punktschriftbuch produziert wird oder wie jeden Freitag in den Hörbuchstudios das Nachrichtenmagazin "DER SPIEGEL" aufgesprochen und produziert wird. In fast jeder Folge sind Gäste aus dem Umfeld der DBB mit von der Partie, die sich über die Schulter schauen lassen. Im Mittelpunkt des Podcasts stehen aber vor allen Dingen persönliche Buchtipps, die allesamt im breit gefächerten Angebot der DBB zum Download zur Verfügung stehen. Die Folgen dauern zwischen 20 und 30 Minuten, je nachdem, wie viele Hörbücher Andrea Katemann und Thorsten Büchner unbedingt empfehlen möchten.

Unter https://katalog.blista.de/podcast sind alle bisher erschienenen Folgen zu finden. Den Podcast gibt es überall, wo es Podcasts gibt.

Bild: Cecilia Röhler und Thorsten Büchner sitzen in einer der Sprecherkabinen, um die Audios für Instagram-Posts aufzunehmen. Beide tragen Kopfhörer, Cecilia Röhler sitzt vor einem Bildschirm und lächelt gut gelaunt in die Kamera. Foto: blista

Bild: Das Logo des DBB-Podcasts "blista leselust" zeigt die drei Buchstaben dbb in Grün. Ihre Bäuche sind mit der Farbe jeweils ausgefüllt und mit einem Startbutton, drei Büchern und einem handlichen Abspielgerät plus Downloadsymbol verziert. Logo: blista

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Erinnerung an Deportationen

blista-Schüler*innen verlasen Namen von Marburger Jüdinnen und Juden

Von Cecilia Röhler

Am Donnerstag, dem 6. September, versammelten sich etwa 75 Menschen auf dem Außengelände der Waggonhalle in Marburg, um an die letzte Deportation von Jüdinnen und Juden aus der Stadt und dem Landkreis Marburg zu erinnern. Die Veranstaltung wurde von der Geschichtswerkstatt Marburg organisiert und markierte den 82. Jahrestag des traurigen Ereignisses. Am 6. September 1942 verließ ein Zug mit dem Ziel Konzentrationslager Theresienstadt die Stadt. Insgesamt wurden während der Zeit des Nationalsozialismus 265 jüdische Bürgerinnen und Bürger aus Marburg deportiert - nach Auschwitz, Treblinka, Theresienstadt und in andere Vernichtungslager. Die meisten von ihnen überlebten die Deportation nicht.

Einen besonders bewegenden Beitrag leisteten Romy Schmidt und Antonin Bau von der blista, die die Namen der am 6. September Deportierten vorlasen. Diese namentliche Erinnerung machte die unfassbare Tragweite der Gräueltaten auf bedrückende Weise greifbar.

Begleitet wurde diese emotionale Gedenkaktion von interreligiösen Gebeten. Der Dekan der Evangelischen Kirche, Dr. Burkhard von Dörnberg, Asmah El-Shabassy von der Islamischen Gemeinde und Thorsten Schmermund von der Jüdischen Gemeinde sprachen Gebete, die die Verbundenheit über Religionsgrenzen hinweg ausdrückten und zeigten, wie wichtig es ist, gemeinsam an die Vergangenheit zu erinnern.

Elisabeth Auernheimer von der Geschichtswerkstatt Marburg warnte in ihrer Rede vor den wachsenden Gefahren durch rechtsextreme Bewegungen und betonte die Notwendigkeit, sich aktiv für Gleichheit und Menschenwürde einzusetzen. Die blista steht dabei als Mitglied im Marburger Netzwerk für Demokratie und gegen Rechtsextremismus fest an der Seite der Zivilgesellschaft. In der Erklärung des Netzwerks heißt es: "Wir stehen gemeinsam ein für unsere Demokratie und für die Rechte aller Menschen. Gemeinsam setzen wir uns für eine offene, vielfältige und solidarische Gesellschaft ein. Dazu bündeln wir unsere demokratische Mehrheit und stellen uns gegen rechtsextreme Hetze und Gewalt und gegen jede Form von Menschenfeindlichkeit. Wir verteidigen die Grundwerte unserer Demokratie und unsere Verfassung." Nur durch gemeinsames Handeln kann die Gesellschaft den Gefahren von Ausgrenzung und Hass entgegenwirken.

Bild: Auf dem Außengelände der Waggonhalle lesen zwei blista-Schüler*innen die Namen der 1942 deportierten Jüdinnen und Juden vor. Im Hintergrund sind Fotos der Deportierten zu sehen, davor Zuhörer*innen auf Stühlen. Foto: blista

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Mini-Verkehrspolizei sorgt für Ordnung auf Marburgs Straßen

Von Cecilia Röhler und Isabella Brawata

Am 26. September stand in Marburg eine besondere Aktion auf dem Plan: Schüler*innen der sechsten Klassen der Carl-Strehl-Schule (CSS) übernahmen für einen Tag die Rolle der Verkehrsüberwacher. Gemeinsam mit der Marburger Verkehrspolizei kontrollierten sie an der Kreuzung Ketzerbach/Wilhelm-Roser-Straße das Fahrverhalten der Autofahrer*innen. Das Besondere: Die Kinder, von denen viele blind oder sehbehindert sind, verteilten für vorbildliches Verhalten grüne Kärtchen und für Verkehrsverstöße gelbe Kärtchen. Die Polizei wies die Fahrzeuge an, anzuhalten, während die Kinder dann die Kärtchen verteilten.

Diese Aktion entstand auf Initiative von Oberkommissar Thorsten Frey, da dieser Bereich in der Innenstadt häufig von der Verkehrspolizei überwacht wird. "Gerade für zu Fuß Gehende ist die Kreuzung eine potenzielle Gefahrenstelle", erklärt Frey. Durch die Beteiligung der blista-Schülerinnen und -Schüler sollte auf die besonderen Gefahren für Menschen mit Sehbehinderungen und Blindheit im Straßenverkehr aufmerksam gemacht werden.

Oberbürgermeister Thomas Spies, der die Aktion begleitete, betonte: "Marburgs Straßen sind für alle da!"

Die Reaktionen der Autofahrenden fielen gemischt aus. Während einige mit einem grünen Kärtchen für ihr vorbildliches Fahrverhalten belohnt wurden und sich sichtlich freuten, mussten andere ein gelbes Kärtchen als Verwarnung entgegennehmen - wegen zu hoher Geschwindigkeit. Doch die Aktion zeigte Wirkung: Von den Kindern auf ihr Fehlverhalten aufmerksam gemacht zu werden, hinterließ bei vielen einen bleibenden Eindruck.

