Fachgruppe „Erziehung und Wissenschaft“

Die Fachgruppe Erziehung und Wissenschaft zählt zu den größten Untergliederungen im DVBS. Mit ihren knapp 300 Mitgliedern wendet sie sich an Lehrerinnen und Lehrer aller Schultypen und –stufen, an Referendarinnen und Referendare im Schuldienst, an Lehramtsstudierende und Studierende sowie an Wissenschaftlerinnen und Wissenschaftler des Fachbereiches Pädagogik, an Vereinsmitglieder, die in anderen pädagogischen oder verwandten Bereichen arbeiten sowie an sehgeschädigte Schülerinnen und Schüler sowie deren Eltern. Seit ihrer Gründung im Jahre 1972 unter dem Namen Fachgruppe „Philologie und Lehrberufe“ liegt der Arbeitsschwerpunkt im schulischen Bereich.

Eine der wichtigsten Aufgaben, der sich die Fachgruppe von Anfang an verpflichtet sah, war die Beschäftigung sehgeschädigter Pädagoginnen und Pädagogen im Regelschulbereich. Traditionsgemäß waren es insbesondere die Sonderschulen für Blinde, die als ein Arbeitsfeld für blinde und sehbehinderte Pädagogen angesehen wurden, weil sie als Betroffene die Möglichkeiten und Grenzen blinder und sehbehinderter Menschen kennen und damit auch adäquat vermitteln können.

Traditionelle Schwerpunkte der Fachgruppenarbeit

In den 70er und frühen 80er Jahren brachte der allgemein in Europa aufkeimende Integrationsgedanke es mit sich, dass auch sehgeschädigte Lehrkräfte verstärkt einen Einsatz in den allgemeinen Schulen anstrebten. Diesen Bemühungen stand von Seiten der Kultusbürokratie zunächst eine massive Ablehnungshaltung gegenüber. Selbst Lehrerinnen und Lehrer, die aufgrund von Unfällen oder Krankheiten im Schuldienst erblindeten oder eine beträchtliche Seheinschränkung erlitten, wurden häufig mit mehr oder weniger sanftem Druck in die Frühpensionierung gezwungen.

In einem solchen Klima, und zu einer Zeit, wo Assistenzfragen noch weitgehend ungeklärt und die heute selbstverständlichen technischen Arbeitshilfen nicht verfügbar waren, zählte der intensive Erfahrungsaustausch der Fachgruppenmitglieder, die Lobbyarbeit der Fachgruppenleitung in Zusammenarbeit mit den Gremien der Selbsthilfeverbände und die zielgerichtete Zusammenarbeit mit einigen wenigen aufgeschlossenen Schulbehörden zu den hervorstechenden Merkmalen der Fachgruppenarbeit.

Stetige Überzeugungsarbeit, das hervorragende Beispiel einiger höchst engagierter Kolleginnen und Kollegen, die die Hürden der Skepsis und Ablehnung seitens der Schulbürokratie überwunden hatten und die Kraft und Ausdauer, die zahlreiche Fachgruppenmitglieder – trotz häufiger Misserfolge bei Bewerbungen – aus der Solidarität der Fachgruppe bezogen, führten zu immer mehr Einstellungen blinder und sehbehinderter Lehrkräfte in den Regelschuldienst der Bundesrepublik.

Sehgeschädigte Kinder und deren Eltern

Seit einigen Jahren bietet der DVBS auch sehgeschädigten Kindern, die das 16. Lebensjahr noch nicht erreicht haben, über ihre Eltern eine Mitgliedschaft an. Gemeinsames Ziel von Eltern und Lehrkräften der Fachgruppe ist es, blinden und sehbehinderten Kindern sowohl an entsprechenden Förderschulen als auch in der Inklusion an Regelschulen die bestmöglichen Bildungschancen zu garantieren. Dazu ist viel gemeinsame Lobbyarbeit notwendig.

Seminare und Fortbildungen

Durch all die Jahre der Fachgruppenarbeit ziehen sich – wie der sprichwörtliche rote Faden – vier Schwerpunktthemen, die bei Seminaren und Fortbildungsveranstaltungen immer wieder thematisiert und vertieft werden:

  • Der allgemeine Erfahrungsaustausch
  • Fragen der Arbeitsplatzassistenz
  • Beratung und Information in schulrechtlichen Fragen
  • Fortbildung und Weiterqualifikation

Für die Zukunft ist auch ein verstärkter Austausch von Studierenden und Referendaren vorgesehen.

Neben der inhaltlich-fachlichen Arbeit, gibt es Kooperationen mit anderen pädagogisch orientierten Gremien der Blindenselbsthilfe und Fachverbänden im schulischen Umfeld. So waren Vertreter der Fachgruppe „Erziehung und Wissenschaft“ maßgeblich an der Gründung und der Sacharbeit der Bildungskommission der Europäischen Blindenunion beteiligt, unsere Fachkompetenz ist schon seit Jahren im Ausschuss für Bildungsfragen des Deutschen Blinden- und Sehbehindertenverbandes vertreten, und es herrscht eine fruchtbare Zusammenarbeit mit Arbeitsgruppen des Deutschen Blinden- und Sehbehindertenverbandes (DBSV), des Verbandes für Blinden- und Sehbehindertenpädagogik sowie Elterninitiativen.