Die Schüler*innen erlebten durch diese Aktion, wie ernst ihre Beobachtungen genommen wurden. Sie nahmen wahr, dass man Dinge zum Besseren verändern kann, wenn man aktiv wird und Verantwortung übernimmt. Die Mini-Verkehrspolizei hat ihre Aufgabe mit Bravour gemeistert und einen wertvollen Beitrag zur Sicherheit auf Marburgs Straßen geleistet.

Bild: Zwei blista-Schülerinnen unterstützen die Geschwindigkeitskontrolle. Foto: blista

Bild: Ein*e Schüler*in hält die "grüne Karte" in der Hand, einen Handzettel des ADAC, mit dem Fahrzeugführer*innen für vorschriftsmäßiges Verhalten gedankt wird. Foto: blista

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Bücher

Hörbuchtipps aus der blista

Von Thorsten Büchner

Hörbücher der DBH

Ottmar Miles-Paul: Zündeln an den Strukturen. Ein Reportage-Roman

epubli, Berlin, 2023. Buch-Nr.: 1624351, Spielzeit: 570 Minuten.

Katrin Grund, eine junge Volontärin der Lokalzeitung, ist aufgrund ihrer Schlaflosigkeit schnell an der Brandstelle. Bei der Brandstiftung wittert sie eine größere Story. Sie hofft, damit endlich in der Redaktion Fuß fassen zu können, und beginnt über das System der Werkstätten für behinderte Menschen zu recherchieren. Dabei lernt sie die Enthinderungsgruppe kennen. Deren Mitglieder setzen sich für Inklusion und den Abbau von Barrieren ein. So entstehen Freundschaften, aber auch Verirrungen und Verwirrungen.

Bettina Musall: Das kann gut werden: Wie der Einstieg in den Ruhestand zum Aufbruch in ein neues Leben wird

Bertelsmann, München, 2023. Buch-Nr.: 1607681, Spielzeit: 622 Minuten.

Die langjährige SPIEGEL-Journalistin Bettina Musall ist Teil der Generation Babyboomer, von der viele schon mit Mitte fünfzig und oft halbfreiwillig in den (Vor-)Ruhestand gehen. Wie sie selbst und ihre Altersgenoss*innen den Ausstieg aus dem geregelten, verlässlich bezahlten und gesellschaftlich angesehenen Berufsalltag erleben, welche Ängste, aber auch welche Hoffnungen sie dabei begleiten, davon erzählt dieses Buch.

Christian Mürner: Erfundene Behinderungen: Bibliothek behinderter Figuren

AG-SPAK-Bücher, Neu-Ulm, 2010. Buch-Nr.: 684011, Spielzeit: 292 Minuten.

Die Sammlung von 50 biografischen Studien zu literarischen Figuren mit Behinderungen, die von unterschiedlichen Autor*innen erschaffen wurden, ermöglicht neue Perspektiven auf unsere Literatur. Die fiktiven Figuren werden in alphabetischer Reihenfolge - von Edward Allison (Autor: Alfred Döblin) bis Zitha (Autorin: Christine Lavant) - präsentiert. Bibliografische Angaben sowie eine knappe Vorstellung der jeweiligen Schriftsteller*innen ergänzen die fiktiven Lebensläufe der Protagonist*innen.

Anthony Doerr: Alles Licht, das wir nicht sehen

H. Beck, München, 2014. Buch-Nr.: 760741, Spielzeit: 1055 Minuten.

Saint-Malo 1944: Die 16-jährige blinde Marie-Laure schließt sich der Résistance an, für die ihr Onkel einen Radiosender betreibt. Diesen will die deutsche Wehrmacht aufspüren und schickt den 18-jährigen Techniker Werner in die bretonische Küstenstadt. Eine schicksalhafte Begegnung bahnt sich an ... Ein grandioser Roman, Prädikat "sehr empfehlenswert"!

Sophie von Stockhausen: Mit einem lachenden Auge: Wie eine unheilbare Krankheit das Leben verändert

Books on Demand, Norderstedt, 2023. Buch-Nr.: 1613661, Spielzeit: 373 Minuten.

Als bei Sophie von Stockhausen mit Anfang dreißig eine unheilbare Augenerkrankung diagnostiziert wird, die zur Erblindung führt, begibt sie sich auf eine emotionale Achterbahnfahrt. Vergeblich bemüht sie sich, die "Netzhautdystrophie" zu ignorieren, ja sogar zu leugnen, was angesichts des unaufhaltsamen Krankheitsverlaufs scheitern muss. Es wird langsam dunkel. Begleitet von Zuständen lähmender Angst, kräftezehrender Wut und Verzweiflung versucht sie, einen Umgang mit dem Unausweichlichen zu finden.

Ihr Kontakt zur DBH

Deutsche Blindenstudienanstalt e.V.
blistaCampus
Am Schlag 2-12
35037 Marburg.
Tel.: 06421 6060
E-Mail: Diese E-Mail-Adresse ist vor Spambots geschützt! Zur Anzeige muss JavaScript eingeschaltet sein!
sowie über unsere kostenlose Leselust-App
und unseren barrierefreien Online-Katalog unter
https://katalog.blista.de

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Aus der Braille-Druckerei: Es weihnachtet schon wieder!

Von Wencke Lutz-Gemril und Jochen Schäfer

Wieder ist ein Jahr vergangen, in dem so viel passiert ist. Man merkt's schon am Namen der Autorin. Vom Co-Autor und allen Lesenden herzlichen Glückwunsch, liebe Wencke, zur Hochzeit, und viele gemeinsame Jahrzehnte mit deinem Mann und deiner großen Familie wünschen wir Dir!

Jetzt steht Weihnachten vor der Tür und wir haben wieder ein prallvolles Programm an Neuerscheinungen, die vielleicht bald unterm Weihnachtsbaum liegen werden und auf neugierige Kinder und Jugendliche warten.

Margit Auer: Die Schule der magischen Tiere, Bd. 15: Vierundzwanzig

Carlsen, Hamburg, 2024. 3 Bände in reformierter Kurz- und Vollschrift, Bestell-Nr. 6383.

Es gibt Neuigkeiten von den "magischen Tieren"! Dazu eine kleine Geschichte vom Co-Autor: Im September meldete sich Miss Cornfield mal wieder. Es war mir eine Ehre, dass sie in der Bibliothek angerufen hat, aber wir kannten uns ja schon etwas. "Ich wollte nur Bescheid sagen, dass es ein neues Abenteuer von den magischen Tieren gibt, und fragen, ob Sie es wieder übertragen wollen?" Natürlich stimmte ich sofort zu, und auch Wencke war total begeistert. Daraufhin fragten wir unseren Abteilungsleiter. "Na klar!", sagte der nur, und dann wurde es zur Übertragung angemeldet und gleich im Oktober korrigiert. Ja, so schnell geht das bei uns, damit Ihr möglichst spannende, aktuelle Literatur zu lesen bekommt.

In Band 15 ist Miss Cornfields Klasse ganz aufgeregt: Nur noch vierundzwanzig Tage bis Weihnachten! In der Klasse wird gewichtelt. "Cool, Baby!", findet nicht nur die magische Ratte Cooper. Alle Kinder basteln, grübeln und tuscheln mit ihren magischen Tieren. Auch Miss Cornfield soll ein Geschenk bekommen, aber psst! - das wird die größte Überraschung. Ihr könnt also gespannt sein, was sie bekommt.

Charlotte Habersack: Bitte nicht öffnen

Carlsen, Hamburg, 2020-21.

In dieser Serie geht es um Nemo und seine Freunde in der Kleinstadt Boring (siehe horus 1/2024). Nun gibt es zwei neue Bände. Jeder beginnt mit der Lieferung eines Päckchens.

Was ist diesmal drin? Wow! Ein Einhorn namens Magic. Es gibt ganz eigenartige Geräusche von sich - und das Beste: Es kann Wünsche erfüllen! Nemo, Oda und Fred können ihr Glück kaum fassen. Jetzt können sie all ihre Träume wahr werden lassen! Und die der Boringer Bürger. Und das ist doch super - oder etwa nicht?  

Ein anderes Päckchen beschert Nemo und seinen Freunden einen rostigen Roboter, der ganz abgehackt spricht. Plötzlich sind alle "völlig schwerelos", sie schweben. Ja, da muss man sich schon ordentlich "beschweren" - aber nicht motzen, sondern schwere Dinge mit sich herumtragen, um die Schwerkraft wieder zu aktivieren. Dazu wird auch noch der Boringer Spielwarenhändler entführt. Wie wird das nur ausgehen für Nemo, seine Freunde und die Boringer Bürger?

Bd. 5: Magic (Bestell-Nr. 6306) und Bd. 6: Rostig (Nr. 6308). Jeweils 2 Bände in reformierter Kurz- bzw. 3 in Vollschrift. Es werden noch weitere folgen, Ihr dürft Euch also schon aufs nächste Jahr freuen.

Susin Nielsen: Optimisten sterben früher

Urachhaus, Stuttgart, 2021. 4 Bände in reformierter Kurz-, 5 in Vollschrift, Bestell-nr. 6249.

Nanu, wie kommt denn das? Heißt es doch üblicherweise "Optimisten leben länger". Aber bei den Jugendlichen in diesem Buch ist alles ganz anders. Alle sagen Petula, dass sie keine Schuld am Tod ihrer kleinen Schwester hat. Aber so einfach ist das nicht. Petula ist überzeugt, dass das Schicksal ein mieser Verräter ist und hinter jeder Ecke mit einer bösen Überraschung auf sie lauert. Als sie Jacob kennenlernt, kann Petula ihre maßlosen Ängste Schritt für Schritt hinter sich lassen. Bis zu dem Tag, als sie erfährt, dass Jacob nicht der ist, für den sie ihn gehalten hat. Susin Nielsen erzählt die Geschichte einer Handvoll Jugendlicher, die alle Schweres durchgemacht haben und sich, jeder auf seine Weise, schuldig fühlen. Dabei gelingt es ihr, ein ernstes Thema mit großartigem Humor zu vereinen.

Dieser Jugendroman wurde auch in der DBH als DAISY-Buch produziert (Nr. 1555741).

Bestelladresse

Deutsche Blindenstudienanstalt e.V.
blistaCampus
Am Schlag 2-12
35037 Marburg
Tel.: 06421 606-0
E-Mail: Diese E-Mail-Adresse ist vor Spambots geschützt! Zur Anzeige muss JavaScript eingeschaltet sein!
oder über unseren barrierefreien Online-Katalog
https://katalog.blista.de
bzw. die populäre App "Leselust".

Wenn Sie Vorschläge oder Wünsche für Neuübertragungen von Büchern in Punktschrift haben, dann mailen Sie uns, wir freuen uns auf Ihre/Eure Anregungen.

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Monokular-Schulung
Teil 2: Lernen, Lehren, Lesen und der Fernrohr-Fuchs

Von Ulrich Zeun

Monokular-Schulung - eine Handreichung zum Einsatz von Monokularen als Hilfsmittel für sehbehinderte Menschen

Zum Vermitteln und Lernen der notwendigen Handhabungstechniken ist 2023 vom Verfasser das Buch "Monokular-Schulung - eine Handreichung zum Einsatz von Monokularen als Hilfsmittel für sehbehinderte Menschen" (Deutsch, parallel mit englischem Text) erschienen. Hier werden die in Teil 1 des Beitrags (siehe horus 3/2024) genannten Voraussetzungen und Techniken detailliert erläutert und mit zahlreichen Übungsbeispielen sowie Bildern illustriert. Es gibt Checklisten zur Anamnese und ersten Monokular-Erprobung vor bzw. für die Auswahl und den Kauf, für die Schulungsplanung und Durchführung zu den einzelnen Teillernschritten (Abhakliste zu geplanten notwendigen und dann trainierten Handhabungstechniken).
Eine grundlegende Einführung in den Aufbau und Teile eines Monokulars wird zu Anfang gegeben, und Interessierte können in einem späteren ausführlichen Kapitel technische und optische Aspekte, wie Bedeutung der Werteangaben, Sehfeld, Vergütung, Fokussierungsvarianten usw. bei Monokularen studieren.

Das Übungsmaterial steht als Kopiervorlage im Anhang sowie zum Ausdruck oder individuellen Anpassen auf der beiliegenden USB-Flashcard zur Verfügung. Auf dem Datenträger sind auch Animationen und Filme, die bei der Schulung genutzt werden können. Für die Lernenden gibt es ein Diplom-Heft mit Abschlussdiplomurkunde, das beim eigenen Training oder mit dem Lehrenden zum Abhaken gekonnter Techniken dienen kann und so die Lernmotivation steigert. Dazu gibt es ausdruckbare Buttons und Belobigungs-Sticker. Dieses Material begleiten themen- und kindgerechte Zeichnungen eines "Maskottchens", des Fernrohr-Fuchses. Eine Stoffhandpuppe eines Fuchses, wie im Handel erhältlich, kann als erzählender und lehrender Sprecher in den Trainingseinheiten eingesetzt werden.

Ferner gibt es auf dem Datenträger umgedichtete Texte bekannter Kinderlieder und Popsongs sowie (Vor)Lesegeschichten (s. u.), die der Motivation und Begleitung der Schulungseinheiten insbesondere bei jüngeren Lernenden dienen können.

Bibliographische Angaben

Ulrich Zeun: Monokular-Schulung - eine Handreichung zum Einsatz von Monokularen als Hilfsmittel für sehbehinderte Menschen (DE - EN); 194 S., A4 Spiralbindung, 12 Pt.-Druck, inkl. USB-Stick barrierefreie PDFs mit Bildbeschreibungen, Übungsmaterial, Animationen, Filmen, Liedertexten, Begleit-Geschichten, edition bentheim; Würzburg, 2023, ISBN 978-3-948837-15-0, 34,90 €
https://www.edition-bentheim.de/de/unser-sortiment/c/!/19/neuerscheinungen-halbjahr/#monokular-schulung

Monokular Mac, Rabbit & Blixten und Thomas und der Fall des geheimnisvoll verschwundenen Hundes

Die kindgerechten Bilder- und Anguckbücher "Rabbit & Blixten" handeln von einer Kaninchenfamilie und einem Adler, der zunächst eine Gefahr ist, dem aber von Rabbit & Blixten geholfen und der so zum Freund wird. Die Geschichte war Begleitmaterial zum Sehhilfen-Training aus dem schwedischen Projekt "Sieh-Mehr" des bekannten Low Vision Experten Krister Inde. Auf dem Datenträger des Monokular-Schulung-Buchs liegen sie zum ersten Mal ins Deutsche und Englische vom Verfasser übersetzt digital vor.

Weitere vom Verfasser übersetzte Geschichten, wie "Monokular Mac" (Original von A. Corn, 1977) über einen Jungen und sein Monokular sowie "Thomas und der Fall des geheimnisvoll verschwundenen Hundes", der seine Hilfsmittel zum Suchen seines Hundes einsetzt (2019, online), sind kostenlos beziehbar (s. u.).

Bibliographische Angaben

Monokular Mac (Original: Anne Corn "Monocular Mac", 1977, Übersetzung v. U. Zeun), 20 Pt.-Druck, 2021, Eigenverlag, gegen Portokosten beim BFS-NRW e.V. bestellbar: Diese E-Mail-Adresse ist vor Spambots geschützt! Zur Anzeige muss JavaScript eingeschaltet sein!, www.sehbehinderung.de/index.php?menuid=60

Scott Baltisberger and Chrissy Cowan: Thomas und der Fall des geheimnisvoll verschwundenen Hundes (Übersetzung: U. Zeun; Original in Englisch, Spanisch); Hrsg.: TSBVI, 2019, 46 S.; Download: https://www.tsbvi.edu/statewide-resources/curriculum-publications/free-publications

Die Fernrohr-Fuchs-Geschichten

Zur Begleitung und Unterstützung einer Monokular-Schulung, aber auch so allein zum Lesen, Vorlesen und Angucken für Kinder und Erwachsene ist Anfang 2024 ebenfalls von Ulrich Zeun das Buch "Die Fernrohr-Fuchs-Geschichten" erschienen. Hier werden die Erlebnisse des kleinen Fuchs erzählt: wie er sein Monokular bekommt und zum Fernrohr-Fuchs wird, was er in seinem Zimmer und draußen im Wald damit sieht und in der Stadt beim Optiker oder am Kiosk erlebt, wie er das Monokular als Lupe einsetzt, was er und seine Freunde, z. B. der Lupen-Luchs, der Lesegerät-Dachs, der E-Lupen-Elch, auf einer Versammlung beschließen und wie die Polar-Füchsin ins Spiel kommt.

Dies sind 13 Geschichten plus 8 andere Geschichten, die im Text vorkommende Dinge erklären und die vermitteln, was und wie man mit einem Monokular etwas sehen oder entdecken kann. Die Illustrationen wurden von Luisa Erpenbeck gezeichnet. Der Anhang bietet didaktische Anmerkungen mit Hinweisen auf die in den Geschichten verwendeten Techniken, so dass bei einer Schulung gezielt auf bestimmte Stellen zurückgegriffen werden kann. Das beiliegende großformatige Wimmelbild-Poster für die Wand kann darüber hinaus für Monokular-Übungen zu den Such- und Finde-Techniken eingesetzt werden.

Bibliographische Angaben

Ulrich Zeun: Die Fernrohr-Fuchs-Geschichten (mit Wimmelbild-Poster), Illustrationen v. Luisa Erpenbeck; 2024, 96 S., kartoniert, 17 Pt.-Druck; edition bentheim; Würzburg, 2024, ISBN 978-3-948837-25-9, 29,90 €
https://www.edition-bentheim.de/de/start/#die-fernrohr-fuchs-geschichten

Weiterführende Infos

Weitere Infos, Material, Tipps und Tricks, aktuelle Modelle und Adressen von Herstellern und Vertreibern finden Sie auf der Webseite des Verfassers: www.monocular.info

Danksagung: Für die Druckkostenunterstützung der aufgeführten Bücher danke ich dem BFS-NRW e.V., der Claere-Jung-Stiftung (Monokular-Schulung), der IRIS-Stiftung Schleswig (Monokular Mac), der P. u. Ch. Kniese Stiftung sowie dem Bundesverband der Reha-Lehrer:innen (Illustrationen, Wimmelbild-Poster der Fernrohr-Fuchs-Geschichten)

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Linktipp

"Die Frauen in meinen Romanen sind recht komplizierte Wesen": Andreas Pflüger im DVBS-Podcast

Wer das Genre des literarischen Thrillers liebt, der wird vielleicht schon von Andreas Pflüger gehört haben, der für seine rasanten Darstellungen aus dem Geheimdienstmilieu viel Lob geerntet hat. Für blinde Menschen ist dabei besonders bemerkenswert, dass er für eine Trilogie eine blinde Ermittlerin, Jenny Aaron, erfunden hat.

Nun ist der Autor auch im Gespräch mit Uwe Boysen in einem zweiteiligen DVBS-Podcast zu hören. Im ersten Teil geht es vor allem um Pflügers Lebenslauf und wie er zum Schreiben kam. Im zweiten Teil beschreibt Andreas Pflüger, was ihn an der Figur der blinden Polizistin fasziniert hat, wie er glaubt, mit seinen Romanen auch Aufklärung für die Lebenswelt blinder Menschen zu leisten, wie schwierig eine Verfilmung sein dürfte und wie sehr er sich für die Blindenschrift einsetzt.

Hören Sie selbst! Die beiden Podcast-Folgen vom 29.08. und 22.09.2024 finden Sie unter https://podcast.dvbs-online.de/. Die Bücher zu Jenny Aaron sind unter den Titeln "Endgültig", "Niemals" und "Geblendet" in den Blindenhörbüchereien ausleihbar.

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Panorama

"Bei Anruf Kultur": Erste Fußballmuseen im Programm

Mit dem FC St. Pauli-Museum und dem HSV-Museum haben sich im Juli dieses Jahres nun auch die ersten Museen von Bundesliga-Clubs dem Angebot "Bei Anruf Kultur" angeschlossen, um Menschen unabhängig von einer Behinderung, dem Wohnort oder der Mobilität einen Zugang zu ihren Ausstellungen zu ermöglichen. Durch ihre Teilnahme öffnen sich die beiden Museen für Fußballkultur neuen Zielgruppen.

Bereits zwei Mal führte 2024 Kulturvermittler Peter Böhmer telefonisch unter dem Motto "KIEZBEBEN - Wie wurde der FC St. Pauli, was er heute ist?" durch die Dauerausstellung, zu der eine Teilrekonstruktion der alten Gegengerade des Millerntor-Stadions in Originalgröße gehört, und beschrieb die visuellen Inhalte und Erfahrungen. Mit dem HSV-Museum beteiligt sich auch der zweite Hamburger Bundesligist an "Bei Anruf Kultur", der regelmäßig Führungen am Telefon anbieten wird. Die Termine beider Museen für 2025 werden derzeit abgestimmt.

Für "Bei Anruf Kultur" laden bundesweit viele weitere spannende Museen von Bremerhaven bis München und von Trier bis Chemnitz in ihre Ausstellungen ein. Nach einer Anmeldung erhalten Interessierte die telefonischen Zugangsdaten und können sich am Veranstaltungstag bequem von zu Hause für eine rund einstündige kostenlose Führung einwählen. Noch können geschlossene Gruppen keine eigenen Telefonführungen buchen, aber auch dieses Angebot ist für die Zukunft geplant.

Anmeldungen

Online unter www.beianrufkultur.de
E-Mail: buchung@beianrufkultur
Tel.: 040 209404-36

Programmabruf: Tel. 040 209404-69
https://www.beianrufkultur.de/programm

Leben mit Demenz: BAGSO ermutigt zum offenen Umgang und zu Solidarität

Für die Inklusion und Teilhabe von Menschen mit Demenz in unserer Gesellschaft setzt sich die Bundesarbeitsgemeinschaft der Seniorenorganisationen (BAGSO) ein.

"Menschen mit Demenz zeigen uns, dass wir alle verletzlich sind. Eine Demenzerkrankung kann mit fortschreitendem Alter potenziell bei jedem Menschen auftreten. Deshalb geht es auch um die Frage, in welcher Gesellschaft wir leben möchten, wenn wir selbst von Demenz betroffen sind", so Prof. Dr. Andreas Kruse, Gerontologe und Vorstandsmitglied der BAGSO.

In Deutschland leben rund 1,8 Millionen Menschen mit einer Demenz. Ihre Zahl wird bis 2050 auf voraussichtlich rund 2,8 Millionen steigen. Damit ihnen und ihren Angehörigen offen und vorurteilsfrei begegnet wird, fordert die BAGSO eine breite Aufklärung und Sensibilisierung der Gesellschaft. "Menschen mit Demenz verfügen nach wie vor über Fertigkeiten und Ressourcen", so Kruse. "Viele haben Freude an Beziehungen, an Kommunikation und gemeinsamen Aktivitäten. Gefühle, Empfindungen und in Teilen auch alltagspraktische Fertigkeiten bleiben über lange Zeit erhalten. Diese Kompetenzen und Stärken müssen wir erkennen und fördern."

Für Betroffene sind z. B. eine ganzheitliche Begleitung, professionelle medizinische und pflegerische Versorgung ebenso wie teilhabeorientierte und soziale Unterstützung nötig. Sorgende Gemeinschaften und kommunale Demenznetzwerke können einen wichtigen Beitrag leisten, um Personen mit Demenz und ihren Angehörigen ein soziales Leben zu ermöglichen, Stigmatisierungen abzubauen und Demenz zu enttabuisieren.

Gefördert werden diese Ziele durch die Netzwerkstelle "Lokale Allianzen für Menschen mit Demenz". Die bundesweite Anlaufstelle wurde vom Bundesministerium für Familie, Senioren, Frauen und Jugend (BMFSFJ) bei der BAGSO eingerichtet und unterstützt den Auf- und Ausbau lokaler Demenznetzwerke, fördert den Erfahrungsaustausch, erleichtert die Suche nach lokalen Ansprechpartner*innen und entwickelt bei Bedarf neue Angebote, damit das Leben mit Demenz leichter wird.

Weitere Informationen sowie einen Newsletter gibt es auf: https://www.netzwerkstelle-demenz.de/

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Beweg dein Leben - Sport für alle Menschen mit Seheinschränkung

Fußball und Tennis spielen mit Seheinschränkung? Bogenschießen, schwimmen, inlineskaten oder fechten trotz fehlender Sehkraft? Das geht und hilft Betroffenen, körperlich fit zu werden oder zu bleiben. Außerdem trägt Sport zur mentalen Gesundheit und Teilhabe am sozialen Leben bei. Sehbeeinträchtigten und blinden Menschen rät die Patientenselbsthilfeorganisation PRO RETINA, sich den zu ihnen passenden Sport zu suchen. Unterstützung dabei gibt die neue Broschüre mit dem Titel "Beweg dein Leben".

"Menschen reagieren oft erstaunt, wenn sie hören, dass seheingeschränkte Menschen wandern, joggen oder inlineskaten", weiß Anne Kinski, Leiterin des Arbeitskreises Sport von PRO RETINA, aus eigener Erfahrung. Kinski betont, dass es im Gegenteil für seheingeschränkte Menschen besonders wichtig ist, sich fit zu halten, um keine Erkrankungen aufgrund von Bewegungsmangel zu riskieren. Denn bei vielen Betroffenen wächst mit dem Nachlassen der Sehkraft die Unsicherheit, sich zu bewegen. Durch den Bewegungsmangel steigt das Risiko für Herz-Kreislauf-Erkrankungen und Übergewicht. Sport hält nicht nur körperlich fit, sondern wirkt sich auch positiv auf die Psyche aus. Vor allem, wenn es sich um Sport handelt, den man gemeinschaftlich ausübt.

Diese Teilhabe jedoch wird Menschen mit Seheinschränkung noch oft schwer gemacht. Daher appelliert PRO RETINA Deutschland e. V. an Sportvereine, sich der Inklusion zu öffnen.

Für die Broschüre hat der Arbeitskreis Sport eine beeindruckende Anzahl von über 30 Sportarten zusammengetragen, die auch Menschen mit Seheinschränkung oder Blindheit ausüben können. Jede Sportart wird vorgestellt und erklärt sowie durch Links zu weiterführenden Informationen ergänzt.

Die Broschüre "Beweg dein Leben" steht zum Download bereit unter https://www.pro-retina.de/infomaterial

Wer noch unschlüssig ist, welche Sportart zu ihm passt, kann sich an den Arbeitskreis Sport wenden: Diese E-Mail-Adresse ist vor Spambots geschützt! Zur Anzeige muss JavaScript eingeschaltet sein!.

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Sehbehindertensport: Dr. Bettina von Livonius ist neue nationale Chef-Klassifiziererin

Sport und Medizin arbeiten häufig mit festgelegten Kategorien. So müssen sich blinde und sehbehinderte Athletinnen und Athleten, die an nationalen oder internationalen Wettkämpfen teilnehmen möchten, klassifizieren lassen - und zwar nach ihrem Sehvermögen. Ziel ist, Transparenz und Fairness im Behindertensport und damit gute Wettbewerbsbedingungen zu schaffen.

Für die Einteilung in die Startklassen B1 (vollblind) bis B3 (sehbehindert) beruft der Deutsche Behindertensportverband (DBS) geeignete Ophthalmolog*innen. Diese Ärzt*innen engagieren sich ehrenamtlich, um Menschen mit Sehbehinderung die Verwirklichung ihrer sportlichen Ziele zu ermöglichen. Seit Februar 2024 leitet Dr. Bettina von Livonius, Oberärztin der Augenklinik der LMU München, das Fachärzteteam. Auf internationaler Ebene fungiert weiterhin Dr. Ludwig Krabbe als mehrfach ausgezeichneter Chef-Klassifizierer.

Richtlinien und Kontaktadressen für die Klassifizierung im Sehbehindertensport gibt es auf https://www.dbs-npc.de/leistungssport-klassifizierung-sehbehinderung.html

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BLAutor KIDS: Schreibzirkel für Schülerinnen und Schüler

Manche schreiben Gedichte, manche Märchen, Kurzgeschichten oder sogar ganze Romane: Mitglieder des literarischen Arbeitskreises sehbehinderter und blinder Autorinnen und Autoren (BLAutor) haben Freude am Schreiben und beschäftigen sich mit verschiedenen literarischen Formaten. Einige sind mit ihren Büchern seit Jahren auf dem Buchmarkt vertreten. Jedes Mitglied kann auf der Website www.blautor.de unter der Rubrik "Vita und Werke" eigene Texte vorstellen. Zudem gibt es regelmäßig eine Hörzeitung mit neuesten Texten, eine Schreibwerkstatt oder Lesungen und andere Veranstaltungen. Es sind rund 70 erwachsene Mitglieder, die bei BLAutor Raum für ihre Kreativität gefunden haben und sich austauschen.

Die vielseitigen, kreativen Möglichkeiten des Arbeitskreises möchte BLAutor auch sehbehinderten und blinden Schülerinnen und Schülern zwischen zehn und siebzehn Jahren anbieten. Sie können Mitglied bei den BLAutor Kids werden. Wer dazustoßen will, ist herzlich willkommen und wird gerne unterstützt.

Kontakt

Dieter Kleffner
Telefon: 02324 41928
E-Mail: Diese E-Mail-Adresse ist vor Spambots geschützt! Zur Anzeige muss JavaScript eingeschaltet sein!,
Web: https://www.blautor.de/

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Impressum horus 4/2024

Jg. 86 der Schwarzschriftausgabe
Jg. 98 der Brailleausgabe

Herausgeber:

Deutscher Verein der Blinden und Sehbehinderten in Studium und Beruf e.V. (DVBS) und Deutsche Blindenstudienanstalt e.V. (blista)

ISSN 0724-7389

V. i. S. d. P.:

Andrea Katemann (DVBS) und Thorsten Büchner (blista).

Verlag:

DVBS, Frauenbergstr. 8, 35039 Marburg, Tel.: 06421 94888-0, E-Mail: Diese E-Mail-Adresse ist vor Spambots geschützt! Zur Anzeige muss JavaScript eingeschaltet sein!, Web: https://dvbs-online.de

Redaktion:

Für den DVBS: Peter Beck, Leonore Dreves und Andrea Katemann. Für die blista: Isabella Brawata, Thorsten Büchner und Amélie Schneider

Koordination:

DVBS, Sabine Hahn.

Brailledruck:

Deutsche Blindenstudienanstalt e. V.

Digitalisierung und Audio:

DVBS.

Print:

Druckerei Schröder, Lindauer & Wolny GbR.

horus erscheint vierteljährlich in Braille, Print und digital (mit DAISY-Hörfassung, HTML sowie Braille-, RTF-, Word- und PDF-Dateien).

Jahresbezugspreis 2025:

42 Euro (Versandkosten Inland inklusiv). Die Kündigungsfrist beträgt vier Wochen. Für Mitglieder des DVBS ist der Bezug im Jahresbeitrag enthalten.

Bankkonto des DVBS:

Sparkasse Marburg-Biedenkopf
IBAN: DE42 5335 0000 0000 0002 80
BIC: HELADEF1MAR

Beiträge und Bildmaterial schicken Sie bitte ausschließlich an den DVBS, Redaktion. Bitte geben Sie an, falls Ihr Beitrag bereits in anderen Zeitschriften veröffentlicht wurde oder für eine Veröffentlichung vorgesehen ist. Nachdruck - auch auszugsweise - nur mit Genehmigung der Redaktion.

Vorschau horus 1/2025

Schwerpunkt: Noch 200 Jahre Brailleschrift?

Erscheinungstermin: 03.03.2025

Anzeigenschluss: 24.01.2025

Redaktionsschluss: 20.12.2024

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Anzeigen

Fließtextanzeigen

(priv.) Gebrauchtes BlindShell 2-Handy günstig abzugeben. Tel.: 09561 50759

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(priv.) Ich habe einen höhenverstellbaren Schwenkarm für einen externen Bildschirm kostenfrei abzugeben. Dörte Severin. H.: 0170 4040524

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(gew) IPD: Professionelle Betreuung am Arbeitsplatz und Zuhause

Seit 29 Jahren ist IPD als Hilfsmittelanbieter tätig und bietet Ihnen:

  • Hilfsmittel zahlreicher renommierter internationaler Hersteller,
  • Individuelle Lösungen für Braille-Arbeitsplätze, für Arbeitsplätze mit vergrößernden Sehhilfen und Software sowie für Mischarbeitsplätze
  • Individuelle Anpassungen von JAWS für spezielle Anwendungen wie Telefonanlagen, Branchenlösungen und vieles mehr
  • Auf Ihren Bedarf abgestimmte Trainings

Die Envision Glasses Pro ist jetzt als Hilfsmittel anerkannt und kann auch über die Krankenkasse versorgt werden! Einen unabhängigen Test als Podcast finden Sie auf www.sightviews.de

Sprechen Sie mit uns, wenn Sie auf eine qualifizierte Beratung und Betreuung rund um Hilfsmittel für Sehgeschädigte Wert legen.

Ihre IPD
Tel.: 0511 9363090
E-Mail: Diese E-Mail-Adresse ist vor Spambots geschützt! Zur Anzeige muss JavaScript eingeschaltet sein!
Web: www.ipd.gmbh

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(gew) Reisen mit anders-sehn in 2025

Neue spannende Reisen von anders-sehn für blinde oder sehbehinderte Menschen-mit Assistenz-Service! Z.B. Genußhauptstadt Graz, Geschichtsträchtiges Halberstadt, Geheimnisvolles Ostfriesland.

Das komplette Angebote finden Sie im kostenlosen Katalog - jetzt bestellen als Hör-CD oder in Schwarzschrift!

Tel.: 04721 699 8567
E-Mail: Diese E-Mail-Adresse ist vor Spambots geschützt! Zur Anzeige muss JavaScript eingeschaltet sein!
Web: www.anders-sehn.de

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Grafisch gestaltete Anzeigen

Blinden- und Sehbehindertenverband Sachsen e. V. (BSVS)

Landeshilfsmittelzentrum

Kompetenz und Beratung inklusive!

  • Text- und Grafikservice
  • Erstellung von Hörbüchern
  • Mobile, persönliche und telefonische Beratung
  • Alltagshilfsmittel- und Low-Vision-Beratung
  • Peerberatung - Betroffene beraten Betroffene
  • Telefonfachvorträge, Telefonkonferenzen
  • Vorstellen von Alltags- und Freizeitangeboten
  • Anamnese - aktuelle Hilfsmittelnutzung
  • Kontaktaufnahme soziale Dienste, Ämter
  • Unterstützung bei Antragstellungen
  • Einreichung Verordnungen bei Kostenträgern
  • Versand von Alltagshilfsmitteln

Blinden- und Sehbehindertenverband Sachsen e. V. - Landeshilfsmittelzentrum
Louis-Braille-Str. 6
01099 Dresden
Tel.: 0351 80 90 624
E-Mail: Diese E-Mail-Adresse ist vor Spambots geschützt! Zur Anzeige muss JavaScript eingeschaltet sein!
Web: www.landeshilfsmittelzentrum.de
Onlineshop: www.lhz-dresden.de

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blista

Schnuppern macht Spaß!

Reinschauen in eine Schule mit einem einmaligen Profil, kleinen Klassen, ganzheitlicher Förderung und tollen Sport- und Freizeitmöglichkeiten. Auch alle Quereinsteiger*innen sind herzlich willkommen!

Schnuppertage jeweils samstags von 10 Uhr bis 15 Uhr: 18.01.2025, 22.03.2025, 24.05.2025 (www.blista.de/schnuppertage). Hier erwartet dich eine breite Auswahl an Schul- und Berufsabschlüssen: Allgemeines Gymnasium, Berufliches Gymnasium (Wirtschaft), Fachoberschulen für Gesundheit und Sozialwesen (nähere Infos unter: www.blista.de/css).

PROStart für alle, die sich beruflich orientieren möchten: 27. bis 31.01.25, mehr Termine: www.blista.de/ausbildungen-und-umschulungen#H

Am blista-Zentrum für berufliche Bildung stehen dir 6 Ausbildungen und Umschulungen zur Wahl. Sie schaffen ein gutes Fundament für die Zukunft.

Bei der blista bist du richtig!

Deutsche Blindenstudienanstalt e. V. (blista)
blistaCampus
Am Schlag 2-12
35037 Marburg
Diese E-Mail-Adresse ist vor Spambots geschützt! Zur Anzeige muss JavaScript eingeschaltet sein!, Tel.: 06421 606-339
Diese E-Mail-Adresse ist vor Spambots geschützt! Zur Anzeige muss JavaScript eingeschaltet sein!, Tel.: 06421 606-541

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Deutscher Hilfsmittelvertrieb gem. GmbH (DHV)

Hilfsmittel für Blinde und Sehbehinderte

Der Deutsche Hilfsmittelvertrieb gem. GmbH (DHV) bietet Ihnen Hilfsmittel für hochtradig sehbehinderte und blinde Menschen aller Altersgruppen. Ob für Haushalt, Beruf oder Hobby - unsere Produkte und Dienstleistungen sollen den Alltag erleichtern und Ihnen ein weitgehend selbstständiges Leben ermöglichen.

Gerne sind wir Ihnen bei der Beantragung geeigneter Hilfsmittel über diverse Kostenträger, wie z.B. gesetzliche Krankenkassen behilflich. Sie können unseren gesamten Hilfsmittelkatalog als Druckvariante und auf Hör-CD erhalten, oder besuchen Sie uns im Internet.

Nehmen Sie gerne Kontakt mit uns auf!

Deutscher Hilfsmittelvertrieb gem. GmbH
Bleekstraße 26
30559 Hannover
Telefon: 0511 95465-0
Fax: 0511 95465-37
E-Mail: Diese E-Mail-Adresse ist vor Spambots geschützt! Zur Anzeige muss JavaScript eingeschaltet sein!
Internet: www.deutscherhilfsmittelvertrieb.de

Abbildung: 4 Produktkategorien aus dem Angebot: Smartphones, gefalteter Langstock, Anstecker, Uhr.

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Dräger Lienert GmbH & Co. KG

DIN 91379 - String.Latin+ - Die Zukunft der Zeichenverarbeitung

Ab dem 1. November 2024 tritt verbindlich für alle Behörden die DIN 91379 in Kraft, die Sonderzeichen in Namen und Dokumenten definiert. IT-Systeme müssen etwa 930 Zeichen, darunter griechische, kyrillische und diakritische, verarbeiten können. Dies stellt insbesondere für spezialisierte Arbeitsplätze wie Blindenarbeitsplätze eine Herausforderung dar.

Mit String.Latin+, der Tastaturerweiterung von DL EasyTask, wird die Eingabe der Sonderzeichen der DIN 91379 einfach und barrierefrei. Entdecken Sie jetzt, wie unsere Lösung Arbeitsplätze für alle zugänglicher macht. Melden Sie sich gerne für weitere Informationen.

Draeger Lienert GmbH & Co. KG
E-Mail: Diese E-Mail-Adresse ist vor Spambots geschützt! Zur Anzeige muss JavaScript eingeschaltet sein!
Tel: +49 (0) 6421 952 400
Internet: www.dlinfo.de

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horus

Eine Lektüre mit Gewinn...

Durch ein Abonnement der Fachzeitschrift "horus" erfahren Sie,

  • wie blinde und sehbehinderte Menschen Beruf und Alltag bewältigen und ihre Träume legen,
  • was schulische und berufliche Bildung blinden und sehbehinderten Kindern und Jugendlichen bietet,
  • wofür sich die Blinden- und Sehbehindertenselbsthilfe aktuell engagiert.

In Print, Braille oder digital erhältlich bei:

DVBS
Frauenbergstraße 8
35039 Marburg
E-Mail: Diese E-Mail-Adresse ist vor Spambots geschützt! Zur Anzeige muss JavaScript eingeschaltet sein!
Tel.: 06421 94888-0

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Nikolauspflege

Den Menschen sehen. Jetzt Termin zur persönlichen Beratung vereinbaren.

Fit für den Beruf durch Schule, Ausbildung und Berufliche Reha!

Gemeinsam entwickeln wir Perspektiven und begleiten blinde und sehbehinderrte Jugendliche und Erwachsene in Stuttgart sowie regional und wohnortnah.

Ihre berufliche und gesellschaftliche Teilhabe ist unser Anliegen: An der inklusiven Tilly-Lahnstein-Schule, im Berufsbildungswerk Stuttgart und in der beruflichen Reha.

Wie sieht Ihr Traumjob aus? Wir finden es raus!
Diese E-Mail-Adresse ist vor Spambots geschützt! Zur Anzeige muss JavaScript eingeschaltet sein!
Tel.: (0711) 65 64-128
www.bbw-stuttgart.de
www.tilly-lahnstein-schule.de
www.nikolauspflege.de/berufliche-reha-fuer-erwachsene

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F. H. Papenmeier GmbH & Co. KG

Hotline Service - Unser WIR für Ihren Hilfsmittel NOTFALL.

Kostenfreie Hotline: +49 2304 205 250

Kontakt:
F.H. Papenmeier GmbH & Co. KG
Talweg 2
58239 Schwerte
Telefon: +49 2304 205 0
Fax: +49 2304 205 205

E-Mail: Diese E-Mail-Adresse ist vor Spambots geschützt! Zur Anzeige muss JavaScript eingeschaltet sein!
Web: www.papenmeier-rehatechnik.de

Bildbeschreibung: Unser WIR für Ihren Hilfsmittel NOTFALL: Eine Gruppe von drei RehaTechnik Mitarbeiter - zwei Männer und eine Frau - schauen freundlich in die Kamera.

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Pedalpower mobility solutions

Tandem Bikes
  • Deep, mit oder ohne e-Motor - teilbar!
  • Butterfly, Falttandem - faltbar!
  • Double Speed Sprint, Renntandem
  • Cross Country, Reiseradtandem - teilbar!
  • Berlin Steel, 26 Zoll oder 28 Zoll - teilbar!
  • Kolibri, Eltern/Kind Tandem

10% Rabatt für DVBS-Mitglieder und deren Angehörige.

www.pedalpower.de

Bildbeschreibung: Fotos der sechs Tandems, "Deep" (schwarzer Lack) und "Butterfly" (rot lackiert) auch geteilt bzw. zusammengeklappt. QR-Code.

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RTB

Gezielte Steuerung der Signale - Per App sicher unterwegs
  • Immer sicher unterwegs
  • Ohne Anwohnerkonflikte
  • Kostenfreie Smartphone-App
  • LOC id kompatibel

LZA - Detektion - Parken - E-Mobilität

RTB
www.rtb-bl.de
Tel.: 49 5252 9706-0

Bild: Bunte Grafik eines bärtigen Mannes mit dunkler Brille und weißem Langstock, der an einer belebten Straße steht. In der Hand ein Smartphone, das Signale aussendet, im Hintergrund eine Großstadt.

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Vanda Pharmaceuticals

Non-24. Eine zyklische Schlaf-Wach-Rhythmusstörung bei völlig blinden Menschen

Sind Sie völlig blind? Fühlen Sie sich oft nicht fit und unkonzentriert? Schlafen Sie nachts schlecht und sind tagsüber sehr müde? Die mögliche Ursache: Ihre innere Uhr. Jeder Mensch besitzt eine innere Uhr. Der wichtigste Taktgeber ist das Tageslicht. Es setzt die innere Uhr immer wieder auf exakt 24 Stunden zurück. Völlig blinde Menschen fehlt die Lichtwahrnehmung, deshalb kann es dazu kommen, dass der Körper nicht mehr zwischen Tag und Nacht unterscheiden kann. Diese Menschen leiden an der Nicht-24-Stunden-Schlaf-Wach-Rhythmusstörung, kurz Non-24.

Wie äußert sich Non-24? Betroffenen fällt es phasenweise sehr schwer, sich tagsüber wachzuhalten und zu konzentrieren. Nachts hingegen signalisiert der Körper oftmals kein Schlafbedürfnis.

Rufen Sie das Team des Non-24 Service an. Die erfahrenen Mitarbeiter finden den richtigen ärztlichen Ansprechpartner in Ihrer Nähe und beantworten Ihre individuellen Fragen. Sie sind rund um die Uhr erreichbar unter der kostenfreien Telefonnummer 0800 24 321 08 oder per E-Mail Diese E-Mail-Adresse ist vor Spambots geschützt! Zur Anzeige muss JavaScript eingeschaltet sein!

Werden Sie aktiv: Ein Termin bei einem Arzt ist der nächste Schritt oder informieren Sie sich in unseren Tele-Vorträgen. Die Termine finden Sie unter dem Punkt Informationen auf non-24.de

Dies ist ein Service der Firma Vanda Pharmaceuticals Germany GmbH (QR Code)

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